Zu den Kapiteln
Johann von Isenburg regierte das Erzbistum und das Erzstift Trier nur acht Jahre, neun Monate und 29 Tage lang. Obwohl von kriegerischen Zerstörungen überschattet, beeindruckt seine Regierungszeit durch die große Tatkraft, mit der er seine Aufgaben im geistlichen wie im weltlichen Bereich in Angriff nahm.
Johann von Isenburg wurde 1507/1508 als Sohn des Grafen Gerlach III. von Isenburg-Grenzau (gestorben um 1530) und der Gräfin Anastasia von Moers und Saarwerden (gestorben vor 1557) geboren. Er stammt aus einer bei Neuwied ansässigen Familie, die neben vielen Domherren mit Diether von Isenburg (Episkopat 1475-1482) auch einen Mainzer und mit Salentin von Isenburg – Johanns Neffe – einen Kölner Erzbischof gestellt hat.
Johann wurde 1515 Domizellar und 1532 Domherr in Trier. Ab 1534 bekleidete er das Amt eines Archidiakons von St. Agatha in Longuyon. Zudem war er Scholaster am Kölner und Thesaurar am Straßburger Domkapitel. Ab 1541 amtierte er als Koadjutor des Abtes Johann von Zell (Amtszeit 1525-1548) in dem vor Trier gelegenen Kloster St. Maximin. Als Erzbischof wurde er dessen Kommandatar-Nachfolger und konnte in dieser Funktion viel dazu beitragen, die mächtige und finanzstarke, nach Reichsunmittelbarkeit strebende Abtei in seinen Flächenverbandsstaat zu integrieren. Am 20.4.1547 wurde er zum Erzbischof von Trier gewählt, ließ sich aber aus Gründen der Dynastieerhaltung nicht weihen.
Johanns Hauptbeschäftigungsfeld war die Kirchenpolitik. Bereits 1540 nahm er an dem Wormser Religionskolloquium und 1543 in Vertretung seines Vorgängers am Konzil von Trient teil. 1546 vertrat er das Kölner Domkapitel in dessen Auseinandersetzung mit den Reformationsplänen des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied beim Kaiser. Zu der nach Bologna verlegten Sitzung des Konzils von Trient entsandte Johann wie sein Vorgänger den bekannten Trierer Theologieprofessor Ambrosius Pelargus (um 1493/1494-1561). Die kaiserlichen Reformvorschläge des Augsburger Reichstags von 1548, die formula reformationis, unter anderem ein Mandat gegen Konkubinate, setzte er in seinem Einflussbereich umgehend um. 1548 berief er eine Diözesansynode in der Trierer Liebfrauenkirche sowie 1549 das erste Provinzialkonzil seit 1423 ein. Die kirchliche Lehre und Verkündigung sollten grundlegend erneuert werden. Fragen der Disziplin genossen einen hohen Stellenwert, ein neuer Katechismus, Breviere und Messbücher wurden gedruckt. Zahlreiche Einzeldekrete befassten sich mit dem Kampf gegen die Trunksucht, Verstöße gegen den Zölibat, der Ausbildung der Kleriker und der klösterlichen Disziplin, dem Chordienst in den Stiftskirchen und der Klausur in den Frauenklöstern. Erhebliche Rückschläge bedeuteten die Abtretung der drei Trierer Suffraganbistümer Metz, Toul und Verdun 1552 an Frankreich, ein Schritt, der das Erzbistum erheblich schwächte und auch das Erzstift militärisch gefährdete.
In der Territorialpolitik konnte Johann die alten Grenzstreitigkeiten und offenen Verkehrsfragen zwischen seinem Kurfürstentum und dem Herzogtum Luxemburg klären. 1552 besetzte Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg (1522-1557) Trier, seine Truppen verwüsteten die vor der Stadt gelegenen Klöster und Stifte in unbeschreiblicher Weise. Die Auseinandersetzungen gingen als „Rübenkrieg“ in die Geschichte ein, da die Soldaten besonders gerne die Felder mit den reifen Rüben verwüstet haben sollen. Das Wort „Rübenkrieg“ beschönigt aber die Ereignisse: Der Trierer Stadtrat übergab bereitwillig und kampflos die Stadtschlüssel, was die Beziehungen zum Kurfürsten nachhaltig beeinträchtigen sollte. Der gesamte Klerus war geflohen, da er Ausschreitungen befürchtete. Die Soldaten brannten die vor der Stadt gelegenen Klöster St. Maximin, St. Paulin und St. Maria ad Martyres nieder, wobei sie mit Vorliebe die Glocken von den Türmen warfen. Es sollte Jahre dauern, bis die kostenaufwendigen Geläute wieder ersetzt werden konnten; bis dahin herrschte im Trierer Land eine gespenstische Stille. Weiter brannten sie die Häuser der Kanoniker nieder. Die befestigte Residenzstadt Pfalzel (heute Stadt Trier) wurde erobert und niedergebrannt, ebenso die vor Trier gelegene Abtei St. Matthias. Hier warf man zwölf Glocken von den Türmen und schleppte sie weg, warf die Altäre und die Heiligenbilder um und zerschlug die Fenster und Türen. Die Eisenbeschläge verkaufte man an Trierer Bürger. Die ebenfalls vor der Stadt gelegene Abtei St. Martin wurde angeblich nach einem Weingeschenk verschont, ebenso die Stadt. Der Verfasser der Trierer Bistumschronik wunderte sich, dass die Bleidächer des Domes und von St. Simeon unversehrt blieben, offensichtlich wollte man die Bürger nicht durch Brandstiftung gefährden. Schließlich eroberten und zerstörten die Soldaten noch die kurfürstliche Residenz in Saarburg sowie die Ortschaften Grevenmacher und Echternach.
Johann von Isenburg erlitt 1553 einen Schlaganfall und verlor das Sprachvermögen; das Domkapitel bestimmte Johann von der Leyen zu seinem Koadjutor. Am 18.2.1556 starb Johann im Alter von nur 48 Jahren in Montabaur. Sein Grab fand er womöglich wegen der Auseinandersetzungen mit der Stadt Trier in der Stiftskirche St. Florin in Koblenz, wo bereits Erzbischof Jakob von Baden seine Grabstätte gefunden hatte. Das von Johanns Nachfolger errichtete Monument wurde 1808 bei der Profanierung der Kirche zerstört; nur Fragmente sind erhalten.
Quellen
Zenz, Emil (Hg.), Die Taten der Trierer - Gesta Treverorum, Band 6, Trier 1962, S. 61-66.
Literatur
Persch, Martin, Johann von Isenburg, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon 3 (1992), Sp. 157-159.
Seibrich, Wolfgang, Johann von Isenburg, in: Gatz, Erwin, Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448-1648. Ein biographisches Lexikon, Berlin 1996, S. 325-327.
Schmid, Wolfgang, Die Erzbischöfe im 16. Jahrhundert, in: Schneider, Bernhard (Hg.), Kirchenreform und Konfessionsstaat. 1500-1801 (Geschichte des Bistums Trier Band 3), Trier 2010, S. 55-76, hier S. 64-66.
Schneider, Bernhard, Kirchenreform und Konfessionsstaat. 1500-1801 (Geschichte des Bistums Trier Band 3), Trier 2010, S. 55-76.
Online
Endrulat, Bernhard, Johann V. (Erzbischof von Trier), in: Allgemeinde Deutsche Biographie 14 (1881), S. 424-426. [Online]
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Schmid, Wolfgang, Johann V. von Isenburg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johann-v.-von-isenburg/DE-2086/lido/57c92df7107e15.11288970 (abgerufen am 19.08.2024)