====== sdh-50 Personalia 1713-02-21 Mosche Chajim? b. Feiwer?'Wallich? Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש תם וישר [...]‏‎ ‎‏[...] לא סר‏‎ ‎‏ה״ה משה חיים? ב׳ פייבר?‏‎ ‎‏זליך? נפ׳? ביו׳ א׳ ך״ה? שבט‏‎ ‎‏תע״ג? ל׳ תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein lauterer und aufrechter Mann‹ [...] [...] wich er nicht, es ist Mosche Chajim?, Sohn des Feiwer? Wallich?, verschieden am Tag 1, 25.? Schwat 473? nach der (kleinen) Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 Kommentar Das Jahr 473 entspricht dem bürgerlichen Jahr 1712/13 (dass hieße gestorben am 21. Februar 1713). Die Lesung ist jedoch sehr unsicher. Möglich wäre zum Beispiel auch ‎‏תצ״ג‏‎ / 493 / 1732/33 (gestorben am 10. Februar 1733). Diese beiden angegebenen Daten fielen jedoch jeweils auf Dienstag und nicht auf Sonntag wie nach der auch in diesem Punkt sehr unsicheren Lesung, die Angaben stimmen also jeweils in sich nicht. Solange nicht das ganze Datum sicher lesbar ist, läßt sich die Wiedergabe nicht verifizieren. ====== sdh-73 Personalia 1726-09-27 Alexande(r) b. Je]huda Schlomo Transkription ‎‏עד‏‎ ‎‏הגל הזה ועדה‏‎ ‎‏המצבה שפה‏‎ ‎‏טמון איש ישר‏‎ ‎‏ונאמן הולך תמי׳‏‎ ‎‏ופועל צדק ה״ה‏‎ ‎‏[הנ]עדר כ׳ אלכסנד׳‏‎ ‎‏בן [י]הודא שלמה‏‎ ‎‏ז״ל נ[פטר] ביו׳ ב׳ דר״ה‏‎ ‎‏תפ״ז [לפ״]ק תנצב״ה‏‎ Übersetzung ›Zeuge ist dieser Hügel und Zeugin diese Stele‹, daß hier geborgen ist ›ein aufrechter und getreuer Mann‹, ›lauter wandelnd und Wohltat wirkend ‹, es ist [der Ver]blichene, der geehrte Alexande(r), Soh[n des Je]huda Schlomo, sein Andenken zum Segen, ver[schieden] am 2. Tag von Neujahr 487 [nach der] kleinen [Zählung.] Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zln 1-3: Gen 31,52 Zl 4f: Av 6,1 Zl 5f: Ps 15,2 Kommentar Dieser Stein ist aufgrund der Lage und Gestaltung sicher einer der ältesten Grabsteine des Friedhofs. Zln 1-3: Diese Einleitungsformel, die insbesondere im Mittelalter beliebt war, wird hier im Folgenden kombiniert mit der später allgemein üblichen Wendung Hier ist geborgen. Zl 10: Die Lesung des Sterbejahres ist nicht ganz sicher. Möglich ist auch ‎‏תק״ז‏‎ (5507), dann fiele das Sterbedatum auf den 16. September 1746. Allerdings stimmt dies nicht mit den Angaben in den Kammerrechnungen (siehe unten) überein. ====== sdh-41 Personalia 1740-05-03 Täubchel b. Schmuel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה מ׳ טייבכל בת כ״ה‏‎ ‎‏שמואל נפטרת בשם טוב‏‎ ‎‏[...] ונקברת ביו׳ ג׳ ו׳ אייר ת‏‎ ‎‏ק לפ״ק ׃ לעני פרשה כפה‏‎ ‎‏[...] תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die Frau Täubchel, Tochter des geehrten Herrn Schmuel, verschieden ›mit gutem Namen‹ [...] und begraben am Tag 3, 6. Ijar 5- 00 der kleinen Zählung. ›Dem Armen öffnete sie ihre Hand‹ [...] Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: bBer 17a Zl 5: Spr 31,20 Kommentar Der Anrede in Zeile 2 läßt vermuten, dass Täubchel verheiratet war. Die Annahme wird gestützt durch die Wahl eines Verses aus dem allsabbatlich vom Gatten rezitierten Lob auf die tüchtige Gattin (Sprüche 31,10-31,31). Die Tatsache, dass der Gattenname nicht genannt wird, könnte darauf hindeuten, dass dieser seine Frau überlebte. ====== sdh-66 Personalia 1740-06-04 [Fei?]wer Wallich Transkription ‎‏[...] פה‏‎ ‎‏טמון?‏‎ ‎‏איש תם וישר‏‎ ‎‏ה״ה [...]בר ואלך‏‎ ‎‏אשרי האיש‏‎ ‎‏אשר בדרך‏‎ ‎‏ישרה ובשיבה‏‎ ‎‏טובה הלך לעו׳‏‎ ‎‏ש״ק ט׳ סיון ונק‏‎ ‎‏בר ביו׳ תנצב״ה‏‎ Übersetzung [...] Hier ist geborgen? ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, es ist [Fei?]wer Wallich, ›Wohl dem Manne‹, welcher auf rechten Philipp WallichWeg und ›in gutem Greisenalter‹ ›hinging in seine Welt‹ (am) heiligen Schabbat, 9. Sivan, und begraben wurde am Tag [...]. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: Ijob 1,8 Zl 5: Ps 1,1 Zl 7f: Gen 25,8 | Zl 8: vgl. Koh 12,5 Kommentar Vielleicht ist hier der Schlusssegen auch als Chronostichon mit dem Zahlenwert 547 zu lesen, das entspräche dem Jahr 1786/87, und der 9. Sivan 547 fiel auf Samstag, den 26. Mai 1787. Wahrscheinlicher ist jedoch daß das Sterbejahr in der heute nicht mehr zu lesenden, oberen Kopfzeile stand (siehe auch unten). Dieser Grabstein wurde seiner relativ schlichten Inschrift ungeachtet für eine bedeutende Persönlichkeit aufgestellt. Kein anderer Stein in Sondershausen trägt Schriftzeilen im Giebel, die dem Bogenverlauf folgen. Auch die Kombination der Eulogie mit der Wendung für das Sterben ist hier einzigartig. Selten ist auch, dass auf die Nennung eines Vaternamens (Abraham) verzichtet wird, während der Verstorbene hier gleichzeitig einer Familie angehörte, die schon lange vor den entsprechenden Gesetzen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen feststehenden und weitervererbten Familiennamen trug. Wahrscheinlich wurde dieses Grabmal für den Juwelier Philipp Abraham Wallich errichtet, wohl eines der vermögendsten und einflussreichsten Mitglieder der damaligen Gemeinde, Hoffaktor am Hofe der Fürsten Christian Wilhelm und Günther I. von Schwarzburg-Sondershausen und laut Grabstein seines Sohnes auch Arzt. Laut der Grabsteine seiner Gattin und der Söhne lautete sein jüdischer Name Feiwer, und auch der Name des hier bestatteten Mannes aus der Familie Wallich endet auf -wer. Philipp Abraham Wallich starb um 1740/41, nach anderen Angaben um 1745, doch nur im Jahr 1740/(5)500 fiel der in der Inschrift angebene Sterbetag 9. Sivan auf einen Samstag, und zwar am 4. Juni 1740. Zln 5, 6, 8: Mit Psalm 1,1 (dort: "Wohl dem Manne, der nicht wandelt im Rate der Frevler ...") wird hier die Eulogie eingeleitet und in Zl 8 fortgesetzt bzw. wieder aufgenommen durch die an Kohelet 12,5 angelehnte Wendung "Er ging hin in seine Welt" oder "seine Ewigkeit", die zur Angabe des Sterbedatums überleitet. Zln 9-10: Zeilenübergreifendes Wort. In Zl 10 fehlt die Angabe des Begräbnistages sowie das Sterbejahr, möglicherweise wurde sie mit der Kopfzeile im Giebel fortgesetzt. ====== sdh-57 Personalia 1740-06-06 Jehuda b. Schmuel Transkription ‎‏פה‏‎ ‎‏טמון איש? תם?‏‎ ‎‏כמ״ר יהודה בן שמואל‏‎ ‎‏מק״ק וו״[ב?] נפטר ונקבר‏‎ ‎‏ביו׳ ב׳ י״א סיון ת״ק ל״פ‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ein lauterer? Mann?, der geehrte Herr Jehuda, Sohn des Schmuel? aus der heiligen Gemeinde W...?, verschieden und begraben am Tag 2, 11. Sivan 500 der Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Dies ist das einzige Grabmal in Sondershausen bis in die 1820er Jahre hinein, das nicht aus Sondershäuser Muschelkalk, sondern aus dem vermutlich teureren Seeberger Sandstein gefertigt wurde. Zl 4: Hier folgte ein vermutlich abgekürzter Ortsname, der sich nicht mehr sicher rekonstruieren ließ. Der erste Buchstabe ist vermutlich W, der zweite könnte ein B sein, es könnte sich damit zum Beispiel um die Orte Warburg oder Wolfenbüttel handeln. ====== sdh-55 Personalia 1741-04-20 Zippor Transkription ‎‏פה‏‎ ‎‏טמונה אשה חשוב׳‏‎ ‎‏וישרה לעניי׳ ולעשיר[׳]‏‎ ‎‏חסדה גמלה וביתה {פתוח?}‏‎ ‎‏לרוחה הצנועה מרת‏‎ ‎‏צפור אשת כמ״ר ליב‏‎ ‎‏שלי״ט נפטר׳ ונקבר׳‏‎ ‎‏ביו׳ ה׳ ד׳ אייר תק״א ל״פ‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die angesehne und aufrechte Frau, den Armen wie den Reichen erwies sie Liebesdienst, und ›ihr Haus war weit {geöffnet}‹, die Züchtige, Frau Zippor, Gattin des geehrten Herrn Löb, er möge viele gute Tage leben, verschieden und begraben am Tag 5, 4. Ijar 501 der Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 4f: Av 1,5 Kommentar Zln 1-2: Die in der Regel abgekürzte Einleitungsformel wurde hier ausgeschrieben, vermutlich um hervorzuheben, dass sie in den folgenden Reim mit einbezogen wurde. Zl 3: Das Abkürzungszeichen am Ende der Zeile ist nicht zu erkennen, da jedoch das davor stehende Wort Arme sicher im Plural steht, ist auch hier beim Wort "Reiche" die (abgekürzte) Pluralform zu erwarten. Wahrscheinlich ist hier mit Liebesdienst die rituelle Waschung der Toten vor der Beisetzung gemeint. Zl 4b: Hier müsste dem Zusammenhang nach eigentlich das Wort ‎‏פתוח‏‎ / "geöffnet" folgen, eine sichere Lesung war jedoch nicht möglich. ====== sdh-56 Personalia 1754-05-11 Josef Jehuda b. Awraham Kohen Transkription ‎‏פ״ט?‏‎ ‎‏ילד שעשועי׳ גוף‏‎ ‎‏נחמד יוסף יהודא‏‎ ‎‏ב׳ אברהם כהן נפט׳‏‎ ‎‏בש״ק ונקבר יו׳ א׳ ך׳ אייר‏‎ ‎‏תקי״ד לפ״ק תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen? ›ein Kind der Liebkosungen‹, (von) anmutiger Gestalt, Josef Jehuda, Sohn des Awraham Kohen, verschieden am heiligen Schabbat und begraben (am) Tag 1, 20. Ijar 514 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Jer 31,19 Kommentar Nicht immer und nicht überall haben Kinder vor dem Erreichen der Religionsmündigkeit im Alter von zwölf bzw. 13 Jahren eigene Grabsteine gesetzt bekommen. Die auf diesem ältesten erhaltenen, vergleichsweise aufwändig gestalteten Kindergrabstein zu findende Eulogie war Vorbild für mindestens zwei weitere Kindersteine (0079 von 1787 und 0016 von 1837). Das Symbol der segnenden Priesterhände blieb dagegen in Sondershausen selten (nur fünfmal insgesamt und nur noch ein einziges Mal im 18. Jahrhundert). ====== sdh-58 Personalia 1755-11-12 Alexander b. Jizchak Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש ישר הלך‏‎ ‎‏בתמו אכל מיגיע‏‎ ‎‏כפו באמונה מ[...]‏‎ ‎‏מצות ה׳ הא [מהור״ר?]‏‎ ‎‏אלכסנדר ב׳ יצחק נ׳‏‎ ‎‏ונקבר בי׳ ד׳ ח׳ כסליו‏‎ ‎‏תקי״ו תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ein aufrechter Mann, ›er wandelte in seiner Lauterkeit‹, genoß ›von seiner Hände Mühe‹, in Treuen [...] die Gebote des Ewigen, es ist [unser Lehrer und Meister, Herr?] Alexander, Sohn des Jizchak, verschieden und begraben am Tag 4, 8. Kislev 516. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2f: Vgl. Spr 19,1; 20,7; 28,6 Zl 3f: Ps 128,2 und die Auslegung von Raschi zu Sprüche 13,4 Kommentar Die Eulogie hebt nicht nur die Aufrichtigkeit und Gebotstreue Alexanders hervor, sondern auch die Tatsache, dass er schwer arbeitete, um seinen Lebensunterhalt aus eigener Hand zu sichern. Zln 7-8: Die Lesung des stark verwitterten Sterbedatums erfolgte mit Unterstützung der aus den Kammerrechnungen bekannten Angaben (siehe unten). ====== sdh-49 Personalia 1758-08-07 Josef b. Alexander Transkription ‎‏פה‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...] ה״ה יוסף בר‏‎ ‎‏אלכסנדר נפטר ונקבר‏‎ ‎‏ביו׳ ב׳ ג׳ אב תקי״ח לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier [...] [...] [...] [...] es ist Josef, Sohn des Alexander, verschieden und begraben am Tag 2, 3. Aw 518 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ====== sdh-51 Personalia 1765-09-17 Jaakow Pessingen Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש ישר ונאמן‏‎ ‎‏אוהב שלום ורודף צדק‏‎ ‎‏עוסק בגמילות חסדים‏‎ ‎‏העריב והשכים בבית‏‎ ‎‏התפילה נשמתו בגן עדן‏‎ ‎‏נרצה כ׳ יעקב פעסינגן ׃‏‎ ‎‏נפטר בשם טוב יום ב׳ ר״ה‏‎ ‎‏ונקבר ג׳ תשרי תקכ״ו ל׳ ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein aufrechter und getreuer Mann‹, er liebte den Frieden und jagte Gerechtigkeit nach, er beschäftigte sich mit dem Erweis von Liebeswerken, spät abends und früh morgens (eilte er) ins Haus des Gebetes, seine Seele ist im Garten Eden erwünscht, (es ist) der geehrte Jaakow Pessingen, verschieden ›mit gutem Namen‹ (am) 2. Neujahrstag und begraben (am) 3. Tischri 526 der Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Av 6,1 Zl 8: bBer 17a Kommentar Das Datum könnte auch folgendermaßen zu lesen sein: "verschieden mit gutem Namen (am) Tag 2, Neujahr. Dann wäre Jakob Pessingen am 16. September 1765 gestorben. Die bisher längste Eulogie preist die Aufrichtigkeit, Wohltätigkeit und als eine von wenigen Inschriften in Sondershausen auch die Frömmigkeit des Verstorbenen, für die er ins Paradies eingehen wird. Zl 3: Nach Avot 1,12 (dort: er liebte Frieden und strebte nach Frieden). Und vgl. Jesaja 51,1. Zl 7: Abtsbessingen, als "pessingen" buchstabiert, Dorf in der Nähe von Sondershausen. Zl 9: Der Begräbnistag fiel auf den Tag des Gedalja-Fastens, das hier nicht eigens erwähnt wird. ====== sdh-44 Personalia 1766-12-09 Awram b. Feiwer Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏היקר כ׳ אברם‏‎ ‎‏בן כ״ה פייבר‏‎ ‎‏רופא וואליך‏‎ ‎‏ז״ל נפטר ביו׳ ג׳ ז׳‏‎ ‎‏טבת ונקבר ביום‏‎ ‎‏ד׳ ח׳ טבת תקכ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה א‏‎'‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der Teure, der geehrte Awram, Sohn des geehrten Herrn Feiwer, der Arzt Wallich, sein Andenken zum Segen, verschieden am Tag 3, 7. Tewet und begraben am Tag 4, 8. Tewet 527 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens, Amen ====== sdh-43 Personalia 1770-12-26 Sara Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה החסודה‏‎ ‎‏כשרה [...] מ׳‏‎ ‎‏שרה אשת ר׳ אברם‏‎ ‎‏וואלך נ׳ ונקב׳ ביו׳‏‎ ‎‏[...] ט׳ טבת תקל״א‏‎ ‎‏[תנצ]ב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die anmutsvolle (und) tugendhafte [...] Frau, Frau Sara, Gattin des Herrn Awram Wallich, verschieden und begraben am Tag [...] 9. Tewet 531. [Ihre Seele sei eingebunden] in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 3: Hier fehlt vermutlich ein drittes lobendes Attribut. ====== sdh-65 Personalia 1773 Edel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏עדיל אשת‏‎ ‎‏פ״ו כ׳ פייבר וואל[ך]‏‎ ‎‏נפטר׳ ביום [...] ונקב‏‎'‏‎ ‎‏[־־־]‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Edel, Gattin des Vorstehers und Leiters, des geehrten Feiwer Wallich, verschieden am Tag [...] und begraben [---] Kommentar Zl 2: Die Lesung des Namens in der stark verwitterten Zeile ist sehr unsicher. ====== sdh-39 Personalia 1781-01-07 Chajim Selig b. Zwi Hirsch Halle Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש הישר בנדי׳‏‎ ‎‏ה״ה? ... כ״ה חיים זעליג‏‎ ‎‏בהר״ר צבי הירש האלי‏‎ ‎‏[...נפ]טר ונקבר י{ו}ם א׳ יוד‏‎ ‎‏[טב]ת תקמ״א לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der aufrechte Mann unter den Freigebigen, es ist? ..., der geehrte Herr Chajim Selig, Sohn des geehrten Herrn Zwi Hirsch Halle, [... ver]schieden und begraben (am) Tag 1, zehnter [Tew]et 541 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zln 5-6: Der Sterbetag zehnter Tewet ist hier ausgeschrieben, um auf das Fasten an diesem Tag zu verweisen. ======= sdh-186 Personalia 1786-08-29 David Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏המלומ׳ כ״ה‏‎ ‎‏דוד ז״ל [...]‏‎ ‎‏מועשהצו[ם?]‏‎ ‎‏[... נפ]טר?‏‎ ‎‏[ונקבר? בי]ום ג׳ ה׳‏‎ ‎‏אלול תקמ״ו לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der Gelehrte, der geehrte Herr David, sein Andenken zum Segen [...] aus? [...] [... verschie]den? [und begraben? am] Tag 3, 5. Elul 546 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Höchstwahrscheinlich handelt es sich hier um das Grabmal des David Wolff (auch David Samuel) aus Mehla, Schwiegersohn des Sondershäuser Hoflieferanten Herz Seligmann, welcher bis 1. September 1786 in Sondershausen nachzuweisen ist. Die Inschrift nennt offensichtlich keinen Vatersnamen, der Wolff (bzw. Binjamin Seew) oder Samuel (Schmuel) gelautet haben muss. Dagegen scheint ein Ortsname angegeben zu sein, der jedoch mit den Angaben nach archivalischen Quellen (Mehla) nicht übereinstimmt. Eine Eulogie fehlt, doch wird zu Beginn der Inschrift die Gelehrsamkeit Davids hervorgehoben. Zl 4: In dieser Zeile scheint ein Ortsname gestanden zu haben, der jedoch nicht sicher rekonstruiert werden konnte: Laut den archivalischen Quellen stammte David aus Mehla. ====== sdh-79 Personalia 1787-04-17 Jizchak b. Alexander Transkription ‎‏ילד‏‎ ‎‏שעשועים‏‎ ‎‏גוף נחמד ונעים בן‏‎ ‎‏תשחורת היית‏‎ ‎‏כתואר בן מלך‏‎ ‎‏דמית ה״ה הילד‏‎ ‎‏יצחק בר אלכסנדר‏‎ ‎‏שלי״ט נפטר? ביום‏‎ ‎‏ג׳ י״ז אייר ונקבר בו‏‎ ‎‏ביום ת+נ+צ+ב+״ה+ לפ״ק‏‎ Übersetzung ›Ein Kind der Liebkosungen‹ von anmutiger und liebenswerter Gestalt, Sohn der Jugend warst du, ›an Statur warst du einem Königssohne gleich‹, es ist das Kind Jizchak, Sohn des Alexander, er erlebe lange und gute Tage, verschieden am Tag 3, 17. Ijar, und begraben am selben Tag, (des Jahres) "Seine Seele Sei Eingebunden In Das Bündel Des Lebens" (547) der kleinen Zählung. Zitatapparat Zl 1f: Jer 31,19 Zl 5f: vgl. Ri 8,18 Kommentar Die für dieses Kind verfasste Inschrift beginnt zwar wie schon die Inschrift des ältesten erhaltenen Kindergrabmals (0056), fährt dann jedoch fort mit einer eigenständigen, gereimten Eulogie, die seltene biblische Begriffe verwendet und erstmals in Sondershausen den Verstorbenen direkt anredet, eine Stilform, die sich hier sonst nur noch im 19. Jahrhundert auf Steinen jungverstorbener Männer findet (0017, 0025, 0182). Auch die Verwendung eines Chronogramms zur Angabe des Sterbejahrs bleibt hier einzigartig. Zl 3: Die Kombination der beiden Adjektive ‎‏נחמד‏‎ und ‎‏נעים‏‎ zusammen mit dem Jeremiaszitat ‎‏ילד שעשועים‏‎ findet sich zum Beispiel auch in einer Musterinschrift für einen Knaben im Tozeoth Chajim, dem Vollständigen Gebet- und Erbauungsbuch zum Gebrauche bei Kranken, Sterbenden, während der Trauer und auf dem Friedhofe von Seligmann Baer, dessen erste Auflage 1852 in Rödelheim erschien (Inschrift Nr. mu2,0028). Zl 8: Dieser Wendung ist zu entnehmen, dass Alexander, der Vater des Kindes, bei dessen Tod noch lebte. Zl 10: Hier macht die hinter die übliche Segensformel gesetzte Abkürzung "nach der kleinen Zählung" deutlich, dass die abgekürzten Buchstaben der Segensformel hier als Chronogramm gelesen werden müssen und das Sterbejahr angeben (s.u.). ====== sdh-37 Personalia 1790-03-09 Mirjam Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הא״ח הצנועה מ׳‏‎ ‎‏מרים אשת כ״ה‏‎ ‎‏ליב הולכת לעול׳‏‎ ‎‏ביום ג׳ כ״ג אדר‏‎ ‎‏תק״ן לפ״ק‏‎ ‎‏ת[נצב״ה‏‎]‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›die tüchtige Gattin‹, die Züchtige, Frau Mirjam, Gattin des geehrten Herrn Löb, ›sie ging hin in ihre Welt‹ am Tag 3, 23. Adar 550 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 31,10 Zl 4: Koh 12,5 Kommentar Die Zuordnung zu einer der Sondershäuser Familien gelang hier nicht. ====== sdh-36 Personalia 1792/93 [...]del Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏נשמת אשה היקרה מרת‏‎ ‎‏[...]דל אשת הר״ר משה‏‎ ‎‏עלתה [...]‏‎ ‎‏[...]ל תקנ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die Seele der teuren Frau, Frau [...]del, Gattin des Meisters, Herrn Mosche, sie stieg auf [zu ihrer Höhe?...] [...]l 553 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 3: Der Vorname der Verstorbenen endete auf -del wie zum Beispiel die Namen Edel, Hindel, Fradel, Judel, Jendel oder Gnendel. Zl 5: Das letzte Wort vor der Angabe des Sterbejahres endet auf -l. Da hier die Angabe des Sterbemonats zu vermuten ist, starb die Frau wahrscheinlich im Monat Elul (August/September), dem einzigen Monat des jüdischen Jahrs, der auf -l endet. ====== sdh-35 Personalia 1799-02-23 Gerschon b. Izek KaZ Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש תם וישר ירא‏‎ ‎‏אלהים ידו שלח לעניי׳‏‎ ‎‏הגונים ומלחמו נתן‏‎ ‎‏לנאמנים ה״ה כ״ר גרשון‏‎ ‎‏בן מה״ו איצק כ״ץ מק״ק‏‎ ‎‏דעסוי נפטר ביום ש״ק י״ח‏‎ ‎‏א״ר ונקבר ביום א׳ י״ט א״ר‏‎ ‎‏תקנ״ט לפ״ק תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein lauterer und aufrechter Mann, Gott ehrfürchtend‹, ›seine Hand reichte er würdigen Armen‹ und ›von seinem Brot gab er‹ den Treuen, es ist der geehrte Herr Gerschon, Sohn unseres Lehrers, des Meisters, Herrn Izek KaZ aus der heiligen Gemeinde Dessau, verschieden am Tage des heiligen Schabbat, 18. des ersten Adar, und begraben am Tag 1, 19. des ersten Adar 559 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2f: Ijob 1,8 Zl 3f: vgl. Spr 31,20 | Zl 4: vgl. Spr 22,9 Kommentar Die Eulogie hebt besonders die Wohltätigkeit des Verstorbenen hervor. ====== sdh-29 Personalia 1799-04-27 Lea Transkription ‎‏פ״ט נשמת‏‎ ‎‏אשה היקרה מרת‏‎ ‎‏ל*אה אשת כ״ה שמעון‏‎ ‎‏א*שר כל מעשיה‏‎ ‎‏ה*יתה בנעימים נפטרת‏‎ ‎‏ביום ש״ק אחרון דפסח‏‎ ‎‏ונקברת ביום א׳ א״ח‏‎ ‎‏דפסח תקנ״ט תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die Seele der teuren Frau, Frau Lea, Gattin des geehrten Herrn Schimon, deren all ihre Taten wohlgetan waren, verschieden am Tage des heiligen Schabbat, letzter Pessachtag, und begraben am Tag 1, Nachfeiertag von Pessach 559. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Auf den ersten Blick macht dieser Grabstein einen sehr schlichten Eindruck. Doch ist dies einer von nur zwei Grabsteinen in Sondershausen, die mit einem Akrostichon geschmückt sind, das hier allerdings nicht (mehr?) markiert und daher auch für den hebräischkundigen Betrachter nicht sofort zu erkennen ist. Zl 1: Auffallend ist hier die Verwendung des Wortes ‎‏נשמה‏‎ / "neschama", die höhere Seele, die eigentlich zu ihrem Schöpfer zurückkehrt. Zl 8: Die Lesung des Sterbejahres ist nicht ganz eindeutig, die Jahreszahl könnte auch ‎‏תקכ״ט‏‎ / 529 / 29. April 1769 lauten, auch dann stimmen die Wochentage überein. Allerdings ist aufgrund der Position des Grabsteins das Jahr 1799 wahrscheinlicher. Diese Unsicherheit ändert jedoch nichts an der vorgeschlagenen Identifizierung der Person (siehe unten). ====== sdh-31 Personalia 1799-11-30 Pinchas b. Jehuda Löb Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם וישר ה״ה‏‎ ‎‏כ׳ פנחס בר כ״ה יהודא ליב‏‎ ‎‏נפטר ביום ש״ק ב׳ כסלו‏‎ ‎‏ונקבר ביום א׳ ג׳ כסלו‏‎ ‎‏תק״ס לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, es ist der geehrte Pinchas, Sohn des geehrten Herrn Jehuda Löb, verschieden am Tage des heiligen Schabbat, 2. Kislev, und begraben am Tag 1, 3. Kislev 560 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 ====== sdh-33 Personalia 1804-07-01 Zippor Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה הצנועה והיקרה‏‎ ‎‏אשר ידיה שלחה‏‎ ‎‏בכישור וכפיה פרשה‏‎ ‎‏לעני מרת ציפור אשת‏‎ ‎‏כ׳ הירץ נפטרת יו׳ א׳ כ״ב‏‎ ‎‏ונקברת יו׳ ב׳ כ״ג תמוז‏‎ ‎‏תקס״ד לפ״ק תנצב״ה א‏‎' :‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die züchtige und teure Frau, welche ›streckte ihre Hände nach dem Rocken und ihre Hände öffnete dem Armen‹, Frau Zippor, Gattin des geehrten Hirz, verschieden Tag 1, 22., und begraben (am) Tag 2, 23. Tammus 564 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens, Amen Zitatapparat Zln 3-5: vgl. Spr 31,19-20 Kommentar Für die Eulogie auf Zippor, zu deutsch "Vogel", wählte man zwei aufeinander folgende Verse aus dem allsabbatlich vom Gatten rezitierten Lob auf die tüchtige Gattin (Sprüche 31,10-31), die ihren Fleiß und ihre Wohltätigkeit umschreiben. Diese und die Inschrift des im folgenden Jahr gestorbenen Gatten sind parallel aufgebaut, und beide enden auf Amen, hier abgekürzt und dort ausgeschrieben. Diese Endung findet sich in Sondershausen (soweit noch nachprüfbar) insgesamt nur acht mal und ist hier ein Kennzeichnen von familiärer Zusammengehörigkeit. ====== sdh-34 Personalia 1805-03-23 Hirz b. Seligman Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האיש היקר והנעלה‏‎ ‎‏שהטיב והגמיל חסד‏‎ ‎‏לרבים כ״ה הירץ בן‏‎ ‎‏כ׳ זעליגמן נפטר ביו׳‏‎ ‎‏ש״ק כ״ב ונקבר ביו׳ א׳‏‎ ‎‏כ״ג אדר ב׳ תקס״ה לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה אמן‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der teure und erhabene Mann, welcher der Allgemeinheit Gutes tat und Barmherzigkeit erwies, der geehrte Herr Hirz, Sohn des geehrten Seligman, verschieden am Tag des heiligen Schabbat, 22., und begraben am Tag 1, 23. Adar Zwei 565 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Amen Kommentar Die Eulogie hebt die Verdienste des Hofagenten für die Allgemeinheit, dass heißt auch für die jüdische Gemeinde hervor, der er vermutlich als "stadlan", als Fürsprecher diente. Seine Inschrift wurde parallel der Inschrift seiner im Jahr zuvor verstorbenen Gattin aufgebaut und endet wie diese mit der in Sondershausen seltenen Bekräftigung Amen, hier ein Kennzeichen familiärer Verbundenheit. ====== sdh-45 Personalia 1807-04-13 Aberle b. David Transkription ‎‏פה‏‎ ‎‏נטמן איש הישר‏‎ ‎‏אשר הלך בדרך טוב‏‎ ‎‏ים ... צדק? ..א...‏‎ ‎‏כ״ה אברלה ב׳ כמה״ו‏‎ ‎‏דוד נפטר ונקבר‏‎ ‎‏בש״ט והלך לעו‏‎ ‎‏למו ביום ב׳ ה׳ נ‏‎ ‎‏ניסן? תקס״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ein aufrechter Mann, welcher ›auf dem Wege der Guten wandelte‹, ... Gerechtigkeit? ... der geehrte Herr Aberle, Sohn des Geehrten, unseres Lehrers, des Meisters, Herrn David, er verschied und wurde begraben ›mit gutem Namen‹ und ›er ging hin in seine Welt‹ am Tag 2, 5. Nissan? 567 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3f: Vgl. Spr 3,20 Zl 7: bBer 17a Zl 7f: Koh 12,5 Kommentar Bei diesem Grabstein erscheint die bisher in Sondershausen seltene Einleitungsformel ‎‏פ״נ‏‎ / "Hier ist geborgen" zum zweiten Mal und zum ersten Mal ausgeschrieben. In dieser Form ist sie auf diesem Friedhof nur noch ein einziges weiteres Mal zu finden, und zwar auf dem Fragment eines Giebels (0185) vom Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts, diesmal für eine Frau, möglicherweise die Witwe des hier Begrabenen. Zln 3-4: Zeilenübergreifendes Wort. Die Fortsetzung in Zl 4 ist stark verwittert und nicht mehr zu entziffern. Zln 7-8: Zeilenübergreifendes Wort. Der letzte Buchstabe der Zeile 8 ist ein Zeilenfüller, der den ersten Buchstaben der nächsten Zeile vorwegnimmt. Zl 9: Die Lesung des Monatsnamens ist nicht ganz sicher. ====== sdh-32 Personalia 1807-12-12 Löb b. Joel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש היקר אשר כל‏‎ ‎‏ימיו הלך בתומו השכים‏‎ ‎‏והעריב בעבודת קונו‏‎ ‎‏ה״ה כ״ה ליב ב״ר יואל מדעסוי‏‎ ‎‏נפטר בש״ק ונקבר ביום‏‎ ‎‏א׳ י״ב כסלו תקס״ה לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ein teurer Mann, welcher all seine Tage ›wandelte in seiner Lauterkeit‹, ›frühmorgens und abends begab er sich‹ zum Dienste an seinem Schöpfer, es ist der geehrte Herr Löb, Sohn des Herrn Joel aus Dessau, verschieden am heiligen Schabbat und begraben am Tag 1, 12. Kislev 565 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: Vgl. Spr 19,1; 20,7; 28,6 Zl 3f: 1Sam 17,17 u. bSot 42b Kommentar Eine der wenigen Eulogien in Sondershausen, die die Frömmigkeit in Form seines regelmäßigen Synagogenbesuchs hervorheben (vgl. 0051 von 1765). ====== sdh-40 Personalia 1809-07-06 Schlotche b. Löb Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה החשובה מרת‏‎ ‎‏שלאטכי בת כ׳ ליב ז״ל‏‎ ‎‏אשת כ״ה זעליג ז״ל נפטר׳‏‎ ‎‏ונקבר׳ יום ה׳ כ״ב תמוז תקס״ט לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die angesehene Frau, Frau Schlotche, Tochter des geehrten Löb, sein Andenken zum Segen, Gattin des geehrten Herrn Selig, sein Andenken zum Segen, verschieden und begraben (am) Tag 5, 22. Tammus 569 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Die ist der älteste erhaltene Frauengrabstein in Sondershausen, der sowohl Vater- als auch Gattenname angibt, und zwar jeweils die deutsche, umgangsprachliche Form dieser Namen (Löb statt Jehuda oder Arie und Selig statt Chajim). Die Inschrift gibt keinerlei Hinweis auf das Alter der hier Begrabenen, doch wurde Schlotchens Sohn Salomon laut seinem Grabstein (0009) im Jahr 1749 geboren (nach anderen Quellen 1751, 1757 oder 1758), so dass Schlotchen um die achtzig Jahre oder noch älter gewesen sein könnte. Sie wurde neben ihrem 28 Jahre zuvor gestorbenen Gatten beigesetzt und ihre Grabinschrift wurde parallel zu seiner aufgebaut. ====== sdh-27 Personalia 1813-08-05 Pessche Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏אשת חיל צדקה‏‎ ‎‏עשתה כאביגיל‏‎ ‎‏ה״ה האשה מרת פעסכה‏‎ ‎‏אשת כ׳ זלמן נפטר׳ ביום‏‎ ‎‏ה׳ תשעה באב ונקברת‏‎ ‎‏ביום עש״ק יוד באב‏‎ ‎‏שנת התקע״ג לב״ה‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ›die tüchtige Gattin‹, Wohltätigkeit erwies sie wie Awigail, es ist die Frau Pessche, Gattin des geehrten Salman, verschieden am Tag 5. Neunter Aw, und begraben am Rüsttag des heiligen Schabbat, zehnter Aw des Jahres 5573 nach Erschaffung der Welt. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 31,10 Kommentar Zl 3: Awigail, die als von guter Einsicht und schön von Gestalt beschrieben wird, hinderte durch ihre Gutherzigkeit und Freigebigkeit David daran, Blutrache an ihrem niederträchtigen Mann Nabal zu üben, dafür dass dieser David Lohn für gewährten Schutz vorenthalten hatte, und sie wurde nach Nabals Tod die Frau Davids (1 Samuel 25). In ihrer Rede an David spricht sie unter anderem die Worte "So möge das Leben meines Herrn eingebunden sein in das Bündel des Lebens bei dem Ewigen, deinem Gott" (1 Samuel 25,29), denen der Segenswunsch nachempfunden ist, der spätestens seit dem Mittelalter unter fast jeder hebräischen Grabinschrift nicht nur in Deutschland zu finden ist. Zl 6: Pessche starb am 9. Aw, dem Trauer- und Fasttag zum Gedenken an die Zerstörung der beiden Jerusalemer Tempel. ====== sdh-26 Personalia 1816-03-18 Wolf b. Mosche Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש ישר ידו‏‎ ‎‏לכל פתוחה‏‎ ‎‏השכים והעריב‏‎ ‎‏לבית התפילה‏‎ ‎‏ה״ה כ״ה וואלף בן‏‎ ‎‏כ״ה משה נפ׳ ונק׳‏‎ ‎‏יו׳ ב׳ ח״י אדר תקע״ו‏‎ ‎‏ל׳ תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein aufrechter Mann‹, seine Hand war Allen offen, ›frühmorgens und abends begab er sich‹ ins Haus des Gebets, es ist der geehrte Herr Wolf, Sohn des geehrten Herrn Mosche, verschieden und begraben (am) Tag 2, 18. Adar 576 der Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,1 Zl 4: 1Sam 17,17 u. bSot 42b Kommentar Die Eulogie hebt neben Wolfs Freigebigkeit auch seine Frömmigkeit bzw. den regelmäßigen Besuch der Synagoge hervor. Zl 8: Die Buchstaben der Angabe des Monatstages wurden vertauscht und bekamen dadurch die zusätzliche Bedeutung Leben. Der dritte Buchstabe der vierbuchstabigen Datumsangabe ist leicht beschädigt und nicht mehr eindeutig zu lesen. Aufgrund der Buchstabenreste und der Lage des Grabsteins auf dem Friedhof handelt es sich aber mit großer Wahrscheinlichkeit um den Buchstaben ‎‏ע‏‎ mit dem Zahlenwert 70. ====== sdh-21 Personalia 1822-04-06 Chava Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏אשת חיל היא האשה‏‎ ‎‏החכמה עלתה נשמת׳‏‎ ‎‏למרומה מצות ה׳ שמר׳‏‎ ‎‏כל ימיה הלכה בדרך‏‎ ‎‏ישרה חוה אשת כה״ר‏‎ ‎‏בנימין המכונה וואלף‏‎ ‎‏הלכה לעולמה נפטרת‏‎ ‎‏ש״ק יום א׳ דפסח ונקברת‏‎ ‎‏יום א׳ ב׳ דפסח תקפ״ב‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Eva B. Basch, verehlichte Wolff Geb. im Jahr 176?4? [Halb]erstdt Gest. den 6. April 1822 Übersetzung Hier ist begraben ›die tüchtige Gattin‹, ›es ist die weise Frau‹, ›ihre Seele stieg empor zu ihrer Höhe‹, die Gebote des Ewigen wahrte sie, all ihre Tage ›sie ging auf rechtem Weg‹, Chava, Gattin des geehrten Meisters, Herrn Binjamin, genannt Wolf, ›sie ging hin in ihre Welt‹, verschieden (am) heiligen Schabbat, 1. Tag von Pessach, und begraben (am) Tag 1, 2. Pessachtag 582 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 31,10 Zl 2f: 2Sam 14,2 Zl 3f: Vgl. Ps 68,19 Zl 5f: Ps 107,7 Zl 8: Koh 12,5 Kommentar Dieser Stein trägt nicht nur eine auffallend lange hebräische Inschrift mit gereimter Eulogie, die insbesondere die Gebotstreue der hier begrabenen Frau hervorhebt, es ist auch der erste Grabstein mit einer deutschen Inschrift. Noch ist diese auf der Rückseite des Grabsteins platziert und verzichtet auf Einleitungs- und segnende Schlussformeln, doch macht sie mit Vorname, Geburtsname, Ehename, Geburtsjahr, Geburtsort und Sterbedatum schon fast alle auch später gebräuchlichen Angaben. Zl 15: Der Ortsname konnte aufgrund der Angaben im Personenstandsregister mit Halberstadt ergänzt werden. Laut diesem Register wurde Eva Bör (dort so) im Jahre 1751 geboren. ====== sdh-25 Personalia 1824-12-22 Naftali Hirz b. Elchanan Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏שמח בחור בילדותך‏‎ ‎‏בך בחר אלהיך אשריך‏‎ ‎‏ואשרי יולדתך ה״ה נשמת‏‎ ‎‏הב״ח נפתלי הירץ בן מה״ו‏‎ ‎‏אלחנן מק״ק צארניקאוו נפט׳‏‎ ‎‏יום ד׳ ב׳ דר״ח ונקבר יום ה׳ ב׳‏‎ ‎‏טבת שנת תקפ״ה לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen - ›Erfreue dich, Jüngling, deiner Kindheit‹, ›dich erwählte dein Gott‹, ›wohl dir‹ und ›wohl der, die dich gebar‹, es ist die Seele des angesehenen Junggesellen Naftali Hirz, Sohn des unseres Lehrers, des Meisters, Herrn Elchanan aus der heiligen Gemeinde Czarnikow, verschieden Tag 4, 2. Neumondstag, und begraben (am) Tag 5, 2. Tewet des Jahres 585 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Koh 11,9 Zl 3: Dtn 7,6 | Zl 3: Ps 128,2 Zl 4: Av 2,8 Kommentar Nur jung verstorbene und (meist) unverheiratete Männer wurden gerne direkt angeredet. Hier findet sich dieses Stilmittel erstmals im zweiten Teil einer Eulogie auf einen Knaben aus dem Jahr 1787 (0079) und dann erst wieder auf diesem Stein. Auf einem jüngeren Stein (0182 von 1847) erscheinen dieselben Verse, ergänzt und erweitert durch drei weitere. Sie entstammten sicher einer gemeinsamen Vorlage, denn sie finden sich in dieser Kombination auch andernorts (zum Beispiel schon 1721 [Nr. bgh,0211] und 1725 [Nr. bgh,1210] auf dem alten, zerstörten Friedhof zu Berlin, Große Hamburger Straße). Zl 6: Czarnikow oder Czarnikau, polnisch Czarnków, liegt in Posen, die Gemeinde dort hatte 1816 470 Mitglieder. ====== sdh-24 Personalia 1826-10-07 David b. Mosche Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש תם וישר‏‎ ‎‏ר׳ דוד ב״ר משה‏‎ ‎‏נפטר ביו׳ ז׳ ו׳ ונקבר‏‎ ‎‏ביו׳ א׳ ז׳ תשרי‏‎ ‎‏תקפ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, Herr David, Sohn des Herrn Mosche, verschieden am Tag 7. 6., und begraben am Tag 1, 7. Tischri 587 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 Kommentar Zl 4: Nur selten wird der Samstag als "Tag 7" bezeichnet und auf die Betonung seiner Heiligkeit durch heiliger Schabbat verzichtet, noch dazu während der ehrfurchtsgebietenden zehn Buß- und Fasttage zwischen jüdischem Neujahr und dem Versöhnungstag. ====== sdh-30 Personalia 1829-05-10 Channa Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏אשה הגבירה‏‎ ‎‏אשת לפידות כל‏‎ ‎‏מצותיה עשתה‏‎ ‎‏בזריזות מ׳ חנה‏‎ ‎‏אשת כ״ה גרשון‏‎ ‎‏כ״ץ מדעסוי נפטרת‏‎ ‎‏ונקברת ביום א׳ ז׳‏‎ ‎‏אייר תקפ״ט לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen eine Frau, die Herrin, eine tatkräftige Frau, all ihre Gebote erfüllte sie flink, Frau Channa, Gattin des geehrten Herrn Gerschon KaZ aus Dessau, verschieden und begraben am Tag 1, 7. Ijar 589 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Die Eulogie dieses Grabsteins diente auch als Vorbild für einen Stein im folgenden Jahr (0023). Zl 3: Diese Wendung, wörtlich "Weib Lapidots", geht auf die Beschreibung Deboras (Richter 4,4) zurück. ====== sdh-23 Personalia 1830-12-11 Hindel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏אשה הגבירה אשת לפידות‏‎ ‎‏כל מצותיה עשתה בזריזות‏‎ ‎‏מרת הינדל אשת פו״מ כ״ה‏‎ ‎‏אברהם מק״ק זאנדערסהויזען‏‎ ‎‏נפטרת ביום ש״ק כ״ה ונקברת‏‎ ‎‏ביום א׳ כ״ו כסליו תקצ״א לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Der theuren Gattin und vielgeliebten Mutter Johanne Levy geb. d. 12. Aug. 1777, gest. d. 11. Dec. 1830. v. ihren trauernden Gatten u. Kinder. Ruhe in Frieden! Übersetzung Hier ist geborgen eine Frau, die Herrin, eine tatkräftige Frau, all ihre Gebote erfüllte sie flink, Frau Hindel, Gattin des Vorstehers und Leiters, des geehrten Herrn Awraham aus der heiligen Gemeinde Sondershausen, verschieden am Tage des heiligen Schabbat, 25., und begraben am Tag 1, 26. Kislev 591 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Trotz der klassischen Form des Grabmals spricht nicht nur sein guter Zustand dafür, dass es nicht aus dem Jahr 1830 stammt, sondern später erneuert wurde. So taucht das Symbol des Auges danach erst wieder im Jahr 1847 auf (auf Fragment H, möglicherweise ebenfalls erneuert, danach erst wieder 1857), und Grabeinfassungen wurden hier erst in den 1850er Jahren, also zwanzig Jahre später gebräuchlich. Die Eulogie auf Johanne Levy findet sich identisch schon auf einem Frauengrabstein aus dem Jahr zuvor (0030), im Gegensatz dazu wurde hier auf eine zeilengetreue Wiedergabe der Verse Wert gelegt, so dass der Reim auch visuell erkennbar wird (Zln 2-3). Auch sonst sind diese beiden hebräischen Inschriften identisch aufgebaut, bis hin zur Angabe des Herkunftsorts des Gatten, der allerdings in diesem Falle überflüssig erscheint. Dagegen ist die Angabe von Ehrentiteln und Funktionen innerhalb der Gemeinde, wie hier Vorsteher und Leiter, in Sondershausen sehr selten. Die deutsche wie die hebräische Inschrift für Johanne Levy verzichten auf die Angabe des Vaters- bzw. Geburtsnamens. Diese zweite erhaltene deutsche Inschrift in Sondershausen, in Form einer Widmungsinschrift durch die trauernden Hinterbliebenen verfasst, ist mit der Charakterisierung der Verstorbenen als Gattin und Mutter deutlich persönlicher gehalten als die hebräische Inschrift oder die vorhergehende deutsche (siehe Grabstein Nr. 0021 von 1822). Bei Personen, die noch im 18. Jahrhundert geboren wurden, ist die Angabe eines genauen Geburtsdatums (anstelle nur des Geburtsjahres) selten. Standesamtliche Aufzeichnungen und Geburtsurkunden existierten noch nicht, und oft waren sich die Menschen über ihr genaues Geburtsdatum und manchmal sogar das Geburtsjahr selber im unklaren, wie aus den widersprüchlichen Angaben auch noch in den Registern seit den 1820er Jahren zu ersehen ist. Johanne Levy jedoch war am Neunten Aw geboren worden, dem Trauer- und Fasttag zum Gedenken an die Zerstörung der beiden Jerusalemer Tempel, einem sehr einprägsamen Datum, das sicher erst später, vielleicht erst bei Abfassung der Inschrift ihres Grabsteins, in den bürgerlichen Kalender umgerechnet wurde. Zl 2b: Diese Wendung, wörtlich "Weib Lapidots", geht auf die Beschreibung Deboras (Ri 4,4) zurück. Zl 6: Johanne Levy starb am ersten Tag des Chanukkafestes, was die Inschrift nicht eigens erwähnt. ====== sdh-22 Personalia 1831-11-06 Mordechai b. Mosche Imm{en}ro{d}e Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש תם וישר ר׳ מרדכי‏‎ ‎‏בן כהר״ר משה אימרוע‏‎ ‎‏נפטר יום א׳ ר״ח ונ{ק}בר י{ו}ם‏‎ ‎‏ג׳ כסליו תקצ״ב לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה א‏‎'‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, Herr Mordechai, Sohn des des geehrten Meisters, Herrn Mosche Imm{en}ro{d}e, verschieden (am) Tag 1, Neumond, und begraben (am) Tag des 3. Kislev 592 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens, Amen Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 Kommentar Dieser Grabstein zeichnet sich durch eine ausgesprochen gelungene Gestaltung aus dank bewußter Einsetzung der Kalligraphie als gestalterischem Mittel, besonders hervorgehoben noch durch die größere Kopfzeile und den breiten Rahmen. In diesem Fall ging die Gestaltung aber offensichtlich auf Kosten der hebräischen Inschrift, denn der Steinmetz unterschlug vermutlich aus Platzgründen einige Buchstaben derselben (siehe Zl 4 und vielleicht auch Zl 3, im Ortsnamen Immenrode). Erstmals in Sondershausen liegt in diesem Fall der Tag des Begräbnisses zwei Tage nach dem Ableben, ohne dass dafür ein religiöser Grund zu erkennen wäre, eine Praxis, die sich nun schlagartig in Sondershausen durchsetzte (siehe Einleitung). Zl 3: Der Familien- bzw. Herkunftsname, etwa Imroe geschrieben, deutet vermutlich auf das naheliegende Immenrode. Zl 5: Beim ersten Buchstaben dieser Zeile hatte sich der Steinmetz zunächst verschrieben. Der fehlerhafte Buchstabe wurde mit Steinkitt gefüllt und dahinter der neue Buchstabe eingraviert. ====== sdh-19 Transkription [.]er[...].......inger Kommentar Möglicherweise bestand die deutsche Inschrift aus nur einer Zeile mit dem Namen, wobei der Familienname auf "...inger" zu enden scheint ("Bessinger"?). Aufgrund seiner Lage stammt das Grabmal vermutlich aus dem Jahr 1836. Der nebenstehende Grabstein (0020) wurde für Beilchen Bessinger, verehelichte Adelberg errichtet. ====== sdh-20 Personalia 1836-05-02 Bella b. Binjamin Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הגבירה המהוללה אשת‏‎ ‎‏חיל יראת אלהים וחוננת‏‎ ‎‏דלים ה״ה מרת בילה בת כ׳‏‎ ‎‏בנימן ז״ל אשת כ׳ שמואל‏‎ ‎‏צבי כ״ץ נפטרת י׳ ב׳ ט״ו אייר‏‎ ‎‏ונקברת יום ד׳ י״ז אייר תקצ״ו‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott Frau Beilchen Adelberg geb. Wolff geb. im Jahr 1780, gest. den 2. Mai 1836. Übersetzung Hier ist geborgen die gepriesene Herrin, ›die tüchtige Gattin‹, ›sie ehrfürchtete Gott‹ und war ›den Darbenden zugetan‹, es ist Frau Bella, Tochter des geehrten Binjamin, sein Andenken zum Segen, Gattin des geehrten Schmuel Zwi KaZ, verschieden (am) Tag 2, 15. Ijar, und begraben Tag 4, 17. Ijar 596 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2f: Spr 31,10 | Zl 3: Vgl. Spr 31,30 Zl 3f: Spr 28,8 Kommentar Dies ist der älteste Grabstein des Friedhofs, der nicht mit einem Rundbogen, sondern einem Dreiecksgiebel schließt. Die Eulogie der hebräischen Inschrift ist zusammengesetzt aus einzelnen Elementen, die auch in zwei Musterinschriften in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" zu finden sind (Inschriften Nrn. mu1,0011 und mu1,0012; und vgl. auch hier Nr. 0007 von 1848). Zl 14: Der Sterbetag wurde entsprechend der Angabe in der hebräischen Inschrift ergänzt. ====== sdh-17 Personalia 1836-11-22 Zwi b. Schlomo Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏ה*אבן הזאת זכר כל מעלותיך‏‎ ‎‏י*[...] צדקותיך וכל פעלתיך‏‎ ‎‏ר*ם על כל תשבחות שמח? שמך‏‎ ‎‏ש*[...]יון [...] בלב כל מיודעיך‏‎ ‎‏[...] כה״ר צבי בן כ״ה שלמה‏‎ ‎‏נפטר יום ג׳ י״ג ונקבר יום ה׳‏‎ ‎‏ט״ו כסלו תקצ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott Hirsch Goldschmidt geb. [...] [...] Übersetzung Hier ist geborgen - ›Dieser Stein ‹ (ist) zum Gedenken all deiner Vorzüge, [...] deiner Wohltätigkeiten und all deiner Taten ›über jedes Lob erhaben‹, freudig ist dein Name? [...] im Herzen aller, die dich kannten, [...] der geehrte Herr Zwi, Sohn des geehrten Herrn Schlomo, verschieden am Tag 3, 13., und begraben am Tag 5, 15. Kislev 597 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Gen 28,22 Zl 4: Vgl. Ps 113,4 Kommentar Dies ist der erste Grabstein mit einem mit Voluten verzierten Dreiecksgiebel, und einer von nur zwei Grabsteinen, die den Namen des Verstorbenen auch in einem Akrostichon angeben, wobei die Anfänge der vier Zeilen der Eulogie von oben nach unten gelesen den deutschen Namen Hirsch ergeben. Die aufwendig gereimte Eulogie spricht den Verstorbenen direkt an und macht dadurch das junge Alter von Hirsch Goldschmidt deutlich, der im Alter von 35 Jahren nach nur fünfjähriger Ehe starb. Ansonsten bleibt dieses Stilmittel jungverstorbenen, ledigen Männern (0025 von 1825, 0182 von 1847) oder Knaben (0079 von 1787) vorbehalten. Die Eulogie selbst ist leider stark verwittert und nicht mehr vollständig erhalten, scheint sich aber durch eine große Eigenständigkeit und Originalität auszuzeichnen und auf Zitate aus der Traditionsliteratur weitgehend zu verzichten. ====== sdh-18 Personalia 1836-12-10 Gelle Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏אשת חיל צדקה‏‎ ‎‏עשתה כאביגיל כל ימיה‏‎ ‎‏הלכה בדרך ישרה מצות‏‎ ‎‏ה׳ שמרה האשה מרת‏‎ ‎‏געלא אשת ר׳ דוד‏‎ ‎‏הלכה לעולמה ונפטרת‏‎ ‎‏ש״ק יום ב׳ טבת ונקברת‏‎ ‎‏יום ב׳ ד׳ טבת תקצ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה ׃‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ›die tüchtige Gattin‹, Wohltätigkeit erwies sie wie Awigail, all ihre Tage ›ging sie auf rechtem Weg‹, ›die Gebote des Ewigen wahrte sie‹, die Frau Gelle, Gattin des Herrn David, ›sie ging hin in ihre Welt‹ und verschied (am) heiligen Schabbat, 2. Tag des Tewet, und wurde begraben Tag 2, 4. Tewet 597 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 31,10 Zl 4: Ps 107,7 Zl 4f: Nach Dtn 5,26 Zl 7: Koh 12,5 Kommentar Die Verfasser diese Inschrift orientierten sich offensichtlich an Vorbildern, die sie auf dem Friedhof fanden: Der erste Teil der Eulogie (Zln 2-3) findet sich identisch schon auf einem Grabstein von 1813 (0027), der zweite Teil (Zln 3-5) auf einem Grabstein von 1822 (0021), der auch dieselben Wendungen für Sterben verwendet (Zl 7). ====== sdh-16 Personalia 1837-11-16 M[ordechai?] b. Kalony?]mos Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏ילד שעשועים גוף‏‎ ‎‏נחמד ונעים [...]ים‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏א[...] מ[רדכי?]‏‎ ‎‏בן ר׳ [...]מוס‏‎ ‎‏נפטר יום ה׳ ונקבר יום‏‎ ‎‏ו׳ עש״ק י״ט חשון‏‎ ‎‏תקצ״ח ל[פ]״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ›ein Kind der Liebkosungen‹ (von) anmutiger und liebenswerter Gestalt [...] [...] [...] M[ordechai?], Sohn des Herrn [... Kalony?]mos, verschieden (am) Tag 5 und begraben (am) Tag 6, Rüsttag des heiligen Schabbat, 19. Cheschvan 598 nach der kleinen [Zählung]. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Jer 31,19 Kommentar Aufgrund der Angaben im Personenstandsregister wurde dieser Grabstein für Marcus, Sohn des Calman Wahl errichtet. Zln 2-3: Die Kombination der beiden Adjektive ‎‏נחמד‏‎ und ‎‏נעים‏‎ / "anmutig" und "liebenswert" zusammen mit dem Jeremias-Zitat ‎‏ילד שעשועים‏‎ / "Kind der Liebkosungen" findet sich zum Beispiel auch in einer Musterinschrift für einen Knaben im "Tozeoth Chajim", dem "Vollständigen Gebet- und Erbauungsbuch zum Gebrauche bei Kranken, Sterbenden, während der Trauer und auf dem Friedhofe" von Seligmann Baer, dessen erste Auflage 1852 in Rödelheim erschien (Inschrift Nr. mu2,0028). Zl 8: Der Knabe wurde schon einen Tag nach seinem Tod am Freitag beigesetzt, weil man sonst aufgrund des anbrechenden Schabbats mit dem Begräbnis bis Sonntag hätte warten müssen. ====== sdh-15 Personalia 1838-01-21 Bella Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה הצנועה היתה‏‎ ‎‏בדבורה מעשיה היתה‏‎ ‎‏נעימה היא האשה ה[חכ?]מה‏‎ ‎‏עלתה נשמתה למרומה‏‎ ‎‏כל ימיה הלכה בדרך ישרה‏‎ ‎‏מצות ה׳ שמרה בילה‏‎ ‎‏אשת ר׳ משה נפטרת‏‎ ‎‏יום א׳ כ״ד ונקברת יום ג׳‏‎ ‎‏כ״ו טבת תקצ״ח לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben die Frau, die züchtig war in ihrem Reden, ihr Werk war anmutsvoll, es ist die kluge? Frau, ›ihre Seele stieg empor zu ihrer Höhe‹, all ihre Tage ›sie ging auf rechtem Weg‹, ›Gebote des Ewigen wahrte sie‹, Bella, Gattin des Herrn Mosche, verschieden Tag 1, 24., und begraben Tag 3, 26. Tewet 598 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 5: Vgl. Ps 68,19 Zl 6: Ps 107,7 Zl 7: Nach Dtn 5,26 Kommentar Der zweite Teil der Eulogie (Zln 4b-7) findet sich (in anderer Reihenfolge) bereits auf einem älteren Grabstein hier (0021 von 1822). Entweder diente dieser als Vorbild oder beide gehen auf eine ältere gemeinsame Vorlage zurück. Zln 3b-4a: Inkorrekte grammatikalische Formen (Singular statt Plural), um dem vorgegebenen Reim gerecht zu werden. Zl 4b: Die Lesung des letzten Wortes ist nicht ganz sicher. ====== sdh-14 Personalia 1840-10-17 Elieser b. Aharon Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש הישר בנדיבים אשר‏‎ ‎‏הלך בדרך טובים כל מעש׳‏‎ ‎‏עשה בכושר גופו יישן‏‎ ‎‏ארצה ונשמתו לגן עדן‏‎ ‎‏נרצה כל מעשיו היו לש׳‏‎ ‎‏שמים דבק עצמו באלהי׳‏‎ ‎‏חיים ה״ה ר׳ אליעזר בן ר׳‏‎ ‎‏אהרן נפטר יום שבת ק׳‏‎ ‎‏ד׳ דחה״מ סוכות ונקבר‏‎ ‎‏שמיני עצרת תר״א לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier Ruhet Leser Aron Geb. 1779 in Immenroda Gestorben 17. den October 1840. Übersetzung Hier ist begraben ein Mann, der Aufrechte inmitten der Wohltäter, der ging ›den Weg der Guten‹, all seine Werke verichtete er in Tauglichkeit, sein Leib schlafe in der Erde, seine Seele aber ist im Garten Eden erwünscht, all seine Taten waren um des Himmels willen, er haftete sich an den lebendigen Gott, es ist Herr Elieser, Sohn des Herrn Aharon, verschieden am Tag des heiligen Schabbat, 4. Zwischenfeiertag des Laubhüttenfestes, und begraben (an) Schemini Azeret 601 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: Spr 2,20 Kommentar Einzelne Elemente der Eulogie finden sich in sehr ähnlicher Form auch in einer wohl auf eine ältere Vorlage zurückgehenden Musterinschrift im "Tozeoth Chajim", dem "Vollständigen Gebet- und Erbauungsbuch zum Gebrauche bei Kranken, Sterbenden, während der Trauer und auf dem Friedhofe" von Seligmann Baer, dessen erste Auflage 1852 in Rödelheim erschien (Inschrift Nr. mu2,0002). Die in der Inschrift hier zugefügten Verse 3b-6a sind aus anderen Eulogien bekannt, wurden wahrscheinlich ebenfalls Vorlagen entnommen und mit den schon genannten Versen zu einer neuen Eulogie kombiniert. Dabei wurde keine Rücksicht auf den Reim der genannten Vorlage genommen, in die die neuen Verse eingefügt wurden: Der eine Vers fällt ganz aus dem Reimschema, die anderen beiden reimen aufeinander (etwa: aabccaa). Auch bezieht sich der aufgrund des Reimes aus dem Rahmen fallende Vers (Zl 3b-4a) auf die Werke des Verstorbenen, die in Zl 6 nochmal erwähnt werden, eine Doppelung, die sicher vermieden worden wäre, wenn man eine eigenständige neue Eulogie für den Verstorbenen verfasst hätte. Diese Familie, Leser Aron, seine Gattin Pauline sowie sein Schwiegervater Mordechai ben Mosche (0022), sind die einzigen auf dem Friedhof in Sondershausen, deren Herkunft aus dem naheliegenden Immenrode auf den Grabsteinen angegeben ist. Zl 15: Hier wurden offensichtlich zwei Worte vertauscht. ====== sdh-13 Personalia 1842-11-24 Transkription ‎‏[...]‏‎ ‎‏איש‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]א‏‎ ‎‏בו שנת תר״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ [...]en eines [... Po]llack [...]ber [---] Übersetzung [...] ein Mann [...] [...] [...] [...] [...] [...] [...] [...] desselben im Jahre 603 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Bei einer chronologischen Belegung müsste dieser Stein für einen höchstwahrscheinlich erwachsenen Mann aus dem Priestergeschlecht errichtet worden sein, welcher zwischen dem 17. Oktober 1840 (0014) und dem 14. Dezember 1842 (0012) verstarb. Laut Personenstandsregister kommt dafür nur eine Person infrage: Abraham Pollack, gestorben in Sondershausen am 24. November 1842. Dies stimmt mit den Resten der deutschen Inschrift überein. ====== sdh-12 Personalia 1842-12-14 Gitel Transkription ‎‏...‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]ור׳‏‎ ‎‏צנועה היתה [בדב]ור׳‏‎ ‎‏מעשיה היתה נעימ׳‏‎ ‎‏עלתה נשמתה למרו׳‏‎ ‎‏האשה מרת גיטל‏‎ ‎‏אשת ר׳ ליבמן וועצלר‏‎ ‎‏נפטרת יום ד׳ י״א ונקבר׳‏‎ ‎‏[־־־]‏‎ [...]? H[...]e [...] [...] [...]? [...] December [1]842 Ruhe sanft in Frieden Übersetzung ... [...] [...] züchtig war sie in ihrem Reden, ihre Werke waren angenehm, ›ihre Seele stieg auf in ihre Höhe‹, die Frau, Frau Gitel, Gattin des Herrn Liebman Wetzlar, verschieden (am) Tag 4, 11., und begraben [---] Zitatapparat Zl 6: Vgl. Ps 68,19 Kommentar Die Eulogie - soweit sie erhalten ist - erinnert stark an die ausführlicheren Eulogien auf den Grabsteinen 0021 von 1822 und 0015 von 1838, vielleicht wurde sie dort abgeschrieben, möglicherweise gehen aber auch alle drei auf eine gemeinsame Vorlage zurück. Zl 5: Inkorrekte grammatikalische Formen (Singular statt Plural), um dem vorgegebenen Reim gerecht zu werden. ====== sdh-11 Personalia 1843-04-01 Elieser b. David Transkription ‎‏[פ]״נ‏‎ ‎‏[...]ישר‏‎ ‎‏כ״ה אליעזר בן כ״ה‏‎ ‎‏דוד מת בי׳ ש״ק ר״ח‏‎ ‎‏ניסן תר״ג לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier [...] die [...] Fürstl. Hofagent David Leser geb. 1780 gest. d. 1. Apr. 1843. Die trauernden Kinder dem theuern Vater aus inniger Liebe. Übersetzung [Hier] ist begraben ›[ein lauterer und?] aufrechter [Mann]‹, der geehrte Herr Elieser, Sohn des geehrten Herrn David, gestorben am Tag des heiligen Schabbat, Neumond Nissan 603 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,1; 1,8; 2,3 Kommentar Dies ist die erste deutsche Inschrift, die den weltlichen Titel des Verstorbenen angibt und mit der Nennung der trauernden Hinterbliebenen der deutschen Inschrift ein größeres Gewicht gibt als der sehr knappen hebräischen Inschrift, die sich auf die nötigsten Angaben beschränkt. Die Widmungsinschrift erinnert an die deutsche Inschrift auf Grabstein 0023 von 1830. ===== sdh-9 Personalia 1846-09-06 Schlomo b. Chajim Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש תם וישר הלך‏‎ ‎‏תמים ופעל צדק ירא‏‎ ‎‏אלהיו כל ימיו צדיק‏‎ ‎‏באמונתו חיה וישכב‏‎ ‎‏אל אבותיו בן תשעים‏‎ ‎‏שנה ושבע שנים היה‏‎ ‎‏כה״ר שלמה בן כ׳ חיים‏‎ ‎‏נפטר יום א׳ ט״ו ונק׳ י׳ ג׳ י״ז אלול תר״ו לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Salomon Goldschmidt geb. 1749 [...]46 Übersetzung Hier ist geborgen ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, ›er wandelte in Lauterkeit und wirkte Wohl‹, ehrfürchtend seinen Gott all seine Tage, ›ein Gerechter, der in seinem Glauben lebte,‹, ›und er legte sich zu seinen Vätern‹ im Alter von neunzig Jahr und sieben Jahren, es ist der geehrte Meister, Herr Schlomo, Sohn des geehrten Chajim, verschieden am Tag 1, 15., und begraben am Tag 3, 17. Elul 606 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 Zl 2f: Ps 15,2 Zl 4f: Hab 2,4 Zl 5f: vgl. 1Kön 11,43 (über König Salomon) Kommentar Die Eulogie der hebräischen Inschrift (Zln 2-5) wurde vermutlich einem Musterbuch entnommen, sie findet sich in identischer Form in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" (Inschrift Nr. mu1,0001). Zln 6-7: Die Angabe des hohen Alters des Verstorbenen wurde möglicherweise deshalb wie wiedergegeben auseinandergezogen, weil in dem Ausdruck ‎‏שבע שנים‏‎ / "und sieben Jahren" die Wendung ‎‏שבע ימים‏‎ / "satt an Tagen" (nach Gen 35,29) anklingt, die häufig bei altgewordenen Menschen zu finden ist. Entsprechend könnte ‎‏שבע שנים‏‎ auch mit "satt an Jahren" wiedergegeben werden. ======= sdh-182 Personalia 1847-05-24 Naftali b. Meschullam Transkription Hier ruht in Gott unser geliebter Sohn und guter Bruder, Herman Wahl geb. d. 23. Febr. 1821, gest. d. 24. Mai 1847. ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏שמח בחור בילדותך בחדוה‏‎ ‎‏ורינה תנוח בקבריך, בגן עדן‏‎ ‎‏יעשו חפתך, כי בך בחר אלהיך‏‎ ‎‏תחת עץ החיי׳ תשמח נשמתך,‏‎ ‎‏אשריך ואשרי יולדתך,‏‎ ‎‏ה״ה הבחור היקר נפתלי ב״ר משולם‏‎ ‎‏נפטר י׳ ב׳ ט׳ סיון ונק׳ י׳ ד׳ י״א בו תר״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben - ›Erfreue dich, Jüngling, deiner Kindheit‹, mit Freude und Gesang ruhe in deinem Grab, im Garten Eden wird man dir deinen Baldachin bereiten, denn ›dich erwählte dein Gott‹, unter dem Baum des Lebens wird sich deine Seele erfreuen, ›wohl dir‹ und wohl der, die dich gebar, es ist der teure Junggeselle Naftali, Sohn des Herrn Meschullam, verschieden (am) Tag 2, 9. Sivan, und begraben (am) Tag 4, 11. desselben, 607 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 8: Koh 11,9 Zl 10: Dtn 7,6 Zl 12: Ps 128,2 Kommentar Der Grabstein gehört aufgrund seines Alters in den hinteren Bereich des ältesten Teils des Friedhofs, dort passt er aber der Gestaltung nach nicht hin. Auch sind die meisten der alten Steine aus Muschelkalk, nicht aus Sandstein. Das Symbol des Auges findet sich zwar schon auf einem Grabmal von 1830, das aber vermutlich erneuert wurde (0023), und dann erst wieder im Jahr 1878. Dies alles würde dafür sprechen, dass dieses Grabmal ebenfalls erneuert wurde. Drei der sechs Verse der Eulogie finden sich bereits auf einem früheren Grabstein: "Erfreue dich, Jüngling, deiner Jugend, dich hat erwählt dein Gott, wohl dir und wohl der, die dich gebar" (0025/1824). Sie entstammten sicher einer gemeinsamen Vorlage, denn sie finden sich in dieser Kombination auch andernorts, zum Beispiel schon 1721 (bgh,0211) und 1725 (bgh,1210) auf dem alten, zerstörten Friedhof zu Berlin, Große Hamburger Straße. Zl 6: Vgl. Babylonischer Talmud, Sanhedrin 52a (dort aber mit der gegenteiligen Bedeutung "Verflucht sei"), eine Wendung, die immer wieder in Memorbüchern zu finden ist. ===== sdh-7 Personalia 1848-01-30 Reichel b. Natan'SeGaL Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הגבירה המהוללה אשת‏‎ ‎‏חיל עטרת בעלה ותפארת‏‎ ‎‏בניה יראת אלהים וחוננת‏‎ ‎‏דלים האשה היקרה והצנועה‏‎ ‎‏מרת רייכל בת כהר״ר נתן‏‎ ‎‏סג״ל אשת כהר״ר משה יעקב‏‎ ‎‏יצ״ו מתה במבחר שנותיה‏‎ ‎‏ביום א׳ כ״ה שבט ויבך אחריה‏‎ ‎‏אישה ובניה וכל מכירי‏‎ ‎‏טובה ותשוב אל אדמתה‏‎ ‎‏ביום ד׳ כ״ח שבט תר״ח לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die gepriesene, Herrin ›die tüchtige Gattin, Krone ihres Gatten‹ ›und Zierde ihrer Kinder‹, gottesfürchtig und ›den Darbenden zugetan‹, die teure und züchtige Frau, Frau Reichel, Tochter des geehrten Meisters, Herrn Natan SeGaL, Gattin des geehrten Meisters, Herrn Mosche Jaakow, sein ›Fels und Erlöser‹ behüte ihn, sie starb in ihren besten Jahren am Tag 1, 25. Schwat, ›und es weinte ihr nach‹ ihr Mann und ihre Kinder und alle, die ihre Güte kannten, ›und sie kehrte zurück zu ihrer Erde‹ am Tag 4, 28. Schwat 608 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2f: Spr 12,4 Zl 3f: Spr 17,6 Zl 4f: Spr 28,8 Zl 8: Ps 19,15 Zl 9: 2 Sam 3,16 Zl 11: vgl. Ps 146,4 Kommentar Während aus demselben Jahr der erste Grabstein stammt, bei dem eine deutsche Inschrift den hebräischen Text auf die Rückseite des Grabmals verdrängt, findet sich hier noch eine ganz traditionelle, vornehmlich aus Zitaten aus den Sprüchen Salomos zusammengesetzte hebräische Grabinschrift für eine verheiratete Frau, wogegen auf eine deutsche Inschrift (vielleicht) noch ganz verzichtet wurde. Die Eulogie der hebräischen Inschrift ist zusammengesetzt aus einzelnen Elementen, die auch in zwei Musterinschriften in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" zu finden sind (Nrn. mu1,0011 und mu1,0012, und vgl. hier auch Nr. 0020 von 1836). ===== sdh-5 Personalia 1848-07-23 Schmuel Zwi b. Awraham Hakohen Transkription Hier ruht Herr Abraham [alt?] Adelberg geb. im Jahre 1771 gest. den [23.] Juli 1848 [---] ‎‏איש תם וישר הלך תמים‏‎ ‎‏ופעל צדק ירא אלהיו כל‏‎ ‎‏ימיו צדיק באמונתו חיה‏‎ ‎‏ה״ה ר׳ שמואל צבי בן כה״ר‏‎ ‎‏אברהם הכהן נפטר ונקבר‏‎ ‎‏יום א׳ כ״ב תמוז תר״ם (!) לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung [Hier ist begraben/geborgen] ›ein lauterer und aufrechter Mann‹ ›er wandelte in Lauterkeit und wirkte Wohl‹, seinen Gott ehrfürchtend all seine Tage, ›ein Gerechter, der in seinem Glauben lebte,‹, es ist Herr Schmuel Zwi, Sohn des geehrten Meisters, Herrn Awraham Hakohen, verschieden und begraben Tag 1, 22. Tammus 640 (!) der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 7: Ijob 1,8 Zl 7f: Ps 15,2 Zl 9: Hab 2,4 Kommentar Die Jahreszahl in der hebräischen inschrift ist falsch angegeben: statt ‎‏תרם‏‎/640 (= 1879-80) muss sie entsprechend der Angabe in der deutschen Inschrift ‎‏תר״ח‏‎/608 (= 1847-48) lauten, dann stimmt auch das Datum in sich; vermutlich ein Fehler des Steinmetzen. Dieses Grabmal ist das erste, das einen deutschen Text auf der Vorderseite trägt, während die hebräische Inschrift auf die Rückseite verdrängt wurde, vorausgesetzt, das Grabmal steht heute noch so, wie es aufgestellt wurde. Auch der folgende Grabstein Nr. 0006 aus dem selben Jahr, der sicher richtig herum steht, trägt eine deutsche Inschrift vorne und eine hebräische hinten. Die hebräische Inschrift wurde vermutlich einem Musterbuch entnommen, sie findet sich in identischer Form in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" (Nr. mu1,0001). Zl 2: Die Lesung des in eckige Klammern gesetzten Wortes ist nicht sicher. ===== sdh-6 Personalia 1848-11-20 Chava b. Elchanan Wolf Transkription Hier ruht in Gott Emma Wolff geb. den 9. Mai 1822 gest. den 20. Nov. 1848 ‎‏מצבת‏‎ ‎‏קבורת נערה בתולה צנועה‏‎ ‎‏[וח]מודה מרת חוה בת כה״ר‏‎ ‎‏אלחנן וואלף יצ״ו כשושנה‏‎ ‎‏עודה באבה קטפוה המות‏‎ ‎‏ביום ב׳ כ״ד חשון לדאבון הוריה‏‎ ‎‏ולתוגת לב כל מכיר צדקות‏‎ ‎‏ארחתיה ונועם מעשיה ונק׳‏‎ ‎‏ביום ד׳ כ״ו מרחשון תר״ט לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung ›Grab- mal‹ eines jungfräulichen, züchtigen und anmutsvollen Mädchens, Frau Chava, Tochter des geehrten Meisters, Herrn Elchanan Wolf, sein ›Fels und Erlöser‹ behüte ihn. ›Wie eine Lilie‹, ›in ihrer Blüte, pflückte sie der Tod‹ am Tag 2, 24. Cheschvan, zum Leidwesen ihrer Eltern und zur Herzensgram eines jeden, der ihren ›gerechten (Lebens)Wandel‹ und die Anmut ihrer Werke kannte, und sie wurde begraben am Tag 4, 26. Marcheschvan 609 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 5f: Gen 35,20 Zl 8: Ps 19,15 | Zl 8: Vgl. Hos 14,6 Zl 9: Vgl. Ijob 8,12 Zl 11f: Vgl. Spr 8,20 Kommentar Dieses Grabmal ist das zweite (nach Grabmal Nr. 0005 aus demselben Jahr), das einen deutschen Text auf der Vorderseite trägt, während der hebräische Text auf die Rückseite verdrängt wurde. (An der Gestaltung der Schriftflächen kann man erkennen, dass die deutsche Seite die Vorderseite ist, denn diese ist durch die Pilaster deutlich hervorgehoben. Ebenso später, 1861, beim Vater). Die hebräische Inschrift wurde vermutlich einem Musterbuch entnommen, sie findet sich in identischer Form in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" (Nr. mu1,0014). Darauf ist wohl auch zurückzuführen, dass diese eine von nur zwei Inschriften in Sondershausen ist, die nicht mit einer der üblichen Einleitungsformeln "Hier ist geborgen" oder "Hier ist begraben" beginnt (siehe auch Nr. 0073 von 1726?). ===== sdh-4 Personalia 1852-01-21 Sprinzel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה היקרה והצדקת‏‎ ‎‏אשת חיל יראת אלהים‏‎ ‎‏ופועלת טוב כל ימיה‏‎ ‎‏מרת שפרינצל אשת ר׳‏‎ ‎‏יצחק יצ״ו נפטרת יום ד׳‏‎ ‎‏ער״ח נקברת עש״ק ב׳ שבט‏‎ ‎‏תרי״ב לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht [Meine?] theure [Gattin?] [unsere gute Mutter?] Frau Friederike Goldschmidt geb. Markus geb. den 7. Juni 1806 gest. den 21. Januar 1852. Übersetzung Hier ist geborgen die teure und wohltätige Frau, ›die tüchtige Gattin‹, sie ehrfürchtete Gott und wirkte Gutes all ihre Tage, Frau Sprinzel, Gattin des Herrn Jizchak, sein ›Fels und Erlöser‹ behüte ihn, verschieden Tag 4, Vorabend von Neumond, und begraben am Rüsttag des heiligen Schabbat, 2. Schwat 612 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: Spr 31,10 Zl 6: Ps 19,15 Kommentar Zl 6: Der Segensformel nach dem Gattennamen ist zu entnehmen, dass dieser beim Tod Sprinzels noch lebte. Zln 11-12: Die Ergänzungen erfolgten nach Lesung vor Ort, sind jedoch aufgrund der starken Verwitterung sehr unsicher und wurden daher in eckige Klammern gesetzt. ===== sdh-3 Personalia 1852-07-17 Chajim b. Binjamin Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש תם ישר וכשר‏‎ ‎‏הבחור חשוב ויקר‏‎ ‎‏כ״ה חיים נקרא זעליג‏‎ ‎‏בן כהר״ר בנימין זצ״ל‏‎ ‎‏נפטר יום ש״ק ר״ח אב‏‎ ‎‏ונקבר יום ב׳ ג׳ באב‏‎ ‎‏תרי״ב לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ [Hier ruht in Go?]tt der Kaufmann Seelig Wolf Bessinger geboren [...] 17[...] gestorben [..] J[...] Übersetzung Hier ist geborgen ›ein lauterer, aufrechter ‹und tugendhafter Mann, der angesehene und teure Junggeselle, der geehrte Herr Chajim, genannt Selig, Sohn des des geehrten Meisters, Herrn Binjamin, das Andenken des Gerechten zum Segen, verschieden am Tag des heiligen Schabbat, Neumond Aw, und begraben Tag 2, 3. im Aw 612 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,1; 1,8; 2,3 Kommentar Im Gegensatz zu den bisherigen Grabsteinen für Junggesellen wurde hier auf eine Anrede an den Verstorbenen verzichtet, vermutlich weil Seelig Bessinger zwar ledig geblieben war, aber bereits um die 70 Jahre alt war, als er starb. ====== sdh-99 Personalia 1856-06-11 Reinche b. Awraham Prenzlauer Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏אשת חיל תפארת ביתה‏‎ ‎‏אשה יראת אלהים‏‎ ‎‏היקרה מרת ריינכה‏‎ ‎‏בת אברהם פרענצלוער‏‎ ‎‏אשת מה״ו שמעון שואבּאך‏‎ ‎‏מתה בזקנה ושיבה טובה‏‎ ‎‏ביום ד׳ אסרו חג של שבועות‏‎ ‎‏ונקברת עש״ק י׳ סיון תרט״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott meine geliebte Gattin, unsere gute Mutter und Schwester Frau Schwabach geb. Prenzlauer Übersetzung Hier ist begraben ›die tüchtige Gattin‹, Zierde ihres Hauses, eine gottesfürchtige Frau, die Teure, Frau Reinche, Tochter des Awraham Prenzlauer, Gattin unseres Lehrers, des Meisters, Herrn Schimon Schwabach, gestorben ›betagt und in gutem Greisenalter‹ am Tag 4, Nachfeiertag des Wochenfestes, und begraben dem Rüsttag des heiligen Schabbat, 10. Sivan 616 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 31,10 Zl 7: Gen 25,8 Kommentar Die hebräische Inschrift wurde vermutlich einem Musterbuch entnommen, sie findet sich (in ausführlicherer Form) zum Beispiel in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" (Inschrift Nr. mu1,0011). Zl 6: Die richtige Aussprache des Familiennamens Schwabach wurde durch einen diakritischen Punkt im Buchstaben ‎‏ב‏‎ sichergestellt. ======= sdh-100 Personalia 1857-07-14 Blümche b. Schlomo Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה היקרה מרת‏‎ ‎‏בלימכה בת כה״ר שלמה‏‎ ‎‏[מ]מעהלא אשת ר׳ דוד כ״ץ‏‎ ‎‏[...] במבחר שנותיה‏‎ ‎‏יום ג׳ כ״ב [...]‏‎ ‎‏ה׳ כ״ד תמוז תרי״ז ל[פ״ק]‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott meine theure Gattin, unsere gute Mutter Frau Hofagent [Pa]uline Boer geb. [...] 14 Nov. 1814, st. 14 [Juli 1857] Übersetzung Hier ist geborgen die teure Frau, Frau Blümche, Tochter des geehrten Meisters, Herrn Schlomo [aus?] Mehla, Gattin des Herrn David KaZ, [sie starb] in ihren besten Jahren Tag 3, 22. [... und wurde begraben Tag] 5, 24. Tammus 617 der [kleinen Zählung]. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 4: Die Lesung am Anfang der Zeile ist nicht ganz gesichert. Zl 14: Diese Zeile gab vermutlich den Geburtsnamen an, entweder Wolff oder Salomon. Zl 15: Das Sterbedatum wurde entsprechend der Angabe im hebräischen Text ergänzt. ======= sdh-101 Personalia 1858-03-13 Pinchas b. Jaakow Halevi Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏צעיר בימים ורב מפעלים‏‎ ‎‏תמים דרך וישר מעשים‏‎ ‎‏ה״ה היקר כ״ה פינחס בן כ״ה‏‎ ‎‏יעקב הלוי יצ״ו מת בחצי‏‎ ‎‏ימיו ביום שבת ק׳ כ״ז אדר‏‎ ‎‏ונקבר בשם טוב י׳ ב׳ כ״ט‏‎ ‎‏אדר שנת תרי״ח לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht mein theurer Gatte, unser lieber Vater und unser guter Sohn der Kaufmann [See]lig Jacob geb. d. 27. Juli 1822 gest. den 1[3.] März 1858 Schlummre in Frieden! Übersetzung Hier ist begraben jung an Tagen und ›reich an Werken‹, lauteren Weges und aufrechter Werke, es ist der Teure, der geehrte Herr Pinchas, Sohn des geehrten Herrn Jaakow Halevi, sein ›Fels und Erlöser‹ behüte ihn, gestorben ›zur Hälfte seiner Tage‹ am Tag des heiligen Schabbat, 27. Adar, und begraben ›mit gutem Namen‹ am Tag 2, 29. Adar des Jahres 618 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: vgl. 2. Sam 23,20 Zl 5: Ps 19,15 Zl 5f: Jer 17,11 Zl 7: bBer 17a Kommentar Die ist das einzige Grabmal in Sondershausen, das mit einer Levitenkanne als Sinnbild für die Abstammung aus dem Geschlecht der Leviten verziert wurde, und gleichzeitig das erste Grabmal, das auch einen Davidstern trägt, fast fünfzig Jahre, bevor dieser erneut erscheint (0112 von 1906) und kurz darauf - inzwischen das jüdische Symbol schlechthin verstanden - fast jeden Grabstein schmückt. Die Eulogie dieser hebräischen Inschrift für einen jung verstorbenen Mann wurde vermutlich einem Musterbuch entnommen, sie findet sich in identischer Form in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" (Inschrift Nr. mu1,0003). Zl 17: Der Sterbetag wurde aufgrund der Angabe in der hebräischen Inschrift ergänzt. ====== sdh-88 Personalia 1858-03-23 Kalonymos b. Natan'Halevi Wolkenstein Transkription Hier ruht Kalman Wolkenstein aus Mühlhausen geboren d. [.]1. Januar 1810 gestorben d. [23.] März 18[5]8 ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏בכו בכו להלך ולא ישוב‏‎ ‎‏בחור חמד צדיק יקר חשוב‏‎ ‎‏יראת ה׳ תמיד היתה על פניו‏‎ ‎‏נפטר בשם טוב בחצי ימיו‏‎ ‎‏ה״ה כ׳ קלונימוס בן כ׳ נתן‏‎ ‎‏הלוי וואלקענשטיין איש‏‎ ‎‏מיהלהויזען נפטר ביו׳ ג׳‏‎ ‎‏ח׳ ניסן ונקב׳ ביו׳ ה׳ י׳ בו שנת‏‎ ‎‏תר[י]״ח לפ״ק‏‎ ‎‏[־־־]‏‎ Übersetzung Hier ist begraben - ›Weinet, weinet um den, der ging ohne Wiederkehr‹, ›ein ansehnlicher Jüngling‹, gerecht, teuer und angesehen, Die Ehrfurcht vor dem Ewigen lag stets auf seinem Angesichte, verschieden ›mit gutem Namen‹ ›zur Hälfte seiner Tage‹, es ist der geehrte Kalonymos, Sohn des geehrten Natan Halevi Wolkenstein, ein Mann, (aus) Mühlhausen, verschieden am Tag 3, 8. Nissan, und begraben am Tag 5, 10. desselben des Jahres 618 der kleinen Zählung. [---] Zitatapparat Zl 7: Jer 22,10 Zl 8: Ez 23,6 Zl 10: bBer 17a | Zl 10: Jer 17,11 Kommentar Dies ist die einzige Inschrift in Sondershausen, die sich durch das Zitat in Zeile 2 direkt an den Leser bzw. die Hinterbliebenen wendet, während bisher die Anrede an den Verstorbenen auf Junggesellen-Steinen beliebt war. Zl 5: Das Sterbedatum wurde entsprechend der Angabe im Personenstandsregister ergänzt. Zl 15: Das Sterbejahr wurde entsprechend der Angabe im Personenstandsregister ergänzt. Zl 16: Der Grabstein wurde neu in der Erde befestigt, das untere Ende des Grabsteins daher mit Steinkitt zugeschmiert, so dass eine mögliche elfte Zeile mit dem Schlusssegen nicht mehr auszumachen ist. ====== sdh-10 Personalia 1858-03-28 Asriel Dow b. Gerschon KaZ Transkription Dem theuren innig- geliebten Vater, dem Herrn Hofagent Baer Gers der am 27. März 1858 im 80. Lebens jahre zum Himmli- schen Vater wieder- kehrte, setzten dies Denkmal der Liebe die trauernden Kinder. ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם וישר הלך תמים‏‎ ‎‏ופעל צדק ירא אלהיו‏‎ ‎‏כל ימיו צדיק באמונתו‏‎ ‎‏חיה ה״ה האלוף והקצין‏‎ ‎‏כה״ר עזריאל דוב בן כ״ה‏‎ ‎‏גרשון כ״ץ נפטר יום א׳ י״ג‏‎ ‎‏ניסן ונקבר י׳ ב׳ י״ד בו תרי״ח‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, ›er wandelte in Lauterkeit und wirkte Wohl‹, seinen Gott ehrfürchtend all seine Tage, ›ein Gerechter, der in seinem Glauben lebte,‹ es ist der Vornehme und der Einflußreiche, der geehrte Meister, Herr Asriel Dow, Sohn des geehrten Herrn Gerschon KaZ, verschieden Tag 1, 13. Nissan, und begraben am Tag 2, 14. desselben, 618 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 14: Ijob 1,8 Zl 14f: Ps 15,2 Zl 16f: Hab 2,4 Kommentar Die hebräische Inschrift wurde vermutlich einem Musterbuch entnommen, sie findet sich in identischer Form in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" (Inschrift Nr. mu1,0001). Die deutsche Inschrift weist Elemente auf, die sich auch schon in der Inschrift für den 1843 gestorbenen Hofagenten David Leser finden lassen (Nr. 0011, dort: die trauernden Kinder dem theuren Vater aus inniger Liebe), hier klingen jedoch mit der Angabe des hohen Alters statt des Geburtsdatums und der Betonung der Rückkehr zu Gott auch die Traditionen der hebräischen Inschriften an, gelungen kombiniert zu einem fortlaufenden Text. ======= sdh-103 Personalia 1858-12-10 Mordechai b. Mosche Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏ילד שעשועים בחיק אביב אהה‏‎ ‎‏מרדכי איננו‏‎ ‎‏כי לקח אותו אלהים!‏‎ ‎‏אבדה פרי חמדתינו‏‎ ‎‏רעד? והלך למנוחה,‏‎ ‎‏אמונו?.מצפצף באנחה!‏‎ ‎‏ה״ה הילד מרדכי בן כה״ר משה‏‎ ‎‏נפטר.[...] טבת תרי״ט לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein Kind der Liebkosungen‹, im Schoße? des Frühlings - Weh, Mordechai ›ward nicht mehr, denn es nahm ihn Gott!‹ Es schwand die Frucht unseres Begehrens, er erschauderte? und ging zur Ruhe, [...] zirpt seufzend, es ist das Kind Mordechai, Sohn des geehrten Herrn Mosche, verschieden [...] Tewet 619 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Jer 31,19 Zl 3f: Gen 5,24 Kommentar Leider ist diese sehr persönliche Inschrift voll Trauer über den frühen Tod des Kindes so stark verwittert, dass nicht mehr alles sicher gelesen werden konnte. ======= sdh-104 Personalia 1859-06-09 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש אמונים צעיר בימים ורב‏‎ ‎‏מפעלים תמים דרך ירא אלהים‏‎ ‎‏וישר מעשים נפטר בדמי ימיו‏‎ ‎‏ביום ה׳ ב׳ של שבועות ונקבר יום‏‎ ‎‏א׳ י׳ סיון תרי״ט לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott Herr Hofagent [...]r, [...] [...] Schlumre in Frieden Übersetzung Hier ist geborgen ›ein Mann von Treuen‹, jung an Tagen und ›reich an Werken‹, lauteren Weges, gottesfürchtig und aufrechter Werke, verschieden ›in der Blüte seiner Tage‹, am Tag 5, 2. des Wochenfestes, und begraben (am) Tag 1, 10. Sivan 619 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 20,6 Zl 2f: vgl. 2. Sam 23,20 Zl 4: vgl. Jes 38,10 Kommentar Die Eulogie der hebräischen Inschrift ist zusammengesetzt aus einzelnen Elementen, die sich auch in den Vorlagen zweier Musterinschriften in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" finden (Inschriften Nrn. mu1,0002 und mu1,0003). Es ist ungewöhnlich, dass die hebräische Inschrift auf die Nennung des Namens ganz verzichtet. Die Identität des hier Begrabenen konnte aufgrund des Sterbedatums in der hebräischen Inschrift ermittelt werden. ======= sdh-105 Personalia 1860-07-02 Lea b. Tuwja Transkription Hier ruht in Gott Frau Lina Wetzlar geb. Epstein geb. den 3ten Mai 1802, gest. den 2ten Juni 1860. ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה היקרה אשת חיל‏‎ ‎‏עטרת בעלה ותפארת בנה‏‎ ‎‏ה״ה מרת לאה בת כ״ה טוביה‏‎ ‎‏אשת כ״ה דוד כ״ץ יצ״ו נפטרת‏‎ ‎‏יום ב׳ י״ב תמוז ונקברת יום ד׳‏‎ ‎‏י״ד בו תר״ך לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die teure Frau, ›die tüchtige Gattin, Krone ihres Gatten‹ und Zierde ihres Sohnes, es ist Frau Lea, Tochter des geehrten Herrn Tuwja, Gattin des geehrten Herrn David KaZ, sein ›Fels und Erlöser‹ behüte ihn, verschieden Tag 2, 12. Tammus, und begraben Tag 4, 14. desselben, 620 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 7f: Spr 12,4 Zl 10: Ps 19,15 Kommentar Zl 8: Die Inschrift nennt nur den überlebenden Sohn der Verstorbenen, die Tochter war im Alter von nur einem Monat gestorben. Zl 10: Der Formel nach dem Gattennamen ist zu entnehmen, dass er bei Linas Tod noch lebte. ===== sdh-1 Personalia 1861-01-13 Elchanan b. Binjamin Transkription Hier ruht in Gott Herr Elkan Wolff geb. den 13. Jan. 1787, gest. den 13. Jan. 1861 [Friede] seiner [A]sche! ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏לב חכם ישכיל פיהו‏‎ ‎‏מגיד בתורה ובמצות‏‎ ‎‏רגיג ותמיד חכם שליט ונגיד‏‎ ‎‏מקיים שויתי ה׳ לנגדי תמיד‏‎ ‎‏ה״ה כה״ר אלחנן בן כ״ה בנימין‏‎ ‎‏נפטר יום א׳ ב׳ שבט ונקבר י׳ ג׳‏‎ ‎‏ד׳ בו תרכ״א לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein weises Herz, das seinen Mund verständig macht‹, ein Verkünder, in der Lehre und in den Geboten leidenschaftlich, und stets war er weise, ein Herrscher und Fürst, er befolgte (das Gebot) ›Ich nehme den Ewigen mir stets vor Augen‹, es ist der geehrte Herr Elchanan, Sohn des geehrten Herrn Binjamin, verschieden am Tag 1, 2. Schwat, und begraben am Tag 3, 4. desselben, 621 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 11: Spr 16,23 Zl 14: Ps 16,8 Kommentar Während das einleitende Zitat aus den Sprüchen Salomons in Zeile 2 ab und an in hebräischen Grabschriften zu finden ist, ist die Fortsetzung völlig eigenständig. Durch die Verknüpfung mit dem folgenden Wort in Zeile 3 wird das Zitat an den komplizierten Reim geknüpft, der sich durch Verwitterung und nicht eindeutige Satztrennung in Zeilen 2-5 nicht sofort erschließt. Wenn getrennt wird, wie in der Übersetzung angegeben, dann ergibt sich in den Zeilen 2-5 ein Endreim auf -a(x)id / ‎‏יד‏‎- (zu Anfang von Zeile 4 -agig / ‎‏גיג‏‎-): magid / ragig / nagid / tamid, ein komplizierter und sehr ungewöhnlicher Reim. Mit der Verwendung des Wortes ‎‏רגיג‏‎ / "leidenschaftlich", "begierig", das zum Wortschatz des neuzeitlichen Hebräischen (seit der jüdischen Aufklärung) gehört und äußerst selten zu finden ist, beweist der Verfasser der Inschrift den hohen Grad seiner Hebräischkenntnisse. Das Wort wurde hier sicherlich wegen des Reimes gewählt, auch wenn es nicht ganz zum sonstigen Reimschema -a(x)id passt. Zln 4-7: Elkan Wolff starb (nach dem bürgerlichen Kalender) an seinem 74. Geburtstag. ====== sdh-97 Personalia 1861-11-03 Pesse b. Mordechai Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏אשת חיל תפארת בניה צנועה‏‎ ‎‏היתה בדבורה כל ימיה הלכה‏‎ ‎‏בדרך ישרה ומצות ה׳ שמרה‏‎ ‎‏היא היתה האשה היקרה והמהוללה‏‎ ‎‏פעסא בת כהר״ר מרדכי אשת‏‎ ‎‏ליזר בן החבר [כהר״ר?] אהרן‏‎ ‎‏נולדה באיממענראדע ביום ש״ק י״ב‏‎ ‎‏סיון תקמ״ה ונפטרת בשיבה טובה‏‎ ‎‏יום א׳ א׳ דראש חדש ונקברת יום ב׳‏‎ ‎‏ב׳ דראש חדש כסלו תרכ״ב לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה א‏‎' :‏‎ Hier [ruht] Frau Pauline Leser geb. Wahl [...] Immenrode. [...] gest. [...] 1861. Alter 76 Jahre [5?] Monate Übersetzung Hier ist geborgen ›die tüchtige Gattin‹, ›Zierde ihre Kinder‹, züchtig war sie in ihrem Reden all ihre Tage, ›sie ging auf rechtem Wege‹ und die ›Gebote des Ewigen wahrte sie‹, sie ist die teure Frau und die Gepriesene, Pesse, Tochter des geehrten Meisters, Herrn Mordechai, Gattin des Leiser, Sohn des toragelehrten, [des geehrten Meisters, Herrn?] Aharon, geboren in Immenrode am Tage des heiligen Schabbat, 12. Sivan 545, und verschieden ›in gutem Greisenalter‹ (am) Tag 1, 1. von Neumond, und begraben (am) Tag 2, 2. von Neumond Kislev 622 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens, Amen Zitatapparat Zl 2: Spr 31,10 | Zl 2: Vgl. Spr 17,6 Zl 3f: Ps 107,7 | Zl 4: Nach Dtn 5,26 Zl 9: Gen 25,8 Kommentar Der nicht durchgehende Reim macht deutlich, dass die Eulogie aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt wurde. Einzelne Verse (Zln 2b-4) finden sich in dieser Zusammenstellung auch schon auf früheren Grabsteinen (0021 von 1822, 0018 von 1836, 0015 von 1838) und wurden von dort abgeschrieben oder gehen auf eine gemeinsame, ältere Vorlage zurück. Während die hebräische Inschrift erstmals das genaue Geburtsdatum angibt, wird in der deutschen Inschrift das Alter der Verstorbenen genannt, und zwar bis auf den Monat genau. Die Angabe des Geburtsdatums in der hebräischen Inschrift erscheint danach nur noch einmal (0089 von 1869), dort parallel zur Angabe des Geburtsdatums auch in der deutschen Inschrift. Auch die Angabe des Alters in einer deutschen Inschrift kommt nur noch einmal vor (0010 von 1858), diesmal aber etwas ungenauer: "im 80. Lebensjahre ..." Zl 7: Der Titel vor dem Vatersnamen des Gatten ist so verwittert, dass er nicht mehr eindeutig zu lesen ist. Zl 8: Der Ortsname Immenrode wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. ====== sdh-96 Personalia 1862-11-05 Rechel b. Mosche Transkription ‎‏[...]‏‎ ‎‏הגבירה המהוללה אשת חיל‏‎ ‎‏תפארת בעלה ותפארת בניה‏‎ ‎‏ה״ה אשה יראת אלהים ופועלה‏‎ ‎‏טוב כל ימיה היקרה והצדקת‏‎ ‎‏מרת רעכל בת כה״ר משה מק״ק‏‎ ‎‏גרעבציג אשת כה״ר שלמה‏‎ ‎‏מתה בזקנה ושיבה טובה יום‏‎ ‎‏ד׳ י״ב מרחשון [ונק]בר׳ עש״ק‏‎ [...] ... Hier ruht in Gott Frau Friedericke Goldschmidt geb. 1779 [...] 1862 ... Übersetzung [...] die gepriesene Herrin, ›die tüchtige Gattin‹, Zierde ihres Gatten › und Zierde ihrer Kinder‹, es ist eine gottesfürchtige Frau, Gutes wirkend all ihre Tage, die Teure und die Gerechte, Frau Rechel, Tochter des geehrten Meisters, Herrn Mosche aus der heiligen Gemeinde Gröbzig, Gattin des geehrten Meisters, Herrn Schlomo, gestorben ›betagt und in gutem Greisenalter‹ (am) Tag 4, 12. Marcheschvan, [und be]graben (am) Rüsttag des heiligen Schabbat, [...] ... Zitatapparat Zl 2: Spr 31,10 Zl 3: Spr 17,6 Zl 8: Gen 25,8 Kommentar Die hebräische Inschrift wurde vermutlich einem Musterbuch entnommen, sie findet sich zum Beispiel in fast identischer Form in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" (Inschrift Nr. mu1,0011). Zl 1: Hier fehlt vermutlich nur die übliche Einleitungsformel "Hier ist begraben" oder "Hier ist geborgen". Die Schriftplatte ist abgeplatzt. Zln 10-11: Hier fehlen Sterbejahr und die übliche Schlussformel. Zl 17: Dem Sterbejahr folgte vielleicht noch eine Segensformel. ====== sdh-95 Personalia 1863-04-28 Sch[mue?]l b. Elieser Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הילד ש[מוא?]ל בר‏‎ ‎‏כהר״ר אליעזר‏‎ ‎‏נ[פטר? ...] ט׳‏‎ ‎‏אייר תרכ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה א‏‎'‏‎ [...]? Max Schönfeld [...] [...] Übersetzung Hier ist geborgen das Kind Sch[mue?]l, Sohn des geehrten Meisters, Herrn Elieser, ver[schieden? ...] 9. Ijar 623 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens, Amen Kommentar Zln 4-5: Das Personenstandsregister gibt den Todestag mit 27. April an, vermutlich starb das Kind abends, nach Beginn des neuen jüdischen Tages, dem 9. Ijar. ====== sdh-94 Personalia 1863-05-12 Chajim b. Seew SeGaL Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הילד חיים בר‏‎ ‎‏כהר״ר זאב סג״ל‏‎ ‎‏נפטר יום ג׳ כ״ג‏‎ ‎‏אייר תרכ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ [---] Übersetzung Hier ist geborgen das Kind Chajim, Sohn des geehrten Meisters, Herrn Seew SeGaL, verschieden Tag 3, 23. Ijar 623 der kleinen Zählung. [Seine Seele] sei [eingebunden in das Bündel des Lebens] ====== sdh-93 Personalia 1863-08-23 Scheinche b. Schmuel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הילדה רכה שיינכה‏‎ ‎‏בת כהר״ר שמואל‏‎ ‎‏נפטרת יום א׳ ח׳‏‎ ‎‏אלול תרכ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה א‏‎'‏‎ Hier ruht [...] [...] [...] 186[3] Übersetzung Hier ist geborgen das zarte Mädchen Scheinche, Tochter des geehrten Meisters, Herrn Schmuel, verschieden Tag 1, 8. Elul 623 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens, Amen ====== sdh-92 Personalia 1863-09-05 Fromet b. Mosche Transkription Hier ruht Fanny Leser geb. 1. Oct. 1858 gest. 8.? Sept. 1863 ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הילדה רכה פרומט‏‎ ‎‏בת כהר״ר משה‏‎ ‎‏נפטר׳ יום ש״ק כ״א‏‎ ‎‏אלול תרכ״ג לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה א‏‎'‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen das zarte Mädchen Fromet, Tochter des des geehrten Meisters, Herrn Mosche, verschieden (am) Tag des heiligen Schabbat, 21. Elul 623 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens, Amen ====== sdh-86 Personalia 1866-09-18 Channa b. Schlomo Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏חנה בת כה״ר שלמה‏‎ ‎‏ז״ל נפטרת יום ג׳ עי״כ‏‎ ‎‏ונקברת יום ד׳ י״א‏‎ ‎‏תשרי תרכ״ז לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Johanne Goldschmidt geb. den 3. Januar [...] [...] Übersetzung Hier ist geborgen Channa, Tochter des geehrten Meisters, Herrn Schlomo, sein Andenken zum Segen, verschieden Tag 3, Vorabend des Versöhnungstages, und begraben Tag 4, 11. Tischri 627 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 4: Muss eigentlich lauten Tag 5 statt Tag 4. ====== sdh-87 Personalia 1867-04-24 Schmuel b. Meschullam Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש אמונים צדיק‏‎ ‎‏וישר ירא אלהים‏‎ ‎‏תמים דרך וישר‏‎ ‎‏מעשים ה״ה כהר״ר‏‎ ‎‏שמואל בן כ״ה משולם‏‎ ‎‏נפטר בדמי ימיו יום ד׳‏‎ ‎‏י״ט ניסן ונקבר יום ה׳‏‎ ‎‏כ׳ בו תרכ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott der Kaufmann Selly Wahl geb. den 1. März 1826 gest. den 24. April 1867 Schlummre in Frieden! Übersetzung Hier ist geborgen ›ein Mann von Treuen‹, ›gerecht und aufrecht‹, gottesfürchtig, ›lauteren Weges‹ und aufrechter Taten, es ist der geehrte Meister, Herr Schmuel, Sohn des geehrten Herrn Meschullam, verschieden ›in der Blüte seiner Tage‹ (am) Tag 4, 19. Nissan, und begraben (am) Tag 5, 20. desselben, 627 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 20,6 Zl 2f: Dtn 32,4 Zl 4: vgl. Ps 119,1 Zl 7: vgl. Jes 38,10 Kommentar Die Eulogie der hebräischen Inschrift ist zusammengesetzt aus einzelnen Elementen, die sich auch in den Vorlagen zweier Musterinschriften in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" finden (Inschriften Nr. mu1,0002 und mu1,0003). ====== sdh-89 Personalia 1869-10-25 Jizchak b. Schimon Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש יקר ונכבד‏‎ ‎‏ה״ה ר׳ יצחק‏‎ ‎‏בן מו״ה שמעון‏‎ ‎‏נולד כ״ב ניסן תקע״ד‏‎ ‎‏ונפטר כ׳ מרחשון תר״ל לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott unser geliebter Gatte, Vater und Großvater Itzig Schwabach geb. d. 12. April 1814, gest. d. 25. October 1869. Sanft ruhe seine Asche Übersetzung Hier ist begraben ein teurer und geehrter Mann, es ist Herr Jizchak, Sohn unseres Lehrers, des Meisters, Herrn Schimon, geboren 22. Nissan 574 und verschieden 20. Marcheschvan 630 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Dies ist der erste Grabstein, der in Form eines Obelisken gestaltet ist, dreissig Jahre bevor diese Form das nächste Mal auftaucht (0174 von 1899). Gleichzeitig trägt dieser Stein eine von nur zwei hebräischen Inschriften, die ein Geburtsdatum angeben (siehe auch 0097 von 1861). Der Vater Itzigs, Salomon Schwabach, diente der Gemeinde als Vorsänger und Beglaubigter, was hier (wie auch schon in der Inschrift für die Mutter) durch den Titel unser Lehrer, der Meister vor seinem Namen angedeutet wird, der Personen beigegeben wird, die sich durch ihre Gelehrsamkeit auszeichen. ====== sdh-82 Transkription [...] Frau Lina Cohn [...] 1807 [...] 187[.] Kommentar Dies ist das erste Grabmal, das mit Scheinmauerwerk gestaltet wurde, das einzige mit aufgemalter statt eingravierter Inschrift, und auch das erste, das - soweit überprüfbar - gar keine hebräische Inschrift mehr trägt. ====== sdh-77 Personalia 1877-03-15 Mindel b. Schm[uel] Transkription Maria Schönfeld ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה היקרה והצנועה‏‎ ‎‏מ׳ מינדל בת ה״ר שמ[ואל]‏‎ ‎‏מתה במבחר שנותיה‏‎ ‎‏ביום ה׳ ר״ח ניסן ויבך אחריה‏‎ ‎‏אישה ובניה ותשב אל‏‎ ‎‏אדמתה ביום א׳ ד׳ ניסן‏‎ ‎‏שנת תרל״ז לפ״ק‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben die teure und züchtige Frau, Frau Mindel, Tochter des Herrn Schm[uel], gestorben in ihren besten Jahren am Tag 5, Neumond Nissan, ›und es weinten ihr nach‹ ihr Mann und ihre Kinder, ›und sie kehrte zurück zu ihrer Erde‹ am Tag 1, 4. Nissan des Jahres 637 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 7: 2 Sam 3,16 Zl 8f: Ps 146,4 Kommentar Die Eulogie beschränkt sich hier zwar auf zwei lobende Attribute, die aufwändigen Formeln für Sterben und Begrabenwerden jedoch gehen vermutlich auf eine Vorlage zurück, sie finden sich identisch zum Beispiel auch in einer Musterinschrift in Schalom Hakohens Briefsteller "Ketav Joscher" (Inschrift Nr. mu1,0012). Wenn auf der Vorderseite kein Text fehlt, handelt es sich hier um die kürzeste deutsche Inschrift in Sondershausen (siehe aber oben). Zl 5: Der Vatersname wurde entsprechend der Angabe im Personenstandsregister ergänzt. ====== sdh-78 Personalia 1877-05-20 Glückel b. Elieser Transkription H[ier ruht in] Gott [...] geliebte T[ochter] und Schwester Cäcilie Schönfeld geb. 1[.]. Juni 1857 gest. 20. Mai 1877. [...] ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הבתולה הצנועה וחמודה‏‎ ‎‏מ׳ גליקל בת ה״ה אליעזר‏‎ ‎‏נפטרת ביום א׳ ח׳ סיון‏‎ ‎‏לדאבון הוריה וקרוביה ונקב׳‏‎ ‎‏ביום ג׳ י׳ בו שנת תרל״ז לפ״ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben die züchtige und anmutsvolle Jungfrau, Frau Glückel, Tochter des Herrn Elieser, verschieden am Tag 1, 8. Sivan, zum Leidwesen ihrer Eltern und Verwandten, und begraben am Tag 3, 10. desselben des Jahres 637 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Einzelne Elemente der Inschrift (Zln 2+5) finden sich auch in (längeren) Musterinschriften für jung verstorbene Mädchen, wie sie auch in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" veröffentlicht wurden (siehe z.B. Inschrift Nr. mu1,0014). Zl 12: Die Inschrift nimmt es hier mit dem Ausdruck Eltern nicht ganz genau, denn Cäcilies neben ihr bestattete Mutter Maria Schönfeld starb bereits im März desselben Jahres, zwei Monate vor ihrer Tochter. ====== sdh-74 Transkription Hier ruhet der Kaufmann Johannes Prinz geb. d. 4. März 1854 zu Marienwerder W. Pr. gest. d. 11. Januar 1878 zu Sondershausen Kommentar Dies ist das erste Grabmal, das in Form einer Schriftplatte auf Stütze gestaltet wurde. Möglicherweise macht sich hier bei dem aus Berlin stammenden Kaufmann großstädtischer Einfluss bemerkbar, der jedoch gerne in Sondershausen aufgenommen wurde, denn aus den folgenden Jahrzehnten haben sich noch viele derart gestaltete Grabmale erhalten. ====== sdh-72 Personalia 1878-07-12 Mosche Jaakow b. David Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם נכבד ונחמד פעל‏‎ ‎‏צדק ודובר אמת בלבבו את‏‎ ‎‏האלהים התהלך כל ימיו ה״ה פרנס‏‎ ‎‏ומנהיג דקהלתנו זאנדערסהויזען‏‎ ‎‏היקר כ״ה משה [יעק]ב בן כ״ה דוד מת‏‎ ‎‏בימי זקנתו במלאת [מ]ספר ימיו‏‎ ‎‏ביום עש״ק י״א [תמוז] ונקבר‏‎ ‎‏בכבוד גדול וספדוהו כל העדה‏‎ ‎‏וכל בניו וקרוביו ביום ב׳ י״ג‏‎ ‎‏תמוז שנת תרל״ח לפ״ק ׃‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht in Gott unser theurer innig geliebter Vater Moses Redelm[eier] geb. 12. März 1792 gest. 12. Juli 1878. Friede seiner Asche! Übersetzung Hier ist begraben ein lauterer Mann, geehrt und liebenswert, er ›wirkte Wohltat‹ und sprach Wahrheit in seinem Herzen,› mit Gott wandelte er ‹all seine Tage, es ist der Vorsteher und Leiter unserer Gemeinde Sondershausen, der Teure, der geehrte Herr Mosche Jaakow, Sohn des geehrten Herrn David, gestorben in den Tagen seines Alters ›nach Vollendung der Zahl seiner Tage‹ am Rüsttag des heiligen Schabbat, 11. [Tammus], und er wurde begraben mit grosser Ehre und betrauert von der ganzen Gemeinde und all seinen Kindern und Verwandten am Tag 2, 13. Tammus des Jahres 638 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2f: Ps 15,2 Zl 3f: Gen 6,9 Zl 7: Vgl. Ibn Esra zu Ijob 5,24 Kommentar Während einzelne Grabsteine keine hebräische Inschrift mehr tragen und bei anderen das Hebräische immer knapper und auf die Rückseiten der Grabsteine verdrängt wird, wurde für den Sondershäuser Gemeindevorsteher wieder eine lange und ausführliche Inschrift auf die Vorderseite seines Grabmals platziert. Sie umfasst alle Elemente einer traditionellen Inschrift für einen Gemeindevorsteher, wobei jedoch die Eulogie etwas kurz geraten ist und fast den gleichen Raum einnimmt wie die Betonung der Trauer von Gemeinde und Hinterbliebenen. Zl 5: Der Ortsname Sondershausen wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. ====== sdh-71 Personalia 1878-12-29 Hindel b. David Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה המהוללה אשת חיל‏‎ ‎‏עקרת הבית יראת אלהים‏‎ ‎‏ופעלת טוב כל ימיה היקרה‏‎ ‎‏מרת הינדל בת כ״ה דוד מתה‏‎ ‎‏בזקנה ושיבה טובה ביום א׳ ג׳‏‎ ‎‏טבת ונקברת ביום ג׳ ה׳ בו שנת‏‎ ‎‏תר[ל״ט] לפ״ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ ‎‏‏‎ Frau Hindel David Übersetzung Hier ist begraben die gepriesene Frau, ›die tüchtige Gattin‹, ›Walterin des Hauses‹, ›sie ehrfürchtete Gott‹ und wirkte Gutes all ihre Tage, die Teure Frau Hindel, Tochter des geehrten Herrn David, gestorben ›betagt und in gutem Greisenalter‹ am Tag 1, 3. Tewet, und begraben am Tag 3, 5. desselben des Jahres 639 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 31,10 Zl 3: Ps 113,9 | Zl 3: Spr 31,30 Zl 6: Gen 25,8 Kommentar Die einzelnen Elemente der Eulogie der hebräischen Inschrift finden sich auch in zwei Musterinschriften in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenen Briefsteller "Ketav Joscher" (vgl. Inschriften Nrn. mu1,0011 und mu1,0012). Die deutsche Inschrift auf der Rückseite nennt nur den Namen ohne weitere Daten. Noch kürzer ist nur eine deutsche Inschrift aus dem Jahr 1877, die auch auf die Anrede verzichtet (0021). Zl 8: Das Sterbejahr wurde entsprechend der beiden nebenstehenden Grabsteine rekonstruiert. ====== sdh-70 Personalia 1879-06-14 [...] b. [Natan?] Halevi Transkription [...] unsere ... [inni]ggeliebte M[utter] Frau [Be]rtha R[ede]lmeier geb. Wolkenstein geb. 1817 gest. [...] Juni 1879. ‎‏[...]‏‎ ‎‏אשה [...] צנועה?‏‎ ‎‏אשת חיל [...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏בת הח״ר [נתן?] הלוי מ[תה]‏‎ ‎‏ביום ש״ק כ״[ג סיו]ן ויבך אחריה‏‎ ‎‏בניה וכל מ[כיר]יה ותשב אל‏‎ ‎‏אדמתה [ביו]ם ב׳ כ״ה סיון‏‎ ‎‏ת[רל״ט לפ״]ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה ׃‏‎ Übersetzung [...] eine [... und] züchtige? Frau, ›die tüchtige Gattin‹ [], [...] [...] Tochter des toragelehrten Herrn [Natan?] Halevi, gest[orben] am Tage des heiligen Schabbat, 2[3. Siva]n, ›und es weinten ihr nach‹ ihre Kinder und alle, [die sie kannten], ›und sie kehrte zurück zu ihrer Erde‹ [am Ta]g 2, 25. Sivan [639 der] kleinen [Zählung.] Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 10: Spr 31,10 Zl 14: 2 Sam 3,16 Zl 15f: Ps 146,4 Kommentar Die Eulogie der hebräischen Inschrift erinnert - soweit sie noch rekonstruierbar ist - an eine Musterinschrift, wie sie zum Beispiel in Schalom Hakohens Briefsteller "Ketav Joscher" zu finden ist (Inschrift Nr. mu1,0012). Zl 13: Der Vatersname wurde aufgrund der Angabe auf dem Grabstein der vermutlichen Geschwister ergänzt. Zl 14: Das Datum wurde entsprechend der Angabe in der deutschen Inschrift ergänzt. Zl 15: Die Inschrift nennt hier den ein Jahr zuvor gestorbenen Gatten konsequenter Weise nicht. Ihre vier Kinder sowie fünf Stiefkinder waren bei ihrem Tod noch am Leben. ====== sdh-69 Personalia 1879-09-05 Gerschon b. Schimon Hakohen Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש אמונים תמים דרך וישר‏‎ ‎‏מעשים ה״ה היקר הנכבד כ״ה גרשון‏‎ ‎‏ב״ר שמעון הכהן נפטר ביום עש״ק י״ז‏‎ ‎‏אלול ונקבר ביום ב׳ כ׳ בו תרל״ט לפ״ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה ׃‏‎ Hier ruht in Gott unser inniggeliebter Vater, Groß- u. Schwiegervater, der Kaufmann Gerson Cohn geb. 3. April 1805, gest. 5. September 1879. !Friede seiner Asche! Übersetzung Hier ist begraben ›ein Mann von Treuen‹, ›lauteren Weges und aufrechter Taten‹, es ist der Teure, der Ehrwürdige, der geehrte Herr Gerschon, Sohn des Herrn Schimon Hakohen, verschieden am Rüsttag des heiligen Schabbat, 17. Elul, und begraben am Tag 2, 20. desselben, 639 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 20,6 Zl 2f: vgl. Ps 119,1 Kommentar Die Eulogie der hebräischen Inschrift ist zusammengesetzt aus einzelnen Elementen, die sich auch in den Vorlagen zweier Musterinschriften in Schalom Hakohens Briefsteller "Ketav Joscher" finden (Inschriften Nrn. mu1,0002 und mu1,0003). ====== sdh-68 Personalia 1880-01-22 Schmuel b. David Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם וישר הולך תמים‏‎ ‎‏ופעל צדק ירא אלהיו כל‏‎ ‎‏ימיו צדיק באמונתו חיה ה״ה‏‎ ‎‏היקר כ״ה שמואל ב״ר דוד ז״ל‏‎ ‎‏מת פתאם בימי זקנתו במלאות‏‎ ‎‏מספר ימיו ביום ה׳ ט׳ שבט‏‎ ‎‏ונקבר בשם טוב ביום א׳ י״ב‏‎ ‎‏שבט שנת תר״מ לפ״ק‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ Hier ruht in Gott unser innig geliebter Gatte, Vater, Groß- u. Schwiegervater der Kaufmann Samuel Redelmeier geb. im [...] 1803, gest. 22. Januar 1880. Friede seiner Asche! Übersetzung Hier ist begraben ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, ›lauter wandelnd‹ und ›Wohltat wirkend‹, ›seinen Gott ehrfürchtend‹ all seine Tage, ›ein Gerechter, der in seinem Glauben lebte,‹, es ist der Teure, der geehrte Herr Schmuel, Sohn des Herrn David, sein Andenken zum Segen, gestorben plötzlich in den Tagen seines Alters, als voll war ›die Zahl seiner Tage‹ am Tag 5, 9. Schwat, und begraben ›mit gutem Namen‹ am Tag 1, 12. Schwat des Jahres 640 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 | Zl 2: Ps 15,2 Zl 3: Ps 15,2 | Zl 3: vgl. Ijob 1,1 Zl 4: Hab 2,4 Zl 7: Ibn Esra zu Ijob 5,24 Zl 8: bBer 17a Kommentar Die Eulogie der hebräischen Inschrift wurde vermutlich einem Musterbuch entnommen, sie findet sich in identischer Form in Schalom Hakohens Briefsteller "Ketav Joscher" (Inschrift Nr. mu1,0001). Hier wurde der Vorlage über die Angabe von Namen und Daten hinaus nur ein einziges Wort hinzugefügt: das Wort "plötzlich", das in gewissem Gegensatz steht zu der folgenden Wendung "in den Tagen seines Alters mit Vollendung der Anzahl seiner Tage" bei einem immerhin 77jährigen Mann. ====== sdh-67 Personalia 1880-03-06 L[... b. David Transkription ‎‏אשת חיל יראת אלהים עטרת‏‎ ‎‏בעלה ותפארת בניה ובני בניה‏‎ ‎‏ה״ה אשה מרת ל[... ב]ת ר׳ דוד‏‎ ‎‏מתה בזקנה ושיבה טובה בארבע‏‎ ‎‏ותשעים שנה ביום ש״ק כ״ג ונקבר׳‏‎ ‎‏ביום ג׳ כ״ו אדר תר״מ לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht die sterbliche Hülle der verwittw. Frau Röschen Wahl, geb. David. geb. 1786, gest. am 6. März 1880. Dieses Denkmal errichteten aus Dankbarkeit u. Liebe [... trau]ernden Kinder. Übersetzung ›Die tüchtige Gattin‹, ›Gott ehrfürchtend‹, ›Krone ihres Gatten‹ ›und Zierde ihrer Kinder‹ und Kindeskinder, es ist die Frau L[..., Toch]ter des Herrn David, gestorben ›betagt und in gutem Greisenalter‹ mit vier- undneunzig Jahren am Tage des heiligen Schabbat, 23., und begraben am Tag 3, 26. Adar 640 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 1: Spr 31,10 | Zl 1: Spr 31,30 Zl 1f: Spr 12,4 | Zl 2: Spr 17,6 Zl 4: Gen 25,8 Kommentar Die deutsche Inschrift wählt eine Einleitung, die in Sondershausen einzigartig ist. Das Ende der deutschen Inschrift erinnert an Wendungen, die besonders bei Inschriften für Hofagenten beliebt waren (0011 von 1843, 0010 von 1858). ====== sdh-59 Personalia 1882-07-06 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Frau Pauline Boer geb. Bach [ge]b. 8. Novbr. 1854, [ges]t. 6. Juli 1882. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Dies ist die erste deutsche Inschrift, bei der das hebräische Element zwar noch vorhanden, aber auf Einleitungs- und Schlussformel reduziert ist. ====== sdh-52 Personalia 1883-04-02 Aharon b. Elieser Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם ונאמן ירא‏‎ ‎‏אלהיו כל ימיו ה״ה היקר‏‎ ‎‏כ״ה אהרן ב״ר אליעזר‏‎ ‎‏נפטר ביום ב׳ כ״ה אדר‏‎ ‎‏שני ונקבר ביום ד׳ כ״ז בו‏‎ ‎‏שנת תרמ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet in Gott unser inniggeliebter Gatte und Vater, der Kaufmann Aron Leser. geb. d. 1[5.] Juni 1823, gest. d. 1. April 1883. Friede seiner Asche. Übersetzung Hier ist begraben ein lauterer und getreuer Mann, seinen Gott ehrfürchtend all seine Tage, es ist der Teure, der geehrte Herr Aharon, Sohn des Herrn Elieser, verschieden am Tag 2, 25. des zweiten Adar, und begraben am Tag 4, 27. desselben des Jahres 643 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ====== sdh-48 Personalia 1883-06-25 Transkription [---] ‎‏[...] כ׳ סיון‏‎ ‎‏[...] ביום ה׳ כ״ג סיון‏‎ ‎‏שנת תרמ״ג לפ״ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ : Bertha Goldschmidt, geb. d. 7. Nov. 1825, gest. d. 25. Juni 1883. Friede ihrer Asche. Übersetzung [---] [...] 20. Sivan, [...] am Tag 5, 23. Sivan des Jahres 643 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ====== sdh-47 Personalia 1884-01-01 Josef Levi b. Jehuda Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם ירא אלהים‏‎ ‎‏וסר מרע ה״ה היקר כה״ר‏‎ ‎‏יוסף לוי בר יהודה מת‏‎ ‎‏בימי זקנתו במלאות‏‎ ‎‏שתים ושבעים שנה‏‎ ‎‏ביום ג׳ ג׳ טבת ונקבר‏‎ ‎‏ביום ה׳ ה׳ טבת תרמ״ד לפ״ק‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ Hier ruht in Gott unser innig geliebter Gatte, Vater, Groß- u. Schwiegervater der Kaufmann Julius Heilbrun geb. im Septbr. 1810, gest. 31. Decbr. 1883. Übersetzung Hier ist begraben ein lauterer Mann, ›Gott ehrfürchtend und vom Bösen weichend‹, es ist der Teure, der geehrte Meister, Herr Josef Levi, Sohn des Jehuda, gestorben in den Tagen seines Alters mit Vollendung von zweiundsiebzig Jahren am Tag 3, 3. Tewet, und begraben am Tag 5, 5. Tewet 644 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2f: Ijob 1,8 Kommentar Die Diskrepanz zwischen dem Sterbedatum nach dem jüdischen Kalender und der Angabe des Sterbejahrs in der deutschen Inschrift des Grabsteins läßt vermuten, dass Josef Levi am Abend des 31. Dezember 1883 verstarb, nach Beginn eines neuen jüdischen Tages. ====== sdh-42 Personalia 1884-07-25 Gelle b. Schmuel Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה היקרה והצנועה‏‎ ‎‏מרת געללה בת כה״ר‏‎ ‎‏שמואל נפטר׳ ביום‏‎ ‎‏עש״ק ג׳ מנחם אב ויבך‏‎ ‎‏אחריה כל בניה וכל‏‎ ‎‏קרוביה ותשב אל‏‎ ‎‏אדמתה ביום א׳ ה׳ אב‏‎ ‎‏שנת תרמ״ד לפ״ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ H[ier ruht in Go]tt unsere innig geliebte Mutter, Groß- und Schwiegermutter Frau Caroline Heilbrun geb. Oppenheim geb. d. 4. Mai 1821, gest. d. 27. Juli 1884. Sa[nft ruhe] ihre Asche Übersetzung Hier ist begraben die teure und züchtige Frau, Frau Gelle, Tochter des des geehrten Meisters, Herrn Schmuel, verschieden am Rüsttag des heiligen Schabbat, 3. Menachem Aw, ›und es weinten ihr nach‹ all ihre Kinder und all ihre Bekannten, ›und sie kehrte zurück zu ihrer Erde‹ am Tag 1, 5. Aw des Jahres 644 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 5f: 2 Sam 3,16 Zl 7f: Ps 146,4 Kommentar Die Wendungen für Sterben und Begrabenwerden erinnern an eine Musterinschrift, die zum Beispiel in Schalom Hakohens Briefsteller "Ketav Joscher" zu finden ist (Inschrift Nr. mu1,0012). Zl 3: Der Name Gelle wurde entsprechend deutscher Orthographie mit Doppel-l geschrieben. Zl 5: Menachem, Tröster, ist ein euphemistischer Name für den Trauermonat Aw, in dem am 9. des Monats der Zerstörung der beiden Jerusalemer Tempel gedacht wird. Zl 19: Der auch auf christlichen Friedhöfen beliebte Schlusssegen geht auf das bekannte Bibelzitat "Denn Staub [bzw. Asche] bist du und zum Staube kehrst du zurück" (Genesis 3,19) zurück, und ist keinesfalls als ein Hinweis auf eine, den jüdischen Religionsgesetzen nach verbotene Feuerbestattung zu sehen. ======= sdh-140 Personalia 1885-12-08 Schlomo b. Schimon Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש צדיק וישר ירא אלהים זה היקר פרנס‏‎ ‎‏דק״ק פה כה״ר שלמה בן מה״ר שמעון ז״ל נפטר‏‎ ‎‏יום ג׳ ר״ח טבת ונקבר עש״ק ג׳ טבת תרמ״ד לפ״ק‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ Hier ruht in Gott unser inniggeliebter Vater, Schwieger- u. Großvater der Kaufmann Salomon Schwabach geb. 18. Decbr. 1811, gest. 8. Decbr. 1885 Friede seiner Asche! Übersetzung Hier ist begraben ein gerechter, aufrechter und gottesfürchtiger Mann, es ist der Teure, Vorsteher der hiesigen heiligen Gemeinde, der geehrte Meister, Herr Schlomo, Sohn unseres Lehrers, des Meisters, Herrn Schimon, sein Andenken zum Segen, verschieden Tag 3, Neumond Tewet, und begraben dem Rüsttag des heiligen Schabbat, 3. Tewet 644 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Wie die nebenliegende Grabanlage (0139), so ist auch diese von Ost nach West statt von West nach Ost ausgerichtet. Im Gegensatz zur nebenliegenden Grabanlage ist hier jedoch nicht so eindeutig, dass die heutige Positionierung des Grabsteins der ursprünglichen entspricht, da fast die gesamte Fläche der Grabstelle von einem großen Baum eingenommen wird, der den Grabstein offensichtlich nach und nach von seiner ursprünglichen Stelle verdrängt hat. Zl 4: Der Todestag fiel auf den 6. Tag des Chanukka-Festes, was die Inschrift nicht eigens erwähnt. ======= sdh-106 Personalia 1887-03-10 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht in Gott unser innig geliebtes Söhnchen Max Heilbrun, geb. d. 5. Dec. 1885, gest. d. 10. Mrz 1887, 47. Adar 5647. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Mit diesem Grabstein, dem ersten Kindergrabstein auf dem neuen Friedhofsteil, sollte vermutlich ein eigenes Kinderfeld nahe des Eingangs zum Friedhof eingerichtet werden, auf dem jedoch nur noch im Jahr 1893 das Kleinkind Ehrich David begraben wurde (0107), während ein Säugling 1887 zunächst noch auf dem alten Feld beigesetzt wurde (Walter Adolf Bing, 0081). Die hebräischen Elemente der Inschrift für Max Heilbrun sind zwar auf Einleitungs- und Schlussformel reduziert, dafür erscheint hier aber erstmals das Sterbedatum auch nach dem jüdischen Kalender, ein Datum, das für die Jahrzeit wichtig ist, dem alljährlich begangenen Gedenken an den Toten. ====== sdh-81 Transkription Walter Adolf Bing, geb. d. 5. Nov. 1887, gest. d. 19. Nov. 1887. Kommentar Ein eigener Grabstein für ein nur zwei Wochen alt gewordenes Kind ist selten. Dies ist das letzte Grabmal, das auf dem alten Friedhofsteil gesetzt wurde. ======= sdh-145 Personalia 1889-11-30 Sara b. Mosche Hakohen Transkription Hier ruht in Gott unsere inniggeliebte, unvergeßliche Mutter Frau Sara Leser geb. Katz, geb. d. 1. Februar 1836, gest. d. 30. Novbr. 1889. Sanft ruhe ihre Asche! ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה היקרה וחמודה‏‎ ‎‏ה״ה מרת שרה בת כה״ר‏‎ ‎‏משה הכהן אשת ר׳ אהרן‏‎ ‎‏בר אליעזר נפטרת ביום‏‎ ‎‏ש״ק ז׳ כסלו לדעבון בניה‏‎ ‎‏וקרוביה ונקברת ביום ב׳‏‎ ‎‏ט׳ בו שנת תר״ן לפ״ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben die teure und anmutige Frau, es ist Frau Sara, Tochter des des geehrten Meisters, Herrn Mosche Hakohen, Gattin des Herrn Aharon, Sohn des Elieser, verschieden am Tage des heiligen Schabbat, 7. Kislev, zum Kummer ihrer Kinder und Verwandten, und begraben am Tag 2, 9. desselben des Jahres 650 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= sdh-146 Personalia 1889-04-15 Sara b. Baruch 1889-05-06 Helche b. Mosche 1915-04-21 Transkription Hier ruht in Gott meine inniggeliebt. Gattin, unsere theure un- vergeßliche Mutter, Groß- u. Schwiegermutter Frau Seraphine Leser geb. Goldschmidt, geb. d. 10. April 1837, gest. d. 15. April 1889. Hier ruht in Gott unsere inniggeliebt. so früh dahingeschie- dene Tochter, Schwester u. Schwägerin Jungfrau Alma Leser, geb. d. 6. Januar 1869, gest. d. 6. Mai 1889. Mutter und Tochter im Tod, wie im Leben vereint, Ruhen in Frieden hier, innig betrauert, beweint! ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הבתולה צנועה‏‎ ‎‏וחמודה מ׳ הלכע‏‎ ‎‏בת כה״ר משה נפטר׳‏‎ ‎‏ביום ב׳ ה׳ אייר‏‎ ‎‏ונקברת ביום ד׳ ז׳ אייר‏‎ ‎‏תרמ״ט לפ״ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה היקרה‏‎ ‎‏מרת שרה בת‏‎ ‎‏כר״ר ברוך מתה‏‎ ‎‏ביום ב׳ ע״פ ונקברת‏‎ ‎‏ביום ד׳ ב׳ של פסח‏‎ ‎‏תרמ״ט לפ״ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ Eugen Leser geb. 3. Febr. 1864, gest. 21. April 1915. Übersetzung Hier ist begraben die züchtige und anmutsvolle Jungfrau, Frau Helche, Tochter des geehrten Meisters, Herrn Mosche, verschieden am Tag 2, 5. Ijar, und begraben am Tag 4, 7. Ijar 649 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Hier ist begraben die teure Frau, Frau Sara, Tochter des geehrten Meisters, Herrn Baruch, gestorben am Tag 2, Vorabend des Pessachfestes, und begraben am Tag 4, 2. von Pessach 649 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Im deutschen Sinnspruch klingt das Zitat aus dem Klagelied Davids über König Saul und dessen Sohn Jonathan an, das häufiger auf Doppelsteinen zu finden ist (siehe zum Beispiel 0110/1930): "Die Geliebten und Angenehmen - in ihrem Leben wie im Tode trennten sie sich nicht" (2 Samuel 1,23), hier in moderne deutsche, gereimte Form gebracht. ======= sdh-153 Personalia 1891-02-10 Transkription Denk[mal] [...] geliebten Tochter Eva Heidenheim gest. am 10. Febr. 1891 im 79. Lebens[jahre.] Zum gesegneten Ange[denken] : ‎‏תנצב״ה‏‎ : Übersetzung Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Hier wurde die traditionell in den hebräischen Inschriften hinter den Namen von verstorbenen Männern zu findende Segensformel ins Deutsche übertragen. Als hebräisches Element bleibt einzig der traditionelle Schlusssegen. ======= sdh-151 Personalia 1891-03-08 Reuwen b. [Schim]on Transkription Hier ruht in Gott unser inniggeliebter Vater und Großvater Rudolf David [...] März [...] [...] ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש אמונים צדיק וישר‏‎ ‎‏ירא אלהים וסר מרע ה״ה‏‎ ‎‏היקר כה״ר ראובן ב״ר [שמ]עון‏‎ ‎‏מת ביום ב׳ כ״[...]‏‎ ‎‏[ונקב]בר [...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ›ein Mann von Treuen‹, ›gerecht und aufrecht‹, ›Gott ehrfürchtend und vom Bösen weichend‹, es ist der Teure, der geehrte Meister, Herr Reuwen, Sohn des Herrn [Schim]on, gestorben am Tag 2, 2[9. Adar I ...], [und begra]ben [...] [...] Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 8: Spr 20,6 | Zl 8: Dtn 32,4 Zl 9: Ijob 1,8 Kommentar Zl 5: Laut standesamtlichen Unterlagen starb Rudolf David am 8. März 1891, das ist Sonntag, 28. Adar I (5)651. Da die Inschrift den Sterbetag mit Montag angibt, starb Rudolf David wahrscheinlich am Abend des 8. März, nach Beginn des neuen jüdischen Tages. ======= sdh-149 Personalia 1891-12-30 Lea b. Natan Transkription Hier ruht i[n Gott] [...]nigge[...] [...] [...] geb. [...] 18[..] gest. [...] [...] ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה היקרה והצנועה‏‎ ‎‏מרת לאה בת כה״ר נתן‏‎ ‎‏מתה ביום ד׳ ער״ח טבת‏‎ ‎‏ונקברה עש״ק ב׳ טבת שנת‏‎ ‎‏תרנ״ב לפ״ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben die teure und züchtige Frau, Frau Lea, Tochter des geehrten Meisters, Herrn Natan, gestorben am Tag 4, Vorabend von Neumond Tewet, und begraben am Rüsttag des heiligen Schabbat, 2. [Neumondstag] Tewet des Jahres 652 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 5: Lea wurde nicht am 2. Tewet begraben, sondern am 2. Neumondstag, dem 1. Tewet. ======= sdh-181 Personalia 1892-04-11 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht in Gott unsere so früh dahingeschiedene innig geliebte Gattin u. Mutter Frau Bertha Schönlank geb. Lebenbaum geb. d. 10. März 1857, gest. d. 11. April 1892. 14. Nissan 5652. : ‎‏תנצב״ה‏‎ : Die Liebe höret nimmer auf! Übersetzung Hier ist begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Aus Bertha Schönlanks Sterbejahr gibt es hier auch Grabsteine mit vollständigen hebräischen Inschriften, hier aber bleibt das hebräische Element auf Einleitungs- und Schlussformel reduziert, obwohl Frau Schönlank die Gattin eines Kantors und Religionslehrers gewesen war, bei dem eine gewisse Traditionstreue nicht überrascht hätte. Dafür wird hier das Sterbedatum (zum zweiten Mal überhaupt nach 1887, 0106) auch nach dem jüdischen Kalender angegeben, ein Datum, das für die Jahrzeit wichtig ist, dem alljährlich begangenen Gedenken an die Tote. ======= sdh-107 Personalia 1893-01-13 Transkription [...] [...] Ehrich Da[vid] geb. [16.] Mai [1890] gest. [13.] Janr. 18[93] ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der nur drei Jahre alt gewordene E(h)rich David wurde in der Nähe des Eingangs neben einem Kindergrab aus dem Jahr 1887 beigesetzt (0106). Hier sollte vermutlich ein Kinderfeld entstehen, das aber nicht fortgeführt wurde. Nach E(h)rich Davids Tod wurden auf dem Friedhof nur noch ein totgeborenes Kind (22.09.1904) und der noch nicht einjährige Max Podolansky (09.09.1909 - 24.02.1910) beerdigt, ihre Grabstellen sind unbekannt. 1930 schließlich wurde auf der freigebliebenen Fläche neben den kleinen Gräbern 0106 und 0107 eine große Familiengrabstätte angelegt (0108). Zln 3-5: Die fehlenden Textteile wurden entsprechend der standesamtlichen Angaben ergänzt. ======= sdh-166 Transkription Hier ruht unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante Fräulein Friederike Wetzlar geb. d. 29. April 1841 gest. d. 18. August 1895 Kommentar Hier wird auf jedes jüdische Element verzichtet, weder Sprache noch Symbol oder Inhalt der Inschrift geben einen Hinweis darauf, dass die Verstorbene Jüdin war. ======= sdh-187 Transkription [---] [...]e Mutter [... Heil]brun [...] Kommentar Laut standesamtlicher Unterlagen kann es sich bei diesem Fragment nur um ein Teil des Grabsteins für Gütchen Katz geb. Heilbrun handeln. Zwar ist nur noch ein Fragment, vermutlich einer Schrifttafel erhalten, doch machen sowohl die Wahl des Materials als auch die mit Blattgold ausgelegten Buchstaben deutlich, dass es sich um ein Grabmal gehandelt haben muss, das sich von den anderen hiesigen Grabsteinen auffällig unterschied. ======= sdh-165 Personalia 1896-10-09 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Frau Henriette Lichtenstein geb. Leser geb. d. 2. April 1820, gest. d. 9. Oct. 1896. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= sdh-163 Personalia 1897-01-07 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht Selmar Schönfeld geb. d. 22. April 1853, gest. d. 7. Januar 1897. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= sdh-155 Personalia 1897-10-22 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht unsere inniggeliebte Gattin, Mutter, Groß- u. Urgroßmutter Frau Rabbiner u. Professor Lina Heidenheim geb. Leser geb. 1. Januar 1812 gest. 22. October 1897 Ihr Andenken zum Segen! ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar In der Gestaltung dieses Grabmals wurden hier völlig neue Wege gegangen und erstmals auf eine aufrechtstehende Stele, wie sie seit Jahrhunderten unter den aschkenasischen Juden üblich war, verzichtet zugunsten eines Scheinsarkophages, wie er bei den sephardischen Juden beliebt war. Das jüdische/hebräische Element bleibt auf Einleitungs- und Schlussformel beschränkt, dagegen wurden bei dieser Frau die Angabe ihrer Stellung in der Gesellschaft mit Gattin, Mutter, Groß- und Urgroßmutter, Frau Rabbiner u. Professor so ausführlich gestaltet wie bei kaum einer anderen in Sondershausen. Wie schon zuvor bei ihrer Schwägerin Eva Heidenheim (0153) wurde auch für Lina Heidenheim die traditionell in den hebräischen Inschriften hinter den Namen von verstorbenen Männern zu findende Segensformel ins Deutsche übertragen, hier allerdings in anderer Übersetzung (dort: "Zum gesegneten Angedenken"). Als neun Jahre nach ihr auch ihr Gatte starb, wurden sein Grabmal und seine Grabinschrift identisch gestaltet. ======= sdh-174 Personalia 1899-01-21 1920-11-04 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht in Gott unser inniggeliebter Gatte, Vater, Groß- u. Schwiegervater der Rentier Ismar Heilbrun geb. im Dec. 1826, gest. d. 21. Jan. 1899. 10. Schwat 5659. : ‎‏תנצב״ה‏‎ : unsere inniggeliebte Mutter Gross. u. Schwiegermutter Goldine Heilbrun geb. Eichenberg geb. 29.3.1834, gest. 4.11.1920. Übersetzung Hier ist begraben Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Während beim 1899 gestorbenen Gatten die Inschrift noch von hebräischer Einleitungs- und Schlussformel gerahmt wird und das Sterbedatum zusätzlich nach dem jüdischen Kalender angegeben wird, fehlen gut zwanzig Jahre später bei der Gattin entsprechende Elemente. ======= sdh-169 Personalia 1902 Elieser b. Jaakow Transkription Hier ruht in Gott unser inniggeliebter Gatte,Vater, Gross- u. Schwiegervater Rentner Siegmund Schönfeld geb. 24. April 1821, gest. 19. December 1902. Sanft ruhe seine Asche! ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש יקר ונאמן‏‎ ‎‏ה״ה כ״ה ר׳ אליעזר‏‎ ‎‏ב״ר יעקב נפטר‏‎ ‎‏עש״ק כ׳ כסלו ונקבר‏‎ ‎‏ביום ב׳ כ״ב בו תרס״ג לפ״ק‏‎ ‎‏׃ תנצב״ה‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ein teurer und verlässlicher Mann, es ist der geehrte Herr Elieser, Sohn des Herrn Jaakow, verschieden am Rüsttag des heiligen Schabbat, 20. Kislev, und begraben am Tag 2, 22. desselben, 663 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Vermutlich starb Siegmund Schönfeld am Freitag abend, nach Beginn des Schabbats, den 20. Kislev 663. Für Siegmund Schönfeld wurde erstmals seit zehn Jahren wieder eine vollständige, traditionelle hebräische Inschrift verfasst. ======= sdh-170 Personalia 1902-12-04 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht in Gott unsere innig geliebte Tochter u. Schwester Margarethe Katz, geb. 19. October 1882, gest. 4. December 1902. : ‎‏תנצב״ה‏‎ : Übersetzung Hier ist begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= sdh-162 Personalia 1904-03-31 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht in Gott meine inniggeliebte teure Frau, unsere herzensgute Mutter Caroline Katz, geb. Reichhardt, geb. 26. Febr. 1857, gest. 31. März 1904. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= sdh-180 Personalia 1905-09-02 Mosche b. Elieser Transkription Hier ruht in Gott unser inniggeliebter Vater, Groß- u. Schwiegervater der Rentier Moses Leser geb. 25. April 1825, gest. 2. Septbr. 1905 Friede seiner Asche ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם וישר ירא‏‎ ‎‏אלהיו כל ימיו ה״ה‏‎ ‎‏כהר״ר משה בן כהר״ר‏‎ ‎‏אליעזר נפטר מש״ק‏‎ ‎‏ב׳ אלול ונקבר יום ג׳ ה׳‏‎ ‎‏בו שנת תרס״ה לפ״ק ׃‏‎ ‎‏׃ תנצב״ר‏‎ :‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ›ein lauterer und aufrechter Mann, seinen Gott ehrfürchtend‹ all seine Tage, es ist der geehrte Meister Mosche, Sohn des geehrten Meisters, Herrn Elieser, verschieden am Ausgang des heiligen Schabbat, 2. Elul, und begraben (am) Tag 3, 5. desselben des Jahres 665 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 10f: Ijob 1,8 Kommentar Zl 16: Der letzte Buchstabe der abgekürzten Schlussformel ist verschrieben (‎‏ר‏‎ statt ‎‏ה‏‎), offensichtlich ein Steinmetzfehler. ======= sdh-154 Personalia 1906-06-14 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht unser inniggeliebter Vater, Gross- u. Urgrossvater, Herr Rabbiner, Professor Philipp Heidenheim geb. 14. Juni 1814, gest. 14. Juni 1906. Sein Andenken zum Segen! ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Das Grabmal wie auch der Aufbau der Grabinschrift für den langjährigen Rabbiner Sondershausens wurde denen seiner neun Jahre zuvor verstorbenen Gattin entsprechend gestaltet, für deren Gestaltung vermutlich er selbst verantwortlich zeichnete. Und so ist seine Inschrift sehr persönlich und familiär gehalten, ohne jeglichen Anklang an den reichen Formelschatz traditioneller Rabbinerinschriften und ohne Ehrung durch die Gemeinde. Das hebräische Element ist hier auf Einleitungs- und Schlussformel reduziert, und die deutsche Inschrift gibt den bürgerlichen Namen und die Daten nach dem bürgerlichen Kalender an. Doch blieb man sich des jüdischen Kalenders und seiner Bedeutung für die traditionellen Bräuche bewusst: Die Grabsteinsetzung für Rabbiner Heidenheim fand am 3. Juni 1907 statt, wie üblich ein Jahr nach seinem Tode, und zwar genau an seinem Todestag, allerdings nicht nach dem bürgerlichen, sondern nach dem jüdischen Kalender am 21. Sivan, der im Jahr 1906 auf den 14. Juni fiel, 1907 auf den 3. Juni. ======= sdh-112 Personalia 1906-07-15 1913-11-07 1919-01-13 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht in Gott unsere inniggeliebte Tochter u. Schwester Helene Redelmeier, geb. 11. Janr. 1884, gest. 15. Juli 1906. : ‎‏תנצב״ה‏‎ : Hier ruht in Gott meine teure Frau unsere gute Mutter Emma Redelmeier geb. 14. Decbr. 1848 gest. 7. Novbr. 1913. : ‎‏תנצב״ה‏‎ : Hier ruht in Gott unser guter Vater Albert Redelmeier geb. 24. Mai 1854, gest. 13. Jan. 1919. : ‎‏תנצב״ה‏‎ : Übersetzung Hier sind begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Dies ist nach fast fünfzig Jahren der erste (0101/1858) und insgesamt erst der zweite Grabstein in Sondershausen, der von einem Davidstern geschmückt wird, inzwischen dem jüdischen Symbol schlechthin, das auch andernorts auf jüdischen Friedhöfen seit dem Ersten Weltkrieg große Verbreitung fand. Dies und die Gestaltung des Grabmals könnten darauf hindeuten, dass es erst nach dem Tod Emmas, und wahrscheinlich sogar erst nach dem Tod Albert Redelmeiers gesetzt wurde. ======= sdh-177 Transkription Hier ruht in Gott mein lieber Mann unser guter Vater Kaufmann Samuel Simon geb. 16. April 1856, gest. 21. Oktober 1907. Er ruhe in Frieden ======= sdh-176 Personalia 1907-12-23 Lea b. Josef Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה החשובה והצנועה‏‎ ‎‏עטרת בעלה ותפארת בניה‏‎ ‎‏כפה פרשה לעני ולאביון‏‎ ‎‏מ׳ לאה בת יוסף אשת כ׳‏‎ ‎‏בנימן יאַפפאַ‏‎ ‎‏הלכה לעולמה ביום ב׳ י״ח טבת‏‎ ‎‏ונקברה ביום ה׳ כ״א בו‏‎ ‎‏בשנת תרס״ח לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht unsere geliebte Mutter, Frau Lea Jaffa, geb. Hess, geb. d. 18. Mai 1838, gest. d. 23. Dezbr. 1907. Übersetzung Hier ist begraben die angesehene und züchtige Frau, ›Krone ihres Gatten‹ ›und Zierde ihrer Kinder‹, ›ihre Hand öffnete sie den Armen‹ und Bedürftigen, Frau Lea, Tochter des Josef, Gattin des geehrten Binjamin Jaffa, ›sie ging hin in ihre Welt‹ am Tag 2, 18. Tewet, und wurde begraben am Tag 5, 21. desselben des Jahres 668 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: Spr 12,4 | Zl 3: Spr 17,6 Zl 4: Spr 31,20 Zl 7: Koh 12,5 Kommentar Dies sollte die vorletzte vollständige hebräische Inschrift in Sondershausen sein, die letzte stammt aus dem Jahr 1932 (0111). Zl 6: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben und zur besseren Lesbarkeit teilweise mit Vokalzeichen versehen. ======= sdh-144 Personalia 1909-08-04 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Gustav Gers geb. d. 21. April 1849, gest. d. 4. August 1909. ‎‏תרס״ט לפ״ק‏‎ Übersetzung Hier ist begraben 669 der kleinen Zählung Kommentar Der Fabrikbesitzer Gers hatte sich hier von dem Eisenacher Architekturbüro Conradus einen Grabtempel entwerfen lassen, wie sie sonst nur auf großstädtischen Friedhöfen zu finden sind, wo der erreichte gesellschaftliche Status durch immer größere und prunkvollere Grabbauten demonstriert wurde. Hier unterbricht er sehr auffällig die bisher herrschende relative Schlichtheit in der Gestaltung der Grabmale; durch seine Größe, seine Pracht, die teils figürlichen Darstellungen und metallenen Buchstaben und Beschlägen. Auf den meisten jüdischen Friedhöfen Deutschlands wurden die Grabmale ihrer Metallbuchstaben, metallenen Beschläge und Ketten im Zuge der Metallsammlungen während des Zweiten Weltkrieges beraubt. Auch in Sondershausen finden sich keine metallenen Ketten und Gitter mehr, Metallbuchstaben scheint es hier ansonsten nicht gegeben zu haben. Dieses Grabmal blieb jedoch von einer systematischen Metallsammlung verschont, wenn auch einzelne Teile im Laufe der Zeit und sicher teilweise auch mutwillig zerstört wurden. Die Zugehörigkeit des Verstorbenen zum aaronidischen Priestergeschlecht ist hier in keiner Weise mehr angedeutet, weder über den Namen noch über ein Symbol. ======= sdh-118 Personalia 1909-05-05 1932-06-10 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht meine geliebte Gattin, unsere treusorgende Mutter Selma Leser, geb. Katz; d. 7. Novbr. 1867, gest. d. 5. Mai 1909. [14.] Ijar 5669 Arnold Leser, geb. d. 25. Juli 1894, gest. d. 10. Juni 1932. ‎‏תנצב״ה‏‎ Ruhe sanft! Übersetzung Hier sind begraben Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Dies ist eins von nur zwei Grabmalen in Sondershausen, auf dem sich ein Hinweis auf eine Teilnahme als Soldat am Ersten Weltkrieg findet - hier durch das eingravierte Eiserne Kreuz (siehe auch 0132/1928). Zl 10: Der Sterbetag nach dem jüdischen Kalender wurde entsprechend der Angabe nach dem bürgerlichen Kalender ergänzt. ======= sdh-116 Transkription Friederike Wolf geb. Auerbach geb. d. 21. Okt. 1827 gest. d. 28. Nov. 1910. ======= sdh-117 Transkription Hier ruht meine liebe Frau, Ida Katz, geb. Docktor. geb. 19. Juni 1852, gest. [...] 1913. ======= sdh-137 Transkription Paul Maÿer gest. 7. Aug. 1913 ======= sdh-113 Personalia 1914-12-27 Transkription [...] [...] Da[vid] Katz geb. 20. [...] 1845 gest. 27. Dez. [1914] ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 5: Das Sterbejahr wurde entsprechend der Angaben in den standesamtlichen Unterlagen ergänzt. ======= sdh-161 Transkription Hier ruht unser geliebter treusorgender Vater Louis L[es]e[r] geb. 27. Sept. 1862, gest. 30. Juli 1916. 29. Tammus 5676. ======= sdh-122 Personalia 1916-09-29 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Unserer innigst geliebten treusorgenden Mutter Frau Dina Reichhardt geb. Katz geb. 8. Jan 1851?, gest. 29. Sept. 1916, zum Gedächtnis. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= sdh-121 Transkription Hier ruht mein geliebter Mann Hermann Brown Konsul des Deutschen Reiches geb. 5.11?.185?6 gest. 19.2.1919 ======= sdh-120 Personalia 1920-10-13 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht mein lieber Mann, unser [...] [...] Moritz Schönlank [...] 18[..] [...] 1920 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= sdh-119 Transkription Hier ruht Fräulein Rosa Wahl geb. 23.8.1855, gest. 29.9.1921. ======= sdh-124 Personalia 1921-10-29 Transkription Hier ruht unsere liebe Schwester, [Schwä]g[er]in und Tante, Fräulein Berta Cohn, geb. 17.? Juni 1854, gest. [2]9. Oktbr. 1921. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 7: Der Sterbetag wurde anhand der standesamtlichen Angaben ergänzt. ======= sdh-125 Personalia 1922-10-05 Transkription Hier ruht in Gott mein lieber Mann unser guter Vater Liebmann Katz geb. 17.8.1847, gest. 5.10.1922. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= sdh-136 Transkription Georg Wahl geb. 30. Oct. 1860, gest. 17. Dez. 192[3]. Kommentar Zl 3: Die Jahreszahl wurde anhand der Angaben in den standesamtlichen Unterlagen ergänzt. ======= sdh-126 Transkription Hier ruht in Gott mein geliebter Mann, unser guter Vater Moritz Leser geb. 8. Jan. 1864 gest. 23. April 1923 Selma Baruch geb. Leser geb. 17. Juni 1892 gest. 16. März 1939 ======= sdh-131 Personalia 1924-08-09 Awraham Jecheskel b. Josef'Goldwasser Halevi Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏הבחור נחמד לב טוב‏‎ ‎‏אברהם יחזקאל בן יוסף‏‎ ‎‏גאָלדוואַזזער הלוי זצ״ל‏‎ geb. 1. Juni 1902 gest. 9. August 1924. Übersetzung Hier ist begraben der liebenswürdige und gutherzige Jungeselle Awraham Jecheskel, Sohn des Josef Goldwasser Halevi, das Andenken des Gerechten zum Segen Kommentar Diese Inschrift ist die einzige in Sondershausen, die derart eine hebräische Inschrift mit einer deutschen kombiniert. Besonders ungewöhnlich ist, dass in einer Zeit, in der Viele des Hebräischen nicht mehr mächtig waren, der Name des Verstorbenen nur in hebräischen Buchstaben angegeben wurde. Zl 4: Der bürgerliche Familienname wurde entsprechend der deutschen Orthographie geschrieben und zur besseren Lesbarkeit mit Vokalzeichen versehen. ======= sdh-130 Transkription Hier ruht in Gott unsere inniggeliebte Schwester, Schwägerin u. Tante Fräulein Rebecca David geb. 14. April 1852, gest. 19. Febr. 1928, d. i. 28. Schebat 5688. ======= sdh-132 Personalia 1928-11-29 1915-08-06 Transkription Hier ruht unsere liebe Mutter Frida Keibel geb. Redelmeier geb. 30. April 1881, gest. 29. Nov. 1928. ‎‏זצ״ל‏‎ Ihr Andenken sei gesegnet. Zum Andenken an unsern lieben Vater Martin Keibel geb. 28.10.1879, gefallen 6.8.1915, bei Ossowiece Polen Beerdigt in Neubrandenburg Meckl. Übersetzung Das Andenken der Gerechten sei zum Segen Kommentar Zl 7: Der zweite Buchstabe der abgekürzten Segensformel nach Sprüche 10,7 ist dem Steinmetzen etwas misslungen und gleicht eher einem Schlussbuchstaben (‎‏ץ‏‎) statt des zu erwartenden ‎‏צ‏‎. Diese Segensformel, die sich hier offensichtlich auf Frida Keibel bezieht, ist normalerweise nur nach Namen von sehr ehrwürdigen und gelehrten Männern zu finden. ======= sdh-133 Personalia 1929-09-22 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht meine liebe Frau unsere gute Mutter, Sabine Cohn geb. Maÿer geb. 6.1.1870, gest. 22.9.1929. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Die zweite Grabstelle war vermutlich für den Gatten reserviert, über den aber nichts bekannt ist. ======= sdh-128 Personalia 1930-03-25 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht mein lieber Mann unser guter Vater Markus Berl geb. 12.2.1873, gest. 25.3.1930. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= sdh-108 Transkription Hier ruht mein lieber Vater Paul Heilbrun geb. 19. Oct. 1890, gest. 27. Sept. 1930. ======= sdh-110 Personalia 1930-03-14 Natan b. Reuwen 1930-11-12 Mirjam b. Levi Michael Transkription ‎‏הנאהבים ונעימים בחייהם‏‎ ‎‏ובמותם לא נפרדו‏‎ ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש ישר במעשיו מהו״ר‏‎ ‎‏ר׳ נתן ב׳ מוה״ר ר׳ ראובן‏‎ ‎‏ואשה ישרה במעשיה מ׳ מרים‏‎ ‎‏במוה״ר ר׳ לוי מיכאל ז״ל‏‎ Dem Andenken unserer lieben Eltern, des Kaufmann Rudolf David geb. 8. Jan. 1857, gest. 14. März 1930, 14. Tage im Adar scheini 5690. Mathilde David geb. Weinberg geb. 27. Juli 1850, gest. 12. Nov. 1930, 21. Tage im Marcheschwim 5690. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung ›Die Geliebten und Angenehmen - in ihrem Leben und in ihrem Tode nicht getrennt‹ Hier ist begraben ein Mann, aufrecht in seinen Taten, unser Lehrer, der Meister, Herr Natan, Sohn unseres Lehrers und Meisters, Herrn Reuwen, und die Frau, aufrecht in ihren Taten, Frau Mirjam, Tochter unseres Lehrers und Meisters, Herrn Levi Michael, sein Andenken zum Segen Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 1f: 2Sam 1,23 Kommentar Der ehrenwürdige Titel "unser Lehrer und Meister" (Zln 4-5) war eigentlich Rabbinern vorbehalten bzw. Personen, die aufgrund ihrer Ausbildung und Gelehrsamkeit als Rabbiner hätten amtieren können. Hier soll er wahrscheinlich auf das Vorsteheramt Rudolf Davids hinweisen, das ansonsten weder in der hebräischen noch in der deutschen Inschrift erwähnt wird. Denn diese hebräische Inschrift ist eher persönlich, von den Hinterbliebenden für die Eltern verfasst und nicht von der Gemeinde für ihren Vorsteher. Und den Hinterbliebenen war es offenbar wichtiger, durch die Angabe des Berufs Kaufmann Rudolf Davids Stellung in der bürgerlichen Gesellschaft hervorzuheben als durch die Betonung seines Vorsteheramtes seine wichtige Funktion innerhalb der Gemeinde zu thematisieren. Letztmalig werden hier noch einmal Sterbedaten auch nach dem jüdischen Kalender angegeben. Zl 1: Überschrieben ist die Inschrift mit einem nicht selten auf Steinen für Ehepaare zu findenden Zitat aus dem Klagelied Davids über König Saul und dessen Sohn Jonathan (2 Samuel 1,23). ======= sdh-134 Personalia 1931-03-14 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht in Gott mein geliebter unvergesslicher Gatte, mein herzensguter Vater, Sohn u. Bruder Max Simon geb. 19. Jan. 1890 gest. 14. März 1931 ‎‏תנצב״ה‏‎ Treu gekämpft und gerungen fürs Vater- land. Er starb so früh durch eine schwere Gelbkreuz-Gasvergiftung Übersetzung Hier ist begraben Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= sdh-111 Personalia 1932-01-21 Naftali b. Mosche Jaakow 1938-03-30 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏איש תם וישר‏‎ ‎‏הדריך בצדק בני ביתו‏‎ ‎‏והנהיג במישרים בני עדתו‏‎ ‎‏הח״ר נפתלי בן משה יעקב‏‎ ‎‏נפטר ביום י״ג שבט‏‎ ‎‏ונקבר ביום ט״ז בו‏‎ ‎‏בשנת תרצ״ב לפ״ק‏‎ Hier ruht mein lieber Mann unser guter Vater Hermann Redelmeier geb. 24.2.1846 gest. 21.1.1932 Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist nicht tot, er ist nur fern! ‎‏תנצב״ה‏‎ Unsere geliebte Mutter Rosalie Redelmeier geb. Lehmann geb. 7.8?.1857 gest. 30.3.1938 Übersetzung Hier ist begraben ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, in Gerechtigkeit leitete er seine Hausgenossen und führte in Geradheit seine Gemeinschaft, der toragelehrte Herr Naftali, Sohn des Mosche Jaakow, verschieden am 13. Tag des Schwat und begraben am 16. Tag des desselben im Jahr 692 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 Kommentar Dies ist der letzte Grabstein in Sondershausen mit einer vollständigen hebräischen Inschrift, und der erste seit 1907 (0176). Die auf -to reimenden Zln 3-4, die das Amt des Verstorbenen als Vorsteher der Gemeinde andeuten, finden sich identisch in einer (ausführlicheren) Musterinschrift im Tozeoth Chajim, dem Vollständigen Gebet- und Erbauungsbuch zum Gebrauche bei Kranken, Sterbenden, während der Trauer und auf dem Friedhofe von Seligmann Baer, dessen erste Auflage 1852 in Rödelheim erschien (Inschrift Nr. mu2,0014). Findet sich auf den Grabsteinen der Rabbinerfamilie Heidenheim (0153/1891, 0154/1906, 0155/1897) ein abschließender Segenswunsch zum Andenken an die Verstorbenen, der aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt wird, so wird derselbe Gedanke hier in modernen deutschen Worten transportiert. Der deutsche Sinnspruch ist ein Zitat des österreichischen Schriftstellers Joseph Christian Freiherr von Zedlitz (1790-1862) (aus: "Der Stern von Sevilla" von 1829, 5. Kapitel, vierter Aufzug, siebter Auftritt: "Wer im Gedächtniß seiner Lieben lebt, ist ja nicht todt, er ist nur fern. - Todt nur ist, wer vergessen wird"). Dieser Sinnspruch, der oft auch Immanuel Kant zugeschrieben wird, hat sich zu einem beliebten Grabspruch entwickelt. ======= sdh-135 Personalia 1935-05-05 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Hier ruht in Gott mein innigstgeliebter Mann unser treusorgender Vater Julius Maÿer geb. 26. März 1882 gest. 5. Mai 1935 ‎‏תנצב״ה‏‎ Durch Müh u. Arbeit hast Du viel erstrebt zu lang gelitten u. zu kurz gelebt. Übersetzung Hier ist begraben Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Diesen Grabstein ziert als einer von wenigen in Sondershausen ein deutscher Sinnspruch, der jedoch an traditionelle, aus den hebräischen Inschriften früherer Zeit bekannte Formulierungen anklingt (vgl. "Er genoss von seiner Mühe Hand" nach babylonischer Talmud, Traktat Berachot 31a; "Ein Mensch zur Mühsal wird geboren", Ijob 5,7). Das Symbol des Auges, im Sinne der Dreiheit von "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" ein Symbol für die bürgerliche Gleichstellung der Juden, ist 1935 und hier kombiniert mit dem Davidstern sicherlich als stummer Protest gegen die immer weitergehende Beschneidung der bürgerlichen Rechte für Juden unter der Herrschaft der Nationalsozialisten zu sehen. ======= sdh-138 Personalia 1937-03-19 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ Babette David geb. Rosenthal geb. 15.7.1889 gest. 19.3.1937 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Dies ist das letzte Grabmal, das auf dem Friedhof gesetzt wurde. ====== sdh-61 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ [---] Übersetzung Hier ist begraben [---] Kommentar Aufgrund der Lage und der Gestaltung des Grabmals gehört es sicher zu den ältesten des Friedhofs, vermutlich aus den 1740er Jahren. ====== sdh-84 Transkription ‎‏שמחת עליכם יושבי [...]‏‎ ‎‏מרחוק יבא רבי[...]‏‎ ‎‏לשבת אבכם יה[...]‏‎ ‎‏יחיק? יברך בש‏‎...[...]‏‎ ‎‏[־־־]‏‎ [...] es kommt [...] [...] immer [...] [...] wieder [...] ? [...] ? gestorben [...] [...] Übersetzung Freuet euch, die ihr sitzet [...] von Ferne kommt der Meister [...] um sich niederzulassen [...] [...] segne [...] [---] Kommentar Zwar sind nur noch Bruchstücke der Inschriften erhalten, doch machen schon diese wenigen Reste deutlich, dass es sich hier um für Sondershäuser Verhältnisse auffallend lange und aufwendig komponierte Inschriften handelt, die vom üblichen Formular stark abweichen. Die Wortwahl der hebräischen Inschrift macht es wahrscheinlich, dass der Grabstein einem Mann errichtet wurde. Aufgrund seiner Lage und Gestaltung stammt er höchstwahrscheinlich aus den 1860er bis Mitte der 1870er Jahre. Nach Beger kommen dafür folgende Personen in Frage: - Moritz Czarnikow, 1795 - 20.11.1870, begr. in Sondershausen - Pinkus Levy, lebte bei Familie Mahler, geb. Halberstadt 19.08.1781 [a.a.St.: 1782], gest. Sondershausen 11.04.1870 - Simon Schwabach, seit 1822/23 Kantor in Sondershausen, geb. Birnbaum 02.06.1785, gest. Berlin 11.09.1870, begr. Sondershausen 14.09.1870 - David Wahl, Kaufmann in Sondershausen, geb. Sondershausen 19.02.1817, gest. Sondershausen 07.03.1873 - Gustav Wetzlar, geb. Sondershausen 27.07.1843, gest. Sondershausen 14.02.1864 Wenn man davon ausgeht, dass solch auffallende Inschriften für einen besonderen Mann verfasst wurden, kommen dafür zum Beispiel Moritz Czarnikow in Frage, Hofagent, Kommerzienrat und Gemeindevorsteher, oder Simon Schwabach, Kantor der Gemeinde. Die lange deutsche Inschrift deutet eher auf Moritz Czarnikow, der 1850 als erster Jude zum Bürgervorsteher gewählt wurde, während für einen Kantor eine traditionellere Inschrift zu erwarten ist. Dagegen deutet die Gestaltung und Größe des Grabmals eher auf Simon Schwabach, während für Moritz Czarnikow ein aufwendigeres oder moderner gestaltetes Grabmal nicht ungewöhnlich gewesen wäre, wie zum Beispiel das nebenliegende, ebenfalls anonymisierte Grab, eine (nicht mehr vorhandene) Grabplatte auf Stütze. Die zweite Zeile der hebräischen Inschrift, "... aus der Ferne kam ...", könnte auf beide deuten, denn beide Männer stammten aus Posen, Moritz Czarnikow aus Czarnikau (poln. Czarnków), Simon Schwabach aus dem davon 70 km entfernten Birnbaum (poln. Międzychód). Möglicherweise ist die Eulogie in Form einer persönlichen Anrede verfasst. Dies könnte dann darauf hindeuten, dass das Grabmal für Gustav Wetzlar gesetzt wurde, der im Alter von 21 Jahren starb, denn diese Form der Anrede findet sich hier sonst nur noch auf drei Grabsteinen für jungverstorbene Männer (0025 von 1824, 0017 von 1836 und 0182 von 1847). ====== sdh-91 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ======= sdh-156 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ [Hier ru]ht [...]bter [---] ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Aufgrund der Endung in Zeile 3 höchstwahrscheinlich der Stein eines Mannes, aufgrund der Lage des Steines wahrscheinlich aus den 1890ern. Laut Beger kommen folgende Personen infrage, die im fraglichen Zeitraum starben und für die kein Grabmal erhalten ist: - Josua Wetzlar (06.12.1803 - 27.04.1891) - Siegmund Schönlank (14.03.1862 - 28.09.1892) - Baruch Goldschmidt (1848 - 09.04.1895 [Selbstmord]) - Leopold Leser (03.01.1864 - 05.06.1895) - Siegmund Cohn (30.01.1838 - 05.08.1898) ======= sdh-183 Transkription ‎‏פ״נ‏‎ [Hi]er ruht in G[ott] [---] Übersetzung Hier ist begraben ======= sdh-184 Transkription [---] [Hier ruht in] Gott [uns]er geliebter [...] u. Schwieg[er...] [---] ======= sdh-185 Transkription ‎‏פה‏‎ ‎‏נטמנה [...]‏‎ ‎‏חסידה ויש[רה ...]‏‎ ‎‏צדקתה ע[שתה‏‎ ...]‏‎ ‎‏[־־־]‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen [...] fromm und auf[recht ...] ihre Wohltätigkeit üb[te sie ...] [---] Kommentar Aufgrund der Gestaltung handelt es sich bei diesem Fragment um Teil eines Grabmals einer Frau vom Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts (Vergleiche die Gestaltung zum Beispiel mit 0079 von 1787). Die Einleitungsformel "Hier ist geborgen" erscheint in dieser ausgeschriebenen Form auf diesem Friedhof nur noch einmal, und zwar auf dem Grabstein des 1807 gestorbenen Aberle ben David (0045). Möglicherweise deutet die Verwendung der gleichen Einleitungsformeln auf eine Verbundenheit der beiden Begrabenen hin, dann häten wir es hier mit der Frau des Aberle zu tun, die vielleicht identisch ist mit der bis Michaelis 1812 in den Sondershäuser Kammerrechnungen belegten "Witwe des Abraham Levi(n)".