Frankfurt am Main, Battonnstraße

3875 headstones (1272-1828)

ffb

transcription
‎‏הגבירה מר׳ בילא א׳ ה״ר מענדלן לייכט‏‎
‎‏ז׳ אדר שני תט״ו‏‎
3‎‏מצב׳ אשה ישר׳ ותמימה‏‎
‎‏כל כבודה בת מלך פ‏‎
‎‏פנימה אשר טוב עשתה‏‎
6‎‏בעמה היקרה והטהורה‏‎
‎‏צנועה וחסידה מר׳ בילא‏‎
‎‏בת הקצין הפרנס כמר‏‎
9‎‏שמואל זנוויל קן שלי״ט‏‎
‎‏נפטרת ונקברת יום ג׳ ז׳‏‎
‎‏אדר שני תט״ו ל׳ תנצב״ה‏‎
translation
Die Herrin, Frau Bella, Gattin des Meisters, Herrn Mendlen Leucht,
7. des zweiten Adar 415.
Grabmal einer aufrechten und lauteren Frau,3
alle Herrlichkeit der Königstochter
im Innern, welche Gutes tat
an ihrer Gemeinschaft, die Teure und die Reine,6
züchtig und fromm, Frau Bella,
Tochter des Einflußreichen, des Vorstehers, des geehrten Herrn
Schmuel Sanwil Kann, er lebe viele gute Tage,9
verschieden und begraben Tag 3, 7.
(des) zweiten Adar 415 der Zählung. Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens
commentary
line 1: ‎‏בילא‏‎ , hier wiedergegeben als Bella. ‎‏לייכט‏‎ (etwa: leicht/leucht), wiedergegeben als Leucht. Obwohl ihr Gatte mehr als ein Jahr vor ihr verstorben war, trägt sein Name nicht den üblichen Zusatz ‎‏ז״ל‏‎ sein Andenken zum Segen.
line 3: vgl. Ijob 1,1 in Inschriften für Frauen sehr selten.
line 4: Zitat Ps 45, 14a. Die gegebene Übersetzung für ‎‏פנימה‏‎, im Innern, läßt wie der hebräische Text offen, worauf sich das "Innere" bezieht - ist gemeint, daß ihre Herrlichkeit "innerlich" ist, oder weist der Text auf ihren Wirkungsort drinnen, im Hause, hin? Die Auslegungsgeschichte dieses Psalmverses birgt beide Möglichkeiten. Vielleicht stellen die folgenden Worte der Inschrift "welche Gutes tat an ihrer Gemeinschaft" eine Ausdeutung des Inschriftenschreibers dar, welcher den Wirkungskreis der Frau Bella weiter gezogen sehen möchte als nur auf das Innere des Hauses beschränkt.
line 9: ‎‏זנוויל‏‎ (etwa: sanwel/sanwil), hier wiedergegeben als Sanwil. Kann, geschrieben ‎‏קן‏‎ (etwa: kan/ken).
Laut sk wurde Bella oben, in der Mitte des Friedhofs, begraben; vor ihr der Grabstein von Krenle, in ihrer Nähe die Steine von Gelhausen und von Gele G. Mendle. Bella kam aus einer reichen und hochangesehenen Familie. Ungeachtet der schweren Zeiten des Dreißigjährigen Krieges waren ihr Vater und die Mehrzahl seiner Verwandten ausgesprochen wohlhabend und gehörten zu den höchstbesteuerten Frankfurter Juden. Dem entspricht sein von der Grabinschrift angegebener Titel "der Einflußreiche, der Vorsteher". Auch die Familie des Gatten von Bella genoß hohes Ansehen. Mendel Leuchts Urgroßvater R. Menachem (Männle) Bacharach zum Knoblauch wurde durch seine drei Söhne zum Stammvater der bekannten Familien Bacharach zur Leuchte, Knoblauch, Lindwurm, Drach, Rost und May. Doch die Inschrift für Bella erschöpft sich nicht in der Ehrung ihrer männlichen Angehörigen - sie selbst wird als ‎‏הגבירה‏‎ die Herrin, Fürstin, geehrt. An drei Stellen bedenkt die Inschrift sie mit paarig angeordneten, lobenden Attributen: ‎‏ ישרה ותמימה‏‎ (aufrecht und lauter), ‎‏ היקרה והטהורה‏‎ (die Teure und die Reine), ‎‏ זנועה וחסידה‏‎ (züchtig und fromm) war sie. Dies geht über eine "Standardehrung" hinaus, ist sorgfältig formuliert und mit Bedacht angeordnet. Aus ihrer Inschrift erfahren wir auch, daß Bella "Gutes an ihrer Gemeinschaft tat", auch dies keine der eher standardisierten Wendungen für die traditionelle Wohltätigkeit, bestehend in der finanziellen Unterstützung sozial schwacher Gemeindemitglieder, und in der Regel eine Domäne der Frauen. Die ungewöhnliche Würdigung von Bellas Verdiensten an der Gemeinde weckt die Vorstellung, daß ihre Wirkungsstätte nicht auf "das Innere des Hauses" beschränkt blieb, sondern daß sie am Einfluß ihres Vaters Schmuel Sanwil Kann Anteil hatte.
Steinform und Darstellung des Hauszeichens sind hier ähnlich wie beim Stein des ein Jahr zuvor verstorbenen Gatten.
dimensions
139 x 104 x 20 cm
condition
Weitgehend gut erhalten, Verwitterungen im unteren Drittel des Grabmals.

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