International – das ist das Stichwort, das die rheinland-pfälzische Wirtschaft am treffendsten charakterisiert: Mehr als 53 Prozent des Umsatzes der Industrie werden mit dem Ausland erzielt. Damit hat Rheinland-Pfalz die zweithöchste Exportquote unter den Flächenländern – nach Baden-Württemberg.
Die Industrie ist überhaupt ein wichtiger Wirtschaftszweig in Rheinland-Pfalz. Zusammen mit Bau, Energie- und Wasserversorgung trägt sie rund ein Drittel zur Wertschöpfung bei. Damit ist das produzierende Gewerbe deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt. Den größten Anteil steuern mit 66 Prozent die Dienstleister zur Wertschöpfung bei. Die Land- und Forstwirtschaft hat zwar nur einen Anteil von einem Prozent, liegt damit aber auch deutlich über dem Durchschnitt. Und Landwirtschaft, Weinbau und vor allem die Forstwirtschaft prägen auch optisch das Bild des Landes.
Beim Bruttoinlandsprodukt ist Rheinland-Pfalz im Vergleich zu den anderen Ländern der Republik im oberen Mittelfeld platziert. 2015 waren es 132 Milliarden Euro. Jeder der fast 2 Millionen erwerbstätigen Rheinland-Pfälzer erwirtschaftete somit im Schnitt 66.000 Euro.
Windrad bei Mörsdorf im Hunsrück.
Mittelstandskennzahlen
2013/14, Wirtschaftsministerium RLP
Wo ist der Mittelstand aktiv? Der größte Umsatz wird im Handel gemacht, gefolgt vom produzierenden Gewerbe. Die meisten Beschäftigten sind bei den Dienstleistern tätig, wo allerdings deutlich weniger Umsatz erzielt wird. Hier gibt es auch die meisten Unternehmen.
Mittelständisch geprägt
Vor allen Dingen ist Rheinland-Pfalz ein Land des Mittelstands. Dieser ist im Land die tragende Säule in Sachen Handel, Produktion und Dienstleistung. Fast alle Unternehmen im Land haben also weniger als 250 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von unter 50 Millionen Euro – wie es die EU-Definition für den Mittelstand beschreibt. Daneben zeichnen noch andere Merkmale den Mittelstand aus: So ist ein Großteil der Unternehmen in Rheinland-Pfalz inhabergeführt, überwiegend als Familienunternehmen und damit unabhängig von Konzernen oder großen Strukturen.
Eine wichtige Rolle spielen diese Unternehmen auch in strukturpolitischer Hinsicht. Denn während sich die Großbetriebe meist in den Ballungsräumen und entlang der Rheinschiene ansiedeln, weil dort die vielen Mitarbeiter leichter verfügbar sind, sind viele kleinere Betriebe auch abseits der Metropolen verwurzelt.
Sie tragen damit dazu bei, dass sich dort die Lebensverhältnisse nicht allzu weit von denen in den Städten entfernen. Gerade für Rheinland-Pfalz mit seinen ländlichen Gebieten in Hunsrück, Pfalz, Westerwald und Eifel ist dies enorm wichtig.
Grundsätzlich gilt: Das gesamte Land ist geprägt vom Mittelstand. Es gibt kaum 50 Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten.
Der Mittelstand in Rheinland-Pfalz
- 99,7 Prozent aller Unternehmen
- 70,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
- 43,8 Prozent des Umsatzes – das entspricht rund 93 Milliarden Euro
Mittelstandsbericht 2015
Boehringer Ingelheim Center, die Zentrale des Unternehmensverbandes in Ingelheim.
Global Player
Ist Rheinland-Pfalz also ein Land von kleineren Firmen, die auf dem Weltmarkt wenig bis nichts zu sagen haben? Mitnichten! Es gibt eine stattliche Liste von Großbetrieben im Land, die auch auf dem internationalen Markt wichtige Rollen spielen. Beispiele gefällig?
Ganz vorne dabei ist der Chemieriese BASF, Konzernsitz ist Ludwigshafen am Rhein. Von seinen weltweit 112.000 Mitarbeitern arbeiten 35.000 in Rheinland-Pfalz. Damit ist die BASF der größte Arbeitgeber im Land. Mit Standorten in über 80 Ländern und einem Jahresumsatz von mehr als 70 Milliarden Euro ist das 1865 gegründete Unternehmen der größte Chemiekonzern der Welt.
Oder der Pharmaproduzent Boehringer Ingelheim, der 8.500 von weltweit fast 48.000 Mitarbeitern am Unternehmenssitz in Ingelheim beschäftigt. Weltweit gehört das international agierende Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 13 Milliarden Euro (Deutschland: 912 Millionen Euro) zu den 20 führenden Pharmakonzernen und ist mit 146 Unternehmen in anderen Ländern verbunden.
Ein Global Player ist auch die Schott AG aus Mainz. Der Technologiekonzern mit Schwerpunkt technische Gläser und Glaskeramik – wie die Ceran-Kochflächen für den heimischen Herd oder Spiegelträger aus Zerodur für den Blick ins Weltall – hat Produktions- und Vertriebsstandorte in 35 Ländern, beschäftigt weltweit mehr als 15.000 Mitarbeiter – rund 2.400 davon in Rheinland-Pfalz – und macht 86 Prozent der knapp 2 Milliarden Euro Umsatz im Ausland.
Industrie und Handwerk
Industrie und Handwerk lösten bereits in den 1950er Jahren die Landwirtschaft als größten Arbeitgeber ab – 1970 arbeitete fast die Hälfte der Erwerbstätigen in Rheinland-Pfalz im produzierenden Gewerbe. Mittlerweile ist der Anteil stark zurückgegangen, doch immer noch ist hier gut jeder vierte Arbeitsplatz angesiedelt.
Die Industrie ist eine tragende Säule der Wirtschaft im Land. Die stärksten Branchen sind die Chemie- und die Automobilindustrie, gefolgt von den Maschinenbauern und der Metallindustrie. Sie erwirtschaften – gemessen am Umsatz – fast 60 Prozent der Gesamtproduktion, hier arbeitet fast die Hälfte der Industriebeschäftigten.
„Die“ Industriestadt in Rheinland-Pfalz ist Ludwigshafen, hier gibt es die meisten Industriearbeitsplätze – dank der BASF. Weitere Industriezentren sind Wörth/Germersheim (Fahrzeugbau), Ingelheim (Pharma), Mainz (Glas) sowie Koblenz (Automobilzulieferer).
Das Handwerk leistet ebenfalls einen unverzichtbaren Beitrag für die Entwicklung der Wirtschaft, Beschäftigung und Ausbildung. In Rheinland-Pfalz erwirtschaften über 50.000 Betriebe einen Umsatz von etwa 25 Milliarden Euro und beschäftigen rund 260.000 Mitarbeiter. Davon sind rund 21.000 Mitarbeiter Auszubildende.
Mit seiner mittelständischen Prägung stellt das rheinland-pfälzische Handwerk eine wichtige Basis für die Marktwirtschaft und einen funktionierenden Wettbewerb dar. Die Handwerksbetriebe stellen individuelle Produkte her und erbringen Dienstleistungen für die Wirtschaft und die Endverbraucher. Zudem erfüllt das Handwerk auch eine wichtige strukturelle Aufgabe: Weil die Handwerksbetriebe dezentral angesiedelt sind, sichert sie die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und mit Arbeitsplätzen.
Organisiert sind Handwerk, Handel und Industrie in Rheinland-Pfalz in jeweils vier Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern, aufgeteilt nach den Regionen Koblenz, Rheinhessen, Pfalz und Trier.
Erwerbstätige nach Branchen
2015, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
Dienstleister als Jobmotor
Die Dienstleister sind der Jobmotor im Land: Sie stellen gut 72 Prozent der Arbeitsplätze – fast 1,3 Millionen Erwerbstätige sind hier beschäftigt. Die meisten Menschen – mehr als 660.000 – arbeiten bei den öffentlichen Dienstleistern, im Bereich Erziehung und Gesundheit. Im Handel, Verkehr, Gastgewerbe, in Information und Kommunikation sind weitere fast 500.000 Arbeitsplätze angesiedelt.
Insgesamt arbeiten fast zwei Millionen Menschen in Rheinland-Pfalz. Damit hat die Zahl der Erwerbstätigen 2015 einen neuen Höchststand erreicht. Das Plus an Arbeitsplätzen kam aus dem Dienstleistungssektor, wo teilweise im bundesweiten Vergleich überdurchschnittliche Zuwächse erreicht werden konnten. So ist es kein Wunder, dass die Arbeitslosenquote schon seit Jahren deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt. 2015 gab es hier 5,2 Prozent, im Bund dagegen 6,4 Prozent Arbeitslose.
Wirtschaftsförderung wird in Rheinland-Pfalz großgeschrieben. Existenzgründern und etablierten Unternehmern werden viele Modelle geboten, mit derer Hilfe sie ihre Pläne und Ideen finanzieren können. 100 Fördermöglichkeiten des Landes stehen als Zuschüsse, zinsverbilligte Darlehen oder Bürgschaften zur Verfügung.
Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die mittelständischen Unternehmen aus Industrie, Handwerk und Dienstleistung gelegt, da diese für Rheinland-Pfalz besonders bedeutend sind.
Außerdem berät das Land und hilft bei der Erschließung von Gewerbe- und Industrieflächen.
Informationen zur rheinland-pfälzischen Wirtschaftsförderung und den einzelnen Modellen gibt es bei der Investitions- und Strukturbank, die für das Land die Förderprojekte betreut.
Darüber hinaus helfen auch Landkreise und Verbandsgemeinden mit regionalen Förderprojekten.
Weitere Informationen unter: isb.rlp.de
Der Arbeitsmarkt
Die meisten Menschen sind in der Stadt Mainz beschäftigt – rund 152.000. Die Universitätskliniken, das ZDF und der Glasspezialist Schott sind hier neben dem öffentlichen Dienst die größten Arbeitgeber. Gefolgt wird die Landeshauptstadt von den Städten Ludwigs¬hafen, wo die BASF angesiedelt ist, und Koblenz. Die Versicherer und Bausparer der Debeka-Gruppe haben hier ihren Firmensitz.
Boomende Wirtschaft, niedrige Arbeitslosenzahlen – das Rhein-Main-Gebiet ist eine der wichtigsten Wirtschaftsregionen Deutschlands. Die Landeshauptstadt Mainz (im Bild) profitiert von ihrer verkehrsgünstigen Lage im Rhein-Main-Gebiet, der Nähe zu den Flughäfen Frankfurt und Hahn, der ICE-Anbindung und ihrem Container- und Industriehafen.
Insgesamt sind in den zwölf kreisfreien Städten mehr als 730.000 Menschen beschäftigt, das sind 37,5 Prozent der Beschäftigten in Rheinland-Pfalz. Die übrigen 1,2 Millionen Menschen arbeiten in den kleineren Städten oder auf dem Land. Vorne liegen hier die Kreise Mayen-Koblenz, gefolgt vom Westerwaldkreis und dem Landkreis Neuwied. Im Landkreis Kusel sind die wenigsten Beschäftigten registriert.
Beim Blick auf die Statistik wird deutlich: Der Rhein hat seine jahrhundertalte Rolle als Wirtschaftsfaktor auch heute noch inne. Die meisten Arbeitsplätze gibt es in den Städten und Kreisen entlang der großen europäischen Wasserstraße. Vor allem das Rhein-Main-Gebiet bei Mainz, die Region um Koblenz sowie der Rhein-Neckar-Raum und Trier dienen hier als große Stütze. Und je weiter die Kommunen weg sind von den Ballungsgebieten des Landes, desto schwieriger wird es.
So ist die Zahl der Erwerbstätigen in den Städten seit dem Jahr 2000 deutlich angestiegen, 2013 waren es 7,5 Prozent mehr – vor allem in Speyer, Worms und Landau ging die Kurve nach oben. Ebenso gibt es deutlich mehr Beschäftigte in den Kreisen Trier-Saarburg, Mainz-Bingen, Rhein-Pfalz und Alzey-Worms. Im Gegensatz dazu waren die Stadt Zweibrücken sowie die Landkreise Birkenfeld, Kusel und Südwestpfalz von der ansonsten positiven Arbeitsplatzentwicklung im Land abgeschnitten: Die Zahl der Beschäftigten ging in dem Zeitraum zurück, beim Schlusslicht Südwestpfalz um ganze neun Prozent.
Das Zweite Deutsche Fernsehen – kurz ZDF – ist eine der größten Fernsehanstalten Europas. Es gehört mit den in der ARD zusammengeschlossenen Landesrundfunkanstalten und dem Deutschlandradio zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dieses System sollte nach dem Ende des Naziregimes sicherstellen, dass der deutsche Rundfunk nie wieder missbraucht und gleichgeschaltet werden kann. Das ZDF wurde 1961 von den westdeutschen Bundesländern gemeinsam gegründet und ging im April 1963 auf Sendung. Standort des neuen Senders wurde die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz. Rund 3.600 feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten heute im Sendezentrum Mainz, im Hauptstadtstudio Berlin sowie in 16 Inland- und 18 Auslandstudios.
Wirtschaftsfaktor Medien
Die Medien sind auch in Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden – sowohl im Bereich der klassischen als auch bei den neuen Medien. Fast 30.000 Menschen machen heutzutage „was in Medien“, in insgesamt knapp 5.000 Unternehmen im Land. Das drückt sich auch positiv in der Wertschöpfung aus. Gemeinsam mit der IT sind die Medien dabei genauso bedeutend wie die Chemische Industrie.
Unterteilt wird Rheinland-Pfalz in verschiedene Medienregionen, wobei das Rhein-Main-Gebiet rund um Mainz hier als Erstes zu nennen ist. Mit dem ZDF als eine der größten Fernsehanstalten Europas, der Verlagsgruppe Rhein-Main (Allgemeine Zeitung, Wiesbadener Kurier u.a.) und dem rheinland-pfälzischen Haupthaus des Südwestrundfunks sind hier drei große Spieler auf dem Markt. Dazu gibt es aber auch noch viele kleinere Unternehmen und Nachrichtenplattformen im Internet, die Mainz zur Medienstadt machen.
Ebenso wichtig ist die Region um Ludwigshafen. Hier sitzt mit der Medien-Union Ludwigshafen der Herausgeber der renommierten Rheinpfalz sowie das Radio RPR, das in vielen Teilen des Landes noch mit Regionalstudios vertreten ist.
Auch Koblenz ist mit dem Mittelrhein-Verlag (Rhein-Zeitung) ein wichtiger Medienstandort. In und um Koblenz haben sich Unternehmen aus Informationstechnologie und Multimedia angesiedelt.
Komplettiert wird das Angebot von einigen regionalen Radiosendern, wie etwa Antenne Mainz, Antenne Koblenz oder das City-Radio in Trier, sowie einigen Offenen Fernsehkanälen. Neben den oben bereits erwähnten Tageszeitungen spielen regional auch der Trierische Volksfreund in der Region um Trier und der Pfälzische Merkur aus Zweibrücken eine wichtige Rolle.
Für den Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz sind dies gute Nachrichten. Kreativität und Medienkompetenz der Beschäftigten in Funk, Fernsehen, Internet und Presse sind gut für den Arbeits- und Wirtschaftsmarkt der Zukunft. Der Standort Rheinland-Pfalz ist damit in einem modernen Wandel befindlich, sowohl Global Player als auch Mittelständler, Forschungsunternehmen und Bildungseinrichtungen gehören dazu.
Tourismus
Rheinland-Pfalz ist ein beliebtes Gastland: Seit einigen Jahren rangiert das Land bei den touristischen Wachstumsraten auf den vorderen Plätzen. Im Jahr 2015 bedeutete dies: Insgesamt kamen fast 8,4 Millionen Gäste ins Land, so viel wie nie zuvor. Ebenfalls Rekord waren die gut 22,4 Millionen Übernachtungen, die von 6,5 Millionen Gästen aus Deutschland gebucht wurden. Nahezu 1,9 Millionen Menschen kamen aus dem Ausland nach Rheinland-Pfalz – darunter fast zwei Drittel aus den Niederlanden und aus Belgien.
Diese Zahlen zeigen, dass der Tourismus in Rheinland-Pfalz ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist. Viele Bürger arbeiten in einer der neun Tourismusregionen in Gastronomie, Hotellerie oder etwa als Stadtführer direkt daran mit, dass sich die Gäste im Land wohlfühlen. Allein im Gastgewerbe – dem Kernbereich der Tourismuswirtschaft – sind deutlich mehr als 100.000 Menschen beschäftigt. Die Bruttowertschöpfung liegt bei knapp zwei Milliarden Euro.
Aber der Tourismus wirkt noch weit in andere Wirtschaftsbereiche hinein – beispielsweise in den Verkehr, den Einzelhandel, die Kunst, die Unterhaltung und die Erholung. Damit ist klar, dass es mehr Jobs gibt und auch noch mehr Einnahmen winken, wenn der Tourismus funktioniert.
Die Tourismusregionen in Rheinland-Pfalz
- Eifel
- Rheintal
- Mosel-Saar
- Pfalz
- Rheinhessen
- Naheland
- Ahr
- Westerwald-Lahn
- Hunsrück
Der Winzerhof Gietzen in Hatzenport an der Mosel.
Die Erneuerbaren
Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung, 2013, Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung
Erneuerbare Energien
Erneuerbare Energien sind keine Nische mehr. In Deutschland nicht – und auch nicht in Rheinland-Pfalz, das ein Vorreiter bei der Energiewende ist. Rund 13 Milliarden Euro Umsatz werden im Bereich Umwelttechnologien gemacht. Dies entspricht 10 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung. Der Anteil der Unternehmen aus dem Kernbereich der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien liegt bei einem Prozent. Tendenz steigend. Der hier generierte Umsatz liegt bei etwa 3 Milliarden Euro.
Zwar hat Rheinland-Pfalz absolut gesehen keine allzu große Zahl an Arbeitsplätzen bei den Erneuerbaren zu bieten. Doch 13.000 Jobs sind durchaus eine relevante Zahl, die noch weiter steigen wird. Im Vergleich zu den Nachbarn Hessen und Saarland nimmt die Branche hier schon jetzt eine wichtige Rolle ein.
Beim Stromverbrauch liegt der Anteil der erneuerbaren Energien nach Schätzungen des Wirtschaftsministeriums im Jahr 2015 bei 28 Prozent. Das Ziel ist aber bereits formuliert: Bis 2030 sollen in Rheinland-Pfalz 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren gedeckt werden.
Rund 90.000 Anlagen – darunter fast 88.000 Photovoltaik-Anlagen und 1.500 Windkraftparks – produzieren in Rheinland-Pfalz rund 7 Millionen Megawattstunden und speisen damit mehr Strom ins Netz als die konventionellen Energieträger. Den größten Anteil an der Stromeinspeisung hat die Windkraft: Sie liefert mehr als 3,5 Millionen Megawattstunden und damit 26,5 Prozent. An der Spitze der Stromerzeugung aus Erneuerbaren liegt der Rhein-Hunsrück-Kreis. Von hier kommen zwölf Prozent der gesamten Einspeisungen – vorwiegend aus Windkraft. Fast zehn Prozent liefert der Eifelkreis Bitburg-Prüm.
Große Bedeutung haben in Bitburg-Prüm auch die Biomasseanlagen. Fast 17 Prozent der Stromeinspeisungen aus Biomasse kommen von dort. Die Landkreise entlang der Mosel steuern den größten Anteil an Strom aus Wasserkraft bei: Zwei Drittel der Einspeisung aus Wasserkraft kam 2014 aus den Landkreisen Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell und Trier-Saarburg.
An der Mosel erzeugt seit den 1950er Jahren zwischen Koblenz und Trier eine Kette von Laufwasserkraftwerken Strom aus Wasserkraft. Sie produzieren jedes Jahr rund 800 Millionen Kilowattstunden – genug, um 250.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Das Wasserkraftwerk Fankel (Bild) wurde 1965 in Betrieb genommen und bringt mit seinen vier Kaplan-Turbinen bis zu 16,4 Megawatt Leistung.
Die Windkraft spielt bei der Stromerzeugung im Land überhaupt die wichtigste Rolle. Über sie werden 15,7 Prozent des Bruttostroms erzeugt. Photovoltaik hat einen ebenfalls überdurchschnittlichen Anteil von 7,3 Prozent. Zudem erreicht Rheinland-Pfalz nach Angaben des Wirtschaftsministeriums im Bereich der industriellen Kraft-Wärmekopplung (KWK) mit hocheffizienten Wirkungsgraden von über 80 Prozent einem Anteil an der Bruttostromerzeugung von 42 Prozent – ein Spitzenwert unter den Bundesländern. Damit erfüllt das Land bereits das bundesweite Ausbauziel für KWK-Anlagen für das Jahr 2020.
Es gibt einige Firmen im Land, die sich erfolgreich um diesen Sektor bemühen. Ganz vorne dabei: Juwi. Der Wörrstädter Projektierer – gegründet 1996 – ist über zehn Jahre kontinuierlich gewachsen. Trotz einiger schwieriger Jahre ist Juwi immer noch eines der größten Unternehmen beim Aufbau von Solar- und insbesondere Windparks. Die Juwi-Gruppe beschäftigt weltweit rund 1.000 Mitarbeiter und ist auf allen Kontinenten mit Projekten und Niederlassungen präsent. In den vergangenen 20 Jahren hat die Firma Investitionen von über 6 Milliarden Euro initiiert.
Zu einem wichtigen Zulieferer für die Windindustrie ist die Eisengießerei HegerGuss aus dem pfälzischen Enkenbach-Alsenborn aufgestiegen. Das traditionsreiche Familienunternehmen hat die Vorteile der Energiewende früh erkannt und fertigt unter anderem Rotornaben, Achszapfen, Blattadapter und Statorglocken für Windenergieanlagen.
Einer der innovativsten Hersteller von Biogasanlagen ist Ökobit aus Föhren bei Trier. Als Biogasanlagen-Hersteller und -Planer der ersten Stunde zählt Ökobit heute mit über 175 nationalen und internationalen Projekten zu den gefragtesten Komplettanbietern der Branche.
Landwirtschaft und Forsten
Riesige Höfe und weite endlose Felder sucht man in Rheinland-Pfalz vergebens. Die hiesige Landwirtschaft ist im Vergleich zu anderen Bundesländern sehr klein strukturiert. Die durchschnittliche Fläche pro Betrieb beträgt 37,1 Hektar, während im gesamten Bundesgebiet dieser Wert bei 58,6 Hektar liegt. Auch bei der Anzahl der Schweine und Rinder pro Betrieb liegt das Land unter dem Bundesdurchschnitt. Dennoch spielen Landwirtschaft und Forsten eine herausragende Rolle im Land. Mit rund 1,2 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung haben sie eine wesentlich größere Bedeutung als im bundesweiten Durchschnitt.
Die rheinland-pfälzische Landwirtschaft befindet sich mitten im Strukturwandel, die Betriebe werden weniger, die Anzahl der Mitarbeiter sinkt. Heute gibt es noch 18.800 Betriebe – 28,5 Prozent weniger als noch vor zehn Jahren. Weniger wurde im gleichen Zeitraum auch die landwirtschaftlich genutzte Fläche – um etwa 10.000 Hektar.
Insgesamt werden noch etwas mehr als 700.000 Hektar Boden landwirtschaftlich genutzt. Davon hat der Ackerbau mit 410.000 Hektar den größten Anteil. Getreide wird am meisten angebaut, 245.000 Hektar sind damit bepflanzt. Aber es gibt auch viel Gemüse: auf gut 20.000 Hektar, vor allem im „Gemüsegarten Rheinpfalz“. Zusätzlich beansprucht das Dauergrünland viel Platz – rund 220.000 Hektar.
Doch der Strukturwandel wird in den kommenden Jahren fortschreiten, die Anzahl von Betrieben und Mitarbeitern weiter zurückgehen. Mit am stärksten werden davon die tierhaltenden Betriebe betroffen sein, insbesondere die Schweinehaltung.
Auch die Forstwirtschaft ist kein unbedeutender Teil der rheinland-pfälzischen Wirtschaft. Immerhin sind 42 Prozent der Landesfläche mit Wald bedeckt – damit nimmt das Land die Spitzenposition in Deutschland ein. Rund 3.400.000 Festmetern Holz werden jährlich in den Bundes-, Landes- und Körperschaftswäldern sowie in den Privatwäldern geschlagen. Damit liegt Rheinland-Pfalz auf dem siebten Platz im Vergleich der Bundesländer.
Ob Wandern oder Joggen, Spazierengehen oder Radeln – die großzügigen Wälder des Landes wie der Pfälzer Wald (Bild) sind beliebte Orte für Freizeit und Erholung und attraktive touristische Ziele. Doch der Wald ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum – Forst-, Holz- und Papierindustrie gehören mit insgesamt 8,3 Milliarden Euro Umsatz im Jahr zu den großen Branchen des Landes. Hier arbeiten mehr als 50.000 Beschäftigte.
Arbeiten im Weinberg in den Steilhängen über der Mosel.
Weinbau
Prägend für das Land und sein Selbstverständnis ist der Weinbau – Rheinland-Pfalz ist „das“ Weinbauland in Deutschland. Es gibt sechs Anbaugebiete mit einer Rebfläche von insgesamt rund 64.000 Hektar – so viel, wie in keinem anderen Bundesland. Das sind mehr als 65 Prozent der gesamten mit Reben bestockten Fläche in Deutschland.
Spitzenreiter dabei ist – im Bundesland und in der ganzen Republik – die Region Rheinhessen. Im größten Weinanbaugebiet Deutschlands sind über 26.000 Hektar mit Reben bestückt. Und was die jungen Winzer seit einigen Jahren daraus machen, ist aller Ehren wert. Aus dem Land der Massenware wurde ein Qualitätsweinland. Anerkannt wurde diese Entwicklung 2008 mit der Aufnahme der Region und der Landeshauptstadt Mainz in das weltweite Netzwerk der Great Wine Capitals.
Und auch das zweitgrößte Anbaugebiet liegt im Bundesland. Die Pfalz hat 23.000 Hektar Rebflächen. Weitere Weinanbaugebiete auf rheinland-pfälzischem Boden sind zum Beispiel der Mittelrhein und die Mosel. In beiden Gebieten ist die Arbeit geprägt durch die Steillagen an den Hängen der beiden großen Flüsse. Und dann sind da noch die beiden kleineren Gebiete an Nahe und Ahr, die aber ebenfalls renommierte Weine produzieren und eine gute Rolle spielen auf dem nationalen und internationalen Weinmarkt.
In fünf von sechs Anbaugebieten ist der Weißwein vorherrschend, wenn auch der Rotwein in den vergangenen Jahren stark an Rebfläche gewonnen hat. Nur im Ahrtal ist das schon immer so: Im Tal der roten Traube haben die Römer schon Wein angepflanzt. Mittlerweile gehört das Ahrtal, in dem die Reben ebenfalls auf kargen und steilen Hängen stehen, zu den profiliertesten Rotweingegenden Deutschlands.
So positiv, wie die Entwicklung aussieht, wird der Weinbau auch in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen und maßgeblich zum Erfolg der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft beitragen.
Die Weinanbaugebiete in Rheinland-Pfalz
- Rheinhessen: 26.600 ha
- Pfalz: 23.600 ha
- Mosel: 8.800 ha
- Nahe: 4.200 ha
- Ahr: 560 ha
- Mittelrhein: 470 ha
2014, destatis