Inschriftenkatalog: Stadt Worms
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 29: Worms (1991)
Nr. 44 Paulusstift 2.D.13. Jh.
Beschreibung
Namen als Stifterinschrift. Auf der Nordostseite des nordöstlichen Strebepfeilers des Westwerkes zwei Namen auf dem Kopf stehend. Roter Sandsteinquader, nur sehr schwach eingehauen, fast als geritzt zu bezeichnen.
Maße: H. 37, B. 84, Bu. 6,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel, vor 1300.
SEVILIAa) · HERMAN
Textkritischer Apparat
- CÄCILIA, aber wohl nur identifizierend Villinger; bei Bauer das Ganze erwähnt als nicht deutbar. Die beiden kritischen Buchstaben, der erste und der dritte wurden von Villinger als C gelesen; daraus ergäbe sich dann ein verbreiteter Frauenname.
Anmerkungen
- Vgl. oben S. XIXf.
- Villinger.
- Vgl. auch die umliegenden Nummern und zu einer Frühdatierung Spille, Meerweibchenstein.
Nachweise
- Kdm. Worms 244 (erw.).
- Bauer, Baugeschichte Pauluskirche 18 (erw.).
- Villinger, Ihn laust der Affe 3.
Zitierhinweis:
DI 29, Worms, Nr. 44 (Rüdiger Fuchs), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di029mz02k0004400.
Kommentar
Bedingt durch die Ritzung können die Majuskeln keine Schwellungen aufweisen; der hohe Anteil von insgesamt sechs Unzialbuchstaben und für Steininschriften ungewöhnliche, geradezu bizarre Formen, die sich aber aus der Verwandtschaft von Ritzungen zu schreibschriftlichem Duktus erklären lassen, widersprechen dem Datierungsansatz nicht, der von der Baugeschichte ausgeht.1) Unziales A mit weit überragendem senkrechtem Schaft, unziales H, dessen Bogen tief herab um ein Rechteck geführt ist, und schwankende Buchstabenhöhe genügen nicht, um den ersten und dritten Buchstaben jeweils als bizarre Ausformungen von C anzusehen, vielmehr sind äußere Form des S und eines V mit weit ausholendem linken Schaft gewahrt. Für eine wesentlich spätere Herstellung der Inschrift, etwa im Zuge von Ausbesserungsarbeiten, gibt es keinen zwingenden Hinweis.
Die beiden Namen wurden als quasi romantische Graffiti eines Steinmetzen und seiner Frau oder Braut gedeutet;2) es handelt sich jedoch bei Hermann und Sevilia(?) um wie oft auf anderen Baugliedern verewigte Stifter zum Kirchenneu- und Erweiterungsbau nach 1231.3) Die Anbringung des Namens über nimmt also die Funktion einer Stifterinschrift.