Datenschutz
Was hat der Datenschutz mit der Erziehung von Kindern zu tun?
Messer, Schere, Gabel, Licht ... Ja, Sicherheit und Risikovermeidung waren schon immer Teil der Erziehung. Aber anders als der alte Kinderreim es vorsieht, wissen Eltern heute, dass sie weder die Schere noch das Internet dauerhaft von ihren Kindern fernhalten können. Eltern schützen ihre Kinder am besten vor Online-Risiken, wenn sie ihnen einen vorsichtigen, kritischen und selbstbestimmten Umgang mit privaten Daten im Internet vorleben und nahebringen.
Eltern haben die Fürsorge- und Erziehungsverantwortung für ihre Kinder und sind insofern auch verantwortlich, die Daten ihrer Kinder zu schützen. Die Datenschutz-Grundverordnung bezieht Eltern deshalb auch in die Einwilligung der Datenverarbeitung bei unter 16-Jährigen ein. Hier sind Eltern aktiv gefordert, zu begleiten, wo Daten ihrer Kinder gesammelt und verarbeitet werden (siehe: Welche Verfahren für die Einwilligung von Eltern für ihre Kinder wird es geben?).
Der Datenschutz ist ein gemeinsames Ordnungssystem von europäischen Bürgern, Aufsichtsbehörden und den Internetanbietern. Wie die Straßenverkehrsordnung sorgt aber auch die DSGVO nur dann für Ordnung, wenn alle Beteiligten die Regeln kennen und ihr Recht einfordern, wenn andere ihre Pflichten vernachlässigen. Und ebenso wie das Verhalten auf der Straße eine Erziehungsaufgabe in Familien, Schulen und Kitas ist, sollten auch Kinder schon früh dafür sensibilisiert werden, dass sie ihre Daten im Internet anderen überlassen – und was sie selbst tun können, um ihre Daten zu schützen. Kinder können mit dem Datenschutz besser umgehen, wenn sie verstehen, dass er eine Vereinbarung aller am Internet beteiligten Menschen ist: von denen, die Internetseiten, Online-Games und Apps anbieten, und denen, die diese Angebote nutzen. Wie bei der Hausordnung einer Schule gibt es auch beim Datenschutz Regeln, Pflichten und Rechte, die für alle gelten. Für den Einzelnen kann aber der Datenschutz nur gewährleistet werden, wenn sie oder er die eigenen Rechte und die Pflichten der Internetunternehmen kennt und sie im Zweifelsfall auch einfordert.
Wie kann ich Kinder hinsichtlich des Datenschutzes unterstützen?
Datenschutz ist ein Thema, das sich Eltern mit ihren Kindern gemeinsam erarbeiten sollten. Das Ziel ist, gemeinsam eine Sensibilität für das Hinterlassen eigener Daten im Netz zu entwickeln, eine kritische Einschätzung der Datenverwertungsstrategien zu erlernen und gegenseitiges Vertrauen in elterliches Erziehungs- und kindliches Medienhandeln aufzubauen.
Kinder beobachten genau, was die Erwachsenen tun – und machen es nach. Eltern sollten sich ihrer Vorbildfunktion für Kinder immer bewusst sein. Datenschutz muss keine Erwachsenenangelegenheit sein. Beziehen Sie Ihr Kind ein, wenn Sie sich selbst über Datenschutzerklärungen informieren oder Ihre persönlichen Daten im Internet eingeben:
- Füllen Sie Registrierungsverfahren bei Online-Portalen mit Ihrem Kind gemeinsam aus. Überlegen Sie zusammen, welche Daten der Anbieter von Ihnen und Ihrem Kind wirklich benötigt.
- Sehen Sie sich gemeinsam mit den Kindern die Datenschutzerklärungen von Internetseiten an. Sind sie verständlich geschrieben? Sagt der Anbieter wirklich, weshalb bestimmte persönliche Daten benötigt werden und was damit geschieht? Wird deutlich erklärt, dass die Daten nicht an Dritte weitergegeben werden?
- Sprechen Sie mit Kindern darüber, warum sie Spam-Nachrichten erhalten und warum sich ihr Online-Einkauf plötzlich in den Werbeanzeigen widerspiegelt („Warum ist hier überall Staubsaugerwerbung, Mama?“).
- Zeigen Sie Kindern, dass wir im Internet immer Spuren hinterlassen. Schauen Sie sich mit Kindern gemeinsam den Verlauf (Cache) des Webbrowsers an. Solche Protokolle haben auch die Anbieter von Internetangeboten. Dort können sie sehen, wer ihre Angebote wie lange genutzt hat, welche IP-Adresse unser Computer oder Smartphone hat, auf welchen Seiten wir vorher gesurft haben, etc. Mindestens die IP-Adresse unseres Gerätes hinterlassen wir immer, wenn wir im Internet unterwegs sind. Und wenn wir regelmäßig „Jim Knopf“-Videos auf YouTube schauen, dann weiß das YouTube. Das ist daran erkennbar, dass YouTube danach immer mehr Vorschläge für „Jim Knopf“-Videos anbietet.
- Kinder und Erwachsene haben oft unterschiedliche Internetvorlieben. Lassen Sie sich von Kindern zeigen, was sie am liebsten im Internet machen. Dann können Sie sich gemeinsam ansehen, welche personenbezogenen Daten bei diesen Angeboten preisgegeben werden müssen.
- Manchmal gibt es kindgerechte Konkurrenzangebote, die einen besseren Jugendschutz und Datenschutz bieten, z. B. Maily, Tocomail, Monster Messenger und VTech Kid Connect statt WhatsApp, diese werden hinsichtlich der elterlichen Einbindung für gut bewertet. Auch Knipsclub statt Instagram, Kidsville statt facebook, Blinde Kuh, FragFinn, Helles Köpfchen statt die Google-Suchmaschine sind für Kinder im Grundschulalter gute Alternativen. Gute Internetseiten und Apps für Kinder
- Als elterliches Vorbild datenschutzkonforme Messenger-Dienste statt WhatsApp zu nutzen wäre eine gute Möglichkeit, ihren Kindern zu zeigen, dass es auch ihnen wichtig ist, ihre Daten und die Daten anderer Personen zu schützen. Hier wären Wire, Threema, Chiffry, oder Hoccer datenschutzgerechte Dienste, die mittlerweile auch von deutschen Datenschützern empfohlen werden. Allerdings sind auch diese Dienste, nach deren Nutzungsbedingungen (wie auch bei WhatsApp), nicht für Jugendliche unter 16 Jahren, oder sogar älter zugelassen.
- Recherchieren Sie mit Kindern gemeinsam schwierige Begriffe, die mit dem Datenschutz zu tun haben. Was sind Cookies und IP-Adressen? Wie funktioniert Behavioral Marketing (nutzungsbasierte Werbung)?