Die Landwirtschaftsschule in Brasilien
Primin Spiegel, ein katholischer Pfarrer aus Grossfischlingen (Rheinland- Pfalz), hat 1995 in Capinzal do Norte (Maranhao) im Nordosten von Brasilien eine Familien- Landwirtschaftsschule aufgebaut. Nach neuen Statistiken ist der Bundesstaat Maranhao der ärmste Brasiliens. Zur Zeit leben und lernen mehr als 130 Schülerinnen und Schüler in der Landwirtschaftsschule. Ziele der Landwirtschaftsschule sind es, der zunehmenden Landflucht entgegenzuwirken, eine integrale Ausbildung zu ermöglichen, Agrartechniken zu erlernen, die die traditionellen Erfahrungen und Praktiken erweitern und umweltschonend sind sowie die einseitige Ernährung zu erweitern. Die Schüler sollen sich für ein Leben auf dem Land entscheiden und gewonnene Erkenntnisse in Ihre Gemeinden und Familien tragen.Die Schüler werden nach dem System der Alternanz ausgebildet, d.h. sie verbringen zwei Wochen in der Schule und zwei Wochen in ihren Gemeinden. Während des Aufenthaltes in den Gemeinden wenden die Schüler das Erlernte an und stellen es allen Interessierten zur Verfügung. Landwirtschaftstechniker der Schule besuchen die Schüler während dieser Zeit und begleiten die Arbeiten. Neben den klassischen Fächern wie Mathematik, Portugiesisch, Erdkunde, Sozialkunde, Religion, Englisch, Geschichte, Musik usw. wird schwerpunktmäßig im landwirtschaftlichen Bereich unterrichtet. Nachmittags wird das theoretischeWissen auf dem Feld angewendet und erprobt.
Neben 6 Lehrerinnen und Lehrer arbeiten außerdem 5 weitere Mitarbeiter (Köchin, Hausmeister, Verantwortlicher der Bibliothek und Mitarbeiter in der Landwirtschaft) in der Schule. Die monatlichen Ausgaben betragen ca. 4.500 Euro (55.000 Euro im Jahr). Ca 35.000 Euro kommen als Spenden aus Deutschland. Nur ein geringer Teil wird bisher durch staatliche Zuschüsse finanziert.
Mit dem Anbau und er Vermarktung von Acerola sollte die Schule nach ein paar Anfangsjahren auf eigenen Füssen stehen. 1999 konnten jedoch nur ca. 1500 Euro Acerola als Konzentrat (pulpa) verkauft werden. Mehrere Tonnen fanden keine Käufer, weil zwei lokale Käufer in wirtschaftliche Schwierigkeiten kamen und die entsprechenden Mengen nicht abnehmen konnten. Ein weiteres Problem stellt der Transport des sehr stark wasserhaltigen Konzentrats, das nur in tiefgekühltem Zustand haltbar ist, dar.
Die Acerola kann bei entsprechenden Absatzmöglichkeiten 6 mal im Jahr geerntet werden. Erntemengen sind dabei stark vom Wasserangebot abhängig. Nach Aussagen von Pfarrer Spiegel wurden 2002 ca. 20t Acerola geerntet. Bei entsprechender intensiver Bewässerung könne die Ernte jedoch verdoppelt werden.