Zu den Kapiteln
Louis-Lazare Hoche war einer der herausragenden Generäle der französischen Revolutionstruppen. Eine besondere Bedeutung für das Rheinland hatte er als Oberkommandierender der Sambre- und Maasarmee (1797). Er förderte die rheinische Freiheitsbewegung und sorgte für die administrative Neuorganisation in dem von den französischen Revolutionstruppen seit 1792/1794 besetzten Land. Sein früher Tod in Wetzlar machten alle Pläne der rheinischen Freiheitsanhänger zunichte. 1798 wurde das linke Rheinufer von Frankreich annektiert.
Louis-Lazare Hoche wurde am 24.6.1768 in Montreuil bei Versailles (heute Quartier Versailles) als Sohn von Louis Hoche und Anne Merlière geboren. Sein Vater hatte als Soldat und Pferdewärter im Jagdstall König Ludwigs XV. (Regierungszeit 1715-1774) gedient. Mit 14 Jahren wurde Hoche Stalljunge in den königlichen Stallungen und kam zwei Jahre später in das Regiment der Gardes françaises (Französische Garden). Der französischen Armee diente er von 1784 bis 1797.
Zu Beginn der Französischen Revolution 1789 war Hoche zum Sergeanten aufgestiegen und wurde 1792 Leutnant bei der Infanterie. Er war begeistert für die neuen Freiheitsideen und widmete sich intensiv dem Studium der Kriegswissenschaften.
Verheiratet war Hoche seit 1794 mit der damals 16-jährigen Anne Adélaïde Dechaux aus Thionville (Diedenhofen). Aus der Ehe ging die Tochter Jenny (1796-1867) hervor.
Während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem revolutionären Frankreich und seinen europäischen Gegnern, allen voran Österreich und Preußen, kämpfte Hoche im Ersten Koalitionskrieg (1792-1797) auf Seiten Frankreichs gegen das europäische Mächtekonzert. Die kriegerischen Ereignisse ermöglichten ihm eine steile militärische Laufbahn, wie sie vor 1789 undenkbar gewesen wäre. Im belagerten Thionville im Moseldepartement an der nordöstlichen Grenze Frankreichs erlebte Hoche 1792 erstmals den Krieg und wurde Hauptmann. Er zeichnete sich in Thionville ebenso aus wie bei den Belagerungen von Namur und Maastricht sowie in der Schlacht von Neerwinden. Im Verlauf des Jahres 1793 wurde er zum Flügeladjutanten seines militärischen Lehrmeisters, des Generals Leveneur (Alexis Paul Michel Tanneguy Le Veneur de Tillières, 1746-1833).
Kritische Äußerungen Hoches über den Zustand der Armee führten im August 1793 zu seiner Verhaftung. Er wurde nach kurzer Zeit freigesprochen und nach Dünkirchen versetzt. Als Generaladjutant wurde er dort erfolgreich mit der Verteidigung gegen die Engländer betraut. Hoche stieg zum Brigadegeneral, dann zum Divisionsgeneral auf und erhielt im Anschluss das Oberkommando über die Moselarmee. Mit der Moselarmee griff er Ende November 1793 die Preußen bei Kaiserslautern an. Hoche stationierte ein Korps an der Saar und marschierte mit 12.000 Mann über die Vogesen, um zusammen mit der Rheinarmee zu operieren. Am 25.12.1793 wurde ihm das Oberkommando über die Mosel- und Rheinarmee übertragen. Nach mehreren erfolgreichen Siegen Hoches mussten die Österreicher und Preußen das Elsaß räumen.
Anschließend erhielt er das Kommando über die Italienarmee. Auf Anordnung des Pariser Wohlfahrtsauschusses wurde Hoche jedoch erneut verhaftet und kam erst durch den Sturz Maximillien Robespierres (1758-1794) im Juli 1794 wieder frei. Ein Jahr später wurde er 1795 vom Konvent gegen die Anhänger der Royalisten in die westlichen Provinzen Frankreichs geschickt. Es gelang ihm, sie durch umsichtiges Handeln zur Niederlegung der Waffen zu bewegen. Erneut wurde Hoche im Dezember 1795 vom Direktorium der Oberbefehl über die Westarmee übertragen. Er ließ alle wichtigen Punkte der Vendée besetzen und stellte durch geschicktes Taktieren die Ruhe wieder her. Dafür erhielt er den Namen „Pacificateur de la Vendée" (Friedensstifter der Vendée). Hoche zog mit 15.000 Mann über die Loire und beruhigte Anjou, Maine, die Bretagne und die Normandie.
Im Dezember 1796 stach er mit 18.000 Mann in Brest gegen Irland in See. Durch einen Sturm wurde sein Schiff vor der irischen Küste von den anderen Schiffen getrennt, so dass Hoche nach Frankreich fliehen musste. In Paris wurde er am 24.1.1797 zum Oberkommandanten der 80.000 Mann starken Sambre- und Maasarmee ernannt und übernahm dadurch für das von den Franzosen seit 1792/1794 besetzte Rheinland eine zentrale Rolle. Am 18.4.1797 eröffnete Hoche mit seinem spektakulären Rheinübergang bei Neuwied seine Entlastungsoffensive gegen den österreichischen Kaiser und wurde dabei unter anderem von Brigadegeneral Michel Ney unterstützt. Hoche errang mehrere Siege über die Österreicher, drang bis Wetzlar vor und erhielt schließlich den Oberbefehl über die Armee an den deutschen Grenzen.
Hoche war im Februar 1797 im Rheinland eingetroffen. Die Versorgungslage der Armee war durch das Durcheinander der bestehenden, wenig effektiven militärischen und zivilen Verwaltungen katastrophal. Hoche wurde vom Pariser Direktorium neben der militärischen auch die zivile Verwaltung in dem Gebiet zwischen Maas und Rhein und Rhein und Mosel übertragen. Mit Wirkung vom 21.3.1797 wurden auf Initiative Hoches die bestehenden französischen Verwaltungseinrichtungen in den eroberten Gebieten aufgelöst. Die alten Landesregierungen und unteren Verwaltungsbehörden sollten ihre Tätigkeit wieder aufnehmen. In Bonn setzte Hoche als oberste zentrale Behörde eine aus fünf französischen Mitgliedern bestehende Commission intermédiaire (Mittelkommission) ein. Sie hatte offiziell nur knapp sieben Monate Bestand und wurde am 5.10.1797 vom Pariser Direktorium abgeschafft, amtierte jedoch noch bis Februar 1798.
Während seiner Zeit im Rheinland stieß Hoche 1797 auf die Bewegung der rheinischen Patrioten. Die rheinische Unabhängigkeitsbewegung hatte sich im Anschluss an die revolutionären Ereignisse gebildet. Seit Anfang April 1797 liefen Überlegungen zur Gründung eines sich an Frankreich orientierenden rheinischen Staates, der Cisrhenanischen Republik. Hoche befürwortete diese Initiative und förderte sie nachhaltig. Das Pariser Direktorium signalisierte seine Zustimmung. Am 5.7.1797 wurde erstmals die Rheinische Republik in Rheinbach ausgerufen. Es folgten entsprechende Proklamationen in Bonn, Koblenz und Köln. An vielen Orten wurden Freiheitsbäume gepflanzt, in Bonn wurde ein Generalkomitee der cisrhenanischen Bewegung gebildet. Der neue Staat überlebte indes nicht lange. Nach dem Staatsstreich vom 4.9.1797 in Paris hatte die Regierung andere Pläne mit dem Rheinland, es sollte Frankreich angegliedert werden.
Hoche als engagierter Befürworter des separaten Staates im Rheinland verstarb am 19.9.1797 im Alter von nur 29 Jahren in seinem Hauptquartier in Wetzlar, vermutlich an einer fortgeschrittenen Lungentuberkulose. Sein Nachfolger verkündete am 27.10.1797 das Ende der Cisrhenanischen Republik.
Hoche wurde zunächst im Fort Marceau auf dem Petersberg in Koblenz-Lützel beigesetzt und ruhte dort bis 1919. In jenem Jahr wurde er nach Weißenthurm am Rhein auf den Frauenberg, wenige Kilometer unterhalb Andernachs, gegenüber von Neuwied überführt. Dort erinnert ein bereits 1797 geplantes Denkmal an den Übergang der französischen Truppen über den Rhein, der vom Frauenberg aus durch Hoche befehligt worden war. Auch in Versailles und Quiberon in Frankreich wurden ihm Denkmäler errichtet. 1797/1798 wurde von Alexandre Rousselin (1773-1847) auf Staatskosten die erste Biographie Hoches verfasst. Sie wurde mehrfach aufgelegt und übersetzt und zeugt von der zeitgenössischen Popularität des berühmten Revolutionsgenerals. Der Name Hoches steht wie der aller großen Generäle Napoleons (1769-1821) auf dem Arc de Triomphe (Triumphbogen) in Paris.
Quellen
Hansen, Joseph (Hg.), Quellen zur Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der französischen Revolution 1780-1801, Bände 3-4, Bonn 1934, 1938, Nachdruck Düsseldorf 2004.
Literatur (Auswahl)
Bonnechose, Émile de, Lazare Hoche, général en chef des armées de la Moselle, d'Italie, des côtes de Cherbourg, de Brest, et de l'océan, de Sambre-et-Meuse et du Rhin, sous la Convention et le Directoire, 1793-1797, 2. Auflage, Paris 1869.
Clavadetscher, Peter, Des Elends Sohn: Lazare Hoche, 1768-1797, Luzern 2007.
Garnier, Robert, Lazare Hoche ou l’honneur des armes, Paris 1986.
Griffiths, Arthur George Frederick, French revolutionary generals, London 1891.
Rudersdorf, Jochem, Der letzte Feldzug des französischen Generals Lazare Hoche und das Ende des 1. Koalitionskrieges 1797, in: Nassauische Annalen 109 (1998), S. 229-264.
Rousselin, Alexandre [Alexandre Charles Omer Comte Rousselin Corbeau de Saint Albin], Vie de Lazare Hoche, Band 1-2, Paris an VI (1797/98), 5. Auflage, Paris 1800.
Online
Quellen/Dokumente über Louis-Lazare Hoche(Informationsangebot des Digitalisierungsprojektes Gallica der Französischen Nationalbibliothek, in französischer und englischer Sprache).
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Graumann, Sabine, Louis-Lazare Hoche, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/louis-lazare-hoche/DE-2086/lido/57c830c885c390.49239399 (abgerufen am 19.08.2024)