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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Durbach
(Ortenaukreis)
Jüdischer Friedhof
Jewish Cemetery - Cimetière juif
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Durbach (interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Die Toten der jüdischen Gemeinde Durbach wurden bis 1813 auf dem alten
(nicht mehr bestehenden) jüdischen Friedhof in
Offenburg beigesetzt, danach wurde ein eigener Friedhof im Gewann "Allmend"
angelegt. Die letzte Beisetzung fand 1917 statt (Jakob Bodenheimer).
Einer der ältesten erhaltenen Grabsteine trägt die Jahreszahl 1848 und ist mit
Säulen und einem Schmuckband verziert.
Bereits 1932 wurde der Friedhof geschändet:
Die
Zeitschrift "Der Israelit" berichtete am 19. Mai 1932:
"Karlsruhe. Auf dem jüdischen Friedhof in Durbach bei Offenburg
wurden 13 Grabsteine umgestürzt. Die Aufklärung der Tat ist schnellstens
zu erwarten". |
In der NS-Zeit wurde der Friedhof geschändet und stark
beschädigt. Das eiserne Friedhofstor wurde der Metallverwertung zugeführt, die
Grabsteine wurden 1943 abgeräumt, teilweise für die Gestaltung der Hofeinfahrt
eines Ortsbewohners verwendet, der Friedhof eingeebnet und von einem
Ortsbewohner mit Kartoffeln bepflanzt.
1948 wurden die Grabsteine -
soweit noch auffindbar - auf Anweisung der Alliierten und der Initiative des
Wagnermeisters und Gemeinderates Moritz Müller zum Friedhof
zurückgebracht. Mitglieder der Ortsverwaltung und weitere Ortsbewohner mussten
sich in diesem Jahr vor Gericht auf Grund der Schändung des Friedhofes verantworten,
wurden jedoch freigesprochen (siehe Bericht unten).
Die Lage des
Friedhofes
Der
Friedhof liegt in einem Neubaugebiet zwischen den Gebäuden Klingelberger Straße 2
und 4 (Flurstück 420/7, Fläche 4,16 ar).
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Lage des jüdischen Friedhofes Durbach
(durch
Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Fotos
Neuere Fotos
Der Friedhof im Sommer 2017
(Fotos: Klara Strompf, Aufnahmedatum 16.7.2017) |
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Das Eingangstor |
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Hinweistafel |
Blick über den
Friedhof; im Vordergrund Grabstein
für Sara Wertheimer (gest. 22.10.1869) |
Blick über den Friedhof;
im Vordergrund Grabstein
für Leopold Wertheimer (gest. 9.5.1874) |
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Grabstein mit einer
Ölschale (?) für
Helena Wertheimer (geb. 7.3.1869) |
Grabstein für Jakob
Hirschfelder
aus Rexingen (gest. 12.10.1875) |
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Der Friedhof im
Sommer 2003
(Fotos: Lutz Bebber (B), Aufnahmedatum: August 2003;
Hahn (H), Aufnahmedatum: 1.9.2003) |
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Eingangstor (H) |
Blick über den Friedhof (B) |
dass. (B) |
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Grabstein für Jakob
Hirschfelder,
gest. 1875 (H) |
Einzelgrabstein (Symbol:
Levitenkanne?) (H) |
Mit Ziegelsteinen ausgelegter
Davidstern
(Urheber unbekannt) (B) |
Ältere Fotos:
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)
Berichte/Presseartikel zur Geschichte des jüdischen Friedhofes
(Quelle: Die Presseartikel wurden großenteils vom Arbeitskreis der Heimatforscher aus Offenburg (www.heimatforscher-ortenau.de)
zur Verfügung gestellt (Dank an Franz-Josef Müller!)
1948: Gerichtsverhandlung
zur Schändung und Zerstörung des Friedhofes in der NS-Zeit |
Artikel
im Badner Tageblatt Nr. 94 vom 21. Oktober 1948:
"Der Fall: Durbacher Judenfriedhof.
Am zweiten tag der Schwurgerichtsperiode saßen sieben Einwohner von
Durbach auf der Anklagebank, die sich ebenfalls wegen Verbrechen gegen die
Menschlichkeit und Vergehens gegen die §§ 304 und 168 zu verantworten
hatten. Den Angeklagten, darunter dem ehemaligen Ortsgruppenleiter Franz
Xaver Roth, der nun schon dreieinhalb Jahre im Internierungslager sitzt,
und dem Bürgermeister aus der Zeit, in der die Vorgänge, deretwegen sie
nun vor Gericht standen, sich abgespielt hatten, wurde zur Last gelegt, im
Herbst 1943 den Durbacher Judenfriedhof zerstört, die Grabdenkmäler
entfernt und den Platz eingeebnet zu haben, sodass einer der Angeklagten
seine Kartoffeln auf der ehemaligen Totenstätte anpflanzen
konnte.
In der Beweisaufnahme ergab sich jedoch ein andres Bild, als es der
Anzeiger, ein Durbacher Gemeindebeamter, der wegen Krankheit nicht
erschienen war, gezeichnet hatte. Nach übereinstimmenden Aussagen von
Zeugen und Angeklagten war der Friedhof alles andere als eine Kultstätte.
Er war verwildert, von Dornen und Gras überwuchert, die Grabsteine lagen
kreuz und quer verstreut, der Umfriedungszaun war niedergelegt und die
Eingangstür zum Friedhof war der Alteisensammlung zum Opfer gefallen. So
war man, den Aussagen nach, in Durbach sogar froh, dass dieser Friedhof,
der die ganze Gegend verunzierte, nach einer Verordnung des badischen
Innenministeriums damals an die Gemeinde verkauft werden sollte, die ihn
zu brauchbarem Feld weiter verwenden wollte. Seit 1917 war auf dem
Friedhof niemand mehr beerdigt worden, Angehörige der Verstorbenen waren
ebenfalls keine mehr vorhanden. Nach einer noch gültigen Verordnung aus
dem Jahre 1883 können Friedhöfe, die schon länger als 25 Jahre nicht
mehr als solche benützt wurden, eingeebnet und anderen Zwecken zugeführt
werden, das war beim Durbacher Judenfriedhof der Fall. Dieser alten
Verordnung setzte jedoch der Zeuge Rosenberger, Oberrat der Israeliten ein
jüdisches Gesetz entgegen, nach dem jüdische Friedhöfe nicht eingeebnet
werden dürfen.
Die Staatsanwaltschaft überließ die Strafzuweisung dem Ermessen des
Gerichts, da ihrer Ansicht nach zwar ein Vergehen gegen die $$ 304 und 168
vorliege, aber die Schuld nicht direkt bei den Angeklagten sei, die diese
sich der Gesetzwidrigkeit der Tat nicht bewusst waren und sich auf die
Anordnung des Ministeriums stützten. Es wurde kein Strafantrag gestellt,
jedoch die Anklage auch nicht zurückgezogen.
Nach etwa halbstündiger Beratung sprach das Gericht sämtliche
Angeklagten frei. In seiner Urteilsbegründung wies Landgerichtspräsident
von Hofer darauf hin, dass ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht
gefunden werden könne. Zugunsten der Angeklagten spräche eine ganze
Menge. Sie waren sich der strafbaren Handlung nicht bewusst, der Friedhof
war verwahrlost und verwildert. Sodann entlastet sie die Verordnung aus
dem Jahre 1882 hinsichtlich der 25 Jahre. Zum Schluss seiner Ausführungen
stellte er jedoch fest, dass das Gericht das Verhalten der Angeklagten als
ein Unrecht und eine Pietätlosigkeit betracht. Vernünftige Leute hätten
damals Zurückhaltung üben sollen, denn durch diese Handlungen wäre das
Ansehen des deutschen Volkes in der Welt auf das Schwerste geschädigt
worden." |
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1973: Allgemeiner
Artikel zur Geschichte des Friedhofes |
Die letzte Beisetzung fand im Jahre 1917
statt - Der Durbacher Judenfriedhof
/
Von L. Dengler (Quelle: Offenburger Tageblatt vom 3.
November 1973)
Im Jahre 1969 wurde in Durbach mit der Bebauung eines 18
Hektar umfassenden Wohngebietes begonnen, das sich von der Bachbrücke im Gewann
"Schleife" bis zum Rammersweierer Wald südlich der Landstraße 98
hinzieht. Da dieser Grundbesitz bisher der Gemeinde gehörte, wurde er
"Allmende" = Allgemeingut genannt, heißt aber im Volksmund "Auf
der Alm", worunter man sonst eine Bergweide im Hochgebirge versteht. Die
Nutzung des Allmendgutes stand nur der Bürgern zu. Auf diesem Gelände befindet
sich etwas unterhalb der "Schwedenhäuser" in westlicher Richtung die
eingezäunte Begräbnisstätte der früher in der Gemeinde wohnhaften Juden.
Wie in dem in der "Ortenau", Jahresband 1969,
erschienenen Aufsatz von Gymnasialprofessor Dr. Kähni über die
"Geschichte der Offenburger Judengemeinde" beschrieben, ließen sich
die durch den brand von 1689 aus Offenburg vertriebenen Juden in verschiedenen Dörfern
der Umgebung nieder. So entstand im Laufe des 18. Jahrhunderts auch in Durbach
eine Judengemeinde. Ihre Toten bestattete sie jedoch nach wie vor in Offenburg.
Im Protokoll des Rats der Stadt Offenburg finden wir am 9.
Februar 1774 folgenden Eintrag: "Die Durbacher Juden haben in Offenburg ein
eigenes Begräbnis in Bestand und zahlen jährlich 2 Gulden ad cassam". In
der Stadt durften sie aber nicht mehr wohnen. Erst gegen Ende des 18.
jahrhunderst befasste man sich mit dem Gedanken ihrer Gleichstellung. Als Offenburg
1803 an Baden kam, erklärte das Konstitutionsedikt vom 14. Juni 1808 die Juden
zu "erbfreien Staatsbürgern". Am 4. Oktober 1862 erhielten sie durch
die II. Badische Kammer auch das Gemeindebürgerrecht.
In Durbach bestand von 1809 bis 1898 eine israelitische
Gemeinde. Seit 1813 hatten die Durbacher Juden den Offenburger Friedhof nicht
mehr benutzt, aber bis 1835 noch Pacht entrichtet. Der Platz an der
Gutleutbrücke, wo sich "am hohen Rain" ein Siechenhaus für Arme,
Kranke und Durchreisende befand, sollte als Brachland liegen bleiben, um die
dort begrabenen Juden nicht umbetten zu müssen. Die Stadt ließ denselben
jedoch 1836 versteigern und wies ihren israelitischen Einwohnern 1869 eine neue
Begräbnisstätte auf dem heute noch bestehenden Jüdischen Friedhof zu.
Mit dem Städtischen Friedhof wurde dieser 1912 und 1925 vergrößert.
Der Durbacher Judenfriedhof enthält heute noch 16 Grabdenkmäler, die nach
jüdischer Sitte gen Osten gerichtet sind und auf der Vorderseite hebräische
Inschriften tragen. Nur bei fünf Tafeln ist auf der Rückseite der Name des
Verstorbenen in deutschen Lettern verzeichnet. Hierbei handelt es sich um folgende
ehemalige Mitbürger: 6) Karoline Heimburger, gest. 17. Januar 1869, 75 Jahre
alt, 10) Sara Wertheimer, gest. 30. Oktober1869 (Vorderseite deutsch), 11 Helene
Wertheimer, 14) Jakob Hirschfelder, gest. 12. Oktober 1875, 87 Jahre alt, 16)
Leopold Wertheimer.
Die vier Gräberreihen wurden gezählt von der Südwestecke
des Friedhofes bis zur Nordostecke. In Reihe 1 befinden sich die Gräber Nr. 1
bis 6, in der zweiten Reihe Nr. 7 bis 11, in der dritten Reihe Nr. 12 bis 14 und
in der vierten Reise Nr. 15 und 16. Die letzte Beisetzung fand hier 1917 statt. |
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1974:
Pflege des Friedhofs durch eine Schulklasse |
Artikel
von ca. 1974: Keine Dornen mehr auf dem Judenfriedhof - Aus
Dornröschenschlaf gerissen - Durbacher Schüler gingen gegen Unkraut
an.
Durbach (j.s.). Der Judenfriedhof wurde aus seinem Dornröschenschlaf
gerissen. Aus dem Dämmer geweckt haben ihn 34 Schüler, genauer gesagt
die Klasse 4b mit ihrem Lehrer Bernd Schneider. In etwa 300 Arbeitsstunden
wurde mit Spitzhacke und Spaten gewerkelt, Unkraut gerupft und Gras
gesät, Wege angelegt - kurz: der Judenfriedhof sieht wieder gepflegt aus.
Der wildumwucherte Ort liegt an der Gemarkungsgrenze zu Ebersweier - 'also
außerhalb wie immer' sagt Bernd Schneider. Er war es, der die
Aufräum-Aktion ins Leben rief und seine 4b zu der Arbeit anspornte.
Erstmals seit 30 Jahren wurde das kleine eingezäunte Gelände wieder
urbar gemacht. Im Zweiten Weltkrieg war es eingeebnet und die Grabsteine
entfernt worden. Nach dem krieg wurden sie wieder provisorisch
aufgestellt, ansonsten lag die Friedhofsfläche brach. So war es ein
Tummelplatz für Unkrat, verwuchert, zugewachsen, 'von Dornen bis Brennnesseln...'
Im Zuge der Neuansiedlung wurden nun vermehrt Klagen laut, die eine
Verwilderung des Judenfriedhofs betrafen. Eine gründliche Restauration
wurde angeregt. Doch es blieb nur beim guten Willen. Der Kreis gab einen
Zuschuss von 300 Mark, und die Kinder samt Lehrer griffen zu. Was daraus
wurde, kann stolz als Leistung verbucht werden: Grabsteine aufgerichtet
und gesäubert, Büsche angelegt, Wege geebnet, das Wildwuchernde
entfernt, das Vermooste abgekratzt, der Zaun geputzt, die Grabflächen mit
kleinen Beplanzungen angelegt. Das alles fand zuerst auf dem Papier statt.
Der Friedhof wurde zeichnerisch gestaltet, ein Plan entworfen und in
Natura verglichen. Zeichnerisch war das Problem gelöst und konnte
praktisch in Angriff genommen werden.
Eine historisch nicht hoch genug einzuschützende Tat dieser Schulkasse
aus Durbach. Wenn man bedenkt, dass der älteste Stein, den man entziffern
konnte, aus dem Jahre 1869 stammt! Als Dankeschön der Gemeinde erhielt
jedes Kind ein Buch mit persönlicher Widmung von Bürgermeister Weiner." |
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1999:
Allgemeiner Beitrag zum Friedhof |
Artikel
von Doris Werner vom 24. August 1999 im "Offenburger
Tageblatt": "Verborgen und fast
vergessen. Selbst Einheimischen ist der Durbacher Judenfriedhof bei der
Staufenburg-Klinik unbekannt.
Die wenigsten Durbacher wissen überhaupt, dass er existiert: Der
Judenfriedhof. In der Nähe der Staufenburg-Klinik auf der Almhöhe, im
Bereich der Klingelbergerstraße, liebt die Grabstätte der israelitischen
Gemeinde Durbach.
Durbach. Hinter Tannen und Birken verborgen liegt der Durbacher
Judenfriedhof, 16 Grabsteine geben Auskunft über die verschiedenen Schicksale.
Die Steine sind in Viererreihen aufgestellt und von Norden nach Süden ausgerichtet.
Morgens, wenn die Sonne im Osten aufgeht, wird die hebräische Schrift auf
den aus Sandstein gehauenen Grabmalen sichtbar. Geht die Sonne abends im
Westen unter, so zeigt sich teilweise eine vertraute Schrift in Deutsch
auf der Rückseite der Steine. Von 1713 bis ungefähr 1939 ist die
Existenz einer jüdischen Gemeinde in Durbach belegbar. Erinnerungen
erwachen , liest man Namen wie Wertheimer und Bodenheimer auf den Grabsteinen.
Aus diesen beiden Geschlechtern stammten die meisten Durbacher
Juden, ihre Vertreter waren meist Vorsteher oder Älteste der
Judengemeinschaften. Außerdem deuten sie auf Orte hin, die zu
Familiennamen geworden sind. So liegt Bodenheim bei Mainz und ein Wertheim
nahe Würzburg in Franken.
In einem Zeitraum von nahezu 200 Jahren tauchen bereits im 18.
Jahrhunderte erstmals Namen der Durbacher Juden auf. In Offenburg ehemals
ansässig, zerstreuten sich die 'Hebräer_ nach einem großen Stadtbrand
im Jahre 1689 in die umlegenden Dörfer. Im Jahr 1836 bestätigt der
damalige Vorsteher Israel Bodenheimer aus Durbach einen Judenfriedhof im
Bereich des heutigen Freiburger Platzes und verweist auf einen mehr als
100jährigen Besitz der Grabstätte. So ist auch davon auszugehen, dass
die Durbacher Juden ab Anfang des 18. Jahrhunderts bis zum Jahre 1813 dort
beerdigt wurden. Von 1813 bis 1836 erstatteten die Juden in Durbach einen
Bodenzins an die Stadt Offenburg. Nach dieser Zeit dürfte dann bis etwa
1925 der Friedhof auf der Almhöhe angelegt worden sein, so der Durbacher
Hobbyhistoriker Franz Müller.
Einer der ältesten Grabsteine auf dem Durbacher Judenfriedhof trägt die
Jahreszahl 1848 und ist mit Säulen und einem Schmuckband verziert. Ebenso
weisen rote Backsteine, die in den Boden versetzt worden sind, mit einem
sechsstrahligen Stern auf 'die Zeichen' der jüdischen Familien hin. Waren
die jüdischen Durbacher Bürger einst bis 1808 als Handelsmänner oder
Geldverleiher tätig, so erlaubte eine Badische Verordnung ab 1808 den
Zugang zum Gewerbe und Handwerk. Viele Mitglieder des Geschlechts der
Bodenheimer waren in Durbach als Bäcker und Metzger tätig. So findet man
heute noch Initialen 'IB' des 1825 geborenen Israel Bodenheimer am
Türbogen des Bierkellers am Gasthaus 'Traube' in der Talstraße.
Der 1856 geborene und im Durbacher 'Backsteinhaus' in der Laubengasse
lebende Bäckermeister Moritz Bodenheimer war vor 1939 Besitzer der
heutigen Bäckerei Cafe Müller. Außerdem war Moritz Bodenheimer viele
Jahre Dirigent des Musikvereins Durbach.
Denkmal. Bei der Pfarrkirche Sankt Heinrich hat Simon Bodenheimer den
Durbacher Juden ein ehrenvolles Kriegerdenkmal gesetzt. Kurz vor 1939
flüchteten alle Juden nach israel, so auch 'Freddy', Sohn des Moritz
Bodenheimer, um dem Holocaust zu entkommen.
Übrigens nicht alle Durbacher gingen nach dem Zweiten Weltkrieg
respektvoll mit dem Friedhof um: So hatte ein Durbacher Bürger vom
Hölzleberg in der Nachkriegszeit Grabsteine entwedet und für seine
Hofeinfahrt verwendet. Die Alliierten sorgten dafür, dass er sie wieder
an Ort und Stelle auf den Friedhof in der Klingelbergerstraße
zurückbrachte. Als Zeichen der Reue wurde dem Mann auferlegt, ein
Glasfenster für die Durbacher Pfarrkirche Sankt Heinrich zu
stiften." |
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2001:
Führung über den jüdischen Friedhof zum Europäischen Tag der
jüdischen Kultur |
Artikel
im "Offenburger Tagblatt" vom 3. September 2001: "Kleine
Führung in die jüdische Vergangenheit. Josef Werner zeigte rund
60 Interessierten den versteckt liegenden Friedhof / 1996 wurden die
Grabsteine saniert, das Gelände neu angelegt. Bericht von
Volker Gegg.
Die anlässlich des Europäischen Tages der jüdischen Kultur
durchgeführte Tour über den jüdischen Friedhof in Durbach stieß am
Sonntag auf große Besucherresonanz.
Durbach. 'Viele Einwohner von Durbach wissen nicht mal, dass wir hier
einen jüdischen Friedhof haben'. Josef Werner, Heimathistoriker, freute
sich deswegen am gestrigen Sonntag in zwei Führungen über insgesamt 60
Interessierte, denen er diesen versteckten kleinen jüdischen Friedhof auf
der Durbacher Alm zeigen konnte. 'Wenn Steine erzählen könnten, es
würde einem bestimmt nicht langweilig werden', versicherte Werner. Von
1813 bis 1917 diente das rund 100 Quadratmeter große Gelände, direkt an
der Gemarkungsgrenze nach Ebersweier gelegen, als letzte Ruhestätte der
Durbacher Juden. Der älteste Grabstein stammt aus dem Jahre 1786, 'der
ist höchstwahrscheinlich von Offenburg hierher überführt worden',
erklärt Werner.
Heute sind 17 Grabsteine zu sehen. Außer einem Stein sind sämtlich
Grabinschriften rekonstruiert worden. Die Durbacher Juden waren
ausschließlich Metzger, Bäcker und Handel Treibende. 'Der jüdische
Bäcker sowie auch der Metzger haben aber nicht nur für ihre
Glaubensgenossen gearbeitet_, bemerkte Werner, der sich schon seit 20
Jahren mit der jüdischen Geschichte beschäftigt. Geburten und Sterbefälle
der jüdischen Einwohner wurden damals vom katholischen Pfarrer
dokumentiert. 'Das war quasi der Standesbeamte', weiß Werner zu
berichten.
Als letzte Durbacher Juden ist die Familie Bodenheimer dokumentiert, 'bis
auf eine Tochter wurden im Jahr 1937 sämtliche Familiemitglieder
deportiert'.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts standen über 30 Grabsteine auf dem
Gelände. Viele sind im Zweiten Weltkrieg verschwunden. Auch wurden die
Steine teilweise zum Bau von Hofzufahrten verwendet. 1945 legte der
damalige Gemeinderat einen Riegel vor diese Zweckentfremdung. Die Steine,
soweit sie noch da waren, wurden wieder auf dem Friedhof integriert. Nach
Jahrzehnten im Dornröschenschlaf wurden die Grabsteine 1996 teilweise
saniert und das Friedhofsgelände frisch angelegt. Auch bekam der
Gottesacker ein verschließbares Eisentor.
Für die Erhaltung des Kulturdenkmales ist die politische Gemeinde
zuständig, die Kosten übernimmt die jüdische Landeskirche." |
|
Artikel
in der "Badischen Zeitung vom 3. September 2001: "Vom
Vergessen und Verdrängen. Europäischer Tag der jüdischen Kultur:
Bei der Führung auf dem kleinen jüdischen Friedhof wurde Empörung
geäußert.
Von unserem Mitarbeiter Dominik Thoma.
Offenburg. Am gestrigen 'Europäischen Tag der jüdischen Kultus' gab es
auch in Durbach etwas zu sehen: Ein kleines, fast verwunschenes Plätzchen
- mitten im Wohngebiet 'Alm'. Durbacher und Besucher von auswärts kamen
zur Führung auf den kleinen jüdischen Friedhof in der
Klingelbergerstraße. Die meisten Durbacher dürften von dessen Existenz
nicht (mehr) wissen. Kein Wunder: kein Hinweisschild, keine Gedenktafel
oder dergleichen. Für einige Besucher der gestrigen Führung ein Skandal.
'Zumindest ein Hinweisschild sollte hierher'. sagte einer. Andere
protestierten heftiger und kritisieren die Gemeindeverwaltung, dass sich
dort niemand um den Zustand des kleinen, von der Straße aus nicht
sichtbaren Platzes kümmert. 15 bis 20 Meter hohe Fichten umgeben den nur
etwa 50 Quadratmeter großen Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde
in Durbach. Ein kleiner kurzer Trampelpfad führte die Besucher gestern an
eine gusseiserne Türe.
Vor ein paar Tagen, so Josef Werner von der Durbacher Gemeindeverwaltung,
habe er noch extra einige Zweige entfernt, die den Weg geradezu
zugewuchert hatten. 'Ein verborgener, fast vergessener Friedhof', sagte
Werner zu Beginn seiner gestrigen Führung. Teilweise, so Werner, sei 'der
Friedhof ein Spielplatz für Kinder' gewesen.
Knapp zwanzig Interessierte hatten sich um 11 Uhr zur ersten Führung
eingefunden. Darunter war auch ein Vertreter der jüdischen Gemeinde Straßburgs.
Dieser zeigte sich ebenso irritiert über den Zustand des Friedhofs wie
der eine oder andere Durbacher. Forderungen wurden laut, dass zumindest
die Fichten so weit zurückgeschnitten werden, 'damit der jüdische
Friedhof in Durbach nicht zuwuchert.'
Josef Werner sagte gestern, dass 'unser kleiner Durbacher Judenfriedhof
ein äußerst wertvolles kulturhistorisches Gut' sei, das es zu erhalten
gilt. Heute stehen auf diesem Friedhof noch 17 teilweise beschädigte
Grabsteine. Die meisten wurden neu aufgestellt, denn die Mehrzahl der
Grabmale wurden während der Zeit des Nazi-Terrors von Durbacher Bürgern
entwendet und als Baumaterial missbraucht. Auf Druck der Alliierten
mussten die Steine wieder zurück gegeben werden. 1997 wurden die Steine
restauriert.
Bis 1813 wurden Durbacher jüdischen Glaubens auf dem Offenburger Friedhof
beigesetzt, berichtet Werner. Seither in Durbach auf dem jüdischen
Friedhof nahe der Gemarkungsgrenze Durbach-Ebersweier auf der früheren
Allmend, dem heutigen Wohngebiet 'Alm'. Wann die ersten Juden nach Durbach
kamen, lasse sich mangels Unterlagen nicht ganz genau feststellen:
Wertheimer und Bodenheimer hießen die ersten jüdischen Familien in
Durbach. 1801 lebten in Durbach 106 Juden, bei einer Gesamteinwohnerzahl
von damals gut 2000 Personen. Immer wieder, so Werner, 'wanderten
jüdische Familien aus Durbach vor allem nach Übersee aus'. Zuhörer
sprachen gestern deutlichere Worte. Sie äußerten sich dahingehend, dass
die Juden aus Durbach 'rausgeekelt wurden.'
Mit dem Nazi-Regime war es für die dagebliebenen Juden auch in Durbach
endgültig vorbei. Sie wurden - wie der ehemalige Bäckermeister Moritz
Bodenheimer - deportiert und in Konzentrationslagern ermordet. Davon und
was sich in Durbach bis 1945 abgespielt hat, wurde gestern kaum ein Wort
verloren - zum Unmut vieler Zuhörer der Führung."
Untertext zum Foto von Christian Heck: Führung über einen verborgenen
Platz: während der Nazi-Herrschaft wurden viele Grabsteine auf dem
jüdischen Friedhof in Durbach als Baumaterial missbraucht. |
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2008:
Allgemeiner Artikel im Zusammenhang mit dem 70. Jahrestag der Pogromnacht
1938 |
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|
Artikel von Doris Werner in der
"Lahrer Zeitung" vom 8. November 2008: "Viele
wissen nichts von Vergangenheit des Orts. Jüdischer Friedhof in Durbach
liegt versteckt / Flucht nach Israel.
Durbach. Überall in der Ortenau wird am Sonntag der Opfer der
Reichspogromnacht gedacht. In Durbach liegen die Zeugnisse jüdischen
Lebens sehr versteckt, kaum einer weiß um ihre Existenz und
Geschichte.
Zum weiteren Lesen bitte den Artikel links anklicken. |
|
Weitere
Artikel zum Friedhof erschienen nach dem online-Pressearchiv
der Mittelbadischen Presse [Offenburger Tageblatt, Rubrik Lokales unter
Offenburg oder Rebland] |
am 21. Oktober 2007
- Artikel von Volker Gegg: "Lange war der Friedhof ein
Kartoffelacker..."
Link zum Artikel: https://www.bo.de/lokales/offenburg/lange-war-der-friedhof-ein-kartoffelacker |
am 12. Oktober 2010:
Platz ist nur wenigen bekannt. |
am 14. August 2017 -
Artikel von Volker Gegg: Der
älteste Grabstein ist von 1786. Heimathistoriker Josef Werner
beschäftigt sich mit dem Durbacher Judenfriedhof / Von Nazis geschändet.
Artikel ist
eingestellt (jpg-Datei).
Dazu ein Leserbrief von Bernd A. Schneider vom 18. August 2017:
"Schüler kümmerten sich um Friedhof". Artikel
ist eingestellt (jpg-Datei). |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
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