Nassau
Ein Jude von Nassau wird im Zusammenhang mit einem Zinsgeschäft um 1368/72 in Oberlahnstein erwähnt Nachweislich wohnten seit dem dreißigjährigen Krieg Juden in Nassau. Auch in den folgenden Jahren lebten Schutzjuden sowohl in Dausenau als auch in Nassau.
In einer alten Gesetzessammlung steht:
"Der Jud Abraham zu Nassau, setzte in seinem am 26ten April 1747 errichteten letzten Willen, ein Capital von 4000 fl. aus; von dessen Zinsen Judentöchter aus seiner Familie Ausstattung erhalten sollten. Da zugleich aus diesen Zinsen den Beamten der Gemeinschaft für die Oberaufsicht eine bestimmte Gebühr für jedes Jahr angewiesen worden ist; so wurde dem gemeinschaftlichen Amte von Gemeinherrschafts wegen zur Pflicht gemacht. 1.) Auser diesem bestimmten nie einige besondere Sporteln zu nehmen; 2.) Für die Sicherstellung und Erhaltung sämmtlicher Stiftungs-Capitalien mitzusorgen. Die Hypotheken jederzeit in gerichtliche Verwahrung zu nehmen. 3.) Die Rechnung des Verwalters jährlich abzuhören. 4.) Dahin zu sehen, daß nichts weiter davon, als die jährl. Zinsen, und zwar nach der testamentarischen Vorschrift, verwendet, und darüber behörige Quittungen beygebracht werden; hiernächst, 5.) alle Jahre die abgehörte Rechnung, nebts Verzeichnis der vorhandenen Pfandbriefe an beiderseitige Regierungen eingesandt werden, 6.) ein tüchtigen Curator nicht nur anzuordnen, sondern auch davon Rechenschaft zu geben. 1788. Jul. 18. Aug. 23."
Eine eigene jüdische Gemeinde gab es wahrscheinlich erst Mitte des 19. Jahrhundert. Damals (etwa 1856 ) wurde Ecke Spätstraße und Judengäßchen eine Synagoge eingerichtet. Später wurde das Domizil für die Synagoge gewechselt. Sie wird als kleine aber geschmackvolle Synagoge beschrieben. 1938 wurde die Synagoge wie auch anderen Orts zerstört. Was das Jahr 1938 überstanden hatte, wurde bei dem Bombenangriff 1945 vernichtet.
Im August 1933 gab es bereits Ausschreitungen gegen jüdische Geschäfte und Wohnungen. 1937 mußten die jüdischen Schüler die Volksschule verlassen.
Es gibt eine Notiz vom 30.9.1938 , daß es in Nassau einen ‘Volksauflauf gegen die dortigen Juden’ gegeben habe. Ziel des Volksauflaufes war eine Versammlung im Hause des Juden Hofmann. Die Aktion verlief nach dem bekannten Muster. Der Sprecher der Versammlung, Walter Rosenthal, wurde schließlich in ‘Schutzhaft’ genommen.
In den Jahren 1937-38 lebten noch etwa 40 Juden in Nassau. Nach dem November 1938 hieß es, seien diese nach Frankfurt am Main, Berlin, Godesberg und Kirn verzogen. Solche Angaben können stimmen. Oftmals wurde aber nur der wahre Zielort verschleiert.
Einzelne Juden kamen nach 1945 wieder zurück. Es war aber nur für einige Jahre. Die Entscheidungen zurückzukommen war sicher aus einer tiefen Sehnsucht geboren. Für die Juden, die in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts in Deutschland lebten, war dieses Land ihre Heimat. Sie waren mit diesem Land verwurzelt. Was dann geschah, sollte sie entwurzeln. Wer seine Wurzeln verliert ist entwurzelt. Diese Erfahrung hat manche Juden davon abgehalten nochmals zurückzukommen. Andere kamen bewußt zurück, um damit Zeichen des Neuanfangs zu setzen. Beides sind sehr persönliche Entscheidungen, bei denen die Gefühle eine große Rollen spielen. Und wir haben kein Recht die eine oder andere Entscheidung zu bevorzugen.
Der jüdische Friedhof ist etwa 1856 anlegt worden. Der Friedhof ist von einer Mauer umgeben und hat mehrere Abschnitte. Der älteste Teil ist von Fichten überwuchert. Ein Teil der Grabsteine steht nicht an dem ursprünglichen Ort. Sie wurden auch als Füllmaterial genutzt. 1950 fand hier noch eine Beisetzung statt. Auch nach 1945 wurde der Friedhof wiederholt Ziel von Schändungen.
Der Weg:
Der Friedhof liegt an der Straße von Nassau nach Obernhof auf der linken Seite.
Statistik:
1665 1 Familie
1680 3 Familien
1700 5 Familien
1750 3 Familien
1800 4 Familien
1842 27 Personen
1871 37 Personen
1905 82 Personen
1925 71 Personen
1933 58 Personen
1935 55 Personen
1939 1 Person