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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Buttenhausen (Stadt
Münsingen, Landkreis Reutlingen)
Jüdischer Friedhof
Hinweis: ein Team des Historischen
Seminars der Universität Heidelberg hat nach der Durchführung eines Projektes
"Jüdischer Friedhof Buttenhausen"
eine Website
zur jüdischen Geschichte in Buttenhausen erstellt (Februar 2010).
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
siehe Seite zur Synagoge in Buttenhausen (interner
Link)
Zur Geschichte dieses Friedhofes
1789
konnte die jüdische Gemeinde Buttenhausen einen eigenen Friedhof am Nordhang
des Mühlbergwaldes (über dem jüdischen Wohngebiet) anlegen (Fläche 39,87 a).
Der Friedhof wurde bis in die NS-Zeit belegt. Auf ihm befinden sich ein Gedenkstein für die jüdische Gemeinde und eine
Hinweistafel mit Angaben zu ihrer Geschichte (der Weg zum Friedhof ist von der
Ortsmitte an ausgeschildert).
Aus der Geschichte des Friedhofes
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. April 1930: "Buttenhausen. Durch
zündelnde Kinder wäre am 31. März beinahe ein Waldbrand entstanden. Die
Kinder hatten einen Rain angezündet. Das Feuer verbreitete sich durch den
heftigen Wind mit rasender Geschwindigkeit über den hart am Waldrand
gelegenen israelitischen Friedhof. Nur dem raschen energischen
Eingreifen mehrerer Dorfbewohner ist es zu danken, dass der Brand
innerhalb des Friedhofes gelöscht werden konnte und somit der Wald
verschont blieb." |
Die Lage des Friedhofes
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Lage des jüdischen Friedhofes Buttenhausen
(durch
Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren)
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Lage des jüdischen Friedhofes
in Buttenhausen auf dem
Stadtplan Münsingen: oben anklicken und unter
"Behörden
und öffentliche Einrichtungen" weiterklicken zu
"Friedhof,
jüd., Buttenhausen" |
Fotos
Historisches Foto
(Quelle: Jüdische Friedhöfe und Gotteshäuser in
Württemberg. Hg. vom Oberrat der Israeliten in Württemberg 1932)
Neuere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 13.10.2003)
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Letztes Hinweisschild zum
jüdischen Friedhof |
Eingangstor |
Weg in den Friedhof
vom
Eingangstor |
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Der Gedenkstein
von drei Seiten |
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Teilansichten des
Friedhofes |
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Kindergräber |
Trotz der
Renovierungsbemühungen
schreitet die Grabsteinzerstörung
voran |
Mehrere Grabsteine enthalten
auf
der Rückseite Gedichte für
den/die Verstorbene/n |
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Einzelne
Grabsteine |
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Die vermutlich letzte
Beisetzung 1943 |
Hölzerne Grabstele, wie sie
seit 1939
verwendet wurde, nachdem Juden keine
Grabsteine mehr bekommen
konnten
(im Museum Bernheimer'sche Realschule) |
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Installation von
Thomas Felder für diejenigen, die auf Grund der Deportation
und Ermordung
kein Grab in diesem Friedhof fanden |
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Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)
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Eingangstor
zum Friedhof |
Gedenksäule für die
jüdische Gemeinde |
Teilansicht des
Friedhofes |
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Einzelne Grabsteine |
Pflanzenornamentik |
Levitenkanne |
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Ein Lehrerausflug nach
Buttenhausen mit Walter Ott,
gefunden bei: Quelle |
Die erste, noch handschriftliche
Hinweistafel zur
jüdischen
Geschichte in Buttenhausen (1983) |
Die Hinweistafel seit
Ende der 1980er-Jahre |
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Fotos um 1970
(Fotos: R. Klotz) |
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Grabstein für
Raphael S. Bernheimer |
Teilansicht |
Teilansicht |
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Grabstein für
Hirsch Hochstetter
(mit Hirsch als Symbol) |
Kindergrab |
Grabstein für
Cäcilie Hochstetter
(gest. 1845) |
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Grabstein für
Jendel Marx
(gest. 1873) |
Grabsteine für
Jetele (?),
Frau des Naftali Levi |
Grabstein für
Elieser Sohn
des Schmuel |
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Links: Grabstein
für Karoline Öttinger
geb. Bernheimer (?) |
Grabstein für
Feile Adler |
Grabstein für
Rebeca Einstein |
Weitere Fotos: vgl.: http://www.pantel-web.de/bw_mirror/history/bw324.htm
Text
An der Stätte des Todes
(von Theodor Rothschild, 1879-1944, langjähriger Leiter des
Israelitischen Waisenhauses Wilhelmspflege in Esslingen, gebürtig aus
Buttenhausen; Text abgedruckt in Theodor Rothschild, Bausteine. Neue Folge.
Frankfurt/Main 1927 S.138ff)
In dem freundlichen Albdörfchen Buttenhausen wohnen Christen und Juden etwa
je hälftig nebeneinander. Ich erinnere mich nicht, dass das gute Verhältnis
der beiden je ernstlich getrübt worden wäre. Wir hatten am Ende des Dorfes ein
gemeinsames Schulhaus. In demselben waren zwei Schulzimmer und zwei
Lehrerwohnungen je mit gesonderten Eingängen. In dem einen Zimmer wurde die
christliche Jugend groß und stark und mit den Künsten des Lesens und
Schreibens vertraut gemacht, und in dem anderen saßen die jüdischen Buben und
Mädels und wuchsen empor zu reifen, vollen Menschen. Am Samstag war unser
Schulzimmer geschlossen. Wir zogen festlich gekleidet zur Synagoge, die auf
einer Anhöhe stand und uns allen ein Heiligtum voll Heimlichkeiten und Geheimnissen
war. Dagegen schritten wir am Sonntag mit dem Bücherranzen wieder zur Schule,
wenn unsere christlichen Kameraden zur Kirche gingen. Diese lag auf dem
entgegengesetzten Berge. Kirche und Synagoge standen friedlich über dem Tal
einander gegenüber als zwei Stätten menschlicher Gottesverehrung. Und hinter
beiden lagen am Berghang, am Rande des Waldes, die beiden Friedhöfe.
Wenn Christen und Juden im Dorf neben- und miteinander lebten, wenn sie
sich gegenseitig halfen und unterstützten: am Schul- und am Kirchentore
trennten sich ihre Wege, und die da unten miteinander gelebt, sie sollten nicht
nebeneinander liegen, wenn das Leben erloschen und der Todesschlag begonnen.
Durch das Tal voneinander getrennt lag auf der linken Seite in den Mauerresten
alter Schlossruinen der christliche Friedhof und auf der rechten am Waldesrand,
umzäunt von niedern Tannen der jüdische "Gute Ort", wie wir ihn
nannten. Und über die beiden Friedhöfe - über den kreuzgeschmückten und
über jenem, wo nur Grabsteine aus rotem und gelbem Sand aufragten, lag wie ein
weites verbindendes Band der gemeinsame Himmel. Der jüdische Friedhof hatte
eigentlich zwei Hälften. Im südlichen Teil lag die alte Hälfte. Von den dort
begrabenen Leuten kannten wir nicht einen. Die Grabhügel waren kaum mehr zu
erkennen, die Grabsteine verwittert und verfallen und in die Erde gesunken.
Buschwerk hatte fast alle Gräber überwuchert. Nur ein schöner großer
Grabstein mit Marmortafeln stand mitten im Trümmerfelde, an der Stätte des
Zerfallens, des Sterbens. Einer vom Dorf, der in Amerika reich geworden ist,
sollte dort unten ausruhen, so erzählten wir uns. Sooft wir vom Dorf zum
"Gutort" aufsagen, immer traf unser Blick zuerst diesen großen Stein
und er schien uns fremd und fern. Er war nicht aus dem heimischen Boden
gewachsen. - Der andere Teil, die nördliche Hälfte, getrennt von der
südlichen durch einen Grasweg, zeigte schönere Grabdenkmäler. Die Gräber
waren eingefasst, teilweise angepflanzt und mit Gittern versehen. Nicht Tod und
Vergehen sollte das Beth-Chajim - Raum des Lebens - allein uns künden, nein,
auch Entstehen, Fortschreiten, neuen Anfang, Blühen aus Untergang und Ende.
Dunkle Tannen, kräftige Buchen vom nahen Wald hängten ihre Zweige schützend
über die erste Gräberreihe neben dem Zaun. Geheimnisvoll mischte sich ihr
Rauschen in das Geflüster der abgeschiedenen Seelen. Der dunkle Wald, der
gleichsam aus dem "Gutort" herauswuchs, erhöhte das Rätselhafte
dieses Ortes. Tausend ängstliche Träume durchzogen unsere Seele, wenn wir dann
und wann diesen ruhigen, stillen Ort bei einem Begräbnis besuchten. Einfach,
ruhig und würdig ging es dabei zu. Wir fühlten das Geheimnisvolle des Todes,
mächtig ergriff uns das stimme Weinen der Leidtragenden, das harte, polternde
Aufschlagen der Erdschollen auf den hölzernen, schmucklosen Sarg. Unten im Dorf
war's zwar ruhig, aber doch ging das Leben dort weiter. Die Landstraße entlang
fuhr ein Wagen und kümmerte sich nicht um unsere Welt, die uns da oben umgab.
Der Gegensatz des Lebens durchzog unser Gemüt. Sein Reichtum und seine Fülle,
sein Hoffen und sein Bangen standen lebendig vor uns. Die Töne des Totengebets
schlugen an unser Ohr, sie klangen wie singendes Weinen. Dann zerstreuten sich
die Begleiter nach allen Ecken, um die Gräber Verstorbener aufzusuchen. Still
beteten sie dort. Es bewegte uns schmerz- und leidvoll. Langsam leerte sich die
Ruhestätte der Toten. Ruhig stiegen wir den Berg herab an der Synagoge vorbei.
Am Flusse wuschen wir uns die Hände.
Lang noch klangen die Saiten, die dort oben angeschlagen. Sooft ich wieder
das liebliche Tal betrete, zieht's mich hinaus zum "Gutort",
Zwiesprache zu halten mit den dort Ruhenden. Ich kenne sie besser als die jetzt
im Dorf Lebenden, die mir fremd geworden sind, und eine große stattliche Reihe
ist's geworden seit den Tagen der Kindheit. Lebendig stehen sie vor mir, wie sie
gearbeitet haben, wie sie in der Synagoge standen, wie sie im Dorfe gelebt und
gelitten und wie sie glücklich gewesen sind.
Links und Literatur
Links:
Quellen:
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