Die Schafgans


eine Fotografen Dynastie aus Bonn

Foto:Johannes Schafgans 1854
Portrait von Adolf Schafgans

Dem berühmten französischen Forscher und Diorahmenmaler Daguerre, ist es angeblich gelungen, Bilder mit einer einfachen Lochkamera auf chemischen Weg mittels Lichtes festzuhalten. So, oder so ähnlich hat es am 15.02.1839 im Bonner Wochenblatt gestanden. Dies hat wohl auch der Porzellan- und Feinmaler Johannes Schafgans gelesen. Die Fotografie steckt noch in den Kinderschuhen, aber dennoch beginnt der fast 30jährige Johannes, mit ihr zu experimentieren.

Im Umgang mit Farbe ist er vertraut, und so nutzt er nicht nur die Kamera und das Stativ, sondern malt Hintergründe, Szenen, in die er später seine Modelle platziert. Johannes Schafgans Fotografien werden schnell im gesamten Rheinland und darüber hinaus bekannt. Er steigt auf zu einem gefragten Fotografen. Personen und Persönlichkeiten, Bekannte und Unbekannte, lassen sich von ihm fotografieren. 1890 übernimmt Sohn Theodor das gut gehende Geschäft des Vaters. Das Bonner Atelier ist reich ausgestattet mit Kulissen und Requisiten. Die Porträt-Fotografie, in Verbindung mit szenischen Darstellungen, entwickelt Theodor zur Perfektion. Mal im herrschaftlichen Rokoko-Stil und mal im Stil des gewöhnlichen Landlebens.

Mit nur 48 Jahren stirbt Theodor Schafgans. Der erst 19jährige Sohn Theo steigt in das Geschäft ein. Oft hat er seinem Vater über die Schulter schauen können. Es ist das Jahr 1911. In der Fotografie hat sich viel weiter entwickelt. Es ist in Mode, sich fotografieren zu lassen und so haben Ateliers nicht nur in großen Städten reichlich zu tun. Die Fotografien mit „persönlicher“ Note, sind besonders gefragt. Doch die persönliche Note guter Fotografen bleibt zur damaligen Zeit vielfach unerkannt. Sie fällt erst späteren Generationen auf.

Theo Schafgans gehört als Mitbegründer der Gesellschaft deutscher Lichtbildner GdL, zu den Wegbereitern der modernen deutschen Kunst-Fotografie. Seine ausdrucksstarken malerischen Porträts und Aktdarstellungen sind bis heute fotografische Glanzleistungen. Besonders in den 20er Jahren entstehen beeindruckende Arbeiten. Theo Schafgans beginnt mit der Farbfotografie und setzt auch hier Akzente. Wenn gleich die technische Entwicklung der Farbfotografie sehr schnell voran kommt, gibt es für die Bearbeitung im Labor komplizierte und kostspielige Prozesse. Der hohe Preis für Materialien und die zum Teil schlechten Ergebnisse stellen Theo Schafgans vor die Frage, ob die Farbfotografie für sein Atelier betriebswirtschaftlich überhaupt lohnenswert ist.

Mit dem Beginn der Nazi-Herrschaft und dem 2. Weltkrieg, verändert sich der Berufsalltag und das Familienleben der Schafgans dramatisch. Theo ist mit der Jüdin Hilde verheiratet. Nachdem er sich weigert, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, werden ihm alle städtischen und behördlichen Aufträge entzogen. Für die Familie folgt die schwerste Zeit des Lebens. Hilde Schafgans kann sich vor den Nazis verstecken und überlebt. Ihre Schwester und ihre Nichte sowie andere Angehörige werden nach Auschwitz deportiert und sterben. Am 18. Oktober 1944 wird das Haus bei einem Bombenangriff auf Bonn getroffen und brennt völlig aus. Im Keller lagern über 10.000 Glas-Negative aus 89 Jahren Arbeit. Fast alles wird zerstört. Die Familie ist auf der Flucht durch Deutschland. Nach der Befreiung durch die Alliierten kehren sie 1945 nach Bonn zurück. Dort soll es bald wieder aufwärts gehen. Obwohl von den fotografischen Geräten nahezu alles den Flammen zum Opfer gefallen ist, beschafft Theo schnell neues Equipment.

1946 bedient er 1.150 Porträtkunden. Bis in die 60er Jahre, ist er als Fotograf aktiv und erfährt zahlreiche Ehrungen. Sohn Hans Schafgans absolviert eine Fotografenlehre. 1952 wird ihm von der Fotografeninnung die Meisteranerkennung zugesprochen. Er ist schon lange für das zweite Standbein, die Architekturfotografie zuständig, während sein Vater Theo in Bonn die Politikerprominenz, Adenauer, Erhard, Lübke, Heinemann, Carlo Schmidt u.v.a. porträtieren darf. Mit zunehmenden Alter merkt er, dass die Zeit für einen Führungswechsel gekommen ist. Am 02.Januar 1967 übergibt er das Atelier an seinen Sohn Hans und vermerkt in seinem Taschenkalender „Beginn des Rentnerlebens“. Im hohen Alter von 84 Jahren stirbt Theo Schafgans.

Die Architekturfotos von Hans Schafgans sind heute Zeugnisse einer fantasielosen, mittelmäßigen Baukultur der damaligen Zeit. Seine Bildkompositionen bestechen durch ihre klare Linienführung und Betonung der Formen. Später übernimmt Hans auch die Abteilung Porträt und bekommt wie sein Vater zuvor, viele Prominente und weniger prominente Gesichter vor die Kamera. Bis heute leitet er das Atelier in Bonn. Sohn Boris, ist Fotograf, Regisseur und Kurator. Er verwaltet das Schafgans-Archiv. Im Rheinischen Landesmuseum wird eine Auswahl an Werken in einer Dauerausstellung präsentiert.

Foto: Johannes Schafgans 1855
Portrait Wilhelm Erbprinz zu Wied
Foto: Theodor Schafgans 1900
Portal der Rheinbrücke - Bonn-Beuel
Foto: Theodor Schafgans 1902
„Zwei Damen im Feld”
Foto: Hans Schafgans 2001
Johannes Rau, Ex-Bundespräsident
Selbstportrait von Hans Schafgans
Foto Hans Schafgans 2001
Buro-Gebäude Bonn
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