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Kurt Brumme war einer der Pioniere der deutschen Sportberichterstattung nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Rundfunkkommentator begleitete er mehr als 6.000 Sportübertragungen und blieb als Moderator der von ihm entwickelten Rundfunksendung „Sport und Musik“ generationenübergreifend als die „Stimme der Bundesliga“ in Erinnerung.
Kurt Brumme wurde am 4.2.1923 als Sohn des Kaufmanns Kurt Brumme in Köln geboren. Seit den 1930er Jahren leitete der Vater das Schuhgeschäft „Roland“ in Aachen. Sein Sohn begann nach dem Besuch der Volks- und Mittelschule eine Banklehre. Ehe er 1941 zur Wehrmacht eingezogen wurde, absolvierte er im Jahr 1940 ein erstes journalistisches Praktikum beim „Politischen Tageblatt“ in Aachen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hätte er seine Ausbildung bei der Dresdner Bank wiederaufnehmen oder in das väterliche Unternehmen einsteigen können. Er entschied sich jedoch für den Beruf des Journalisten.
1945 wurde Brumme zunächst freier Mitarbeiter bei den „Aachener Nachrichten“ und übernahm hier 1946 die Funktion des Sportredakteurs. Parallel absolvierte er zwischen 1945 und 1949 eine vierjährige Ausbildung an der Journalistenschule in Aachen. Im April 1947 wechselte er zum Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) und erhielt bereits am 8.8.1948 die Gelegenheit, das erste Nachkriegsfinale um die Deutsche Fußballmeisterschaft zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem 1. FC Kaiserslautern (2:1) aus dem Müngersdorfer Stadion in Köln zu kommentieren. Mit seiner unverwechselbar tiefen Stimme gehörte er bereits zu Beginn der 1950er Jahre zu den prägnanten Persönlichkeiten des bundesdeutschen Rundfunks. Seit 1953 firmierte er beim NWDR als „Erster Sportreporter“.
Auch bei internationalen sportlichen Großereignissen galt Brumme als unverzichtbare Größe, wobei er sich neben dem Fußball auch auf den Box- und Radsport zu spezialisieren begann. Seine Popularität gründete auf der Fähigkeit, journalistische Professionalität mit der ihm eigenen Faszination für den Sport zu verbinden. Einer seiner Leitsätze lautete: „Das souveräne Recht zu schreien haben nur das Publikum und der Hörer. Als Reporter soll man ruhig und sachlich schildern.“ Mit seinen ebenso souveränen wie spannungsreichen und mit rheinischem Sprachwitz angereicherten Reportagen vermittelte er seinen Zuhörern das Gefühl, unmittelbar an den Geschehnissen teilzunehmen. Über den Stil seiner Berichterstattung äußerte er selbst, dass er „mit Worten Bilder malen“ und den „Hörer mit den Ohren sehen“ lassen wolle.
Insgesamt berichtete Brumme zwischen 1952 und 1974 von jeweils sechs Fußball-Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Am 22.11.1950 kommentierte er die Übertragung des ersten Fußball-Länderspiels der bundesdeutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz (1:0). Bei der Weltmeisterschaft des Jahres 1954 bildete er mit Gerd Krämer (1920-2010), Rudi Michel (1921-2008) und Herbert Zimmermann das Reporterteam der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Über die Aufteilung der Spiele ließen sie das Los entscheiden. Brumme fiel dabei das Eröffnungsspiel der deutschen Elf gegen die Türkei (4:1) am 17. Juni und die Übertragung des Halbfinales am 30. Juni zu, in dem die Bundesrepublik gegen Österreich mit 6:1 gewann.
16 Jahre später kommentierte Brumme bei der Weltmeisterschaft 1970 in Mexiko das als „Jahrhundertspiel“ in die Fußballannalen eingegangene 3:4 der bundesdeutschen Elf im Halbfinale gegen Italien. Es wurde zugleich ein Meilenstein seiner journalistischen Laufbahn. Bezugnehmend auf die Theatralik der italienischen Spieler nach vermeintlichen Fouls der Deutschen beschwerte sich Brumme über den Äther: „Mein Gott, ist das ein Fußballspiel hier. Das ist ja entsetzlich, das ist ja widerlich. Burgnich ist soeben verstorben, sehe ich. Nein, da kommt er wieder.“ Zu seinen bekanntesten Einsätzen zählten darüber hinaus die Endspiele um die Weltmeisterschaft 1962 in Chile zwischen Brasilien und der Tschechoslowakei (3:1) sowie um den Europapokal der Pokalsieger zwischen Borussia Dortmund und dem FC Liverpool (2:1) am 5.5.1966. Auch beim legendären Finale um den DFB-Pokal zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln (2:1) am 23.6.1973 saß Brumme am Mikrofon.
Im November 1963 wurde Kurt Brumme zum Abteilungsleiter Sport im Hörfunk des Westdeutschen Rundfunks (WDR) ernannt. Zur gleichen Zeit entwickelte er ein Konzept für die Übertragung der Begegnungen der Fußball-Bundesliga, die zur Saison 1962/1963 ihren Spielbetrieb aufgenommen hatte. Das Ergebnis war die Sendung „Sport und Musik“, die 1963 erstmals ausgestrahlt wurde. Unter dem Motto „Tore, Punkte, Meisterschaft“ führte Brumme bis 1988 als ebenso kompetenter wie unterhaltsamer Moderator durch das erfolgreiche Sendeformat. Den dramaturgischen Höhepunkt bildete die Bundesligaschlusskonferenz, bei der die Reporter im stetigen Wechsel von den verschiedenen Spielorten berichteten.
Zu den festen Ritualen der Sendung gehörten aber auch die Telefongespräche Brummes mit dem Journalisten Toby Charles (geboren 1940) über die Geschehnisse im englischen Fußball. Ihre Originalität bezogen die Dialoge nicht zuletzt aus dem banalen Austausch über die Wetterverhältnisse im Rheinland und auf der britischen Insel. Als der „Spiegel“ im November 1984 aufdeckte, dass der vermeintliche Korrespondent Charles nicht aus London, sondern von einem benachbarten Kölner Studio aus telefonierte, wurde Brumme für die Dauer einer Sendung suspendiert. Als Folge des Skandals mussten die Telefonate mit Charles eingestellt werden. Brumme zeigte wenig Verständnis für die Aufregung über seine Eugenspiegelei. Gegenüber seinen Kritikern auch aus den Reihen des WDR gab er zu Protokoll: „Ich habe nie behauptet, dass Toby in London sitzt. Informativ und lustig war´s auf jeden Fall.“
Brummes Verdienste um den nationalen Sportjournalismus wurden bereits 1958 mit dem Deutschen Fernsehpreis honoriert. Zu seinen weiteren Auszeichnungen zählen der Ehrenbrief der Deutschen Sportpresse sowie die Ehrennadel in Gold mit Brillant des Verbandes Deutscher Sportjournalisten. 1973 erhielt Brumme das Bundesverdienstkreuz und 1981 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Anerkennung zollte ihm auch der Schwergewichtsboxer Muhammad Ali (1942-2016), der ihm ein Paar seiner Boxerhandschuhe mit der Signatur „My dear friend Kurt“ schenkte und ihn als „The Voice of Germany“ bezeichnete.
Brumme war seit 1950 mit der Schauspielerin Hanne Frese (gestorben 1981) verheiratet, die als Sprecherin auch an dem von ihm produzierten und am 5.6.1952 erstmals im NWDR ausgestrahlten Hörspiel „They never come back“ mitwirkte. 1982 heiratete er in zweiter Ehe die Werbeberaterin Gerrit von Kautz. Im Keller seines unweit des Müngersdorfer Stadions gelegenen Hauses in Köln-Lövenich richtete er sich eine mit Erinnerungsstücken seiner Karriere dekorierte Bar ein, die von zahlreichen Sportgrößen frequentiert wurde und über die er zu sagen pflegte: „Das ist der Raum, der zu meinem Leben gehört.“ Brumme galt gemeinhin als eine rheinische Frohnatur. Zwischen 1977 und 1984 fungierte er als Präsident der Karnevalsgesellschaft „Römergarde“ in Köln-Weiden. Freundschaftlich verbunden war er unter anderem dem Stimmungssänger Günter Eilemann (1923-2015), mit dem er in Köln gemeinsam die Schule besucht hatte.
Nach 41 Dienstjahren und über 6.000 Sportübertragungen trat Brumme 1988 in den Ruhestand. Bis 1997 widmete er sich noch der Ausbildung des sportjournalistischen Nachwuchses, ehe er sich in sein Privatleben zurückzog. Dennoch verfolgte er die Entwicklungen des Sports und besonders seiner Zunft bis zuletzt kritisch und mit großem Interesse. Regelmäßig besuchte er auch die Spiele des 1. FC Köln. Kurt Brumme starb am 9.5.2005 in seinem Haus an einem Herzinfarkt. Er wurde auf dem Friedhof in Lövenich beigesetzt.
Werke
Fußball-Weltmeisterschaft 1966. Kurt Brumme schildert Ihnen den erfolgreichen Weg der deutschen National-Elf bis zum Endspiel, Heilbronn 1967.
Aber eins, aber eins, das bleibt bestehn...! Fußballreport, Hamburg 1974.
Literatur
Goch, Stefan/Piorr, Ralf (Hg.), Wo das Fußballherz schlägt. Fußball-Land Nordrhein-Westfalen, Essen 2006. Haunfelder, Bernd, Nordrhein-Westfalen Land und Leute 1946-2006. Ein biographisches Handbuch, Münster 2006, S. 96.
Online
Wie Toby Charles die Radiohörer verschaukelte. Der Felix Krull des WDR (Ausführlicher Bericht auf der Website des Magazins „11 Freunde“). [Online]
Das Jahrhundertspiel: „Ausgerechnet Schnellinger!". [Online]
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Thomann, Björn, Kurt Brumme, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/kurt-brumme-/DE-2086/lido/57c58a1dad6bf7.40061464 (abgerufen am 19.08.2024)