Inklusive Bildung mit TabletsUm es gleich vorweg zu sagen: Dies ist kein Werbetext für iPads. Aber dennoch stand eine Tagung in der Stiftung kreuznacher diakonie ganz im „Zeichen des Apfels“ und machte deutlich, warum man an den Geräten des Herstellers Apple derzeit nicht vorbeikommt. Unter dem Motto „Inklusive Bildung mit Tablets“ ging es um die weitreichende Bedeutung, die der Einsatz von Tabletcomputern bei der beruflichen Bildung von Menschen mit Behinderung mittlerweile erreicht hat. Und die Stiftung kreuznacher diakonie ist dabei eine Vorreiterin. „An apple a day keeps the doctor away“ (übersetzt: „einen Apfel täglich hält den Arzt fern“), sagte Thomas Gemmel scherzhaft bei der Begrüßung der Tagungsgäste und erntete heiteres Gelächter. Denn der Spruch mit dem Apfel ist natürlich auf den Hersteller der berühmten Geräte aus Kalifornien gemünzt. 24 iPads werden derzeit an allen Standorten der Werkstätten der Stiftung kreuznacher diakonie, die zum Geschäftsfeld Leben mit Behinderung gehören, eingesetzt. Sie wurden mit Hilfe einer Spende finanziert. Gemmel ist im Bereich Bildung und Qualifizierung tätig und arbeitet seit vielen Jahren an technischen Lösungen, die Menschen mit Behinderung Unterstützung bieten. Vertreterinnen und Vertreter von Werkstätten aus ganz Rheinland-Pfalz hatten sich zur Fachtagung angemeldet, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Technologie und Arbeit aus Kaiserslautern und atempo, einem „inklusiven“ Bildungsträger aus Graz, veranstaltet wurde. Die Gäste, darunter auch Mitarbeitende aus den eigenen Reihen, übten am praktischen Beispiel den Einsatz von iPads bei der beruflichen Bildung und staunten über die nahezu unendlichen Möglichkeiten. Hohe Barrierefreiheit bei iPads „Mit einem iPad können wir mehrere andere Geräte auf einen Streich überflüssig machen“, erklärt Thomas Gemmel, der die Einführung der iPads Anfang 2016 eng begleitet hat. „Sie sind so konzipiert, dass sie eine möglichst hohe Barrierefreiheit bieten. Das liegt quasi in der DNA der iPads“, so der Ergotherapeut. Zahlreiche Hilfsmittel sind im iPad bereits vorhanden: Autokorrektur, Autovervollständigung, synthetische Sprachausgabe, Lupenfunktion und vieles mehr. Mit Hilfe der unzähligen Apps kann ein iPad individuell auf die jeweiligen Bedarfe angepasst werden. „Personalisiertes Lernen“ nennen das die Fachleute. Zur Kompensation von Einschränkungen werden häufig Taster und Talker als medizinische Hilfsmittel eingesetzt. Diese Funktionen etwa kann das Tablet vielmals übernehmen, nur: Es ist letztlich viel preiswerter. Mit dem iPad kann ein Beschäftigter eine Bohrmaschine steuern oder sich über die Wahl zum Werkstattrat informieren. „Talker und Taster nimmt man nicht gerne mit, weil solche Geräte auffallen. Ein iPad haben viele Leute, es ist ,normal‘ und lenkt den Fokus nicht auf eine Einschränkung, beschreibt Thomas Gemmel einen weiteren Vorteil. Einsatz auch in Förderschulen Aber die Tablets finden nicht nur im Werkstattbereich Anwendung. Eva M. Braun ist Rektorin der Bodelschwingh Schule im Meisenheimer Bodelschwingh Zentrum. Dort wurden über das Landesprogramm „Medienkompetenz macht Schule“ 32 iPads und zwei Whiteboards angeschafft. „In allen Klassen sind die Geräte fester Bestandteil des Unterrichts und werden durchgehend von uns angepasst: Apps aussortieren, Oberfläche konfigurieren und vieles mehr“, berichtete die Rektorin. „Das ist ein hoher Aufwand, aber es lohnt sich. Zudem stehen wir immer im engen Austausch mit der Abteilung Bildung und Qualifizierung.“ Die Schülerinnen und Schüler lernen die iPads kennen und profitieren beim Wechsel in die Werkstätten von diesem nahtlosen Übergang. Auch an der Bethesda Schule in Bad Kreuznach sind die iPads im Einsatz. Bei der Fachtagung verglichen die Referenten das iPad mit einer Brille. „Die Brille verhindert, dass aus einer Beeinträchtigung eine Behinderung wird. Genau so könnte auch das Tablet wirken.“ |