Weinbergsböden
sind die stabile Grundlage des „Terroirs“. Der Boden bietet der Rebe Halt, Nährstoffe und Wasser. Die Mächtigkeit und der Aufbau des durch die Rebwurzeln genutzten Bodenraums, sein Wasser- und Lufthaushalt sowie sein natürliches Nährstoffangebot sind die wichtigsten Bodeneigenschaften. Sie hängen ab vom Gestein, vom Relief, von der Dauer der Bodenentwicklung, den jeweiligen klimatischen Bedingungen und der Bearbeitung durch den Menschen.
Bodenkundlich wird der Weinbergsboden als „Rigosol“ bezeichnet. Denn das Kennzeichen vieler Weinbergsböden ist der tiefgründig durch Rigolen, den wiederholten Tiefenumbruch, gekennzeichnete R‐Horizont als anthropogener, mineralischer Mischhorizont.
Vielfach wurden bzw. werden mit dem Rigolen reichlich organischer Dünger, v.a. Mist, und mineralische Substrate in die Böden eingebracht. Ziel des Rigolens ist die Schaffung eines tiefgründig humosen und durchwurzelbaren Bodens, der die Wasser‐ und Nährstoffversorgung der Rebe gewährleistet.
Wie entstehen Weinbergsböden?
Weinbergsböden sind mit der speziellen Nutzung durch den Menschen entstanden, die in vielen Anbauregionen in römische Zeiten zurückreicht. Durch intensives Rigolen vor jeder Neuanlage von Weinbergen wurden die Böden bis 1 m tief umgegraben und gelockert. Dies erfolgte früher alle 30 bis 80 Jahre per Hand (Grabenrigolen), heute alle 20 bis 40 Jahre maschinell. Dem Boden wird Dünger beigemengt; grobe Steine werden ausgelesen und zu dichter Boden gelockert. In Hanglagen wurden auf dem Fels aufsitzende Trockenmauern angelegt, um dem Boden Halt zu geben, der hinter den Mauern aufgefüllt wurde. Die so entstanden Terrassen sind häufig die einzige Möglichkeit, die oft mehr als 35° (70%) geneigten, felsigen Hänge der Steillagen zu bewirtschaften. Die steilsten Weinlagen sind mit 75° Gefälle der Engelsfelsen im Badischen Bühlertal und Calmont an der Mosel mit bis zu 68° Gefälle.
Wo kommen Weinbergsböden vor?
Weinbergsböden bedecken in Deutschland eine Fläche von 102.000 ha bzw. 0,5% der landwirtschaftlichen Anbaufläche. Sie kommen in 13 Anbaugebieten und 9 Bundesländern regional und meist in klimatischen Gunsträumen verbreitet vor. Allerdings handelt es sich nicht überall um Rigosole im Sinne der Bodenklassifikation. Zwar wurde der überwiegende Teil, jedoch nicht alle Flächen rigolt.
Wie werden Weinbergsböden genutzt?
Der Wein als Sonder‐ und Dauerkultur stellt besondere Ansprüche an die Nutzung bezüglich Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz. Darüber hinaus wurde das Landschaftsbild der Weinkulturlandschaft durch die Weinbergsterrassen mit ihren Trockenmauern nachhaltig geprägt. Die Weinbergsböden der Steillagen verbinden eine vielfältige natürliche Ausstattung mit einer enormen Kulturleistung bei der Anlage und Pflege der Rebflächen. Auch sie sind wesentlicher Bestandteil der Kulturlandschaft.
Welche Funktionen erfüllen Weinbergsböden für Mensch und Umwelt?
Aufgrund ihrer typischen Lage an Talhängen und in Tälern und Auen der Flüsse spielen die Weinbergsböden eine besondere Rolle beim Rückhalt von Wasser sowie Nähr‐ und Schadstoffen zur Vermeidung von Hochwasser und von stofflichen Einträgen in Gewässer. Die Böden historischer Weinbergslagen sind als Archiv der Kulturgeschichte besonders schützenswert. Gleiches gilt für das Landschaftsbild terrassierter Rebflächen und den touristischen Erholungscharakter der Kombination aus Weinkulturlandschaft und Weinwirtschaft.
Wodurch sind Weinbergsböden gefährdet?
Die Rebflächen in Deutschland sind in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Insbesondere Steillagen werden aufgelassen und verbuschen, Terrassen und Mauern verfallen. Flurbereinigungen und Standortmeliorationen gehen zum Teil mit massiven Erdbauarbeiten im Landschaftsmaßstab einher; alte Bodendecken und historische Terrassenanlagen werden zerstört. Zudem sind vor allem Steillagen durch Bodenerosion gefährdet. Traditionell sind Pflanzenschutz und Düngung im Weinbau intensiv. Dies führt zum Teil zu erheblichen Wirkstoffbelastungen der Böden. Nicht zuletzt verursacht die tiefe Bodenbearbeitung durch das traditionelle Rigolen eine stetige Umwandlung der Böden. Gleiches gilt für den Bodenauftrag, der mitunter bei der Neuanlage von Rebflächen erfolgt.
Ansprechpartner
Geologiedirektor
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