Herbert Lorenz
Maler, Grafiker und Bildhauer, seine Perfektion war das Wesentliche
Die Toreinfahrt zum Wohnhaus und Atelier von Herbert Lorenz ist weit geöffnet. An einem kleinen Tisch im Hof sitzt der Künstler, umgeben von ein paar Besuchern. Es ist Tradition in dem kleinen Winzerdorf Gleisweiler, dass einmal im Jahr Künstler und Winzer unter dem Motto: "Wein und Kunst" ihre Pforten öffnen. Lorenz wohnt seit 1980 an der Südlichen Weinstraße. Geboren wurde er 1916 in Chemnitz.
Nach einer Lehre als Dekorationsmaler besuchte er im Abendstudium die Staatslehranstalt Chemnitz, später die Kunsthochschule in Bremen und danach die Städelschule in Frankfurt. Nach den Kriegsjahren beginnt er seine freischaffende Tätigkeit als Grafiker und Bildhauer. Lorenz heiratet 1940 Elli Gerda Pfarr und zieht mit der kleinen Tochter 1946 nach Hennen in Westfalen. Dort werden zwei weitere Kinder geboren. Die Verantwortlichen der Erzdiözese Paderborn werden auf den Künstler aufmerksam und beauftragen ihn mit der Umgestaltung sakraler Räume.
Durch den Krieg sind viele Kirchen zerstört, die neu gestaltet werden müssen. Es folgen Aufträge für Skulpturen, Glasfenster, Kreuzwege, Tabernakel, usw. Über 30 Jahre arbeitet Herbert Lorenz alleine für das Paderborner Bistum. Heute sind seine Werke in öffentlichen Gebäuden, in Kirchen sowohl in Deutschland als auch in den USA zu finden. Die Arbeiten von Herbert Lorenz bestechen durch Reduktion, die Konzentration auf das Wesentliche.
Er knüpft an Vertrautes in der bildnerischen Ursprache der Gestalt und Figur an. Dem Künstler gelingt selbst in statischen Figuren die Bewegung einzufangen und sie sichtbar zu machen. Hierzu gehört eine besondere Begabung und eine große Portion manueller Fähigkeiten - beides besitzt Lorenz. "So ist das", sagt er, als er Arbeiten aus einer Mappe präsentiert.
Zu sehen sind Zeichnungen, die Szenen von Elend und Gewalt dokumentieren. Lorenz gehört zu der Künstlergeneration, die sich von Zeit zu Zeit die tiefen Narben, die der Krieg und seine Folgen in ihr Gedächtnis schnitt, von der Seele zeichnen oder malen müssen.Vielleicht sind die Erinnerungen ein Grund dafür, dass die grafischen Arbeiten Lorenz' häufig spärliche, monochrome Farbgebungen aufweisen.
Der Künstler hat an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland teilgenommen. Seine Arbeiten befinden sich im Besitz der Landesregierung NRW sowie bei zahlreichen Privatsammlern. Herbert Lorenz gehört zu den Künstlern, deren künstlerische Handschrift sich schnell als unverkennbares Markenzeichen einprägt.
Am 2.März 2013 stirbt Herbert Lorenz im Alter von 98 Jahren.