Geologischer Überblick – Das Oberkarbon und Rotliegend des Saar-Nahe-Beckens
Als eines der größten intermontanen spätvariskischen Becken bildete sich das Saar-Nahe-Becken an der Wende Namur / Westfal (Oberkarbon vor ca. 317 Millionen Jahren). Der heute an der Oberfläche aufgeschlossene Teil des Beckens umfasst nur ein Gebiet von etwa 100 mal 40 Kilometern. Tatsächlich aber stellt das Saar-Nahe-Becken nur einen Teil des sehr viel größeren, in weiten Gebieten jüngeren Ablagerungen überdeckten Lothringen-Saar-Nahe-Hessen-Troges dar. (FALKE 1971a)
In Rheinland-Pfalz finden sich Aufschlüsse der permokarbonischen Gesteine im Gebiet der nördlichen Pfalz und des Nahe-Berglandes (zudem auch Abtweiler gehört) bis in den Raum Bingen-Alzey. Das Becken enthält in seinem Zentralbereich bis etwa 8 km mächtige permokarbone Sedimente und Vulkanite, davon rund 4,5 km aus dem Oberkarbon und über 3 km aus dem Rotliegend.
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Entwicklungsphasen des intermontanen spätvariskischen Beckens
In der frühen Zeit seiner aktiven Entwicklung, vom Oberkarbon bis in das untere Rotliegend (Glan-Subgruppe, Meisenheim-Formation), herrschten im Saar-Nahe-Becken fluvio-lakrustine Sedimentationsbedingungen. Das Becken lag nach paläomagnetischen Untersuchungen zu dieser Zeit unmittelbar nördlich des Äquators in den Tropen, so dass unter warm-feuchten Klimabedingungen vor allem die lakrustinen Ablagerungen einen hohen Anteil an organischen Resten enthalten und sich insbesondere im Oberkarbon zahlreiche Kohleflöze bilden konnten.
Gegen Ende des Rotliegend (Disibodenberg-Formation) wurden die zeitweise beckenweit ausgedehnten Seen durch progradierte Deltas verfüllt und zum Ende der Glan-Subgruppe (ab der Oberkirchen-Formation) herrschten vorwiegend fluviatile Ablagerungsbedingungen bei nun trocken-warmen Klimabedingungen vor. Begleitet von zum Teil heftigem intrusivem und effusivem / extrusivem Magmatismus (beckeninterne Förderung von Laven und Tuffen, Platznahme saurer und basischer Intrusionen) hielt diese Phase bis Mitte der Nahe-Subgruppe an, wo sie mit Ablagerung des in die Wadern-Formation gestellten Quarzitkonglomerates ihren Abschluss fand.
Aus der Endphase der permokarbonischen Sedimentation im Saar-Nahe-Becken sind heute die bis zu 1,5 km mächtigen Schwemmfächer- und Playa-Sedimente der Standenbühl-Formation erhalten, die am Nordwest-Rand des Beckens bei Bad Kreuznach gebietsweise durch die fluviatilen / äolischen Sandsteine der Kreuznach-Formation vertreten werden.
Die Glan-Subgruppe – die prägende Ablagerungsphase rund um Abtweiler
Die Glan-Subgruppe umfasst einen Zeitabschnitt in der Entwicklungsgeschichte des Saar-Nahe-Beckens, der von einem mehrfachen Wechsel zwischen fluviatilen und lakrustinen Ablagerungsbedingungen geprägt ist. Die lithostratigraphische Gliederung der in dieser Zeit abgelagerten, mehrere 1000 Meter mächtigen Gesteinsfolge eines kontinentalen Beckens ist oft problematisch. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich bei der Zuordnung der Gesteine der sogenannten „Randfazies“ am Nordwest-Rand des Beckens. Die Ablagerungen rund um Abtweiler sind vorwiegend diesem Zeitabschnitt zuzuordnen. Sie umfassen weitestgehend die Jeckenbach-Subformation, die Odernheim-Subformation, die Disibodenberg-Formation die Oberkirchen-Formation und die Thallichtenberg-Formation sowie in den Tälern Ablagerungen quartären Ursprungs.
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Die Jeckenbach-Subformation: Wechsel von See- und Rot- / Grobhorizonten
Die Ablagerungen der Jeckenbach-Subformation (vorwiegend siltige Gesteine), ein Teil der Meisenheim-Formation, die wiederum zur Glan-Subgruppe gehört, findet man hauptsächlich südlich von Abtweiler (rund um den Raumberg). Die lithostratigraphische Gliederung dieser mächtigen Subformation basiert auf mehreren, fast beckenweit verbreiteten Sandstein- und Seesediment-Horizonten (BOY et al. 1990). Besonders heir ist die Meisenheim-Bank (CLAUSING et al. 1992), die Breitenheim-Bank und die Jeckenbach-Bank sowie die Hoof-Flöze zu nennen. Für die Typusregion bei Jeckenbach westlich von Meisenheim gibt ATZBACH (1980) eine Mächtigkeit von 600 Metern an.
Die Odernheim-Subformation: Wechsel von See- und Rot- / Grobhorizonten
Auch in der Odernheim-Subformation, dem oberen Abschnitt der Meisenheim-Formation, dominieren siltige Gesteine. Die Ablagerungen findet man hauptsächlich südlich von Abtweiler (Ortsrandlage). Die Subformation beginnt mit einem mittel- bis grobsandigen, in weiten Teilen des Beckens geröllführenden Horizont, der Bank R-5 (BOY & FICHTER 1982). Ihren Abschluss bilden die Schwarzpelite der Humberg-Bank (STAPF 1990). In der Typusregion bei Odernheim / Glan wird von MEYER & SCHNABEL (1988) eine Mächtigkeit von 155 Metern angegeben. Die Subformation beinhaltet mehrere für die lithostratigraphische Gliederung in weiten Bereichen des Saar-Nahe Beckens wichtige Leithorizonte (BOY et al. 1990). Vor allem sind dies fluviatil-deltaische, grobklastige Horizonte sowie die Seeablagerungen mit Schwarzpeliten. Zu nennen sind die Rehborn-, Odernheim-, Kappeln- und Humberg-Bank, in die vielfach zumeist geringmächtige Kalkstein- und Aschentuff-Horizonte eingelagert sind.
Die Disibodenberg-Formation: Wechselfolge grauer Silt- und Feinsandsteine
Die Ablagerungen der Disibodenberg-Formation findet man hauptsächlich östlich und westlich von Abtweiler. Sie bilden zudem die geologische Basis vom Sankt Antoniushof. Während der Zeit der Disibodenberg-Formation, benannt nach dem an der Nahe nördlich der Ortschaft Odernheim gelegenen Disibodenberg, änderten sich die über lange Zeit relativ gleichförmigen Sedimentationsbedingungen im Saar-Nahe-Becken. Ausgedehnte, tiefe Seen bestanden nicht mehr. Vorherrschend existierte nun ein fluviatil-limnisch / deltaisches Milieu. Dementsprechend besteht auch die über 200 Meter mächtige Einheit, überwiegend aus einer Wechselfolge grauer Silt- und Feinsandsteine. Selten treten noch schwarzpelitische Einschaltungen lokaler Seen auf. Innerhalb der Disibodenberg-Formation können keine lithostratigraphisch überregional bedeutsamen Leithorizonte ausgehalten werden. Die Liegendgrenze der Formation ist definiert als die Obergrenze der Humberg-Bank. Die Formation endet an der Basis der ersten, roten, konglomeratischen Lage, die bereits der darüber liegenden Oberkirchen-Formation zugerechnet wird.
Die Oberkirchen-Formation: grobsandige bis konglomeratische Arkosen
Die Sedimente der Oberkirchen-Formation, benannt nach der im Saarland nordöstlich von St. Wendel gelegenen Ortschaft Oberkirchen, unterscheiden sich deutlich von den sie direkt über- und unterlagernden Einheiten. Man findet sie nördlich bzw. nordwestlich in Ortsrandlage Richtung Hühnerhof. Es dominieren bis zu mehrere Meter mächtige Bänke aus roten bis grauroten, grobsandigen bis konglomeratischen Arkosen. Darin eingeschaltet sind Horizonte aus rötlichem Feinsandstein und zum Teil auch grauen Silt- und Tonsteinen. Diese feinkörnigen Horizonte sind meist nur geringmächtig entwickelt. Die neben Geröllen (vor allem Gangquarz, Quarzit, Lydit, Metamorphite und Vulkanite) zahlreiche, bis über 1 cm große, fast immer verwitterte Feldspäte enthaltenden Arkosen, sind Ablagerungen in Rinnen eines verzweigten, das Saar-Nahe-Becken von Südwest nach Nordost durchfließenden Flusssystems. Die feinkörnigen Sedimente stellen überwiegend Ablagerungen der Überflutungsebenen und Altarme dar (SCHÄFER 1986). Die Gesteine der Oberkirchen-Formation sind auf beiden Flanken des Pfälzer Sattels in Südwest-Nordost-Richtung im Saar-Nahe-Becken aufgeschlossen.
Die Thallichtenberg-Formation: Wechsel von Feinsand-, Ton- und Siltsteinen
Fazies und Verbreitung der Thallichtenberg-Formation, benannt nach der wenige Kilometer westlich von Kusel gelegenen Ortschaft Thallichtenberg, wurden auf der Südost-Flanke des Pfälzer Sattels von KONRAD (1969) untersucht. Man kann die Ablagerungen, im Wesentlichen bestehend aus grauen und roten feinkörnigen Sedimenten (Feinsandsteine, Ton- und Siltsteine) eines fluviatilen „food-plain“ – Milieus (Überflutungsebene) der Thallichtenberg-Formation nördlich und nordwestlich von Abtweiler in Richtung Hühnerhof finden. Lokal treten Seeablagerungen, zum Teil mit biogenen Kalkstein-Horizonten, und fluviatilen Grobschüttungen auf (LORENZ 1965, KONRAD 1969). Während im Südwest-Teil des Beckens Mächtigkeiten von bis zu 260 Meter erreicht werden, wird diese Einheit nach Nordosten hin sehr viel geringer mächtig.
Die Nahe-Subgruppe – eine weitere Ablagerungsphase rund um Abtweiler
Das Einsetzen eines beckeninternen Vulkanismus, der Beginn der vulkanischen Synriftphase, stellt auch die Basis der Nahe-Subgruppe dar. Gleichzeitig dominieren unter semiariden Bedingungen fluviatil-alluviale Sedimentationsbedingungen im Saar-Nahe-Becken, was nach STOLLHOFEN (1991) auf eine deutliche Abnahme der Subsidenzrate zurückzuführen ist. Die in dieser Phase der Beckenentwicklung abgelagerten Gesteine werden zur Donnersberg-Formation zusammengefasst. Alle nachfolgenden Formationen der Nahe-Subgruppe werden der Postrift-Phase des Beckens zugeordnet. In ihm fand vorwiegend thermische Subsidenz und Sedimentkompaktion statt. Der Sedimentationsraum reicht zeitweise über die Grenzen der aktiven Beckenränder. Ablagerungen der Donnersberg-Formation sind die südlich des Hühnerhofes anstehenden Freisener-Schichten (rote, hellgraue und geröllführende Arkosen und Sandsteine, sowie rotviolette bis grüne Tonsteine mit vereinzelten Tuffeinschaltungen) und die den Hühnerhof zugrundeliegenden Andesite (Decke II – Gabbroporphyrisch mit z.T. sehr großen Einsprenglingen von Plagioklas, Klinopyroxen und viridisierten Olivinen in teils intersertal, teils intergranular struierter Grundmasse).
Teilweise abgeändert nach „Geologie von Rheinland-Pfalz“ – LGB Rheinland-Pfalz – 2005
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Theorie und Praxis: Traditionell geführte „Geologische Wanderungen“
Auf den Spuren der Erdgeschichte. Erstmals wird es im Jahr 2012 eine geologische Wanderung unter der Leitung von Dipl.-Geologe Marco Manuel Wendel rund um Abtweiler geben.
Was passierte im Laufe der Erdgeschichte – Welche Gesteine bzw. Ablagerungen findet man und wie entstanden sie – Wie ist der geologische Aufbau – Wie entstanden die Berge und Täler rund um Abtweiler? Auf all diese und noch viele weitere Fragen wird während der geologischen Wanderung eingegangen und versucht klare und vor allem leicht verständliche Antworten zu finden. Wir hoffen dass auch Sie in diesem Jahr dabei sind.
Der ein oder andere wird nach dieser geologischen Wanderung ein ganz neues bzw. „altes“ Weltbild über seine Heimat oder seinen derzeitigen Wohnort mit nach Hause nehmen.
Der genaue Termin der Wanderung steht noch aus (wahrscheinlich im Herbst), wird Ihnen aber rechtzeitig auf Abtweiler Online, sowie per Zeitungsanzeige bekannt gegeben.
Mehr Informationen zu anderen traditionell geführten Wanderungen rund um Abtweiler.
Schätze der Erde: Der Bergbau im Naheland und Nordpfälzer Bergland
Natürlich ist auch das Permokarbon mit seinen Ablagerungen, die in den vorherigen Abschnitten beschrieben wurden, für die Menschheit bzw. die Industrie früher und auch noch heute von sehr grosser Bedeutung. In der Pfalz hat der Bergbau eine lange Tradition, die in einigen Gebieten nachweislich bis in die keltische Zeit zurückreicht. Die unterschiedlichsten Rohstoffe wurden in dieser Region gewonnen. Sie sind Produkte vulkanischer Aktivitäten, Ablagerungen aus Flüssen und Seen, ja sogar des Meeres, das einst weite Gebiete der Pfalz überflutet hat. Hunderte Lokalitäten des ehemaligen Bergbaus in der Pfalz sind heute bekannt. Zahllose Stollen, Schächte, Tagebaue, Halden, Schurfgräben, Reste ehemaliger Gebäude oder auch Verhüttungsplätze bezeugen hier die fast zwei Jahrtausende alte Suche nach Rohstoffen. (Quelle: BergbauErlebnisWelt Imsbach)
Pfälzisches Bergbaumuseum in Imsbach mit Besucherbergwerken
Im Pfälzischen Bergbaumuseum und in den beiden Besucherbergwerken „Weiße Grube“ und „Grube Maria“ im ehemaligen Bergmannsdorf Imsbach ist die Vielfalt der Bodenschätze dieser Region zu bestaunen. Die drei montanhistorischen Rundwanderwege mit zahlreichen Info-Tafeln über die Bergbauvergangenheit der Gemeinde können ganzjährig auf eigene Faust oder bei geführten Touren erkundet werden…
Link zur Webseite mit Informationen » http://www.bergbauerlebniswelt-imsbach.de
Besucherbergwerk Schmittenstollen bei Niederhausen
Die Grube Schmittenstollen erschließt die 3 bekannten Ouecksilberzüge im Wald von Niederhausen – den „Schmittenzug“, den „Martinszug“ und den Zug „Treue Zuversicht“ – und ist über einen 60 m tiefen Fahr- und Förderschacht mit dem Karlsglückstollen verbunden. Diese 3 Gruben sind mit ca. 15.000 m Stollen, Strecken und 100 m Schächten aufgeschlossen, von denen im Schmittenstollen z. Z. 700 m für den Besucher freigegeben wurden. 1936 -1942 arbeiteten im Schmitten- stollen 1 Steiger und 23 Hauer…
Link zur Webseite mit Informationen » http://www.schmittenstollen.de
Quecksilberwerke von Moschel im Landsberg und Selberg
Die Quecksilberwerke von Moschel im Landsberg und Selberg brachten zeitweise einen gewissen Reichtum in die Stadt. Wann dieser Bergbau begann, ist heute noch nicht genau belegt. Die früheste Erwähnung des Bergbaus um Obermoschel ist die Verleihung eines Bergbaufeldes auf dem Selberg an Graf Friedrich von Veldenz und den Juden Salmann am 06.Juni 1429 von dem Ritter von Löwenstein. Mit dem Tod des Grafen Friedrich von Veldenz 1444 endeten vorerst die tastenden Versuche zur wirtschaftlichen Ausbeutung aus Teilen des Selberges und des Landsbergs…
Link zur Webseite mit Informationen » http://www.obermoschel.info
Historisches Kupferbergwerk in Fischbach (Nahe)
Kupferbergbau wurde in Fischbach nachweislich bereits vor 500 Jahren betrieben. Das bei Fischbach gelegene Hosenbachtal gehörte zum Bergrevier Herrstein und war bis 1792 Mittelpunkt einer überregional bedeutenden Industrie. Der Hosenberg bei Fischbach, in dem das Hosenberger Bergwerk betrieben wurde, lag im späten Mittelalter auf dem gemeinsamen Territorium der Grafen von Sponheim und der Wild- und Rheingrafen von Kyrburg bei Kirn. Da diesen die Nutzung der Bodenschätze aus finanziellen Gründen wichtig war, einigten sie sich im Jahre 1473 darauf, dass jedem die Hälfte des gewonnenen Erzes und des Zehnten zustehen solle…
Link zur Webseite mit Informationen » http://www.besucherbergwerk-fischbach.de
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