20 Jahre Café BuntIm Jahr 1997 richtete das Geschäftsfeld Wohnungslosenhilfe der Stiftung kreuznacher diakonie das Café Bunt in der Kurhausstraße in Bad Kreuznach ein. Hier befinden sich ein Tagestreff, eine Beratungsstelle und eine Notunterkunft speziell für Frauen. Marlies Zimmermann, Leiterin der Einrichtung, blickt in einem Gespräch zurück auf 20 Jahre Hilfe für Frauen in Not.20 Jahre Café Bunt – was war Mitte der 1990er Jahre ausschlaggebend, eine Einrichtung speziell für Frauen zu eröffnen? Wir haben im Jahr 1990 in der Eremitage mit der Frauenarbeit angefangen. Zuvor war die Wohnungslosenhilfe in der Stiftung kreuznacher diakonie, wie in den meisten sozialen Einrichtungen, ausschließlich Arbeit mit Männern. Gesellschaftliche Änderungen hatten dazu beigetragen, dass auch Frauen auf der Straße lebten beziehungsweise dort wahrgenommen wurden. 1992 haben wir in Bad Kreuznach eine Wohnung für Frauen eingerichtet und gleichzeitig Paarwohnungen bereitgestellt. Das war auch ganz neu. Frauen in Not waren da – so haben wir 1997 das Café Bunt als ambulantes Angebot entwickelt. Warum kommen die Frauen heute ins Café Bunt? Zum Beispiel weil sie einsam sind, weil sie sich kein Mittagessen leisten können, weil sie keinen Strom oder kein Wasser haben – hier können sie sich duschen und ihre Wäsche waschen. Sie kommen, weil sie Gesprächsbedarf in schwierigen, krisenhaften Lebenslagen haben, weil sie hier eine Freundin treffen können oder einfach, weil es hier trocken ist. Die Frauen sind sehr unterschiedlich: Manche leben auf der Straße, andere haben psychische Probleme, manche sind einfach allein. Sind Sie mit dem Standort in der Kurhausstraße weiterhin zufrieden? Mit dem Standort sind wir sehr zufrieden. Die Frauen, die zu uns kommen, sind in der Regel aus der Stadt oder dem Kreis Bad Kreuznach und sie gehören genauso ins Stadtbild wie andere Bürgerinnen und Bürger auch. Die Nachbarschaft zum Diakonischen Werk in der Kurhausstraße, das dort Schuldner- und Schwangerschaftskonfliktberatungen anbietet, ist von Vorteil. Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren geändert? Wir sind in Bad Kreuznach nicht mehr die einzige Anlaufstelle für Frauen in Not. Frauen mit Kindern sind beispielsweise beim Kinderschutzbund gut aufgehoben. Richtige Problemfälle landen oft letztlich bei uns. Das Café Bunt ist nach wie vor das letzte Auffangbecken für Frauen, für die es keine andere Lösung in unseren sozialen Systemen zu geben scheint. Ist die Finanzierung inzwischen sicher gestellt? Nein. Seit 20 Jahren versuchen wir eine gesicherte Finanzierung für dieses ambulante Hilfeangebot hinzubekommen. Wir leben aber immer noch von Spenden und Zuschüssen. Ohne die Unterstützung der Stiftung kreuznacher diakonie und ohne die Hilfe unseres Fördervereins hätten wir nicht überlebt. Wir wollen seit 20 Jahren den Grundsatz „ambulant vor stationär“ umsetzen, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist. Leider ist dies bis heute nicht gelungen. Frau Zimmermann, Sie gehen im nächsten Jahr in den Ruhestand. Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Café Bunt? Eine gute finanzielle Absicherung, mit der die dringend notwendigen ambulanten Angebote tatsächlich ermöglicht werden können. Um die Finanzierung zu sichern, sind viel Zeit und Kraft nötig, die wir lieber den Frauen zur Verfügung stellen würden. Da ich nicht glaube, dass die Probleme der Frauen, die uns besuchen, plötzlich verschwinden, hoffe ich sehr, dass das Café Bunt weiterhin bestehen bleibt. Im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums planen Sie ein kleines Festprogramm. Was ist aus Ihrer Sicht ein besonderer Höhepunkt? Auf das Konzert mit „DonnaWetter“ aus Simmertal, das am 19. Oktober in der Diakonie Kirche stattfindet, freue ich mich jetzt schon.
Jubiläumsprogramm „20 Jahre Café Bunt“
Freitag, 25. August 2017, ab 13 Uhr Tag der offenen Tür im Café Bunt 19. Oktober 2017, 19.30 Uhr Benefizkonzert mit dem Chor DonnaWetter 19. Oktober bis 10. Dezember 2017 Ausstellung „1 Blick – Einblicke“ 25. November 2017, 18 Uhr Gottesdienst anlässlich des Internationalen Tages „Nein zu Gewalt an Frauen“ |