Rheinland-Pfalz, das Bundesland im Südwesten der Republik, liegt in der Mitte Europas. Mit seinen Außengrenzen zu drei Nachbarstaaten nimmt das Land eine wichtige Rolle bei den Themen Versöhnung und europäische Einigung ein. Das Zusammenleben mit den Menschen in den Nachbarländern ist in den grenznahen Regionen längst zur Selbstverständlichkeit geworden. 

Im Süden Frankreich, im Westen Luxemburg und Belgien, dazu das Saarland, im Südosten Baden-Württemberg, im Osten Hessen und im Norden Nordrhein-Westfalen – das sind die Nachbarn, mit denen es viele Berührungspunkte gibt. Etwa in der sogenannten „Großregion“ mit dem Saarland, Lothringen, Luxemburg und Wallonien, der Föderation Wallonien-Brüssel und der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Oder in der „Oberrheinregion“ mit Baden-Württemberg, dem Elsass und der Nordwestschweiz.

Die Naumburg bei Bärenbach
© Matw/Wikipedia

Die Naumburg bei Bärenbach im Hunsrück. Bei Bärenbach liegt der geografische Mittelpunkt des Landes Rheinland-Pfalz. Die nördlichste Ortschaft ist Hilschenbach, die östlichste Altrip, die südlichste Scheibenhardt und die westlichste Dasburg. 

Klosterruine Stuben
© Dominik Ketz/Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Die Klosterruine Stuben bei Bremm an der Mosel.

Rheinland-Pfalz ist rund 20.000 Quadratkilometer groß und liegt damit im Reigen der Bundesländer auf Platz elf. Und noch zwei geografische Werte: Von Norden nach Süden sind es etwa 220 Kilometer Luftlinie, von Osten nach Westen 160 Kilometer.

Ganz unterschiedlich und abwechslungsreich sind die Landschaften von Rheinland-Pfalz. Doch es sind zwei Flüsse, die das Land stark prägen: der Rhein und die Mosel – wichtige Wasserstraßen schon seit der Römerzeit, romantische Flussläufe, Grenzflüsse und Verbindung zum großen Nachbarn Frankreich. Und Heimat vieler großer Weine. Damit sind wir schon beim zweiten wichtigen Aspekt, der die Landschaften prägt: dem Weinbau. Auf 64.000 Hektar Land wachsen hier die Trauben. Rheinland-Pfalz ist mit der sanften Pfalz und dem hügeligen Rheinhessen, mit Mosel, Nahe, Ahr und dem malerischen Mittelrhein Deutschlands mit Abstand größtes Weinbauland.

Lahn, Glan, Nahe, Sauer, ein Stück der Saar, die Ahr: Neben den beiden Premium-Strömen gibt es noch eine Reihe weiterer Flüsse – große und kleine – die durch die Täler mäandern. Die Landschaften rechts und links davon könnten unterschiedlicher kaum sein. 


Wussten Sie schon ...

… dass Rheinland-Pfalz das größte Weinbauland Deutschlands ist?
… dass sich der höchste Kaltwassergeysir der Welt in Namedy bei Andernach be­findet?
… dass in Rheinland-Pfalz auf jeden Einwohner 2.100 Quadrat­meter Wald kommen – und damit 50 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt?

Mildes Klima

Insgesamt ist Rheinland-Pfalz durch ein westeuropäisch-atlantisches Klima geprägt: Milde Winter, gemäßigte Sommer, hohe Niederschlagsmengen – das gilt allgemein. Im Besonderen gibt es innerhalb des Landes aber starke Unterschiede. So zählen einige Regionen zu den wärmsten Deutschlands. In anderen Ecken des Landes weht dagegen ein rauerer Wind – sprichwörtlich zum Beispiel im schönen Westerwald, aber auch auf den Hunsrückhöhen oder in der Eifel.

Trocken und warm ist es vor allem in den Flusstälern entlang des Rheins, an der Mosel, an weiten Teilen von Lahn und Nahe. Die Sonnenstunden werden mehr, je weiter südlich man zieht. Speziell die Vorderpfälzer sind diesbezüglich sehr verwöhnt, Ludwigshafen zum Beispiel gehört mit mehr als 1.600 Sonnenstunden zu den sonnigsten Städten Deutschlands. Aber auch im angrenzenden Rheinhessen herrscht das schöne Wetter vor.

Weinberge südl. Weinstraße
© Dominik Ketz/Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Die sonnenverwöhnten ­Weinberge der Südlichen Weinstraße bei Leinsweiler. Hier genoss der impressionistische Maler Max ­Slevogt den Sommer. Der Sle­vogthof, seine Sommerresidenz, liegt oberhalb des Ortes. Max Slevogt starb hier am 20. September 1932. Beigesetzt wurde er im nahe gelegenen Kastanienwäldchen.



Karte Geologie
© Landesamt für Geologie und Bergbau RLP

Geologisch-tektonische Großeinheiten in
Rheinland-Pfalz.

Geologie

Geologisch betrachtet umfasst Rheinland-Pfalz fünf Großregionen: das Rheinische Schiefergebirge im Norden, das Saar-Nahe-Becken, das bis kurz vor Kaiserslautern reicht, den Pfälzer Wald (Pfälzer Mulde) im Süden des Landes, den Oberrheingraben, der sich durch die Vorderpfalz bis zum Mainzer Becken zieht, sowie die Trierer Bucht im Westen.

Die größte geologisch-tektonische Formation ist das Rheinische Schiefergebirge. Es erstreckt sich in Rheinland-Pfalz über die Eifel, den Hunsrück bis knapp vor die Nahe, den westlichen Westerwald und den nordwestlichen Teil des Taunus. 400 Millionen Jahre ist es alt und damit der älteste Großraum. Nur vereinzelt, etwa in der Nähe von Kirn und in Albersweiler (Südliche Weinstraße) gibt es noch älteres Gestein. Über Eifel, Hunsrück und Westerwald breitete sich einst ein tropisches Meer aus. Hier bildete sich später Sandstein und in der Folge Schiefer heraus. Sie prägen bis heute noch vielerorts die Landschaft.

Ein paar Millionen Jahre jünger ist das Saar-Nahe-­Becken. Es ist etwa 260 bis 300 Millionen Jahre alt. Zur Entstehungszeit dieser Region gab es einen mächtigen Klimawandel, der Regenwald wurde zur ­Wüste. Nebenan erhob sich der Hunsrück in die Höhe. Zu­dem herrschte Vulkanismus: Donnersberg und Rhein­grafenstein entstanden und in der Region um Idar-Oberstein bil­deten sich im Gestein Hohlräume – die Grundlage für das Edelstein­vorkommen, das die Region lange Zeit ernährte. 

Im Pfälzer Wald und in der Trierer Bucht bildete sich vor 250 Mil­lionen Jahre Sand heraus, der zu Buntsandstein wurde, dessen Felsenriffe heute noch beliebte Wander- und Kletterziele sind. Nach der letzten Eiszeit entstanden dann darauf die Wälder, wie wir sie kennen.

Die jüngste geologische Region in Rheinland-Pfalz ist der Oberrhein­graben mit dem Mainzer Becken. Sie entstand vor etwa 40 Millionen Jahren, als sich ein Teil Afrikas auf Europa schob und die Alpen sich erhoben. Dabei verschoben sich auch hier die Platten und im Gestein bildeten sich Risse. Zwei Mal (vor 30 Millionen und 25 Millionen Jahren) überschwemmte dann das Meer den Oberrheingraben und flutete auch das heutige Rheinhessen. So erwuchs das rheinhessische Tafel- und Hügelland. Vor etwa 20 Millionen Jahren aber wurde Rheinhessen Festland. Überhaupt verschwand das Meer endgültig, der Ur-Rhein entstand vor etwa zehn Millionen Jahren. – Die Landschaften von Rheinland-Pfalz in ihrer heutigen Ausprägung bildeten sich rund um das Eiszeitalter. 2,6 Millionen bis 13.000 Jahre ist das her.

Blick in die Regionen

Flusstäler und Weinanbaugebiete sind die eine Seite der rheinland-pfälzischen Landschaftsmedaille. Die andere sind endlose Wälder, stattliche Höhen, Ackerland, fruchtbare Flächen für den Gemüseanbau sowie die städtisch geprägten Regionen rund um Mainz, Koblenz, Trier, Ludwigshafen und Kaiserslautern. Dazu gibt es Landschafts- und Naturschutzgebiete, Biosphärenreservate, Naturdenkmäler und als landschaftliches Premiumprodukt den Nationalpark Hunsrück-Hochwald. 

Der Mittelrhein reicht in Rheinland-Pfalz von Bingen bis kurz hinter Remagen. Das Tal ist seit dem 19. Jahrhundert touristisch bedeutsam: mit seinen vielen kulturellen Schätzen und der hohen Zahl an Burgen und Ruinen, die rechts und links des Flusses förmlich aneinandergekettet sind. Die Bedeutung der Region ist einerseits geprägt von ihrer grandiosen Landschaft, die besonders das Tal der Loreley weltbekannt werden ließ. Andererseits ist der Rhein seit Jahrhunderten einer der wichtigsten Verkehrswege für Kultur und Güter zwischen Mittelmeer und Nordeuropa. Auch die Unesco erkannte dies und zählt das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz seit 2002 zum Welterbe der Menschheit.

Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal
© Dominik Ketz/RLP Tourismus GmbH
Weinbergshäuschen
© Deutsches Weininstitut (DWI)

Die Weinbergshäuschen in Rheinhessen haben manchmal eine recht exotische Form. Diese Trulli sind vermutlich inspiriert von den italienisch-apulischen Rundhäusern. Schon im 18. Jahrhundert dienten sie den Winzern als Schutzhütte.

Rheinhessen, das „Land der tausend Hügel“, die „rheinhessische Toskana“ – nahezu poetische Bezeichnungen für die Region zwischen Worms, Mainz, Alzey und Bingen. Das rheinhessische Tafel- und Hügelland umfasst 1.400 Quadratkilometer Täler und sanfte Erhebungen mit mildem Klima und vielen Weinbergen. Immerhin liegt hier das größte Weinanbaugebiet Deutschlands, das sich in den vergangenen Jahrzehnten aufmachte, auch in Sachen Qualität und Weintourismus die Nummer eins in Deutschland zu werden. Schon früh in der Geschichte wurde hier Landwirtschaft betrieben. Neben dem Wein werden vor allem Getreide, Rüben und Obst angebaut. Was dadurch über die Jahrhunderte verschwand, ist der Wald. Ihren Namen erhielt die Region vor 200 Jahren, als nach Ende der napoleonischen Herrschaft auch die Gebiete links des Rheins neu verteilt wurden. Sie fiel 1816 an den Großherzog von Hessen und hieß zunächst recht umständlich „Großherzoglich Hessischer Landesteil auf der linken Rheinseite“, später dann kurz „Rheinhessen“.

Der Wein ist auch ein großes Thema in der Vorderpfalz, die sich entlang der Deutschen Weinstraße, der Rheinebene und den Rheinniederungen zieht – mit ihren Altwassern des Rheins und den unter Naturschutz stehenden Altrheinarmen. Während sich an der Deutschen Weinstraße die Weinberge des zweitgrößten Anbaugebietes Deutschlands erstrecken, ist die Ebene in Richtung Rhein vor allem vom Obst- und Gemüseanbau dominiert. Begünstigt wird dies durch das milde Klima. Die Gegend um Ludwigshafen, Bad Dürkheim und Landau zählt zu den wärmsten Gebieten Deutschlands.

Der Pfälzer Wald gehört mit etwa 1.800 Quadratkilometern zu den größten zusammenhängenden Waldgebieten in Europa. Rund 90 Prozent der Fläche sind tatsächlich bewaldet – zu etwa 70 Prozent mit Nadelhölzern. Die Kiefer steht hier an erster Stelle, sie kommt am besten mit dem trockenen und nähstoffarmen Buntsandstein zurecht, der das Gelände prägt. Wegen seiner besonderen landschaftlichen Stellung ist der Pfälzer Wald seit 1958 ein Naturpark, 1992 wurde die Region ins weltweite Netz der Biosphärenreservate aufgenommen.

Wer an die Eifel denkt, denkt meistens zunächst an Vulkane. Denn das über 5.000 Quadratkilometer große Mittelgebirge zwischen Aachen, Trier und Koblenz hat davon viel zu bieten – vor allem auf rheinland-pfälzischer Seite, in der sogenannten Vulkaneifel. Vor etwa 50 bis 25 Millionen Jahren ist diese entstanden. Viele Maare charakterisieren den südlichen Teil der Eifel, auch der größte See, der Laacher See, ist vulkanischen Ursprungs. Er bildete sich bei einem Vulkanausbruch vor knapp 13.000 Jahren. Teile der Eifel gehören auch zu Nordrhein-Westfalen, Luxemburg und Belgien.

Das Holzmaar
© Natur- und Geopark Vulkaneifel

Das Maar ist ein schüsselartiger Vulkantrichter. Anders als bei den anderen Vulkanen traf hier das aufsteigende heiße Magma auf wasserführende Schichten. Explosionsartig verdampfte das Wasser, das Gestein zerbarst und wurde nach oben geschleudert. Der dadurch entstandene Hohlraum brach ein und ein runder oder ovaler Trichter blieb zurück. Von den 75 Maaren der Vulkaneifel sind heute noch 12 mit Wasser gefüllt – so auch das Holzmaar, das zwischen Gillenfeld und Eckfeld liegt (Bild). Sie sind die „Augen der Eifel.“

Die Vulkaneifel wurde 2015 als Unesco Global Geopark anerkannt.


Der Hunsrück
© Dominik Ketz/Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Dem Hunsrück und seinen Weiten hat der vielfach ausgezeichnete Regisseur 
Edgar Reitz, selbst gebürtiger Hunsrücker, ein unvergessliches Denkmal 
gesetzt. In fast 60 Stunden erzählt er in seiner Filmreihe „Heimat“ die 
Geschichte der Region und ihrer Menschen. Seine poetische und doch 
realistische Beschreibung eroberte die Herzen der Zuschauer und Kritiker.

Rund 100 Kilometer lang ist der Hunsrück, ebenfalls eines der Mittelgebirge des Landes – mit bewaldeten Höhenzügen und viel landwirtschaftlicher Nutzfläche. Begrenzt wird der Hunsrück von Mosel, Rhein und Nahe sowie vom Pfälzer Bergland. Im Boden gibt es viel Schiefer, der bis in die 1950er Jahre in großen Mengen abgebaut wurde. Daher rührt auch die Bedeutung des Landstriches für die Paläontologie. In den Schieferplatten werden bedeutende Fossilien gefunden.

Getrennt werden Hunsrück und Eifel von der Mosel, nach dem Rhein die zweitwichtigste Schifffahrtsstraße Deutschlands – und aufgrund ihrer vielen Windungen und ihres kurvenreichen Verlaufs auch touristisch ähnlich bedeutend. Der Fluss kommt aus Frankreich und mündet am Deutschen Eck in Koblenz in den Rhein. Entlang der Mosel gibt es viele Dörfer und Städtchen, markante Fachwerkbauten sowie Burgen und Schlösser. Landschaftsprägend ist auch hier einmal mehr der Weinbau. Vor allem in den vielen Steillagen wachsen große Weine. Die Arbeit dort ist allerdings entsprechend mühsam.

„In dem schönen Westerwald, ja da pfeift der Wind so kalt.“ – Kein Wunder, schließlich ist das zum großen Teil bewaldete Mittelgebirge im Norden von Rheinland-Pfalz bis über 600 Meter hoch. Wiesen, Felder, Täler, Hügellandschaften, Basalt sowie einige Seen und Flüsse prägen das Bild der Region im Dreiländereck zu Hessen und Nordrhein-Westfalen. Die Landwirtschaft spielt hier eine große Rolle, ebenso selbstverständlich die Forstwirtschaft. 

Hermann Beckfeld

Chefredakteur der
„Ruhr-Nachrichten“

Weite Wälder

Es mag für manchen überraschend sein: Aber die größte landschaftliche Rolle in Rheinland-Pfalz spielt der Wald. 8.400 Quadratkilometer des Bundeslandes sind zusammenhängend mit Bäumen bestückt – das sind über 42 Prozent. Bezogen auf die Landesfläche ist Rheinland-Pfalz damit mit dem Nachbarland Hessen das waldreichste Bundesland in Deutschland. 

In der langen Geschichte der Landschaften, aus denen das heutige Rheinland-Pfalz besteht, war der Baumbestand nicht immer stabil. 90 Prozent betrug nach Ansicht der Experten die Waldfläche vermutlich um die Zeitenwende. Man geht aber davon aus, dass durch Völkerwanderung und hohen Holzbedarf, vor allem aber durch die Industrie im Laufe der Jahrhunderte die Bewaldung drastisch gesunken war. Im 19. Jahrhundert waren viele Regionen fast gänzlich entwaldet.

Ursprünglich gab es hier Mischwälder aus hauptsächlich Buchen und Eichen – im 19. und 20. Jahrhundert kamen noch verstärkt Fichten und Kiefern dazu. Damals startete eine große Wiederauffors­tungswelle, bei der überwiegend Nadelhölzer angebaut wurden – sie versprachen einen schnelleren und höheren Holzertrag. Heute liegt der Laubbaumanteil bei fast 60 Prozent, Mischwälder befinden sich auf über 80 Prozent der Flächen.

Der Frage, wie sich der Klimawandel auf die Waldbestände in Rhein­land-Pfalz auswirken wird, wird mittlerweile im eigens eingerichteten Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen Rheinland-­Pfalz nachgegangen. Erste Untersuchungen zeigen, dass für die am häufigsten vorkommenden Baumarten Buche und Eiche keine Verschlechterung durch veränderte Wasservorkommen und erhöhte Temperaturen zu erwarten ist. Anders sieht es für die Fichte aus. Wie in anderen Regionen Deutschlands wird sie stark unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben.

Übrigens: Fast die Hälfte der Waldgebiete in Rheinland-Pfalz gehört den Städten, Gemeinden und sonstigen Körperschaften. Je ein gutes Viertel sind Privatwälder und rheinland-pfälzischer Staatswald. Und auch der Bund besitzt 1,6 Prozent des Waldes in Rheinland-Pfalz – meist genutzt für militärische Zwecke.


Landwirtschaft und Weinbau

Der Weinbau ist es, der das Gesicht und das Leben des Landes nachhaltig prägt. Immerhin gibt es in den sechs Weinanbaugebieten Rheinhessen, Pfalz, Mosel, Nahe, Ahr und Mittelrhein rund 64.000 Hektar bestockte Rebfläche – das sind fast zwei Drittel der gesamten deutschen Rebfläche. Dennoch stellen die 410.000 Hektar Ackerland den größten Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche von 703.500 Hektar. Und auch das Dauergrünland mit 222.700 Hektar ist häufiger zu finden als die Weinberge. 

Wichtig sind auch die Sonderkulturen. Gemüse zum Beispiel. Mit einer Fläche von gut 20.000 Hektar verfügt das Land nach NRW und Niedersachsen über das größte Anbaugebiet in Deutschland. Angebaut wird es überwiegend in der Vorderpfalz, im „Gemüsegarten Rheinpfalz“.


Naturschutz/Nationalpark

In über 500 Naturschutzgebieten, über 100 Landschaftsschutzgebieten und unzähligen Naturparks steht der Erhalt der Natur im Mittelpunkt. Eine Besonderheit ist der 2015 eingeweihte Nationalpark Hunsrück-Hochwald, der sich über 100 Quadratkilometer erstreckt – 90 Quadratkilometer davon auf rheinland-pfälzischem Gebiet, der Rest gehört zum Saarland. Als eines von 30 Gebieten in Deutschland ist der Hunsrück eine „Hotspot-Region für biologische Vielfalt“– so jedenfalls sieht es das Bundesamt für Naturschutz. Hier leben zum Beispiel europaweit die meisten der scheuen Wildkatzen. Kelten und Römer haben hier viele kulturhistorische Relikte hinterlassen. Der Nationalpark soll nun die für den Hunsrück typische von Buchenwäldern und Mooren geprägte Naturlandschaft bewahren helfen – auf mindestens 75 Prozent, langfristig und ohne menschliche Einflüsse.

Nationalpark Hunsrück-Hochwald
© Gerhard Hänsel/Naheland Tourismus GmbH

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald wurde 2015 eröffnet.

Essen und Trinken

„Die“ rheinland-pfälzische Küche gibt es nicht. Dafür sind das Land und seine Regionen zu unterschiedlich. Aber einige Gemeinsamkeiten sind in der bodenständigen, gern deftigen Küche dennoch erkennbar. In der Pfalz zum Beispiel spielt die Wurst eine wichtige Rolle: als Blutwurst, Bratwurst oder Leberwurst. Als „die“ Pfälzer Spezia­lität gilt seit Helmut Kohls Zeiten der Saumagen. Auch die Dampfnudel kommt hier oft auf den Teller.

Und ähnlich wie in der Pfalz gibt es beim Nachbarn aus Rheinhessen gerne viele kleine Speisen zum Wein. Spundekäs‘ etwa oder, insbesondere in Mainz, den „Handkäse mit Musik“. 

Eine Verbindung zwischen Nord und Süd ist auf jeden Fall die Kartoffel, die in der Pfalz zum Beispiel als Hoorige Knepp (Kartoffelklöße) gegessen wird. 

Am Rhein und in der Eifel kommt sie als deftiger Döppekooche – Topfkuchen –, im Hunsrück, Westerwald und der Westpfalz als Dibbelabbes, Dibbekoche oder als Schaales auf den Tisch. Der rustikale Kartoffelauflauf wird in Rheinhessen als Backesgrumbeere zum Beispiel mit gepökeltem Schweinebauch, Kassler, Bratwurst oder Schwartenmagen zubereitet. Oder es gibt – weitverbreitet – Kartoffel einfach als „Gequellte“ (Pellkartoffeln) „mit weißem Käs‘“ (Quark). 

In Trier und Umgebung ist der Backfisch aus der Mosel eine Spezialität. Und der wird – aufgepasst! – mit einem schönen Glas Viez genossen. Der Apfelwein aus diesem Landeszipfel ist eine echte Rarität. Denn in weiten Teilen des Landes werden viele Gerichte traditionell von Wein begleitet, der hier seit uralten Zeiten das Leben und die Küche bestimmt – und sei es wie in Rheinhessen als schlichte Brotzeit aus Weck, Worscht und Woi.

Eifeler Döppekooche
© Eifel Tourismus GmbH

Eifeler Döppekooche. Der Topfkuchen aus Kartoffeln, Eiern, Speck und Zwiebeln wird traditionell am Martinsabend gegessen.


Der Mainzer Dom
© Rheinhessen-Touristik GmbH

Der Mainzer Dom gehört zu den herausragenden Zeugnissen des christlichen Glaubens in Europa. Die Geschichte der Kathedrale war über Jahrhunderte eng mit der machtvollen Stellung der Mainzer Erzbischöfe verbunden. Sie galt als ein religiöses und politisches Zentrum des römisch-deutschen Reichs und war Schauplatz von ­Krönungen und Reichstagen.

In Stadt und Gemeinde

Im ganzen Land gibt es 2.263 Ortsgemeinden, organisiert in Verbandsgemeinden und Kreisen. Dazu kommen verbandsfreie Städte und Gemeinden sowie zwölf kreisfreie Städte. – Eine Struktur, die sich wandelt, denn Rheinland-Pfalz befindet sich in einer Phase des Umbruchs und der Neugliederung. Fünf Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern prägen mit ihren unterschiedlichen Gesichtern und ihrer bewegten Historie das Profil des Landes.

Die Landeshauptstadt Mainz ist mit über 200.000 Einwohnern größte Stadt in Rheinland-Pfalz und in jeglicher Hinsicht das Zentrum des Landes. Eine Stellung, die sich auch aus ihrer wechselvollen und langen Geschichte ergibt. Über 2000 Jahre alt ist die Stadt, die schon in der Römerzeit eine wichtige Rolle in der Region und darüber hinaus spielte. Im Mittelalter war Mainz Heimat einer großen jüdischen Gemeinde. 

Als Bischofssitz und Sitz des Kurfürsten spielte Mainz über Jahrhunderte eine wichtige politische Rolle. Heute ist dies noch an dem imposanten Dom, am Kurfürstlichen Schloss, am Landtagssitz im historischen Mainzer Deutschhaus und an diversen Adelspalästen in der Innenstadt zu sehen. 

Im Zweiten Weltkrieg wurde Mainz stark zerstört, doch gerade in der historischen Altstadt sind wertvolle Gebäude erhalten geblieben. Zweiter großer Innenstadtbezirk ist die Neustadt, die sich zum alternativen Studenten- und Ausgehviertel gemausert hat. Zudem hat die Stadt ihre Lage am Rhein neu entdeckt: Ehemals trostlose Brach- und Parkflächen werden nun zum Promenieren, Chillen und Grillen genutzt, am Winterhafen und am Zollhafen entstehen exklusive Wohnviertel.


Die zwölf kreisfreien Städte

  • Mainz
  • Ludwigshafen
  • Koblenz
  • Trier
  • Kaiserslautern
  • Worms 
  • Neustadt an der Weinstraße 
  • Speyer
  • Frankenthal
  • Landau
  • Pirmasens
  • Zweibrücken

Die mit über 160.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt des Landes ist noch relativ jung – zumindest, was das Dasein als eigenständige Gemeinde angeht. Erst 1853 wurde Ludwigshafen in diesen Stand erhoben. Das Gebiet war aber schon lange zuvor besiedelt, auch römische Spuren sind vorhanden. Vorläufer der Stadt war ein Brückenkopf der Festung Mannheim, 1607 von Kurfürst Friedrich IV. gegründet. 

Seinen Aufschwung zur heutigen Größe verdankt Ludwigshafen seinem größten Industriebetrieb – dem Chemieriesen BASF. Das Flair der Stadt ist industriell – und international. Ludwigshafen ist aber auch eine Stadt mit hohem Freizeitwert – den Grünanlagen, Cafés, Geschäften und Restaurants sei Dank. Innenstadt und Stadtpark liegen direkt am Rhein. Damit sind die Wege kurz zur Arbeit, zum Einkaufen und zur Erholung. 

Das Deutsche Eck
© Dominik Ketz/Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Das Deutsche Eck in Koblenz mit Reiterstandbild des ersten Deutschen Kaisers Wilhelm I. am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Seinen Namen erhielt der Platz durch die Ansiedelung des Deutschen Ordens an dieser Stelle im 13. Jahrhundert.

110.000 Einwohner hat die Stadt, die 1946 zum Gründungsort des Landes Rheinland-Pfalz wurde. In der Nachkriegszeit entwickelte sich Koblenz zu einem wichtigen Standort der Bundeswehr. Historisch spielte die von den Römern gegründete Stadt aufgrund ihrer Lage am Zusammenfluss von Rhein und Mosel häufig eine herausragende Rolle. Die Festung Ehrenbreitstein und das Denkmal von Kaiser Wilhelm II. am Deutschen Eck zeugen von dieser Vergangenheit. Ebenso die fein restaurierte Altstadt mit ihren schönen Plätzen, Gassen und Geschäften.

Trier, das als älteste Stadt Deutschlands gilt, wurde schon von den Römern gegründet und später zur Provinzhauptstadt der Gallia Belgica erhoben. In der Spätantike wurde Trier gar kaiserliche Residenzstadt und Regierungssitz des Weströmischen Reiches.

Trier ist seit dem 3. Jahrhundert auch Bischofssitz. Die Hohe Domkirche St. Peter ist die älteste Bischofskirche Deutschlands und die größte christliche Kirchenanlage der Antike. Direkt daneben steht die gotische Liebfrauenkirche, die gemeinsam mit dem Dom und den römischen Baudenkmälern wie der Porta Nigra, dem Amphitheater und den Barbarathermen zum Weltkulturerbe der Menschheit zählt.

Wichtig für die Menschheit war und ist auch Karl Marx. Die Entstehung der deutschen Sozialdemokratie und der europäischen Arbeiterbewegung, aber auch der kommunistischen Ideologien wären ohne seine Theorien und Schriften nicht denkbar. Sein Geburtshaus, das Karl-Marx-Haus, ist übrigens das einzige Museum in Deutschland, das über das Leben, Werk und Wirken von Karl Marx informiert.

Die jüngere Geschichte der Stadt Kaiserslautern ist eng ­verflochten mit dem Fußball. Der 1. FC Kaiserslautern holte die Pfalz in den 1950er Jahren mit zwei Deutschen Meisterschaften aus der Nachkriegsdepression – was im Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 dank vieler Lauterer Spieler gipfelte. Und mit zwei weiteren Deutschen Meisterschaften 1991 und 1998 gehört der 1. FCK zu den erfolgreichsten Fußballclubs der Republik.

Dabei war die Siedlung am westlichen Rand des Pfälzer Waldes bereits zu Zeiten der Karolinger ein Königshof. Ihre Blütezeit begann Mitte des 12. Jahrhunderts, als Friedrich I. Barbarossa die um 1100 errichtete Burg zu einer Pfalz erweitern ließ. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Kaiserslautern und die umliegenden Gemeinden zum bedeutenden Standort für die US-Armee. Die Kaiserslautern Military Community, zu der u. a. auch Ramstein, Sembach und Landstuhl gehören, ist der weltweit größte US-Militärstützpunkt außerhalb der USA.


Der Kaiserbrunnen in Kaiserslautern
© Stadtverwaltung Kaiserslautern

Der Kaiserbrunnen in Kaiserslautern zeigt die wichtigen Stationen der Geschichte von Kaiserslautern wie ­Napoleons Hut oder eine Pfaff-Nähmaschine – überragt von der Doppelbüste von Kaiser Friedrich Barbarossa und Rudolf von Habsburg.