Stockelsdorf

36 Grabmale (1812-1915)

sto

Transkription
‎‏האבן הזאת לספר כל‏‎
‎‏מעלותיך‏‎
3‎‏כי ברוך אתה בילדותיך‏‎
‎‏בגן עדן יעשו לך חופתך‏‎
‎‏כי בך בחר אלקיך‏‎
6‎‏ה״ה הבחור פלטי בן ר׳‏‎
‎‏צבי הלוי הנקרא‏‎
‎‏הארוויטץ‏‎
9‎‏מניישטאדט הלך לעלמה‏‎
‎‏דקשוט בארבע ועשרים‏‎
‎‏שנה ושמונה חדשים‏‎
12‎‏ושלוש עשרי ימים ביום‏‎
‎‏ד׳ כ״ח תשרי ונקבר ביום ה׳‏‎
‎‏כ״ט תשרי בשנת תר״מ לפ״ק‏‎
15‎‏תנצב״ה‏‎
[verso]
Hier ruht
Paul Horwitz
18aus Neustadt
geboren den 15. Adar 5616
gestorben im Alter von 24 Jahren
218 Monaten 13 Tagen
am 24. Tischri 5640
Sanft ruhe seine Asche
Übersetzung
›Dieser Stein‹ möge berichten von all
deinen Vorzügen,
denn gesegnet bist du in deiner Jugend,3
im Garden Eden wird dein Trauhimmel errichtet werden,
denn ›dich erwählte dein G'tt‹,
es ist der Junggeselle Palti, Sohn des Herrn6
Zwi Halevi Horwitz, genannt
Horwitz
aus Neustadt, er ging ›in die Welt9
der Wahrheit‹ (im Alter von) vierundzwanzig
Jahren und acht Monaten
und dreizehn Tagen am Tag12
4, 28. Tischri, und wurde begraben am Tag 5,
29. Tischri im Jahr 640 der kleinen Zählung.
Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens15
verso
Zitate
Zl 1: Gen 28,22 Zl 5: Dtn 7,6 Zl 9f: Vgl. Midrasch Tanchuma, ‎‏אמור סימן ב׳‏‎.
Kommentar
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein waren jüdische Grabsteine ausschließlich auf Hebräisch beschriftet. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts tauchen in Berlin die ersten deutschen Inschriften auf, zunächst in hebräischen, dann aber schnell in lateinischen Buchstaben, und breiten sich von dort nach und nach immer weiter aus, bis sie Ende des 19. Jahrhunderts oder Anfang des 20. Jahrhunderts Hebräisch als Inschriftsprache vielerorts manchmal ganz verdrängen. Dieses Grabmal ist das älteste erhaltene Grabmal auf diesem Friedhof, das zusätzlich eine deutsche Inschrift trägt. Noch bleibt das Hebräische jedoch vorherrschend, die deutlich kürzere deutsche Inschrift ist auf der Rückseite des Grabmals angebracht. In ihrer Form orientiert sie sich an damals üblichen deutschen Grabinschriften, mit den Namen und Lebensdaten zwischen einer Einleitungsformel und einem Schlußsegen, gibt jedoch die Daten nach dem jüdischen Kalender an.
Eine für Stockelsdorfer Verhältnisse sehr lange und aufwendige hebräische Eulogie, die gereimt ist und den jung Verstorbenen direkt anspricht. Ungewöhnlich und selten ist eine solch genaue Angabe des Alters eines Verstorbenen, hier in beiden Inschriften, auf Hebräisch und auf Deutsch, durch die sich die vernichteten Hoffnungen der Eltern und die Trauer um den Verlust des jungen Mannes ausdrückt.
Die hebräische Inschrift gibt den Sterbetag mit "Tag 4, 28. Tischri 640" an, dies entspricht Mittwoch, dem 15. Oktober 1879. In der deutschen Inschrift ist der 24. Tischri 5640 angegeben, dieser war auf Schabbat, Samstag, den 11. Oktober 1879 gefallen und stimmt damit nicht mit den in der hebräischen Inschrift genannten Wochentag überein. Auch die Angabe des Geburtstages in der deutschen Inschrift, 15. Adar 5616, lässt sich nicht mit der genauen Altersangabe in Einklang bringen, zudem war das Jahr 616 ein Schaltjahr, hatte also zwei Schaltmonate, den Ersten und den Zweiten Adar. Vermutlich muss hier die Angabe "5615" lauten. Rechnet man vom 28. Tischri 640 um 24 Jahre, acht Monate und 13 Tage zurück, ergibt sich der 15. Schwat 615, der 3. Februar 1855.
Zustand
2014: Das Grabmal ist verwittert, die linke obere Ecke ist abgebrochen.

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