======= ans-404 Transkription Oettinger Perez Nosan 1829 Kommentar Die Wiedergabe der Namen (vor allem "Nosan" für "Nathan") deutet darauf hin, dass dieses Grabmal von jemandem neu aufgestellt wurde, dessen Aussprache des Namens stark vom Aschkenasischen oder Jiddischen geprägt war und für den die übliche deutsche Schreibweise dieses biblischen Namens keine Bedeutung hatte. Allerdings wäre in diesem Fall eher die der Aussprache entsprechende Schreibweise "Nosen", "Nossen" oder "Nossn" zu erwarten gewesen, die Form "Nosan" dagegen ist eine ungewöhnliche Mischform. Der Verstorbene selbst unterschrieb als Vorsteher der Lehrberger Gemeinde mit "Peretz Nathan Öttinger". ======= ans-373 Personalia 1829-06-06 Natan'Salmstein b. Schlomo 1860-07-20 Sara Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Hier ruhen Frau Sara Salmstein, Witwe des verlebten Fabrikanten [u. Gr]oßhändlers, des Vorstehers Herrn Nathan Sa[lmstein] Gestorben am 20. Juli 1860. ‎‏הגבירה המהוללה אשה יראה אלהים‏‎ ‎‏חוננת דלים ופועלת טוב כל ימיה מ׳ שרה‏‎ ‎‏אלמנת דפו״מ כ״ה נתן זאלמשטיין ז״ל‏‎ ‎‏מ*סלת צדקניות היתה מסלתה‏‎ ‎‏ר*דפה צדק סרה מעולתה‏‎ ‎‏ת*מכה באמונה בכל אמצית כחה‏‎ ‎‏ש*מה בבורא אל כל מבטחה‏‎ ‎‏ר*בתי בבית כל כבודה פנימה‏‎ ‎‏ה*טיבה לאביונים כמרים תמצא‏‎ ‎‏תשלומה‏‎ ‎‏נפטרת בשם טוב עש״ק ר״ח אב‏‎ ‎‏ונקברת יום א׳ ג׳ אב תר״כ לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Herr Nathan Sa[lmstein] Fabrikant und Großhändler Vorsteher der hies. [... ] Gemeinde und der vormals landjudenschafft. Corporation Gestorben am 6. Juni 1829. ‎‏איש ירא אלהים הולך תמים ופועל צדק‏‎ ‎‏האלוף והתורני הקצין והנדיב פו״מ כ״ה נתן‏‎ ‎‏זאלמשטיין בן כ״ה שלמה ז״ל מפה‏‎ ‎‏ח*ב*ר* לפעולי טוב בעליל נודעו צדקותיו‏‎ ‎‏ר*ב* טוב וחסד הפיץ תמיד ב[...]ותיו‏‎ ‎‏נ*[...] וישר אל הישרים‏‎ ‎‏ת*מ[ך] אנשי תורה המליץ טוב לפני רוזנים ושרים‏‎ ‎‏נ*פשו לאל נשא לא פנה אל רהבים‏‎ ‎‏[ז*]כרו לא ימוש מלבנו [...]‏‎ ‎‏[ל*...]שו נאהבים‏‎ ‎‏נפטר [... יו]ם ש״ק ערב שבועות‏‎ ‎‏ונקבר [...] דשבועות תקפ״ט לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier sind geborgen die gepriesene Gebieterin, ›eine gottesfürchtige Frau‹, ›mildtätig mit den Darbenden‹ und Gutes wirkend all ihre Tage, Frau Sara, Witwe des Vorstehers und Leiters, des geehrten Herrn Natan Salmstein, sein Andenken zum Segen, die Bahn der gerechten Frauen war ihre Bahn, ›nach Gerechtigkeit strebte sie‹, mied das Unrecht, sie unterstützte den Glauben mit ihrer ganzen Kraft, den Schöpfer - Gott - nahm sie ›zu ihrem ganzen Verlaß‹, ›Herrin‹ im Hause, ›all ihre Ehre (war) im Innern‹, Gutes erwies sie den Bedürftigen, wie Mirjam möge sie ihren Lohn empfangen; verschieden ›mit gutem Namen‹ Rüsttag des heiligen Schabbat, Neumond Aw, und begraben Tag 1, 3. Aw 620 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ›ein gottesfürchtiger Mann‹, ›er wandelte lauter und tat, was recht ist‹, der Vornehme und Toragelehrte, der Erhabene und Freigebige, der Vorsteher und Leiter, der geehrte Herr Natan Salmstein, Sohn des geehrten Herrn Schlomo, sein Andenken zum Segen, von hier. Er gesellte sich zu denen, die Gutes taten, und seine Wohltaten waren allgemein bekannt, viel ›Gutes und Barmherziges‹ verbreitete er stets in seiner [...], [...], und aufrecht mit den Aufrichtigen, er unterstützte die Toragelehrten und (war) ein guter Fürsprecher vor Grafen und Fürsten, seine Seele erhob er zu Gott, ›er wandte sich nicht den Prahlern zu‹, sein Andenken wird nicht weichen aus unseren Herzen [...] [...] die Geliebten; verschieden [... (am)] Tag des heiligen Schabbat, Vorabend von Schawuot, und begraben [...] von Schawout, 589 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 10: vgl. Spr 31,30 Zl 11: vgl. Spr 28,8 Zl 14: vgl. Spr 21,21 Zl 16: Ps 40,5 Zl 17: Klgl 1,1 | Zl 17: Ps 45,14 Zl 20: bBer 17a Zl 30: Ijob 1,8 | Zl 30: Ps 15,2 Zl 34: Ps 23,6 Zl 37: Ps 40,5 Kommentar Wie auch schon zuvor 1857 auf dem Grabmal der Enkelin Treinle (0401) wird hier die hebräische Inschrift durch einen deutschen Text ergänzt, der jedoch - im Gegensatz zum Stein der Enkelin - auf die Nennung der Geburtsdaten verzichtet. Dies könnte zum einen auf die Tradition zurückzuführen sein, nach der eine jüdische Grabschrift das Sterbedatum, nicht aber das Geburtsdatum angibt. Es könnte aber auch schlicht damit zusammenhängen, daß bei Personen, die vor Einführung amtlicher Register geboren wurden, was auf dieses Ehepaar ganz sicher zutrifft, bei den Nachkommen, die das Grabmal setzten, nicht immer Klarheit über das genaue Geburtsjahr bestand. Allerdings ist auch neun Jahre später auf dem Grabstein der Schwiegertochter (0400) kein Geburtsdatum angegeben, dagegen ist ihr Mädchenname genannt, der hier bei Sara Salmstein (sowohl in der deutschen als auch in der hebräischen Inschrift in Form des Vatersnamens) fehlt. Zl 12b: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 13: "Gerecht" kann hier auch mit "wohltätig" übersetzt werden. Zl 17a: Dort in Verbindung mit "Witwe". Zl 32a: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 33a: Vgl. Ijob 34,8. Zl 37a: Vgl. Gebetbuch, Erläuterungen zu den Sprüchen der Väter, 4,13. Zl 39: Vermutlich Anspielung auf 2 Samuel 1,23: "Die Geliebten und Holden, in ihrem Leben, auch in ihrem Tode waren sie nicht getrennt"; ein Zitat, das sich oft auf gemeinsamen Grabsteinen für ein Ehepaar findet, meist jedoch dann, wenn diese innerhalb eines kurzen Zeitraums verstarben; hier lagen jedoch zwischen beider Tod über 30 Jahre. ======= ans-403 Transkription Oettinger Fradel 1830 ======= ans-406 Personalia 1837-04-19 Mosche [...] Josel b. Natan Salmstein Transkription ‎‏פה נטמן‏‎ ‎‏הב״ח היקר ירא אלהים משה [...] יוזל‏‎ ‎‏בן המנוח הקצין האלוף פ״ו [...] המדינה‏‎ ‎‏כהר״ר נתן זאלמשטיין זצלה״ה‏‎ ‎‏נפטר בשם טוב ביום ד׳ ערב פסח‏‎ ‎‏ונקבר באותו יום תקצ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ ‎‏י*מיו מעט במספר, ורבו [...]‏‎ ‎‏ו*בדת אל הגה, הבין מצותיה‏‎ ‎‏ז*מם לחקור האמת מגמת מחשבותיה‏‎ ‎‏ל*א גבהה רוחו על רום מעלותיה‏‎ ‎‏ז*את תפארתו יראת ה׳ מפעלו‏‎ ‎‏א*ך טוב ומטיב לכל וגמל חסדים‏‎ ‎‏ל*כל אדם, בענותו קרב והקריב אליה‏‎ ‎‏מ*תן כסף [.] פזר לעניים מרודים‏‎ ‎‏ש*קד במלאכת ביתו לילות וימים‏‎ ‎‏ט*עם טוב [...] על חריצות [...]ה‏‎ ‎‏י*קוננו כל יודעיו על פרידת התמים‏‎ ‎‏י*ק[...]לעה‏‎ ‎‏נ*[...]‏‎ ‎‏[...]‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der angesehene Junggeselle, der Teure, Gottesfürchtige, Mosche [...] Josel, Sohn des Seligen, des Vornehmen, des Erhabenen, des Vorstehers und Leiters [...] (und?) der Landjudenschaft, des geehrten Meisters, Herrn Natan Salmstein, das Andenken des Gerechten sei zum Leben in der zukünftigen Welt, verschieden ›mit gutem Namen‹ am Tag 4, Vorabend von Pessach, und begraben am selben Tag, 597 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Seine Tage waren ›gering an Zahl‹, doch reich [...], und über das Gesetz Gottes sann er, verstand seine Gebote, er trachtete danach, die Wahrheit zu erforschen, die Absicht ihrer Gedankengänge, erhob nicht seinen Geist über ihre erhabenen Tugenden, - dies ist seine Zierde, die Ehrfurcht vor dem Ewigen - sein Werk, er war vollkommen gut und gütig zu jedem, Liebesdienste erwies er jedem Menschen, in seiner Demut nahte er sich (ihnen?) und brachte (sie?) sich nahe, Geldgabe [...] verteilte er den elenden Armen, fleißig (erfüllte er?) das Werk seines Hauses, tags wie nachts, ›von verständigem Sinn‹ [...] über den Fleiß [...], es wehklagen alle, die ihn kannten, über das Hinscheiden des Lauteren, [...] [...] [...] Zitatapparat Zl 5: bBer 17a Zl 8: Ez 5,3 Zl 17: Ps 119,66 Kommentar Zl 2b: Der zweite der drei Namen konnte nicht entziffert werden. Zl 4: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zln 10-11: Diese beiden Zeilen beziehen sich inhaltlich auf das in Zl 9 genannte Gesetz Gottes. Zl 14b: Die Bedeutung dieses Abschnitts ist nicht ganz klar. Zl 16: Dies soll vermutlich bedeuten, daß er sich um alle Angelegenheiten rund um Haus und Familie fleißig und unablässig kümmerte. ======= ans-407 Transkription Oettinger Nosan Perez 1856 Kommentar Zur Wiedergabe der Namen siehe Kommentar zu Grabstein 0404. ======= ans-401 Personalia 1857-09-09 Treinle b. Awraham Löb Salmstein Transkription [...]le T[ochter des Fabri]kanten und [Ge-?] [meinde?] Vorstand Herrn Leopold Salmstein ‎‏בת טובים תקות הורים יעלת חן‏‎ ‎‏וכלילת יופי הבתולה יקרת רוח מ׳‏‎ ‎‏טריינלא בת פו״מ ה׳ אברהם ליב זאלמשטיין‏‎ ‎‏מאנסבאך‏‎ ‎‏ט*ובת לבבה זרחה על פניה ‏‎ ‎‏ר*כה ויחידה פאר ותקות הוריה‏‎ ‎‏י*צאה לדרך צהלה ושמחה ‏‎ ‎‏י*זלו עינים דמעות כי ירדה שוחה‏‎ ‎‏נ*שמתה הטהורה שואפת אל מקומה‏‎ ‎‏ל*התנחם מאנו הורים צער ותוגה פנימה‏‎ ‎‏א*רד אליה אבל שאלה יחדיו נושאים קנה‏‎ ‎‏זכרה לברכה שלח ה׳ חנינה ‏‎ ‎‏נפטרה בש״ט בק״ק באמבערג ביום כ׳ ונקברת פה עש״ק כ״ב אלול תרי״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ geb. am 18?. Juli 1837 gest. in Bamberg am 9. und hier beerdigt am 11. Septbr. 1857. Übersetzung Eine Tochter von Guten, Hoffnung ihrer Eltern, ›anmutige Gazelle‹ und ›von vollendeter Schönheit‹, die ›edelmütige‹ Jungfrau, Frau Treinle, Tochter des Vorstehers und Leiters, Herrn Awraham Löb Salmstein aus Ansbach. Ihre Herzensgüte erstrahlte auf ihrem Anlitz, zart und einzig, Pracht und Hoffnung ihrer Eltern, ›voll Freude und Jubel‹ begann sie ihren Weg, Augen, laßt Tränen fließen, denn sie stieg hinab in die Grube, ihre reine Seele strebt nach ihrem (Bestimmungs)ort, die Eltern verweigern jeglichen Trost, Trauer und Kummer ist in (ihrem) Innern, "zu ihr werde ich hinuntersteigen, trauernd in die Gruft" erheben sie gemeinsam (ihre) Trauerklage, ihr Andenken sei zum Segen, möge der Ewige Erbarmen schicken; verschieden ›mit gutem Namen‹ in der heiligen Gemeinde Bamberg am 20. und hier begraben Rüsttag des heiligen Schabbat, 22. Elul 617 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 5: Spr 5,19 Zl 6: Ez 27,3; Klgl 2,15 | Zl 6: vgl. Spr 17,27 Zl 11: Est 8,15 Zl 17: bBer 17a Kommentar Während der Grabstein ihres zwanzig Jahre zuvor, nur wenige Monate vor Treinles Geburt gestorbenen Onkels Josel Salmstein (0409) keine deutsche Inschrift trägt, wird hier die hebräische Inschrift gerahmt von einem deutschen Text, der oben den Namen (und die gesellschaftliche Stellung), unterhalb der hebräischen Eulogie die Geburts- und Sterbedaten angibt. Zl 7: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 10a: Hier möglicherweise ein Hinweis darauf, daß Treinle das einzige Kind ihrer Eltern war. Zl 13b: Klagelieder 1,5. Zl 14a und 15: Vgl. Genesis 37,35 (aus der Klage Israels über seinen totgeglaubten Sohn Josef). Zl 17b: Der Ortsname Bamberg wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. ======= ans-400 Personalia 1869-03-29 Transkription Hier ruht Frau Ernestine Salmstein geb. Marx Gattin des Fabrikanten Herrn Leopold Salmstein von hier ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏א״ח‏‎ ‎‏הצנועה והחסודה מגזע ישרים מ[...]ה יקרים ה״ה מ׳‏‎ ‎‏אסתר זאַלמשטיין‏‎ ‎‏אשת דפו״מ כ״ה אברהם ארי׳ יצ״ו מק״ק אנסבאך‏‎ ‎‏א*ת מ[...] קונה עושה בצהלה‏‎ ‎‏ס*עד ומשען לבנה ולבעלה‏‎ ‎‏ת*מיד? אבותיה הישרים לא עזבה‏‎ ‎‏ר*ק טוב וחסד כל ימיה רדפה‏‎ ‎‏ז*רעה לצדקה כפה פרשה לעני‏‎ ‎‏ל*בה טהרה בימי גיל ועוני‏‎ ‎‏נפטרת בשם טוב ביום ראשון דחה״מ של פסח תרכ״ט לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Gestorben am 29stenMärz 1869 Übersetzung Hier ist geborgen ›eine tüchtige Gattin‹, die Züchtige und Fromme aus dem Stamme Aufrechter, aus einer teuren Familie?, es ist Frau Ester Salmstein, Gattin des Vorstehers und Leiters, des geehrten Herrn Awraham Arie, sein Fels und Erlöser behüte ihn, aus der heiligen Gemeinde Ansbach. Das Gebot? ihres Schöpfers erfüllt sie mit Jubel, Hilfe und Stütze ihrem Sohn und ihrem Gatten, nie? verließ sie ihre aufrechten Eltern, nur ›Gutem und Mildtätigkeit‹ jagte sie all ihre Tage nach, ›sie säte für die Wohltätigkeit‹ und ›reichte ihre Hand dem Armen‹, ihr Herz war rein in Tagen des Glücks (wie) der Armut. Verschieden ›mit gutem Namen‹ am ersten Tag der Zwischenfeiertage von Pessach, 629 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 7: Spr 12,4; 31,10 Zl 14: Ps 23,6 Zl 15: Hos 10,12 | Zl 15: Spr 31,20 Zl 17: bBer 17a Kommentar Zl 9: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 10: Während beim Gatten selbst und bei der 1857 gestorbenen Tochter der Name mit ‎‏אברהם ליב‏‎ / Awraham Löb angegeben ist, steht hier anstelle des deutschen "Löb" (= Löwe) das hebräische Wort für Löwe, arie . Zl 11: Das Wort ‎‏צהלה‏‎ / Jubel, Jauchzen, kommt nur einmal in der Bibel vor, im Buch Ester 8,15. Zl 15a:Das Wort ‎‏צדקה‏‎ / Wohltätigkeit kann auch mit Gerechtigkeit übersetzt werden. ======= ans-305 Personalia 1876-10-7 Awraham Löb b. Natan Salmstein Transkription Denkmal für Herrn Leopold Salmstein Privatier von hier geb. am 6. Juli 1805 gest. am 7. Oct. 1876. ‎‏האיש יקר ונכבד כ״ה אברהם ליב בן‏‎ ‎‏פו״מ כ״ה נתן זאלמשטיין ז״ל מפה‏‎ ‎‏נפטר בשם טוב יום ג׳ דחה״מ של‏‎ ‎‏סוכת תרל״ז לפ״ק.‏‎ "Du hast dein Ziel hier erreicht, ruhe in Frieden, und erheb' Dich zu Deinem Loose am Ende der Tage." Dan 12,13. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Der teure und verehrte Mann, der geehrte Herr Awraham Löb, Sohn des Vorstehers und Leiters, des geehrten Herrn Natan Salmstein, sein Andenken zum Segen, von hier, verschieden ›mit gutem Namen‹ (am) 3. Zwischenfeiertag von Sukkot, 637 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 9: bBer 17a Kommentar Während sich die älteren Grabmale der Familie Salmstein alle im Aufbau ihrer Inschriften gleichen, wurden hier neue, sozusagen modernere Wege gesucht. Noch immer ist hier eine hebräische Inschrift von einer deutschen Inschrift gerahmt, allerdings verzichtete man nun auf eine lange, gereimte Eulogie mit Akrostichon, wie bei den anderen Salmstein-Steinen. Stattdessen wählte man ein Bibelzitat, das sich immer wieder auch in hebräischen Inschriften findet, hier aber - einschließlich Stellenangabe - auf Deutsch wiedergegeben wurde. Mit diesem deutschen Bibelzitat griff man erstmals ein neues Stilmittel auf, das sich in Ansbach bis ins frühe 20. Jahrhundert größter Beliebtheit erfreuen sollte. Und auch in anderer Beziehung sollte dieses Grabmal wegweisend werden: Erstmals wurde hier ein Grabstein obeliskähnlich in Form einer sich leicht nach oben verjüngende Stele mit pyramidalem Abschluß gestaltet, ein Grabsteintyp, der in der Folge absolut vorherrschend werden und die meisten anderen verdrängen sollte. Gleichzeitig mit den Formen der Steine verändern sich auch die Inhalte - und damit die Gewichtung - der Inschriften. Während bei Leopold Salmsteins 1857 gestorbenen Tochter er selbst noch in der deutschen Inschrift sowohl als "Fabrikant" als auch als "Gemeindevorstand" und in der hebräischen Inschrift als "Vorsteher und Leiter" bezeichnet wird, bliebt die Nennung des Vorsteheramtes auf dem Grabmal seiner 1869 gestorbenen Gattin der hebräischen Inschrift - und damit dem innerjüdischen Kreis - vorbehalten. In seiner eigenen Inschrift fällt die Nennung des Vorsteheramtes ganz weg, und auch das "Fabrikant" weicht einem weniger spezifischen, aber wahrscheinlich ebenso gut klingenden "Privatier", hier wohl (auch) im Sinne von "Rentner" zu verstehen. Zl 11: Die erste Zeile des Zitates aus dem Buch Daniel wurde hier sehr frei wiedergegeben. Wörtlich heißt es (in der Übersetzung von Leopold Zunz): "Du aber gehe dem Ende zu, und du wirst ruhen, und du wirst auferstehen zu deinem Lose am Ende der Tage." ======= ans-347 Personalia 1880-01-31 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Ruhestätte des Herrn Max Josef Pappenheimer Geb. dahier am 23. August 1849?, Gest. am 31. Jan. (18. Schebat) 1880 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Während es aus der Zeit vor 1880 nur noch einzelne Grabmale gibt, beginnt mit diesem Grabstein nun der Teil des Friedhofs, dessen Grabmale sich weitgehend in ihrer chronologischen Reihenfolge erhalten haben. Gleichzeitig ist dies das erste Grabmal, bei dem auf eine hebräische Inschrift ganz verzichtet wurde - nur noch hebräische Einleitungsformel und der übliche, abgekürzte Schlußsegen rahmen die deutsche Inschrift. Aber noch finden sich Hinweise auf die traditionelle hebräische Grabinschrift und ihre wichtigsten Elemente: Der Vorname des Verstorbenen wurde durch einen zweiten Namen, entsprechend der jüdischen Namensform höchstwahrscheinlich der Name seines Vaters, ergänzt. Und der Sterbetag wurde zusätzlich zum bürgerlichen Datum auch nach dem jüdischen Kalender angegeben und gibt damit den Tag an, an dem die "Jahrzeit" zum Gedenken an den hier Ruhenden stattfinden sollte. Für diesen alljährlichen Gedenktag ist das Sterbejahr unwichtig, und entsprechend konnte hier auf eine Nennung desselben nach dem jüdischen Kalender verzichtet werden. Zl 6: Die letzte Ziffer des Geburtsjahres ist aufgrund der Verwitterung nicht mehr sicher zu lesen; es könnte auch 1843 gelautet haben. ======= ans-333 Personalia 1880-08-14 Schmuel Binjamin b. Seligman'Gutmann Transkription Hier ruht der liebreiche Gatte, sorgsame Vater und aufrichtige Freund Herr Bankier Wolf Seligmann Gutmann, geb. zu Feuchtwangen am 24. März 1814 gest. zu Ansbach am 14. August 1880. "Die guten Werke sind die dauerhaftesten Denkmäler der Edlen!" ‎‏האיש יקר ונכ*ב*ד* אוהב צדק וחונן דלים‏‎ ‎‏פו״מ כ״ה‏‎ ‎‏שמואל בנימן בן פו״מ כ״ה זעליגמאן‏‎ ‎‏גוטמן ז״ל‏‎ ‎‏נפטר בשם טוב ביום ש״ק ז׳ אלול תר״מ לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Der teure und verehrte Mann, ›er liebte die Gerechtigkeit‹ und ›war mildtätig mit den Darbenden‹, der Vorsteher und Leiter, der geehrte Herr Schmuel Binjamin, Sohn des Vorstehers und Leiters, des geehrten Herrn Seligman Gutmann, sein Andenken zum Segen, verschieden ›mit gutem Namen‹ am Tag des heiligen Schabbat, 7. Elul 640 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 10: Ps 33,5 | Zl 10: vgl. Spr 19,17 Zl 14: bBer 17a Kommentar Während das vorherige Grabmal auf eine hebräische Inschrift ganz verzichtete, findet sich hier wieder eine kurze, aber vollständige hebräische Inschrift, erstmals (ohne Einleitungsformel) unter den deutschen Text gesetzt. Die deutsche Inschrift ist - mit dem Hinweis auf den Gatten und Vater - persönlich gehalten, betont aber gleichzeitig durch die Angabe des Berufs als Bankier die hohe Stellung des Verstorbenen in der bürgerlichen Gesellschaft. Die Nennung des für die jüdische Gemeinde so wichtigen und ehrenvollen Amtes des Vorstehers bleibt dagegen dem hebräischen Text vorbehalten und richtet sich nur an ein jüdisches Publikum. Entsprechend wird - im Gegensatz zu früheren Zeiten - dem bürgerlichen Ansehen ein deutlich höherer Stellenwert zugemessen als dem ehrenamtlichen innerjüdischen Wirken. Schon zuvor im Jahr 1876 findet sich auf dem Grabmal des Vorstehers Leopold Salmstein ein deutscher Sinnspruch. Während man bei jenem jedoch ein Bibelzitat wählte und dieses auch durch die Angabe der Zitatstelle kenntlich machte, wurde hier ein Spruch gewählt, der zwar mit der Hervorhebung der guten Werke Anklänge an die Traditionsliteratur und die hebräischen Grabinschriften aufweist, sich aber nur noch durch die Anführungszeichen als Zitat zu erkennen gibt. Vermutlich spielt es auf die Stelle in Genesis Rabba an, die auf dem Grabmal des 1915 gefallenen Soldaten Jakob Frank (0073) folgendermaßen in hebräisch zitiert ist: Den Gerechten errichtet man kein Grabmal - ihre Werke sind ihr Andenken. Wörtlich lautet das Zitat: Man errichtet den Gerechten kein Grabmal - ihre Worte sind ihr Andenken (BerR 82,10). Zl 10: Im Wort ‎‏ונכבד‏‎/ und verehrte wurden die letzten drei Buchstaben durch ihre Größe hervorgehoben und ergeben so mit "der Geehrte" die Einleitung zur Nennung des Namens in den folgenden Zeilen. Zln 11+13: Diese Zeilen wurden zunächst rechtsbündig eingraviert, dann wieder zugemacht und nochmals mittig gesetzt. ======= ans-339 Personalia 1882-10-30 Jekutiel b. Mosche Bernheimer Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Ruhestätte des Herrn Kaufman Bernheimer, geb. am 21. Januar 1827 zu Schopfloch, gest. am 30. October 1882 dahier. Unschuld u. Redlichkeit waren seine Wächter, denn er hoffte auf Gott. Ps 25,21 ‎‏האיש הולך בדרך טובים כ׳ יקותיאל‏‎ ‎‏בן כ׳ משה בערנהיימער ז״ל מפה‏‎ ‎‏נפטר בשם טוב י״ז מרחשון תרמ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der Mann, der ›auf dem Weg der Guten wandelte‹, der geehrte Jekutiel, Sohn des geehrten Mosche Bernheimer, sein Andenken zum Segen, von hier, verschieden ›mit gutem Namen‹ 17. Marcheschvan 643 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 10: Spr 2,20 Zl 12: bBer 17a Kommentar Das Psalmzitat wurde leicht abgewandelt, es ist ursprünglich in der ersten Person gehalten und lautet (in der Übersetzung von Leopold Zunz): "Unschuld und Redlichkeit werden mich behüten, denn ich harre dein". Zl 11: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. ======= ans-344 Personalia 1884-09-05 Transkription Herr Josef Roeder Kaufmann geb. den 29. März 1831, gest. den 5. Sept. 1884 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Während bei Max Pappenheimer im Jahr 1880 neben hebräischer Einleitungs- und Schlußformel auch in Anlehnung an die hebräischen Grabinschriften der Vatersname und der Sterbetag nach dem jüdischen Kalender genannt ist, ging kein Grabmal hier zuvor so weit wie dieses in der Reduzierung der jüdischen Elemente auf den hebräischen Schlußsegen. ======= ans-340 Personalia 1885-08-11 Pessle Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Ruhestätte der Frau Babette Bernheimer geb. Stern geb. am 12. Mai 1828, zu Feuchtwangen gest. am 11. Aug. 1885 dahier. "Ein Gottesfürchtiges Weib verdient immer Ruhm, Es rühmen sie in den Thoren - ihre Werke." Sp. Sal. 3,4. ‎‏האשה חשובה ויקרה נפשה תמה וברה‏‎ ‎‏עקרת הבית חוננת דלים מ׳ פעסלא אלמנת‏‎ ‎‏דכ״ה יקותיאל בערנהיימער ז״ל מפה‏‎ ‎‏נפטרת בשם טוב א׳ דר״ח אלול תרמ״ה‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die angesehene und teure Frau, ihre Seele ist lauter und rein, ›Walterin des Hauses‹, ›mildtätig mit den Bedürftigen‹, Frau Pessle, Witwe des geehrten Herrn Jekutiel Bernheimer, sein Andenken zum Segen, von hier, verschieden ›mit gutem Namen‹ (am) 1. Tag von Neumond Elul 645 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 15: Ps 113,9 | Zl 15: vgl. Spr 28,8 Zl 17: bBer 17a Kommentar Grabmal und Inschrift für Babette Bernheimer wurden in Gestaltung, Aufbau und Inhalt parallel zu denen ihres Gatten gestaltet, doch ist hier sowohl das Bibelzitat als auch die hebräische Eulogie etwas länger gehalten als bei ihm. Die Angabe der Zitatstelle ist nicht korrekt. Der erste Vers ist den Sprüchen 31,30 entnommen, der zweite Vers stammt aus den Sprüchen 31,31. ======= ans-355 Personalia 1888-05-16 Transkription Hier ruhet die Hoffnung der Eltern und der Familie, die Freude der Lehrer, Bernh. Gundelfinger, Schüler des IV. Kurses der k. Realschule, geb. zu Ichenhausen 1. Dez. 1874, gest. am 16. Mai 1888, 1. Tag des Wochenfestes 5648 n. E. d. W. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Dies ist das einzige erhaltene Grabmal für einen Jugendlichen auf dem jüdischen Friedhof Ansbach. Die Inschrift zeugt vom Stolz der trauernden Eltern auf ihren offensichtlich gelehrigen Sohn und mag darauf hindeuten, dass es in den 1880er Jahren bei weitem keine Selbstverständlichkeit war, daß ein jüdischer Schüler eine katholische Realschule besuchte. Die deutsche Inschrift gibt das Sterbedatum zusätzlich zur Angabe nach dem bürgerlichen auch nach dem jüdischen Kalender an (siehe auch bei Max Pappenheimer, gest. 1880, 0347), diesmal jedoch einschließlich des Sterbejahres, hier nicht nach der in hebräischen Inschriften üblichen "kleinen" Zählung unter Weglassung des Tausenders, sondern in voller Zahl "nach Erschaffung der Welt". Die Nennung von Schawuoth, dem fünfzig Tage (sieben Wochen) nach Pessach begangenen Wochenfest zur Feier der Ernte und des Empfangs der Zehn Gebote auf dem Berg Sinai, betont die Dramatik, die in dem frühen Todes des gerade erst Bar Mitzwa, d.h. religionsmündig gewordenen Jungens lag. Zl 7: Das "k." steht vermutlich für "katholisch". Zl 11: Die Abkürzung steht für "nach Erschaffung der Welt". ======= ans-356 Personalia 1888-05-26 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Ruhestätte meiner treubesorgten Gattin und liebevollen Mutter Frau Clara Falk, geb. Gutmann, geb. zu Heidenheim a/H am 4. März 1840, gest. zu Ansbach am 26. Mai 1888. (16. Scivan 5648 n.E.d.W.) Sie bewachte die Lebensweise ihres Hauses. Das Brot der Trägheit hat sie nie gegessen. Spr. Sal. 31,27. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Viele deutsche Grabinschriften hier nehmen Bezug auf die treubesorgte Mutter oder den liebreichen Gatten, diese Inschrift hier sollte aber für weitere zwanzig Jahre die einzige bleiben, die durch das vorgesetzte "meiner treubesorgten Gattin und liebevollen Mutter" der Inschrift eine sehr viel persönlichere Note verleiht. Zl 11: Die Abkürzung steht für "nach Erschaffung der Welt". Auffallend ist die Schreibweise des Monatsnamens "Sivan", der mit einem stimmlosen s (bzw. ss) beginnt, was hier durch ein "c" deutlich gemacht werden sollte. ======= ans-357 Personalia 1889-06-22 Elieser b. Josef SeGaL Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Ruhestätte des liebreichen Gatten und treubesorgten Vaters, Herrn Liebmann Steinhardt, geb. zu Dittigheim in Baden am 13. Novbr. 1827, gest. dahier am 22. Juni 1889 (23. Siwan 5649) ‎‏האיש תם וישר כ׳ אליעזר בן כ׳ יוסף סג״ל וז״ל‏‎ ‎‏שב לעולמו ביום ש״ק כ״ג סיון תרמ״ט לפ״ק‏‎ "Er wandelte untadelig, übte Recht, und redete vom Herzen Wahrheit." (Ps. 15,2.) ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›der lautere und aufrechte Mann‹, der geehrte Elieser, Sohn des geehrten Josef SeGaL, und sein Andenken zum Segen, er kehrte zurück in seine Welt am Tag des heiligen Schabbat, 23. Sivan 649 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 12: Ijob 1,1 Kommentar Der in Deutsch wiedergegebene Psalm, insbesondere seine erste Hälfte, gehört zu den sehr häufig in hebräischen Grabinschriften für Männer zu findenden Zitaten. Zl 12c: Ungewöhnlich ist hier das "und" vor dem Segenswunsch für den Vater, das sich aber gleichermaßen auch in der Inschrift des Bruders findet. ======= ans-360 Personalia 1890-04-15 ... b. Natan SeGaL Transkription ‎‏פ״ט‏‎ [...] des theuren Vaters, [... ] [...] ... ‎‏[...] ופועל טוב כ״ה [...]‏‎ ‎‏בן כ״ה נתן סג״ל זצ״ל נפטר בשם טוב‏‎ ‎‏כ״ה ניסן תר״ן לפ״ק‏‎ ‎‏[...]‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen [... ] und tat Gutes, der geehrte Herr [... ], Sohn des geehrten Herrn Natan SeGaL, des Andenken des Gerechten zum Segen, verschieden ›mit gutem Namen‹ (am) 25. Nissan 650 der kleinen Zählung. [...] Zitatapparat Zl 7: bBer 17a Kommentar Das nebenstehende Grabmal (0361) wurde identisch gestaltet und ebenfalls später durch eine nicht mehr erhaltene Schriftplatte ergänzt. Da es sich hier offensichtlich um den Grabstein für einen verheirateten Mann handelt, ist davon auszugehen, daß der nebenstehende Grabstein seiner Gattin gewidmet war. ====== ans-58 Personalia 1891-12-06 Bella b. Jizchak Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Ruhestätte der treubesorgten Gattin und Mutter Frau Babette Hamburger, geb. Westheimer, Gattin des Herrn Abraham Hamburger dahier, geb. am 3. März 1863 in Berlichingen in Würtemberg, gest. am 5. Dezember 1891 (5. Kislew) hier ‎‏האשה חשובה והגונה מצות ה׳‏‎ ‎‏עשתה בטובה מולדת בילא‏‎ ‎‏בת כ׳ יצחק נפטרת בהקשותה‏‎ ‎‏בלדתה עש״ק ה׳ כסליו תרנ״ב לפ״ק‏‎ Der frommen Rachel gleich bist du von uns geschieden Ein tiefer Schmerz in unsrer Brust entbrannt Ein Segen bleibt dein Nam hienieden, Als Biederweib bleibst du bekannt. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die angesehene und würdige Frau, die Gebote des Ewigen erfüllte sie in ihrer Güte, die Gebährende, Bella, Tochter des geehrten Jizchak, verschieden, als sie schwer gebahr, (am) Rüsttag des heiligen Schabbat, 5. Kislew 652 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Wurden die deutschen Inschriften bisher gerne durch ein Bibelzitat in deutscher Übersetzung ergänzt, finden sich hier frei komponierte und gereimte Verse zum Lob auf die Verstorbene, die vertraute Zitate hebräischer Grabinschriften aufnehmen und mit ihrem Vergleich mit der biblischen Erzmutter Rachel noch einmal auf die in der hebräischen Inschrift zitierte Schriftstelle verweisen, die den Tod Rachels bei der Geburt ihres Sohnes Binjamin beschreibt. Während die Bilder noch traditionell bleiben - der Vergleich mit Rachel, der Segen, den der Name hinterläßt, die Bezeichnung Biederweib (‎‏אשת חיל‏‎), als das die Verstorbene bekannt bleibt, - läßt die Form der Anrede an sie und der Bezug zu den Hinterbliebenen und ihrem Schmerz den allgemeinen Zeitgeschmack erkennen. Die Nennung des Gattennamen und des Sterbetages nach dem jüdischen Kalender verweisen wiederum auf die traditionellen Inhalte hebräischer Grabinschriften. Während der Sterbetag somit sowohl in der deutschen als auch in der hebräischen Inschrift genannt ist, ergänzen sich die Inschriften in Bezug auf den Namen: Der hebräische Text nennt traditionell den Vatersnamen, dem deutschen Text bleibt die Nennung von Gattenname und Herkunftsort vorbehalten. Hier findet sich somit beides kombiniert - traditionelle Inhalte, transportiert im neuen Medium der deutschen Sprache und angeglichen an den Stil der neuen Zeit. Dieses Grabmal von 1891 auf dem erst 1896 eingerichteten neuen Friedhofsteil wurde sicherlich nach Kriegsende an falscher Stelle wieder aufgestellt. Zln 15-16: Genesis 35,17 (Tod von Rachel bei der Geburt von Binjamin). ======= ans-363 Personalia 1891-12-31 David b. Schlomo Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Grabdenkmal für den treubesorgten Gatten und Vater Herrn David Dietenhoefer, geb. zu Wilhermsdorf am 2. Mai 1841, gest. dahier am 31. Dezember 1891. ‎‏האיש יקר ונכבד כ׳ דוד בן כ׳ שלמה‏‎ ‎‏ז״ל הלך לעולמו בשם טוב א׳ דר״ח‏‎ ‎‏טבת שהוא יום ו׳ דחנוכה תרנ״ב לפ״ק‏‎ Ihm nahe der Friede sich, er ruhe sanft auf seinem Lager, da sein Wandel gerade war. (Jes. 51,2.) ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der teure und verehrte Mann, der geehrte David, Sohn des geehrten Schlomo, sein Andenken zum Segen,› er ging hin in seine Welt‹ ›mit gutem Namen‹ (am) 1. von Neumond Tewet, welcher der 6. Tag von Chanukka war, 652 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 10: Koh 12,5 | Zl 10: bBer 17a Kommentar Zl 15: Die Stellenangabe für das Bibelzitat stimmt nicht ganz: Es handelt sich um Jesaja 57,2, ein Fehler, der vermutlich auf eine (flüchtig geschriebene?) Vorlage zurückgeht. Das hier nicht ganz wörtlich wiedergegebene Zitat lautet in der Übersetzung von Leopold Zunz: "Er gehet ein zum Frieden, (wo) sie ruhen auf ihren Lagern, der in seiner Geradheit wandelt". ======= ans-365 Personalia 1892-04-05 Meschullam b. Josef'SeGaL Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Ruhestätte des liebevollen Gatten und treubesorgten Vaters Herrn Feist Steinhardt, geb zu Dittigheim in Baden am 15. Juni 1832, gest. dahier am 5. April 1892 (8. Nisan) ‎‏כ׳ משלם המכ׳ פייס בן כ׳ יוסף‏‎ ‎‏סג״ל וז״ל נפטר בשם טוב ח׳ ניסן‏‎ ‎‏תרנ״ב לפ״ק‏‎ Er vertraute auf Gott und hielt sein Gebot, er wird selig leben im Gefilde der Ewigkeit. (Ps 37,34) ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der geehrte Meschullam, genannt Feis, Sohn des geehrten Josef SeGaL, und sein Andenken zum Segen, verschieden ›mit gutem Namen‹ 8. Nissan 652 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 12: bBer 17a Kommentar Die deutsche Inschrift für Feist Steinhardt wurde identisch aufgebaut wie die Inschrift für seinen drei Jahre zuvor gestorbenen Bruder Liebmann, mit dem Unterschied, daß dort nicht nur der Sterbetag, sondern auch das Sterbejahr nach dem jüdischen Kalender angegeben ist. Auch die hebräischen Inschriften unterscheiden sich nur leicht: Liebmann Steinhardt wurde eine sehr kurze Eulogie gewidmet ( ein lauterer und aufrechter Mann ), auf die hier ganz verzichtet wurde. Und für die Umschreibung des Sterbens wählte man jeweils unterschiedliche, aber gleichermaßen beliebte Wendungen: Während Liebmann Steinhardt in seine Welt zurückkehrte, verschied Feist Steinhardt in gutem Namen. Beiden Brüdern wurde jeweils ein Psalmzitat gewidmet. Während jedoch der für Liebmann Steinhardt zitierte Psalm 15,2 zu den am häufigsten zitierten Bibelversen in hebräischen Grabinschriften zählt, ist der hier genannte Psalm 37,34 nur selten zu finden. Zl 12a: Ungewöhnlich ist hier das "und" vor dem Segenswunsch für den Vater, das sich aber gleichermaßen auch in der Inschrift des Bruders findet. Zln 14-16: Das nicht ganz vollständig und nicht ganz wörtlich wiedergegebene Psalmzitat lautet in der Übersetzung von Leopold Zunz: "Hoffe auf den Ewigen und beobachte seinen Weg, so wird er dich erhöhen, das Land zu besitzen; die Ausrottung der Frevler siehest du mit an". ======= ans-334 Personalia 1892-11-05 Fradel b. Jizchak Neumann Transkription Denkmal der Liebe für die treubesorgte Mutter, edle Frau Fanny Gutmann geb. Neumann, Wittwe des selig entschlafenen Herrn Wolf Gutmann, Geb. zu Pappenheim am 14. März 1815, Gest. dahier am 5. Nov. 1892 (15. Marcheschwan). Stärker als der Tod, ist die Liebe. Die in Liebe und Treue im Leben Verbundenen wollten auch im Tode nicht getrennt bleiben. (II. Sam. 1.23.) ‎‏הא״ח מ׳ פראדל בת כ׳ יצחק ניומאן ז״ל‏‎ ‎‏אלמנת דכ׳ שמואל בנימן גוטמאן ז״ל‏‎ ‎‏נפטרת בשם טוב ט״ו מרחשון‏‎ ‎‏תרנ״ב לפ״ק.‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Die ›tüchtige Gattin‹, Frau Fradel, Tochter des geehrten Jizchak Neumann, sein Andenken zum Segen, Witwe des geehrten Schmuel Binjamin Gutmann, sein Andenken zum Segen, verschieden ›mit gutem Namen‹ 15. Marcheschvan 652 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 14: Spr 12,4; 31,10 Zl 16: bBer 17a Kommentar Hier wurden zwei Bibelzitate in deutscher Übersetzung miteinander kombiniert. Während jedoch das zweite Zitat nach 2 Samuel 1,23 durch Angabe der Zitatstelle als solches ausgewiesen ist, verzichtete man beim ersten Zitat nach Hohelied 8,6 auf eine nähere Angabe. Möglicherweise war dieser Bibelvers schon so in die allgemeine und insbesondere in die jüdische Friedhofskultur eingegangen, daß entweder eine Zitatangabe überflüssig erschien oder den Verfassern der Inschrift schon gar nicht mehr klar war, daß es sich bei diesem Spruch um ein Zitat aus der hebräischen Bibel handelt. Auf Deutsch ist dieser Spruch öfter auf Grabsteinen zu finden, auf Hebräisch dagegen sieht man ihn selten, im Gegensatz zum folgenden Zitat aus den Büchern Samuel, das zum beliebten Inschriftformular für (meist kurz nacheinander verstorbene) Ehepartner oder andere enge Verwandte gehört und sich insbesondere auf Doppelsteinen häufiger findet. Fanny Gutmanns Grabmal wurde identisch gestaltet wie das Grabmal ihres zwölf Jahre zuvor verstorbenen Gatten. Die Verteilung der Inschrift auf der Schriftfläche ist jedoch auf ihrem Grabstein sehr viel gelungener als bei ihrem Gatten, auf dessen Grabstein sich der Text in der oberen Hälfte der Schriftfläche drängt, während die untere Hälfte frei blieb. Auch hatte bei ihm der Steinmetz Schwierigkeiten mit der Verteilung der rechtsbündig gesetzten hebräischen Inschrift und mußte einzelne, bereits eingravierte Textteile wieder zumachen und an anderer Stelle neu eingravieren. Hier dagegen verteilt sich die zentrierte Inschrift gleichmäßig und ausgewogen über die ganze Schriftfläche. Zl 17: Anstelle des Sterbejahres (5)653 wurde das Jahr 652 angegeben. Zwar befand man sich noch im bürgerlichen Jahr 1892, doch hatte im September bereits das neue jüdische Jahr 653 begonnen. ===== ans-4 Personalia 1893-09-13 Mirjam Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה מ׳ מרים אשת‏‎ ‎‏ר׳ שלמה צבי הויססמאנן‏‎ ‎‏נפט׳ ביום ג׳ תשרי תרנ״ד‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ ‎‏מ*חוננת דלים‏‎ ‎‏ר*כּה בשנים‏‎ ‎‏י*מי ציריה באו וחבליה‏‎ ‎‏מ*תה בלדתה בנעוריה‏‎ ‎‏לעצבון בעלה ומכיריה‏‎ Hier ruht Frau Martha Haussmann, geboren am 3. Oktober 1863, gestorben am 13. September 1893, tiefbetrauert von den Ihrigen. Denn es weiss das ganze Thor meines Volkes dass du ein wackeres Weib bist (Ruth 3,11) ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die Frau Mirjam, Gattin des Herrn Schlomo Zwi Haussmann, verschieden am 3. Tag des Tischri 654 der kleinen Zählung. ›Mildtätig mit den Darbenden‹ , ›zart an Jahren‹, ›(da) kamen die Tage ihres Kreißens und ihrer Wehen‹ , (und) sie starb, während sie gebar, ›in ihrer Jugend‹ , zum Leidwesen ihres Gatten und Bekannten. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 6: Spr 28,8 Zl 7: GenR 90,3 Zl 8: Vgl. Jes 13,8 Zl 9: Lev 22,13 Kommentar Erstmals seit Beginn der chronologisch nachvollziehbaren Belegung des Friedhofs im Jahr 1880 wurde hier eine hebräische Inschrift wieder an prominente Stelle über die deutsche Inschrift gesetzt. Mit der stärkeren Gewichtung der hebräischen gegenüber der deutschen Inschrift sollte dieses Grabmal richtungsweisend sein, denn bis weit in die 1930er Jahre hinein blieb dies die vorherrschende Form. Hier könnte man den Einfluss des neuen Rabbiners Pinchas Kohn erkennen, der nach dem Tod des Rabbiners Aron Bär Grünbaum (0304), im selben Jahr sein Amt in Ansbach antrat. Die hebräische Inschrift weist eine vierzeilige, gereimte und mit einem Akrostichon versehenen Eulogie auf, die vor allem den frühen Tod im Kindbett zum Thema hat. Dieses aus dem Jahr 1893 stammende Grabmal steht heute auf der frühestens Mitte des Jahres 1895 eingerichteten "neuen" Friedhofsanlage. Vermutlich stand es ursprünglich im Westen des alten Teils des Friedhofs und wurde nach dem Krieg an falscher Stelle wieder aufgestellt. Zl 3: Der Familienname ist entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 9: Vgl. z.B. Genesis 35,16 (Rachel stirbt bei der Geburt von Binjamin). Zl 17-18: Wiedergabe des Bibelzitates in der Übersetzung von Leopold Zunz. ======= ans-304 Personalia 1893-12-09 Aharon Dow Grünbaum Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏מורנו ורבּנו מוהר״ר‏‎ ‎‏אהרן דוב גרינבוים‏‎ ‎‏נתבקש בישיבה ש״מ‏‎ ‎‏ש״ק א׳ דר״ח טבת תרנ״ד‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ Hier ruht Herr Distriktsrabbiner Aron Bär Grünbaum, geboren am 15. Oktober 1812 gestorben am 9. Dezember 1893. Du hast im Leben Liebe gesät, und sollst im Tode Liebe ernten. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen unser Lehrer und Meister, unser Lehrer und Meister, Herr Aharon Dow Grünbaum, ›er wurde geladen zum himmlischen Lehrhaus‹ (am) heiligen Schabbat, 1. von Neumond Tewet 654 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 4: bBer BM 86a Kommentar Der deutsche Sinnspruch lehnt sich in seiner Komposition an Hosea 8,7 an: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten"; ein sehr persönlicher und "romantischer" Spruch für einen Distriktsrabbiner, der vielleicht die lebenslange Verbundenheit Aron Bär Grünbaums mit seiner Wirkungstätte ausdrücken soll. Zl 2: Der Ehrentitel erscheint hier doppelt, einmal ausgeschrieben und einmal abgekürzt (ein Hinweis darauf, daß mit abnehmenden Hebräischkenntnissen die wörtliche Bedeutung häufiger Abkürzungen nicht mehr immer geläufig blieb). Zl 3: Auffallend ist - für die Grabinschrift eines Rabbiners - die Nennung des Namens nur in der "bürgerlichen" Form mit Vor- und Familiennamen, ohne den Vatersnamen. ======= ans-372 Personalia 1894-03-01 Naftali Zwi b. Josef Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש מהולל בשערים‏‎ ‎‏רועה תלמיד בּמישרים‏‎ ‎‏פארוהו בּני עמו ושרים‏‎ ‎‏ה״ה ר׳ נפתּלי צבי בּן‏‎ ‎‏הח״ר יוסף הלך לעולמו‏‎ ‎‏אור ליום כּ״ד אדר א׳‏‎ ‎‏תּרנ״ד לפ״ק‏‎ Hier ruht Herr Lehrer Hirsch Hofmann, gestorben am 1. März 1894 im 55. Lebensjahre. Sie weinen um Dich mit betrübter Seele, in bitterer Trauer. (Ezech. 27,31.) ‎‏תנצב״ה‏‎ ‎‏גבר יקר שמו מהולל בשערים‏‎ ‎‏פארוהו בני עמו וכבדוהו שרים‏‎ ‎‏רועה עדתו בחכמה וצדק ומישרים‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ein Mann, gepriesen in den Toren, ein Hirte dem Schüler in Aufrichtigkeit, es rühmten ihn die Angehörigen seines Volkes und Fürsten, es ist Herr Naftali Zwi, Sohn des toragelehrten Herrn Josef, ›er ging hin in seine Welt‹ zu Beginn des 24. Tages des Adar I, 654 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 6: Koh 12,5 Kommentar Die Eulogie auf den Lehrer Hirsch Hofmann findet sich in sehr ähnlicher, ausführlicherer Form schon in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenem Briefsteller Ketav Joscher. Solche Musterinschriften waren oft den Kompendien jüdischer Totenliturgie und Trauergebräuchen beigegeben, die sich seit Anfang des 18. Jahrhunderts wachsender Beliebtheit erfreuten und weite Verbreitung fanden. Hirsch Hofmanns Eulogie: ‎‏איש מהולל בשערים‏‎ Ein Mann, gepriesen in den Toren, ‎‏רועה תלמיד בּמישרים‏‎ ein Hirte dem Schüler in Aufrichtigkeit, ‎‏פארוהו בּני עמו ושרים‏‎ es rühmten ihn die Angehörigen seines Volkes und Fürsten Ketav Joscher, 1820 (Auszug): ‎‏גבר יקר שמו מהולל בשערים‏‎ Ein teurer Mann, sein Name ist gepriesen in den Toren, ‎‏פארוהו בני עמו וכבדוהו שרים‏‎ es rühmten in die Angehörigen seines Volkes und ehrten ihn Fürsten, ‎‏רועה עדתו בחכמה וצדק ומישרים‏‎ ein Hirte seiner Gemeinde in Weisheit und Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit Hier wurden die einzelnen Elemente einer Muster-Eulogie für einen Vorsteher in gekürzter Form und anderer Reihenfolge auf den Lehrer Hofmann angewandt. Die folgende deutsche Inschrift nennt erneut den Lehrerberuf, beschränkt sich aber bei der Angabe der Daten erstmals in den deutschen Inschriften in Ansbach auf das Sterbedatum, während das Geburtsdatum durch die Altersangabe ersetzt wurde. So orientierte man sich wieder - wie auch noch öfter in den folgenden Jahrzehnten - am Aufbau traditioneller hebräischer Grabinschriften, mit der Nennung von Titel, Name, Sterbedatum und Eulogie, gerahmt von Einleitungsformel und Schlußsegen. Als Eulogie wählte man hier die zweite Hälfte eines Verses nach Ezechiel aus dem Klagelied der Menschen über die Stadt Zor, die aufgrund ihrer Überheblichkeit durch göttliches Urteil dem Untergang geweiht wurde - ein Zitat, das man in hebräischen Grabinschriften eher nicht findet. Hier knüpft dieses vermutlich direkt an die hebräische Eulogie an, in dem unter dem im deutschen Text genannten "sie" die in der hebräischen Eulogie erwähnten Schüler zu verstehen sind. ======= ans-376 Personalia 1894-12-07 Beierle Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה החשוב׳‏‎ ‎‏מ׳ בייערלע אלמנה‏‎ ‎‏ד״ר מאיר יוסף‏‎ ‎‏פּאפּפּענהיימער נפ׳‏‎ ‎‏בש״ט ט׳ כסליו תרנ״ה‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Frau Babette Pappenheimer geboren am 26. April 1848 gestorben am 7. Dezember 1894 tief betrauert v. Ihren Kindern In zarter Blüte hieß Euch Gott von hinnen geh'n O hört im Eden unserer treuen Liebe Fleh'n Auf Wiederseh'n! Übersetzung Hier ist geborgen die angesehene Frau, Frau Beierle, Witwe des Herrn Meir Josef Pappenheimer, verschieden ›mit gutem Namen‹ 9. Kislev 655 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 6: bBer 17a Kommentar Wie schon zuvor bei Babette Hamburger (gest. 1891, 0058), wurde hier die deutsche Inschrift nicht durch ein Schriftzitat, sondern durch ein frei komponiertes, gereimtes kleines Gedicht ergänzt. In beiden Fällen sprechen die Hinterbliebenen die früh Verstorbene direkt an. Während jedoch bei Babette Hamburger neben ihrem Tod im Kindbett ihr Andenken und bleibender Segen in dieser Welt im Mittelpunkt standen, richtet sich hier die Hoffnung der Kinder auf ein Wiedersehen mit der Mutter in der künftigen Welt. Der Wunsch "auf Wiederseh'n" bildet hier gleichzeitig den ersten deutsch formulierten Abschluß einer Grabinschrift, während bisher immer der traditionelle, abgekürzte hebräische Schlußsegen "Seine/ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens" nach 1 Samuel 25,29 erschien. Zl 5: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben und zur besseren Lesbarkeit vokalisiert. ===== ans-1 Personalia 1896-07-26 Channa Schönle Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏אשה מהוללה ויקרה‏‎ ‎‏מוכתרת במדה ישרה‏‎ ‎‏מרת חנה שינלא אשת ר׳‏‎ ‎‏אליעזר לעהמאנן נפטר׳‏‎ ‎‏בש״ט ט״ו מנחם אב תרנ״ו‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ Hier ruht Frau Frau Jeanette Lehmann gest. am 26. Juli 1896, tief betrauert von den Ihrigen. Ein wackeres Weib ist die Krone Ihres Mannes. Spr. Sal. 11,16. Erreichte ein Alter von 76 Jahren. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen eine gepriesene und teure Frau, gekrönt mit aufrechter Tugend, Frau Channa Schönle, Gattin des Herrn Elieser Lehmann, verschieden ›mit gutem Namen‹ den 15. Menachem Aw 656 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 6: bBer 17a Kommentar Eine traditionelle hebräische Grabinschrift mit zweizeiliger, gereimter Eulogie sowie Angabe von Name, Gattenname und Sterbedatum, durch den auf den Sockel gesetzten, üblichen hebräischen Schlußsegen verbunden mit der folgenden deutschen Inschrift. Die deutsche Inschrift gibt entsprechend der hebräischen Inschrift nur das Sterbedatum an, ergänzt durch das Alter der Verstorbenen (während in Ansbach sonst meist das Geburtsdatum angegeben wurde). Darüber hinaus betont sie bürgerlichen Gepflogenheiten entsprechend die persönliche Trauer der Hinterbliebenen. Erweitert wird die Inschrift durch ein Zitat aus den Sprüchen Salomons, das sich sehr häufig auch in hebräischen Grabinschriften verheirateter Frauen findet, hier in der Übersetzung von Leopold Zunz. Ein Hinweis auf nachlassende Vertrautheit mit dem biblischen Text ist die Angabe der Zitatstelle, die zum einen früher überflüssig gewesen wäre, insbesondere bei so einem bekannten und häufig zitierten Vers, zum anderen darüber hinaus auch noch falsch ist: Statt richtig Sprüche 12,4 lautet die Angabe Sprüche 11,16, ein Vers, der sich ebenfalls auf eine Frau bezieht, jedoch nicht zum üblichen Formular hebräischer Grabinschriften gehört: Ein holdes Weib erhält die Ehre. Hier wird also die traditionelle hebräische Inschrift durch eine deutsche Inschrift ergänzt, die zwar mit traditionellen Elementen in deutscher Übersetzung kombiniert ist, gleichzeitig jedoch die nachlassenden Kenntnisse der Traditionsliteratur offenbahrt. Die hebräische Inschrift ihrerseits gleicht sich durch die Angabe des gemäß deutscher Orthographie geschriebenen Familiennamens wiederum den neuen bürgerlichen Gepflogenheiten an. Gleichzeitig macht ihre Platzierung oberhalb der deutschen Inschrift deutlich, daß ihr weiterhin den größeren Stellenwert zugebilligt wird. Hier könnte die Tatsache, daß die Eulogie offensichtlich einem Musterbuch entnommen wurde, ebenfalls auf nachlassende Hebräischkenntnisse hinweisen: Sie findet sich zum Beispiel (fast) wörtlich in dem wohl auf einer älteren Vorlage beruhenden "Tozeoth Chajim", dem "Vollständigen Gebet- und Erbauungsbuch zum Gebrauche bei Kranken, Sterbenden, während der Trauer und auf dem Friedhofe" von Seligmann Baer (erste Auflage Rödelheim 1852). Mit der Beisetzung von Jeanette Lehmann wurde 1896 der erweiterte Friedhofsteil, die "neue Friedhofsanlage", eingeweiht, daher trägt ihr Grabstein die historische Grabstein-Nr. 1. Zl 5: Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zlb: Menachem, "Tröster", ist ein euphemistischer Name für den Trauermonat Aw, in dem der Zerstörung der beiden Jerusalemer Tempel gedacht wird. ===== ans-3 Personalia 1896-08-06 Schmuel b. Jehuda Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏כ׳ שמואל ב״ר יהודה‏‎ ‎‏נאסף אל אבותיו בשיבה‏‎ ‎‏טובה נולד ר״ח אב תקע״ה‏‎ ‎‏וימות כ״ז אב תרנ״ו לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Samuel Steiner. Er ruhe in Frieden! Übersetzung Hier ist geborgen der geehrte Schmuel, Sohn des Herrn Jehuda, ›versammelt zu seinen Vätern‹ ›in gutem Greisenalter‹ ; geboren Neumond Aw 575 und verstorben den 27. Aw 656 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: Ri 2,10 Zl 3f: Gen 25,8 Kommentar Dies ist der erste und einer von nur drei Steinen auf dem jüdischen Friedhof Ansbach, bei dem in der deutschen Inschrift auf die Angabe von Daten verzichtet wurde (s. Samuel und Mina Hamburger, 1900/1924, 0101; Josef Heilbrunn, 1929, 0147). Während bei den anderen beiden Steinen aber nur die Namen angegeben sind, ist die deutsche Inschrift hier gerahmt von einer Einleitungsformel und erstmals auch einem eigenen deutschen Schlußsegen, die hier aber insgesamt die Ausnahme bleiben. Bei der nur wenige Tage zuvor gestorbenen Jeanette Lehmann (0001) wurde die hebräische Inschrift noch mit der folgenden deutschen durch den darunter gesetzten hebräischen Schlußsegen verbunden, hier stehen jedoch beide Inschriften für sich. Die hebräische Inschrift hat durch ihre Platzierung auf dem Grabmal und ihre Länge einen deutlich größeren Stellenwert als der darunter auf den Sockel gesetzte deutsche Text und wurde durch Angabe des Geburtsdatums erweitert. Dafür verzichtete man aber auf die Angabe des in der deutschen Inschrift genannten bürgerlichen Familiennamen, der hier sonst meist erscheint. ======= ans-382 Personalia 1896-07-02 Bella b. Pinchas'Gutmann 1896-12-03 Frumet Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הילדה בּילא ואחותה‏‎ ‎‏פרומט בּנות כּ׳ פינחס‏‎ ‎‏גוטמאנן‏‎ ‎‏כּציץ פרחו וכצל בּרחו‏‎ ‎‏לעדן אהבתינו עמהם לקחו‏‎ Hier ruhen Bertha Gutmann geb. 29. Sept. 1887 gest. 2. Juli 1896. Sie rief als Engel ihre Schwester Fanni geb. 6. Nov. 1895 gest. 3. Dez. 1896 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier sind geborgen das Mädchen Bella und ihre Schwester Frumet, Töchter des Pinchas Gutmann, ›wie eine Blume blühten sie, und wie ein Schatten entschwanden sie‹, unsere Liebe nahmen sie mit sich nach Eden Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 5: vgl. Ijob 14,2 Kommentar Dies ist der einzige Kindergrabstein des Ansbacher Friedhofs und gleichzeitig einer der wenigen Doppelsteine, die nicht für ein Ehepaar errichtet wurden. Bevor für Bertha Gutmann ein Grabstein gesetzt werden konnte, der in der Regel am ersten Todestag aufgestellt wird, war auch ihre kleine Schwester Fanni gestorben, so daß den Geschwistern ein gemeinsames Grabmal errichet wurde (der jedoch nur eine historische Grabsteinnummer trägt). Während hier die deutsche Inschrift kaum mehr als die nötigsten Angaben macht, verzichtet die hebräische Inschrift zwar auf die Angabe der Sterbedaten, drückt aber in der gereimten Eulogie in einer Kombination aus biblischen Zitaten und frei formulierten Wendungen die Trauer der Eltern über den Verlust ihrer zarten Kinder aus. ===== ans-5 Personalia 1897-06-26 Meir Weil Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש יקר ומהולל בשערים‏‎ ‎‏פארוהו בּני עמו ושרים‏‎ ‎‏זכרו לא יסוף לדור דורים‏‎ ‎‏ה״ה ראש העדה ומנהיג הקהל‏‎ ‎‏ר׳ מאיר ווייל הלך לעול׳‏‎ ‎‏ביום כּ״ו סיון תּרנ״ז לפ״ק‏‎ Hier ruht Herr Maÿer Weil Kaufmann und langjähriger Vorsteher der Kultusgemeinde dahier. Gestorben am 26. Juni 1897 im 68. Lebensjahre tief betrauert von den Seinen. Dem Auge fern, dem Herzen nahe! ‎‏תנצב״ה‏‎ Makellos warst Du in Deinem Wandel vom Tage Deiner Geburt an. Ezechiel 28.15. Übersetzung Hier ist geborgen ein Mann, teuer und ›gerühmt in den Toren‹, priesen ihn Angehörige seines Volkes und Fürsten, ›sein Andenken wird nicht enden‹ bis ans Ende der Geschlechter, es ist das Haupt der Gemeinde und der Leiter der Gemeinschaft, Herr Meir Weil, ›er ging hin in seine Welt‹ am 26. Tag des Sivan 657 der kleinen Zählung Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: vgl. Spr 31,31 Zl 4: Est 9,28 Zl 6: Koh 12,5 Kommentar Für die gereimte Eulogie auf den Vorsteher Mayer Weil wählte man als Vorlage dieselbe Musterinschrift, die auch schon für den Lehrer Hirsch Hofmann (0372) Verwendung gefunden hatte und wie sie zum Beispiel in etwas ausführlicherer Form in Schalom Hakohens 1820 in Wien erschienenem Briefsteller Ketav Joscher abgedruckt ist. Während jedoch bei Hirsch Hofmann die Angabe von Name und Vatersname folgt, werden hier Vorname und bürgerlicher Familienname angegeben und auf die traditionelle Nennung des Vatersnamens verzichtet. Auch die deutschen Inschriften sind parallel aufgebaut, sie geben jeweils Beruf und Gemeindestellung an (die bei Hirsch Hofmann identisch sind), nennen das Sterbdatum und das Alter, zitieren einen Bibelvers in deutscher Übersetzung und werden durch den hebräischen Schlußsegen mit der darüberstehenden hebräischen Inschrift verbunden. Während jedoch die hebräische Inschrift das Ehrenamt von Mayer Weil als Vorsteher der Gemeinde in den Mittelpunkt stellt, setzt die deutsche Inschrift seinen bürgerlichen Beruf als Kaufmann an erste Stelle. Bei dem Lehrer Hofmann wird die Trauer der Hinterbliebenen und insbesondere der Schüler durch den erwähnten Bibelvers ausgedrückt, hier wird die deutsche Inschrift ergänzt durch den direkten Bezug auf die trauernden Hinterbliebenen, erweitert durch "Dem Auge fern, dem Herzen nahe", einem beliebten und häufig auf Grabsteinen zu findenden deutschen Sinnspruch. Zl 3: Diese Wendung drückt aus, daß Mayer Weil nicht nur unter Juden, sondern auch unter den hochgestellten Politikern seiner Zeit angesehen war. Zln 20-21: Die Übersetzung des Ezechiel-Zitats ist eng an die Übersetzung von Leopold Zunz angelehnt: "Makellos warst du in deinem Wandel seit dem Tage deiner Geburt". ===== ans-8 Personalia 1898-04-01 Jettle b. Natan Obermeyer Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הבתולה יטלא‏‎ ‎‏ב״ר נתן אבערמייער‏‎ ‎‏נ׳ בש״ט עש״ק ט׳ ניסן תרנ״ח לפ״ק‏‎ ‎‏ותקבר יום א׳ י״א בו‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruhet Jungfrau Jette Obermeyer, Tochter des Herrn Nath. Obermeyer, geb. z. Steinhard den 24. Mai 1839 gest. z. Ansbach den 1. April 1898. Übersetzung Hier ist geborgen die Jungfrau Jettle, Tochter des Herrn Natan Obermeyer, verschieden ›mit gutem Namen‹ Rüsttag des heiligen Schabbat, 9. Nissan 658 der kleinen Zählung, und sie wurde begraben Tag 1, 11. desselben. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 4: bBer 17a Kommentar Hebräische und deutsche Inschrift machen hier jeweils deutlich, daß die bei ihrem Tod fast sechzigjährige Jette Obermeyer unverheiratet blieb. Entsprechend nennt die deutsche Inschrift den Namen des Vaters- anstelle des hier manchmal erwähnten Gattennamens. Zl 3: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. ===== ans-2 Personalia 1900-03-28 Elieser Zwi b. Schimschon Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש תם וישר אשר הלך בדרך טובים‏‎ ‎‏עשה חסד של אמת‏‎ ‎‏עם החיים ועם המתים‏‎ ‎‏ה״ה אליעזר צבי‏‎ ‎‏בן שמשון למשפחת‏‎ ‎‏לעהמאנן‏‎ ‎‏נפטר בש״ט יום ד׳ כ״ז אדר שני‏‎ ‎‏ונקבר עש״ק בו תר״ס לפ״ק‏‎ Hier ruht Herr Lazarus Lehmann gest. am 27. März 1900 im 82. Lebensjahre, tiefbetrauert von den Seinen. Er war edel, hilfreich und gut für die Seinen u. für die Mitmenschen. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein lauterer und aufrechter Mann‹ , welcher auf ›dem Weg der Guten‹ wendelte, er übte wahrhaftige Mildtätigkeit, ›mit den Lebenden und den Toten‹ , es ist Elieser Zwi, Sohn des Schimschon aus der Familie Lehmann, verschieden ›mit gutem Namen‹ Tag 4, 27. des zweiten Adar, und begraben Rüsttag des heiligen Schabbat in ihm 660 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,8 | Zl 2: Spr 2,20 Zl 4: bSuk 49 Zl 8: bBer 17a Kommentar Während die parallel aufgebauten Inschriften die vier Jahre zuvor verstorbene Gattin durch ein biblisches Zitat in deutscher Übersetzung ehrten, wird Lazarus Lehmann mit einem leicht abgewandelten Zitat von Johann Wolfgang von Goethe bedacht, das wiederum dieselben Tugenden hervorhebt wie die hebräische Eulogie: "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Denn das allein unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen". Dies ist die einzige Ansbacher Grabinschrift, die - indirekt - die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder der Beerdigungsbruderschaft, der Chewra Kaddischa, anspricht, deren Aufgabe es war, sich um alles rund um Tod und Beisetzung zu kümmern, von der Begleitung des Sterbenden bis zur Setzung des Grabsteins. Dies ist das erste Grabmal in Ansbach, das mit einer Steinmetzsignatur versehen ist: Es wurde von dem (aufgrund seines Namens vermutlich jüdischen) Steinmetzen Koppel in Nördlingen gefertigt. Zl 7: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. ======= ans-101 Personalia 1900-05-22 Schmuel b. Awraham'Hamburger 1924-09-01 Malche Mina b. Schlomo Kronheimer Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הזקן כ׳ שמואל בן כ׳ אברהם‏‎ ‎‏האמבורגער‏‎ ‎‏נפט׳ אור ליום ג׳ כ״ג אייר ונקבר‏‎ ‎‏כ״ה בו תר״ס לפ״ק‏‎ ‎‏ואשתו מ׳ מלכה מינא בת‏‎ ‎‏כ׳ שלמה קראנהיימער ז״ל‏‎ ‎‏נפט׳ אור ליום ב׳ ב׳ אלול ונק׳ ד׳ בו‏‎ ‎‏תרפ״ד לפ״ק‏‎ ‎‏בטחו בה׳ בנפש תמימה‏‎ ‎‏דרשו כל ימיהם רק אמת ואמונה‏‎ ‎‏הטיבו לעניים בנפש חפצה‏‎ ‎‏יעידו על צדקתם מלאכי מעלה‏‎ ‎‏מתוקה תהיה שנתם עד עת התחיה‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Samuel und Mina Hamburger Übersetzung Hier sind geborgen der Betagte, der geehrte Schmuel, Sohn des geehrten Awraham Hamburger, verschieden zu Beginn des Tages 3, 23. Ijar, und begraben 25. desselben, 660 der kleinen Zählung, und seine Gattin, Frau Malche Mina, Tochter des geehrten Schlomo Kronheimer, sein Andenken zum Segen, verschieden zu Beginn des Tages 2, 2. Elul, und begraben den 4. desselben, 684 der kleinen Zählung. Auf den Ewigen vertrauten sie mit lauterer Seele, all ihre Tage waren sie nur auf Wahrheit und Treue bedacht, den Armen erwiesen sie ›bereitwillig‹ Gutes, die Engel droben werden ihre Wohltätigkeit bezeugen, süß sei ihr Schlaf bis zur Zeit der Wiederbelebung. Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 12: 1 Chr 28,9 Kommentar Sowohl die Gestaltung des Grabmals als auch der Inschrift deuten darauf hin, daß dieser Grabstein erst 1924 beim Tod der Gattin gesetzt wurde, möglicherweise anstatt eines älteren, nur ihm zugedachten Grabmals. Anstelle von zwei getrennten Inschriften, wie sie auf anderen Doppelsteinen zu finden sind, setzte man hier eine Inschrift für beide Ehepartner zusammen, sogar die gereimte Eulogie wurde für beide gemeinsam verfaßt, wobei entsprechend auf ein Akrostichon verzichtet werden mußte. (Ähnliches findet sich in Ansbach nur noch auf dem Grabmal des Ehepaares Asch, das 1933 innerhalb von nur zehn Tagen verstarb, 0161). Die Ausnahme bleibt um diese Zeit die Reduzierung der hebräischen Inschrift auf die Angabe von Namen. Das Grabmal scheint nicht an seinem ursprünglichen Platz zu stehen. Darauf deutet zum einen seine heutige Lage in einer Reihe mit mehreren Grabsteinen aus dem Jahr 1921, zum anderen das erhaltene Verzeichnis der reservierten Grabstellen, in dem für "Frau Sam. Hamburger" die Grabstelle Nr. 21 vorgesehen war, die am Ende der ersten Reihe auf der nördlichen Seite des Friedhofs zu suchen ist. Die Grabstelle Nr. 20 wurde demnach mit ihrem Gatten Samuel Hamburger belegt. Das Grabmal trägt jedoch die eingravierte Grabsteinnummer 101, die mit der jetzigen Lage des Grabsteins übereinstimmt. Da es sich um ein Doppelgrab handelt und die nebenliegende Grabstelle Nr. 102 belegt ist, wäre demnach Samuel Hamburger auf Grabstelle Nr. 100 beigesetzt worden. Zln 3+7: Die Familiennamen wurden entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 11b: Diese häufiger im Gebetsritus vorkommende Kombination von Wörtern findet sich zum Beispiel im sabbatlichen Nachmittagsgebet. ====== ans-29 Personalia 1901-08-29 Bunle Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏א״ח מרת בונלא אלמנת ה״ה ר׳‏‎ ‎‏נפתלי צבי מלמד‏‎ ‎‏המכונ׳ הירש האפמאנן‏‎ ‎‏נפטרה יום ה׳ י״ד אלול‏‎ ‎‏בק״ק פישאך ׃ ותקבר‏‎ ‎‏יום א׳ י״ז בו תרס״א לפ״ק‏‎ ‎‏צדקה עשתה כל ימי חייה‏‎ ‎‏מעשיה לא ישכחו וזכרונה‏‎ ‎‏לא יסוף‏‎ Hier ruht Frau Pauline Hofmann, Lehrersgattin, geb. 28. August 1854 in Hürben gest. 29. August 1901 in Fischach. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die ›tüchtige Gattin‹, Frau Bunle, Witwe des Herrn Naftali Zwi Melamed, genannt Hirsch Hofmann, verschieden Tag 5, 14. Elul, in der heiligen Gemeinde Fischach, und sie wurde begraben Tag 1, 17. desselben, 661 der kleinen Zählung. ›Wohltätigkeit erwies sie alle Tage‹ ihres Lebens, ihre Werke werden nicht vergessen sein und ›ihr Andenken wird nicht enden‹ Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 12,4; 31,10 Zl 8: vgl. Psalm 106,3 u.a. Zl 9f: vgl. Ester 9,28 Kommentar Diese hebräische Inschrift verzichtet trotz ihrer Länge auf eine lange Eulogie mit Akrostichon und Reim und nennt stattdessen ausführlich Namen, Daten und Sterbe- sowie Begräbnisort, gefolgt von einer einzeiligen Eulogie und einem ausführlichen Schlußsegen. Zl 3: Der Beiname Melamed bedeutet "Lehrer". Zl 4: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. ======= ans-358 Personalia 1904-06-05 Channa Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Ruhestätte der teuren Gattin und unvergesslichen Mutter Frau Hanna Steinhardt geb. Engländer geb. zu Lehrberg 2. Okt. 1836 gest. zu Nürnberg 5. Juni 1904 (23. Sivan 5664.) ‎‏אשה חשבה מ׳ חנה אלמנת כ׳ אליעזרסג״ל‏‎ ‎‏עלתה נשמתה למרומה יום ב׳ כ״ג סיון תרס״ד לפ״ק‏‎ Gefallen ist die Krone unseres Hauptes Klagelieder K. 5 V. 16. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen eine angesehene Frau, Frau Channa, Witwe des geehrten Elieser SeGaL, ihre Seele ›stieg auf zu ihrer Höhe‹ (am) Tag 2, 23. Sivan 664 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 13: Ps 68,19 Kommentar Erstmals seit 1893 (und dem Amtsantritt von Rabbiner Pinchas Kohn) findet sich hier wieder ein Grabmal, das die deutsche Inschrift über die hebräische Inschrift setzt und ihr - gegenüber dem nur zweizeiligen, knappen hebräischen Text - ein deutlich stärkeres Gewicht gibt. Doch Hanna Steinhardts Grabstein und der Aufbau der ihr gewidmeten Inschriften wurden identisch gestaltet wie die ihres 1889, ebenfalls an einem 23. Sivan gestorbenen Gatten Liebmann Steinhardt. Ihm wurde ein geläufiges Psalmzitat gewidmet. Auch das hier in deutsch wiedergegebene Zitat aus den Klageliedern findet sich häufiger in hebräischen Grabinschriften, doch meist bei Männern, vor allem bei hochgestellten Persönlichkeiten wie Rabbinern. Bei Frauen ist es dagegen eher nicht zu finden, auch wenn die verheiratete Frau häufig als "Krone" geehrt wird - und zwar als Krone ihres Gatten nach Sprüche 12,4. Zln 14-16: Die deutsche Wiedergabe des Bibelverses entspricht der Übersetzung von Leopold Zunz. ======= ans-366 Personalia 1905-10-15 Kele Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Ruhestätte der teuren Gattin und Mutter Frau Karoline Steinhardt geb. Engländer geb. in Lehrberg 11. April 1838, gest. in Nürnberg 14. Oktober 1905. (2. Tag Sukkoth 5666.) ‎‏א״ח מ׳ קילא אלמנת כ׳ משלם‏‎ ‎‏המכ׳ פייס סג״ל׃שבה נפשה‏‎ ‎‏למרומה יום א׳ ב׳ דסכות תרס״ו לפ״ק‏‎ Besser ein guter Name als köstlich Oel. Prediger Salomon, Cap. 7, Vers 1. Schlaf wohl lieb' Mutter Ruh' in Frieden! ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›eine tüchtige Gattin‹, Frau Kele, Witwe des geehrten Meschullam, genannt Feis SeGaL, ihre Seele kehrte zurück zu ihrer Ruhe Tag 1, 2. Tag von Sukkot, 666 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 11: Spr 12,4; 31,10 Kommentar Wie auch schon bei der im Jahr zuvor gestorbenen Schwester von Karoline, Hanna Steinhardt, orientierte man sich bei Gestaltung des Grabmals und Aufbau der Inschriften am Grabmal des 1892 gestorbenen Gatten, Feist Steinhardt. Während jedoch Grabmal und Inschriften für Hanna Steinhardt identisch zu denen ihres Gatten gestaltet wurden, findet sich hier eine leichte Abweichung: Der Aufbau der Inschriften und die Anzahl der Zeilen entsprechen sich jeweils, doch Karolines Inschrift wurde zusätzlich zum in deutsch wiedergegebenen Bibelvers um einen sehr persönlich gehaltenen deutschen Abschiedsgruss der Kinder, die sicherlich den Grabstein setzten, erweitert. Gleichzeitig ist dies das letzte Grabmal, das mit einem Bibelzitat in deutscher Übersetzung geschmückt wurde - mit Anbrechen des neuen Jahrhunderts werden insbesondere die deutschen Inschriften knapper und schlichter. Zln 14-16: Das Predigerzitat wurde hier nur zu Hälfte wiedergegeben, seine Fortsetzung lautet (in der Übersetzung von Leopold Zunz): "... und der Tag des Todes, als der Tag seiner Geburt". ===== ans-6 Personalia 1906-10-16 Sarche Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏א״ח מרת שרכה אלמנת‏‎ ‎‏כ׳ פו״מ מאיר למשפח׳ ווייל‏‎ ‎‏עלתה למר׳ ביום ג׳ כ״ז תשרי‏‎ ‎‏תרס״ז לפ״ק ותקבר יום ה׳ בו‏‎ Hier ruht Frau Sofie Weil geb. 5. Juni 1835, gest. 16. Oktober 1906. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die ›tüchtige Gattin‹, Frau Sarche, Witwe des geehrten Vorstehers und Leiters Meir aus der Familie Weil, sie ›stieg auf zur Höhe‹ am Tag 3, 27. Tischri 667 der kleinen Zählung, und wurde begraben am Tag 5 desselben. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 12,4; 31,10 Zl 4: vgl. Ps 68,19 Kommentar Das Grabmal für Sofie Weil wurde dem ihres 1897 gestorbenen Gatten, des Vorstehers Mayer Weil, sehr ähnlich gestaltet, die für sie verfaßten Inschriften sind jedoch deutlich kürzer und schlichter und vor allem die deutsche Inschrift beschränkt sich auf die nötigsten Angaben. ====== ans-50 Personalia 1907-10-26 Baruch b. Schimschon Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏כ׳ ברוך בן שמשון ע״ל אור ליום ש״ק‏‎ ‎‏ח״י מרחשון תרס״ח לפ״ק‏‎ ‎‏ויקבר יום א׳ י״ט בו‏‎ ‎‏ב*אמונה הלך כל דרכיו‏‎ ‎‏ר*ב שקד במעשיו‏‎ ‎‏ו*הטיב לקרוביו‏‎ ‎‏כ*לתה לבם אליו‏‎ Hier ruht Herr Bernhard Wurzinger geb. 25. April 1835 gest. 25. Oktober 1907. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der geehrte Baruch, Sohn des Schimschon, ›er stieg auf zur Höhe‹ zu Beginn des heiligen Schabbat, 18. Marcheschvan 668 der kleinen Zählung, und er wurde begraben Tag 1, 19. desselben. In Treue ging er all seine Wege, sehr eifrig bedacht war er in seinen Werken und tat Gutes seinen Verwandten, deren Herz sich nach ihm sehnt. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: vgl. Psalm 68,19 Kommentar Mit Beginn des 20. Jahrhunderts werden die deutschen Inschriften meist deutlich kürzer und schlichter. Gleichzeitig bekommt die hebräische Inschrift, die mit Amtsantritt von Rabbiner Pinchas Kohn wieder über die deutsche Inschrift gerückt war, hier erstmals noch größeres Gewicht durch die kalligraphische Gestaltung: Die beiden Zeilen mit Angabe von Name und Datum wurden bogenförmig angebracht, gerahmt von den Buchstaben der abgekürzten Einleitungsformel. Damit assoziieren sie den klassischen Rundbogen der als traditionell jüdisch empfundenen, rundbogig schließenden Grabstele, und werden gleichzeitig deutlich von der folgenden, vierzeiligen Eulogie abgesetzt. Mit dieser kalligraphischen Gestaltung sollte dieses Grabmal in Ansbach stilbildend sein - kaum eine der obeliskähnlich gestalteten Stelen wurde in der Folge anders beschriftet. Die gereimte Eulogie ist in Blocksatz gesetzt, wodurch der Endreim auch optisch Betonung findet, während das Akrostichon zu Beginn der Zeilen durch größere Buchstaben hervorgehoben wurde. Zl 3a: Die Reihenfolge der Buchstaben der Monatsangabe 18 wurde vertauscht, so dass sie zusätzlich die Bedeutung "Leben" erhalten. ====== ans-53 Personalia 1908-08-29 Jeschajahu b. Schimschon Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏כ׳ ישעיהו בן שמשון ע״ל יום ש״ק‏‎ ‎‏ב׳ אלול תרס״ח לפ״ק‏‎ Hier ruht unser geliebter Gatte und Vater Herr Georg Hecht, geb. zu Neuhaus a.d. Saale am 30. Novbr. 1849 gest. dahier 29. Aug. 1908. ‎‏תנצב״ה‏‎ Den Seinen galt sein ganzes Leben. Übersetzung Hier ist geborgen der geehrte Jeschajahu, Sohn des Schimschon, ›er stieg auf zur Höhe‹ (am) Tag des heiligen Schabbat, 2. Elul 668 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: vgl. Psalm 68,19 Kommentar Wie auf dem Grabmal zuvor wurde auch hier die hebräische Inschrift mit der Angabe von Namen und Daten bogenförmig angebracht. Doch anstelle der Eulogie dort folgt hier eine ausführliche deutsche Inschrift, die - letztmalig - mit einem deutschen Sinnspruch schließt. Anstelle eines auf deutsch wiedergegebenen Bibelzitates wählte man hier einen sehr persönlich gehaltenen Vers. ======= ans-345 Personalia 1913-03-19 Transkription Frau Babette Roeder Geb. Neu Kaufmannsgattin Geb. den 9. Dez. 1834 Gest. 19. März 1913 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Seit dem Amtsantritt von Rabbiner Pinchas Kohn im Jahr 1893 wurden wieder alle Grabmale mit hebräischen Inschriften über den deutschen Texten beschriftet. Ausnahmen machte man nur bei Witwen, deren Gatten vor jenem Jahr gestorben waren und deren Grabmale identisch zu denen ihrer Gatten gestaltet wurden. Daher findet sich auch hier auf dem Grabmal der Babette Roeder nur eine deutsche Inschrift, die mit dem in der Sockelzone des Grabmals platzierten hebräischem Schlußsegen abschließt, wie schon auf dem Grabmal ihres 1884 verstorbenen Gatten. Auch der Aufbau der Inschriften entspricht sich und wurde hier nur durch die Angabe des Geburtsnamens erweitert. Und anstelle der Berufsangabe "Kaufmann" bei Josef Roeder erscheint hier die "Kaufmannsgattin", ein Hinweis darauf, daß mit dieser Angabe weit über die schlichte Nennung des Berufes hinaus die gesellschaftliche Stellung der hier begrabenen Personen angezeigt wurde. ====== ans-64 Personalia 1914-01-8 Naftali b. Jekutiel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש מהיר במלאכתו שמו היה‏‎ ‎‏נודע באהבים נפתלי בן‏‎ ‎‏יקותיאל ז״ל‏‎ ‎‏נפטר יום ה׳ י׳ בטבת תרע״ד לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Ruhestätte des Herrn Heinrich Bernheimer geb. zu Schopfloch am 3. Mai 1856, gest. zu Ansbach am 8. Januar 1914. Übersetzung Hier ist geborgen ein Mann, ›flink in seinem Werk‹, sein Name war bekannt unter den Liebenden, Naftali, Sohn des Jekutiel, sein Andenken zum Segen, verschieden Tag 5, 10. im Tewet 674 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 22,29 Kommentar Während sonst meist der hebräische Schlußsegen unter die deutsche Inschrift gesetzt wurde, stehen hier beide Inschriften für sich, wobei die deutsche Inschrift zwar durch "Ruhestätte" eingeleitet wird, aber keinen abschließenden Segenswunsch aufweist. Zl 2: Mit "Werk" ist in der Regel der Dienst am Heiligtum gemeint. Zl 2b-3a: Angelehnt an Sprüche 31,23. Zl 3: Die "Liebenden" sind hier die "Tora-Liebenden". ====== ans-68 Personalia 1914-07-21 Gawriel b. Meir Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏כ׳ גבריאל בן מאיר ע״ל יום ג׳ כ״ז תמוז‏‎ ‎‏תרע״ד לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht mein herzensguter Mann Herr Gustav Weil geb. 21. Mai 1858, gest. 21. Juli 1914. Ruhe sanft. Übersetzung Hier ist geborgen der geehrte Gawriel, Sohn des Meir, ›er stieg auf zur Höhe‹ Tag 3, 27. Tammus 674 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: vgl. Ps 68,19 Kommentar Dies ist eine der wenigen Inschriften in Ansbach, die einen deutschen Schlußsegen aufweist. ====== ans-65 Personalia 1914-01-10 Schlomo b. Mosche Halevi 1933-05-15 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הבחור שלמה בן משה הלוי‏‎ ‎‏הלך לעולמו יום ש״ק י״ב‏‎ ‎‏טבת תרע״ד לפ״ק‏‎ Hier ruht unser einziger geliebter, hoffnungsvoller Sohn und Bruder Sali Mahler Cantidat der Medizin geb. 2. Mai 1889, dahier gest. 10. Januar 1914, in München. ‎‏תנצב״ה‏‎ Herr Moses Mahler Kaufmann dahier geb. 17. Oktober 1860 gest. 15. Mai 1933 Übersetzung Hier ist geborgen der Junggeselle Schlomo, Sohn des Mosche Halevi, ›er ging hin in seine Welt‹ (am) Tag des heiligen Schabbat, 12. Tewet 674 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: Koh 12,5 Kommentar Grabmal für Vater und Sohn; die dritte Grabstelle, vermutlich reserviert für die Gattin bzw. Mutter, wurde nicht mehr belegt. Während jedoch die Grabstellen für die Eltern offensichtlich schon beim Tod des Sohnes reserviert wurden, war zunächst wohl kein gemeinsamer Grabstein für alle drei geplant. Zunächst setzte man vermutlich den Stein für den Sohn, der erst nachträglich durch zwei weitere Sockel für die Grabsteine der Eltern ergänzt wurde. Die hebräische Inschrift macht mit Name, Sterbedatum und der Bezeichnung "Junggeselle" nur die nötigsten Angaben. Die deutsche Inschrift dagegen deutet den Schmerz der Eltern über den frühen Tod ihres wohl begabten jungen Sohnes an, der in München Medizin studierte und offensichtlich noch Geschwister, mindestens eine Schwester hatte (s.u.). Für Sali Mahler verfaßte man noch eine vollständige hebräische Inschrift, beim Vater wurde dagegen zwanzig Jahre später und kurz, nachdem die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht gekommen waren, auf jedes jüdische Element verzichtet (wenn sich nicht auf dem heute fehlenden Aufsatz auf der Schriftplatte eine hebräische Inschrift befunden hat). ====== ans-73 Personalia 1915-12-27 Jaakow b. Mosche Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הבעל מלחמה יעקב בן משה ע״ה‏‎ ‎‏מת בש״ט יום ב׳ כ׳ טבת‏‎ ‎‏ויקבר ב״ג יום ד׳ בו תרע״ו לפ״ק‏‎ ‎‏אין עושין נפשות לצדיקים‏‎ ‎‏מעשיהן הן הן זכרוניהם‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Herr Jakob Frank Soldat im 21. Infant. Rgt. geb. 15. Dez. 1887 gest. 27. Dez. 1915 im Reservelazarett in Fürth. Ehre seinem Andenken. Übersetzung Hier ist geborgen der kriegserfahrene Mann Jaakow, Sohn des Mosche, Friede sei mit ihm, gestorben ›mit gutem Namen‹ (am) Tag 2, 20. Tewet, und begraben mit großer Ehre Tag 4 desselben, 676 der kleinen Zählung. Den Gerechten errichtet man kein Grabmal - ihre Werke sind ihr Andenken. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: bBer 17a Kommentar Dies ist einer der wenigen Grabsteine in Ansbach, die eine eigenständige hebräische und deutsche Inschrift jeweils mit Einleitungsformel und Schlußsegen aufweisen. Beide Inschriften machen Jakob Franks Wirken als Soldat im Ersten Weltkrieg zum Thema. Während jedoch die deutsche Inschrift durch den Hinweis auf den Todesort im Lazarett den Tod in Ausübung der Pflicht in den Vordergrund stellt, deutet die hebräische Inschrift mit ihrem Zitat die heldenhaften Werke des "kriegserfahrenen Mannes" an. Zl 2a: Siehe z.B. den Kommentar von Raschi zu Exodus 15,3: "Der Ewige ist der Mann des Krieges, der Herr der Kriege ..." Zln 5-6: Genesis Rabba 82,10; leicht abgewandelt. Wörtlich heißt es: "Man errichtet den Gerechten kein Grabmal - ihre Worte sind ihr Andenken". (Ein ähnlicher Spruch findet sich auf deutsch auf dem Grabmal des 1880 gestorbenen Wolf Seligmann Gutmann, 0333). ====== ans-75 Personalia 1916-02-22 Rachele b. Schlomo Zwi Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הנערה בתולה רחלא בת כמ״ר‏‎ ‎‏שלמה צבי מפה?‏‎ ‎‏מתה ביום ב׳ ח״י אדר ראשון‏‎ ‎‏תרע״ו לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Rosa Hausmann geb. 10. Okt. 1896 gest. 21. Febr. 1916. Übersetzung Hier ist geborgen das jungfräuliche Mädchen Rachele, Tochter des geehrten Herrn Schlomo Zwi von hier, gestorben am Tag 2, 18. des ersten Adar 676 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 3: Vermutlich Fehler des Steinmetzen im letzten Wort: ‎‏מכר‏‎ statt ‎‏מפה‏‎. Zl 4: Die Reihenfolge der Buchstaben der Angabe des Monatstages wurden vertauscht und erhalten so zusätzlich die Bedeutung "Leben". Zl 6: Der letzte Buchstabe der abgekürzten Segensformel wurde verschrieben (‎‏ר‏‎ statt ‎‏ה‏‎). ====== ans-76 Personalia 1916-04-08 Awraham b. Schmuel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש מהיר במלאכתו‏‎ ‎‏אברהם בן שמואל ע״ה‏‎ ‎‏מת ביום ש״ק ה׳ ניסן ויקבר‏‎ ‎‏יום ב׳ ז׳ בו תרע״ו לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Herr Abraham Hamburger geb. 8. Juni 1860 in Colmberg gest. 7. April 1916 dahier. ‎‏אחרי מות האב מת הבן שמעון בעד ארצו‏‎ Ihm folgte sein Sohn Fritz Hamburger er starb für's Vaterland 29. Sept. 1918 in Stenay - Frankreich Übersetzung Hier ist geborgen ein Mann, ›flink in seinem Werk‹, Awraham, Sohn des Schmuel, Friede sei mit ihm, gestorben am Tag des heiligen Schabbat, 5. Nissan, und begraben Tag 2, 7. desselben, 676 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Nach Tod des Vaters starb der Sohn Schimon für sein Land Zitatapparat Zl 2: Spr 22,29 Kommentar Der Vater erhielt 1916 zwei eigenständige und vollständige hebräische und deutsche Inschriften, die über die nötigsten Angaben hinaus mit einer kurzen, einzeiligen hebräischen Eulogie versehen ist. Die Inschriften für den auf einem Soldatenfriedhof in Frankreich ruhenden Sohn ergänzte man zwei Jahre später auf dem Postament des väterlichen Grabmals, wobei hier beide Inschriften denselben Inhalt haben (ohne Angabe von Daten in der hebräischen Inschrift) und den Tod für das Vaterland herausstellen. Zl 2: Mit "Werk" ist in der Regel der Dienst am Heiligtum gemeint. ====== ans-79 Personalia 1916-10-22 Joel b. Meschullam Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש תם וישר כ׳ יואל בן משולם ע״ה‏‎ ‎‏הלך לשמים? יום א׳ כ״ה‏‎ ‎‏תשרי תרע״ז לפ״ק‏‎ ‎‏ויקבר בכבוד גדול יום ג׳ בו‏‎ Julius Joel 1830 - 1916 Im Gedenken an Leon Joel Johanna Joel geb. Samuel deportiert und umgekommen im K.Z. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, der geehrte Joel, Sohn des Meschullam, Friede sei mit ihm, er ging zum Himmel? (am) Tag 1, 25. Tischri 677 der kleinen Zählung, und wurde begraben mit großer Ehre (am) Tag 3 desselben. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,1 Kommentar Anstelle der ursprünglichen deutschen Inschrift für Julius Joel, die sicherlich deutlich mehr als nur die jetzt ihm gewidmeten zwei Zeilen umfaßte, wurde nachträglich ein vertieftes Schriftfeld mit einer deutschen Inschrift angebracht, die der während des Nationalsozialismus ermordeten Verwandten von Julius Joel gedenkt. Mit der Formulierung "deportiert und umgekommen im K.Z." deutete man nur sehr vage das schreckliche Schicksal von Leon und Johanna Joel an und ließ die Täter unbenannt. Zl 3a: Aufgrund der starken Verwitterung ist diese Textstelle nicht mehr sicher zu lesen. Die Formulierung ist eher ungewöhnlich. ====== ans-81 Personalia 1917-02-21 Binjamin b. Jaakow Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האיש יקר ונכבד ה״ה בנימין בן יעקב‏‎ ‎‏ברח׳ נשמתו יום ד׳ כ״ט שבט‏‎ ‎‏ויקבר יום ו׳ הוא ר״ח אדר תרע״ז לפ״ק‏‎ Hier ruht Herr Bernhard Weissmann geb. 31. Januar 1873 gest. 21. Februar 1917. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ein teurer und verehrter Mann, es ist Binjamin, Sohn des Jaakow, seine Seele entfloh Tag 4, 29. Schwat, und er wurde begraben Tag 6, dem Neumond Adar 677 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ====== ans-83 Personalia 1917-03-16 Elieser b. Jaakow Halevi Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש תם וישר עושה צדקה בכל עת‏‎ ‎‏כ׳ אליעזר בן יעקב הלוי ע״ה‏‎ ‎‏מת עש״ק כ״ב אדר תרע״ז לפ״ק‏‎ ‎‏ויקבר יום א׳ כ״ד בו‏‎ Hier ruht Herr Lazarus Rosenfeld geb. 27. März 1831 in Leutershausen gest. 16. März 1917 dahier. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, ›Wohltätigkeit erwies er jederzeit‹, der geehrte Elieser, Sohn des Jaakow Halevi, Friede sei mit ihm, gestorben Rüsttag des heiligen Schabbat, 22. Adar 677 der kleinen Zählung, und begraben Tag 1, 24. desselben. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Ijob 1,1 | Zl 2: Ps 106,3 ====== ans-86 Personalia 1917-09-26 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Hier ruht Herr Josef Sternberger Schriftsteller aus München gestorben am 26. September 1917. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Das Grabmal für den Schriftsteller Josef Sternberger unterscheidet sich sowohl von seiner Gestaltung als auch durch seine Inschrift von den anderen Ansbacher Grabsteinen der Zeit: Während in Ansbach die Grabsteinform der an einen Obelisken erinnernden, sich nach oben verjüngenden Stele vorherrschend war, wählte man hier eine kleinere und schlichtere Form, die man auf anderen jüdischen Friedhöfen häufig finden kann, in Ansbach jedoch eine Ausnahme blieb. Und in einer Zeit, in der jedes Grabmal in Ansbach mit einer hebräischen Inschrift über einer deutschen Inschrift versehen ist, reduzierte man hier das jüdische Element auf die hebräische Kopfformel und den hebräischen Schlußsegen. Selten bleibt auch in Ansbach der Verzicht auf die Angabe des Geburtsdatums. Dies könnte möglicherweise darauf zurückzuführen sein, daß das Geburtsdatum des aus München stammenden (und sich vielleicht nur vorrübergehend ins Ansbach aufhaltenden?) Schriftstellers in Ansbach nicht bekannt war. Allerdings deutet die Gestaltung von Grabmal und Inschrift darauf, daß der Stein von auswärtigen Verwandten nach ihren Vorstellungen und ohne Berücksichtigung örtlicher Gepflogenheiten gesetzt wurde. ====== ans-93 Personalia 1919-01-11 Schönle Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏א״ח חסד של אמת עשתה‏‎ ‎‏מעשיה היה נעימה‏‎ ‎‏שינלא אשת כ׳ שלמה‏‎ ‎‏יום ש״ק י׳ שבט ברחה נשמתה‏‎ ‎‏ותקבר יום ב׳ י״ב בו תרע״ט לפ״ק‏‎ Hier ruht Frau Sofie Joseph geb. 16. Sept. 1862, gest. 11. Jan. 1919. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›eine tüchtige Gattin‹, wahrhaftiges Liebeswerk vollbrachte sie, ihre Werke waren angenehm, Schönle, Gattin des geehrten Schlomo, (am) Tag des heiligen Schabbat, 10. Schwat, entfloh ihre Seele, und sie wurde begraben Tag 2, 12. desselben, 679 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 12,4; 31,10 ====== ans-80 Personalia 1920-03-16 Elsa Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏מרת עלזא אשת כ׳ מאיר הכהן מתה יום ג׳‏‎ ‎‏כ״ו אדר ותקבר יום ה?׳ תר״פ לפ״ק‏‎ Hier ruht Frau Elsa Strauss geb. Joel, geb. 6. August 1885 gest. 16. März 1920. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Frau Elsa, Gattin des geehrten Meir Hakohen, gestorben Tag 3, 26. Adar, und begraben Tag 5?, 680 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 2: Der Vorname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 3: Der Begräbnistag ist nicht mehr sicher zu entziffern. ====== ans-54 Personalia 1920-08-01 Täuble Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏מ׳ טייבלא אלמנה כ׳ ישעיהו מתה י״ז‏‎ ‎‏מנחם אב תר״פ לפ״ק‏‎ Hier ruht unsere innigstgel. Mutter Therese Hecht geb. Loewel geb. 3. April 1849, gest. 1. August 1920. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Frau Täuble, Witwe des geehrten Jeschajahu, gestorben 17. Menachem Aw 680 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Das Grabmal für Therese Hecht wurde dem ihres zwölf Jahre zuvor verstorbenen Gatten identisch gestaltet, ihre Inschrift gleicht seiner in ihrem Aufbau, ist jedoch etwas kürzer: Bei ihm wurde nicht nur zusätzlich der Geburtsort vermerkt, sondern auch die Inschriften - letztmalig in Ansbach - mit einem deutschen Sinnspruch abgeschlossen. Zl 3: Menachem , "Tröster", ist ein euphemistischer Name für den Trauermonat Aw, in dem der Zerstörung der beiden Jerusalemer Tempel gedacht wird. ====== ans-96 Personalia 1921-01-04 Elasar b. Arie Löb Münz Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏עטרת ראשנו הרב הגדול המפורסם הצדיק‏‎ ‎‏נכד בעהמ״ס שמן רקח מוה״ר אלעזר‏‎ ‎‏בן הה״ג מוה״ר אריה ליב מינץ זצ״ל‏‎ ‎‏שמש בכתר הרבנות יותר ממ׳ שנה‏‎ ‎‏בק״ק אשפצין ובק״ק קעמפען‏‎ ‎‏הפיץ תורה טהרה ויראה בחבוריו‏‎ ‎‏תורת נשים ודרשות מוסר והניח אחריו‏‎ ‎‏ברכה ספר גט מסודר פירוש לפרקי‏‎ ‎‏אבות ודרשות ׃ נפטר בשיבה טובה‏‎ ‎‏בן פ״ד שנים ביום כ״ד טבת תפא״ר לפ״ק‏‎ ‎‏ונקבר ביום כ״ו בו ׃ שם אמו אסתר‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist begraben ›die Krone unseres Hauptes‹, der große, weitbekannte Rabbiner, der Gerechte, Enkel des Verfassers des Werkes "Öl des Salbenmischers", unser Lehrer und Meister, Herr Elasar, Sohn des großen Rabbiners, unseres Lehrers und Meisters, Herrn Arie Löb Münz, das Andenken des Gerechten zum Segen, er erfüllte das Amt des Rabbiners mehr als 40 Jahre in der heiligen Gemeinde Oświeçim und in der heiligen Gemeinde Kempen, er verbreitete die reine Tora und Ehrfurcht in seinen Abhandlungen, Torat Naschim (Frauenlehren) und Moralpredigten, und ›hinterließ Segen‹ (durch sein) wohlgeordnetes Buch der Scheidebriefe, einem Kommentar zu den Sprüchen der Väter und Predigten. Er verschied ›in gutem Greisenalter‹ im Alter von 84 Jahren am Tag des 24. Tewet "sei gerühmt" (681) der kleinen Zählung, und wurde begraben am Tag des 26. desselben. Der Name seiner Mutter (lautet) Ester. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Klgl 5,16 Zl 8f: Ez 44,30 Zl 10: Gen 15,15 u.a. Kommentar Dies ist eine von zwei rein hebräischen Grabinschriften in Ansbach im 20. Jahrhundert und eine von nur fünf erhaltenen rein hebräischen Inschriften insgesamt. Eine solche traditionelle Inschrift ist sicherlich der Funktion von Lasar Münz als orthodoxer Rabbiner in Kleinpolen und Posen zuzuschreiben. Sie beschreibt die noble Abstammung, nennt die Wirkungsstätten des Rabbiners und geht dann ausführlich auf die von ihm hinterlassenen Schriften ein. Dem abschließenden Sterbe- und Begräbnisdaten wurde noch der Name der Mutter hinzugefügt, ein Brauch, wie er eher im Gebiet des heutigen Polen üblich war und hierzulande nur selten zu finden ist, was wiederum auf die Herkunft des Verstorbenen hinweist. Zl 3: Werktitel nach Kohelet 10,1; Bd. I: Responsen, im Anhang Homilien (Nowy Dwór, 1788), Bd. II: Responsen, im Anhang ein Kommentar zu Choschen Mischpat (Prag 1802), Bd. III: Responsen (Wien 1802), Bd. IV: Auslegungen zu den Traktaten Berachot, Pessachin und Beza (Prag 1811). Zl 6: Oświeçim ist der polnische Name der Stadt Auschwitz. Die zweite Wirkungsstätte wurde mit ihrem deutschen Namen Kempen (Kȩpno) angegeben ====== ans-97 Personalia 1921-03-05 Meile b. Chajim Arie Mosche'Rosenfeld Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הנערה זקנה מרת מיילא‏‎ ‎‏בת כ״ה חיים אריה משה‏‎ ‎‏ראָזענפעלד משאָפּפלאָךְ‏‎ ‎‏נפטרה ביום ש״ק כ״ה אדר ראשון‏‎ ‎‏תרפ״א לפ״ק בת ע״ב שנה ונקברה‏‎ ‎‏יום ב׳ כ״ז אדר ראשון תרפ״א לפ״ק‏‎ Hier ruhet Fräulein Amalie Rosenfeld, aus Schopfloch, geb. 18. Sept. 1848, gest. 5. März 1921. Friede ihrer Asche! ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen das betagte Mädchen, Frau Meile, Tochter des geehrten Herrn Chajim Arie Mosche Rosenfeld aus Schopfloch, verschieden am Tag des heiligen Schabbat, 25. des ersten Adar 681 der kleinen Zählung im Alter von 72 Jahren, und begraben Tag 2, 27. des ersten Adar; 681 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Hier wurde eine vollständige deutsche Inschrift mit Kopfzeile und einem in Ansbach seltenen deutschen Schlußsegen durch den in der Sockelzone platzierten hebräischen Schlußsegen von der hebräischen Inschrift gerahmt. Zl 4: Der Familienname Rosenfeld und der Ortsname Schopfloch (91626) wurden nach deutscher Orthographie geschrieben und zur besseren Lesbarkeit vokalisiert. ====== ans-82 Personalia 1921-03-24 Gitel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏א״ח מרת גיטל אלמנה כ׳ בנימין ע״ה‏‎ ‎‏מתה יום ה׳ פורים תרפ״א‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ Hier ruht Frau Gella Weissmann geb. 1. Februar 1879 gest. 24. März 1921. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›eine tüchtige Gattin‹, Frau Gitel, Witwe des geehrten Binjamin, Friede sei mit ihm, gestorben Tag 5, Purim 681 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 12,4; 31,10 Kommentar Grabmal und Inschrift für Gella Weissmann wurden denen ihres Gatten entsprechend gestaltet, wobei man auch die vorgegebene Zeilenzahl berücksichtigte. Darauf ist vermutlich zurückzuführen, daß man hier auf die Angabe ihres Mädchennamens verzichtete. Allerdings fiel die hebräische Inschrift für Bernhard Weissmann etwas länger aus und nennt auch das Begräbnisdatum in der letzten hebräischen, gerade unter die darüber stehenden, bogenförmig verlaufenden Zeilen gesetzt. Hier wurde dagegen die abschließende Abkürzung für der kleinen Zählung ebenfalls bogenförmig gesetzt und passt sich gelungen in das durch die längeren Zeilen darüber gebildete Bogenfeld ein. ====== ans-98 Personalia 1921-04-21 Jissachar Zwi b. [Hen?]ech Binjamin Nathansen Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏ר׳ יששכר צבי‏‎ ‎‏בן ר׳ [הנ?]עך בנימין נאטהאנזען‏‎ ‎‏מק״ק האלבערשטאדט‏‎ ‎‏י*ש* ש*כ*ר* לפעלתו עלי‏‎ ‎‏אדמות איש מהיר במלאכתו‏‎ ‎‏ע״א ה׳ והולך בדרכיו דן‏‎ ‎‏את כל האדם לכף זכות‏‎ ‎‏[מרג]לא בפומיה אל תדון‏‎ ‎‏[את] חברך עד שתגיע למקומו‏‎ ‎‏הלך לעולמו פתאום לתוגת‏‎ ‎‏[...]יו ואשתו ובתו‏‎ ‎‏[...] ניסן והובל לקברות‏‎ ‎‏[...] פסח תרפ״א לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Bernhard Nathansen gest. 14. Nissan 5681 Übersetzung Hier ist geborgen Herr Jissachar Zwi, Sohn des Herrn [Hen?]ech Binjamin Nathansen aus der heiligen Gemeinde Halberstadt. Es gibt einen Lohn für sein Tun ›auf Erden‹, ein Mann, ›flink in seinem Werk‹, ›er diente dem Ewigen‹ und ›wandelte auf seinen Wegen‹, er beurteilte jeden Menschen wohlwollend, (gemäß) des geläufigen Ausspruchs: ›Urteile nicht über deinen Nächsten, bis du in seine Lage kommst‹; plötzlich ›ging er hin in seine Welt‹ zum Kummer ... seiner Gattin und seiner Tochter ... Nissan, und wurde zu Grabe getragen ... Pessach 681 nach kleiner Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 5f: Ps 49,12 | Zl 6: Spr 22,29 Zl 7: Ex 10,7 u.a. | Zl 7: vgl. Ps 128,1 Zl 9f: Av 2,5 Zl 11: Koh 12,5 Kommentar Dies ist der einzige Grabstein in Ansbach, der auf der Vorderseite eine lange hebräische Inschrift trägt und eine sehr kurze deutsche Inschrift auf die Rückseite des Grabmals verdrängt. Auffallend ist die aufwendige, aus seltenen Zitaten zusammengesetzte hebräische Inschrift, und das gleichzeitige Fehlen jedweden Ehrentitels vor dem Namen. Während die hebräische Inschrift mit Halberstadt auch den Herkunftsort angibt, beschränkt sich die deutsche Inschrift auf Name und Sterbedatum, nach bürgerlichem wie nach jüdischem Kalender. Damit weist die Inschrift zum einen deutliche Unterschiede zu den seinerzeit in Ansbach üblichen Inschriften auf, die möglicherweise auf den Herkunftsort zurückgehen, und deutet andererseits auf orthodoxes, zumindest sehr traditionelles Milieu. Zl 4: Der Ortsname Halberstadt wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 5a: Vgl. Jeremia 31,15 und 2 Chronik 15,7. Wortspiel: Die ersten beiden Worte der Zeile ergeben zusammengelesen den Namen Jissachar. ====== ans-99 Personalia 1921-05-07 Elieser b. Awraham Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש חשוב ועניו הרופא אליעזר בן אברהם ז״ל‏‎ ‎‏נפטר ביום ש״ק כ״ט ניסן ויקבר יום ב׳ בו תרפ״א לפ״ק‏‎ Hier ruht Herr Dr. Leo Weinstock prak. Arzt geb. 22. August 1845 gest. 7. Mai 1921. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ein angesehener und bescheidener Mann, der Arzt Elieser, Sohn des Awraham, sein Andenken zum Segen, verschieden am Tag des heiligen Schabbat, 29. Nissan, und begraben Tag 2 desselben, 681 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Der traditionsreiche und oft vom Vater auf den Sohn vererbte Beruf des Arztes ist einer der wenigen weltlichen Tätigkeiten, die schon seit Jahrhunderten auch in hebräischen Grabinschriften genannt sind. In Ansbach ist dies die einzige Inschrift, die - über die innergemeindlichen Funktionen wie Rabbiner und Vorsteher hinaus - mit "Arzt" einen weltlichen Beruf angibt. ======= ans-102 Personalia 1921-07-16 Jentel Chaja Transkription ‎‏פה טמנה א״ח מרת יענטל חיה אשת כ׳ דוד עלתה למרום‏‎ ‎‏בת ס״ה שנה ביום ש״ק י׳ תמוז ותקבר ב״ג ביום ב׳ בו‏‎ ‎‏בשנת תרפ״א לפרט קטן‏‎ ‎‏י*דיה לעני פרשה ע*וז והדר לבושה‏‎ ‎‏נ*טתה לבה לעשות רצון קונה‏‎ ‎‏ט*הרה אין סק.? בנפשה ל*זכר עולם צדקתה‏‎ ‎‏ח*גרה בעז מתניה י*לדיה גדלה באמונה‏‎ ‎‏ה*ליכות ביתה צפיה‏‎ Frau Julie Wallersteiner geb. 8. Juli 1856 gest. 16. Juli 1921. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›eine tüchtige Gattin‹, Frau Jentel Chaja, Gattin des geehrten David, sie ›stieg auf zur Höhe‹ im Alter von 65 Jahren am Tag des heiligen Schabbat, 10. Tammus, und wurde begraben mit großer Ehre am Tag 2 desselben im Jahr 681 der kleinen Zählung. ›Ihre Hände reichte sie dem Armen‹, ›Würde und Glanz sind ihr Gewand‹, den Willen ihres Schöpfers zu erfüllen war sie geneigt, rein war sie, kein ... in ihrer Seele, zum ewigen Andenken (bestehe) ihre Wohltätigkeit, ›mit Kraft gürtete sie ihre Lenden‹, ihre Kinder erzog sie im Glauben, ›die Hergänge ihres Hauses überwachte sie‹. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 1: Spr 12,4; 31,10 | Zl 1: Ps 68,19 Zl 4: vgl. Spr 31,20 | Zl 4: 31,25 Zl 7: Spr 31,17 Zl 8: Spr 31,27 Kommentar Während das Grabmal sehr ähnlich gestaltet wurde wie das des drei Monate zuvor gestorbenen Bernhard Nathansen (0098), und beide Grabmale eine lange, kunstvolle hebräische Inschrift tragen, wurde hier die deutsche Inschrift, wie seinerzeit in Ansbach üblich, wieder auf der Vorderseite, unter dem hebräischen Text platziert und durch den darunter gesetzten hebräischen Schlußsegen mit der hebräischen Inschrift verbunden. Die ersten Zeilen mit der Angabe von Namen und Daten wurden rundbogig in das obere Giebelfeld gesetzt und heben sich damit deutlich ab von der folgenden gereimten und mit einem Akrostichon versehenen Eulogie. Wie bisher ist die Länge der Eulogie durch die Anzahl der Buchstaben des Akrostichons bestimmt, die sich durch ihre Größe vom Text abheben, doch aufgrund der Länge des Doppelnamens wurde hier auf eine zeilenweise Wiedergabe verzichtet. Die aus bekannten Zitaten zusammengesetzte Eulogie hebt die klassischen Tugenden einer jüdischen Hausfrau und Mutter hervor, die die Hergänge ihres Hauses überwacht, ihre Kinder zu gottesfürchtigen Menschen erzieht, sich in der Armenfürsorge engagiert und ein gottgefälliges Leben führt. Zl 5b: Eine im Gebetsritus häufig wiederkehrende Formulierung. Zl 6a: Das dritte Wort der Zeile ist nicht mehr sicher zu entziffern. ======= ans-104 Personalia 1921-10-17 Gawriel b. Jaakow Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏כ׳ גבריאל בן יעקב עלה למרום ביום א׳ דסוכות‏‎ ‎‏ויקבר ביום א׳ דחה״מ בכבוד גדול תרפ״ב לפ״ק‏‎ ‎‏ג*דול באמונה‏‎ ‎‏ב*נפש חפצה‏‎ ‎‏ר*גיל לתפילה‏‎ ‎‏י*רא ה׳ באהבה‏‎ ‎‏א*ין מחיר למלאכה‏‎ ‎‏ל*ביתו עמל בלי פוגה‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Gabriel Jochsberger [gest. 17.] Okt. 19[21] [...] Übersetzung Hier ist geborgen der geehrte Gawriel, Sohn des Jaakow, ›er stieg auf zur Höhe‹ am 1. Tag von Sukkot und wurde begraben am 1. Zwischenfeiertag mit großer Ehre, 682 der kleinen Zählung. Groß im Glauben, ›mit bereitwilliger Seele‹, beständig im Gebet, den Ewigen ehrfürchtete er in Liebe, der Dienst (an Gott) hat keinen Preis, für sein Haus mühte er sich ohne Unterlass. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: vgl. Ps 68,19 Zl 5: 1 Chr 28,9 Kommentar Dies ist einer der wenigen Grabsteine in Ansbach, bei dem eine kurze deutsche Inschrift mit nur den nötigsten Angaben auf die Rückseite des Grabsteins verdrängt wurde (in der nicht mehr lesbaren Zeile folgte vermutlich eine Altersangabe). Die traditionelle hebräische Inschrift auf der Vorderseite mit ihrer gereimten Eulogie und ausführlicher Hervorhebung von Glauben und Gottesfurcht zeugt von der orthodoxen Lebensführung des Verstorbenen. Wie so oft ist auch hier die Länge der Eulogie durch die Anzahl der Buchstaben des Akrostichons vorbestimmt. Die ersten fünf Zeilen der Eulogie, die den Glauben zum Inhalt haben, bestehen nicht mehr aus den üblichen Zitaten und Formulierungen, sondern wurden jeweils durch die Kombination zweier Worte frei komponiert, wodurch dieser Teil der Inschrift einen ganz besonderen Rhythmus bekommt (eine Form, wie sie sich z.B. schon Ende des 18. Jahrhunderts in Berlin nachweisen läßt). Die letzte Zeile der Eulogie, die als einzige andeutungsweise das weltliche Tun und die Familie des Verstorbenen anspricht, ist dagegen wieder etwas länger und im üblichen Stil verfaßt. Die stark verwitterte deutsche Inschrift konnte anhand der Angaben der hebräischen Inschrift teilweise ergänzt werden. ======= ans-106 Personalia 1921-11-07 Jizchak b. Jehuda 1936-11-13 Gitel Transkription Dem teuren Gatten, Vater u. Menschenfreund Isidor Selling aus Lehrberg geb. 11. Nov. 1876, gest. 7. Nov. 1921 Der geliebten Mutter der grossen Dulderin Ida Selling geb. Laub geb. 27. Sept. 1886, gest. 13. Nov. 1936. ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏איש ישר כ׳ יצחק בן יהודה עלה למרום בש״ט ביום ב׳‏‎ ‎‏ו׳ מרחשון ויקבר ב״ג יום ד׳ בו תרפ״ב לפ״ק‏‎ ‎‏י*דיו פרשה להחיות רוח נשברה‏‎ ‎‏צ*דקה עשה בכל עת ובכל שעה‏‎ ‎‏ח*זק ואמין היה ומהיר במלאכה‏‎ ‎‏ק*ולו נשמע בעדת הקהילה‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏א״ח מרת גיטל למשפחת זעללינג מלערבערג עלתה‏‎ ‎‏למרום אור לש״ק פ׳ תולדת כ״ט מרחשון תרצ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏ג*מלה טוב וחסד כל ימיה‏‎ ‎‏י*דעה קונה וכאיוב סבלה פגעיה‏‎ ‎‏ט*והר נפשה משל בכל רעיונותיה‏‎ ‎‏ל*עדן הלכה ושם עטרת חייה‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ein aufrechter Mann, der geehrte Jizchak, Sohn des Jehuda, ›er stieg auf zur Höhe‹ ›mit gutem Namen‹ am Tag 2, 6. Marcheschvan, und wurde begraben mit großer Ehre Tag 4 desselben, 682 der kleinen Zählung. Seine Hände breitete er aus, um ›gebrochene Gemüter‹ aufzumuntern, ›Wohltätigkeit erwies er zu jeder Zeit‹ und jeder Stunde, stark und glaubhaft war er, und ›flink in seinem Werke‹, seine Stimme wurde gehört in der Gemeinde. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Hier ist geborgen ›eine tüchtige Gattin‹, Frau Gitel aus der Familie Selling aus Lehrberg, sie ›stieg auf zur Höhe‹ zu Beginn des heiligen Schabbat, Wochenabschnitt "Nachkommen", 29. Marcheschvan 697 der kleinen Zählung. ›Gutes und Liebesdienst‹ erwies sie all ihre Tage, sie erkannte ihren Schöpfer, und wie Ijob erduldete sie ihre Qualen, die Reinheit ihrer Seele beherrschte all ihre Gedanken, nach Eden ging sie, und dort ist die Krone ihres Lebens. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 12: Ps 68,19 | Zl 12: bBer 17a Zl 14: Ps 51,19 Zl 15: Ps 106,3 Zl 16: Spr 22,29 Zl 20: Spr 12,4; 31,10 Zl 20f: vgl. Ps 68,19 Zl 22: Ps 23,6 u.a. Kommentar Die Gestaltung des Grabmals läßt vermuten, daß es in dieser Form erst 1936/37 beim Tod von Ida Selling gesetzt wurde und möglicherweise ein älteres Grabmal nur für Isidor Selling ersetzte. Die Inschriften für die Eheleute wurden jeweils parallel aufgebaut. Die deutschen Inschriften sind jeweils fünfzeilig, die hebräischen Inschriften bestehen jeweils aus Einleitungs- und Schlußformel, zwei bogenförmig verlaufenden Zeilen mit Namen und Daten, und einer vierzeiligen, gereimten und mit Akrostichon versehenen Eulogie. Um die gleiche Anzahl von Zeilen für beide beizubehalten, wurde in der deutschen Inschrift anstelle des Geburtsnamens der Gattin bei ihm der Herkunftsort Lehrberg angegeben. Bei Ida Selling, die ebenfalls aus Lehrberg stammte, wird diese Information in der hebräischen Inschrift genannt und dafür auf die Angabe des bei ihm erwähnten Begräbnisdatums verzichtet. In der deutschen Inschrift stehen - wie allgemein üblich - mit "Vater", "Gatte", "Mutter" die persönlichen, familiären Bezüge im Vordergrund, verstärkt durch die Art der Einleitung ("dem teuren Gatten", "der geliebten Mutter"), die den Bezug zu den Hinterbliebenen herstellt, die den Grabstein setzten. Gleichzeitig werden jedoch durch die Hinzufügung weiterer Attribute ("Menschenfreund", "grosse Dulderin") die Bezüge weit über den familiären Rahmen hinaus auf die Gesellschaft ausgedehnt, in der die Verstorbenen wirkten. Dies drückt sich auch in der hebräischen Inschrift aus, die das einflußreiche Wirken Isidor Sellings in seiner Gemeinde hervorhebt, während die hebräische Inschrift für seine Frau, der "grossen Dulderin" entsprechend, erneut ihre geduldige, Hiob-gleiche Annahme ihrer Leiden thematisiert. Zl 14a: Hier wurde (in Anlehnung an den häufig auf Frauengrabsteinen zitierten Vers Sprüche 31,20) für das Verb ‎‏פרש‏‎ / ausbreiten fälschlicherweise die weibliche statt der männlichen Form gewählt. Zl 20: Der Familienname und der Ortsname wurden entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 21: Auf diesen Schabbat fiel die Lesung des Wochenabschnitts Toldot ("Nachkommen"), Exodus 25,19-28,9. Zl 25: Mit Krone ihres Lebens könnte hier der ihr im Tod vorangegangene Gatte gemeint sein, so wie oft auch verheiratete Frauen nach den häufig zitierten Sprüchen 12,4 als Krone ihres Gatten bezeichnet werden. ======= ans-111 Personalia 1922-06-08 Jizchak b. Mosche Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏כ׳ יצחק בן משה ע״ה‏‎ ‎‏נפטר ביום ה׳ י״ב סיון‏‎ ‎‏ויקבר יום ו׳ בו‏‎ ‎‏תרפ״ב לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Seckel Eckmann, geb. 23.4.1861 gest. 8.6.1922. Übersetzung Hier ist geborgen der geehrte Jizchak, Sohn des Mosche, Friede sei mit ihm, verschieden am Tag 5, 12. Sivan, und begraben Tag 6 desselben, 682 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= ans-112 Personalia 1922-10-13 Gitel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏מ׳ גיטל אשת כ׳ יעקב נפטרה‏‎ ‎‏יום ו׳ כ״א תשרי ותקבר יום ב׳‏‎ ‎‏תרפ״ג לפ״ק‏‎ Getta Rosenfeld geb. Eckmann, geb. 21. Mai 1886, gest. 13. Oct. 1922. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Frau Gitel, Gattin des geehrten Jaakow, verschieden Tag 6, 21. Tischri, und begraben Tag 2, 683 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= ans-108 Personalia 1922-01-07 Jizchak b. Elieser 1938-12-15 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הבחור יצחק בן אליעזר ברחה נשמתו‏‎ ‎‏ביום ש״ק ז׳ טבת ויקבר יום ב׳ בו‏‎ ‎‏תרפ״ב לפ״ק‏‎ Julius Wittkowsky, geb. 26. Mai 1894, gest. 7. Jan. 1922 ‎‏תנצב״ה‏‎ Leopold Wittkowsky, geb. 15. Sept. 1859, gest. 15. Dez. 1938. Übersetzung Hier ist geborgen der Junggeselle Jizchak, Sohn des Elieser, seine Seele entfloh am Tag des heiligen Schabbat, 7. Tewet, und er wurde begraben Tag 2 desselben, 682 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Während Julius Wittkowsky 1922 noch eine vollständige, wenn auch kurze hebräische Inschrift erhielt, die durch den als Abschluß gesetzten hebräischen Schlußsegen die deutsche Inschrift mit der hebräischen verband, verfaßte man 1938 für Leopold Wittkowsky nur noch eine deutsche Inschrift. Der hebräischen Inschrift ist zu entnehmen, daß Julius Wittkowsky als Junggeselle starb, während sich das junge Alter des Verstorbenen nur aus den Daten der deutschen Inschrift erschließt. Mit Julius wählte man für den biblischen Synagogalnamen Jizchak ein bürgerliches Pendant, das mit dem gleichen Anfangslaut beginnt. Der ebenfalls biblische Vatersname Elieser wurde aufgrund der Lautähnlichkeit meist mit dem Namen Lazarus verbunden, welcher hier wiederum mit dem ebenfalls mit "L" beginnenden bürgerlichen Namen Leopold verbunden wurde - vorausgesetzt bei Leopold Wittkowsky handelt es sich wirklich um den Vater von Julius Wittkowsky. Diese Vermutung wird bekräftigt durch den Eintrag im Register der Grabgebühren: Am 9. Januar 1922 wurden 15 Mark Grabgebühr für Julius Wittkowsky entrichtet, sowie weitere 60 Mark für die Reservierung zweier Grabstellen für seine Eltern. ======= ans-113 Transkription Gedenkstätte der Familie Gustav u. Jette Gutmann geb. Liebenstein Kommentar Die Gestaltung des Grabmals, die Formulierung der Einleitung und das Fehlen von Daten könnte darauf hindeuten, daß dieses Grabmal nach Kriegsende neu gesetzt wurde anstelle eines verloren gegangenen oder zerstörten Grabmals. ======= ans-114 Transkription Frau Babette Marcus geb. Wilhermsdörfer geb. 27. März 1863, gest. 23. October 1923. Kommentar Dieses und das identisch gestaltete Grabmal des Gatten aus dem folgenden Jahr sind die ersten und zwei von sehr wenigen Grabsteinen in Ansbach, bei denen vollständig auf jedes jüdische Element verzichtet wurde. ======= ans-121 Personalia 1923-12-09 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Theodor Dietenhöfer Kaufmann, Leutnant d.R. 27. Januar 1897 - 9. Dezemb. 1923 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Hier war es den Hinterbliebenen wichtig, nicht nur den Beruf und damit die gesellschaftliche Stellung des Verstorbenen anzugeben, sondern mit der Angabe "Leutnant der Reserve" auch seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg zu gedenken. Die (für Ansbach einzigartige) Gestaltung und die Größe des Grabmals könnten darauf hindeuten, daß es sich um ein Doppelgrab handeln sollte, und eine für die Ehegattin reservierte Grabstelle nicht mehr belegt wurde. ====== ans-51 Personalia 1924-03-18 Lea Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האלמנה לאה אשת ברוך ע״ל ביום ג׳ י״ב אדר‏‎ ‎‏שני ונקברה ביום ה׳ בפורים תרפ״ד לפ״ק‏‎ ‎‏אשה חשובה הלכה בדרך‏‎ ‎‏ישרה מעשיה תמה וברה‏‎ ‎‏נדעה לשבח ולתפארה‏‎ Hier ruht unsre geliebte teure Mutter, Frau Luise Wurzinger geb. Hirschmann, geb. 13. Dezbr. 1834, gest. 18. März 1924. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die Witwe Lea, Gattin des Baruch, sie ›stieg auf zur Höhe‹ am Tag 3, 12. Adar Zwei, und wurde begraben am Tag 5, an Purim 684 der kleinen Zählung. Eine angesehene Frau, sie wandelte auf aufrechtem Wege, ihre Werke waren lauter und rein, bekannt war sie zu Lob und Zierde. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: vgl. Psalm 68,19 Kommentar Grabmal und Inschrift wurden denen des Gatten ähnlich gestaltet. Die Eulogie hier umfaßt - entsprechend der Anzahl der Buchstaben des Namens Lea - drei Zeilen, doch verzichtete man im Gegensatz zur Inschrift des 17 Jahre zuvor verstorbenen Gatten auf ein Akrostichon sowie auf eine zeilengetreue Wiedergabe der Verse. Dafür wurde die deutsche Inschrift durch den Hinweis auf "unsere geliebte teure Mutter" um eine persönliche Note erweitert. ======= ans-124 Transkription Herr Simon Marcus Kaufmann geb. 11. Aug. 1855 zu Dittlofsroda gest. 26. Mai 1924, dahier. Kommentar Dieses und das Grabmal der Gattin aus dem vorangegangenen Jahr sind die einzigen Grabsteine in Ansbach, bei denen vollständig auf jedes jüdische Element verzichtet wurde. Während die Grabmale identisch gestaltet wurden, ist die Inschrift hier durch Angabe des Berufes und der Ortsangaben erweitert worden. ======= ans-120 Personalia 1924-06-15 Bella Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏א״ח מ׳ בילא אלמנה כ׳ יעקב ע״ה‏‎ ‎‏ב״נ ביום א׳ י״ג סיון‏‎ ‎‏ותקבר יום ג׳ ט״ו בו תרפ״ד לפ״ק‏‎ Hier ruht Frau Babette Wurzinger geb. 26. August 1836, gest. 15. Juni 1924. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›eine tüchtige Gattin‹, Frau Bella, Witwe des geehrten Jaakow, Friede sei mit ihm, es entfloh ihre Seele am Tag 1, 13. Sivan, und sie wurde begraben Tag 3, 15. desselben, 684 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 12,4; 31,10 Kommentar Die deutsche Inschrift verzichtet auf die Angabe des Geburtsnamens. Nur der hebräischen Inschrift ist zu entnehmen, daß Babette Wurzinger verheiratet, oder genauer, verwitwet war. ====== ans-72 Personalia 1925-03-25 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏אשה ישרה תפארת‏‎ ‎‏בעלה ומשפחתה נכבדה‏‎ ‎‏ואהובה יראת ד׳ רק טוב גמלה‏‎ ‎‏ועשתה כל ימיה‏‎ ‎‏עלתה למרום כ״ט אדר תרפ״ה‏‎ Hier ruht Frau Jeanette Rosenfeld geb. Obermeyer geb. 22. Juli 1841 in Steinhard gest. 25. März 1925. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen eine aufrechte Frau, Zierde ihres Gatten und ihrer Familie, verehrt und geliebt, ›sie ehrfürchtete den Ewigen‹, ›nur Gutes‹ erwies und vollbrachte sie all ihre Tage, sie ›stieg auf zur Höhe‹ (am) 29. Adar 685. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 4: vgl. Spr 31,30 | Zl 4: Gen 26,29 Zl 6: vgl. Ps 68,19 Kommentar Der Grabstein und die Inschrift wurden ähnlich gestaltet wie die des 1917 gestorbenen Schwagers, allerdings fehlt hier die dort rundbogig angebrachte Zeile mit Namen und Daten. Die hebräische Inschrift umfaßt zwar eine mehrzeilige Eulogie und nennt auch das Sterbedatum, verzichtet aber auf die Nennung des jüdischen Namens, der Schöndel, Tochter des Natan gelautet hat. Auf dem Grabstein der Schwester ist der Vatersname mit Natan angegeben. ======= ans-125 Personalia 1926 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Frieda Meerowitz 18[..] 19[26] Wilna Ansbach Zum Gedenken Fanni Ceslanski geb. 18[81] Salli Ceslanski geb. 1907 Betti Ceslanski geb. 1912 gestorben? [...] umgekommen? [...] [...] Übersetzung Hier ist geborgen Kommentar Die Inschrift ist stark verwittert und nicht mehr vollständig zu lesen. Der Grabstein wurde offensichtlich erst nach Kriegsende gesetzt, vermutlich anstelle eines ursprünglich nur Frieda Meerowitz gewidmeten Steines. ======= ans-129 Personalia 1926-10-15 Elieser b. Meir'Eisenmann Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏היקר כ׳ אליעזר בן מאיר‏‎ ‎‏אייזען מאנן נפטר בש״ט‏‎ ‎‏בליל אש״ק ז׳ חשון תרפ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Herr Sigmund Eisenmann geb. 7. Oktober 1851 gest. 15. Oktober 1926. Übersetzung Hier ist geborgen der Teure, der geehrte Elieser, Sohn des Meir Eisenmann, verschieden ›mit gutem Namen‹ in der Nacht des heiligen Schabbat, 7. Cheschvan 687 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: bBer 17a Kommentar Zl 3a: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie und in zwei Wörtern geschrieben. Zl 4: Fehler der Vorlage: ‎‏אש״ק‏‎ statt ‎‏עש״ק‏‎. Außerdem eine sinnentstellende Doppelung: ‎‏ליל‏‎/ in der Nacht und Abkürzung für "Vorabend", also wörtlich "in der Nacht des Vorabends des heiligen Schabbats" oder "am (Vor)Abend des Vorabends des heiligen Schabbats". Da die Abkürzung ‎‏עש״ק‏‎ meist nicht wörtlich, sondern im Sinne von "Tag 6" verstanden wurde, ist unter der Angabe vermutlich Donnerstag Abend zu verstehen. Das angegebene Datum entspricht dem in der deutschen Inschrift angegebenen 15. Oktober. Demnach starb Siegmund Eisenmann vermutlich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, den 15. Oktober 1926. ======= ans-132 Personalia 1927-01-22 Namle b. Bella Neuburger Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏היקרה מ׳ נאמלא בת בילה נוי‏‎ ‎‏בורגער נפטרת ביום ש״ק‏‎ ‎‏י״ט שבט תרפ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Frau Anna Neuburger geb. 11. Juni 1865 gest. 22. Januar 1927 Übersetzung Hier ist geborgen die Teure, Frau Namle, Tochter der Bella Neuburger, verschieden am Tag des heiligen Schabbat, 19. Schwat 687 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Es ist äußerst ungewöhnlich, daß nur der Mutter- anstelle des Vatersnamens angegeben ist. Zln 2-3: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. ======= ans-130 Personalia 1927-01-19 Jettchen 1930-07-15 Seew b. Mordechai Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏אשה צנועה תפארת בעלה מ׳‏‎ ‎‏יעטטכען אשת כ׳ זאב‏‎ ‎‏מתה יום ד׳ ט״ז שבט תרפ״ז לפ״ק‏‎ ‎‏ותקבר עש״ק ח״י בו‏‎ Frau Jettchen Rosenwald geb. 20. Juni 1865, gest. 19. Januar 1927. ‎‏איש תם וישר כ׳ זאב בן‏‎ ‎‏מרדכי נפטר ביום ג׳ י״ט‏‎ ‎‏תמוז ונקבר ביום ה׳ כ״א בו‏‎ ‎‏תר״צ לפ״ק‏‎ Herr Wilhelm Rosenwald geb. 15. Juli 1856, gest. 15. Juli 1930. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier sind geborgen eine züchtige Frau, Zierde ihres Gatten, Frau Jettchen, Gattin des geehrten Seew, gestorben Tag 4, 16. Schwat 687 der kleinen Zählung und begraben am Rüsttag des heiligen Schabbat, den 18. desselben (Monats). ›ein lauterer und aufrechter Mann‹, der geehrte Seew, Sohn des Mordechai, verschieden am Tag 3, 19. Tammus, und begraben Tag 5, 21. desselben, 690 der kleinen Zählung. Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 10: Ijob 1,1 Kommentar Zl 3a: Der Name wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. ======= ans-136 Personalia 1927-06-07 Joel b. Mattitjahu 1937-03-13 Treinle b. Natan Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏היקר כ׳ יואל בן הח״ר מתתיהו‏‎ ‎‏איש נאמן פרנס ומנהיג דק״ק‏‎ ‎‏אנשבאך עלה למרום בליל ג׳ ב׳‏‎ ‎‏דשבועות תרפ״ז לפ״ק‏‎ Hier ruht Herr Julius Selling geb. 22. Juli 1849 in Colmberg gest. 6. Juni 1927 in Ansbach ‎‏וזוגתו אשת חיל תפארת‏‎ ‎‏בעלה היקרה טריינלא בת‏‎ ‎‏ר׳ נתן עלתה למרום ליל‏‎ ‎‏מ״ש ב׳ ניסן תרצ״ז לפ״ק‏‎ Frau Therese Selling geb. Obermeÿer, geb. 6. Okt. 1853, in Steinhart gest. 13. März 1937, dahier. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier sind geborgen der Teure, der geehrte Joel, Sohn des teuren Mattitjahu, ein verlässlicher Mann, Vorsteher und Leiter der heiligen Gemeinde Ansbach, ›er stieg auf zur Höhe‹ in der Nacht 3, 2. von Schawuot, 687 der kleinen Zählung. und seine Ehefrau, ›eine tüchtige Gattin‹, Zierde ihres Gatten, die Teure, Treinle, Tochter des Herrn Natan, sie ›stieg auf zur Höhe‹ in der Nacht des Ausgangs des heiligen Schabbat, 2. Nissan 697 der kleinen Zählung. Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 4: Ps 68,19 Zl 10: Spr 12,4; 31,10 Zl 12: Ps 68,19 Kommentar Die Inschriften sind parallel aufgebaut. Während die hebräische Inschrift Julius Selling als einen verlässlichen Mann lobt, der als Vorsteher und Leiter seiner Gemeinde wirkte, und damit sein öffentliches Wirken in den Vordergrund stellt, wird bei Therese Selling als tüchtige Gattin und Zierde ihres Gatten ihr häusliches, innerfamiläres Wirken hervorgehoben. Ihre Inschriften wurden auf dem Grabstein ihres zehn Jahre zuvor gestorbenen Gatten ergänzt. Zwar deutet die Gestaltung des Grabsteins zunächst nicht auf einen Doppelstein hin, doch zeigt die Verteilung der Inschriften deutlich, daß von vorne herein ein gemeinsames Grabmal für beide Ehepartner geplant war (und die Hinzufügung der Gattin auf dem Stein ihres Mannes nicht den schwierigen Verhältnissen für die Juden im Jahr 1937 zuzuschreiben ist). ======= ans-142 Personalia 1928-02-21 Ella b. Binjamin Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הבתולה מ׳ עלא בת בנימין‏‎ ‎‏נפטרה ביום ג׳ א׳ דר״ח‏‎ ‎‏אדר תרפ״ח לפ״ק‏‎ Hier ruht Fräulein Emma Krailsheimer geb. 8.9.1847 zu Pfersee, gest. 21.2.1928, dahier. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die Jungfrau, Frau Ella, Tochter des Binjamin, verschieden am Tag 3, 1. von Neumond Adar 688 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= ans-145 Personalia 1928-08-25 Gelle 1938-10-28 Mosche Ernsthal b. Mordechai Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏מרת געלא אשת מרדכי ערנסטהאל‏‎ ‎‏נפטרה בש״ט ש״ק ט׳ אלול תרפ״ח לפ״ק‏‎ ‎‏ג*מלה חסד בעין יפה‏‎ ‎‏ע*טרת תפארת לבעלה ובניה‏‎ ‎‏ל*עני ואביון פירשה כפה‏‎ ‎‏א*שת חיל בצדק תקרא‏‎ Frau Cornelie Ernsthal geb. Rebitzer geb. 31.12.1870 in Ottensoos, gest. 25.8.1928 in Ansbach Max Ernsthal geb. 11.12.1869 in Estenfeld b./Würzburg gest. 28.10.1938 in Ansbach ‎‏משה ערנזטהל מרדכי בן‏‎ ‎‏נפטר ג׳ חשון ‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Frau Gelle, Gattin des Mordechai Ernsthal, verschieden ›mit gutem Namen‹ (am) heiligen Schabbat, 9. Elul 688 der kleinen Zählung. Sie erwies Liebesdienst mit Großzügigkeit, ›eine zierende Krone ihrem Gatten‹ und ihren Kindern, ›dem Armen und dem Bedürftigen reichte sie ihre Hand‹, ›eine tüchtige Gattin‹ wird sie zurecht genannt. Mosche Ernsthal, Mordechai, Sohn des, verschieden 3. Cheschvan Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: bBer 17a Zl 5: vgl. Spr 12,4 Zl 6: vgl. Spr 31,20 Zl 7: Spr 12,4; 31,10 Kommentar Letztmalig wurde hier für Cornelie Ernsthal ein Grabstein in der für Ansbach so lange vorherrschenden Form mit hebräischer Inschrift mit zweizeiliger Angabe von Namen und Daten und einer optisch abgesetzten, gereimten und mit einem Akrostichon versehenen Eulogie über einer kurzen deutschen Inschrift versehen, die wiederum durch den in die Sockelzone gesetzten hebräischen Schlußsegen mit der hebräischen Inschrift verbunden ist. Das Grabmal war von vorne herein als Doppelstein für das Ehepaar Ernsthal geplant, sein Name wurde zehn Jahre nach dem Tod der Gattin hinzugefügt. Diesmal setzte man jedoch zunächst die deutsche Inschrift, gefolgt von einem sehr kurzen hebräischen Text, der nur die allernötigsten Angaben enthält: Name und Sterbedatum des Verstorbenen, ohne Angabe des Sterbejahres, das für die Begehung der Jahrzeit, dem alljährlichen Gedenken an den Verstorbenen, nicht wichtig ist. Die nachlassende Vertrautheit der ortsansässigen Steinmetzen im Umgang mit der hebräischen Schrift zeigt sich hier im Fehler des Steinmetzen, der offensichtlich die Reihenfolge der Elemente der Vorlage vertauschte. Gleichzeitig ist dies der erste von nur zwei Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof Ansbach, der mit einem Davidstern geschmückt ist, der sich seit dem 19. Jahrhundert zu dem Symbol des Judentums entwickelte und seit dem Ersten Weltkrieg auf jüdischen Friedhöfen allgemein weite Verbreitung fand. Max Ernsthal: Gestorben Freitag, 3. Cheschwan 699, das ist der 28. Oktober 1938. Zl 2: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 6: Das dritte Wort der Zeile enthält einen überflüssigen Buchstaben (‎‏פירשה‏‎ statt ‎‏פרשה‏‎). Zl 12: Beim nachträglich ergänzten jüdischen Namen des Gatten irrte sich der Steinmetz in der Reihenfolge der einzelnen Angaben. Richtig muß es lauten: Mordechai, Sohn des Mosche Ernsthal . Zudem wurde der Familienname hier anders auf hebräisch wiedergegeben als in Zl 2. ======= ans-147 Personalia 1929-02-11 Josef b. Meir Heilbrunn Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏היקר כ׳ יוסף בן מאיר היילברונן מפה‏‎ ‎‏נפטר בליל ב׳ ב׳ דראש חדש אדר א׳‏‎ ‎‏תרפ״ט לפ״ק‏‎ ‎‏איש [עניו?] וישר בנדיבים‏‎ ‎‏הלך תמיד דרך טובים‏‎ ‎‏דבק נפשו באלהים חיים‏‎ ‎‏דיבר אמת שפל רוח ונקי כפים‏‎ ‎‏כל מעשיו לשם שמים‏‎ Josef Heilbrunn ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der Teure, der geehrte Josef, Sohn des Meir Heilbrunn von hier, verschieden in der Nacht 2, 2. Neumond(stag) des 1. Adar 689 der kleinen Zählung. Ein demütiger? und aufrechter Mann unter den Wohltätern, stets ›wandelte er auf dem Weg der Guten‹, ›er haftete seine Seele‹ an den lebendigen Gott, ›Wahrheit redend‹, ›demütig‹ und ›rein an Händen‹, all seine Werke (geschahen) um des Himmels Willen. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 6: vgl. Spr 2,20 Zl 7: Ps 63,9 Zl 8: Ps 15,2 | Zl 8: Spr 29,23 u.a. | Zl 8: Ps 24,4 Kommentar Dies ist der jüngste Grabstein in Ansbach, der den deutschen Text auf Angabe des Namens reduziert. Die hebräische Inschrift folgt dem in Ansbach vorherrschenden Stil mit zweizeiliger Angabe von Namen und Daten, gefolgt von einer gereimten Eulogie. Noch setzt sich diese von dem darüberstehenden Text ab, doch wurden nun die Namenszeilen nicht mehr rundbogig gesetzt und die Eulogie nicht mehr mit einem Akrostichon versehen. Zl 2: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Zl 5a: Das zweite Wort der Zeile ist nicht mehr sicher zu entziffern. ======= ans-155 Personalia 1931-06-20 Lea b. Hessel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏אשת חיל יראת ה׳‏‎ ‎‏האשה החשובה והיקרה‏‎ ‎‏מרת לאה בת העסל‏‎ ‎‏עטרת בעלה ותפארת בניה‏‎ ‎‏כפה פרשה לעניים ודלים‏‎ ‎‏נפטרה ה׳ תמוז תרצ״א‏‎ Hier ruht Frau Lina Jochsberger geb. 2. Dezbr. 1861, gest. 20. Juni 1931. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen ›eine tüchtige Gattin‹, ›sie ehrfürchtete den Ewigen‹, die angesehene und teure Frau, Frau Lea, Tochter des Hessel, ›Krone ihres Gatten‹ und ›Zierde ihrer Kinder‹, ›ihre Hand reichte sie den Armen‹ und Darbenden, verschieden 5. Tammus 691. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 2: Spr 12,4; 31,10 | Zl 2: vgl. Spr 31,30 Zl 5: Spr 12,4 | Zl 5: vgl. Spr 17,6 Zl 6: Spr 31,20 Kommentar Hier wurde die kurze Eulogie kombiniert mit der Angabe von Vatersnamen und Sterbedatum, dafür wurde auf einen Reim verzichtet. Nur der hebräischen Inschrift ist zu entnehmen, daß Lina Jochsberger verheiratet war und Kinder hatte. ======= ans-158 Personalia 1931-12-04 Kele Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה היקרה והישרה‏‎ ‎‏מ׳ קילה אלמנת מיכאל האז‏‎ ‎‏נפטרה בליל ו׳ כ״ה כסלו תרצ״ב לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Frau Karoline Haas geb. Feuchtwanger geb. 11.4.1854 in Sülzburg gest. 3.12.1931 in Ansbach Übersetzung Hier ist geborgen eine teure und aufrechte Frau, Frau Kele, Witwe des Michael Haas, verschieden in der Nacht 6, 25. Kislev 692 der kleinen Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= ans-156 Personalia 1931-08-26 Awraham b. Binjamin Michelsohn 1935-02-14 Michle b. Kalonymos Dow Michelsohn Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏היקר כ׳ אברהם בן בנימין מיכלזאהן ז״ל‏‎ ‎‏נפטר ביום ד׳ י״ג אלול תרצ״א‏‎ ‎‏איש הולך תמים היה‏‎ ‎‏היטיב קרוביו גם לזרים‏‎ Anton Michelsohn geb. 25.10.57, gest. 26.8.31. ‎‏היקרה מיכלא בת קלונימוס דוב מיכלזאהן ז״ל‏‎ ‎‏נפטרה ביום ה׳ י״א אדר א׳ תרצ״ה‏‎ ‎‏גמלה טוב בין החיים‏‎ ‎‏קמו בניה ויאשרוה בעלה ויהללה‏‎ Mina Michelsohn geb. 16.3.60, gest. 14.2.35. ‎‏תנצב״ה ‏‎ Übersetzung Hier sind geborgen der Teure, der geehrte Awraham, Sohn des Binjamin Michelsohn, sein Andenken zum Segen, verschieden am Tag 4, 13. Elul 691, ›ein lauter wandelnder Mann‹ war er, tat Gutes seinen Verwandten wie auch Fremden die Teure, Michle, Tochter des Kalonymos Dow Michelsohn, sein Andenken zum Segen, verschieden am Tag 5, 11. Adar I 695. Gutes erwies sie unter den Lebenden, ›es erheben sich ihre Söhne und rühmen sie, ihre Gatte - und preist sie‹ Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 4: Ps 15,2 Zl 11: Spr 31,28 Kommentar Der Grabstein war von vorne herein als Doppelstein geplant. Die Inschriften sind parallel aufgebaut und entsprechen sich auch jeweils in der Anzahl ihrer Zeilen. Zln 2+8: Der Familienname wurde entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. ======= ans-160 Personalia 1932-12-10 Jaakow b. Jehuda'Selling Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האיש היקר כ׳ יעקב בן יהודה‏‎ ‎‏זעללינג מלעהרבערג‏‎ ‎‏נפטר בליל ש״ק י״א כסלו תרצ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Justin Selling geb. 12.2.1891, gest. 10.2.1932 an den Folgen schwerer Verwundung im Krieg 1914/18 Übersetzung Hier ist geborgen der teure Mann, der geehrte Jaakow, Sohn des Jehuda Selling aus Lehrberg, verschieden in der Nacht des heiligen Schabbat, 11. Kislew 693 der kleinen Zählung. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Zl 3: Familien- und Ortsname wurden entsprechend deutscher Orthographie geschrieben. Während die hebräische Inschrift von Einleitungs- und Schlußformel gerahmt ist, verzichtet die deutsche Inschrift auf beides. Nur der hebräischen Inschrift ist hier zu entnehmen, daß die Familie Selling in Lehrberg ansässig war, beim Bruder ist der Ort in der deutschen Inschrift genannt. ======= ans-163 Transkription Kom. Rat Hugo Hirschkind 17.12.1871 - 1.12.1933 Kommentar Wie allerorten auf jüdischen Friedhöfen zu beobachten, wurden auch hier bei der Metallsammlung der sogenannten Altmaterialverwertung für den Krieg Metalleinfassungen und metallene Aufsätze einiger Grabsteine sowie Metallbuchstaben entwendet. Den noch vorhandenen Vertiefungen auf der Vorderseite des Grabsteins nach war dieses Grabmal mit weitgehend dem gleichen Text beschriftet, wie er heute auf einer vermutlich nach dem Krieg ersetzten, auf die Rückseite des Grabmals geschraubten Schrifttafel zu lesen ist. Der Größe des Grabmals und der Grabeinfassung nach war hier ein Doppelstein geplant. ======= ans-161 Personalia 1933-06-21 Bella 1933-07-01 Ascher b. Netanel Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏היקרים כ׳ אשר בן נתנאל וזגתו מ׳ בילה‏‎ ‎‏ה״מ צימלא מפה ז״ל נפטרה בליל ד׳ כ״ז סיון‏‎ ‎‏וי׳ ימים אחר פטרתה נפטר גם הוא זקן ושבע‏‎ ‎‏ימים ביום ש״ק פ׳ חקת ז׳ תמוז תרצ״ג לפ״ק‏‎ ‎‏הנאהבים והנעימים בחייהם ובמותם לא‏‎ ‎‏נפרדו מנשרים קלו ומאריות גברו לעשות‏‎ ‎‏רצון קונם וחפץ צורם‏‎ ‎‏תנצב״ה‏‎ Hier ruht Frau Babette Asch geb. Weinheimer geb. 1.11.1853 in Bechhofen gest. 21.6.1933 dahier, neben ihrem Gatten Herr Isidor Asch, geb. 23.5.1849 in Cronheim gest. 1.7.1933 dahier. Übersetzung Hier sind geborgen die Teuren, der geehrte Ascher, Sohn des Netanel, und seine Ehefrau, Frau Bella, genannt Zimle, von hier, ihr? Andenken zum Segen; sie verschied in der Nacht 4, 27. Sivan, und zehn Tage nach ihrem Ableben verschied auch er, ›alt und satt an Tagen‹, am Tag des heiligen Schabbat, Wochenabschnitt "Satzung", 7. Tammus 693 der kleinen Zählung. Die Geliebten und Holden, in ihrem Leben wie in ihrem Tode trennten sie sich nicht, leichter als Adler und stärker als Löwen waren sie in Erfüllung des Willens ihres Schöpfers und Begehren ihres Felsens. Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 4f: Gen 35,29 u.a. Kommentar Diesem Ehepaar, das innerhalb von nur zehn Tagen verstarb, wurde nicht nur ein gemeinsames Grabmal gesetzt, sondern auch eine gemeinsame hebräische und deutsche Inschrift verfaßt. Auch schon Samuel und Mina Hamburger, die - trotz des großen Abstandes zwischen beider Tod von 24 Jahren - 1924 ein gemeinsames Grabmal gesetzt bekamen (0101), erhielten eine gemeinsame Inschrift. Während sich jedoch dort die Inschrift zuerst ihm als zuerst Verstorbenen und dann ihr widmet, gefolgt von einer fünfzeiligen, gereimten Eulogie auf beide, werden hier zunächst die Namen genannt, gefolgt von den Sterbendaten und schließlich einer Eulogie auf beide Ehepartner, allerdings nur dreizeilig und nicht gereimt. Den ersten Teil des genannten Zitates findet man häufiger auf Grabsteinen von Ehepaaren. In der Schrift bezieht er sich auf König Saul und seinen Sohn Jonathan, der in der Schlacht mit den Philistern gefallen war, woraufhin sich Saul selbst richtete, um nicht in die Hände der Feinde zu fallen. In Gedenken an diesen Märtyrertod wurde dieses Zitat in das Aw Harachamim-Gebet, das "Gebet an den barmherzigen Vater" übernommen, in dem all der ausgelöschten Gemeinden gedacht wird, die den Märtyrertod einer Zwangstaufe vorzogen. Es wird kein Zufall sein, daß sich unter den insgesamt nur sehr spärlich mit Symbolik verzierten Grabmalen des Ansbacher Friedhofs der Davidstern ausgerechnet auf einem Grabmal aus dem Jahre 1933 findet - nur wenige Monate, nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen und die ersten Auswirkungen für die Juden schon deutlich spürbar waren. Zl 3: Hier ist die Bedeutung des Namens und die Auflösung der Abkürzung nicht ganz klar. Sie könnte stehen für ‎‏המכונה‏‎ / die genannt wurde , dann handelt es sich bei "Zimle" um den Alltagsnamen der Verstorbenen, und der folgende Segenswunsch bezieht sich auf sie bzw. auf beide Verstorbene. Dies wäre aber eher ungewöhnlich, steht dieser Wunsch doch meist nach Namen bereits verstorbener, männlicher Verwandter, d.h. des Vaters oder des Gatten. Möglich wäre daher auch, daß ein Buchstabe (‎‏ב׳‏‎ als Abkürzung für Tochter ) ausgelassen wurde und die Abkürzung ‎‏ה״מ‏‎ aufzulösen ist mit ‎‏המנוח‏‎ / der Selige . Dann wäre die Zeile zu lesen als Bella, [Tochter] des seligen Zimle von hier, sein Andenken zum Segen. Der Name Zimle ist zwar in dieser Form nur als Frauenname belegt, der Name Simle aber ist zum Beispiel eine Form des biblischen Männernamens Schimon (Simon). Zl 5: Der Wochenabschnitt "Satzung" umfasst die Kapitel Numeri 19,1 - 22,1. Zl 6-8: Aus dem Aw Harachamim-Gebet, nach 2 Samuel 1,23. ======= ans-165 Transkription Hier ruht unser guter Vater Herr Moritz Uhlfelder geb. 13.11.1873 in Dorwitz gest. 2.2.1935 in Ansbach Zum Gedenken an unsere unvergessliche geliebte Oma, Frau Ida Uhlfelder geb. Gutmann 26.2.1877 Leutershausen gest. 1942 i.d. Gaskammer zu Maydanek Polen Kommentar Aufgrund der Gestaltung des Grabmals und der Art der Beschriftung ist zu vermuten, dass dieses Grabmal erst nach dem Krieg errichtet wurde anstelle eines ursprünglichen Grabsteins für Moritz Uhlfelder. ======= ans-168 Personalia 1936-02-10 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Caroline Baumann geb. 3.6.1855 gest. 10.2.1936 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Hier deuten nur noch die hebräische Einleitungsformel (Hier ist geborgen) und der hebräische Schlußsegen (Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens) auf ein jüdisches Grabmal hin. Die etwas unproportionale Wirkung des Grabmals könnte darauf zurückzuführen sein, daß es vielleicht nicht auf seinem originalen Sockel steht oder daß einzelne Teile des Grabmals - wie auch das Medaillon im Giebel - heute fehlen. ======= ans-169 Transkription Gustav Haas geb. 3.? April 18[..] gest. [..]. Juni? 1936 Kommentar Die Inschrift des Grabmals ist stark verwittert, aufgrund der Lage muß es sich jedoch um einen Grabstein aus dem Jahr 1936 handeln. ======= ans-171 Personalia 1937-02-15 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Frau Hedwig Hessdörfer geb. Welsch aus Ottensoss 9. Mai 1867 - 15. Febr. 1937. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= ans-172 Personalia 1937-03-19 Mordechai Jissachar b. Naftali Bechhold Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏מרדכי יששכר בן נפתלי בֶּכהָלד‏‎ ‎‏נפטר בש״ט עש״ק ז׳ ניסן תרצ״ו לפ״ק‏‎ ‎‏ויציצו מעיר כעשב הארץ‏‎ Max Bechhold geb. 24. Juli 1870, gest. 18. März 1937. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Mordechai Jissachar, Sohn des Naftali Bechhold, verschieden ›mit gutem Namen‹ (am) Rüsttag des heiligen Schabbat, 7. Nissan 696 der kleinen Zählung. ›Erblühe aus der Stadt wie das Gras der Erde‹. Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 3: bBer 17a Zl 4: Ps 72,16 Kommentar Während die hebräischen Inschriften in den letzten Jahren in Ansbach immer kürzer und seltener wurden, findet sich hier wieder eine vollständige hebräische Inschrift mit Namen, Daten und einzeiliger Eulogie, die hier ein Psalmzitat wiedergibt, das nicht zum üblichen Inschriftformular gehört. Zl 2: Der Familienname wurde zur besseren Lesbarkeit vokalisiert. ======= ans-175 Personalia 1937-05-04 Jettel b. Jaakow Transkription ‎‏פ״נ‏‎ ‎‏האשה יטל בת ר׳ יעקב‏‎ ‎‏נפטרה כ״ג אייר תרצ״ז‏‎ ‎‏לפ״ק‏‎ ‎‏אשה טובה בכל מעשיה‏‎ ‎‏דרשה טוב בעלה כל ימיה‏‎ ‎‏והדריכה למישרים את בניה‏‎ ‎‏לעני ולאביון פרשה כפיה‏‎ Frau Jette Schwarz geb. Haas 13. Sep. 1876 - 4. Mai 1937. ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die Frau Jettel, Tochter des Herrn Jaakow, verschieden 23. Ijar 697 der kleinen Zählung. Eine Frau, gut in all ihren Werken, sie förderte das Wohl ihres Gatten all ihre Tage und leitete zur Aufrichtigkeit ihre Kinder an, ›dem Armen und dem Bedürftigen reichte sie ihre Hände‹ Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Zitatapparat Zl 8: vgl. Spr 31,20 Kommentar Hier wurde letztmalig ein Grabstein mit einer ausführlichen hebräischen Inschrift mit mehrzeiliger, gereimter Eulogie versehen, die das wohltätige Wirken der Gattin und Mutter innerhalb der Familie in den Mittelpunkt stellt und erst am Ende auch durch die Hervorhebung ihrer Wohltätigkeit gegenüber den Armen und Bedürftigen das gesellschaftliche Wirken benennt. Die Zeilen mit der Angabe von Namen und Daten wurden wie früher auch bogenförmig gesetzt und folgen hier dem Verlauf des Flachbogenabschlusses. ======= ans-174 Personalia 1937-11-11 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Hier ruhet Fräulein Frieda Steiner Kaufmannstochter aus Ansbach geb. 26. Okt. 1868 gest. 11. Nov. 1937 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens Kommentar Während bei vielen Grabsteinen im 20. Jahrhundert in den deutschen Inschriften auf Titel und Anrede (Herr/Frau, Gatte/Gattin, Vater/Mutter, Sohn/Tochter etc) verzichtet wurde, wird hier durch das "Fräulein" und die "Kaufmannstochter" die Jungfernschaft der Verstorbenen doppelt betont, die ihre Stellung innerhalb der Gesellschaft trotz ihres fortgeschrittenen Alters (und in Ermangelung einer eigenen Familie) offensichtlich über ihre Abstammung aus einer Ansbacher Kaufmannsfamilie definierte. ======= ans-180 Transkription Hermann Aal geb. in Egenhausen gest. 16. Nov. 1937 Kommentar Dies ist das einzige (erhaltene) Grabmal in Ansbach, das das nahegelegene Egenhausen als Geburtsort benennt. Der Stein wurde wahrscheinlich nach Kriegsende gesetzt, entweder, weil 1937 aufgrund der schwierigen Umstände kein Grabstein mehr gesetzt werden konnte, oder weil der ursprüngliche Stein sich nicht erhalten hat. Bei den überlebenden Nachkommen herrschte vermutlich Unsicherheit über das genaue Geburtsdatum, so daß stattdessen nur der Geburtsort genannt wurde. ======= ans-176 Personalia 1938-01-24 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Salomon Hausmann geb. 25. Jan. 1857 gest. 24. Jan. 1938 ‎‏תנצב״ה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens ======= ans-187 Transkription Jankel Warzager geboren 1907 gest. [...] 1949 ======= ans-128 Transkription [... ]? [... ]a u. Ad[... ] Wurzinger Kommentar Dieses Grabmal wurde vermutlich nach Kriegsende erneuert bzw. anstelle eines oder zweier verloren gegangener oder zerstörter Grabsteine gesetzt. ======= ans-215 Transkription Riek[... ] geb[... ] [... ] Kommentar Es handelt sich wohl um einen jener Grabsteine, die erst nach Kriegsende gesetzt bzw. erneuert wurden. ======= ans-216 Transkription Max Vog[... ]t geb[...] gest. [...] Kommentar Möglicherweise handelt es sich um einen jener Grabsteine, die erst nach Kriegsende gesetzt bzw. erneuert wurden. ======= ans-350 Transkription ‎‏פ*[...]‏‎ ‎‏ל*[.] פרי נחמד באבו [נ]קטף, מ[...] בריחתו?‏‎ ‎‏[...] אך הגביהו עוף, בצל שדי נצח? נשמתו‏‎ Übersetzung Hier? ... ..., eine liebliche Frucht, ›in ihrer Blüte gepflückt‹, ... sein Entschwinden? ... ›doch zum Flug erhoben?‹, ›im Schatten des Allmächtigen‹ (ruhe) auf ewig? seine Seele Zitatapparat Zl 2: vgl. Ijob 8,12 Zl 3: Ijob 5,7 | Zl 3: vgl. Ps 91,1 Kommentar Dieses Grabmal wurde einem offensichtlich jung verstorbenen Mann gesetzt, eine Identifizierung war jedoch aufgrund der starken Verwitterung und der nur bruchstückhaft erhaltenen Inschrift(en) nicht möglich. Auffallend ist das Fehlen einer Datumsangabe sowie einer deutschen Inschrift. Möglicherweise ging ein Mittelstück des Grabsteins mit einer deutschen Inschrift zwischen erhaltenem Giebel und Unterteil mit hebräischer Inschrift verloren. Dafür würde auch sprechen, daß dieses (für Ansbacher Verhältnisse) monumental angesetzte Grabmal in seiner heutigen Form sehr gedrungen wirkt und die Proportionen nicht mehr zu stimmen scheinen. Außerdem fehlt ein Postament (und/oder Sockel). Das Grabmal trägt eine doppelte Steinnummer, müßte demnach für ein Doppelgrab stehen und hat vermutlich noch eine weitere Inschrift getragen. Aufgrund der heutigen Lage des Steins bzw. der historischen Grabsteinnummer wäre das Grabmal in den Anfang der 1880er Jahre zu datieren. ======= ans-361 Transkription ‎‏פ״ט‏‎ Ruhestätte? ... Übersetzung Hier ist geborgen Kommentar Das nebenstehende Grabmal wurde identisch gestaltet und ebenfalls später durch eine nicht mehr erhaltene Schriftplatte ergänzt. Da jenes sich offensichtlich um den Grabstein für einen verheirateten Mann handelt, der aufgrund des erhaltenen Sterbedatums als David Loewel zu identifizieren war, ist davon auszugehen, daß dieser Grabstein seiner Gattin gewidmet war. Möglicherweise wurde auf den, wohl von Nachkommen nach dem Krieg angebrachten, nicht erhaltenen Schriftplatten Familienangehöriger gedacht, die die Schoah nicht überlebten. ======= ans-402 Transkription Oettinger Miriam ======= ans-408 Personalia Keile Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏האשה החשובה אשת חיל מרת קילא ע״ה אלמנת‏‎ ‎‏המנוח התורני המופלא פו״מ מהור״ר נתן‏‎ ‎‏נטע אבערנדארף ז״ל‏‎ ‎‏ק*נות חיי עולם כל מזימתה‏‎ ‎‏י*ראת שמים ראשית נתיבתה‏‎ ‎‏ל*חם עצלות לא בא אל פיה‏‎ ‎‏א*ף שינה ותנומה לא אסרו ידיה‏‎ ‎‏א*ם לדלים לאביונים פתחה שעריה‏‎ ‎‏ש*מרה פקודות בעלה לחוק היו לה‏‎ ‎‏ת*עטרהו זר תפארת בכושר מעללה‏‎ ‎‏ח*בל נחלת מעשיה לחיי עולמים‏‎ ‎‏י*ושיבוה לנצח עם צדיקים תמימים‏‎ ‎‏ל*עת התחיה לקץ הימים‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen die angesehene Frau, die ›tüchtige Gattin‹, Frau Keile, Friede sei mit ihr, Witwe des Seligen, des wunderbaren Toragelehrten, des Vorstehers und Leiters, unseres Lehrers, des Meisters, Herrn Natan Nate Oberndorf, sein Andenken zum Segen. ›Dem Erwerb des ewigen Lebens‹ (galt) all ihr Trachten, Himmelsfurcht (stand) am Anfang ihres Weges, ›das Brot der Trägheit‹ kam nicht in ihren Mund, ›nicht Schlaf noch Schlummer‹ fesselten ihre Hände, eine Mutter den Darbenden, den Bedürftigen öffnete sie ihre Tore, die Anordnungen ihres Gatten befolgte sie, sie waren ihr Gebot, ihn schmückte sie mit zierendem Kranze durch die Tucht ihrer Taten, ›das Los des Erbteils‹ ihrer Taten sei das ewige Leben, ›man setze sie auf ewig‹ mit den lauteren Gerechten bis zur Wiederbelebung ›am Ende der Tage‹. Zitatapparat Zl 2: Spr 12,4; 31,10 Zl 5: Av 2,7 Zl 7: Spr 31,27 Zl 8: vgl. Spr 6,4 Zl 12: Dtn 32,9 Zl 13: vgl. Ijob 36,7 Zl 14: Dan 12,13 Kommentar Die Eulogie beschreibt Keile mit den traditionellen Werten als fromme Frau, die sich ebenso eifrig um ihren Hausstand wie um die Versorgung der Armen kümmerte und ihrem Gatten treu ergeben war (was selten so explizit ausgedrückt wird wie hier). Auffallend ist, daß in diesem Kanon von Tugenden die religiöse Erziehung von Kindern unerwähnt bleibt, was darauf hindeuten könnte, daß das Paar kinderlos blieb. Ungewöhnlich und selten ist auch die Verlängerung des Namensakrostichons durch ein Schriftzitat (statt zum Beispiel durch den hier unerwähnt gebliebenen Vatersnamen, einen Titel oder eine Segensformel), womit Keile in Wiederholung des Textes in Zeile 2 erneut als tüchtige Gattin gelobt und ihre Frauenrolle als Gattin eines offensichtlich bedeutenden Mannes nochmals hervorgehoben wird. Das Symbol des in ein Dreieck eingeschriebenen und von Strahlen umgebenen Auges, sowohl als Freimaurersymbol als auch als christliches Symbol der Dreifaltigkeit bekannt, steht hier wahrscheinlich für die Allgegenwart Gottes. ======= ans-409 Personalia Natan Nate b. Awraham Transkription ‎‏פ״ט‏‎ ‎‏הגביר המפורסם התורני המופלא פו״מ מוהר״ר נתן נטע ז״ל‏‎ ‎‏בן כהר״ר אברהם ז״ל אבערנדערפער‏‎ ‎‏פה אנשבאך‏‎ ‎‏מ*עלוליו הנעימים בעליל נודעים‏‎ ‎‏ו*נאום מהלול מעשהו בפה דלים ושועים‏‎ ‎‏ה*קדים לרעב לחמו ולאביון ארוחתו‏‎ ‎‏ר*בים פניו חלו איש איש בקשתו‏‎ ‎‏ר*ועה נאמן היה ורצוי לקהל עדתו‏‎ ‎‏נ*פשו עמלה לו בתורת ה׳ וחקותה‏‎ ‎‏ת*ורת חסד על לשונו חתר לסקל נתיבותה‏‎ ‎‏נ*שא ונתן באמונה תפקידו לא שנה‏‎ ‎‏ז*כר מעשהו שארית לנו נשמתו בשמי מעונה‏‎ ‎‏ל*קץ הימין יעמוד יתענג מזיו השכינה‏‎ Übersetzung Hier ist geborgen der weitbekannte Gebieter, der wunderbare Toragelehrte, der Vorsteher und Leiter, unser Lehrer und Meister, Herr Natan Nate, sein Andenken zum Segen, Sohn des geehrten Meisters, Herrn Awraham, sein Andenken zum Segen, Oberndörfer, hier, Ansbach. Seine angenehmen Werke sind allgemein bekannt, und die Rede zum Lob seiner Taten ist im Munde von Darbenden wie von Edlen, zuvorkommend (erteilte) er dem Hungrigen sein Brot und dem Bedürftigen sein Mahl, viele wandten sich an ihn, ein jeder mit seinem Anliegen, ein verlässlicher Hirte war er, und beliebt bei seiner Gemeinde, ›seine Seele mühte sich‹ in der Lehre des Ewigen und ihrem Rechtsatz, ›(mit) milder Lehre auf seiner Zunge‹ war er bestrebt, ihr die steinigen Wege zu bahnen, ›er handelte und wandelte in Treuen‹, ›seine festgesetzte Ordnung änderte er nicht‹, das Andenken an seine Werke ist, was uns bleibt, seine Seele weilt in der himmlischen Wohnstätte, ›am Ende der Tage‹ stehe sie auf, (um) sich im Glanze der Schechina zu vergnügen Zitatapparat Zl 10: Spr 16,26 Zl 11: Spr 31,26 Zl 12: bShab 31a | Zl 12: bSan 42a, und im Segen über den Neumond Zl 14: Dan 12,13 Kommentar Die Inschrift für Natan Oberndörfer beschreibt diesen nicht nur als tätigen und wohltätigen Vorsteher und Leiter der Gemeinde, sondern weist ihn auch als talmudisch gebildeten Mann aus, der sich mit Rechtssprechung und Unterweisung befaßte. Dies weist auf die Beteiligung der Vorsteher ("Barnossen") an der durch die Rabbiner ausgeübten Rechtssprechung hin, die in Ansbach zur Bildung eigener "Barnossentribunale" führte, in denen die Gemeindevorsteher neben ihrer Beteiligung an der rabbinischen Gerichtsbarkeit eigene Rechtsbefugnisse ausübten. Das Symbol des in ein Dreieck eingeschriebenen und von Strahlen umgebenen Auges, sowohl als Freimaurersymbol als auch als christliches Symbol der Dreifaltigkeit bekannt, steht hier vermutlich für die Allgegenwart Gottes. Zl 5a: Es müßte eigentlich ‎‏מעלל‏‎ / ma'alal statt ‎‏מעלול‏‎ / ma'alul lauten; hier wurde vermutlich diese Form in Anlehnung an das ähnlich klingende Wort ‎‏מהלול‏‎ / mihilul in der folgenden Zeile gewählt. Zl 8a: Vgl. Sprüche 19,6 (dort, in der Übersetzung von Leopold Zunz: "Viele begrüßen das Anlitz des Vornehmen..."). ======== ans-9000 Transkription Israelitischer Friedhof, errichtet im 19. Jahrhundert, während des Nazireiches dem Erdboden gleichgemacht. Durch das Staatskommisariat für R.R.P.V. gemeinsam mit dem Stadtrat Ansbach 1946 wieder hergestellt, erneut geschändet in den Jahren 1948 und 1950 Gebt unseren Toten endlich den Frieden! Kommentar Zl 6: Die Abkürzung RRPV steht für "rassisch, religiös und politisch Verfolgte". Dieses Staatskommissariat unter Leitung von Philipp Auerbach war ein Vorläufer des 1949 eingerichteten Bayrischen Landesentschädigungsamtes. Gerhard Fürmetz hat in einem 2004 erschienenen Artikel ausführlich die Geschichte dieses Staatskommissariats und seines Leiters Philipp Auerbach beleuchtet. Im Folgenden einige Auszüge aus seinen Ausführungen: "Wie kaum ein anderer hat Philipp Auerbach (1906-1952) die Anfänge der Wiedergutmachung in Westdeutschland nach 1945 geprägt. Durch seine zahlreichen Funktionen im Staatsdienst und in Organisationen ehemaliger Verfolgter gelang es ihm, 'Wiedergutmachung' an den Opfern des Nationalsozialismus in einem sehr weiten Sinn zu betreiben. Seine eigenwillige Vorstellung davon, wie Rückerstattung, Entschädigung, Entnazifizierung und öffentliches Gedenken miteinander verbunden werden sollten, trug ihm jedoch heftige Gegnerschaft ein. 1952 wurde er in einem hochpolitischen Prozess verurteilt und nahm sich unmittelbar danach das Leben." "Die staatliche Behörde, der Philipp Auerbach in Bayern vorstand, unterschied sich grundlegend von anderen Dienststellen. Hervorgegangen war das Amt aus zwei ursprünglich separaten Staatskommissariaten für die Betreuung der Juden und für die politisch Verfolgten, die seit Oktober 1945 bzw. März 1946 unter der Leitung von Hermann Aumer bzw. Otto Aster gestanden hatten. Mit Auerbachs Ernennung im September 1946 wurden diese beiden kleinen und mäßig einflussreichen Apparate zu einer neuen Spezialbehörde verschmolzen, die dem Innenministerium nachgeordnet war. Erst unter Auerbachs Ägide wurde aus dem Staatskommissariat für die Opfer des Faschismus (bis Oktober 1946) bzw. für rassisch, religiös und politisch Verfolgte (ab November 1946) eine bürokratische Organisation, freilich mit einem extrem dominierenden Chef an der Spitze. Zwei Jahre später, im November 1948, wurde das Staatskommissariat erneut umgewandelt. Nun übernahm das Finanzministerium die Kontrolle. Trotz der Umbenennung zum Landesamt für Wiedergutmachung blieb das frühere Staatskommissariat allerdings im Kern erhalten, abgesehen davon, dass nun eine weitgehend selbständige Abteilung für Rückerstattung hinzukam, die in den beiden Jahren zuvor zum konkurrierenden Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung gehört hatte. Der Versuch, Auerbachs Kompetenzen dadurch zu beschneiden, dass man ihn nur noch als Generalanwalt für Wiedergutmachung, also als Interessenvertreter der Verfolgten auftreten lassen und den größten Teil der Behörde eng an das Finanzministerium binden wollte, scheiterte allerdings am Einspruch der Militärregierung. Stattdessen wurde Auerbachs Schlüsselrolle neuerlich hervorgehoben, als wesentliche Teile seines Landesamts für Wiedergutmachung im November 1949 im neu gegründeten Landesentschädigungsamt aufgingen - mit ihm selbst als Präsidenten. Die Rückerstattungsabteilung fiel an das Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung zurück. Von diesem Zeitpunkt an waren die Zuständigkeiten für Rückerstattung und Entschädigung in Bayern klar voneinander getrennt. Auerbachs Behörde gab sich jedoch keineswegs nur mit Entschädigungsfragen im engeren Sinne ab. In den 'wilden Jahren' seit 1946 war es Auerbach gelungen, eine differenzierte Organisation mit außergewöhnlich vielfältigen Kompetenzen zu schaffen. Analog zu seinem persönlichen, äußerst weit gefassten Wiedergutmachungskonzept hatte sich das von Auerbach geführte Staatskommissariat ein breites Spektrum von Verantwortungsbereichen aneignen können, ohne dass die bayerische Staatsregierung ernstlich dagegen eingeschritten wäre. Zu den größtenteils selbst definierten Aufgaben zugunsten jeglicher Opfer des Nationalsozialismus" zählte nicht zuletzt die Errichtung und der Unterhalt von KZ-Gedenkstätten und jüdischen Friedhöfen.