======= che-675 Personalia 1873-04- Baile b. Josef 1920-09-18 Awraham Chaim b. Elijahu Pinchas Transkription Familie Selver Bertha Baila Se[lver] geb. [Kap]lan geb. [...] 18. F[eb...] 18[59] gest. [...] Che[mnitz? ..] Apr[il ...] ‎‏פ״[נ]‏‎ ‎‏[...] אמנו היקרה‏‎ ‎‏ביילא בת ר׳ יוס[ף]‏‎ ‎‏נול[דה ...] אדר תרי״ט‏‎ ‎‏נפטר[...] ניסן תרל״ג‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Abraham Chaim Selver geb. 8. Juli 1859 gest. 18. Sept. 1920 ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש חשוב‏‎ ‎‏הח״ר אברהם חיים‏‎ ‎‏בן הח״ר אליהו פינחס‏‎ ‎‏נולד ו׳ תמוז תרי״ט‏‎ ‎‏מת ו׳ תשרי תרפ״א לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ... unsere teure Mutter Baile, Tochter des Herrn Josef, geboren ...Adar 619, verschieden ... Nissan 633. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Hier ist begraben ein angesehener Mann, der toragelehrte Herr Awraham Chaim, Sohn des toragelehrten Herrn Elijahu Pinchas geboren (am) 6. Tammus 619, gestorben (am) 6. Tischri 681 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Die einzige persönliche Bezugnahme bei beiden Verstorbenen findet sich im hebräischen Text für Bertha Baila Selver, die mit "unsere teure Mutter" angesprochen wird, eine Anrede, die meist dem Deutschen vorbehalten blieb, hier jedoch ins Hebräische übertragen wurde. Die Inschriften für beide Ehepartner sind parallel aufgebaut, mit einem kurzem deutschen Text beginnend, der die Namen und Daten angibt, gefolgt von einem hebräischen, der länger ist, weil er zusätzlich die Einleitungsformel, den Schlußsegen und eine einzeilige Eulogie aufweist. Beide Inschriften nennen jeweils auch den jüdischen Namen. Baile/Baila ist ein schon im Mittelalter beliebter Frauenname, der auf das romanische "Bella", "die Schöne", zurückgeht und seit dem 19. Jahrhundert häufig mit bürgerlichen Namen zusammengeht, die ebenfalls mit dem Buchstaben "B" beginnen, wie hier "Bertha". Ihr Gatte trägt dagegen einen Doppelnamen, wie auch schon sein Vater. Während jedoch Awraham, Elijahu und Pinchas biblische Namen sind, ist Chaim ein Name, der erst in nachbiblischer Zeit erscheint und "Leben" bedeutet. Die Ausführung der hebräischen Inschrift wirkt bei Abraham Chaim Selver ein wenig gedrängter, einzelne Buchstaben beider Texte unterscheiden sich deutlich voneinander, vgl. z.B. jeweils das ‎‏ט‏‎ beim Geburtsjahr. Das Grabmal wurde von den Berliner Architekten Naumann und Kalitzki entworfen, die auch Synagogen gebaut haben. ======= che-476 Personalia 1878-05-03 Resel Transkription ‎‏פה נקברה‏‎ ‎‏האשה היקרה המהוללה בנשים‏‎ ‎‏יראת אלהים עטרת בעלה‏‎ ‎‏עקרת הבית וחוננת דלים אשה מ׳‏‎ ‎‏רעזיל אשת ר׳ דוד בוים‏‎ ‎‏בת הח״ר אליהו הלוי מקראטאשין‏‎ ‎‏מתה במבחר שנותיה בהקשתה בלדתה‏‎ ‎‏ונקברת ביום א׳ דען 5 מייא 1878‏‎ ‎‏מ[...] תה? והנה בוכים‏‎ ‎‏אחריה אביה אישה ובניה וכל מכיריה‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ [...] herzensguthen Gattin [...] Mutter, Tochter und [Schwester] Frau Rosa Baum geb. [Lewy] geb. [5. Mai] 1848 gest. [3]. Mai 1878 [...] Übersetzung Hier ist begraben die teure Frau, unter den Frauen die Gepriesene, gottesfürchtig und Zierde ihres Gatten, Walterin des Hauses und den Darbenden zugetan, Frau Resel, Gattin des Herrn David Baum, Tochter des toragelehrten Herrn Elijahu Halevi aus Krotoschin. Sie starb in ihren besten Jahren, als sie schwer gebar, und sie wurde begraben am Tag 1, den 5. Mai 1878. [...] und nun weinen ihr nach ihr Vater, ihr Mann und ihre Kinder und all ihre Bekannten. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Rückseite: Zln 6-8: Ergänzt nach amtlichen Unterlagen. Im hebräischen Text ist nur der Begräbnistag angegeben, den Todestag, den 3.5.1878, erfährt man aus dem deutschen Text. Dieser längere hebräische Text weist alle Merkmale einer traditionell zu nennenden Inschrift auf. Er ist ganz aus biblischen Versen komponiert und zeichnet ein recht vollständiges Bild der Idealvorstellungen von einer verheirateten jüdischen Frau: gottesfürchtig, Zierde des Ehemannes, Walterin des Hauses und mildtätig. Doch werden hier, wenn auch noch zaghaft und bescheiden, erste Andeutungen der allmählich eintretenden Veränderungen sichtbar. So wurde hier der Familienname des Ehegatten genannt und nicht mehr allein sein Vorname, und der Begräbnistag ist nach dem allgemeinen Kalender angegeben. Es ist womöglich der Versuch und der Wunsch, auch im hebräischen Teil "altes" und "neues" zu verbinden, wobei ersteres hier noch eindeutig überwiegt, vielleicht weil der Umgang mit den altvertrauten und aus dem Herkunftsort mitgebrachten Bräuchen noch selbstverständlich war. Namen und Daten im deutschen Text wurden nach amtlichen Unterlagen ergänzt. Zl 3a: Spr 31,30. Zl 3b: Spr 12,4. Zl 4a: Ps 113,9. Zl 4b: vgl. Spr 28,8. Zl 6b: Krotoschin ist eine Stadt in Posen, in der es seit dem 14. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde gab. Nach langer Blütezeit begann um 1860 ihr Abstieg, verbunden mit dem Wegzug vieler Mitglieder. Zl 7: ‎‏מבחר‏‎, "die Erlesensten", "die Besten" ist biblisch, z.B. in Ex 15,4: "die Besten seiner (des Pharaos) Wagenkämpfer ...". Der Ausdruck ‎‏במבחר שנותיו/תיה‏‎/ "in seinen/ihren besten Jahren" ist weder biblisch noch nachbiblisch und wahrscheinlich eine Lehnübersetzung aus dem Deutschen. Hier zum ersten Mal, kommt er bis 1933 noch einige Male vor (0511 von 1892, D03 von 1893, D 11-07 von 1899, C 11-07 und 0778 von 1923, G 09-02 von 1927 und G 06-01 von 1933) und wurde zumindest in Chemnitz nur für Frauen gebraucht, während ‎‏עלומים‏‎ nur für Männer, ‎‏בדמי‏‎ für beide verwendet wurde. Zl 7b: Gen 35,17 (Rachel bei der Geburt ihres Sohnes Binjamin). Der Tod infolge einer Geburt ist hier nur noch zweimal erwähnt (0502 von 1889 und 0778 von 1927). Zl 8b: Die Datumsangabe erfolgt hier zwar in hebräischen Buchstaben, ist aber deutsch und nach dem allgemeinen Kalender. Diese Form, die für Chemnitz die Ausnahme bleibt, kommt z.B. in Berlin häufig vor. Zl 9a: Der Anfang dieser Zeile ist nicht mehr zu entziffern. Zln 9b-10a: vgl. 2 Sam 3,16; daß mit der Angabe ‎‏בניה‏‎ nicht "ihre Söhne" sondern "ihre Kinder" gemeint sind, geht aus den amtlichen Unterlagen hervor. Rosa Baum war vor der Geburt, an deren Folgen sie starb, bereits Mutter von drei Töchtern und einem Sohn. ======= che-659 Transkription Amalie Alma Unger Kommentar Die Grabstelle von Amalie Alma Unger ist vermutlich nur eingefaßt, ein Grabmal ist nicht erhalten oder vielleicht nicht gesetzt worden. Nach amtlichen Unterlagen wurde sie am 2.3.1876 geboren und verstarb am 25.5.1878. Sie war wohl die erste, die auf dem Kinderfeld bestattet wurde. ======= che-478 Personalia 1880-08-08 Jehudit b. Binjamin Seew Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה החשובה‏‎ ‎‏מרת יהודית‏‎ ‎‏בת המנוח הנעלה כ״ה‏‎ ‎‏בנימין זאב ע״ה‏‎ ‎‏אשת‏‎ ‎‏כ״ה יוסף בלאך‏‎ ‎‏מתה ביום א׳ א׳ אלול תר״ם לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ H[ie]r ruhet meine theure Gattin [u]nsere gute Mutter Juditta Bloch geb. Wolf=Ascher geb. d. 13. Juni 1842 gest. d. 8. August 1880 Übersetzung Hier ist geborgen die angesehene Frau, Frau Jehudit, Tochter des Seligen, des Erhabenen, des geehrten Herrn Binjamin Seew, Friede über ihn, Gattin des geehrten Herrn Josef Bloch, gestorben am Tag 1, 1. Elul 640 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Das Grabmal ist eines der ältesten auf diesem Friedhof. Die Inschriften sind deutlich voneinander getrennt, wobei dem Hebräischen auf der Vorderseite der höhere Stellenwert beigemessen wurde. Der hebräische Text folgt einem traditionell zu nennenden Aufbau und enthält alle notwendigen Elemente. Dazu ist nur das Sterbe-, nicht aber das Geburtsdatum genannt. Der deutsche Text zeigt bereits die Einflüsse der Umgebung, indem er den Verwandschaftgrad der Hinterbliebenen nennt und dazu neben dem Todestag auch das Geburtsdatum. Der Vorname im deutschen Text mag eine Koseform des Namens im hebräischen Text sein. Zl 5: Av 5,3; dort vom Erzvater Abraham gesagt; Hinzufügung bei der Erwähnung von besonders verehrten Verstorbenen. ======= che-479 Personalia 1881-08-18 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Auguste Johane Landsberg geb. Behrend, geb. d. 24. Juni 1833, gest. d. 18. August 1881. Übersetzung Hier ist begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar In dieser Inschrift, eine der älteren dieses Friedhofs, besteht das hebräische Element nur aus Kopf- und Schlußformel, die zudem unmittelbar aufeinander folgen. Sie wurden zwar an den Anfang des Gesamttextes gesetzt, jedoch in derart winzigen Buchstaben, daß sie leicht zu übersehen sind. ======= che-718 Transkription [...] D[r. Abrah]am Chotiner [...] Januar 188[2] Kommentar Die Inschrift für Dr. Abraham Chotiner, den ersten Rabbiner der jüdischen Gemeinde Chemnitz, ist leider sehr stark verwittert. Der hebräische Text, der sich auf der Vorderseite befand, ist vollständig verloren, vielleicht war auf dem Grabmal eine Schrifttafel angebracht, die heute fehlt. Der deutsche Text auf der Rückseite, der vermutlich nur drei Zeilen enthielt, ist nur teilweise erhalten. ======= che-475 Personalia 1882-12-24 Schlomo b. Jehuda Löb Simon 1901-04-14 Veigel b. Schmuel Simon Transkription Erbbegräbniss der Familie Salomon Simon. ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הר״ר‏‎ ‎‏שלמה‏‎ ‎‏בן הר״ר יהודא ליב זימאן‏‎ ‎‏ז״ל‏‎ ‎‏נפטר ביום ב׳ ט״ו טבת תרמ״ג‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet der Kaufmann Salomon Simon geb. 24. Decbr. 1816, gest. 24. Decbr. 1882. Ruhe sanft ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה‏‎ ‎‏פייגל‏‎ ‎‏בת שמואל זימאן‏‎ ‎‏נפטרה כ״ה ניסן תרס״א‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet Fanny Simon geb. Hirsch, geb. 29. Septbr. 1819, gest. 14. April 1901. Ruhe sanft! Übersetzung Hier ist geborgen der Meister, Herr Schlomo, Sohn des des Meisters, Herrn Jehuda Löb Simon, sein Andenken zum Segen, verschieden am Tag 2, 15. Tewet 643. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Hier ist geborgen die Frau Veigel, Tochter des Schmuel Simon, verschieden 25. Nissan 661. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Das Erbbegräbnis der Familie Simon ist das älteste unter den großen Grabanlagen auf dem Friedhof. Die zweisprachigen Inschriften beider Ehegatten sind parallel zueinander aufgebaut. Beide Texte für die Ehegatten enthalten aber kaum mehr als Namen und Lebensdaten. Dem Hebräischen ist der höhere Stellenwert zugedacht, weil es am Anfang des Gesamttextes geschrieben und zumindest bei Schlomo Simon (s.u.) auch eine Zeile länger ist. Der hebräische Text bleibt einerseits traditionell, indem er nur das Sterbedatum, nicht aber das Geburtsdatum nennt. Andererseits nimmt er ein deutsches Element auf, indem er zwar dem Namen des/der Verstorbenen in traditioneller Weise den Namen des Vaters folgen läßt, den Familiennamen aber ebenso hinzusetzt. Die Angabe in Zl 4 (links) ist merkwürdig und läßt darauf schließen, daß sie durch einen versehentlichen Zusammenschluß von zwei Zeilen entstand, deren Inhalt vermutlich: "Veigel, Tochter von Schmuel Hirsch" und "Gattin von Schlomo Simon" lautete, und nicht: Veigel, Tochter von Schmuel Simon. Für diese Annahme spricht auch der parallele Aufbau beider Inschriften in beiden Sprachen, der eine siebenzeilige hebräische Inschrift auch bei Veigel Fanny nahelegt. Es stellt sich die Frage, ob dieser Fehler seit nunmehr einem Jahrhundert unbemerkt und unkorrigiert blieb, was eher verwunderlich wäre, oder ob diese Schrifttafel in den letzten Jahren erneuert und damit ihr Inhalt verändert wurde. ======= che-488 Personalia 1883-03-09 Riwka b. Arje Zwi Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הבתולה רבקה‏‎ ‎‏בת רבי ארי׳ צבי‏‎ ‎‏נולדה י׳ ח׳ אייר תרכ״ו‏‎ ‎‏מתה [...] אדר תרמ״ג‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Friedericke Hirsch geb. d. 23. April 1866, gest. d. 9. März 1883. Übersetzung Hier ist begraben die Jungfrau Riwka, Tochter des Herrn Arje Zwi, geboren (am) 8. Tag des Ijar 626, gestorben ... Adar 643. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der Name Riwka ist in Chemnitz selten, zusammen mit dem bürgerlichen Friedericke kommt er nur hier vor. Die klangliche Verbindung beider Namen ist durch die letzte Silbe gegeben, insbesondere weil die aschkenasische Aussprache Riwke zu vermuten ist. Zl 5: Der Todestag fiel nach dem jüdischen Kalender auf den 30. des ersten Adar. ======= che-491 Personalia 1883-03-09 Igila Zibart Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏אשת חייל ויראת ה׳ מרת‏‎ ‎‏איגילא ציבארט‏‎ ‎‏בת כ״ר שלמה הלוי‏‎ ‎‏נפטרת בשם טוב בדמי‏‎ ‎‏ימיה בשנת כ״ו לימי‏‎ ‎‏מגוריה עש״ק ל׳ אדר‏‎ ‎‏ראשון תרמ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geboren eine tüchtige und gottesfürchtige Gattin, Frau Igila Zibart, Tochter des geehrten Herrn Schlomo Halevi, verschieden mit gutem Namen in der Mitte ihrer Tage im 26. Jahr der Tage ihres Weilens, am Rüsttag des heiligen Schabbat, 30. des ersten Adar 643 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 2a: Spr 12,4; 31,10; hier entsprechend der Aussprache mit zwei jod geschrieben. Zl 3: Die Wiedergabe der Namen ist nicht ganz sicher, Der Vorname könnte auch Egela oder Aigila lauten, der Familienname vielleicht auch Zubart. Zl 5a: bBer 17a; gemeint ist ein guter Ruf in der Gemeinde. Zl 5b/6a: vgl. Jes 38,10 und s. D 06-07. Zl 6b/7a: vgl. Gen 47,9; dort sagt es der Erzvater Jakob, der hinzufügt: wenig und schlimm waren meine Lebensjahre, eine Umschreibung, die vielleicht auch hier zutrifft. ======= che-663 Transkription Hier ruht in Gott unser gutes Kind Rosa Regina Stein geb. d. 31. März 1883 gest. d. 4. August 1883 Kommentar Das Grabmal für die vier Monate alte Rosa Regina ist das älteste erhaltene Kindergrabmal. Aus der Friedhofsliste geht hervor, daß es bereits das 30. (Kinder?)Grab war. ======= che-484 Personalia 1883-12-29 Transkription ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Joseph Schidorsky geb. [..] November 1848? gest. 29. [Dez]em[ber] 1883 Ruhe [sanft!] Übersetzung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Diese Inschrift aus dem Jahr 1883 gehört zu den ältesten auf diesem Friedhof. Deshalb erscheint der geringe Anteil des Hebräischen bemerkenswert. Er ist auf die Schlußformel reduziert, die sich zudem wohl ursprünglich auf der Rückseite des Grabmals befand. ======= che-486 Personalia 1883-12-29 Sara Löwenherz Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה‏‎ ‎‏שרה לאווענהערץ‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏ר׳ ז?א[...]ל׳‏‎ ‎‏נולדה [...]‏‎ ‎‏מתה [...]מ״ח‏‎ [...] 1 Sar[...] Sara Löwenherz geb. Simon geb. [...] geb. d. 1[0....] gest. d. [...] Ruhe sanft Übersetzung Hier ist begraben die Frau Sara Löwenherz, ... Herrn Seew (?), sein Andenken zum Segen (?) geboren ... gestorben ... ... Kommentar Deutliche Trennung der Sprachen, wobei dem Hebräischen der höhere Stellenwert zukommt, weil es auf der Vorderseite angebracht wurde. Die starke Verwitterung läßt keine weiteren gesicherten Schlüße zu, doch waren die Inschriften wahrscheinlich parallel aufgebaut und enthielten vermutlich jeweils zwischen einer Kopf- und Schlußformel den Namen und die Lebensdaten der Verstorbenen. Sehr wahrscheinlich war auch die Anzahl der Zeilen beider Texte gleich. ======= che-487 Personalia 1884 Chava b. ... Transkription ‎‏[פ]״נ‏‎ ‎‏האשה [...] מרת חוה‏‎ ‎‏בת ה[ח״ר ...]נים‏‎ ‎‏אשת [...] ש[...]ים‏‎ ‎‏מ[תה ...] תרמ״ה‏‎ ‎‏[...]‏‎ Hier [ruht] unsere [...] [...] Mutter [...] Eva [...] geb. Sachs geb. d. 4. [...] 18[...] gest. [...] 1884 [Ruhe] sanft Übersetzung Hier ist begraben die ... Frau, Frau Chava Tochter des toragelehrten Herrn ..., Gattin des ... gestorben ... 645 ... Kommentar Die genaue Anzahl der fehlenden Zeilen des hebräischen Textes läßt sich nicht mehr feststellen. Namen und genaue Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden. ======= che-489 Personalia 1885-5-20 ... b. Awraham Salinger Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה החשובה‏‎ ‎‏מ[...] בת אברהם זלינגר‏‎ ‎‏[...] ב[לו]מנפעלד‏‎ ‎‏[נולדה ... פ]סח תרט״ז‏‎ ‎‏[מתה ...] א׳ שבועות תרמ״ה‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet Frau Minna Blumenfeld geb. Salinger, geb. d. 10. April 1856, gest. d. 20. Mai 1885 Ruhe sanft! Übersetzung Hier ist begraben die angesehene Frau, ... Tochter des Awraham Salinger, ... Blumenfeld, geboren ... Pessach 616, gestorben ... 1. Tag des Wochenfestes 645. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Gleicher Aufbau der Inschriften in beiden Sprachen. Der EiEndnleitungsformel folgen Name, Geburtsname, Geburts- und Todesdatum. Abgeschlossen werden sie jeweils vom hebräischen Schlußsegen bzw. der deutschen Schlußformel. Zl 5: Nach dem jüdischen Kalender fiel der Geburtstag auf den Nachfeiertag des Pessachfestes, der auf den 23. Nissan fällt. ======= che-481 Personalia 1885-06-01 Schlomo b. Josef Posner Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש ישר ונאמן‏‎ ‎‏ר׳ שלמה בר יוסף פ[וז]נר‏‎ ‎‏נולד י׳ כ״ב טבת תקצ״[ח]‏‎ ‎‏מת פתאם ח״י סיון תרמ״[ה]‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ›ein aufrechter und getreuer Mann‹Zl 2: Av 6,1, Herr Schlomo, Sohn des Josef Posner, geboren (am) 22. Tag des Tewet 598, gestorben plötzlich (am) 18. Sivan 645. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zln 3-5: Name, Geburts- und Todesjahr wurde entsprechend den amtlichen Unterlagen ergänzt. Zl 5: Die Buchstaben, die den Monatstag angeben, wurden umgestellt, damit sie das Wort lebendig ergeben. ======= che-482 Personalia 1885-01-08 Süsse b. Löb Simon 1889-10-26 Awraham b. Jizchak 1895-08-17 Transkription Familie Abraham Dresel ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש נכבד מהולל בשערים‏‎ ‎‏אחד ממנהיגי הקהלה‏‎ ‎‏דורש טוב לעמו ופועל צדק בעדתו‏‎ ‎‏הר״ר אברהם בן הר״ר יצחק ז״ל‏‎ ‎‏מת ביום ש״ק כ״ז מנחם אב‏‎ ‎‏נקבר בכ״ג ביום א׳ דר״ח אלול תרנ״ה ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ Hier ruht Herr Abraham Dresel geb. am 18. October 1817, gest. am 17. August 1895. Ruhe sanft! ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏אשת חיל‏‎ ‎‏מרת זי[ם{ס}]א בת ר׳ ליב זימאן‏‎ ‎‏אשת ר׳ אברהם דרזל‏‎ ‎‏נולדה יום ח׳ מנחם אב תקפ״ד‏‎ ‎‏מתה י׳ כ״א טבת תרמ״ה ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ Hier ruht Frau Susanna Dresel geb. Simon geb. am 2. August 1824, gest. am 8. Januar 1885. Ruhe sanft! Hier ruht unser geliebter Sohn Erich Emil Dresel geb. d. 29. Sept. 1886 gest. d. 26. Octbr. 1889 Übersetzung Hier ist begraben ein geehrter Mann, in den Toren gepriesen, einer der Leiter der Gemeinde, ›auf das Beste für sein Volk bedacht‹ ›und Recht in seiner Gemeinde übendend‹, der Meister, Herr Awraham, Sohn des Meisters, Herrn Jizchak, sein Andenken zum Segen, gestorben am Tage des heiligen Schabbat, 27. Menachem Aw, begraben mit großer Ehre am 1. Tag des Neumonds Elul 655. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Hier ist begraben ›die tüchtige Gattin‹, Frau Süsse, Tochter des Herrn Löb Simon, Gattin des Herrn Awraham Dresel, geboren Tag 8. Menachem Aw 584, gestorben am 21. Tag des Tewet 645. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 5: Est 10,3 | Zl 5: Ps 15,2 Zl 16: Spr 31,10 Kommentar Beide Inschriften messen dem Hebräischen einen höheren Stellenwert zu. Es steht am Anfang der Gesamtinschrift und hat mehr Zeilen als der deutsche Teil. Dies verbindet sie mit der Mehrzahl der ersten Inschriften der Erbbegräbnisse. Es gibt aber ebenso eine Tendenz, die sich als entgegengesetzt zu den Inschriften der anderen Erbbegräbnisse herausstellen dürfte. Sind bei den anderen die Inschriften der Erstverstorbenen anspruchsvoller und die hebräischen Teile traditioneller geblieben, ist es hier der hebräische Text für Abraham Dresel, der nur den Synagogalnamen nennt und auf die Angabe des Geburtsdatums verzichtet. Der hebräische Text für die zehn Jahre früher verstorbene Susanna Dresel ist nicht nur kürzer, sondern nimmt die Nennung des Familiennamens sowie die Angabe des Geburtsdatums als "deutsche" Elemente auf. Die Inschrift für Abraham Dresel ist eine der ganz wenigen Inschriften hier, die einem Gemeindevorsteher gewidmet ist. Sie enthält Komponenten, die bei einem Text für einen Vorsteher gerne gebraucht wurden: hoher Bekanntheitsgrad, für die Belange der Gemeinde sich einsetzend und sie gerecht führend und leitend. Diese Eulogie, die vielleicht noch 50 Jahre früher individueller formuliert worden wäre, z.B. mit einer Anspielung auf den Namen, bleibt hier allgemein. Sie wurde, wie andere Inschriften auch, den mittlerweile wohl gern zu Rate gezogenen Sammlungen von Inschriften-Formularen entnommen. So lassen sich auch hier die einzelnen Komponenten z.B. im Sefer Hachajim in den Grabschriften für Gemeindevorsteher wiederfinden. Erich Emil ist das einzige Kind, das nicht im Kinderfeld begraben wurde. Links: Zl 2a: 1 Sam 9,6; die Tore als zentraler Versammlungsort: Dort gepriesen und geehrt meint bekannt und anerkannt in der Öffentlichkeit einer Stadt zu sein. Zl 2b: vgl. Spr 31,31: aus dem Loblied auf die tüchtige Gattin übernommen. ======= che-666 Transkription Ludwig Aronsohn Kommentar Nach den Friedhofslisten aus den frühen 50er Jahren ist dies das Grab des Kindes Ludwig Aronsohn, das am 8.2.1878 geboren wurde und am 27.8.1886 verstarb. Dieser Familienname kommt hier sonst nicht vor. ======= che-492 Transkription Ruhestätte unserer lieben Eltern Jenny Kupferberg geb. Salomon 28.6.1857 - 2.5.1886 Bernhard Kupferberg 21.3.1856 - 17.11.1938 Kommentar Die geknickte Rose im Giebel deutet darauf hin, daß das Grabmal zunächt nur der frühverstorbenen Gattin gewidmet war. Wahrscheinlich wurde beim Tod des Gatten eine vorher vorhandene (vielleicht auch hebräische) Inschrift für sie durch die (nur noch deutsch beschriftete) Tafel für beide ersetzt. Dies ist das erste Doppelgrab, das kein Erbbegräbnis ist. ======= che-657 Personalia 1887-01-20 Mosche b. Jekutiel Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האיש משה בן יקותיאל‏‎ ‎‏אך לעמל ואון יולד עשה תמיד בחפץ כפיו‏‎ ‎‏מת בן שבעים כ״ד טבת שנת תרמ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Moritz Morgenstern gest. im 71. Lebensjahre am 20. Januar 1887. Friede seiner Asche! Übersetzung Hier ist begraben der Mann Mosche, Sohn des Jekutiel, nur zu Mühsal und Schmerz geboren, schaffte er stets mit Lust seiner Hände, er starb mit siebzig Jahren, (am) 24. Tewet des Jahres 647 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der Wunsch "Friede ihrer/seiner Asche" kommt hier zwischen 1887 und 1924 ein Dutzend Mal vor, davon einmal auf Hebräisch. Moritz war seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein beliebtes Pendant zum synagogalen Namen Mosche. Die Schrifttafel mit seiner Inschrift wurde im April 2001 von einem Gärtner in seiner Parzelle in den an dem Friedhof grenzenden Kleingärten gefunden. Zl 2: Ex 11,3; dort fortgesetzt mit: "... war sehr groß im Lande Ägypten". Jekutiel ist eines der vielen Beinamen Moses. Alef-lamed-Ligatur. Zl 3a: Ijob 5,7, erweitert um das Wort ‎‏און‏‎, "Schmerz", "Trauer", s. Gen 35,18 und Dtn 26,14. Zl 3b: Spr 31,13; dort in der weiblichen Person, hier um das Wort ‎‏תמיד‏‎, "stets" erweitert. ======= che-493 Personalia 1887-04-26 Schlomo Joachim b. Joach(im)'Baruch Halevi Transkription [...] ‎‏דורש טוב לביתו ועשה‏‎ ‎‏חסד עם המתים בכל עת‏‎ ‎‏ר׳ שלמה יואחים בן ר׳ יואח׳‏‎ ‎‏ברוך הלוי‏‎ ‎‏מת בן ששים יום ג׳ ב׳ אייר‏‎ ‎‏ונקבר עש״ק תרמ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ [...] Salomon Joachim Levÿ geb. d. 11. Juni 1827 gest. d. [26]. April 1887 Friede seiner Asche! Übersetzung [...] bedacht auf das Beste für sein Haus und erwies Liebesdienste den Toten zu jeder Zeit, Herr Schlomo Joachim, Sohn des Herrn Joach(im) Baruch Halevi, gestorben im Alter von Sechzig am Tag 3, 2. Ijar, und begraben am Rüsttag des heiligen Schabbat, 647 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Die Levitenkanne, die sonst sehr häufig bei Trägern des Namens Levy als Symbol für die levitische Abstammung dargestellt wird, kommt hier nur gelegentlich vor. Von den 21 Grabsteinen für Leviten, die zwischen 1887 und 1936 errichtet wurden, sind 15 ohne dieses Symbol, darunter auch dieses erste Grabmal für einen Leviten, s. auch D 07-02 von 1892. Zl 2a: vgl. Ester 10,3; dort für sein Volk. Zl 2b-3a: Eine Umschreibung der Mitgliedschaft in der chewra kaddischa. Zl 4: Joachim ist die deutsche Form des biblischen Namens des Judäischen Königs Jehojakim bzw. dessen Sohn König Jehojachin. Der Familienname Joachim ist nach der deutschen Orthografie mit hebräischen Buchstaben wiedergegeben. Von den beiden Buchstaben ‎‏ח‏‎ und ‎‏כ‏‎, die den ch-Laut im Hebräischen darstellen, wurde wahrscheinlich hier das ‎‏ח‏‎ verwendet, weil es bekannte Beispiele von Vornamen gibt, wie ‎‏חנה‏‎-Channa (D 14-01/02), ‎‏חיים‏‎-Chaim (0440) oder ‎‏חיה‏‎-Chaje (D 20-01), wo diese Zuordnung seit langem bestand. Zl 7: lamed-pe-kuf-Ligatur. Rückseite: Zl 6: Diese deutsche Schlußformel, die heute in Bezug auf die übliche Bestattungsform im Judentum mißverstanden werden kann, erscheint hier zum ersten Mal, bis 1904 noch sieben weitere Male und dann noch zweimal 1924, einmal auch in der hebräischen Inschrift (C 13-12 von 1923). ======= che-495 Personalia 1887-10-01 Rachel Transkription Hier ruhet unsere liebe gute Mutter Regina Frank geb. Spiegel geb. d. 3. Decbr. 1825, gest. d. 1. Octbr. 1887. ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הגבירה המהוללה תפארת‏‎ ‎‏ביתה יראת אלהים וחוננת דלים‏‎ ‎‏מרת רחל אשת ר׳ משה‏‎ ‎‏פראנק ז״ל‏‎ ‎‏מתה ביום י״ג תשרי‏‎ ‎‏ונקברה ביום ע״ס? תרמ״ח‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben die gepriesene Herrin, Zierde ihres Haus, gottesfürchtig und ›den Darbenden zugetan‹, Frau Rachel, Gattin des Herrn Mosche Frank, sein Andenken zum Segen, gestorben am 13. Tag des Tischri und begraben am Vorabend des Laubhüttenfestes 648. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 9: Spr 28,8 Kommentar Den jüdischen und den bürgerlichen Vornamen verbindet hier der gemeinsame Anfangslaut R, vgl. auch 0499 von 1893 (Riwka-Rosa). Rückseite: Zln 2-3: Spr 31,30 und Spr 28,8; anstelle von "Zierde ihrer Kinder" nach Spr 17,6 oder "ihres Gatten" oder auch "ihres Gatten und ihrer Kinder" tritt hier allumfassend "Zierde ihres Hauses" auf. Das Attribut ‎‏הגבירה‏‎, "Herrin", kommt hier zum ersten Mal vor und danach nur noch drei weitere Male zwischen 1891-1893 (0509, 0516 und 0490) Zl 7: Die Angabe des Begräbnistages ist nicht ganz sicher. ======= che-497 Personalia 1888-2-14 Mordechai b. Jehuda Bär Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש אמונים צדיק‏‎ ‎‏וישר ירא אלהים‏‎ ‎‏וסר מרע ר׳ מרדכי‏‎ ‎‏בן ר׳ יהודה באר‏‎ ‎‏נולד כ״ג כסלו ש׳ [תר״כ]‏‎ ‎‏מת בימי עלומיו ב׳ אדר‏‎ ‎‏ונקבר למחרתו ש׳ תרח״ם‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht der treue Gatte und Schwager Max Bär geb. d. 19. Dezember 1859 gest. d. 14. Februar 188[8] im Alter [...] Ruhe in Frieden! Übersetzung Hier ist begraben ›ein Mann von Treuen‹, ›gerecht und aufrecht‹, ›gottesfürchtig und das Böse meidend‹, Herr Mordechai, Sohn des Herrn Jehuda Bär, geboren (am) 23. Kislev des Jahres 620, gestorben ›in den Tagen seiner Jugendzeit‹, (am) 2. Adar und begraben am Tag darauf im Jahre "Erbarme Dich" (648). Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 20,6 Zl 2f: Dtn 32,4 Zl 3f: Ijob 1,8 Zl 7: Ps 89,46 Kommentar Die beliebte deutsche Schlußformel Ruhe in Frieden kommt hier erstmals vor und bis 1928 weitere 18 mal. Insgesamt war sie hier weitaus weniger beliebt als die Schlußformel Ruhe sanft, die rund 50 mal verwendet wurde. Zl 5: Der Familienname Bär ist nach der deutschen Orthografie mit hebräischen Buchstaben wiedergegeben. Zl 6: Das Geburtsjahr wurde entsprechend der Angabe in der deutschen Inschrift ergänzt. Zl 7: Ps 89,46 und vgl. Ijob 20,11 (s. auch D 06-07). Zl 8: Die beiden letzten Buchstaben des Todesjahres wurden vertauscht, um die Bitte "Erbarme Dich" bzw. "Du wirst barmherzig sein" zu bilden. Dieses Wort ‎‏תרחם‏‎ kommt nur zweimal in der Bibel vor, Sach 1,12 und Ps 102,14. Rückseite: Zl 5: Das Sterbejahr wurde entsprechend der Angabe in der hebräischen Inschrift ergänzt. Zl 6: Max Bär starb im Alter von 28 Jahren. ======= che-498 Personalia 1888-3-2 Sara Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה חשובה והצדקת מרת‏‎ ‎‏שרה אשת ר׳ יעקב העללער‏‎ ‎‏נולדה ביום כ״ב ניסן שנת תר״ג‏‎ ‎‏מתה בחצי ימי׳ ביום י״ט ונקברה‏‎ ‎‏ביום כ״א אדר שנת תרמ״ח לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht unsere unvergeßliche Tochter unsere gute Mutter, Gattin und Schwester Frau Sophie Heller geb. Loewÿ geb. am 22. April 1843 gest. am [2. März] 18[88] Ruhe in Frieden! Übersetzung Hier ist begraben die angesehene und wohltätige Frau, Frau Sara, Gattin des Herrn Jaakow Heller, geboren am 22. Tag des Nissan des Jahres 603, gestorben ›zur Hälfte seiner Tage‹ am 19. Tag des und begraben am 21. Tag des Adar des Jahres 648 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 5: Jer 17,11 Kommentar Vielleicht waren es die Eltern, die ihrer Tochter das Grabmal setzten. Dafür mag die Nähe ihres Grabmals zu denen der Eltern sprechen sowie die Tatsache, daß sie als erste unter den Angehörigen der Verstorbenen genannt wurden. Zl 3: Der Familienname Heller ist nach der deutschen Orthografie in hebräischen Buchstaben wiedergegeben. Zl 5: Jer 17,11; diese Umschreibung eines allzufrühen Todes kommt hier zum ersten Mal vor, und bis 1936 weitere sieben Male. Rückseite: Zl 9: Das Datum wurde entsprechend der Angabe in der hebräischen Inschrift ergänzt. ======= che-500 Personalia 1888-03-31 Jaakow b. Schmuel Halevi Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם וישר‏‎ ‎‏הלך תמים ופעל צדק‏‎ ‎‏צדיק באמונתו חיה‏‎ ‎‏התורני ר׳ יעקב בן מורינו הרב‏‎ ‎‏רבינו שמואל הלוי‏‎ ‎‏מת בשיבה טובה יום שבת ק׳‏‎ ‎‏י״ט ניסן ונקבר י׳ אחרון של פסח‏‎ ‎‏שנת תרמ״ח לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ Hier ruht der treue Gatte, der geliebte Vater und Großvater Jacob Loewÿ geb. am 11. Januar 1810 gest. am [31]. März 18[88] Ruhe in Frieden Übersetzung Hier ist begraben ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, ›er wandelte in Lauterkeit und wirkte Wohl‹, ›ein Gerechter, der in seinem Glauben lebte,‹, der Toragelehrte Herr Jaakow, Sohn unseres Lehrers, des Meisters, Herrn Schmuel Halevi, gestorben ›in gutem Greisenalter‹ am Tage des heiligen Schabbat, 19. Nissan und begraben am letzten Tag des Pessachfestes des Jahres 648 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 Zl 3: Ps 15,2 Zl 4: Hab 2,4 Zl 7: Gen 25,8 Kommentar Diese Eulogie findet sich im Sefer Hachajim als Vorschlag für eine Inschrift für einen tugendhaften Greis. Zl 5: Zu dem Ehrentitel "der Toragelehrte" kommt hier das einfache "Herr" hinzu. In der Inschrift seiner Gattin hingegen wurde ihm der rabbinische Titel "unser Lehrer, der Meister" beigegeben. Zl 7: Gen 25,8; dort vom Erzvater Abraham gesagt, vgl. dazu auch bei seiner Gattin. ======= che-667 Transkription Hugo Beer geb. d. 31. Oct. 18[86] gest. d. [15. Apr. 1888] Kommentar Zu den neu aufkommenden bürgerlichen Vornamen gehört auch der althochdeutsche Name Hugo, der hier bei 1887 Geborenen noch dreimal vorkommt (0100, D 02-03 und E 07-02). ======= che-668 Transkription Dagobert Beer geb. d. 31. Okt. 18[86] gest. d. 9. Mai 1888 ======= che-672 Transkription Hier ruht Hugo Polter geb. d. 25. Octbr. 1887 gest. [..] 7. Monat d. 20. Mai 1888 Ruhe sanft! Kommentar Zum Namen Hugo siehe E 06-02. Der Familienname Polter kommt hier sonst nicht vor. ======= che-673 Transkription Alfred Blumenfeld ======= che-501 Personalia 1889-02-09 Hirsch b. Jizchak Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם וישר ירא‏‎ ‎‏אלהים וסר מרע בכל עת‏‎ ‎‏כ״ה הירש [...] יצחק?‏‎ ‎‏נולד [...]‏‎ ‎‏מת [...] ש״ק‏‎ ‎‏ח׳ אדר א׳ תרמ״ט לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet in Gott mein inniggeliebter Bruder, Gatte und Vater Herrmann Herzberg aus Meerane geb. d. 7. Septbr. 1837, gest. d. 9. Febr. 1889. riede seiner Asche! Übersetzung Hier ist begraben ›ein lauterer und aufrechter Mann, Gott ehrfürchtend‹ ›und das Böse meidend‹ zu jeder Zeit, der geehrte Herr Hirsch ... Jizchak, geboren ... gestorben ... (am) heiligen Schabbat, 8. erster Adar 649 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2f: Ijob 1,8 | Zl 3: Ijob 1,1 Kommentar Der modische Name Her(r)mann ersetzte häufig als bürgerlicher Name den älteren Alltagsnamen Hirsch, der bis dahin das Pendant zu den hebräischen Namen Naftali und Zwi bildete. Hier erscheint Hirsch sogar anstelle eines hebräischen Namens. Unter den Angehörigen, deren Verwandtschaftsverhältnis genannt wurde, steht der Bruder des Verstorbenen an erster Stelle, und nicht die Gattin bzw. die Kinder. Vgl. auch mit 0498, wo die Eltern als erste genannt wurden. Zur deutschen Schlußformel s. 0493 von 1887. Zln 2-3a: Ijob 1,1 u.ö. Zl 5: Die Umrechnung aus dem bürgerlichen Kalender ergibt den 7. Elul (5)637 als Geburtsdatum. ======= che-502 Personalia 1889-04-17 ... Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה היקרה מרת [...] שלמה? גאל[דשטיין?]‏‎ ‎‏מתה בחצי ימיה בהקשותה בלידתה ביום [...]‏‎ ‎‏ונקברה ביום ב׳ דחה״מ [פסח] תרמ״ט לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht die geliebte Gattin, Tochter und Schwester Frau Hermine Goldstein geb. Kohnke geb. 14. April 1860, gest. 17. April 1889 Ruhe sanft! Übersetzung Hier ist begraben die teure Frau, Frau ... Schlomo (?) Goldstein (?), gestorben ›zur Hälfte ihrer Tage‹, als sie schwer gebar, am Tag ..., und begraben am 2. Tag der Zwischenfeiertage des Pessachfestes 649 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: Jer 17,11 Kommentar Nach dem jüdischen Kalender fiel der Todestag auf den 2. Tag des Pessachfestes (16. Nissan), wie die Umrechnung aus dem allgemeinen Kalender ergibt. Zl 3: Zusammengesetztes Zitat aus Jer 17,11 und Gen 35,17 (dort von Rachel gesagt). Die Erwähnung des Todes im Kindbett ist hier selten, s. D 01-01. Zl 4: Das Sterbedatum wurde entsprechend den Angaben in der deutschen Inschrift ergänzt. ======= che-503 Personalia 1889-06-24 Transkription Hier ruhet sanft Frau von [...] [...], unsere geliebte Mutter u. Schwester Ida Cohn aus Krotoschin geb. d. [27]. Dezbr. 186[1] gest. d. 24. Juni 18[89] ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= che-505 Transkription Hier ruhet Herr Isidor Lewinsohn, geb. d. 13. März 1838, gest. d. 28. Aug. 1889. Kommentar Obwohl die Inschrift zu den ältesten auf diesem Friedhof gehört, enthält sie keine einzige jüdische Komponente. Vielleicht ist der Grund darin zu suchen, daß Lewinsohn ein Auswärtiger ohne Verwandschaft in Chemnitz war. ======= che-506 Personalia 1890-04-19 Natan b. Jaakow'Seligsohn Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏[אי]ש תם וישר‏‎ ‎‏נתן בן כ״ה ר׳ יעקב‏‎ ‎‏[ז]עליגזאהן‏‎ ‎‏[מת ב]חצי ימיו ביום כ״ט ניסן‏‎ ‎‏[ונקבר] ביום א׳ דר״ח אייר‏‎ ‎‏[שנ]ת תר״ן לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht [...] Nathan Seligsohn geb. [...] 18[..] gest. [...] 1890 [...] [...] treu! Ruhe in Frieden Übersetzung Hier ist begraben ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, Natan, Sohn des geehrten Herrn Herr Jaakow Seligsohn, gestorben ›zur Hälfte seiner Tage‹ am 29. Tag des Nissan, und begraben am 1. Tag des Neumonds Ijar des Jahres 650 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 Zl 4: Jer 17,11 Kommentar Der Vorname bleibt im deutschen Text unverändert. Das genaue Geburtsdatum konnte nicht ermittelt werden. Nathan Seligsohn war vielleicht verwandt mit Auguste Seligsohn geb. Salinger (C 25-02). Zl 2: Ijob 1,1 u.ö. Zl 4: Der Familienname Seligsohn ist nach der deutschen Orthografie in hebräischen Buchstaben wiedergegeben. Zl 5a: Jer 17,11; diese Umschreibung eines allzufrühen Todes kommt zwischen 1890 und 1936 insgesamt acht Mal vor, davon fünf Mal zwischen 1890 und 1895. ======= che-507 Personalia 1890-10-25 Schlomo b. Josef Salman Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם וישר‏‎ ‎‏הלך תמים ופעל צדק‏‎ ‎‏ירא אלהים כל ימיו‏‎ ‎‏ר׳ שלמה בן יוסף זלמן‏‎ ‎‏מת בשיבה טובה‏‎ ‎‏ביום ש״ק [י]״א מרחשון‏‎ ‎‏ונקבר בשם טוב‏‎ ‎‏ביום ב׳ [י]״ג [מרחש]ון‏‎ ‎‏שנת תרנ״א לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht unser innigstgeliebter treuer Gatte, Vater und Grossvater Salomon Salomon geb. am 1[8]. Februar [1817] gest. am 25. October [1890] Ruhe sanft! Übersetzung Hier ist begraben ein lauterer und aufrechter Mann, er wandelte lauter und übte Gerechtigkeit, er ehrfürchtete Gott all seine Tage, Herr Schlomo, Sohn des Josef Salman, gestorben in gutem Greisenalter am Tage des heiligen Schabbat, [1]1. Marcheschvan, und begraben mit gutem Namen am Tag 2, [1]3. [Marchesch]van des Jahres 651 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Diese Eulogie befindet sich, mit einer Abweichung, in Sefer Hachajim als Beispiel einer Inschrift für einen "tugendhaften Greis", vgl. auch 0500. Das Attribut "innigstgeliebt" kommt hier zum ersten Mal in einer deutschen Inschrift vor und bis 1932 weitere rd. 50 mal. Bis um 1910 vereinzelter verwendet, wird es in den nachfolgenden beiden Jahrzehnten weitaus beliebter. In den 30er Jahren kommt es nur noch dreimal vor, zuletzt 1932 (A 04-11). Zl 2: Ijob 1,1 u.ö. Zl 3: Ps 15,2. Zl 4a: Ijob 1,1 u.ö. Zl 5: Vielleicht ist der zweite Name des Vaters Salomon und nicht Salman zu lesen, was sich wegen des bürgerlichen Namens in der deutschen Inschrift anbieten würde. Zl 6: Gen 25,8; dort vom Erzvater Abraham gesagt. Zl 8: bBer 17a. ======= che-509 Personalia 1891-04-06 Bella b. Schlomo Halevi Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הגבירה המהוללה אשת חיל‏‎ ‎‏עטרת בעלה ותפארת בניה‏‎ ‎‏אשה היקרה מרת בילא‏‎ ‎‏בת רבי שלמה הלוי‏‎ ‎‏אשת רבי יוסף פאזנער‏‎ ‎‏מתה בשיבה טובה ביום כ״ז‏‎ ‎‏אדר שני ונקברה ביום כ״ט‏‎ ‎‏שנת תרנ״א‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott die irdische Hülle unserer vielgeliebten Mutter Schwieger- u. Grossmutter Frau Bertha Posner [geb. Lew]in [geb. 13. Ju]ni 1817 [gest. 6. Apr]il 1891 [Friede ihrer A]sche Übersetzung Hier ist begraben die gepriesene Herrin, ›die tüchtige Gattin, Krone ihres Gatten‹ ›und Zierde ihrer Kinder‹, die teure Frau, Frau Bella, Tochter des Herrn Schlomo Halevi, Gattin des Herrn Josef Posner, gestorben ›in gutem Greisenalter‹ am 27. Tag des zweiten Adar und begraben am 29. Tag, des Jahres 651. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2f: Spr 12,4 | Zl 3: Spr 17,6 Zl 7: Gen 25,8 Kommentar Zl 6: Der Familienname Posner ist nach der deutschen Orthografie entsprechend der jiddischen Schreibweise mit hebräischen Buchstaben wiedergegeben. Zl 7: Gen 25,8; dort vom Erzvater Abraham gesagt. Rückseite: Zln 7/8: Ergänzt nach amtlichen Unterlagen. Zl 9: Ergänzt entsprechend der Angabe in der hebräischen Inschrift. Laut polizeilichem Melderegister starb Bertha Posner am 16.4.1891. ======= che-510 Transkription Hier ruht Herr Cantor Fabian Wisla geb. 7. Juli 1857, gest. 17. April 1891. ======= che-669 Transkription Hier ruht unser innigst geliebtes Kind Arthur Braun, geb. d. 14. Aug. 1884 gest. d. 11. Okt. 1891 Ruhe sanft, geliebtes Kind Bis wir im Tod vereinet sind Kommentar Der große Schmerz über den Verlust des knapp sechsjährigen Sohnes drückt sich in der langen Inschrift aus, deren deutscher Teil ihn zweimal geliebtes Kind nennt. Leider ist der hebräische Text verloren, so daß ein Vergleich beider Texte nicht mehr möglich ist. ======= che-670 Transkription Hier ruhet [... unverge?]ssli[ches?] Töchterchen Gertrude Guthmann geb. 1. April 1888, gest. 3. März 1892 Kommentar Sowohl der Vorname Gertrude als auch der Familienname Guthmann kommen hier sonst nicht vor. Zl 2: Die Ergänzung ist nicht ganz sicher. ======= che-511 Personalia 1892-03-20 Freude b. Josef Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה היקרה והצדקת‏‎ ‎‏מרת וריידא בת ר׳ יוסף ז״ל‏‎ ‎‏אשת ר׳ דוד לאווענשטיין‏‎ ‎‏מתה במבחר שנותיה ביום כ״א‏‎ ‎‏אדר ונקברת כ״ד אדר שנת‏‎ ‎‏תרנ״ב לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ [...] [...] [Fanny] Löwenstein, verw. Posner, geb. Posner geb. d. 28. August 1857, gest. d. 20. März 1892 Friede ihrer Asche! Übersetzung Hier ist begraben die teure und wohltätige Frau, Frau Freude, Tochter des Herrn Josef, sein Andenken zum Segen, Gattin des Herrn David Löwenstein, gestorben in ihren besten Jahren am 21. Tag des Adar und begraben 24. Adar des Jahres 652 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Auch hier wurden die Vornamen in beiden Sprachen durch den gleichen Anfangslaut verbunden, vgl. auch 0495 (Regina-Rachel) und 0499 (Rosa-Riwka). Zl 5: Zu "besten Jahren" s. D 0101. Rückseite: Zl 3: Der Vorname Fanny wurde nach den amtlichen Unterlagen ergänzt. Zl 8: Zur Schlußformel siehe 0493. ======= che-512 Personalia 1892-04-21 Natan b. Jecheskel Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש אמונים‏‎ ‎‏תמים דרך וישר מעשים‏‎ ‎‏ר׳ נתן בר ר׳ יחזקאל‏‎ ‎‏מת בדמי ימיו‏‎ ‎‏ביום כ״ד ניסן‏‎ ‎‏ונקבר ביום כ״ז תרנ״ב‏‎ ‎‏לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ Hier ruht Nathan Rosenthal geb. d. 30. Jan. 18[52] gest. d. 21. April 1892. Ruhe in Frieden! Übersetzung Hier ist begraben ›ein Mann von Treuen‹, von lauterem Wege und aufrechten Taten, Herr Natan, Sohn des Herrn Jecheskel, gestorben ›in der Blüte seiner Tage‹ am 24. Tag des Nissan, und begraben am 27. Tag, 652 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 20,6 Zl 5: vgl. Jes 38,10 Kommentar Zl 3a: vgl. 2 Sam 22,31; dort von Gott gesagt. Zl 5b: nach Jes 38,10; ‎‏דמי‏‎ in der Bedeutung von Mitte, Hälfte; dies als erstes Wort im Status Constructus, aber nur in Verbindung mit "Tagen". Der Ursprung dieser Bedeutung ist unklar und mag auf eine korrumpierte Form zurückgehen, denn als Nomen bedeutet ‎‏דמי‏‎ "Stille", Ruhe. ======= che-514 Personalia 1892-06-27 Schimon b. Mosche Transkription ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏ורב מפעלים‏‎ ‎‏תמים דרך וישר מעשים‏‎ ‎‏ר׳ שמעון בן מהור״ר משה ז״ל‏‎ ‎‏מת בימי עלומיו ביום ב׳ תמוז‏‎ ‎‏ונקבר ביום ה׳ שנת תרנ״ב לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Herr Simon Rosenthal geb. d. 22. März 1857, gest. d. 27. Juni 1892. Friede seiner Asche! Übersetzung ... ... und›reich an Werken‹ von lauterem Wege und aufrechten Taten, Herr Schimon, Sohn des unseres Lehrers, des Meisters, Herrn Mosche, sein Andenken zum Segen, gestorben ›in den Tagen seiner Jugendzeit‹ am 2. Tag des Tammus, und begraben am Tag 5, des Jahres 652 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: vgl. 2Sam 23,20 Zl 6: Ps 89,46 Kommentar Der fehlende Anfang dieser Eulogie, vermutlich in Zln 2/3, lautete sehr wahrscheinlich: ‎‏צעיר ב/לימים‏‎, "jung an Tagen" nach Ijob 32,6. Das Formular dieser Inschrift kann man in Sammlungen mit Vorschlägen für Grabinschriften für verschiedene Personenkreise finden. Diese erscheint z.B. unter der Rubrik "Für junge verheiratete Männer" auf S. 259 im Sefer Hachajim, Israelitisches Gebet- und Erbauungsbuch, hrsg. von S. G. Blogg, 11. vermehrte und verbesserte Auflage, bearbeitet von A. Sulzbach. Die erste Auflage von Blogg erschien vermutlich 1855/56 in Hannover (s. Vinograd, Bd. II, S. 166, Hannover Nr. 84). Zl 4a: vgl. 2 Sam 22,31; dort von Gott gesagt. Zl 6: Ps 89,46 für den Ausdruck "die Tage seiner Jugend"; für die hier gemeinte Bedeutung "die kraftvollen Jahre", vgl. Ijob 20,11. ======= che-494 Personalia 1892-08-31 Jitche Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה חשובה מרת ייטכא‏‎ ‎‏אשת ר׳ שלמה יואחים הלוי‏‎ ‎‏מתה ביום ד׳ ח׳ אלול‏‎ ‎‏ונקבר׳ ביום עש״ק י׳ אלול‏‎ ‎‏תרנ״ב לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben die angesehene Frau Frau Jitche, Gattin des Herrn Schlomo Joachim Halevi, gestorben am Tag 4 8. Elul, und begraben am Rüsttag des heiligen Schabbat 10. Elul 652 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der Name des Vaters ist nicht (mehr) erwähnt, wichtiger scheint der Name des Ehegatten zu sein, dessen Familienname auch im Hebräischen stets angegeben ist (vgl. z.B. mit 0495 von 1887 und 0516 von 1892). Betrachtet man hier Zl 3 als Sinneinheit, ohne den am Ende von Zl 2 geschriebenen Vornamen, so erinnert sie an Formulierungen der Zeit, in denen der Vorname der Ehefrau gar nicht erwähnt ist. Zur Schreibweise des Familiennamens Joachim s. beim Gatten. ======= che-515 Personalia 1892-09-28 Awraham b. Jehuda Halevi Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם וישר‏‎ ‎‏הלך תמים ופעל צדק‏‎ ‎‏ר׳ אברהם בח״ר יהודא הלוי‏‎ ‎‏מת בחצי ימיו ביום ז׳ תשרי‏‎ ‎‏ובכו אחריו אשתו ובניו‏‎ ‎‏וישב אל אדמתו ביום עיה״כ‏‎ ‎‏שנת תרנ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Albert Fischel ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, ›er wandelte in Lauterkeit und wirkte Wohl‹, Herr Awraham, Sohn des toragelehrten Herrn Jehuda Halevi, gestorben ›zur Hälfte seiner Tage‹ am 7. Tag des Tischri, und es weinten ihm nach seine Gattin und seine Kinder, und er kehrte zurück zu seiner Erde am Rüsttag des Versöhnungstages des Jahres 653 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 Zl 3: Ps 15,2 Zl 5: Jer 17,11 Kommentar Der standardisierten Eulogie (Zln 2-3) folgt die Beschreibung der persönlichen Trauer der Gattin und Kinder über den frühen Tod des Gatten und Vaters (Zl 6). Die Levitenkanne, das Symbol der levitischen Abstammung, ist hier zum ersten Mal dargestellt. Von den insgesamt 21 Grabmalen, die zwischen 1887 und 1936 für levitische Angehörige errichtet wurden, tragen nur sechs dieses Symbol, s. auch 0493 von 1887. Zl 2: Ijob 1,1 u.ö. Zl 3: Ps 15,2. Zl 5: Jer 17,11. Zl 6: vgl. 2 Sam 3,16; diese Bekundung der Trauer, die ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts häufiger gebraucht wurde, ist in Chemnitz selten geblieben. Nur noch drei weitere Male (D 01-01 von 1878, D 03 von 1893 und G 09-02 von 1927) ist sie hier zu finden. Während andernorts Männern und Frauen gleichermaßen "nachgeweint" wurde, ist diese Inschrift die einzige (erhaltene) für einen Mann. Zl 7a: vgl. Dan 11,9. ======= che-516 Personalia 1892-12-12 Sara Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הגבירה המהוללה אשת חיל‏‎ ‎‏תפארת בעלה ותפארת בניה‏‎ ‎‏אשה יראת אלהים וחוננת דלים‏‎ ‎‏מרת שרה אשת ר׳ זאב געריטץ‏‎ ‎‏מתה בשיבה טובה ביום כ״ג כסלו‏‎ ‎‏ונקברה בי׳ כ״ה שנת תרנ״ג לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben die gepriesene Herrin, die tüchtige Gattin, Zierde ihres Gatten und Zierde ihrer Kinder, eine Frau, gottesfürchtig und den Darbenden zugetan, Frau Sara, Gattin des Herrn Seew Goeritz, gestorben in gutem Greisenalter am 23. Tag des Kislev und begraben am 25. Tag, des Jahres 653 der kleinen Zählung. Sara Goeritz geb. Giesenow Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Die gleiche Eulogie s. auch bei D 03 von 1893, zu ‎‏הגבירה‏‎, Herrin, s. 0495. Zl 2b: Spr 12,4; 31,10. Zl 3: nach Spr 17,6. Zl 4a: Spr 31,30. Zl 4b: vgl. Spr 28,8. Zl 6: Gen 25,8; dort vom Erzvater Abraham gesagt. ======= che-499 Personalia 1893-01-07 Riwka Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה היקרה והצדקת‏‎ ‎‏יראת אלהים וחוננת אביונים‏‎ ‎‏מרת רבקה אשת התורני‏‎ ‎‏מהור״ר יעקב הלוי‏‎ ‎‏מתה בשיבה טובה ביום י״ט טבת‏‎ ‎‏ונקברה בי׳ כ״ב שנת תרנ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht unsere geliebte Mutter u. Grossmutter Frau Rosa Loewÿ geb. Donat, geb. d. 20. März 1812 gest. d. 7. Januar 1893. Ruhe in Frieden! Übersetzung Hier ist begraben die teure und wohltätige Frau, gottesfürchtig und denn Bedürftigen zugetan, Frau Riwka, Gattin des Toragelehrten, unseres Lehrers, des Meisters, Herrn Jaakow Halevi, gestorben ›in gutem Greisenalter‹ am 19. Tag des Tewet, und begraben am 22. Tag des Jahres 653 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 6: Gen 25,8 Kommentar Den jüdischen und den bürgerlichen Vornamen verbindet hier der gemeinsame Anfangslaut R, vgl. auch 0495 von 1887 (Rachel-Regina). Zl 3b: vgl. Spr 14,31. Zl 6: Gen 25,8; dort vom Erzvater Abraham gesagt. Diese Umschreibung eines hohen Alters auch bei ihrem Gatten; bei ihrer jungverstorbenen Tochter wurde Jer 17,11: "in der Mitte ihrer Tage verwendet". ======= che-518 Personalia 1893-05-04 Mosch[e] Transkription Hier ruht in Gott mein innigstgeliebter guter Gatte der Kaufmann Moritz Pelz, geb. d. 5. April 1864, gest. d. 4. Mai 1893 Ruhe in Frieden, Du Gut[er Vat?]er! ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הח״ר מש[ה]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏ת[נצב״ה‏‎]‏‎ Übersetzung Hier ist begraben der toragelehrte Herr Mosch[e] [...] [Seine Seele] sei [eingebunden in das Bündel des Lebens] Kommentar Die vollständig verwitterte hebräische Zeile enthielt sehr wahrscheinlich das Todesdatum, das nach der Umrechnung aus dem bürgerlichen Kalender auf Donnerstag, den 18. Ijar (5)653 fiel. ======= che-519 Personalia 1893-05-24 Gitel b. Mosche Fontheim Transkription ‎‏פ״[נ]‏‎ ‎‏האשה גיטל בת‏‎ ‎‏ר׳ משה פאנטהיים‏‎ ‎‏נפטרה ט׳ סיון תרנ״ג‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott unsere geliebte unvergessliche Mutter Frau Georgine Tahl geb. Fontheim geb. d. 7. October 1820 gest. d. 24. Mai 1893. Übersetzung Hier ist [begraben] die Frau Gitel, Tochter des Herrn Mosche Fontheim, verschieden (am) 9. Sivan 653 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der Name des Gatten ist im hebräischen Text nicht erwähnt (vgl. hingegen mit 0509 von 1891 sowie 0511 und 0516 von 1892). Häufig ließ sich daraus folgern, daß er noch lebte, was aber hier nicht zutrifft, wie aus dem deutschen Text zu schließen ist. Den jüdischen und den bürgerlichen Vornamen verbindet hier der gemeinsame Anfangslaut G. Vgl. auch mit 0495 von 1887 (Rachel-Regina), 0511 von 1892 (Freude-Fanny), 0499 von 1893 (Riwka-Rosa) und 0551 von 1920 (Pessel-Pauline). Zl 3: Der Familienname Fontheim ist nach der deutschen Orthografie mit hebräischen Buchstaben wiedergegeben. ======= che-520 Transkription Hier ruhet in Gott Frau Hulda Löwenstein geb. Mahn, geb. d. 12. November 1859 gest. d. 9. Juni 1893. Kommentar Obwohl die Inschrift zu den ältesten auf diesem Friedhof gehört, enthält sie keine einzige jüdische Komponente, vgl. auch mit D 05-01 von 1889. ======= che-522 Transkription Hier ruht mein innigstgeliebter Mann, unser teurer Vater Jacob Geisberg, geb. 22. October 1847 in Jaroslau, gest. 20. Juli 1893 in Chemnitz. Ruhe sanft! ======= che-680 Transkription Hier ruht [...] lieber [...] [---]Erich Seidler Kommentar Kindergrabmal für das Kind Erich Seidler. Die genaue Anzahl der fehlenden Zeilen ist nicht mehr festzustellen. Der Name wurde nach amtlichen Unterlagen ergänzt, das Todesdatum war wahrscheinlich nach Okt. 1893. Die genauen Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden. ======= che-679 Personalia 1893-10-19 Mirjam b. Jehoschua Arje Transkription Hier ruht in Gott unser geliebtes Kind Marie Graswald, geb. 25. April 1885, gest. 19. Octbr. 1893. Ruhe sanft! ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הילדה מרים‏‎ ‎‏בת הרופא‏‎ ‎‏ר׳ יהושע אריה‏‎ ‎‏מתה ט׳ מרחשון תרנ״ד לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben das Kind Mirjam, Tochter des Arztes, Herrn Jehoschua Arje, gestorben (am) 9. Marcheschvan 654 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Eine der wenigen Inschriften für Kinder, die neben dem deutschen auch einen längeren hebräischen Text hat (vgl. auch 0681 von 1894). Sie nennt zu dem Namen und den Daten auch den Beruf des Vaters. Rückseite: Zl 4: Seine eigene Inschrift, elf Jahre später, nennt ihn ‎‏ישעיה לייב‏‎ Jeschajah Leib und stellt seinem Namen den rabbinischen Titel ‎‏מורינו הרב‏‎, unser Lehrer, der Meister voran. Zl 5: Die Abkürzung ‎‏לפ״ק‏‎ ist in Ligatur wiedergegeben. ======= che-490 Personalia 1893-01-04 Rosa b. Josef Frank 1910-8-23 Mordechai b. Binjamin Bernstein Transkription Familie Marcus Bernstein ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הגבירה המהוללה אשת חיל‏‎ ‎‏תפארת בעלה [י{ו}]תפארת בניה‏‎ ‎‏יראת אלהים וחוננת דלים‏‎ ‎‏מרת רסא בת רבי יוסף פראנק ז״ל‏‎ ‎‏אשת רבי מרדכי בערנשטיין‏‎ ‎‏מתה במבחר שנותיה ביום י״ז טבת‏‎ ‎‏ויבך אחריה אשה וקרוביה וכל מכיריה‏‎ ‎‏ונקברה בכבוד גדול כ׳ טבת תרנ״[ב{ג}] לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ Frau Rosa Bernstein geb. Frank geb. d. 14. Febr. 1858, gest. d. 4. Jan. 1893. Viele Töchter haben sich wacker erwiesen du aber übertrafst sie alle. Spr. Sal. 31.29. ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש נכבד תם וישר‏‎ ‎‏הח״ר מרדכי‏‎ ‎‏בן הח״ר בנימין בערנשטיין‏‎ ‎‏נולד ה׳ כסלו תרי״ז‏‎ ‎‏מת י״ח מנחם אב תר״ע לפ״ק‏‎ ‎‏ונקבר בכבוד גדול ביום כ״א בו‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Marcus Bernstein geb. d. 2. Dezember 1856, gest. d. 23. August 1910. Nicht das eigene Glück, das Glück Deiner Kinder war der Inhalt Deines Lebens. Übersetzung Hier ist begraben die gepriesene Herrin, ›eine tüchtige Gattin‹, Zierde ihres Gatten ›und Zierde ihrer Kinder‹, gottesfürchtig und ›den Darbenden zugetan‹, Frau Rosa, Tochter des Herrn Josef Frank, sein Andenken zum Segen, Gattin des Herrn Mordechai Bernstein, gestorben im ihren besten Jahren am 17. Tag des Tewet, ›und es weinten ihr nach‹ ihr Gatte und ihre Verwandten, auch all ihre Bekannten, und sie wurde begraben mit grosser Ehre (am) 20. Tewet 652 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Hier ist begraben ein geehrter Mann, ›lauter und aufrecht‹, der toragelehrte Herr Mordechai, Sohn des toragelehrten Herrn Binjamin Bernstein, geboren 5. Kislev 617, gestorben 18. Menachem Aw 670 der kleinen Zählung, und begraben mit grosser Ehre am 21. Tag des desselben. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 5: Spr 31,10 Zl 6: Spr 17,6 Zl 7: Spr 28,8 Zl 11: 2 Sam 3,16 Zl 20: Ijob 1,1 Kommentar Die hebräische Inschrift für Marcus Bernstein ist um zwei Zeilen kürzer als die seiner 17 Jahre zuvor verstorbenen Ehefrau, doch dies wird ausgeglichen durch Leerzeilen nach der Einleitungs- und vor der Schlußformel. Beide Inschriften haben einen deutschen Sinnspruch, aber ihre ist ein Zitat aus dem beliebten "Loblied auf die tüchtige Gattin", auf das schon ihre hebräische Eulogie zurückgreift; der seine ist sehr viel freier gestaltet. Die deutsche Übersetzung des Bibelzitats ist womöglich an die Übersetzung von Zunz angelehnt: "Viele Töchetr haben sich wacker erwiesen, du aber gehst über alle". Sehr selten in Chemnitz ist die Angabe der Bibelstelle darunter, s. auch D 10-05 von 1898, wo nur die Bibelstelle angegeben wurde. Die hebräische Inschrift für Rosa Bernstein besteht, wie viele andere um diese Zeit auch, aus Versen, die dem Sefer Hachajim (s. 0482) entnommen wurden. Sie zeigt aber auch, daß es dabei durchaus die Möglichkeit zur individuellen Gestaltung gab. So sind Zln 2-3 ihrer Inschrift in einem Mustertext für "eine alte Frau", während Zl 4 und natürlich Zln 7/8 in einem Beispiel für "eine junge Frau" zu finden ist. Auch hier wie später auch bei Nrn. D 04 von 1894/1917 und D 09 von 1905/1915 zeigt sich zwar das Bestreben der Hinterbliebenen, auch dem zweiten Verstorbenen eine Eulogie bzw. einen deutschen Sinnspruch zu widmen, und sei es aus Gründen der Symmetrie. Doch wie auch bei den angegebenen Beispielen wurde der zuerst Verstorbene mit einem traditionellen Bibelzitat bedacht, der andere ist ein eher dem damaligen Zeitgeschmack entsprechender deutscher Sinnspruch, der nicht mehr den traditionellen Idealvorstellungen entsprach. So stehen zwar jeweils deutsche Verse bei beiden Verstorbenen, doch ihre Inhalte zeigen, wie sich der Bezug zu und vielleicht auch die Kenntnis der jüdischen traditionellen Werte in der Generation der Kinder und Nachkommen bereits gewandelt hatte. Links: Zl 4a: Spr 31,30. Zl 4b: vgl. Spr 19,17. Zl 5: Die hebräische Schreibweise ‎‏רסא‏‎ mag auf Unsicherheit über die korrekte Orthografie hindeuten oder auf eine andere Aussprache als Rosa, vielleicht Rossa oder Ros(s). Zl 7: zu "ihren besten Jahren" s. D 01-01. Zl 8: vgl. 2 Sam 3,16; dort "Und ihr Mann ging mit ihr weinend hinter ihr her ..." Rechts: Zl 2a: 1Sam 9,6. Zl 6: Menachem, "Tröster", ist ein euphemistischer Name für den Trauermonat Aw. ======= che-523 Personalia 1894-02-11 Scheindel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏אישה יקרה גמלה טוב‏‎ ‎‏כל ימי חייה מרת שיינדל‏‎ ‎‏אשת מו״ה ישראל ראזנטהאל‏‎ ‎‏נפטר׳ בש״ט ה׳ אדר תרנ״ד‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet unsere geliebte Mutter Frau Jenny Rosenthal geb. Sternberg, gest. d. 11. Febr. 1894 im Alter von 36 Jahren 10 Monaten. Übersetzung Hier ist geborgen eine teure Frau, Gutes erwies sie alle Tage ihres Lebens, Frau Scheindel, Gattin unseres Lehrers und Meisters, Herrn Israel Rosenthal, verschieden in gutem Namen (am) 5. Adar 654. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 2b: vgl. Spr 31,12. Zl 4: Der Familienname Rosenthal ist nach der deutschen Orthografie mit hebräischen Buchstaben wiedergegeben. Zl 5: bBer 17a; das Jahr 654 war ein Schaltjahr, das Sterbedatum nach dem deutschen Text fiel in den ersten Adar. Rückseite: Zl 7: Eine genaue Altersangabe ist selten, beim Gatten sind sogar die Tage angegeben. ======= che-524 Transkription Hier ruhet Herr Techniker Jacob Spitz gest. d. 24. März 1894 Kommentar Ein fünfzeiliges deutsches "Formular" mit Kopfzeile, Anrede, Vor- und Zuname, Sterbetag und Sterbejahr kommt gegen Ende des 19. Jahrhunderts einige Male vor. Vgl. auch mit D 09-06 und D 10-01. Die Angabe des Berufs kommt hier gelegentlich vor. Die häufigste ist die des Kaufmanns, die ab 1882 (0475) etwa ein dutzend Mal vorkommt. Andere Berufe, wie hier der Techniker oder der Luftschiffer (D 14-02 von 1919) sind viel seltener. ======= che-681 Personalia 1894-07-27 Hewche b. Seew Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הילדה רכה וענוגה‏‎ ‎‏היבכא בת רבי זאב‏‎ ‎‏מתה ביום כ״ג תמוז‏‎ ‎‏ונקברה ביום כ״ה‏‎ ‎‏שנת תרנ״ד לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott unser geliebtes Töchterchen Helene Lippmann geb. d. 27. März 1888 gest. d. 27. Juli 1894 Ruhe sanft! Übersetzung Hier ist begraben das Kind, das Zarte und Feine, Hewche, Tochter des Herrn Seew, gestorben am 23. Tag des Tammus und wurde begraben am 25. Tag, des Jahres 654 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Eine der wenigen Inschriften für Kinder, die neben dem deutschen auch einen längeren hebräischen Text hat (vgl. auch 0679 von 1893) und alle Elemente einer traditionellen hebräischen Inschrift enthält. Zl 2: Jes 47,1, ein fast ausschließlich bei sehr jung Verstorbenen verwendetes Zitat. Zl 3: Hewche, vielleicht auch Hebche ausgesprochen. ======= che-525 Personalia 1894-08-05 Meite b. Zwi Halevi Transkription Hier [ruht] in Gott un[ser einzi?]ges Kind Ma[r]th[a] Walder geb. 3. Juli 1877?, gest. [5]. Aug. 1894. Ruhe sanft! ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏[...] מייטא בת‏‎ ‎‏[הח]בר ר׳ צבי הלוי‏‎ ‎‏מת[ה] בי׳ ג׳ מנחם אב‏‎ ‎‏ונקברה בי׳ ה׳ שנת תרנ״ד‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben [...] Meite, Tochter des [tora]gelehrten Herrn Zwi Halevi, gestorb[en] am 3. Tag des Menachem Aw und begraben am 5. Tag, des Jahres 654. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 3: Die Ergänzung ist nicht ganz sicher. Zl 5: Das Geburtsjahr ist nicht ganz sicher. Zl 6: Das Datum wurde entsprechend der Angabe in der hebräischen Inschrift ergänzt. Rückseite: Zl 4: Menachem, Tröster, ist ein euphemistischer Name für den Trauermonat Aw. ======= che-526 Personalia 1894-12-22 Israel b. Michael Mo[sch]e Rosenthal Transkription ‎‏[פ]״נ‏‎ ‎‏איש ישר הולך תמים‏‎ ‎‏מו״ה ישראל בן מורינו‏‎ ‎‏מיכאל מ[ש]ה ראזנטהאל‏‎ ‎‏נפטר בש״ט כ״ד כסלו תרנ״ה‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet unser guter Vater Herr Israel Rosenthal gest. d. 22. Dezbr. 1894 im Alter von 47 Jahren 5 Monaten 27 Tagen. Übersetzung [Hier ist] begraben ein aufrechter Mann, er wandelte lauter, unser Lehrer und Meister, Herr Israel, Sohn unseres Lehrers Michael Mo[sch]e Rosenthal, verschieden mit gutem Namen (am) 24. Kislev 655. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Die Abwertung, die rabbinische Titel im 19. Jahrhundert erfahren haben, mögen die korrespondierenden Angaben unser Lehrer und Meister, Herr in der hebräischen und das einfache "Herr" in der deutschen Inschrift aufzeigen. Zl 2: Zusammengesetztes Zitat aus Ijob 1,1 u.ö. und Ps 15,2. Zl 4: Der Familienname Rosenthal ist nach der deutschen Orthografie mit hebräischen Buchstaben wiedergegeben. Zl 5: bBer 17a. Rückseite: Zln 6/7: Die genaue Altersangabe ist selten, vgl. auch bei der Gattin. ======= che-496 Personalia 1894-10-15 Margalijot 1917-01-14 Michael b. Seew Goeritz Transkription der Familie Max Goeritz. ‎‏אשת חיל מנשים עטרת‏‎ ‎‏פה טמונה פה נקברת‏‎ ‎‏מרת מרגליות אשת ר׳ מיכאל געריץ‏‎ ‎‏מתה בחצי ימיה ביום ראשון של סוכות‏‎ ‎‏ונקברה בכבוד גדול בי׳ רביעי שנת תרנ״ה‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ Frau Emma Goeritz geb. Kassel geb. d. 15. October 1852, gest. d. 15. October 1894. Ein Biederweib, im Glück bescheiden, Ergeben Gott in schweren Leiden: So frühvollendet zogest Du Des Himmels hehrer Heimat zu. ‎‏איש חשוב תם וישר‏‎ ‎‏פה טמון פה נקבר‏‎ ‎‏הח״ר מיכאל ב׳ הח״ר זאב געריץ‏‎ ‎‏מת ביום כ׳ טבת שנת תרע״ז‏‎ ‎‏ונקבר בכבוד גדול ביום כ״ג בו‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Herr Max Goeritz, geb. d. 7. September 1841, gest. d. 14. Januar 1917. Ein Herz voller Güte, Ein edles Gemüte, Dein ganzes Leben Gottergeben. Übersetzung ›die tüchtige Gattin‹, unter den Frauen eine Krone, hier ist sie geborgen, hier ist sie begraben Frau Margalijot, Gattin des Herrn Michael Goeritz, gestorben ›zur Hälfte ihrer Tage‹ am ersten Tag des Laubhüttenfestes und begraben mit grosser Ehre am vierten Tag, des Jahres 655. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Ein angesehener Mann, ›lauter und aufrecht‹, hier ist er geborgen hier ist er begraben, der toragelehrte Herr Michael, Sohn des toragelehrten Herrn Seew Goeritz, gestorben am 20. Tag des Tewet des Jahres 677 und begraben mit grosser Ehre am 23. Tag des desselben. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 4: Spr 31,10 Zl 7: Jer 17,11 Zl 16: Ijob 1,1 Kommentar Beide Inschriften sind optisch und formal parallel aufgebaut. Sie haben jeweils je sechs hebräische und sechs deutsche Textzeilen, die durch Trennungen in drei Abschnitte unterteilt sind. Der hebräische Text eröffnet die Gesamtinschrift, woraus sich sein höherer Stellenwert erschließen läßt. Er folgt bei beiden dem traditionellen Aufbau, der Eulogie folgt der Name, danach der Todes- und anschließend der Begräbnistag und am Ende der Schlußsegen. Auch hier wurde auf Symmetrie geachtet. Die zweizeilige Eulogie ist gereimt und beginnt mit lobenden Attributen, gefolgt von einer gleichlautenden zweiten Zeile: "hier geboren, hier begraben". Die beiden ersten Zeilen in der Eulogie für Emma Goeritz ist nahezu wörtlich in Sefer Hachajim (S. 261, Nr. 15b) zu finden, unter einem Vorschlag für die Eulogie einer "tüchtigen Gattin". Der Unterschied liegt in der Charakterisierung: "hier unter den Frauen eine Krone", dort: "unter den Frauen die Herrin". Es schließt sich jeweils der Name an, wobei die gewählte Form bei der Ehefrau die deutsche ist, indem sie auf die Nennung des Vatersnamens verzichtet und stattdessen den Namen des Gatten und den Familiennamen erwähnt. Auch die deutschen Texte beider Inschriften folgen jeweils dem gleichen Aufbau, teilen Namen und Lebensdaten mit und lassen eine vierzeilige, jeweils verschiedene, Eulogie folgen. Bei der Ehefrau greift sie auf traditionell-jüdische Ideale und Vorstellungen zurück und bietet teils eine genaue Übersetzung der hebräischen Eulogie (‎‏אשת חיל‏‎ und "Biederweib"), teils eine Art Kommentierung bzw. Erklärung für den frühen Tod (‎‏בחצי ימיה‏‎), weil sie schwere Leiden gottergeben erduldete, was gleichzeitig das im Talmud und Midrasch vorkommende Motiv von ‎‏לקבל יסורים באהבה‏‎, "Leiden in Liebe annehmen", aufgreift. Beim Ehegatten hingegen, der sie um mehr als zwei Jahrzehnte überlebte und dessen Inschrift entsprechend den Vorstellungen der Nachkommen formuliert wurde, lassen sich die lobenden Beiworte sowohl auf zeitgemäße Idealvorstellungen als auch als freie Übersetzung jüdisch-traditioneller Werte interpretieren. Zl 7: Emma Goeritz starb an ihrem 42ten Geburtstag. Rechts: ======= che-527 Personalia 1895-01-26 Josef b. Josef, Sohn des toragelehrten Herrn Jehuda Hakohen Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש אמונים צדיק וישר‏‎ ‎‏חכם וחרוץ כל ימיו‏‎ ‎‏ושארית ברכה הניח אחריו‏‎ ‎‏ר׳ יוסף בן הח״ר יהודה הכהן‏‎ ‎‏מת ביום ש״ק ר״ח שבט‏‎ ‎‏ונקבר ביום ד׳ שנת תקנ״ה לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet in Gott unser guter Bruder Joseph Kirsch geb. d. 14. Febr. 1850 gest. d. 26. Janr. 1895. Übersetzung Hier ist begraben ein Mann von Treuen, gerecht und aufrecht, weise und fleissig all seine Tage, und bleibenden Segen ließ er zurück, Herr Josef, Sohn des toragelehrten Herrn Jehuda Hakohen, gestorben am Tage des heiligen Schabbat, Neumond Schwat, und begraben am 4. Tag, im Jahre 655 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 2a: Spr 20,6. Zl 2b: Dtn 32,4. Zl 3: Zu ‎‏חרוץ‏‎, "fleißig" s. A 02-18; Fleiß ist ein Attribut, mit dem als einziger Mann Josef Kirsch bedacht wurde. Ab 1935 kommt es einige Male bei Frauen vor (z.B. A 01-18 und A 02-18). Zl 4: vgl. Joel 2,14. ======= che-676 Personalia 1895-04-10 Transkription Hier ruht unser geliebtes Kind Ludwig Abel aus Ehrenfriedersdorf geb. 25. Jan. 1895, gest. 10. April 1895. ‎‏יום ב׳ דפסח תרנ״ה‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung 2. Tag von Pessach 655 Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der sechszeiligen deutschen Inschrift schließt sich eine zweizeilige hebräische an, die neben dem Schlußsegen auch den Todestag nach dem jüdischen Kalender angibt, der für die "Jahrzeit"" wichtig ist. ======= che-530 Personalia 1895-11-08 Gitel Dickmann Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏עטרת בעלה תפארת בניה‏‎ ‎‏האשה מ׳ גיטל דיקקמאנן‏‎ ‎‏נפטרה עש״ק כ״א מרחשון תרנ״ו לפ״ק‏‎ ‎‏עת כי בא קצך ועזבת ארחות החלד‏‎ ‎‏על כנפי רננים נעלסה תעית? תרום ותנוח‏‎ ‎‏ולחיי נצח מרחם משחר עוד תולד‏‎ ‎‏ותחיה בהדרת קדש חיי עולם חיי רוח‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Frau Henriette Dickmann, geb. d. 13. Januar 1830, gest. d. 8. November 1895. Übersetzung Hier ist geborgen eine Krone ihres Gatten, Zierde ihrer Kinder, die Frau Gitel Dickmann, verschieden am Rüsttag des heiligen Schabbat, 21. Marcheschvan 656 der kleinen Zählung. Da die Zeit deines Endes gekommen ist und du die irdischen Pfade des Lebens verließest, auf fröhlichen Jubelflügeln setzt du auf, dich erhebend und ruhend, aus dem Schoße der Morgenröte wirst du zum Leben auf Dauer wieder geboren, und mögest leben in heiliger Pracht das ewige Leben, ein Leben des Geistes. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Diese auffallend schön komponierten Eulogie nimmt das biblische Hebräisch auf und webt es zu einem eigenständigen Text, in dem sie Verse verändert und anders wieder zusammensetzt. Sie widmet sich fast ausschließlich dem Gedanken des künftigen Lebens. Sie drückt die Hoffnung aus, äußert den Wunsch und ist geradezu vom Nachleben überzeugt. Dem "Ende" folgt die "Wiedergeburt", seiner einmaligen Erwähnung (Zl 5) steht dreimal das "Leben" gegenüber, verbunden mit "Dauer", "ewig" und "Geist", und dazu noch der Wunsch "du mögest leben" (Zln 7/8). Diese hier einmalige Eulogie verwendet auch eine für Inschriften seltener verwendete Form des Reims (abab). Das Fehlen eines Akrostichons, anders als beim Gatten, mindert die Qualität dieser Inschrift nicht im Geringsten. Die Angabe der Daten bleibt knapp. Der Name des Gatten ist nicht erwähnt, vermutlich weil er noch lebte. Ihr Geburtsname fehlt ebenfalls und wurde aus amtlichen Unterlagen ermittelt. Zl 2a: Spr 12,4. Zl 2b: Nach Spr 17,6. Zl 5a: Vgl. Klg 4,18 und Dan 8,17. Zl 5b: Nach Spr 2,19, dort ‎‏ארחות חיים‏‎, "die Pfade des Lebens". Das Wort ‎‏חלד‏‎, das nur fünf Mal in der Bibel vorkommt, bedeutet sowohl Leben, Lebensdauer (Ps 39,6) als auch die Welt, die Erde (Ps 49,2). Die Wiedergabe sucht beide Bedeutungen einzuschließen. Zl 6a: Ijob 39,13; dieser Ausdruck, kommt biblisch nur einmal vor, und vgl. auch Ex 19,4, dort: "auf Adlerflügeln getragen" (nach Zunz). Nach Raschi (zu Ijob 39,13) ist knaf renanim der sagenumwobene Riesenvogel bar jochani. Zl 6b: Nach Jes 52,13 und Ps 89,14; das drittletzte Wort ist nicht ganz sicher. In der Abfolge der Handlungen kommt erst die aktive, "sich empor erhebend", gefolgt von der passiven, "ruhend". Vgl. mit Dan 12,13, wo auch vom "Ende der Tage" gesprochen wird, aber in umgekehrter Reihenfolge der Verben: "du wirst ruhen, und du wirst auferstehen". Zl 7a: Vgl. Ps 110,3; dort: "aus dem Schoße der Morgenröte (strömt) der Tau deiner Jugend" (nach Zunz). Auch dieser Ausdruck kommt biblisch nur einmal vor. Zl 8a: Ps 29,2; in einer ähnlichen Form in Ps 110,3 aus dem vielleicht die Inspiration kam, s. Zl 7a. Zl 8b: Dan 12,2; von diesem bekannten Vers wird in Eulogien weitaus häufiger der erste Teil zitiert: "Und Viele von denen, die schlafen im Erdenstaube, werden erwachen ...". ======= che-480 Personalia 1896-11-25 Transkription ‎‏...‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[... בד]מי ימ[יו]‏‎ ‎‏בי׳ כ״א כסלו ונקבר בי׳ כ״ב [תרנ״ז]‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht mein Glück, mein Stolz, mein mir allzufrüh entrissener theurer innigstgeliebter Gatte, unser guter Vater Alfred N. Fuchs * d. 9. März 1851, d. 25. Novbr. 1896. Übersetzung ... ... ... ›in der Blüte seiner Tage‹ am 21. Tag des Kislev und begraben am 22. Tage 657. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: vgl. Jes 38,10 Kommentar Die genaue Anzahl der verlorenen hebräischen Textzeilen ist nicht mehr festzustellen. Zl 4: Das Todesjahr wurde entsprechend der Angabe in der deutschen Inschrift ergänzt. ======= che-532 Transkription Hier ruhet Fräulein Clara Goldner gest. d. 27. Novbr. 1896 Kommentar Das deutsche Fräulein ersetzt nunmehr die Angabe ‎‏בתולה‏‎, "Jungfrau", als Bezeichung für den "Ledigen-Stand" bei Frauen. Vgl. das gleiche "Formular" auch bei D 08-03 und D 10-04. ======= che-535 Transkription Hier ruhet Frau Sarah Beckert gest. d. 23. Janr. 1897. Kommentar Vgl. das gleiche Formular auch bei D 08-03 von 1894 und D 09-06 von 1896. ======= che-533 Transkription Hier ruhet in Gott mein lieber Mann, unser guter Vater, Bruder, Grossvater, Onkel u. Schwager Levi Schwarz gest. am 13. Nissan 5657 Es sank in dieses kühle Grab Ein gutes Vaterherz hinab Kommentar Die Inschrift ist zwar nur noch deutsch, die jüdische Komponente ist aber nicht nur durch das Symbol des Davidstern vertreten. Bei den Lebensdaten ist allein das Sterbedatum genannt und dies sogar nach dem jüdischen Kalender. Besonders ausführlich sind hier die Verwandtschaftsbeziehungen aufgeführt, der Sinnspruch auf der Rückseite weist aber darauf hin, daß es wohl die Kinder waren, die den Grabstein setzen ließen. Der Gedanke von den guten Eigenschaften, die mit dem Verstorbenen "ins Grab sanken", kommt hier zum ersten Mal vor. Ähnliche Sinnsprüche, wie von der "Liebe, die ins Grab sank" s. bei D 11-07 von 1899, 0555 von 1900 und C 22-03 von 1914. ======= che-536 Personalia 1897-04-20 Gitel Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏אשה חשובה מרת גיטל‏‎ ‎‏אשת ר׳ יחזקאל האממערשטיין‏‎ ‎‏ז״ל‏‎ ‎‏מתה ביום ב׳ דחה״מ פסח‏‎ ‎‏ונקברה ביום ד׳ שנת תרנ״ז‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet in Gott unsere innigstgeliebte, unvergessliche Mutter u. Grossmutter Frau Henriette Hammerstein geb. Casparius, geb. d. 12. Septbr. 1820 gest. d. 20. April 1897. Ruhe in Frieden! Übersetzung Hier ist begraben eine angesehene Frau, Frau Gitel, Gattin des Herrn Jecheskel Hammerstein, sein Andenken zum Segen, gestorben am 2. Zwischenfeiertag von Pessach und begraben am 4. (Zwischenfeier)tag, des Jahres 657 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Das Attribut "innigstgeliebt" kommt hier zum ersten Mal bei einer Frau vor und bis 1930 weitere 17 Mal. In Inschriften für Männer war es wohl beliebter, denn im gleichen Zeitraum wurde bei fast doppelt so vielen Männern dieses Attribut verwendet. Der optisch-kalligrafische Aufbau der hebräischen Inschrift ist gut gelungen. Die kurze Eulogie und der Name sowie Todes- und Begräbnisdatum nehmen jeweils zwei lange Zeilen ein, die jeweils von einer mittig geschriebenen Abkürzung voneinander getrennt sind. Zl 3: Der Familienname Hammerstein ist nach der deutschen Orthografie mit hebräischen Buchstaben wiedergegeben. ======= che-537 Personalia 1897-05-19 Transkription ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des LebensHeymann Leyser Kommentar Aus amtlichen Unterlagen geht hervor, daß die nicht mehr erhaltene Inschrift Heymann Leyser gewidmet war, der am 18.8.1816 geboren wurde und am 19.5.1897 verstarb. ======= che-682 Personalia 1897-12-03 Pinchas b. Issachar Transkription Hier ruht unser innigst geliebtes Kind Edmund Roos geb. d. 7. Oktober 1894, gest. d. 3. Dezember 1897. Ruhe in Frieden! ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הילד פנחס בן ר׳ יששכר‏‎ ‎‏מת ביום עש״ק ח׳ כסלו‏‎ ‎‏ונקבר ביום י״א שנת תרנ״ח ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben das Kind Pinchas, Sohn des Herrn Issachar, gestorben am Rüsttag des heiligen Schabbat, 8. Kislev, und begraben am 11. Tag, im Jahre 658. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der angelsächsische Name Edmund gehört zu den neu aufkommenden bürgerlichen Namen, s. auch E 06-02 von 1888 (Hugo) und 0695 von 1914 (Edgar). Das "traditionelle" bürgerliche Pendant von Pinchas war über Jahrhunderte hinweg Seligman oder Selig gewesen. Eine gewisse Verbindung zu Edmund läßt sich herstellen, wenn man in Betracht zieht, daß ed, angelsächsisch ead, Glück bedeutet. Vgl. die längere hebräische Inschrift mit 0679 von 1893 und 0681 von 1894. Der Familienname Roos kommt hier sonst nicht vor. ======= che-538 Transkription Hier ruhet in Gott unser lieber Sohn, Bruder und Schwager, der Kaufmann Siegfrie[d] Abraham, geb. 30. August 1862, gest. 4. Januar 1898. Ruhe sanft! Kommentar Der Beruf des Kaufmanns wird ab 1882 etwa ein dutzend Mal genannt. Dies zeugt sicherlich von einem gewissen Stolz über den wirtschaftlichen Aufstieg, aber auch von der Angleichung an die Umgebung. Dies bekräftigt hier auch die deutsche Schlußzeile, die recht beliebt war und hier ab 1882 über 40 Mal vorkommt. Andere Berufsangaben siehe D 08-03 (Techniker) und D 14-02 (Luftschiffer). Zur Namenskombination siehe B 15. ======= che-539 Personalia 1898-02-06 Löb b. David Josef Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏מורינו הרב ר׳ ליב‏‎ ‎‏בן הח״ר דוד יוסף ז״ל‏‎ ‎‏הנודע בשם רופא‏‎ ‎‏דאקטאר פיק‏‎ ‎‏זכר שמו לברכה‏‎ ‎‏כי הלך תמים ופעל צדק‏‎ ‎‏ודבר אמת בלבבו‏‎ ‎‏מת ביום י״ד שבט‏‎ ‎‏ונקבר בי׳ י״ז ש׳ תרנ״ח ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ Dr. Leo Pick geb. 6. Februar 1836, gest. 6. Februar 1898. Spr. Sal. Cap. 22. V. 1. Übersetzung Hier ist begraben unser Lehrer, der Meister, Herr Löb, Sohn des toragelehrten Herrn David Josef, sein Andenken zum Segen, der bekannt war als der Arzt Doktor Pick. Das Andenken seines Namens sei zum Segen, denn er wandelte lauter und übte Gerechtigkeit, auch sprach er Wahrheit in seinem Herzen. Er starb am 14. Tag des Schwat und wurde begraben am 17. Tag, des Jahres 658. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Eine Eulogie in dieser Form anzugeben bleibt hier einzigartig, ist aber von anderen Friedhöfen bekannt, etwa aus Arolsen (z.B. Nr. 0011 von 1878 und Nr. 0009 von 1880). Sie paßt sich damit der insgesamt knapp formulierten deutschen Inschrift an, die uns neben dem akademischen Titel wissen läßt, das Leo Pick an seinem 62. Geburtstag starb. Der hebräische Text ist beredter. Namen und Titel, weltlichen wie religiösen, sind fünf Zeilen gewidmet, denen eine dreizeilige Eulogie folgt, und die Inschrift ist insgesamt traditionell zu nennen. Zl 4: Vielleicht auch mit "der als Arzt bekannt war" oder "der einen guten Ruf hatte" zu übersetzen. Damit wäre eine Verbindung zu der Bibelstelle im deutschen Text gegeben, die den guten Ruf weitaus höher einstuft als Reichtum. Zl 6: vgl. Spr 10,7; s. dazu 0542 von 1898. Zln 7-8: Ps 15,2, hier in der Vergangenheitsform. Rückseite: Die Eulogie wurde hier auf die knappest mögliche Form verkürzt: Anstelle eines Zitates, eines Verses, ist nur die entsprechende Bibelstelle angegeben. Sie lautet hier nach der Übersetzung von Leopold Zunz: "Vorzüglicher ist Ruf als großer Reichtum, als Silber und Gold Wohlgefallen." ======= che-540 Transkription Hier ruht Frau Franziska Löwenstein geb. Goldschmidt, geb. d. 24. Juli 1860, gest. d. 18. Octbr. 1898. Friede sei ihrer Asche! Kommentar Zl 7: Über das Vorkommen dieser Schlußformel s. 0493 von 1887. ======= che-541 Personalia 1898-11-26 Transkription ‎‏תנצב״ה‏‎ [...] [...] [...] der Kauf[mann] Abraham. Josef. Frae[nk]el geb. d. 3. [Februar 1854] gest. d. 26. Novemb[er 1898] [...] Übersetzung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 5: Die nur mit ihren Anfangsbuchstaben angegebenen Vornamen lauten: Abraham Josef. Zln 6/7: Die Ergänzung der Lebensdaten wurde nach den amtlichen Unterlagen vorgenommen. ======= che-504 Personalia 1898-04-17 Mirjam b. Jehuda'Kupferberg 1917-09-02 Transkription Kupferberg ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה יקרה ונחמדה מרת מרים‏‎ ‎‏מתה לדאבון בעלה‏‎ ‎‏הח״ר יעקב קופפערבערג‏‎ ‎‏כ״ה ניסן תרנ״ח‏‎ ‎‏ונקברה בכבוד גדול ביום כ״ח‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ Frau Martha Kupferberg, geborene Salomon, geb. d. 13. November 1858, gest. d: 17. April 1898. Kein grössrer Schmerz, als sich im Leid auf altes Glück zurück besinnen. ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הח״ר יעקב‏‎ ‎‏בן הח״ר יהודה‏‎ ‎‏קופפערבערג‏‎ ‎‏מת ט״ו אלול תרע״ז‏‎ ‎‏ונקבר בכבוד גדול ביום י״ט בו‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht unser lieber Bruder, Schwager u. Onkel Jakob Kupferberg, geb. d. 17. November 1852, gest. d. 2. September 1917. Sein Charakter vornehm, Sein Wirken edel. Übersetzung Hier ist begraben die teure und angenehme Frau, Frau Mirjam, sie starb zum Kummer ihres Gatten, des toragelehrten Herrn Jaakow Kupferberg, (am) 25. Nissan 658 und wurde begraben mit großer Ehre am 28. Tag. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Hier ist begraben der toragelehrte Herr Jaakow, Sohn des toragelehrten Herrn Jehuda Kupferberg, gestorben 15. Elul 677 und begraben mit großer Ehre am 19. Tag desselben. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Die Inschriften sind nur scheinbar parallel aufgebaut. Beide sind dreigeteilt (s. auch D 09 und D 11), dem Hebräischen, mit dem beide beginnen, kommt so der höhere Stellenwert zu; beide teilen Namen und Lebensdaten im deutschen Text mit und enden jeweils mit einem zweizeiligen deutschen Sinnspruch. Dennoch läßt bereits ein flüchtiger Blick erkennen, daß der Aufbau selbst optisch nicht mehr ganz symmetrisch ist. So steht z.B. der in größeren Buchstaben geschriebene Name im deutschen Text bei Martha Kupferberg in der ersten Zeile, während er bei Jakob Kupferberg in der dritten steht. Die inhaltlichen Unterschiede sind noch größer und zeigen, wenn auch dezent, wie sich die Gewichtung der Sprachen in den 19 Jahren, die zwischen dem Tod der Eheleute lagen, verschoben hat. Hatte 1898 der hebräische Text eine Zeile mehr als der deutsche (7 und 6), so war 1917 deren Anzahl gleich. Beide hebräische Inschriften verzichten zwar auf eine Eulogie, doch sind Miriam Kupferberg lobende Beiworte vorangestellt, die beim Gatten fehlen. Während bei ihr der Gatte in der hebräischen Inschrift einbezogen ist, wird bei ihm die Verwandtschaft in der deutschen Inschrift genannt. Die deutsche Einleitungsformel, die bei ihr noch fehlt, leitet bei ihm den deutschen Text ein. Der zweizeilige deutsche Sinnspruch, mit dem sie enden, ist ebenfalls unterschiedlich. Bei Jakob Kupferberg werden zwar seine vorzügliche Eigenschaften beschrieben, doch ist der Spruch weniger persönlich als bei Martha Kupferberg, wo er allgemeiner formuliert wurde und dennoch persönlicher wirkt. ======= che-542 Personalia 1899-01-03 Jaakow b. Chaim Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש ישר ונאמן‏‎ ‎‏זכר שמו לברכה‏‎ ‎‏רבי יעקב בן ר׳ חיים‏‎ ‎‏מת ביום כ״א טבת‏‎ ‎‏ונקבר עש״ק ביום כ״ד שנת תרנ״ט‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht unser innigstgeliebter Vater mein treuer Gatte Herr Jacob Heller geb. am 7. Juli 1841 gest. am 3. Januar 1899 Übersetzung Hier ist begraben ein aufrechter und verläßlicher Mann, das Andenken seines Namens sei zum Segen, Herr Jaakow, Sohn des Herrn Chaim, gestorben am 21. Tag des Tewet und begraben am Rüsttag des heiligen Schabbat, am 24. Tag, im Jahre 659. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Beide Sprachen der Inschrift wurden zwar deutlich voneinander getrennt, doch indem sie je sieben Zeilen enthalten, wurde ihnen der gleiche Stellenwert zugedacht. Zl 3: vgl. Spr 10,7; dort: "das Andenken des Gerechten sei zum Segen", aber siehe auch die bekannte Hinzufügung ‎‏זכרונו לברכה‏‎, "sein Andenken zum Segen", hinter dem Namen von Verstorbenen. Die hier verwendete Form ist für Chemnitz sehr selten und nur noch einmal in einer Inschrift von 1896 zu finden (D 10-05). ======= che-543 Personalia 1899-01-16 Transkription ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏מ[...]‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Ruh[e in F]rieden! Übersetzung [...] [...] [...]Therese Hirsch Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= che-544 Transkription Louis Posner ======= che-546 Personalia 1899-08-04 Breine Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה יקרה‏‎ ‎‏תפארת ביתה‏‎ ‎‏מרת בריינא אשת ר׳ שלמה‏‎ ‎‏מתה במבחר שנותיה‏‎ ‎‏עש״ק יום כ״ח מנחם אב‏‎ ‎‏ונקברה ביום ב׳ דר״ח אלול תרנ״ט לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ Hier ruht in Frieden meine innigstgeliebte Gattin, unsere unvergessliche Mutter Anna Antscherl geb. Gutherz geb. 2. März 1856 gest. 4. August 1899 Viel Liebe sank mit dir ins Grab. Übersetzung Hier ist begraben eine teure Frau, Zierde ihres Hauses, Frau Breine, Gattin des Herrn Schlomo, gestorben in ihren besten Jahren (am) Rüsttag des heiligen Schabbat, 28. Tag des Menache Aw, und begraben am 2. Neumondstag Elul 659 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Dieser deutsche Sinnspruch erscheint hier in zwei weiteren Inschriften: 0555 von 1900 und C 22-03 von 1914. Einen ähnlichen Text, siehe D 09-07 von 1897. Zl 5: Zu "in ihren besten Jahren" s. D 01-01. Zl 6: Menachem, "Tröster", ist ein euphemistischer Name für den Trauermonat Aw. Zl 7: Alef-lamed-Ligatur im Monatsnamen. ======= che-549 Transkription Gustav Heidenheim 17.10.1850 19.10.1899 Rossel Heidenheim geb. Oppenheim 13.7.1863 20.11.1937 Kommentar Die für beide Texte gleiche Ausführung läßt darauf schließen, daß der beschriftete Teil nach dem Tod der Ehegattin, die ihren Mann um 38 Jahre überlebte, erneuert wurde. Die gebrochene Säule, ein beliebtes Motiv bei Jungverstorbenen, sicherlich für den 39jährig verstorbenen Gustav Heidenheim gedacht, wurde dann über dem gemeinsamen Grab aufgestellt. Eine weitere, kaum lesbare Inschrift befindet sich auf dem Sockel. Nach amtlichen Unterlagen wurde hier ebenfalls Bruno Heidenheim begraben, am 20.8.1885 geboren, am 24.12.1940 verstorben. ======= che-550 Personalia 1900-05-27 Zwi Transkription [...] [...] Louis Hurtig, [...] 1848 [...] Ruhe [sanft] ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...] צבי‏‎ ‎‏[...] יום כ״ח אייר‏‎ ‎‏[...] ביום ב׳ סיון תר״ס‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung ... [...] Zwi [...] (am) 28. Tag des Ijar [...] am 2. Tag des Sivan 660. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Die genaue Zeilenzahl beider Inschriften ist nicht mehr auszumachen. Zl 5: Ergänzung der Schlußformel nach der für die Gattin, in der Annahme, daß sie gleich lautete. Rückseite: Zln 2-4: Bei dem Namen handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um den Vatersnamen des hier Bestatteten. Die folgenden Daten sind Sterbe- und Begräbnisdatum. ======= che-552 Personalia 1900-06-16 Josef b. Zwi Hakohen Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הח״ר יוסף בהח״ר צבי הכהן‏‎ ‎‏נולד ביום כ״ז סיון שנת תק[.״.]‏‎ ‎‏מת [...] ש״ק י״ט סיון [תר]״ס לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott unser teurer unvergesslicher Gatte u. Vater der Kaufmann Josef Kahn(?) geb. d. 9. Juni 18[..] gest. d. 16. Juni [1900] Übersetzung Hier ist begraben der toragelehrte Herr Josef, Sohn des toragelehrten Herrn Zwi Hakohen, geboren am 27. Tag des Sivan 5[...], gestorben [..] heiligen Schabbat, 19. Sivan [6]60 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der Vorname bleibt im deutschen Text unverändert. Der Familienname ist teilweise verwittert, Kahn ist jedoch eher anzunehmen als Kann. Zum Beruf des Kaufmanns siehe D 08-03 und D 10-04. ======= che-553 Personalia 1900-08-09 Transkription ‎‏[...]‏‎ ‎‏האש[ה ...] הירש‏‎ ‎‏[...] ביום‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[תנצב״ה]‏‎ Übersetzung [...] die Fra[u ...] Hirsch [...] am Tag Rosa Hirsch geb. Jacoby [...] [...] [Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens] ======= che-554 Transkription [Hier ruh]t [...] Mutter [...] Dor[a Camn]itzer [Schmo]ller [...] 1839 [...] 1900 Kommentar Der Name wurde nach amtlichen Unterlagen ergänzt, aus denen auch die heute nicht mehr vollständig erhaltenen Lebensdaten (8.5.1839 - 30.8.1900) ermittelt werden konnten. ======= che-555 Personalia 1900-09-30 Rösel b. Jehuda Hakohen Transkription Hier ruhet in Gott unsere innigstgeliebte Schwester, Schwägerin u. Tante Rosalie Teppich aus Anklam i. Pomm. geb. 27. August 1849, gest. 30. Septbr. 1900. Viel Liebe sank mit dir ins Grab. ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הבתולה החשובה‏‎ ‎‏רויזל‏‎ ‎‏בת המנוח הח״ר‏‎ ‎‏יהודה הכהן ז״ל‏‎ ‎‏נולדה ביום ב׳ ט׳ אלול שנת תר״ט‏‎ ‎‏נפטרה ביום א׳ ז׳ תשרי‏‎ ‎‏ונקברה ביום ה׳ י״א תשרי‏‎ ‎‏שנת תרס״א לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben die angesehene Jungfer Rösel, Tochter des Seligen, des toragelehrten Herrn Jehuda Hakohen, sein Andenken zum Segen, geboren am Tag 2, 9. Elul des Jahres 609, verschieden am Tag 1, 7. Tischri, und begraben am Tag 5, 11. Tischri des Jahres 661 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Vgl. den formellen Aufbau der hebräischen Inschrift sowie die kalligrafische Ausführung mit Grabmal 0559, ebenfalls für eine unverheiratete, wenn auch jüngere Frau. ======= che-556 Personalia 1900-10-05 Transkription Hier ruhet in Gott meine geliebte Frau, unsere gute Mutter, Fanny Gottgetreu geb. Hirsch, geb. 25. März 1870, gest. 5. Octob. 1900. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= che-513 Personalia 1900-11-20 Schimon b. Josef Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש נכבד וחנן דלים הח״ר שמעון בהח״ר יוסף‏‎ ‎‏נולד ביום ז׳ ניסן שנת תר״ח‏‎ ‎‏מת ביום כ״ח מרחשון שנת תרס״א לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet in Gott unser guter Gatte u. Vater Simon Posner, geb. am 10. April 1848, gest. am 20. Novbr. 1900. Übersetzung Hier ist begraben ein geehrter Mann und ›den Darbenden zugetan‹, der toragelehrte Herr Schimon, Sohn des toragelehrten Herrn Josef, geboren am 7. Tag des Nissan des Jahres 608, gestorben am 28. Tag des Marcheschvan des Jahres 661 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 28,8 Kommentar Die ausdrückliche Erwähnung von Wohltätigkeit, wie sie hier in Zl 2 ausgedrückt wurde, kommt in Chemnitz selten vor, und bis auf diese Inschrift wurden sonst ausschließlich Frauen als "den Darbenden zugetan" beschrieben (s. D 01-01, D 03, 0516 und G 04-06). Zl 2a: vgl. 1 Sam 9,6. Zl 2b: vgl. Spr 19,17. ======= che-558 Personalia 1900-11-29 Israel b. Awraham 1917-08-08 Riwka b. Gerschon Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏ר׳ ישראל ב״ר אברהם‏‎ ‎‏מת ז׳ כסלו תרס״א‏‎ ‎‏ואשתו מ׳ רבקה ב״ר גרשון‏‎ ‎‏מתה כ׳ מנחם אב תרע״ז‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhen in Gott unsere lieben Eltern Isidor Abrahamsohn geb. d. 3. Oktober 1823, gest. d. 29. November 1900. Rebecka Abrahamsohn geb. d. 23. Oktober 1823, gest. d. 8. August 1917. Übersetzung Hier sind begraben Herr Israel, Sohn des Herrn Awraham, gestorben 7. Kislev 661, und seine Gattin, Frau Riwka, Tochter des Herrn Gerschon, gestorben 20. Menachem Aw 677. Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der Vatersname wurde hier zum Familiennamen. Auch hier wurden der bürgerliche und der hebräische Name durch den gleichen Anfangslaut verbunden, s. auch bei 0495 und 0551 . Das Grabmal für die Eheleute Abrahamsohn wurde nicht erneuert, sondern die Inschrift für die 17 Jahre später verstorbene Rebecka Abrahamsohn wurde hinzugefügt, wie sich anhand der unterschiedlichen Ausführung sowohl der hebräischen als auch der deutschen Buchstaben beider Inschriften feststellen läßt. (Vgl. z.B. mit dem Grabmal für die Eheleute Fränkel [D 25-06/07], zwischen deren beider Tod ebenfalls 17 Jahre lagen, das Grabmal aber erneuert wurde.) Zl 5: Menachem, "Tröster", ist ein euphemistischer Name für den Trauermonat Aw. ======= che-508 Personalia 1900-02-28 Mosche b. Seew 1933-01-13 Mirjam b. Awraham Transkription Familie Moritz Goeritz. ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש נכבד ושוע‏‎ ‎‏פאר אנשים וכשרון מעללים‏‎ ‎‏עושה צדקות בכל עת‏‎ ‎‏ושארית ברכה הניח אחריו‏‎ ‎‏הח״ר משה בן הח״ר זאב‏‎ ‎‏מת ביום כ״ט אדר ראשון‏‎ ‎‏ונקבר בכ״ג ביום ג׳ אדר שני‏‎ ‎‏שנת תר״ס לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ :‏‎ Hier ruht in Gott Herr Moritz Goeritz, geb. den 27. August 1843, gest. den 28. Februar 1900. Ein Charakter voll Adel, Ein Herz unermesslich, Ein Wandel ohne Tadel, Ein Mann unvergesslich. ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏אשה יקרה‏‎ ‎‏מרת מרים‏‎ ‎‏בת ר׳ אברהם‏‎ ‎‏נולדה י״ח טבת תר״י‏‎ ‎‏מתה ט״ז טבת תרצ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott Frau Marie Goeritz geb. Bial, geb. den 7. Februar 1850, gest. den 13. Januar 1933. Liebe und Wohltun war der Inhalt ihres Lebens. Übersetzung Hier ist begraben ein ehrenwerter Mann, ein Edler, Pracht der Männer und von tüchtigen Werken, Gerechtigkeit übend zu jeder Zeit, und bleibenden Segen ließ er zurück, der toragelehrte Herr Mosche, Sohn des toragelehrten Herrn Seew, gestorben am 29. Tag des ersten Adar und begraben mit großer Ehre am 3. Tag des zweiten Adar des Jahres 660 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Hier ist begraben eine teure Frau, Frau Mirjam, Tochter des Herrn Awraham, geboren 18. Tewet 610, gestorben 15. Tewet 693 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Rechts: Unstimmigkeit in der Angabe des Geburtsdatums: Der 18. Tewet 610 fiel auf Mittwoch, den 2.1.1850, der 7.2.1850 fiel auf Donnerstag, den 25. Schwat 610. Der große zeitliche Abstand zwischen dem Tod der Eheleute zeigt sich auch in ihren Inschriften, die sich optisch, stilistisch und inhaltlich voneinander unterscheiden, auch wenn das Bemühen der Hinterbliebenen um den parallelen optischen und inhaltlichen Aufbau erkennbar ist. Die Dreigliederung wurde auch bei der Ehefrau beibehalten, ebenso wie die Reihenfolge der einzelnen Elemente. Beide beginnen mit dem hebräischen Text, der einem traditionellen Muster folgt. Der Einleitungsformel folgen nach der Eulogie der Name und die Daten sowie der Schlußsegen. Der deutsche Text folgt dem gleichen Schema: auf die Einleitungformel folgen Namen und Lebensdaten sowie eine Eulogie. Dennoch lassen sich die Unterschiede bereits optisch in der ungleichen Anzahl der Zeilen leicht erkennen. Sie zeigen aber auch die veränderte Relation der Sprachen zueinander. Hatte der Text des Ehegatten zehn hebräische gegenüber acht deutschen Zeilen, so sind es bei der Ehefrau jeweils sieben. Die Eulogie für Moritz Goeritz ist eine Zusammenstellung zweier Vorschläge für Grabschriften, die sich im Sefer Hachajim finden: die für "Gemeindevorsteher" (S. 259, Nr. 8), gefolgt von der "für einen Wohltätigen" (S. 259, Nr. 7). Der deutsche Text sucht die Charakterisierung im hebräischen Text in freier Übersetzung wiederzugeben: ‎‏איש נכבד ושוע‏‎, hier mit "ein ehrenwerter Mann, ein Edler" übersetzt, wenn auch sehr frei, auch mit: "ein Charakter voll Adel" wiedergeben; ebenso die in Zl 4 umschriebene Wohltätigkeit mit "ein Herz unermesslich", gleiches gilt für Zl 5 und die Wiedergabe in Zl 18. Stilistisch ist der deutsche Text als gelungener zu bezeichnen, weil er epigrammatisch knapp reimt. Die hebräische Eulogie für Marie Goeritz enthält nur das Attribut "die Teure", ihre zweizeilige deutsche Eulogie erinnert durchaus an eine beliebte hebräische Eulogie ‎‏גמלה חסד ואמת כל ימי חייה‏‎, "wahrhaftige Liebeswerke übte sie alle Tage ihres Lebens". Schließlich zeigt sich der zeitliche Abstand zwischen beider Tod auch in der Angabe der Daten. Beim Ehegatten wurde im hebräischen Teil die traditionelle Form der Angabe von Todes- und Begräbnistag verwendet und nur im deutschen Text auch das Geburtsdatum angegeben. Bei der Ehegattin hingegen steht im hebräischen Text, genauso wie im deutschen, sowohl der Geburts- als auch der Todestag geschrieben. Links: Zl 2a: vgl. 1 Sam 9,6. Zl 4a: vgl. Ps 103,6. Zl 5: vgl Ez 44,30 und Joel 2,14. Zur Eulogie s. auch bei D 03 und 0495. ======= che-559 Personalia 1901-01-15 Sara b. Refael Halevi Transkription Ruhestätte unserer herzensguten, unvergeßlichen Tochter u. Schwester Clara Tebrich geb. in Döbeln, am 13. Dezember 1880. gest. in Chemnitz, am 15. Januar 1901. Entsagungsvoll - dein Leben. Der Eltern Glück - dein Streben. ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הבתולה הצנועה וחסודה‏‎ ‎‏שרה‏‎ ‎‏בת הח״ר‏‎ ‎‏רפאל הלוי‏‎ ‎‏נולדה יום ב׳ י״א טבת שנ׳ תרמ״א‏‎ ‎‏הל״ע ברוב מכאובים ביום ג׳ כ״ד טבת‏‎ ‎‏ונקברה בכבוד גדול עש״ק כ״ז טבת‏‎ ‎‏שנת תרס״א לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben die züchtige und anmutige Jungfrau Sara, Tochter des toragelehrten Herrn Refael Halevi, geboren Tag 2, 11. Tewet des Jahres 641. Unter großen Schmerzen ging sie hin in ihre Welt am Tag 3, 24. Tewet, und wurde begraben mit großer Ehre am Rüsttag des heiligen Schabbat, 27. Tewet des Jahres 661 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Vgl. den formellen Aufbau der hebräischen Inschrift sowie die kalligrafische Ausführung mit Grabmal 0555, ebenfalls für eine, wenn auch 51jährige Unverheiratete. Das Grabmal wurde von dem Bildhauer H. Dittrich in Döbeln angefertigt, dem Geburtsort der Jungverstorbenen, und nicht vom gleichnamigen, vielleicht verwandten Steinmetzen Gustav Dittrich in Chemnitz, von dem einige Dutzend Grabmale auf dem Friedhof stammen und der um jene Zeit dort bereits tätig war. Zl 6: Döbeln liegt rd. 35 km nördlich von Chemnitz und ist heute eine Kreisstadt mit über 26.000 Einwohnern (1993). Rückseite: Zl 7: Koh 12,5. "Unter großen Schmerzen" meint auch das kurze, "entsagungsvolle" Leben von Sara, wie es in Zl 10 im deutschen Text beschrieben wird. ======= che-698 Personalia 1901-02-12 Transkription Hier ruhet unser liebes Kind Franz Rothschild geb. d. 5. Juli 1900 gest. d. 12. Febr. 1901 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Ob die Schrifttafel zu diesem Grab gehört, ist fraglich, zumindest fehlt das dazugehörende Grabmal. Franz gehört zu den neu aufkommenden bürgerlichen Vornamen, hier erstmalig bei einem 1894 Geborenen (C 01-01/02), siehe auch E 06-02 von 1888 (Hugo), E 11-07 von 1897 (Edmund), E 15-05 von 1911 (Heinz) und 0695 von 1914 (Edgar). ======= che-560 Personalia 1901-03-03 Transkription Hier ruht Martin Herm. Dessauer, gest. d. 3. März 1901. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= che-691 Transkription Hier ruhet in Frieden unser geliebtes Kind Salo Gewürz, geb. 5. [...] 1901, [gest. ... 190]1 Kommentar Ob der kleine Grabstein auch ursprünglich auf dem großen Sockel stand, ist fraglich. ======= che-562 Personalia 1901-09-16 Breindel Solomonica b. Mosche Alexandroff Transkription Hier ruht meine heißgeliebte unvergeßliche Gattin Frau Maria Solomonica geb. Alexandroff geb. d. 13. April 1867 gest. d. 16. September 1901. Der Glaube tröstet wo die Liebe weint. ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏אשת חיל האשה‏‎ ‎‏בריינדיל סָאלָאמָאנִיקַא‏‎ ‎‏אשת הח״ר‏‎ ‎‏יִסָאנִי סָאלָאמָאנִיקַא‏‎ ‎‏בת ר׳ משה אלכּסנדראוו‏‎ ‎‏מִמאָזִר רוּסְסְלַאנד‏‎ ‎‏נפטרה יום ב׳ ג׳ תשרי‏‎ ‎‏שנת תרס״ב‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben eine tüchtige Gattin, die Frau Breindel Solomonica, Gattin des toragelehrten Herrn Jüsony Solomonica, Tochter des Herrn Mosche Alexandroff aus Mosir(?), Russland, verschieden (am) Tag 2, 3. Tischri des Jahres 662. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Die Namen sind teilweise punktiert, wobei man die diakritischen Zeichen eher unter den Vokalen als unter den davor stehenden Konsonanten vermuten würde, so wie es in der jiddischen Schreibweise von nichthebräischen Namen häufig geschieht. Werden die Konsonanten punktiert, so ist die Lesung eindeutig und die Nachschaltung der Vokale erübrigt sich. "Russland" ist nach deutscher Orthografie mit hebräischen Buchstaben wiedergegeben und zusätzlich vokalisiert. Der Herkunftsort ist nur im hebräischen Text genannt. Der gleiche deutsche Sinnspruch, der die Bedeutung des Glaubens in Zeiten der tiefen Trauer betont, widmete der Gatte auch seiner zweiten Frau, die ebenfalls jung verstarb. Rückseite: Zl 2: Spr 31,10. Zl 7: Der russische Ortsname ist nicht klar. Zl 8: Der Todestag fiel auf das Gedaljafasten, was die Inschrift jedoch nicht eigens erwähnt. Dieser Fastentag am 3. Tischri erinnert an die Ermordung des judäischen Statthalters nach der Zerstörung Jerusalems 586 vor der allgemeinen Zeitrechnung (s. 2 Kön 25, 23-25). ======= che-531 Personalia 1901-10-11 Jehonatan b. Josef Dickmann Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏ר׳ יהונתן בן ר׳ יוסף דיקקמאנן‏‎ ‎‏נפטר ביום עש״ק כ״ח תשרי‏‎ ‎‏ונקבר א׳ דר״ח מרחשון‏‎ ‎‏תרס״ב לפ״ק‏‎ ‎‏יראת אלהים וצדקה הלך לפניו‏‎ ‎‏הגון ואהוב היה לכל יודעיו‏‎ ‎‏ועולה לא נמצא בשפתיו‏‎ ‎‏ניב שפתינו הקשב וראה דמע עינים‏‎ ‎‏תשלח? (תשלם?) ... אל בשמים‏‎ ‎‏נפשו צרורה תהי בצרור החיים‏‎ Herr Jonas Dickmann geb. d. 28. September 1829 [...] Übersetzung Hier ist begraben Herr Jehonatan, Sohn des Herrn Josef Dickmann, verschieden am Rüsttag des heiligen Schabbat, 28. Tischri, und begraben am 1. Neumondtag Marcheschvan 662 der kleinen Zählung. Gottesfurcht und Wohltätigkeit schreiten vor ihm her, würdig und geliebt war er allen, die ihn kannten und Falsch ward nicht gefunden auf seinen Lippen, unseren Worten lausche und siehe in den Augen die Träne, [...] Gott im Himmel, seine Seele, eingebunden sei sie im Bündel des Lebens. Kommentar Zl 2: Der Familienname Dickmann ist nach der deutschen Orthografie mit hebräischen Buchstaben wiedergegeben. Zl 6: nach Jes 58,8 und Ps 85,14. Zl 8: Mal 2,6. Zl 9a: Jes 57,19; dieser Ausdruck kommt nur dies einzige Mal in der Bibel vor (ein Hapax legomenon) und bedeutet wörtlich "die Frucht unserer Lieben", "dem was unsere Lippen ausdrücken". Die Übersetzung sucht die idiomatische Bedeutung wiederzugeben, die dieser Ausdruck erhalten hat. Zl 9b: vgl. 2 Kön 20,5 und Jes 38,5: "Die Träne sehen". Die Verbindung von Träne und Augen z.B. Jer 31,16. Sehr nahe kommt ein Vers aus einem Pijjut (liturgische Dichtung) aus dem Abendgebet zum Versöhnungstag: ‎‏קולי שמע וראה דמע עיני‏‎, der in der Übersetzung von Michael Sachs "Meine Stimm o vernimm! Sieh im Aug die Thräne". lautet. Es mag auch deshalb die Quelle für diesen Satz gewesen sein, weil Dickmann nur zwei Wochen nach dem Jom Kippur gestorben war. Möglich ist aber auch, daß hier ‎‏דמעות עינים‏‎, "verweinte Augen" gemeint ist, ein Ausdruck aus der modernen hebräischen Literatur, d.h. ab der Zeit der Aufklärung. Zl 11: Die Syntax des standardisierten Schlußsegen wurde hier um des Akrostichon willen verändert. ======= che-564 Personalia 1902-02-13 Aw[raha]m b. [A]haron Transkription Hier ruhet mein geliebter unvergesslicher [herz]ensguter Mann [Abra]ham B[raun] geb. d. [14. Sept. 1839] gest. d. 13. Febr. 190[2] Friede seiner Asche ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש ישר החבר‏‎ ‎‏אב[רה]ם בן ה״ה‏‎ ‎‏[...א]הרון ז״ל‏‎ ‎‏נפטר יום ו׳ אדר‏‎ ‎‏[שנ]ת תרס״ב לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ein aufrechter Mann, der toragelehrte Aw[raha]m, Sohn des geehrten Herrn [A]haron, sein Andenken zum Segen, verschieden am 6. Tag des Adar [des Jah]res 662 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zum Sinnspruch s. D 05-05. Rückseite: Zl 2a: Ijob 1,8; 2,3. Zl 4: Hier fehlt vermutlich ein Titel wie toragelehrt. Zl 5: Das Jahr 5662 war ein Schaltjahr, Awraham starb im ersten Adar. ======= che-565 Personalia 1902-04-10 Schalom Lichtwitz Transkription Hier ruht in Gott mein heissgeliebter Mann, unser liebevoller Vater Fritz Lichtwitz, geb. am 2. Juli 1868, gest. am 10. April 1902. Den Seinen unvergeßlich! ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏שלום ליכטויטץ נפטר ג׳ ניסן תרס״ב‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Schalom Lichtwitz, verschieden 3. Nissan 662. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Deutliches Übergewicht der deutschen Inschrift, die sowohl im oberen Bereich des Grabmals angebracht wurde als auch die überwiegende Mehrzahl der Zeilen füllt. Zl 9: Der Familienname Lichtwitz ist nach der deutschen Orthografie mit hebräischen Buchstaben wiedergegeben. Der Vorname Fritz ist nur scheinbar eine willkürlich gewählte deutsche Entsprechung für Schalom. Ob diese Kurzform von Friedrich oder von Siegfried stammt, beide Namen enthalten das Substantiv Frieden. Hier ist eher Siegfried als Ursprungsname zu vermuten, der damals und auch zu Anfang des 20. Jahrhunderts ein recht beliebter Name war. Als prominentes Beispiel für diese Namensgebung sei Fritz Rosenthal, der unter dem Namen Schalom Ben-Chorin sehr bekannt wurde. ======= che-683 Transkription Jakobine Marga Höxter geb. 6. Decbr. 1898 gest. 3. Aug. 1902 Kommentar Sowohl der Familienname Höxter als auch die Vornamen Jakobine und Marga kommen hier kein weiteres Mal vor, vgl. auch mit E 06-11 von 1892 (Gertrude). ======= che-566 Personalia 1902-09-29 Lea Klipstein Transkription Frau Helene Klipstein geb. Korngold geb. am 6. Jan. 1867 gest. am 29. Sept. 1902 ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏ל+מעט היתה הצלחתי‏‎ ‎‏א+תך יונתי יקרתי‏‎ ‎‏ה+בנים הרכים בימים‏‎ ‎‏ק+ולם נשמע בשמים‏‎ ‎‏ל+אם מבקשים מאין הפוגות‏‎ ‎‏י+ום ולילה צעקים‏‎ ‎‏פ+עלתיך אנחנו צריכים‏‎ ‎‏ש+די רחם על צאן הנדחים‏‎ ‎‏ט+וב יגמול עבור זכיותיה‏‎ ‎‏י+ען כי ישרה דרכיה‏‎ ‎‏נ+שמתה בגן עדן יעלה‏‎ ‎‏נפטר׳ יום ב׳ כ״ו אלול תרס״ב‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben zum Geringen wurde (gering war) mein Glück,Lea Klipstein mit dir, meine Taube, meine Teure, die Kinder, noch zart an Tagen, ihre klagende Stimme ist im Himmel zu hören, nach der Mutter verlangen sie ohne Unterlass, Tag und Nacht schreiend, deine Taten, die benötigen wir, Allmächtiger erbarme dich ob der zersprengten Schafe, Gutes möge er vergelten um ihrer Verdienste willen, weil doch ihre Wege gerade waren, möge ihre Seele in den Garten Eden hinaufsteigen, sie verschied am Tag 2, 26. Elul 662. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der Anfang dieser Inschrift ist sehr persönlich gehalten, die Wahl eines Verses aus dem Hohelied ist eine Liebeserklärung des Ehemannes an seine frühverstorbene Frau. Danach wendet er sich an den Leser und berichtet von dem Schicksal der kleinen Kinder, die von ihrer Mutter verlassen wurden. Er stellt ihre bittere Klage in den Mittelpunkt der Eulogie und widmet ihr sieben der 14 Zeilen. Die Inschrift endet mit der Hoffnung und dem Wunsch, Gott möge die Verdienste der Mutter vergelten und ihre Seele in den Garten Eden hinaufsteigen lassen. Diese Inschrift ist zwar aus biblischen Komponenten verfaßt, doch sind es weniger genaue Zitate sondern einzelne Wörter, aus denen hier die Verse gebildet wurden, die so in der Bibel nicht vorkommen. Es ist eine durchaus gekonnte Komposition, ein trotz Erschwerung durch ein volles Akrostichon gelungener Versuch, einen eigenständigen Text zu verfaßen. Der Name der Verstorbenen erscheint in der hebräischen Inschrift nur im Akrostichon, der Vorname des Gatten ist ebensowenig genannt wie der des Vaters. Namen und Daten sind fast ausschließlich dem deutschen Text vorbehalten. Damit ergänzen sich die räumlich getrennten Teile Gedicht und Formales, Hebräisch und Deutsch, zu einen gelungenen Ganzen. Zl 2: Num 26,56; ‎‏לנעט‏‎ kommt nur noch zwei weitere Male in der Bibel vor (Chag 1,9 und 2 Chr 29,34), kann auch mit "wenig", "minderhaltig", übersetzt werden. ‎‏הצלחה‏‎ , hier mit "Glück" wiedergegeben, meint ebenso Erfolg, Gelingen und ist mittelalterliches Hebräisch. Zl 3: Nach Hld 5,2 und 6,9; dort: "meine Traute, meine Taube, meine Holde" bzw. "eine ist sie, meine Taube, meine Holde". Zl 4: Gen 33,13 und BerR 90,3. Zl 5: Nach Jer 31,15; dort: "eine Stimme der Klage wird zu Ramah gehört". Vgl. auch 1 Sam 5,12: "... und das Geschrei der Stadt stieg zum Himmel empor". Zl 6a: Ex 10,11 u.ö. Zl 6b: Klgl 3,49. Zl 7: Vgl. Ps 88,2; dort: "Ewiger Gott meine Hilfe, am Tage schrei' ich, bei Nacht vor dir" (nach Zunz). Zl 8a: Nach Jer 31,15. Zl 8b: Nach 2 Chr 2,15; dort ‎‏צרכו‏‎ , "sein Bedarf", kommt nur dort vor. Hier wurde das nichtbiblische ‎‏צריכים‏‎ , "gebraucht" und mit benötigen wiedergegeben, wegen der Lage, in der sich die Kinder befanden. Zl 9a: Nach Gen 43,14. Zl 9b: ‎‏צאן הנדחים‏‎ nach Jer 23,2, dort: ‎‏״אתם הפצתם את צאני ותדחום״‏‎, "ihr habt meine Schafe zerstreut und habt sie verstoßen."; , ndxi^m