Zu den Kapiteln
Schlagworte
Benedikt Beckenkamp hat nicht nur bedeutende Persönlichkeiten der Goethe-Zeit im Rheinland portraitiert, sondern auch Altarbilder mit religiösen Themen, Landschaftsbilder und Kopien nach Gemälden altdeutscher Meister geschaffen. In seiner langen Lebenszeit hat er verschiedene Stilrichtungen vom ausgehenden Rokoko bis zum Biedermeier durchlaufen. Zahlreiche Gemälde sind in den rheinischen Museen in Koblenz, Bonn und Köln, aber auch in Kirchen und in Privatbesitz erhalten.
Johann Benedikt Beckenkamp wurde am 6.2.1747 in Ehrenbreitstein (heute Stadt Koblenz) als Sohn des Weinbrenners und Malers Lorenz Beckenkamp (1704-1762), welcher ab 1747 Hofmaler am Kurtrierer Hof in Ehrenbreitstein war, geboren. Sein Bruder war Johann Franz Bernhard Beckenkamp (1741-1769), der ebenfalls als Maler hervortrat. Benedikt Beckenkamp war zunächst Schüler seines Vaters, anschließend lernte er wohl auch bei Januarius Zick, der seit 1762 in Ehrenbreitstein lebte und intensive Kontakte in den oberschwäbischen Raum pflegte. Die stilistischen Übereinstimmungen mit Zicks Werken sind besonders auf den frühen Gemälden Beckenkamps mit religiösen Themen erkennbar, beispielsweise auf dem Hochaltargemälde der kleinen Kirche St. Martin in Urmitz/Rhein (Entstehungszeit 1776-1780), aber auch auf den 1826 in Köln entstandenen beiden kleinen Täfelchen mit „Maria und Engel der Verkündigung" (Kölnisches Stadtmuseum, Sammlung Kasimir Hagen).
Ein Beleg für eine weitere Lehrzeit bei dem Frankfurter Landschaftsmaler Christian Georg Schütz der Ältere (1718-1791) ist ein Portrait dieses Malers, das Beckenkamp wohl in den 1770er Jahren gemalt hat (Alte Nationalgalerie Berlin). Die Vorzeichnung für die von Heinrich Hugo Cöntgen aus Mainz (1727-1792) in Kupfer gestochene „Rhein-Gegend bei Koblenz und der Vestung Ehrenbreitstein" zeigt deutlich den Einfluss der idyllischen Landschaftsmalerei von Christian Georg Schütz dem Älteren. Dies gilt auch für eine ebenfalls graphisch umgesetzte und von Franz Cöntgen (geboren 1757) gestochene Vedute „Rhein-Gegend bei der Stadt Kölln", die in ihrer idyllischen und damit noch vorromantischen Stimmung das 1798 publizierte Köln-Blatt der beiden Schütz dem Älteren nahe stehenden Wiener Künstler Laurenz Janscha (1749-1812) und Johann Ziegler (1750-1812) aus der Serie „Collection de cinquante vues du Rhin … depuis Spire à Cologne" aufgreift.
In den Jahren 1784/1785 lebte Beckenkamp in Bonn und pflegte Kontakt zur Familie Ludwig van Beethovens. Seit 1786 ist Benedikt Beckenkamp in Köln nachweisbar. Hier hat er im selben Jahr seine zweite Frau Anna Maria Zipperling (1751-1831) aus Bruchsal geheiratet, die Aufnahme in die Malerzunft erhalten und das Kölner Bürgerrecht erworben. Er wohnte mit seiner Frau und den ursprünglich sieben Kindern, von denen nur zwei das Erwachsenenalter erreichten, am Waidmarkt an der Severinstraße. Von seinem Wohnviertel hat er eine 1795 datierte Serie mit vier Aquarellen gemalt, von denen noch ein Original in der Graphischen Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums erhalten ist. Diese an den Frankfurter Stadtbildern von Christian Georg Schütz dem Älteren orientierten Blätter gehören mit der seltenen Wiedergabe eines Straßenzuges zu den wenigen topographischen Ansichten kurz vor der Säkularisation, die das Kölner Stadtbild grundlegend veränderte.
Über die Portraitmalerei ist Beckenkamp nach Köln gekommen. Schon 1786 entstand das große Repräsentationsportrait des Kölner Kurfürsten Maximilian Franz (Sakristei des Kölner Doms). Möglichweise wurde ihm dieser große Auftrag durch den Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus vermittelt, der sich ebenfalls 1790/1792 von Beckenkamp zu Pferde vor dem Frankfurter Römer (Residenz München) portraitieren ließ. Die Mode bürgerlicher Portraits fürstlicher Familien führte um 1780 zu einem nicht-repräsentativen Reiterportrait der Schwester des Kurfürsten Maria Kunigunde (Schloss Bürresheim) und zu einem Konversationsstück des Kurfürsten mit seinen beiden Schwestern in den privaten Gemächern (Landesmuseum Mainz). Der Kontakt des Malers mit seiner Koblenzer Heimat riss auch in Köln nicht ab, wie beispielsweise an der 1787 vorgenommenen Verzierung des von Peter Joseph Krahe (1758-1840) erbauten Koblenzer Schauspielhauses oder Bildnis des Kunstsammlers und Schriftstellers Gregor Joseph Lang (1755-1834) von 1791 im Koblenzer Mittelrhein-Museum deutlich wird. In Köln kamen seine Auftraggeber vor allem aus der bürgerlichen, der klerikalen und der intellektuellen Schicht der Stadt. Auf diesen Portraits, zu denen auch die Bildnisse der Frau und der Kinder des Malers gehören, ist der Stilwandel von der raffinierten und das Detail liebenden Stofflichkeit des französischen Rokoko über die strengeren, ebenfalls an der französischen Portraitmalerei ausgerichteten klassizistischen Portraits, hin zu den intimen Bildnissen des deutschen Biedermeier gut erkennbar. Trotz der Rezeption der zeitgleichen französischen Malerei blieb bei Beckenkamp eine ihm ganz eigene Ernsthaftigkeit und Eindringlichkeit in seiner psychologisch einfühlsamen Erfassung des Portraitierten konstant, die auch über viele Jahre seinen Erfolg ausmachte. Seine Auftraggeber nahmen eine gewisse Kantigkeit und Herbheit im Stil, wie auch eine unübersehbare Schonungslosigkeit in der Personendarstellung gerne hin.
Die beiden großen Portraits des Kölner Kalligraphen Johann Heinrigs (1781-1861) mit Frau und Söhnen von 1824 (Kölnisches Stadtmuseum), beziehungsweise der sechs Söhne Heinrigs von 1828 (LVR-LandesMuseum Bonn), auf dem das frühere Familienbild als Bild-im-Bild Abfolge und Kreislauf der Generationen zeigt, betonen den Wert der Familie in der Lebenshaltung und in der Kunst des Biedermeier. Durch das Aufgreifen des holländischen Familienbildes kombiniert mit idealisierender Portraitmalerei und Wiedergabe der häuslichen Gemütlichkeit wurde Beckenkamp zum Wegbereiter des rheinischen Familienbildes, das später unter anderem von Simon Meister (1796–1844) weiter entwickelt wurde.
Die Säkularisation mit der Flüchtung und dem Verkauf zahlreicher Kunstwerke eröffnete Beckenkamp ein neues Betätigungsfeld. 1807 malte er für den beschädigt nach Köln zurück gekehrten Dreikönigenschrein 16 Kupfertäfelchen mit typologischen Szenen aus dem Alten Testament und aus der Geschichte der Heiligen Drei Könige (Domschatzkammer). Die bald einsetzende romantische Verklärung der mittelalterlichen Kunst betraf bald nach seiner Überführung 1810 von der Kölner Ratskapelle in den Dom besonders Stefan Lochners „Altar der Stadtpatrone". Mitglieder des seit 1815 im Rheinland regierenden preußischen Königshauses bestellten für die Räumlichkeiten ihrer Berliner Schlösser Kopien, Teilkopien oder Nachbildungen des „Dombildes" bei Beckenkamp. Diese Kopien waren Ausdruck einer romantisch-katholisierenden Frömmigkeitstendenz im protestantischen Königshaus und konnten kulturpolitische Intentionen ebenso beinhalten wie private Erinnerungen an eine Rheinreise. Auftraggeber waren unter anderen König Friedrich Wilhelm III. (Regierungszeit 1797-1840) (Kopie in Schloss Friedrichshof, Kronburg), Kronprinz Friedrich Wilhelm (Regierungszeit als Friedrich Wilhelm IV. 1840-1858) (Schloss Stolzenfels Koblenz) und Prinz Friedrich (1794-1863) (Dreikönigsgymnasium Köln).
Einen Rückgriff auf mittelalterliche Devotionsbilder stellt eine Nachbildung des „Dombildes" dar, das die westfälische Adelsfamilie Heereman von Zuydtwick wohl 1826 bei Beckenkamp bestellte. Während der Mittelteil eine (freie) Kopie der „Anbetung der Heiligen Drei Könige" auf dem „Dombild" ist, wurden die Flügel mit den Kölner Stadtpatronen durch eine sehr freie Kopie nach den Stifterflügeln von Joos van der Bekes (1485–1540) „Kleinem Marientod" in der Sammlung Wallraf ersetzt. Das große Gemälde befindet sich heute öffentlich zugänglich in der Vorhalle des Kölner Rathauses. Eine Kopie von Joos van der Bekes „Beweinung Christi" ersetzt seit 1816 das verkaufte Original in St. Maria Lyskirchen in Köln. Am 1.4.1828 ist Beckenkamp in Köln gestorben. Dort erinnert heute eine nach ihm benannte Straße an den Maler.
Literatur
De Noël, Matthias Joseph, Nekrolog von Caspar Benedikt Beckenkamp (1747-1828). Zur Kölnischen Malergeschichte, in: Beiblatt zur Kölnischen Zeitung Nr. 7, 1828, Sp. 3-5.
Mittelrhein-Museum Koblenz (Hg.), Caspar Benedikt Beckenkamp: 1747-1828; ein rheinischer Maler zwischen
Moses, Elisabeth, Caspar Benedikt Beckenkamp, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 2 (1925), S. 44-77.
Mosler, Bettina, Benedikt Beckenkamp (1747-1828). Ein rheinischer Maler, Köln 2003.
Online
Digitalisierte (Teil)-Vorlagen von Werken Beckenkamps(Beethoven Haus Bonn, Digitales Archiv). [Online]
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Mosler, Bettina, Benedikt Beckenkamp, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/benedikt-beckenkamp-/DE-2086/lido/57c57698abc095.47296864 (abgerufen am 19.08.2024)