===== min-1 Personalia 1350 Nanda b. Jizchak des Reichen aus Hameln Transkription ‎‏[האבן הזאת (אשר)]‏‎ ‎‏שמתי מצבה לראש [מרת ...]‏‎ ‎‏ננדא בת הנדיב רבי יצחק [ז]צ״ל‏‎ ‎‏העשיר מהמלא שהלכה לעולמה‏‎ ‎‏בשבת ראש חדש ניסן ונקברה ביו׳‏‎ ‎‏א׳ בשיני בו ב[שנ]ת חמ[ש]ת אלפים ומא׳‏‎ ‎‏[...............] לבר[י]את עולם ותהי‏‎ ‎‏[נשמתה צרורה בצר]ור החיים עם‏‎ ‎‏[שאר צדקניות בגן] עדן אמן‏‎ ‎‏[סלה?]‏‎ Übersetzung ›Diesen Stein habe ich aufgestellt als Stele‹ zu Häupten der Frau ... Nanda, Tochter des edlen Herrn Jizchak, Jizchak des Reichen aus Hamelndas Andenken des Gerechten zum Segen, des Reichen, aus Hameln, ›die in ihre Welt hinging‹ am Schabbat, Neumond Nissan, und begraben wurde am Tag 1, am zweiten desselben, im Jahr fünftausend und ein?hundert [...] nach Erschaffung der Welt, und es sei ihre Seele eingebunden in das Bündel des Lebens mit [den übrigen gerechten Frauen im Garten] Eden, Amen [Sela?] Zitatapparat Zl 1f: Gen 28,22 Zl 4: Koh 12,5 Kommentar Dieser vermutlich aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammende Grabstein ist der einzige mittelalterliche Grabstein, der in Minden gefunden wurde. Zl 1: Zitat aus Genesis 28,22 (das ‎‏אשר‏‎/"(diesen Stein,) welchen (ich aufgestellt habe...)" steht in Klammern, da es zwar zum biblischen Zitat gehört, in den Inschriften aber auch mal weggelassen wurde. Ob es hier stand oder nicht, läßt sich nicht mehr sagen. Zl 2: Aufgrund des Platzes ist ein weiteres Wort zwischen ‎‏לראש‏‎ und ‎‏מרת‏‎ oder nach ‎‏מרת‏‎ zu vermuten, vielleicht ein kurzer, zweiter Name. Da der folgende Name kein hebräischer/jüdischer Name ist, wäre hier ein solcher zu vermuten, z.B. ‎‏חנה‏‎/Channa. Zl 3a: Der Name ‎‏ננדא‏‎/"Nanda/Nande" oder ‎‏ננלא‏‎/Nanle ist vermutlich eine Variation des Namens Gnendel, vom mittelhochdeutschen "g(e)nanne", "Namensschwester", "Genossin", u.ä., ein seit dem 11. Jahrhundert sehr populärer Name, in der hier vorliegenden Form allerdings bei Beider (s.u.) nicht belegt. Zl 3b: Der "Edle", auch mit "Stifter" zu übersetzen, ein Attribut, das die Wohltätigkeit von Jizchak/Isaak deutlich über das übliche Maß hinaushebt. Zl 3c: Wie üblich ist der Vatersname der Verstorbenen angegeben. Die Angabe des Gattennamen bei verheirateten Frauen, wie man ihn später häufig zusätzlich oder anstelle des Vatersnamens findet, war im Mittelalter noch nicht allgemein üblich. Es ist aber davon auszugehen, dass Nande verheiratet war. Zl 4: Das Attribut "der Reiche" ist sehr ungewöhnlich und selten, zählt nicht zu den üblichen Attributen und muss hier wahrscheinlich nicht als lobendes Attribut, sondern (auch aufgrund der Stellung im Satz) als Beiname, als Teil des Namens von Isaak gesehen werden. Die stimmt auch mit der Beschreibung der Familie Oldendorf in Hameln überein. Zl 6: Die Abkürzung ‎‏ומא׳‏‎ kann mit "einhundert" und mit "zweihundert" aufgelöst werden. Zl 7: In der Lücke am Anfang der Zeile ist Platz für etwa acht Buchstaben. Die Fortsetzung der Angabe des Jahres war vermutlich ebenfalls ausgeschrieben. Wenn wie vorgeschlagen in die Mitte des 14. Jahrhunderts datiert wird (s.u.), ist davon auszugehen, dass das abgekürzte ‎‏ומא׳‏‎ am Ende von Zeile 6 in der folgenden Zeile wiederholt und ausgeschrieben stand (was nicht unüblich wäre). Der Anfang der Zeile 7 könnte damit folgendermaßen gelautet haben: ‎‏ומאה ו[חמש/שש/שמנה/תשע] לבריאת עולם‏‎/"und einhundert und [fünf/sechs/acht/neun] nach Erschaffung der Welt". Zl 10: Möglicherweise folgte noch eine weitere kurze (zentrierte) Zeile: Bei weitaus den meisten mittelalterlichen Inschriften mit ausgeschriebenen ‎‏אמן‏‎/"Amen" folgt noch ‎‏סלה‏‎/"Sela", beides kann auch mehrmals hintereinander gesetzt werden (Amen Amen Amen Sela...).