Der jüdische Friedhof in
Bretzenheim könnte noch im 17. Jahrhundert angelegt worden sein. Er soll bereits gegen Mitte des 18. Jahrhunderts
erweitert worden sein.
Nach anderen Angaben fällt die Entstehung des Friedhofes erst in die
"Preußenzeit", zumal der Friedhof exakt die Größe eines preußischen
Morgens hat. Der älteste erhaltene Grabstein trägt das Datum vom 25. November
1863, der jüngste
datiert vom 24. September 1932. Auf dem Friedhof sind noch zehn Einzel- und
drei Doppelgräber erhalten.
In der NS-Zeit wurde der Friedhof nicht beseitigt: der damalige
Bürgermeister Karl Schmidt hat sich nach Aussagen von Hedwig Graf geborene
Schweig, die als Jüdin mit einem evangelischen Einwohner verheiratet war und
die NS-Zeit in Bretzenheim überlebte, den Aufforderungen der Behörden, den
Friedhof zu beseitigen, widersetzt. Dennoch wurden 1941/42 die Grabmale
umgestürzt, ein Teil der Steine gestohlen und im Ort als Bodenbelag oder als
Trittsteine zweckentfremdet.
Anfang 1945 wurden auf dem Friedhof
38 KZ-Häftlinge beigesetzt, die mit insgesamt etwa 500 anderen
KZ-Häftlingen gegen Kriegsende im Bereich von Bad Kreuznach zur Zwangsarbeit
gezwungen waren. Bei diesen KZ-Häftlingen handelte es sich um Angehörige
verschiedener europäischer Nationen, teilweise um Kriegsgefangene. Sie hatten ihre Arbeit
(unter Kommando einer SS-Baubrigade) unter katastrophalen Lebens- und Ernährungsbedingungen
zu leisten.
Viele starben an Hunger, Krankheiten oder wurden ermordet. Die auf dem
jüdischen Friedhof Bretzenheim beigesetzten Personen wurden im Oktober 1948 in
einen Ehrenfriedhof in den städtischen Friedhof Bad Kreuznach umgebettet,
im August 1952 auf einen eigenen Ehrenfriedhof für die Opfer des Faschismus in
den französischen Friedhof.
Der jüdische Friedhof in Betzenheim musste im Januar 1946 von ehemaligen
NS-Parteigenossen wieder hergerichtet werden. Umgestürzte Grabsteine wurden
wieder aufgerichtet, Bäume geschnitten, Hecken beseitigt und der eingefasste
Weg wieder hergestellt. 1951 wurde der Friedhof der Jüdischen Kultusgemeinde für die
Kreise Kreuznach und Birkenfeld übertragen. 1959 ist der bis dahin
vorhandene behelfsmäßige Zaun durch einen Jägerzaun ersetzt und ein
verschließbares Tor angebracht worden.
Die
Friedhofsfläche umfasst 21,86, nach anderen Angaben 22,55 ar (letzteres wäre 1
"Preußischer Morgen").
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt an der Gemarkungsgrenze zwischen Bretzenheim und Bad Kreuznach im
Distrikt "Johanneshohl" (Gemarkung "Auf dem Galgen"). Er
liegt bei den Kreuzungen / Kreisverkehr-Anlagen zwischen B 41 und B 48
(Nördliche / Östliche Umgehungsstraße von Bad Kreuznach). Eine Zufahrt zum
Friedhof besteht unmittelbar von dem auf Gemarkung Bretzenheim liegenden
nördlichen Kreisverkehr).
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 27.6.2008; die in eckigen Klammern
angegebenen Zahlen beziehen sich auf die Dokumentation "Jüdische
Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach s.Lit.
Fotos zum jüdischen Friedhof Bretzenheim auch in der Website von Stefan Haas:
https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-rlp-iv/)
Das Eingangstor
Hinweistafel
Blick in den Friedhof - es
sind die
Rückseiten derselben Grabsteine wie in
der nächsten Fotoreihe
Mitte zu sehen
Blick über den Friedhof in
Richtung des Einganges
vorne links: Rückseite des
Grabsteines
für Abraham Schweig (s.u.), rechts
Grabstein für Johanna
Schubach
(1850-1908) [12], Mitte Doppelgrab
unvollständig, Grabplatte
fehlt [11]
Teilansicht, hinten
"Ruhestätte der
Familie Abraham Weiß" [3];
Grabstein links:
Grabplatte fehlt [1],
Grabstein Mitte: nicht beschriftet [2]
Grabstein für Abraham Schweig
(1835-1905) und Dina Schweig geb.
Schubach (1836-1914) [10]
Grabstein für Benedikt
Schweig
(gest. 8.4.1879 im Alter von
73 Jahren) [8]
Grabstein für Wilhelmine
Mayer geb.
Schloss (Frau von Leopold Mayer,
1821-1865) [5], dahinter
Grabstein
für Leopold Mayer (1806-1863) [4]
Rückseite des Grabsteines
für
Wilhelmine Mayer [5]
Grabstein für Moritz Schweig
(1867-1932) und Bertha Schweig
geb. Natt (1866-1925) [13]
Video zum jüdischen Friedhof in Bretzenheim
(erstellt von Michael Ohmsen)
Maren Heyne: Stille Gärten - beredte Steine.
Jüdische Friedhöfe im Rheinland. Bonn 1994 S. 126-127.
Hans Schneider: Die Geschichte der Juden von
Bretzenheim an der Nahe. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 10. Jahrgang
Ausgabe 2/2000 Heft Nr. 19. S. 32-49. Online
zugänglich (als pdf-Datei eingestellt, 13 MB).
Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad
Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe
des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 129-146.
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