Neue Kooperationsvereinbarung zugunsten gefährdeter Jugendlicher unterzeichnet
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Das Jugendamt der Stadt Koblenz wird künftig mit vier freien Trägern gemeinsam intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung von gefährdeten Jugendlichen im Stadtgebiet betreiben. Eine Kooperationsvereinbarung darüber unterzeichneten heute ( Bild v. links n. rechts ) Pater Damasus Pilarek vom Seraphischen Liebeswerk Koblenz, Ulrike Hirsch, Haus Niedersburg in Boppard, Harald Mader - Helmer vom Koblenzer Jugendhilfswerk, Bürgermeister Muscheid und Direktor Dr. Wolfgang Kues vom Caritasverband im Koblenzer Rathaus. Möglich wurde die Vereinbarung nach §35 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, weil der Jugendhilfeausschuss der Stadt in seiner letzten Sitzung der Kooperation zugestimmt hatte.
Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) zeigt eine breite Palette von Hilfemöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Eltern auf, insbesondere bei den Hilfen zur Erziehung.
Eine ganz besonders intensive Art der Betreuung und Hilfe ist im § 35 KJHG aufgezeigt, welcher besagt:
„Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung soll Jugendlichen gewährt werden, die einer intensiven Unterstützung zur sozialen Integration und zu einer eigenverantwortlichen Lebensführung bedürfen. Die Hilfe ist in der Regel auf längere Zeit angelegt und soll den individuellen Bedürfnissen der Jugendlichen Rechnung tragen“.
Dahinter verbirgt sich eine flexibel angelegte Hilfe für Jugendliche, in der Regel außerhalb des Elternhauses, die individuell auf die Probleme des Jugendlichen bezogen ist, eine ganzheitliche Unterstützung durch eine betreuende Bezugsperson leistet und nicht an klassische gruppenbezogene Einrichtungen und deren Regeln gebunden ist.
Mit einem außergewöhnlich hohen zeitlichen, personellen und finanziellen Aufwand wird dem Jugendlichen auf der Basis einer engen und tragfähigen Beziehung zwischen ihm und der Betreuungsperson Hilfe und Unterstützung in allen entscheidenden Lebensbereichen gewährt.
Diese Form der Hilfe kommt insbesondere bei Jugendlichen in Betracht, die sich anderen Hilfeformen entziehen und als gefährdet gelten. Sie sind orientierungslos und ohne Lebensperspektive; sie sind vielfach gesellschaftlich ausgegrenzt und daher für andere Sozialisationsinstanzen nicht erreichbar. In vielen Fällen ist ihr Aufwachsen von äußerst problematischen Beziehungserfahrungen und Beziehungsabbrüchen, von traumatischen Erlebnissen, ja sogar Missbrauch- und Gewalterfahrung geprägt, so dass es ihnen schwer fällt, überhaupt Beziehungen mit anderen Menschen einzugehen.
Die Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung hat zum Ziel, diese Jugendlichen zunächst für gesellschaftliche Anforderungen im weitesten Sinne wieder ansprechbar und erreichbar werden zu lassen, sie gefährdenden Einflüssen zu entziehen, ihre Fähigkeiten wieder hervor kommen zu lassen und ihre Persönlichkeit zu stärken. Ihre soziale und emotionale Kompetenz soll wieder geschaffen werden, sie sollen Bindungsfähigkeit zu anderen Menschen und damit auch Vertrauen in andere wieder erlernen, selbstsicherer werden, um sich wieder gesellschaftlich integrieren zu können; eine Voraussetzung dafür, ein eigenverantwortliches Leben mit Ausbildung oder Arbeit und damit auch finanzieller Absicherung zu führen.
Durch die hohe und zum Teil vielfältige Problematik der Jugendlichen ist es bis dahin jedoch ein langer, zeit- und beratungsintensiver Weg, der nur gelingen kann, wenn der Jugendliche mitwirkt. An die Betreuungspersonen müssen hohe Anforderungen gestellt werden, dies sowohl in fachlicher als auch in persönlicher Hinsicht. Belastbarkeit und ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen sind beispielhaft zu nennen.
Das Jugendamt Koblenz hat nach einer Beschlussfassung im Jugendhilfeausschuss über die Grundlagen der Hilfen das Gespräch mit interessierten Trägern der Jugendhilfe gesucht, um Möglichkeiten der Umsetzung finden. Das Ergebnis wurde heute vorgestellt.
Neu ist, dass die 4 Träger in Form einer Trägerkooperation mit dem Jugendamt Koblenz zusammen arbeiten.
Hierdurch ist
- eine hohe Fachlichkeit durch gegenseitigen Austausch von Erfahrungen und Wissen gewährleistet
- die Abstimmung der Hilfen auf den Einzelfall durch unterschiedliche Schwerpunkte bei den Angeboten der Träger gesichert
- die Möglichkeit geschaffen, vorhandene Personalkapazitäten für diese zeitintensive Hilfe zu gewährleisten.
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