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"Synagogen im Main-Kinzig-Kreis"
Steinheim am Main
(Stadt
Hanau, Main-Kinzig-Kreis, Ortsteile Groß-Steinheim, Klein-Steinheim)
mit
Klein-Auheim und Hainstadt [Gemeinde Hainburg am Main] sowie Dietesheim
[Gemeinde Mühlheim am Main])
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Groß-Steinheim lebten
Juden bereits im Mittelalter, möglicherweise kam es bereits damals zur
Gründung einer jüdischen Gemeinde. 1335 gestattete Kaiser Ludwig der
Bayer dem Gottfried von Eppstein, zehn Juden in Steinheim zu halten. 1337
wurde Gottfried von Kaiser Ludwig aufgefordert, die "Judenschläger"
(zur Zeit der Armleder-Verfolgung) nicht in seinem Gebiet zu dulden. Von der
Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 waren auch die jüdischen Familien in
Groß-Steinheim betroffen. Unklar ist, ob die "Judengasse" in
Steinheim (heute: Harmoniegasse) bereits auf das Mittelalter zurückgeht
(vermutlich 15. Jahrhundert; erste Eintragung auf Stadtplan um 1570). Zwischen
1380 und 1425 (in diesem Jahr kam die Stadt an den Erzbischof von Mainz) werden
mehrere Steinheimer Juden genannt (u.a. Lewe zu Steinheim 1390, Liepmann von
Steinheim 1398, Isaac von Steinheim 1400, Salmon von Steinheim 1400/01). 1429
waren die Groß-Steinheimer von der Gefangennahme der Juden des Oberstifts Mainz
durch Erzbischof Konrad II. betroffen.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück. Seit
1621 sind auch in Klein-Steinheim jüdische Einwohner nachweisbar.
In Groß-Steinheim werden um 1622/1624 zunächst zwei dann drei jüdische
Familien genannt: Herz, Benjamin und Faist. Ende des 17. Jahrhunderts sind es fünf
Familien, die vom Handel mit Vieh und Pferden ihren Lebensunterhalt verdienten. 1709
wird Jud Avrom mit einem Kramladen genannt.
Im 19. Jahrhundert waren die Steinheimer Juden als Händler und Kaufleute
tätig (weiterhin mehrere Viehhändler, aber auch Textilhändler und Metzger).
Die Zahl der jüdischen Einwohner betrug: in Groß-Steinheim
1828-30 38 jüdische Einwohner (3,6 % von insgesamt 1.060 Einwohnern), 1861 64
(4,5 % von 1.452), 1871 66, 1880 72 (4,0 % von 1.827), 1900-05 88 (3,8 % von
2.276), 1910 79; in Dietesheim 1830 8, 1905 21; in Hainstadt 1830:
21 und in Klein-Auheim 1830: 13, 1905 29.
Hinweis: bis 1887 gehörten [nach Angaben von Jörg Neumeister-Jung] auch die
in Mühlheim
am Main lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Steinheim.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Israelitische Schule, eine Mikwe und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich die Aufgaben des Vorbeters (Chasan) und Schächters
(Schochet) zu versehen hatte. Bei anstehenden Neubesetzungen wurde die Stelle
immer wieder ausgeschrieben (siehe Anzeigen unten). An Lehrern
werden u.a. genannt: Ph. Falkenstein (seit ca. 1894 in Steinheim, genannt auf
einer Lehrerkonferenz in Diez und unten: Bericht
von 1895), Leopold Oppenheimer (um 1924). Die Gemeinde gehörte
zum Bezirksrabbinat Offenbach am Main.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: aus Groß-Steinheim
Sally Löb (geb. 26.5.1892 in Berstadt,
gef. 27.4.1915), Moritz Löb (geb. 2.7.1893 in Groß-Steinheim, gef. 5.7.1918),
Gefreiter Moses Löb (geb. 29.1.1891 in Berstadt,
gef. 28.8.1914), Alfred Mayer (geb. 24.12.1899 in Groß-Steinheim, gef.
2.5.1918), Unteroffizier Ernst Mayer (gef. 13.2.1888 in Groß-Steinheim, gef.
14.3.1915), Leo Mayer (geb. 14.3.1892 in Groß-Steinheim, gef. 12.3.1915), Max
Stein (geb. 26.2.1882 in Groß-Steinheim, gef. 8.10.1915); aus Klein-Auheim:
Salomon Hirschmann (geb. 8.1.1877 in Klein-Auheim, gef. 24.4.1915).
Hinweis: die zu Hainstadt in den Listen der Gefallenen des Ersten Weltkrieges
genannten Hermann Kaufmann und Albert Neuberger stammen aus dem badischen Hainstadt
(bei Arnsberg dem hessischen Hainstadt zugeordnet) .
Um 1925, als in Groß-Steinheim 80 jüdische Einwohner gezählt
wurden (2,66 % der Gesamtbevölkerung von ca. 3.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher
Jacob Oppenheimer, Jacob Selig, Julius Löb (letzterer aus Klein-Auheim).
Lehrer, Kantor und Schochet war Leopold Oppenheimer. Er unterrichtete an der
Religionsschule der Gemeinde neun Kinder. An jüdischen Vereinen bestand
insbesondere der Israelitische Wohltätigkeitsverein mit 30 Mitgliedern
unter Leitung durch Lehrer Oppenheimer. Gleichfalls bestand ein jüdischer
Gesangverein, der in der Synagoge, aber auch bei öffentlichen Konzerten in
Erscheinung trat. Zur Groß-Steinheimer Gemeinde gehörten auch die in
Klein-Auheim (30), Hainstadt (10) und Dietesheim (25) lebenden jüdischen
Einwohner. 1932 wurden in Groß-Steinheim 49 jüdische Gemeindeglieder
gezählt. Gemeindevorsteher waren nun Albert Herz (1. Vorsitzender), Julius Löb
(Klein-Auheim, 2. Vorsitzender) und Jakob Seelig (3. Vorsitzender). Als Verein
ist der Minjan-Verein unter Leitung von Hermann Herz angegeben,
vermutlich identisch mit dem 1925 genannten Israelitischen Wohltätigkeitsverein
(Ziele: Hilfeleistungen in Sterbefällen, Bestattung). Den Religionsunterricht
an der jüdischen Religionsschule bei Lehrer Oppenheimer besuchten im Schuljahr
1931/32 10 Kinder.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 48 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Nach der Abmeldeliste
emigrierten 15 Personen nach den USA, je eine Person nach Argentinien und
Palästina. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der
Synagoge zerstört (s.u.), danach wurden jüdische Wohnungen demoliert. In
Kleinauheim wurden gleichfalls die Wohnungen der jüdischen Familien
überfallen; in Groß-Auheim wurde das Anwesen der Familien Hirschmann und Baum
zerstört. Im Mai 1939 lebten in Steinheim, Klein-Auheim und Hainstadt noch
insgesamt 28 jüdische Personen; die letzten 17 Personen wurden im September
1942 deportiert.
Von den in Steinheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", unter Heranziehung der
Angaben in der Liste bei Henke s. Lit. S. 286-288; die Listen von Yad
Vashem, Jerusalem sind schwer zu
recherchieren, da nicht ausreichend zwischen Steinheim in Westfalen und
Steinheim am Main differenziert wird): Setta Bär geb. Meyer (1861),
Adele Benjamin geb. Neumark (1885), Joseph Bernhard (1904),
Rosa Blumenfeld geb. Stassburger (1862), Mina
Cassel geb. Michael (1876), Alex Doiny (1875), Käthchen Doiny geb. Stein
(1878), Isaak Faust (1880), Rosa Heilberg geb. Stein (1876), Dina Leopoldine Herz (1891), Klara Herz
(1895), Bernhard (Benno) Joseph (1904), Josefina (Mina) Kleeblatt geb. Selig (1890;
"Stolperstein" in Seligenstadt),
Nathan Kleeblatt (1888), Herbert
Kleeblatt (1930), Herbert Lichtenstein (geb. ?), Johanna Lichtenstein geb. Herz (1877),
Julius Lichtenstein (1893), Adele Lichtenstein (1888), Jakob Lindheimer
(1889), Arthur Mayer (1895), Friederike Mayer (1891), Beate Menko geb. Stein (1874), August Meyer (1881), Fritz Meyer (1898),
Henriette Meyer (1905), Karl Isaak Meyer (1866), Johanna Meyer geb. Selig (1868),
Caroline Meyersohn geb. Wertheim(er)
(1883), Emilie Michael (1870), Max Neuhaus (geb. ?), Sophie Neuhaus geb. Herz
(1895), Sophie Nussbaum geb. Mayer (1889), Emma Oppenheim geb. Stein (1880), Jakob
Oppenheim (1884), Bertha Rothschild geb. Stein (1872), Melitta Selig (1927),
Friederike (Frieda) Selig (1866), Auguste Stein geb. Rosenthal (1874), Emma Stein
geb. Rosenthal (1877), Mathilde Treidel (1891), Otto
Treidel (1920), Alfred Treidel (1883), Kurt Wesermann (geb. ?).
Von den in Dietesheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bernhard Appel (1882), Berta Appel (1891), Johanna
Appel (1894), Moritz Appel (1863), Rosa Appel geb. Rosenthal (1887), Ilo Wolf
(1899), Recha
Wolf geb. Reiss (1900), Josef Wolf (1899).
Von den in Klein-Auheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Kathinka Adler geb.
Löb (1886), Martha Flörsheimer geb. Löb (1894), Emil Hirschmann (1878),
Henriette Hirschmann geb. Strauss (1884), Berta Jacob geb. Löb (1895), Ida Lilie geb. Hamburger
(1903), Walter Lilie (1927), Bela Löb (1939), Berta Löb geb. Löb (1873), Betty Löb geb. Strauß (1912),
Daniel Löb (1893), Jakob
Löb (1905), Jeanette Löb geb. Katz (1881), Julius Löb (1875), Leopold Löb
(1888), Emil Ronsheim
(1888), Emma Ronsheim geb. Löb (1889), Ursula Ronsheim (1925), Emma Schönfeld
geb. Strauß (1859), Selma Seewald geb. Löb (1900).
Von den in Hainstadt geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Klara Löb (1895), Rosa
Johanna Löb (1897), Frieda Rollmann (1875), Hanna Rollmann geb. Sonn (1874),
Moses Rollmann (1870).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und
Schächters 1882 / 1885 / 1886 / 1893
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1882:
"Vakanz: In der hiesigen israelitischen Religionsgemeinde wird Mitte
Dezember diesen Jahres die Stelle eines Vorsängers, Religionslehrers und
Schächters vakant. Das Einkommen beträgt Mark 1.000 bis 1.100 jährlich.
Reisespesen wurden nur nach Übereinkunft vergütet. Russen und Polen
bleiben unberücksichtigt. Bei Bewerbungen sind Zeugnisse über seitherige
Tätigkeit einzureichen. Groß-Steinheim, im Oktober 1882. Der Vorstand:
Salomon Schönmann. Jacob Löb I." |
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Anzeige
in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 3. September 1885: "Die hiesige
Religionslehrer-, Chasan- und Schochetstelle ist vakant und per 1. Dezember
dieses Jahres neu zu besetzen. Das jährliche Einklommen beläuft sich auf ca.
1.200 Mark. Nur seminaristisch Gebildete wollen sich melden. Reflektierende
wollen ihre Zeugnisse an den Unterzeichneten einsenden. Reisekosten werden nicht
vergütet.
Groß-Steinheim, 30. August 1885
Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde. S. Schönmann". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1886:
"Die hiesige Religionslehrer-, Chasan- und Schochetstelle ist vakant
und alsbald zu besetzen. Einem tüchtigen Beamten ist ein jährliches
Einkommen bis zu 1.500 Mark gesichert. Es werden nur seminaristische
Gebildete und solche, die von orthodoxen Rabbinen als Schochet geprüft
sind, berücksichtigt.
Groß-Steinheim, im November 1886. Der Vorstand Schönmann." |
|
Die
obige Ausschreibung vom November 1886 erübrigte sich allerdings,
da der Lehrer weiterhin in der Gemeinde blieb - Anzeige in der Zeitschrift
"Der Israelit" vom 16. Dezember 1886: "Bekanntmachung.
Die von uns ausgeschriebene Lehrerstelle bleibt durch unseren seitherigen
Beamten besetzt.
Groß-Steinheim, 14. Dezember 1886. Der Vorstand Schönmann." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. November 1893:
"Mit dem 15. Mai 1894 wird die hiesige Religionslehrer-, Kantor und Schochetstelle
vakant, mit einem jährlichen Einkommen von Mark 1.600 und etwas
Nebenverdienst. Qualifizierte Bewerber deutscher Nationalität (Ausländer
sind ausgeschlossen), welche im Stande sind einen Synagogenchor
einzurichten, wollen sich alsbald melden. Beglaubigte Zeugnisabschriften
sind bis längstens 30. diesen Monats an den Unterzeichneten zu richten. -
Reisespesen werden nur dem Gewählten vergütet.
Groß-Steinheim in Hessen, im November 1893. Der Vorstand: Schönmann." |
Auf die Ausschreibung bewarb sich
erfolgreich der im Bericht von 1895 (siehe unten) lobend genannte Lehrer Falkenstein. |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Antisemitischer Vorfall (1891)
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1891: "Offenbach,
26. Juni (1891). Das hiesige Schöffengericht hatte sich in seiner
heutigen Sitzung mit einer Beleidigungsklage zu befassen, die einen
antisemitischen Untergrund hat. Angeklagt sind die Gastwirt Baier
Eheleute in Groß-Steinheim, welche um die Fastzeit einen Wagen durch
verschiedene Straßen des Ortes fahren ließen, auf welchem sich zwei
aufgeputzte Puppen befanden, die einen dortigen israelitischen Einwohner
und dessen Schwiegermutter darstellen sollten. Dabei befand sich ein
Plakat mit den Worten 'Der Galgen den Wucherern.' Die beiden Israeliten
fühlten sich beleidigt und stellten Strafantrag. Die Staatsanwaltschaft
nahm, wie dies bei antisemitischen Hetzereien jetzt im Großherzogtum
Hessen immer geschehen wird, das Vorhandensein eines öffentlichen
Interesses an und erhob öffentliche Klage. Die Verhandlung dauerte
mehrere Stunden und endete mit Verurteilung der beiden Angeklagten in eine
Geldstrafe von ja 60 Mark und in die nicht unbedeutenden Kosten". |
Der Antisemitismus am Ort geht zurück - Bericht von 1895
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1895. Groß-Steinheim
in Hessen. Vor einigen Jahren noch herrschte hier das roheste Treiben
der Antisemiten. Böckel und Genossen wurden mit Jubel begrüßt und
durften ihre Hetzreden und Schmähungen gegen die Juden ungehindert an den
Tag bringen. In der Hochflut dieses empörenden Treibens bildete sich der
hiesige Antisemitische Verein, dessen Devise: 'Kauft nicht bei Juden und
verkehrt nicht mit ihnen' war. Die Schreier und Hetzer machten bei dieser
Gelegenheit, wie überall, auch hier, die besten Geschäfte. Die
verhetzten Bewohner unserer Gegend sagen aber bald ein, dass es doch nicht
so gut ohne die Juden gehen wollte. Nach und nach lüftete sich der
Schleier vor den Verblendeten und am Sonntag, den 20. vorigen Monats
löste sich der Verein, welcher nur noch aus einigen interessierten
Mitgliedern bestand, ganz auf. Dass das Ansehen der hiesigen Juden durch
obiges Treiben nicht gelitten, zeigte am besten das an demselben Sonntag
stattgehabte Konzert der Schüler unseres Lehrers Herrn Falkenstein,
welches sich der regesten Teilnahme auch von Seiten unserer christlichen
Mitbürger erfreute. Das Konzert, welches zum Besten des neubegründeten
Synagogenchores veranstaltet, trug dem Leiter desselben Herrn
Falkenstein großes Lob ein. Auch am letzten Geburtstage Seiner
Majestät unseres Kaisers war es unserem allverehrten Herrn Lehrer
Falkenstein beschieden, beim Festaktus des hiesigen Turnvereins, die
Festrede mit dem Toaste auf den Kaiser vorzutragen. So haben sich hier die
Ansichten geändert und zum Guten und Wahren gewendet. Möchten doch alle
Verführten, von schamlosen Schreiern Verhetzten, wie hier, so überall
bald zur besseren Einsicht gelangen. Möchten aber auch unsere
Glaubensgenossen auf dem Lande doppelt auf ihrer Hut sein, nichts zu
vollführen, was öffentliches Ärgernis erregt und Juden in den Augen
ihrer andersgläubigen Mitbürger verächtlich machen kann." |
Meldung aus Klein-Auheim - Aufruf zur Unterstützung einer durch ein
Brandunglück schwer getroffenen jüdischen Familie (1887)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1887:
"Teure Glaubensgenossen! Unsere Nachbarortschaft Klein-Auheim ist am
vergangenen Mittwoch einem einem schrecklichen Brandunglück heimgesucht
worden, das unter anderem auch das Besitztum eines unserer
Glaubensgenossen, eines Mitgliedes der hiesigen jüdischen Gemeinde, total
einäscherte, sodass die Familie, bestehend aus Mann, Frau und sechs
Kindern, obdachlos geworden sind und ihr ganzes Hab und Gut eingebüßt
haben. Die armen, von Unglück Betroffenen, die leider nicht versichert
sind, stehen nun ratlos und verzweifelt da und, da der Ernährer jeglicher
Mittel, um sich einen Erwerb zu verschaffen, entblößt ist, so sieht die
Familie einem trostlosen Winter entgegen. Es ergeht daher an Euch, Ihr
treuen Glaubensgenossen, an Euch, die Ihr Euch so oft bewährt was das
heißt: 'Ganz Israelit sind Barmherzige, Kinder von Barmherzigen sind
sie' die herzlichste Bitte, dieses auch hier zu zeigen, hier, da es
gilt, eine unter Gottes Schutz und Beistand sich bis dahin redlich
ernährte Familie vom Verfall zu retten.
Gefällige Gaben beliebe man schleunigst an die Unterzeichneten gelangen
zu lassen.
Groß-Steinheim, Hessen, den 12. August 5647.
Der Lehrer: Berendl., Mitglied: Moses Selig, Der Vorstand: S. Schönmann,
L. Herz I. Das Hilfskomitee". |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Über Louis Meyer Gerngross und das Friedensdenkmal
Louis Meyer-Gerngross: stammte aus Groß-Steinheim, wurde Großkaufmann
in Mannheim, Ehrenbürger von Groß-Steinheim. Stiftete aus Dankbarkeit über
die lange Friedenszeit seit 1871 "zum Zeichen friedlichen Lebens und
nationaler Zusammengehörigkeit" das Friedensdenkmal auf dem Platz des
Friedens (siehe historisches Foto links). Am 15. Oktober 1911 wurde es
eingeweiht, 1938 beschädigt, 1940 auf Beschluss des damaligen Ratsherrn
entfernt (die Bronzefigur und die Inschriftentafel kamen in die
Altmetallsammlung). Am 17. November 1965 neu eingeweiht.
Informationen
und Quelle für das Foto
Nach Louis Meyer-Gerngross ist die Meyer-Gerngross-Strasse
in Steinheim benannt.
1980 wurde zur Erinnerung an die aus der Gemeinde in der NS-Zeit
umgekommenen jüdischen Einwohner eine Metallplatte eingearbeitet. Sie enthält
folgende Inschrift: "Das Friedensdenkmal stiftete 1911 Louis
Meyer-Gerngross, ein jüdischer Bürger, seiner Vaterstadt. Die Steinheimer
Jüdische Gemeinde begann im Jahre 1335. Sie endete mit der Hitlerzeit durch
Mord und Vertreibung. Es starben damals aus Steinheim Mitglieder der Familien
Herz, Mayer, Meyersohn, Oppenheim und Selig; aus Klein-Auheim Mitglieder der
Familien Hirschmann, Lilie, Loeb und Ronsheim. Wir ehren die Toten. Sie mahnen
die Lebenden".
|
Zum 60. Geburtstag von Karl Meyer II und Johanna geb. Selig (1928)
Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928:
"Weiskirchen, 14. Mai (1928). Herr Gastwirt Karl Meyer II und dessen
Frau Johanna geb. Selig aus Groß-Steinheim begingen beide am 30. Mai
ihren 60. Geburtstag." |
Zur Geschichte der Synagogen in Steinheim
In Steinheim gab es vermutlich insgesamt mindestens vier
jüdische Bethäuser / Synagogen.
Bis um 1816 war ein Betsaal im Haus der Familie Selig (heutiges
Haus Neutorstraße 6) eingerichtet. Der Raum oder ein anderer Raum in diesem
Gebäude wurde auch für den Unterricht der Kinder verwendet.
Seit 1816 war ein Betsaal im Gebäude der alten Registratur beim
Schloss (aus Dammwärterhaus genannt).
1860 wurde eine erste Synagoge hinter dem Altaristenheim am
Neubrunnenplatz erstellt, die bis zur Einweihung der neuen Synagoge im März 1900 verwendet
wurde. Sie war im Grundriss etwa 7,4 mal 9,05 m groß und von außen mit ihren
hohen Rundbogenfenster und dem Davidstern über dem Zeltdach klar als Synagoge
erkenntlich. Aus sanitären Gründen durfte die 1860 eingerichtete Synagoge samt der
jüdischen Schule auf Grund einer behördlichen Auflage nicht weiterverwendet
beziehungsweise renoviert werden.
Der Neubau war allerdings vor allem ein finanzielles Problem für die jüdische
Gemeinde. Mehrere Kollekten wurden veranstaltet, dazu 1893 auch
ein "Lotterie zum Besten eines Synagogen-Baues":
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1893:
"Lotterie zum Besten eines Synagogen-Baues zu Groß-Steinheim in
Hessen. Nur 20.000 Lose. Gesamtgewinne 13.000 Mark. Ziehung bestimmt am 8.
Februar 1893. Loos à 1 Mark, 11 Loose 10 Mark, versendet unter Nachnahme
oder gegen vorherige Posteinzahlung der Vorstand S. Schönmann." |
Spenden für den Bau wurden auch nach der
Einweihung (s.u.) gesammelt. |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" von 26. April 1900: "Für
den Synagogen- und Schulbau in Groß-Steinheim. B.M.A. in S. 5 Mark. K.S.
in L. 5 Mark." |
1897 waren genügend finanzielle Mittel vorhanden, sodass
der Bau der neuen Synagoge mit Mikwe und jüdischer Religionsschule beschlossen
werden konnte. Inzwischen war ein neuer Lehrer (Falkenstein) in der Gemeinde
tätig, der auch mit Erfolg einen Synagogenchor aufbaute und in den kommenden
Jahren leitete.
Am 23.
April 1899 war die Grundsteinlegung, die als bereits mit einem großen Umzug
gefeiert wurde. Ein Bericht aus der Zeitschrift "Der Israelit" liegt
darüber vor.
Bericht zur
Grundsteinlegung der Synagoge am 23. April 1899 in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Mai 1899: "Groß-Steinheim,
8. Mai (1899): Am Sonntag, dem 23. April fand hier eine erhebende Feier statt;
es galt, die Grundsteinlegung der neu zu erbauenden Synagoge festlich zu
begehen. Nachmittags 3 1/2 Uhr wurde in der alten Synagoge der
Minchagottesdienst abgehalten. Alsdann erfolgte die Aufstellung des Zuges mit
der Schuljugend an der Spitze; hieran schloss sich der hiesige Stadtvorstand,
dann Rabbiner und Lehrer, Synagogenvorstand, Synagogenchor, Gemeindemitglieder
und zuletzt die Handwerker. An der Baustelle angelangt wurde die Feier durch
einen vom Synagogenchor vorgetragenen Choral eröffnet. Alsdann erfolgte
nach Verlesung der Urkunde die Einlegung derselben in den Grundstein; unter den
üblichen drei Hammerschlägen, welche von Herrn Rabbiner Dr. Goldschmidt mit
folgenden Worten begleitet wurde: "Im Namen Gottes, des Einig-Einzigen,
legen wir heute hier den Grundstein zu einer neuen Synagoge, Ich weihe den
Grundstein mit dem ersten Hammerschlage durch den biblischen Vers, in welchem
die Vorschrift, ein Gotteshaus zu errichten vor Jahrtausenden unseren Vorfahren
gegeben wurde: 'Sie sollen mir machen ein Heiligtum, damit ich wohne in ihrer
Mitte.'
Ich weihe den Grundstein mit dem zweiten Hammerschlage durch den Vers, in
welchem die geistige Grundlage eines jeden Gotteshauses ausgedrückt ist: 'Du
sollst lieben den Ewigen, Deinen Gott, mit Deinem ganzen Herzen, mit Deiner
ganzen Seele und mit Deinem ganzen Vermögen.'
Ich weihe den Grundstein mit dem dritten Hammerschlage durch den Vers, welcher
gestern in unserer Synagoge verlesen wurde, der das höchste Ziel und die
höchste Aufgabe eines Gotteshauses ausdrückt: 'Du sollst lieben Deinen
Nebenmenschen wie Dich selber!'"
Alsdann hielt Herr Dr. Goldschmidt eine Predigt. Die Feier wurde wieder durch
einen Choral beschlossen. Als erfreuliches Zeichen ist es anzusehen, dass sich
fast sämtliche Einwohner Steinheims ohne Unterschied der Konfession an der
Feier beteiligten, woraus man schließen darf, dass hier unter den verschiedenen
Konfessionen einheitliches Zusammenwirken herrscht.
Zu diesem Neubau wurden wir behördlicherseits gezwungen und zwar durch Schließung
unserer Religionsschule aus sanitären Gründen. Aus demselben Grunde war auch
die Renovierung der alten Synagoge unzulässig. Eine Mikwe bestand hier
überhaupt nicht. Dieses alles wird jetzt in einem Bau verbunden, woraus uns ein
großer Kostenaufwand erwächst, den unsere minderbemittelte Gemeinde unmöglich
aufbringen kann. Wir richten daher bei dieser Gelegenheit an alle edeldenkenden
Glaubensgenossen die ergebene Bitte, uns zu diesem Unternehmen eine
Unterstützung gewähren zu wollen." |
Ein knappes Jahr nach der Grundsteinlegung konnte bereits am 16. März 1900
feierlich die Einweihung der Synagoge durch Bezirksrabbiner Dr. Goldschmidt
aus Offenbach vorgenommen werden. Auch hierzu liegt in der Zeitschrift "Der
Israelit" ein Bericht vor.
Bericht zur
Einweihung der Synagoge am 16. März 1900 in der
Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1900: "Groß-Steinheim,
26. März (1900). Eine eben so seltene wie erhebende und in ihrem Verlauf
gelungene Feier war es, die am Freitag, den 16. März laufenden Jahres, hier
begangen wurde. Galt es doch, den nach hartem Kampfe, großer Mühe und unter
schweren Opfern errichteten Tempel seiner Bestimmung zu übergeben. Die Feier
begann Nachmittags 3 1/2 Uhr mit einem Abschiedsgottesdienste in der alten
Synagoge, wobei Herr Rabbiner Dr. Goldschmidt - Offenbach, eine allen zu Herzen
gehende Abschiedspredigt hielt. Um 4 Uhr setzte sich der Festzug in Bewegung,
durch die aufs prächtigste geschmückten Straßen, unter Vorantritt der
Feuerwehr, Schuljugend und Stadtkapelle, alsdann folgten Schlüsselträgerin und
Ehrendamen, Toraträger, Rabbiner und Lehrer, Behörden und Geistlichkeit,
Gemeindevorstand, Deputationen sämtlicher hiesigen Vereine usw. Bei Ankunft an
der neuen Synagoge wurde der Schlüssel dem Rabbiner übergeben, welcher die
Pforten des Gotteshauses öffnete. Unter den Klängen der Musik begab sich der
Festzug in die Synagoge, deren schönes Innere einen geradezu überwältigenden
Eindruck auf die alle Räume füllende Menge hervorbrachte. Nach dem Chorgesang Mah
tauwuh hielt Herr Dr. Goldschmidt eine meisterhafte Festpredigt, welche
einen tiefen Eindruck auf alle Zuhörer macht. Alsdann folgte der
Abendgottesdienst, welcher von unserm allverehrten und beliebten Kantor, Herrn
Lehrer Oppenheimer und dem hiesigen Synagogenchor unter allgemeinem Beifall
ausgeführt wurde. Auch von dem Gottesdienste am Samstag Morgen kann ich
dasselbe berichten. Am Sonntag, den 18. März folgt die Einweihung des neuen
Schulsaales. Um 3 Uhr Nachmittags zogen die Schüler vom Rathause nach dem neuen
Schullokale in der neuen Synagoge, gefolgt von Rabbiner, Lehrer, Vorstand und
den Gemeindemitgliedern und begleitet von einer großen Zahl der christlichen
Mitbürger, unter den Klängen der Musik. Die Feier im neuen Schulzimmer begann
mit dem Schülerchor "Danke dem Herrn", welcher von Herrn Lehrer
Oppenheimer aufs Beste eingeübt war, alsdann wurde von einer Schülerin ein
sehr hübscher Prolog vorgetragen. Herr Rabbiner Dr. Goldschmidt sprach dann
einige sehr schöne Worte, worauf der Synagogenchor einen Schlusschoral
vortrug. So endete diese schöne Feier, die allen ihren Teilnehmern noch lange
im Gedächtnis haften wird, und die unserer Stadt in jeder Hinsicht zu Ehre
gereicht." |
Die Synagoge hatte die Gemeinde über 40.000 Mark gekostet. Es
entstand ein dreigeschossiger Massivbau, der durch ein Treppenhaus in zwei
ungleich große Teile gegliedert war. Auf der einen Seite (hohe
Rundbogenfenster) lag der Betsaal, auf der anderen zwei Wohnungen und der
Schulraum.
Beim Novemberpogrom 1938
wurde die Synagoge zunächst ausgeplündert, danach wurde die
Inneneinrichtung zerstört sowie die Fenster eingeschlagen. SA-Leute holten den
Leichenwagen der jüdischen Gemeinde, beluden ihn mit Torarollen und banden ihn
an einen Jauchewagen. Dann zündeten sie die Torarollen an und zogen den Wagen
unter dem Gejohle der Zuschauer durch die Straßen, bis er schließlich auf
freiem Feld ausbrannte.
Im Februar 1939 wurde das Gebäude durch die letzten Vorstandsmitglieder
Hermann Herz, Julius Löb und Nathan Selig für 8.000 Mark an einen Privatmann
zwangsverkauft. In der Folgezeit (noch vor 1945) wurde das Synagogengebäude zu
einem Wohnhaus umgebaut. Der Erstverkäufer schloss für das Gebäude
eine Brandversicherung auf 25.640 RM ab. Beim Umbau verlangten die NS-Behörden,
das Äußere der Synagoge so zu verändern, dass keine Spuren einer Synagoge
mehr zu erkennen waren. Die Bausubstanz blieb jedoch erhalten. Lange Jahre nach
dem Krieg wurde in Steinheim am Ort fälschlicherweise behauptet, das Wohnhaus
sei auf dem Platz der Synagoge neu erbaut worden.
Adressen / Standorte der Beträume / Synagogen:
| Bis 1816: Neutorstraße 6 (Gebäude erhalten) |
| Beim Schloss (Registratur/Dammwärterhaus, Gebäude
erhalten) |
| Grundstück Wenkstraße 7 (1970 abgebrochen) |
| An der Ecke Wilhelm-Thoerle-/ Ingelheim-Straße 12 (früher:
Kirchstraße
20)
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Fotos
(Quelle: obere Zeile Pläne aus Henke s. Lit. S. 107;
untere Zeile links bei Arnsberg Bilder s. Lit. S. 190; Mitte
und rechts: Altaras s. Lit. S. 138; neue Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.4.2008)
Die alte Synagoge
in der
Wenkstraße |
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Zeichnungen der
alten, 1970 abgebrochenen Synagoge |
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Die neue, 1900 eingeweihte Synagoge
von
Groß-Steinheim (1931) |
Das Gebäude nach dem Umbau
zum Wohnhaus (Aufnahme Mai 1989) |
Rekonstruktion und Gebäude
nach Umbau:
Perspektivische Zeichnung |
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Das ehemalige
Synagogengebäude
im April 2008 |
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Das
ehemalige Synagogengebäude |
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Sehr unauffällig
am Straßenschild der Hinweis: "Im heutigen Wohnhaus Ingelheimstr. 12
befand sich die neue Steinheimer Synagoge. Sie wurde 1899/1900 errichtet
in der
Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938
verwüstet." |
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
April 2010:
Die Verlegung von "Stolpersteinen" in
Steinheim ist geplant |
Artikel von Erwin Diel in der
"Hanau-Post" vom 24. April 2010 (Artikel):
"Messing des Anstoßes.
Steinheim ‐ Zu den rund 22.000 'Stolpersteinen', die europaweit
im öffentlichen Straßenraum an Opfer des Nationalsozialismus erinnern,
kommen in Steinheim womöglich neun weitere hinzu..."
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Oktober 2011:
In Steinheim werden am 25. Oktober 2011 "Stolpersteine"
verlegt |
Artikel in der "Frankfurter
Rundschau" vom 13. Oktober 2011: "Stolpersteine in
Steinheim.
Hanau. 14 Gedenktafeln werden demnächst verlegt..."
Link
zum Artikel. |
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Berichte über die
Verlegung der "Stolpersteine" in Steinheim |
Artikel von Christoph Süß in der
"Frankfurter Rundschau" vom 26. Oktober 2011: "Bewegte
Erinnerung. In Steinheim gibt es dank einer Bürgerinitiative die ersten
Stolpersteine. Als Gunter Demnig den letzten Stolperstein im Boden
versenkt, ist Leo Mayer bereits nicht mehr anwesend. Zu sehr bewegt ihn
offensichtlich das Gedenken an seiner Vater Arthur, der dort 1895 geboren
wurde und fünfzig Jahre später in Auschwitz starb. Seine Frau und ihre
beiden Töchter haben den 85-Jährigen zu diesem denkwürdigen Tag für
Steinheim und die Stadt begleitet..."
Link
zum Artikel. |
Artikel von Erwin Diel in op-online.de
(Offenbach-Post) vom 26. Oktober 2011: "Biografische Daten im
Pflaster.
Steinheim - Sie hießen Oppenheim, Selig, Oppenheimer, Mayer oder
Herz, ihre Familien lebten teils seit Jahrhunderten in Steinheim. Unter
der Nazi-Diktatur wurden sie verschleppt, ermordet oder mussten
auswandern..."
Link
zum Artikel |
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Januar 2016:
Verlegung von "Stolpersteinen"
auch in Klein-Auheim? |
Artikel von Dirk Iding in op-online.de vom
Januar 2016: "Kranz zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Stolpersteine auch für Klein-Auheim angeregt
Hanau - Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
hielten Mitglieder des 'Steinheimer runden Tisches“ mit einer
Kranzniederlegung und der Verlesung von Texten auf dem 'Platz des Friedens“
die Erinnerung an die aus Steinheim stammenden Opfer des Nazi-Regimes wach.
Ein private Initiative des Gedenkens startete auch die Klein-Auheimerin
Angelika Gminder. Seit Jahren hat sich der runde Tisch in Steinheim, eine
Initiative von Bürgern, den drei Steinheimer Kirchengemeinden sowie des
Heimat- und Geschichtsvereins das Erinnern und Gedenken im Alltag an die
Steinheimer Opfer des Nationalsozialismus zum Ziel gesetzt. Ein Projekt, das
vom Runden Tisch angestoßen wurde, wünscht sich Angelika Gminder nun auch
für Klein-Auheim, nämlich die Verlegung von so genannten Stolpersteinen, die
an die ehemals jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern, die während
der NS-Zeit fliehen mussten oder gar deportiert und in den Tod geschickt
wurden.
Aus Gminders Sicht wären Stolpersteine, wie sie in Steinheim erstmals im
Jahr 2011 verlegt wurden, nachdem über das Projekt, das auf eine Initiative
des Künstlers Gunter Demnig zurückgeht, zuvor fast fünf Jahre lang
kontrovers diskutiert worden war, auch für Klein-Auheim wünschenswert.
'Schließlich gab es früher enge Verbindungen zwischen den Klein-Auheimer und
Steinheimer Juden, die eine Gemeinde bildeten und gemeinsam die Steinheimer
Synagoge besuchten“, meint Gminder. Da Zeitzeugen immer weniger würden,
werde es zunehmend wichtig, die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse
von damals auf andere Weise wachzuhalten. 'Gerade heute“, findet Gminder mit
Blick auf das Wiedererstarken rechtsradikaler und nationalistischer Kräfte.
Vor vier, ehemals von Juden bewohnten Häusern in Klein-Auheim legte Gminder
gestern als Anstoß für ihre Initiative Rosen und 'ausgedruckte“
Stolpersteine mit den Namen und bekannten Daten der ehemaligen Mitbürger
nieder. Angelika Gminder hofft, dass sie bei anderen Klein-Auheimer
Mitbürgerinnen und Mitbürgern Unterstützung für ihr Anliegen findet und dass
mittelfristig 'richtige“ Stolpersteine die Erinnerung an die aus
Klein-Auheim stammenden jüdischen Opfer des Nationalsozialismus wachhalten.
Interessierte können sich an Angelika Gminder, Im Mühlfeld 4, 63456 Hanau,
wenden. Sie ist allerdings nur persönlich oder postalisch erreichbar."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 790; III,1 S. 475. |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 296-298. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 190. |
| Thea Altaras: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 137-138. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 212-213. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 145-146. |
| Ernst
Henke: Geschichte der Juden der Stadt Steinheim am Main. Unter
Mitarbeit von Leo Mayer und Willi Walther. 408 S. Cocon-Verlag
Hanau. ISBN 3-928100-96-3. Informationen
auf Verlagsseite. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Gross-Steinheim
Hesse. The
community, numbering 38 (3 % of the total) in 1828, grew to 88 (4 %) in 1900 and
was affiliated with the Offenbach rabbinate. By 1933 it had declined to 45,
excluding members in nearby Dietesheim (21), Hainstadt (eight) and Klein-Auheim
(37). The synagogue was vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938)
and 35 Jews left (mostly emigrating) by 1939. The remainder were presumably
deported in 1942.
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