Hilfe und Beratung für behinderte Frauen
Die Lebenssituation behinderter Frauen und Mädchen stand im Blickpunkt einer Tagung, zu der die Gleichstellungsbeauftragte Gabriele Mickasch ihre Kolleginnen aus dem nördlichen Rheinland-Pfalz ins Koblenzer Rathaus eingeladen hatte.
„Behinderte Frauen werden als Frauen und als Behinderte doppelt benachteiligt“ so Viktoria Przytulla von KOBRA – Koordination und Beratung behinderter Frauen in Rheinland-Pfalz, Regionalstelle Koblenz, die als Fachfrau an der Tagung teilnahm.
„Und wenn behinderte Frauen nicht bescheiden und dankbar sind, wie das von ihnen erwartet wird, müssen sie mit vielen Schwierigkeiten kämpfen und viele Hürden überwinden“.
Die Dipl. Sozialarbeiterin weiß, wovon sie spricht, denn sie ist selbst behindert. „Peer Counseling“ nennt sich das Prinzip, dass Betroffene Betroffene beraten und damit ihre eigenen Erfahrungen einbringen können.
Die Lebenssituationen von behinderten Frauen können genauso unterschiedlich sein wie die Lebenssituationen von nicht behinderten Frauen. Es gibt nicht d i e typische behinderte Frau. Es existieren jedoch strukturelle Gemeinsamkeiten, die individuell in unterschiedlichem Maß ausgeprägt sind. Eine prägende und verletzende Erfahrung ist es zum Beispiel für viele von ihnen, dass sie nicht als Frauen, sondern primär als geschlechtslose Behinderte wahrgenommen werden.
Behinderte Frauen bilden immer noch das Schlusslicht auf dem Arbeitsmarkt. Und wenn behinderte Frauen sich für Familienarbeit entscheiden, stoßen sie als behinderte Mütter auf vielfältige Barrieren: Weder Entbindungsstationen noch Kindergärten oder Schulen sind auf Mütter mit Behinderungen eingestellt und oft sind Nachteilsausgleiche an die Erwerbstätigkeit gekoppelt, so dass es für viele behinderte Mütter schwierig ist, den Alltag zu bewältigen.
Behinderte Frauen werden zwar oft nicht als Frauen wahrgenommen, dennoch sind sie keineswegs sicher vor sexueller Gewalt. Fachleute gehen davon aus, dass behinderte Mädchen und Frauen, die in Einrichtungen leben, besonders häufig Opfer sexueller Gewalt werden.
Ausgangspunkt für die Einrichtung von KOBRA war die Erfahrung, dass sich für Frauen mit Behinderung keine Stelle zuständig fühlte. In der Behindertenbewegung fand keine frauenspezifische Beratung statt und in der Frauenbewegung war kein Raum für die spezifischen Bedürfnisse, Erfahrungen und Interessen der behinderten Frauen. Diese Lücke schließt KOBRA, seit 1998 in Mainz ansässig und jetzt auch seit Anfang 2003 mit einer Regionalstelle in Koblenz in der Moselweißer Str. 21 vertreten .
Neben der persönlichen Beratung mit dem Schwerpunkt „Arbeit“ werden auch Fortbildungen, Seminare und Fachveranstaltungen angeboten. So zum Beispiel die Fachtagung „20 Jahre behinderter Frauen: Chancen, Probleme und Perspektiven für Frauen mit Behinderung in Ausbildung und Beruf“ am 30.09.2003 in Mainz.
Eingeladen sind alle behinderten und nichtbehinderten Frauen, die am Thema interessiert sind. Nähere Infos bei Viktoria Przytulla unter Telefon 0261 / 579615-1
oder bei der Gleichstellungsstelle unter Telefon 0261 / 129 1050.
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