Ev. Kirchengemeinde Fürfeld, Frei-Laubersheim, Neu-Bamberg und Tiefenthal
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Evangelisches Gemeindehaus Neu-Bamberg
Am Burggraben 4
55546 Neu-Bamberg
Sprechzeiten in Neu-Bamberg: Donnerstag, 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr
Evangelische Kirche Neu-Bamberg
Die Raugrafen Heinrich I. und Rupprecht II. gründeten 1250 die „Novobeimburg“. 1320 erhielt die Burg mit der inzwischen am Burgberg entstandenen Siedlung durch Ludwig IV., dem Bayer, die Rechte und Freiheiten der Stadt Oppenheim. Nach verschiedenen Verpfändungen gehörte 1663 Neu-Bamberg zum größten Teil zu Kurmainz. 1668 erschien Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz mit mehreren hundert Mann vor den Toren Neu-Bambergs, drang in den Ort ein, mißhandelte die Bewohner und zerstörte die Burg.-In der ehemaligen Vorburg befindet sich heute die katholische Kirche St. Dionysius.Von 1714 bis 1798 war in Neu-Bamberg ein eigenes Kurmainzer Amt, das die Gemeinden Volxheim, Siefersheim, Wöllstein, Gumbsheim und Pleitersheim verwaltete. Von der ehemaligen Ortsbefestigung mit drei Tortürmen ist nur noch der „Uhrturm“ erhalten. Er ist dreigeschossig. In der spitzbogigen Durchfahrt befand sich früher ein Tor. Das Dach trägt heute einen Dachreiter mit Zwiebelhaube.Schon 1522 wurde die Kirche, die früher das Gotteshaus des untergegangenen Dorfes Sarlesheim war, als Neu-Bamberger Pfarrkirche bezeichnet. Sie ist von einem ummauerten Friedhof umgeben. Der Kirchturm stammt aus dem 13. Jahrhundert und war ursprünglich höher. Umfangreiche Umbauten und Erweiterungen erhielt die Kirche im 18. Jahrhundert. Das Satteldach des Turms wurde dem Langhaus angeglichen und mit einem barocken Dachreiter bekrönt. Das rechte Seitenschiff faßte man mit dem Mittelschiff zu einem Raum zusammen und trennte das linke Seitenschiff als eigenen Raum ab. Der Altarraum hat ein Kreuzrippen-Gewölbe. In der Nordost-Ecke des Mittelschiffs befindet sich ein steinerner Altarbaldachin, in den die Jahreszahl 1416 eingemeißelt ist. Aus dem 15. Jahrhundert stammt der Sakramentsschrein. Ihn findet man an der Ostwand des Chores. Die Kanzel mit ihrem Schalldeckel entstand um 1780. In der Vorhalle befinden sich drei Wappengrabsteine: von 1599, 1616 und 1617.Die Orgel aus dem Jahr 1776 stammt - ebenso wie die der katholischen Kirche - aus der Werkstatt Geib, Saarbrücken. Das Werk hat Schleiflade mit mechanischer Traktur.1858 wurden von Landolt und 1921 von Förster, Alzey, Reparaturen durchgeführt.
Enstehungsgeschichte
Die Evangelische Kirche von Neu-Bamberg war ursprünglich die Kirche des untergegangenen Dorfes Sarlesheim.
Die Endung "heim" sagt uns, dass es sich hier um eine fränkische Siedlung gehandelt haben muss. Ihre Anfänge kann man also in die Zeit der so genannten fränkischen Landnahme zwischen 500 bis 800 nach Christus datieren.
In diesen unruhigen Zeiten wurden viele Ortschaften so angelegt wie diese hier. Die Kirchen wurden auf einer leichten Anhöhe errichtet, von der aus das Umland, besonders vom Turm aus gut einsehbar war. Weitere Beispiele sind Frei-Laubersheim, Fürfeld, Wonsheim, Wendelsheim, Armsheim, (es gibt noch viele Beispiele in Rheinhessen...)
Bei der ev. Kirche von Neu-Bamberg kann man die Anlage besonders gut erkennen, weil das Dorf rundherum fehlt und nur noch die Kirche übrig geblieben ist...
Umgeben von einem Kirchhof mit einer hohen Mauer konnten sich die Dorfbewohner bei Gefahr in Ihren Schutz zurückziehen.
Und Gefahren gab es zu diesen Zeiten nicht gerade wenige, denn auf der Höhe verlief der alte Fernweg von Mainz nach Metz. Die Gewann oberhalb heißt heute noch „Iber Weg“, in Hof Iben kreuzte ein Fernweg von Prag nach Brüssel. Es war die Zeit der Völkerwanderung, von der auch unsere Gegend nicht verschont blieb. Wenn den "Völkerwanderern" gerade mal der Proviant ausging, dann haben sie eben im Vorbeiziehen auch schon mal ein Stück Vieh oder Ackerfrüchte mitgehen lassen. So hat man eben befestigte Kirchen als Fluchtburgen gebaut.
Baugeschichte
Der älteste Teil der Kirche, wie wir sie heute kennen, wurde um 1250 erbaut, eine Inschrift im Turm bzw. Altarraum trägt die Jahreszahl 1253. Er war ursprünglich höher.
Anfangs könnte die Kirche ausgesehen haben, wie die Taufkirche der Hildegard von Bingen in Bermersheim... . Hier bilden Turm und Kirchenschiff auf beiden Seiten EINE Flucht und auch hier ist der Turm höher.
Die Bevölkerungsexplosion in Europa nach den Pestwellen im 14. Jhd. und den Plünderungen und den Kriegen (Bauernkrieg, 30-jähriger Krieg, Pfälzischer Erbfolgekrieg) im 16. und 17 Jhd. hatte auch vor Neu-Bamberg nicht halt gemacht, so dass die Kirche zu klein und eine Erweiterung des Kirchenraumes notwendig wurde. Es gab Umbaumaßnahmen in den Jahren 1739 und 1765, das Mittelschiff wurde nach Süden hin verbreitert, seitdem sind Schiff und Turm in den Achsen gegeneinander verschoben. Die Höhe des Turmes wurde dem Mittelschiff angepasst und der nun niedrigere Turm erhielt seine heutige Zwiebelhaube.
Innenraum
Im Inneren der Kirche sind der Altarbaldachin von 1416 an der Nordostseite des Mittelschiffes und der ebenfalls im 15. Jhd entstandene Sakramentsschrein an der Ostwand des Chores besonders erwähnenswert.
Die Innenausstattung, Bänke, Kanzel, Liedanschlagtafel und Kerzenleuchter an den Wänden, entstand nach den Umbauten von 1739 und 1768. Der Schalldeckel über der Kanzel ist auf das Jahr 1780 datiert. Die Orgel aus dem Jahr 1776 stammt aus der Werkstatt Geib, Saarbrücken. Das Werk hat Schleiflade mit mechanischer Traktur.
Die letzte umfassende Renovierung fand 1921 statt. Die Empore wurde verkürzt, an der Südseite wurde ein Kamin hochgezogen. Für die Neugestaltung der Fenster im Chor und an der Südseite konnte man den renommierten Glas- und Monumentalmaler mit Sitz in Frankfurt am Main verpflichten. Seit 1923 war er außerordentlicher Professor für architektonische Malerei und Farbe in der Architektur an der TH in Darmstadt. Bereits bei der Restaurierung der Dome u. a. in Mainz, Worms und Frankfurt hatte er sich einen Namen gemacht. Die Chorfenster zeigen die vier Evangelisten, die Fenster an der Südseite zeigen Luther, Christus und Melanchton in Überlebensgröße. Unter dem Ciborium wurde ein Ehrenmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges errichtet.
Die Konfessionen
Im Jahre 1401 wurde die Kirche im Verzeichnis der geistlichen Stellen des Kapitels Münsterappel letztmalig als Sarlesheimer Kirche erwähnt. Ab 1522 wird sie nur noch als Pfarrkirche von Neu-Bamberg bezeichnet. Zur Zeit der Reformation war Neu-Bamberg fest in Kurpfälzer Hand und die Bevölkerung dementsprechend rein protestantisch.
Nach verschiedenen Verpfändungen gehörte 1663 Neu-Bamberg zum größten Teil zu Kurmainz. Ab 1714 bis zur Übernahme durch die Franzosen 1798 war Neu-Bamberg ein eigenes Kurmainzer Amt, das die Gemeinden Gumbsheim, Pleitersheim, Siefersheim, Volxheim und Teile von Wöllstein verwaltete.
In dieser Zeit zogen viele katholische Familien zu und die Kirche wurde simultan genutzt. Die Katholiken durften 2-mal im Monat und an hohen Feiertagen sowie für Beerdigungen die Kirche benutzen. Für die täglichen Andachten und weitere Gottesdienste stand die ehemalige Burgkapelle auf dem Schlossberg zur Verfügung.
Bis in die Mitte des 19. Jhds nutzten beide Konfessionen die Kirche zu den festgelegten Zeiten, die Verstorbenen wurden gemeinsam auf dem Kirchhof rund um die Kirche bestattet.
So um 1850 kam es aber zunehmend zu Streitigkeiten zwischen den Konfessionen, die am Ende nur gerichtlich geklärt werden konnten.
Aufgrund eines Richterspruches des damaligen Hessen-Darmstädtischen Landgerichtes in Mainz verzichteten die Katholiken auf jeden Anspruch auf die Georgskirche und den Friedhof. Die Protestanten mussten 1000 Gulden Abfindung an die katholische Kirchengemeinde zahlen und den geweihten Altarstein und das Sanktuarium herausgeben. Darüber hinaus mussten sie sich an der Anlage des neuen katholischen Friedhofs am Ortsausgang in Richtung Frei-Laubersheim zur Hälfte beteiligen und schließlich wurde die Burgkapelle neugotisch erweitert.
Die Familie Michel aus der Weidenmühle spendete damals den Acker an der Kreuznacher Straße und erhielt im Gegenzug das Familiengrab links neben dem Eingang der Kirche mit Grundbucheintrag.
Leider sind in den 1970er Jahren die Gräber auf der linken Seite abgeräumt worden, sie stammten vom Anfang des 19. Jhd, also noch aus Zeiten, in denen beide Konfessionen hier ihre Toten bestatteten.
Die drei Steine aus der Zeit des Biedermeier wurden erhalten und hier aufgestellt. Sie stammen noch aus der Mitte des 19. Jhd. Der mittlere war für eine junge Frau die noch nicht verheiratet war. Der abgebrochene Baumstamm mit darüber drapiertem Brautkranz symbolisiert, dass hier eine Jungfrau ohne Nachkommen bestattet wurde.
Die Gräber auf der rechten Seite stammen aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg und sollen nun für die Nachwelt erhalten werden. Der schwarze Stein rechts neben dem Kircheneingang mit seinen stilisierten Rosenbordüren ist ein besonders gelungenes Beispiel aus der Zeit des Jugendstils.
Bilder: Emmy Frieß - Neu-Bamberg