Das Wichtigste an einem Land sind die Menschen, die in ihm leben. So ist es auch in Rheinland-Pfalz. Vier Millionen Einwohner – Junge und Alte, Männer und Frauen, Große und Kleine, Reiche und Arme – hat das Bundesland im Südwesten der Republik. Darunter Menschen wie den mehrfachen Weltmeister im Florettfechten Peter Joppich, wie Thomas Haag, Winzer des Jahres 2015, wie Sänger Thomas Anders, wie die ZDF-Moderatorin Gundula Gause, wie den Krimi-Autor Jacques Berndorf oder Neu-Bürger wie den Modemacher Harald Glööckler. Und viele, viele mehr.
„Menschen“ – Skulpturen der Künstlerin Christina Wendt auf dem Gelände der Landesgartenschau in Bingen 2008.
Das Land und seine Bewohner
Das Land ist gemessen an seiner Einwohnerzahl das siebtgrößte Bundesland. Und als Flächenland gehört es zu den dichter besiedelten Ländern der Republik.
Die meisten Menschen pro Quadratkilometer – mehr als 2.000 – leben in der Landeshauptstadt Mainz und in Ludwigshafen. Generell ist die Gegend entlang des Rheins deutlich dichter besiedelt als entlang der Mosel, als der Hunsrück, der Westerwald oder die Südwestpfalz. Fast schon einsam ist es in der Eifel, wo teils weniger als 60 Menschen pro Quadratkilometer leben. – So wohnen denn auch die Rheinland-Pfälzer überwiegend in Städten und Gemeinden, deren Einwohnerzahl unter 10.000 liegt. Nur rund 15 Prozent der Rheinland-Pfälzer sind Großstädter.
Hier leben die Rheinland-Pfälzer
Dez. 2014, Statistisches Landesamt RLP
Altersstruktur und Lebenserwartung
Der typische Rheinland-Pfälzer ist nicht alt, aber er ist auch nicht mehr jung: Das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Rheinland-Pfalz liegt bei immerhin 46 Jahren. Das ist deutlich höher als noch vor einigen Jahren: 1991 lag der Altersdurchschnitt noch bei 37 Jahren. Nur noch 18 Prozent der Rheinland-Pfälzer sind jünger als 20 Jahre. Älter als 65 Jahre ist aber schon jeder Fünfte – mit steigender Tendenz.
Das liegt ziemlich genau im Bundesdurchschnitt und hat natürlich mit der niedrigen Geburtenrate seit dem „Pillenknick“ der späten 1960er Jahre zu tun. Aber auch mit der erfreulichen Steigerung der Lebenserwartung, die in Rheinland-Pfalz zurzeit bei 83 Jahren für Frauen und 78 Jahre für Männer liegt.
Die Landeszentralen für politische Bildung informieren in ihrem Internet-Portal ausführlich und aktuell zum Thema Flucht und Asyl.
Migration
Dass in Rheinland-Pfalz sogar mehr Menschen leben als 1970, ist den Zugewanderten zu verdanken. Denn schon seit langer Zeit ziehen mehr Menschen nach Rheinland-Pfalz als weggehen. 2014 waren es sogar so viele wie zuletzt Anfang der 1990er Jahre. Dennoch lebten Ende 2014 – aufgrund des Geburtenrückgangs – 1,2 Prozent weniger Menschen in Rheinland-Pfalz als zehn Jahre zuvor. Doch es steht zu erwarten, dass durch den aktuellen Flüchtlingszuzug der Bevölkerungsrückgang zumindest gebremst wird. Wie viele Flüchtlinge nach Rheinland-Pfalz kommen und wie viele bleiben werden, ist noch nicht abzusehen. Im Flüchtlingsjahr 2015 kamen – abzüglich der Weggezogenen – rund 55.000 Zuwanderer aus dem Ausland nach Rheinland-Pfalz.
Die weitaus meisten Zuwanderer – rund 80 Prozent – kamen in den vergangenen Jahren aber aus dem europäischen Ausland, insbesondere aus den EU-Staaten. Den größten Anteil stellen dabei die Polen.
Menschen mit Migrationshintergrund
Rheinland-Pfalz ist vielfältig: Jeder Fünfte der in Rheinland-Pfalz lebenden Menschen hat einen Migrationshintergrund. Sie oder ihre Eltern sind in der Vergangenheit nach Rheinland-Pfalz eingewandert. Die meisten – fast zwei Drittel – haben einen deutschen Pass. Jeder Dritte ist hier geboren. Sie leben überdurchschnittlich häufig in Städten, insbesondere in Ludwigshafen, Frankenthal und Mainz. – Auch hier ist der Rhein, wie der berühmte Nackenheimer Carl Zuckmayer den Luftwaffengeneral Harras ausrufen lässt, die „große Völkermühle“, die „Kelter Europas!“.
Auch sind die Menschen mit Migrationshintergrund meist jünger als der Rest der Rheinland-Pfälzer: Obwohl sie nur rund 20 Prozent aller Einwohner stellen, hat fast jeder dritte junge Mensch unter 20 Jahren ausländische Wurzeln. Bei der Bildung zeigt sich allerdings ein zwiespältiges Bild: Fast jeder dritte Rheinland-Pfälzer mit Migrationshintergrund hat die Hochschulreife erworben – etwas mehr als der Bevölkerungsdurchschnitt. Und auch beim Hochschulabschluss liegen sie deutlich vorne (23 im Vergleich zu 17 Prozent). Allerdings liegt hier auch ein Problem: Jeder Neunte ist ganz ohne Schulabschluss. Bei der Bevölkerung insgesamt sind dies nur 4 Prozent.
Rheinland-Pfälzer mit ausländischem Pass
Ohne deutschen Pass leben rund 330.000 Bürger in Rheinland-Pfalz, das ist ein Anteil von 8,2 Prozent. Und das ist deutlich weniger als zum Beispiel in Berlin, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen oder Hamburg. Die größte Gruppe der Rheinland-Pfälzer mit ausländischem Pass stellen die Türken, gefolgt von Polen und Italienern.
2015 – in dem Jahr der weltweit großen Flüchtlingswanderungen – stellten knapp 20.000 Menschen einen Asylantrag in Rheinland-Pfalz. Mehr als 6.000 von ihnen kamen aus dem Bürgerkriegsland Syrien.
Wichtige Herkunftsländer
Ausländer nach Staatsangehörigkeit, Dez. 2015; Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Der demografische Wandel ist längst nicht mehr nur ein akademisches Thema. Er ist überall zu sehen und zu erleben. Auch in Rheinland-Pfalz. Die Menschen werden immer älter und gleichzeitig werden weniger Kinder geboren als früher: Der Anteil der älteren Menschen steigt. Geht es so weiter, wird die Bevölkerungszahl in Rheinland-Pfalz sinken – von jetzt gut vier Millionen Menschen auf 3,4 Millionen im Jahr 2060.
Doch während die großen Städte des Landes wie Mainz, Trier und Ludwigshafen und auch die dort angrenzenden Landkreise weiterhin wachsen, werden etliche Gemeinden und Kleinstädte im Nordpfälzer Bergland, im Westrich, im Hunsrück und in anderen ländlichen Regionen noch weiter Einwohner verlieren.
Diese Entwicklung wirkt sich auf alle Bereiche des privaten und öffentlichen Lebens aus. Vor allem in einigen ländlichen Regionen des Landes ist das schon heute spürbar.
Damit aber die Menschen überall im Land auch in Zukunft unter den gleichen guten Bedingungen leben können, ist viel zu tun: Eine bezahlbare Infrastruktur muss sichergestellt werden, bedarfsgerechte Angebote in Bildung, Betreuung, altersgerechtem Wohnen, Mobilität, Ver- und Entsorgung, Sport und Freizeit sowie medizinische und pflegerische Versorgung sind vonnöten. Außerdem gilt es, soziale Strukturen wie Vereine, Dorffeste und andere Treffpunkte für Bürgerinnen und Bürger zu erhalten und zu fördern. Denn der soziale Zusammenhalt ist das, was das Leben im Dorf lebenswert macht.
Wie sich die Demografie in Zukunft tatsächlich entwickelt, hängt aber auch davon ab, wie viel Menschen aus dem Ausland zuwandern und hier dauerhaft bleiben. Denn die Flüchtlinge von heute sind die Bürger von morgen.
„Ein altes Ehepaar“ – Skulptur auf der Landesgartenschau in Bingen 2008.
Religion
Rheinland-Pfalz ist ein Land mit religiöser Vielfalt und die unterschiedlichen Religionen bereichern die Gesellschaft. Die Landesverfassung schützt die Freiheit des Glaubens und die freie Entfaltung der Kirchen und Religionsgemeinschaften im Rahmen der Verfassung.
Wie überall in Deutschland sind auch in Rheinland-Pfalz Christentum, Judentum und Islam die drei prägenden Glaubensgemeinschaften. Die meisten Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer – fast jeder Zweite (46 Prozent) – sind katholische Christen. Zur evangelischen Kirche zählt knapp jeder Dritte. Daneben gehören die Orthodoxen und die evangelischen Freikirchen zum Christentum. Etwa 4 Prozent stellen die Muslime als drittgrößte – nach Katholiken und Protestanten – religiöse Gemeinschaft. Zum jüdischen Glauben bekennen sich laut Zensus von 2011 rund 2.500 Menschen in Rheinland-Pfalz und damit deutlich weniger als 0,1 Prozent.
Nicht an eine öffentlich-rechtliche Religionsgemeinschaft gebunden ist mittlerweile fast jeder Fünfte (18 Prozent) in Rheinland-Pfalz – neben Muslimen und Buddhisten auch Menschen, die an keinen Gott glauben. Das ist deutlich weniger als im Bundesdurchschnitt: Hier fühlt sich jeder Dritte keiner Religionsgemeinschaft zugehörig.
Die Russisch-Orthodoxe Kirche der Heiligen Alexandra in Bad Ems gehört zu den schönsten Kirchen des Landes. Sie wurde 1876 eingeweiht. Im 19. Jahrhundert besuchten viele Russen den Kurort, unter ihnen Nikolai Gogol und Fjodor Dostojewski.
Kinder in Kitas
2012; Stat. Ämter des Bundes und der Länder
Bildungsstruktur
Was für Deutschland insgesamt gilt, gilt auch für Rheinland-Pfalz: Der Reichtum des Landes steckt in den Köpfen seiner Menschen. Wie wichtig Bildung für die zukünftige Entwicklung ist, zeigt sich schon an der Wirtschaftsstruktur des Landes: Mittlerweile werden fast zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts im Dienstleistungssektor erwirtschaftet, ein Viertel trägt die Industrie dazu bei. Sie alle brauchen gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sei es als Lehrling, Facharbeiter, Berufseinsteiger oder Experte.
Bildung fängt im Kindesalter an. Diese Erkenntnis hat Rheinland-Pfalz nachdrücklich beherzigt und durch den Ausbau der Kindergärten und die Beitragsfreiheit ab dem 2. Lebensjahr in allen staatlichen Einrichtungen umgesetzt. Und das mit großen Erfolg: 99 Prozent aller 4- und 5-Jährigen besuchen einen Kindergarten. Damit liegt Rheinland-Pfalz nicht nur an der Spitze der Bundesländer, sondern ist auch top im internationalen Vergleich.
Auch bei den Erwachsenen ist die Entwicklung positiv: Immer mehr junge Menschen in Rheinland-Pfalz haben einen Hochschulabschluss oder einen Abschluss im Sekundarbereich II, was dem Abitur oder einer Berufsausbildung gleichkommt. Damit liegt das Land im deutschlandweiten Trend zu höheren Bildungsabschlüssen. Insgesamt hat in Rheinland-Pfalz jeder Zweite dieses Bildungsniveau, jeder Vierte hat gar einen Hochschulabschluss. Ohne Schulabschluss blieben dagegen 3,5 Prozent der Bevölkerung.
Bildung und Beruf
Das hohe Bildungsniveau zahlt sich aus: Wer einen Hochschulabschluss hat, hat in Rheinland-Pfalz bundesweit das geringste Risiko, keine Arbeit zu finden. Denn bei der Beschäftigung von Hochqualifizierten liegt das Land an der Spitze der Bundesländer. Akademiker stellten in Rheinland-Pfalz eine sehr kleine Minderheit der Arbeitslosen und sind in der Regel nur sehr kurz ohne Beschäftigung. Die Jobangebote der Unternehmen für Experten mit Hochschulabschluss nahmen in den vergangenen Jahren sogar noch zu. Gesucht werden aber immer stärker auch Facharbeiter, Meister und Techniker.
Insgesamt ist die Arbeitslosigkeit in Rheinland-Pfalz konstant auf einem niedrigeren Niveau als der Bundesdurchschnitt: 2015 lag die Arbeitslosenquote bei 5,2 Prozent – damit war nur Bayern und Baden-Württemberg erfolgreicher bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
Bildungsstand
2014, Bevölkerung ab 25 Jahren, Statistische Ämter des Bundes und der Länder; Abweichung von 100% rundungsbedingt
Wissenschaftlerinnen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Wussten Sie schon ...
… dass die Rheinland-Pfälzer zu den glücklichsten Menschen der Republik gehören?
… dass es nirgendwo sonst in Deutschland so wenige Single-Haushalte gibt wie in Rheinland-Pfalz?
… dass die meisten Rheinland-Pfälzer in einer Wohnung leben, die ihnen selbst gehört?
Familie
Die Menschen in Rheinland-Pfalz sind zumeist verheiratet und haben ein oder zwei Kinder. Doch schon in jeder fünften Familie lebt die Mutter – und manchmal der Vater – alleine mit den Kindern. Aber auch die Lebensgemeinschaften mit Kindern stellen immerhin gut 5 Prozent der Familien. Die Familie ist in Rheinland-Pfalz die wichtigste Lebensform, auch wenn ihr Anteil immer mehr zurückgeht.
Frauen und Männer
Frauen stellen zwar mehr als die Hälfte der Bevölkerung, aber sie sind immer noch nicht in allen gesellschaftlichen Bereichen gleichberechtigt vertreten.
Wie zum Beispiel im Beruf: Auch wenn die Berufstätigkeit von Frauen in den vergangenen Jahren zugenommen hat – mittlerweile sind 45 Prozent der Frauen erwerbstätig – so unterscheidet sich ihr Einkommen erheblich von dem der Männer: Mehr als jede fünfte Frau – fast 22 Prozent – verdient weniger als 500 Euro netto im Monat, bei den Männern liegt hier der Anteil unter 8 Prozent. Aber nur gut 6 Prozent der Frauen in Rheinland-Pfalz gehören zu den gut Verdienenden mit mehr als 2.600 Euro netto im Monat, bei den Männern ist das mehr als jeder Fünfte (21 Prozent).
Natürlich liegt das auch daran, dass die meisten Frauen in Teilzeit arbeiten. Denn wie überall in der Republik sind sie diejenigen, die sich um die Kinder, den Haushalt und die zu pflegenden Familienangehören kümmern.
Das ist auch einer der Gründe, weshalb Frauen auch in Rheinland-Pfalz so selten in Führungspositionen anzutreffen sind. Nur ein Anteil von 12 Prozent des Top-Managements in Rheinland-Pfalz ist weiblich. Im mittleren Management sind es knapp 30 Prozent.
Und dies, obwohl auch in Rheinland-Pfalz die Mädchen und Frauen die höheren Bildungsabschlüsse vorweisen können: Während 36 Prozent der jungen Frauen die Schule mit dem Abitur in der Tasche verlassen, sind das bei den jungen Männern nur knapp 28 Prozent. Bei den Studierenden in Rheinland-Pfalz stellen die jungen Frauen noch mehr als die Hälfte, beim wissenschaftlichen Personal an den rheinland-pfälzischen Hochschulen liegt ihr Anteil noch bei knapp 38 Prozent. Von den Professuren ist dann – ähnlich wie im Rest der Republik – nur noch jede fünfte mit einer Frau besetzt.
Dennoch haben Frauen auch gesellschaftliche Bereiche erobert. In der Politik sind sie schon weiter vorangekommen: Im Landesparlament sind rund 36 Prozent der Abgeordneten weiblich. Damit liegt Rheinland-Pfalz im oberen Drittel der Bundesländer. In der Landesregierung – an deren Spitze eine Ministerpräsidentin steht – sieht die Verteilung der Macht sogar noch besser aus: Hier arbeiten fünf Ministerinnen mit vier Ministern zusammen – das ist bundesweit die höchste Frauenquote.
Auch wenn „Der Spiegel“ sich angesichts solcher Verhältnisse schon einmal im „Land der Frauen“ fühlte – insbesondere in der Kommunalpolitik sind Frauen noch deutlich unterrepräsentiert.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Wenn beide Eltern arbeiten – und das trifft auf 70 Prozent der rheinland-pfälzischen Familien zu –, dann kann das Familienleben schon sehr stressig werden. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist daher ein wichtiges Thema – auch für die Politik. Konkret geht es um direkte Hilfe, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung, bei der Pflege von Familienangehörigen, aber auch bei der Gestaltung der Arbeitszeiten. Und hier sind die Unternehmen gefragt. Rheinland-Pfalz unterstützt insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei ihren Anstrengungen, familienfreundliche Strukturen zu etablieren. Wie ein kleinerer Betrieb die Kinderbetreuung organisieren kann, wie diese im Notfall oder in den Ferien zu stemmen ist, wie Arbeitsplatz und Arbeitszeit familienfreundlich gestaltet werden können – bei all diesen Fragen helfen die landesweit vier Koordinierungsstellen Familie und Beruf. Zu den Best-Practice-Unternehmen in Sachen Familienfreundlichkeit gehören u. a. die Vulkan Optik & Akustik in Kelberg oder die Xaver Mak Metalltechnik in Zweibrücken, die 2006 beim audit berufundfamilie der Hertie Stiftung zertifiziert wurde.
Vorlesung an der TU Kaiserslautern. Auch wenn der Anteil der Studentinnen an der TU geringer ist als an anderen Hochschulen, studieren auch hier immer mehr Frauen.
Studierende
Angaben in Prozent, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Konsumausgaben von Privathaushalten
2013; Ausgaben pro Monat; in Euro; EVS, Statistisches Bundesamt *Abweichung von 100 % rundungsbedingt
Einkommen
Insgesamt betrachtet geht es den Rheinland-Pfälzern finanziell zumeist ganz gut, vergleicht man ihr Haushaltsnettoeinkommen mit dem Bundesdurchschnitt: Gut 40 Prozent der Haushalte verfügen über mehr als 2.600 Euro im Monat, deutschlandweit sind dies nur 35 Prozent. Im Schnitt kann jeder Haushalt 3.216 Euro im Monat ausgeben – der Bundesdurchschnitt liegt bei 3.180 Euro.
Allerdings trifft dies nicht für Alleinerziehende zu. Sie haben ein besonders hohes Risiko, in Armut zu geraten: Jeder zweiten Alleinerziehenden stehen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung, bundesweit sind dies 43 Prozent. – Und auch in Rheinland-Pfalz trifft das nur auf etwa jeden sechsten Haushalt zu.
Wohnen
Die Menschen in Rheinland-Pfalz sind gesellige Wesen. Nirgendwo sonst in der Republik gibt es daher so wenige Single-Haushalte wie hier. Und außer in Baden-Württemberg leben nirgendwo sonst durchschnittlich so viele Personen – nämlich 2,1 – in einem Haushalt zusammen.
Typisch für das Wohnen in Rheinland-Pfalz ist auch das Ein-Familien-Haus, das in der Regel der Familie gehört, die darin wohnt. Häuser mit mehr als sieben, meist vermieteten Wohneinheiten gibt es natürlich auch in den Städten. Sie stellen aber nur 15 Prozent der Wohngebäude in Rheinland-Pfalz. Großzügig sind die Wohnungen in der Regel auch: Mit durchschnittlich 53 Quadratmetern pro Person haben die Rheinland-Pfälzer deutlich mehr Platz in ihrer Wohnung als sonst in Deutschland üblich ist.
Konsumausgaben
Wohnen ist überhaupt wichtig – wie ja auch im Rest der Republik. Die Rheinland-Pfälzer geben für Wohnen und Energie auch den größten Teil, nämlich deutlich mehr als ein Drittel, ihres Haushaltsbudgets aus. Zweitgrößter Posten sind die Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke: Dafür bringen die Rheinland-Pfälzer durchschnittlich noch 14 Prozent ihres Budgets auf, genauso viel wie für Mobilität. Auch hier unterscheiden sie sich nicht vom Bundesdurchschnitt.
Die B-Jugend der TSG Kaiserslautern.
Freizeit und Sport
Freizeit ist natürlich auch ein wichtiger Posten im typischen rheinland-pfälzischen Haushaltsbudget. Zehn Prozent haben die Rheinland-Pfälzer für Freizeit, Unterhaltung und Kultur reserviert. Damit werden insbesondere Museums-, Theater-, Kino- und Konzertbesuche sowie Pauschalreisen, aber auch die Kosten für Sport und den Besuch von Sportveranstaltungen finanziert.
Sport spielt überhaupt eine wichtige Rolle in der Freizeitgestaltung der Rheinland-Pfälzer. Und das auch gerne im Verein. Die mitgliederstärksten Vereine finden sich natürlich im Fußball. Die rheinland-pfälzischen Fußballverbände haben mehr als 420.000 Mitglieder in ihren Reihen.
Nach dem 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FSV Mainz 05 sind es aber die Sektionen der Alpenvereine, die auf die meisten Mitglieder verweisen können. Drittgrößter Verein in Rheinland-Pfalz ist dabei die Mainzer Sektion, die auch die Kaunergrathütte und den Mainzer Höhenweg in den Ötztaler Alpen in Tirol betreut. Die Koblenzer Sektion ist mit 4.500 Mitgliedern der viertgrößte Verein des Landes. Ihre Hütten stehen nicht in den Alpen, sondern in Ehrenbreitstein und bei Dümpelfeld in der Eifel. Denn Klettern und Wandern sind auch in Rheinland-Pfalz mit seinen Traumschleifen und Premiumwanderwegen, seinen Felsen und Kletterparks höchst beliebte Freizeitbeschäftigungen.
Und wo gewandert wird, wird auch gerne gesungen: Der gemeinschaftliche Gesang ist eine feste Größe, wenn es darum geht, etwas zu tun, was Spaß macht. Die drei größten rheinland-pfälzischen Chorverbände organisieren in 2.500 Chören fast 200.000 Sängerinnen und Sänger.
Mit etwa 3 Millionen sporttreibenden Bürgerinnen und Bürgern ist der Sport in Rheinland-Pfalz eine Massenbewegung. Die Hälfte der Sportbegeisterten – das ist jeder dritte Bürger – ist in rund 6.300 Sportvereinen des Landessportbunds organisiert. Der Landessportbund ist damit die größte Personenvereinigung des Landes.
Leistungssport
Rheinland-Pfalz unterhält zusammen mit dem Saarland einen Olympiastützpunkt in Saarbrücken. Hier werden die Nachwuchs- und Spitzensportler beider Länder sowie ihrer Trainer gezielt auf Weltklasseleistungen in Olympischen Sportarten und -disziplinen vorbereitet. 300 Kadersportlerinnen und -sportler, insbesondere in den Sportarten Leichtathletik, Ringen, Rudern, Radsport und Badminton, werden hier betreut. Zu ihnen gehören auch 27 Sportler der paralympischen Disziplinen.
In sechs Landesleistungszentren werden die Disziplinen Reiten (Wonsheim), Fechten (Koblenz), Hockey (Bad Dürkheim), Radsport (Kaiserslautern), Taekwondo (Ingelheim) und Judo (Speyer) gefördert. Rheinland-Pfalz ist auch Sitz von fünf Bundesstützpunkten, die sich in der Ausbildung von (Nachwuchs-)Spitzensportlern engagieren. Darüber hinaus werden Nachwuchsathleten in drei Sportinternaten des Landessportbundes, zwei Eliteschulen des Sports und vier Partnerschulen des Spitzensports gefördert.
Zuständig für die Förderung des Spitzensports ist der Landessportbund Rheinland-Pfalz (LSB RLP) als oberster sportartübergreifender Verband. Unter seinem Dach sind der Sportbund Pfalz, der Sportbund Rheinland sowie der Sportbund Rheinhessen organisiert.
Der LSB unterstützt die Landesverbände bei der Finanzierung der Trainingsmaßnahmen und der Trainer für den Spitzensport, bezuschusst Trainingsstätten und hilft bei der Einrichtung von Landesleistungszentren.
Leistungszentrum Ingelheim, Kampftraining Taekwondo.
Die Nepomukbrücke über die Ahr in Rech. Hier wird Ripuarisch gesprochen, ein Dialekt des Mittelfränkischen.
Sprache und Dialekte
Der Rheinland-Pfälzer spricht kein Rheinland-Pfälzisch. Er spricht – wenn nicht Hochdeutsch – in der Sprache seiner Region oder seiner Gemeinde. So bunt wie die Bevölkerung, so bunt und vielfältig ist auch das Spektrum der regionalen und lokalen Mundarten in Rheinland-Pfalz – wie das Wäller Platt, das im Westerwald gesprochen wird, das Hunsrückische, das Untermosellanische oder das Landauische. Sie alle haben aber etwas gemeinsam: Sie gehören zu einem der beiden großen fränkischen Dialektfamilien, dem Rheinfränkischen oder dem Mittelfränkischen.
Die Dat-das-Grenze trennt das Rheinfränkische vom Moselfränkischen. In den südlichen und südöstlichen Gegenden von Rheinland-Pfalz – in der Pfalz, in Rheinhessen und im Naheland – spricht man Mundarten des Rheinfränkischen, wie das Pfälzische und das Rheinhessische. Zum Mittelfränkischen gehören das Ripuarische, das im Norden des Landes an der Ahr gesprochen wird, sowie das Moselfränkische, das die Menschen in der Eifel, entlang der Mosel und im Hunsrück sprechen.
Sprache bindet und verbindet – und das trifft ganz besonders auf die Mundarten zu. Zum Beitrag des Pfälzischen zur Völkerverständigung hat der Aufklärer Samuel Christoph Wagener schon 1795 festgestellt: „Selbst die deutsche Mundart des Pfälzers französirt schon in mancher Hinsicht; und beweiset durch einige ihrer Eigenthümlichkeiten, und namentlich durch das Verschlukken mehrerer Buchstaben, besonders des Mitlauters N am Ende der Zeitwörter, daß seine größere Flüchtigkeit und seine Sprachorgane schon mehr die Geschmeidigkeit und Gewandheit der französischen Sprache erheischen.“
Die Dat-das-Linie, auch Hunsrück-Schranke genannt, ist eine von der Sprachwissenschaft ausgemachte virtuelle Grenze, die durch das gesamte deutsche Sprachgebiet verläuft. Nördlich dieser Grenze wird das Wort „das“ als „dat“ ausgesprochen, südlich davon als „das“. Sie unterscheidet unter anderem die in Rheinland-Pfalz dominierenden fränkischen Dialekte Moselfränkisch („dat“) und Rheinfränkisch („das“). Die Sprachgrenze verläuft über die Hunsrücker Höhe und den Westerwald. Durch die verstärkte Mobilität der Menschen verwischt sich diese Trennungslinie allerdings immer mehr.