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Acholshausen (Gemeinde
Gaukönigshofen, Kreis Würzburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Acholshausen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1919
(offizielle Auflösung jedoch erst zum 1. August 1937 s.u.).
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18. Jahrhunderts zurück. 1580
und 1589 werden erstmals Juden am Ort genannt.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert
wie
folgt: 1814 57 jüdische Einwohner (15,5 % von insgesamt 368), 1867 43
(12,1 % von 356), 1880 31 (8,9 % von 350), 1900 25 (6,8 % von 368).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden die folgenden
jüdischen Familienvorstände auf neun Matrikelstellen genannt (mit neuen
Familiennamen und Erwerbszweig): Wolf Jakob Straus (Handelschaft), Kalman Hirsch
(Schmuserei), Faust Levi Blumm (Schmuserei), Hirsch Kalmus Weil, Herz Simon Bach
(Handelschaft und Schmuserei), Moses Samuel Reis (Handelschaft und Schmuserei),
Jakob Wolf Wolfsheimer (Handelschaft und Schmuserei), Samuel Bach, Witwe von
Abraham Hirsch Hofmann (lebt von Nähen und Stricken).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und
ein rituelles Bad. Die
Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Allersheim
beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - bereits
Ende des 19. Jahrhunderts gemeinsam mit Gaukönigshofen
- ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl.
Ausschreibung der Stelle 1891, siehe unten). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk in Kitzingen.
Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde wurden die am Ort noch lebenden
jüdischen Einwohner der jüdischen Gemeinde in Gaukönigshofen
zugeteilt. 1924 handelte es sich dabei um 11 jüdische
Einwohner.
1933 wurden noch sechs jüdische Einwohner gezählt (1,7 % von insgesamt 343).
Bis 1938 verließen vier von ihnen den Ort (drei davon zogen nach Gaukönigshofen). Beim Novemberpogrom 1938 wurde der einzige hier noch
lebende jüdische Bürger (Moritz Weil) von SA- und SS-Männern aus Ochsenfurt überfallen,
misshandelt und sein Besitz zerstört. Er wurde über Aub nach Ochsenfurt ins
Gefängnis gebracht. Moritz und Betty Weil wurden gemeinsam mit den Juden von Gaukönigshofen am 24. März 1942
nach Izbica bei Lublin deportiert.
Von den in Acholshausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Adolf Bach (1874), Isaak Bach
(1871), Sara Krebs geb. Weil (1897), Ernestine Oppenheimer geb. Bach (1862),
Bertha Sauer geb. Wolfsheimer (1880), Paula Simon geb. Hirsch (1866), Betty Weil geb. Kuhn (1906),
Ferdinand Weil (1889), Moritz Weil (1898).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der gemeinsamen Lehrerstelle Gaukönigshofen
mit Acholshausen 1891
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1891: Erledigt
ist die israelitische Lehrerstelle in Gaukönigshofen
mit Acholshausen.
Ertrag 850 Mark Fixum nebst freier Wohnung. Schächterfunktion mit
Nebenverdienst ca. 600 Mark. Staatliche geprüfter Lehrer wird bevorzugt.
Dem die Stelle erhaltenden Lehrer wird Reiseentschädigung gewährt.
Gesuche sind zu richten an F. Braunschild, Kultusvorsteher in
Gaukönigshofen." |
Auf diese Anzeige hat sich erfolgreich
Lehrer Julius Bravmann beworben. |
Berichte aus dem jüdischen
Gemeindeleben
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben konnten in
den überregionalen jüdischen Periodika noch nicht gefunden werden. Der einzige
bisher gefundene Artikel bezieht sich auf die Auflösung der jüdischen Gemeinde
zum 1. August 1937:
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
August 1937: Bekanntmachung über Auflösung der Israelitischen
Kultusgemeinden Acholshausen und Trappstadt.
Das Präsidium des Rats hat nach Anhörung der zuständigen
Bezirksrabbinate am 9./11./12. Juli beschlossen: Die Israelitischen
Kultusgemeinden
Acholshausen, Rabbinatsbezirk Kitzingen,
Trappstadt, Rabbinatsbezirk Burgpreppach
werden gemäß § 25 der Verbandsverfassung für aufgelöst erklärt.
Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht unter Hinweis
auf § 25 der Verbandsverfassung, laut welchem gegen den Beschluss jedem
Gemeindemitglied binnen einer Frist von einem Monat nach dieser
Bekanntmachung die Beschwerde zum Landesschiedsgericht des Verbandes
zusteht. Die Beschwerdefrist beginnt mit Veröffentlichung dieser
Bekanntmachung. München, den 19. Juli 1937. Verband Bayerischer
Israelitischer Gemeinden. Dr. Neumeyer". |
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Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1937: "München.
Das Präsidium des Rates des Verbandes Bayerischer Israelitischer
Gemeinden hat nach Anhörung der zuständigen Bezirksrabbinate die
Kultusgemeinden Acholshausen (Rabbinatsbezirk Kitzingen) und Trappstadt
(Rabbinatsbezirk Burgpreppach) als aufgelöst
erklärt." |
Zur Geschichte der Synagoge
Die Synagoge wurde um 1850, nach anderen Angaben erst 1882
erbaut. Vermutlich wurden in ihr nach Auflösung der jüdischen Gemeinde 1919
kaum noch Gottesdienste abgehalten.
Das Gebäude wurde beim Novemberpogrom 1938 demoliert, obwohl es als
jüdisches Gottesdienst nicht mehr verwendet wurde. Bei einem
Luftangriff 1944 brannte das Gebäude fast vollständig ab. Die Ruine blieb bis
heute im Bereich des Erdgeschosses stehen. Es sind die Umrisse zweier Fenster
erhalten. Neben den Mauerresten befindet sich ein Gemüsegarten. Gleichfalls
bestehen noch die Überreste des rituellen Bades.
Adresse/Standort der Synagoge: Obere Gasse 1
Fotos
(Foto des Grabsteines: Detlef Ernst Rosenow im Mai 2007)
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Die Synagogenruine
in Acholshausen
(Foto links: Gemeinde Gaukönigshofen, rechts aus Schwierz s.Lit.) |
Grabstein für
Regina Weil aus Acholshausen in
Allersheim
- die Toten der jüdischen Gemeinde
Acholshausen wurden auf dem dortigen
Bezirksfriedhof beigesetzt |
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Neue Fotos werden
bei Gelegenheit erstellt; über Zusendungen freut sich der
Webmaster von
Alemannia Judaica, Adresse siehe Eingangsseite. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 247. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 31. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 435-436.
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| Nennung von 1580/89: Thomas Michel: Die Juden von
Gaukönigshofen/Unterfranken 1550-1942.
Reihe: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bd. 38. Würzburg
1988 S. 55. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 225-226. |
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