Miehlen
1780 werden erstmals Juden urkundlich als Schutzjuden in Miehlen bezeugt. Diese waren zum Teil so arm, daß ihnen das Schutzgeld zeitweilig erlassen werden mußte. Anfang des neunzehnten Jahrhunderts hatten die Ortschaften Fachbach, Miehlen und Nievern einen gemeinsamen Religionslehrer für ihre Kinder. Dieser wurde, ein Kuriosum der Zeit, als Nicht-Nassauer aus dem Herzogtum Nassau ausgewiesen. Mitte des Jahrhunderts kamen auch die Juden von Geisig nach Miehlen in die Synagoge. Das geschah, obwohl die Regierung einen Zusammenschluß der Ortschaften Nieder- und Obertiefenbach, Roth und Singhofen zusammen mit Geisig zu einer Synagogengemeinde beschlossen hatte. Dadurch wurden die Juden von Geisig zweimal zur Gemeindesteuer herangezogen. Erst 1869 wurde die bestehende Situation legalisiert.
Seit 1817 gab es einen Betsaal für die Juden von Miehlen, eine sogenannte ‘Winkelsynagoge’. Ein Antrag auf staatliche Unterstützung für einen Neubau wurde 1872 abgelehnt. Deshalb entschloß man sich 1873 aus eignen Kräften ein abgebranntes Gebäude zu erwerben und zur Synagoge auf- und umzubauen. Die Juden trugen wesentlich zu dem wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinde bei. Die Familie Friedberg zum Beispiel betrieb ein Kaufhaus, dessen Kunden auch aus dem Umland kamen. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten wirkte sich auch in Miehlen aus. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es zu erheblichen Ausschreitungen. Sowohl Synagoge als auch Wohnungen jüdischer Bewohner von Miehlen wurden von nationalsozialistischen Horden heimgesucht und verwüstet. Am schmerzhaftesten war das rohe Verhalten von Menschen, mit denen die jüdischen Bürgern von Miehlen jahrzehntealng zusammen gewohnt hatten. Auch der Friedhof auf dem Ehrlichsberg wurde nicht verschont.
Da sich in den folgenden Jahren niemand um die Synagoge kümmerte, verfiel sie. 1950 wurde sie verkauft und schließlich 1964 abgerissen.
1850 war ein Stiftungsverein zur Unterstützung Notleidender gegründet worden. Der letzte Vorsitzende war Nathan Hermann.
Der Friedhof befindet sich am Ehrlichsberg. 1883 gab die Regierung Anweisung, den Friedhof einzuzäunen.
Der Weg:
Von Hunzel kommend macht die Straße vor dem Sportplatz eine Rechtskurve. Linker Hand liegt eine Mühle. In der Höhe der Kurve gehen zwei Wege ab. Um zu dem Friedhof zu gelangen muß man den rechten Weg wählen.
Statistik:
1843 43 Personen
1872 63 Personen
1885 42 Personen
1895 39 Personen
1905 61 Personen
1925 47 Personen
1939 8 Personen
Am 18.10.1939 ging das letzte jüdische Ehepaar in das jüdische Altenheim in Frankfurt am Main.