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Dernau (Kreis
Ahrweiler)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Matthias
Bertram)
Übersicht:
Hinweis zur
Situation nach der Flutkatastrophe 2021: In der Nacht vom 14. auf den
15. Juli 2021 wurden die Region Trier und das Ahrtal von einer Flutkatastrophe
schwer betroffen. Besonders schwer traf es hierbei das Dorf Dernau: 17 Menschen
kamen durch die Wassermassen ums Leben, 542 von 612 Häusern wurden beschädigt.
Unter den zerstörten beziehungsweise schwer beschädigten Häusern waren auch
viele frühere Häuser wie das Haus der Familie Heymann (mit ehemaligem Betsaal
der jüdischen Gemeinde, alten Stuckdecken usw.) in der Hauptstraße/Teichgasse
und das Haus der Familie Jakob Schweitzer in der Bonner Straße. Beiden Häuser
droht der Abriss.
Nicht betroffen war auf Grund seiner Lage hoch über dem Ort der
jüdische Friedhof.
Zur Renovierung des Hauses
Heymann 2023 siehe Artikel unten, 2024 nachstehend:
Das Haus Heymann mit
dem früheren Betsaal
(Fotos: Mathias Bertram) |
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Das Gebäude mit den
Hochwassermarkierungen
1910, 1804 und 2021 (rot) |
Der frühere Betsaal mit
Stuckdecke
und Standort des Toraschreines
(rechts zwischen den Fenstern) |
Im
Erdgeschoss zeigen sich
die Spuren der schweren Flut
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Haus der Familie
Schweitzer
(Fotos: Mathias Bertram)
mit Presseartikel vom Besuch
von Nachkommen im August 2019 |
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Pressemitteilung der Deutschen Stiftung
Denkmalschutz vom 16. April 2024: "Restaurierung geht mit großen
Schritten voran -
Ehemalige Synagoge in Dernau ist wieder Teil des Fluthilfecamps
Noch vor einem Jahr waren die meisten Gefache der ehemaligen Synagoge in
Dernau, einer einst schmucken kleinen Fachwerkhofanlage, leer. Die Flut im
Jahr 2021 hatte das Bauwerk schwer getroffen und beschädigt. Stück für Stück
hatte das 2022 durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ins Leben gerufene
Mobile Team Fluthilfe der Jugendbauhütten damit begonnen den durchweichten
Putz abzuschlagen und die darunter zum Vorschein kommenden vielen
schadhaften Stellen am Fachwerk des Gebäudes instand zu setzen. Während des
Fluthilfecamps 2023 bauten 10 engagierte Teilnehmer des Camps wieder eine
Lehmstakendecke nach historischem Vorbild ein und brachten damit die
Instandsetzung des Baus ein ganzes Stück voran.
Schaut man sich das über 300 Jahre alte Haus heute an, sind – dank der
Arbeit der fünf tatkräftigen Freiwilligen des Mobilen Teams Fluthilfe –
bereits viele der Wände wieder mit Lehmziegeln verschlossen. Die zukünftige
Raumaufteilung lässt sich gut erkennen und das Innere des Gebäudes wirkt
fast schon wohnlich. Nach historischem Vorbild wurden bei der Restaurierung
des Fachwerkhauses herkömmliche Baustoffe wie Lehm und Stroh benutzt. Nach
seiner Nutzung als jüdischer Betraum war das Gebäude über viele Jahrzehnte
Wohnort und Lebensmittelpunkt der heute 85-jährigen Auguste 'Gustel'
Lindener. 'Die vielen jungen Menschen, die immer hier sind, um zu helfen –
das ist fast schon wie eine große Familie', sagt Gustel Lindener, die sich
in der Flutnacht auf den Dachboden ihres Hauses hatte retten können. Sie
freut sich über den Einsatz der jungen Denkmalretter, die mit so viel
Begeisterung dabei helfen, die ehemalige Synagoge in Dernau bald wieder in
altem Glanz erstrahlen zu lassen.
Damit dies gelingt, ist 'Gustels Haus', wie das Fachwerkhaus im Ort
liebevoll genannt wird, auch in diesem Jahr eines der rund 20 Projekte, bei
denen sich die 300 Teilnehmer des Fluthilfecamps der Jugendbauhütten unter
dem Motto 'Kulturgut in GefAHR, wir helfen weiter!' beim Wiederaufbau durch
die Flut geschädigter historischer Bauten im Ahrtal engagieren.
Schwerpunktmäßig wird sich das Team von 15 jungen Freiwilligen, das vom 8.
Juni bis zum 23. Juni 2024 an der ehemaligen Synagoge in Dernau arbeiten
wird mit der Restaurierung des Dachs des Hauses beschäftigen."
Link zum Artikel |
Pressefotos der
Deutschen Stiftung Denkmalschutz (Fotos: Roland Rossner/Deutsche Stiftung
Denkmalschutz) |
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Teilnehmer des
Fluthilfecamps 2023 bei ihrem Einsatz in der ehemaligen Synagoge in Dernau |
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Dernau bestand eine kleine jüdische Gemeinde im
18./19. Jahrhundert. Eine erste Erwähnung von Juden in der Grafschaft
Saffenberg/Saffenburg liegt aus dem Jahr 1434 vor (Judensteuerliste des
Reichserbkämmerers Konrad von Weinsberg). Da später in der Grafschaft nur in
Dernau Juden gelebt haben, bezieht sich die Erwähnung 1434 vermutlich auf einen
Juden aus diesem Ort. 1534 wird eine jüdische Familie in Dernau genannt.
Die Entstehung der späteren jüdischen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück:
1616/19 wird Moses ben Mai genannt Moses Ternau (bzw. Moschell
Judt zu Dernaw) als Beisitzer an einem Schiedsgericht in Bonn genannt. 1690
werden die Dernauer Juden Isaac, Noe und Andres erwähnt, 1723 der Jude
Cursman in Dernau.
Genaue Zahlen der jüdischen Einwohner liegen aus dem
19. Jahrhundert vor: 1808 20 jüdische Einwohner, 1823 44 (darunter 12
Kinder), 1858 38, 1895 14. Namentlich werden 1813 die Juden Moses Behr, Clemens
Berg, Jak, Heumann und Jos. Berg genannt. Die wichtigsten jüdischen
Familien am Ort waren in den folgenden Jahrzehnten die Familien Heymann,
Schweitzer, Bär, Levi, Stolz, Mayer und Meyer.
Als die Zahl
der Gemeindeglieder Mitte des 19. Jahrhunderts durch Aus- und Abwanderung
zurückging und Ahrweiler 1847 zum Sitz eines Synagogenbezirks wurde, schlossen sich die
Dernauer Juden der Gemeinde in Ahrweiler
an.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde von 1796 bis 1844 eine Betstube
(s.u.) sowie einen Raum für den Unterricht der Kinder (seit 1816 wird von einer
jüdischen Schule im Ort berichtet), ein rituelles Bad sowie einen Friedhof. Für
die Besorgung religiöser Aufgaben und den Unterricht der Kinder war zeitweise
ein Lehrer angestellt, zeitweise unterrichteten auswärtige Lehrer die
Dernauer Kinder. Unter den Lehrern sind bekannt (nach den Recherchen von
Matthias Bertram): 1801 Seligmann Koppel, 1809 Joseph Augsburg, 1816-18 Laurenz
Kahn; 1819 stellte der Händler Moses Baer für
seine Kinder den 29 Jahre alten David Elkan aus Wronke (Polen) als Lehrer an
(bis 1841 in Dernau tätig); 1847 wird Adolph Lazarus Abraham genannt. 1858
suchte Marx Heymann für seine Kinder einen Privatlehrer (siehe Anzeige unten).
1913/1933 wurden von ehemals fast 50 (um 1850) noch etwa 13 jüdische Einwohner gezählt. Diese waren Angehörige der Familien Baer, Schweitzer und Mayer. Die Häuser der Familien wurden im Rahmen des Novemberpogroms 1938 überfallen und die Einrichtungsgegenstände in Teilen demoliert. Ludwig Schweitzer, Sohn von Jakob Schweitzer wurde für zwei Wochen in Dachau in
"Schutzhaft" genommen, sein Auto zerstört. Die Familien versuchten anschließend den Nazischergen
zu entkommen. Einigen gelang die Flucht nach Holland und von dort nach Amerika. Andere starben in Holland, wieder andere wurden
deportiert und in Vernichtungs-/Konzentrationslagern ermordet. Fanny Strauss geb. Schweitzer überlebte mit Ihrer Tochter Ruth das
Ghetto Theresienstadt. Die beiden lebten später in New York und Caracas. Hilde Köhler geb. Mayer überlebte das
KZ Buchenwald. 1948 wanderte sie in die USA aus, nachdem sie einige Jahre im Displaced Persons Camp Deggendorf gelebt hatte.
Von den in Dernau geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; die Namen der Brüder Baer
wurden ergänzt auf Grund der Angaben
von Matthias Bertram, siehe bei Links): Arthur Baer (1901), Siegfried Baer
(1904), Julia Gottschalk geb. Stolz (1870), Berta Leser geb. Schweitzer (1906),
Amelie Müller geb. Schweitzer (1875), Janette Schweizer geb. Moises (1865),
Karl Schweitzer (1882), Rosa Schweitzer geb. Michel (1884), Caroline Sonnenberg
geb. Schweitzer (1850).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Bekehrungsversuch zweier jüdischer Mädchen durch eine Lehrerin und den Pfarrer
(1869)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1869:
"Koblenz, 24. Oktober (1869). Wie weit der Bekehrungseifer führt,
erhellt wieder aus folgendem Stückchen, das uns von sonst zuverlässiger
Seite erzählt wurde. In Dernau, einem Dorfe bei Ahrweiler, besuchten die
beiden acht- und neunjährigen Töchter der Israeliten H. Bär und H. J.
Bär die dortige christliche Dorfschule und den Privatunterricht in
weiblichen Handarbeiten der Lehrerin K. Seit 3-4 Monaten hatten sich nun
die Kinder einer ganz besonderen Aufmerksamkeit dieser Lehrerin zu
erfreuen, indem diese sie etwas früher in den Unterricht kommen ließ und
ihnen christlichen Religionsunterricht erteilte. Von Zeit zu Zeit wurden
die Kinder auch unter geeigneten Vorwänden zum Ortspfarrer geschickt, den
sie bei solchen Gelegenheiten mit: 'Gelob sei J - Chr -' ansprechen
müssten. Der Herr Pfarrer nahm dann ein kleines Examen vor, nach welchem
er die Kinder, wenn er mit ihnen zufrieden war, mit Heiligenbildern
beschenkte. Unter Anderem soll ihnen auch der Pfarrer gesagt haben, dass
er wegen ihrer Taufe erst in Trier anfragen müsse, ob dieselbe schon
jetzt oder nach zurückgelegtem 14. Jahre erfolgen könne. Die Lehrerin
eröffnete den Kindern mittlerweile die Aussicht, auf den Eintritt in ein
Kloster, in welches auch sie sich zurückzuziehen gedenke. Die Sache wurde
lange geheim gehalten, endlich aber durch Gespielinnen der Mädchen
entdeckt, worauf die Eltern sie der Schule entzogen und gleichzeitig bei
der Verwaltungs- und gerichtlichen Behörde Anzeige machten. Man ist mit
Recht gespannt, zu welchem Resultat die Untersuchung führen wird, da es
sich hier um einen eklatanten Fall von Proselytenmacherei handelt. (F.J.)". |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1869 (leicht
abgekürzt zitiert): "Wiederholt zur Warnung und
Vorsicht!
Wenngleich in Nr. 44 dieses geschätzten Blattes von Koblenz aus, von der
hier vorgefallenen Proselytenmacherei mitgeteilt wurde, so finden wir uns
dennoch veranlasst, diese zu wiederholen zur Warnung und Vorsicht für
Eltern, welche ihren Töchtern bei Lehrerinnen oder Nonnen Unterricht
erteilen lassen, da die meisten dieser Individuen ihr Augenmerk darauf
richten, um diese zur Abtrünnigkeit zu verleiten.
Tatsache traf leider unsere Töchter, wovon die eine 9 Jahre und die
andere 8 Jahre alt ist. Diese Kinder erhielten von einer katholischen
Lehrerin den Elementarunterricht; denn in unserem Orte wohnen zu wenig
jüdische Personen, um einen konzessionierten Lehrer besolden zu können.
Außer diesen Elementarfächern erhielten diese Kinder noch von der
Lehrerin Privatstunden in Handarbeiten. Bei dieser Gelegenheit lehrte die
Lehrerin die Kinder katholische Gebete, Katechismus und besonders die
damit verbundenen Formeln. Sie schickte nun die Kinder mit Gemüse zum
hiesigen Pfarrvikar und befahl denselben, die gebräuchliche katholische
Segnung auszusprechen; auch wenn sie ihm auf der Straße begegneten,
dasselbe zu tun, jedoch immer nur, wenn er allein wäre. Als sie dies
überbracht hatten, wurden sie zum Vikar hereingelassen. Dieser ließ sie
einige Gebete aufsagen, und prüfte sie aus dem Katechismus. Auch sagte
er, er würde nach Trier schreiben, um anzufragen, ob die Taufe jetzt
geschehen könne, oder ob die Kinder erst 14 Jahre alt sein müssten. Er
befahl den Kindern, alles dies zu verheimlichen und beschenkte sie mit
Heiligen-Bildern und zwar 'ein Bild von Tobias', indem er sagte, dies
wäre aus dem alten Testamente. Von der Lehrerin wurde ihnen ebenfalls
unter Drohungen anbefohlen, es nur im Geheimen zu halten. Sogar sagte sie
den Kindern, wenn sie krank würden, so sollten sie nach dem Vikar
verlangen. Sie äußerte sich den Kindern gegenüber, sie würde bald ins
Kloster gehen; auch könnten die Kinder noch ins Kloster kommen. Dies
alles blieb circa 3 Monate verschwiegen, bis die Kinder es endlich einer
Gespielin offenbarten, welche es uns erzählte. Als wir die Kinder nun
frugen, entdeckten sie uns alles mit lautem Weinen, denn sie waren in
Angst.
Wir haben nun unsere Kinder der betreffenden Schule entzogen, und die
Sache der wohllöblichen Regierung eingereicht. Hoffentlich werden wir
bald die Entscheidung in diesem geschätzten Blatte mitteilen
können.
Nachträglich müssen wir bemerken, dass der liebe Leser sich sich nicht
vorstellen möge, dass es den Kindern an Religionskenntnissen mangele;
nein, im Gegenteil, sie würden manche ältere in dieser Beziehung
übertreffen. Die Schuld liegt allein daran, dass die Kinder durch
Schmeicheleien, welche diese Personen verstehen, angelockt wurden.
Dernau bei Ahrweiler, im Monat Kislew 5630. H. Bär, B.
Bär." |
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Artikel
in "Der Israelitische Lehrer - Wochenschrift für die Angelegenheiten des
israelitischen Lehrerstandes..." vom 10. November 1869:
Bericht wie oben im "Israelit" |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1870:
"Dernau, bei Ahrweiler. Den geehrten Lesern dieses geschätzten
Blattes erlauben wir uns das Resultat des in Nr. 47 vorigen Jahrganges
angeführten Bekehrungsversuches mitzuteilen.
Nachdem wir zweimal unsern Bericht an die königliche Regierung ergeben
hatten lassen, erhielten wir zur Dezision, 'dass das Verhalten der
Lehrerin unsern Töchtern gegenüber gemissbilligt worden ist, und der
Lehrerin die entsprechenden Vorhaltungen unter Hinweisung auf das
Publicandum des Herrn Ober-Präsidenten vom 13. September 1824, wonach
israelitische Kinder wider Willen ihrer Eltern nicht angehalten werden
dürfen, am christlichen Religionsunterricht oder an religiösen Erbauungen
teilzunehmen, gemacht worden sind.'
Auffallend ist es, dass trotz dieses Gesetzes es noch christliche Schulen
gibt, in welchen die Lehrer, die israelitischen Kinder in der Geschichte
des Neuen Testamentes lesen lassen; so habe ich selbst in zwei kleinen
Landstädtchen, nicht sehr entfernt von hier, mit Eltern gesprochen,
welche mir erzählten, dass dies noch jüngst mit ihren Kindern
vorgekommen sei. Möchten doch die Eltern, respektive Vorsteher der
Synagogen-Gemeinden sich hierfür verwenden und energisch gegen solche
Behandlung auftreten, damit nicht die Kinder Israels von ihrem Gott
weglaufen!" |
Anzeigen
Privater Religionslehrer gesucht
(1858)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Januar 1868: "Ein
israelitischer Lehrer, welcher befähigt ist, zweien Knaben in Tanach
und Raschi Unterricht zu erteilen, wird gesucht. - Reflektierende
wollen sich in frankierten Briefen an den Unterzeichneten wenden.
Dernau bei Ahrweiler, den 27. Januar 1858. Marx Heymann."
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H. Bär warnt vor nicht für Pessach
geeignetem Wein und Branntwein (1865)
Anmerkung: es handelt sich um Haymann (Heymann, Heimann) Bär
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1868: "Warnung.
Da viele Leute heutzutage Wein und Branntwein von jüdischen Weinhandlungen
und Reisenden zum Gebrauch für Pessach kaufen, in der Meinung, wenn
sie nur von Juden kaufen, so wäre dies hinreichend, und wenn Sie
ungesetzlich behandelt werden, so wäre das übertragen: nicht ihr Problem,
so erlaube ich mir hiermit die Käufer aufmerksam zu machen, dass viele
Weinhandlungen am Rhein und an der Mosel den Traubenzucker gebrauchen, und
derselbe wird von nichtjüdischen Fabrikanten genommen, wobei
zweifacher Chametz (gesäuertes, d.h. nicht zu Pessach erlaubt) sein
kann, erstens die Fabrikation selbst, und zweitens mit dem nichtjüdischen
Geschirr. Auch Branntwein für Pessach wird von nichtjüdischem
Trester gemacht, wo ebenfalls die Befürchtung ist, dass diese oder andere
Essenzen darin enthalten ist. Somit ist dann alles gesäuert. -
Schreiber dieses gibt dies deshalb in die Öffentlichkeit. H. Bär in
Dernau bei Ahrweiler"
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Anzeigen der Metzgerei von Sally
Mayer (1925 / 1926)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 5. Februar 1925:
"Empfehle meine altbekannten Koscher
Wurstwaren
Kochwurst, fein geb. 1.20 Kochwurst grob 1.40 Ia prima
Würstchen 1.20
Wiederverkäufer gesucht.
Sally Mayer Wurstfabrik mit elektrischem Betrieb. Dernau an der Ahr." |
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Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 6. Oktober 1926:
"Suche für meinen Sohn
Lehrstelle
in Metzgerei oder Wurstfabrik
Sally Mayer, Metzgerei, Dernau an der Ahr." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge (Betstube)
war in Dernau gegen Ende des 18. Jahrhunderts vorhanden. Um 1790 warnte
ein Schiedsgericht in Bonn davor, Juden in Ahrweiler
beim Aufbau einer eigenen Betstube zu sehr zu behindern. Man befürchtete, dass
die wohlhabenderen Juden sonst aus Ahrweiler wegziehen würden, um ihren
Gottesdienst "im benachbarten Lande halten" zu können. Gemeint war
mit den "benachbarten Landen" das Herrschaftsgebiet der Herzöge von
Arensberg, wozu Dernau gehörte. Tatsächlich haben wenig später die (damals
noch wenigen) Ahrweiler Juden die Gottesdienste in Dernau besucht. Dabei blieb
es bis 1843/44. Auch die Juden aus Lantershofen besuchten in dieser Zeit die
Betstube in Dernau. Nach der Einrichtung eines neuen Betsaales in Ahrweiler 1844
verlor die Dernauer Betstube ihre Bedeutung. Nun besuchten die Dernauer Juden
den Betsaal in Ahrweiler.
Das Haus mit der Betstube wurde nach dem Wegzug der jüngeren Mitglieder der
Familie Heymann nach Ahrweiler 1869 an eine nichtjüdische Familie des Ortes
verkauft.
Adresse/Standort der Synagoge: Im ehemaligen Haus
der Familie Heymann in der Hauptstraße (früher Teichgasse), rechts gegenüber
dem Matthias-Heiligenhäuschen; der Betsaal war im ersten Stock zur Straße hin.
Fotos/Abbildungen
Die Betstube in Dernau
(Quelle:
Website von Mathias Bertram;
mit freundlicher Genehmigung von
M. Bertram eingestellt) |
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Die Betstube war im Ersten
Stock des Hauses der Familie Heymann eingerichtet. |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2014:
Besuch eines Nachfahren einer Dernauer jüdischen
Familie im Ort |
Artikel von Günther Schmitt im
"General-Anzeiger" vom 18. Oktober 2014: "Jüdische Familien im Rheinland.
Spurensuche in Dernau.
DERNAU/AHRWEILER. Elchanan Heymann ist Nachfahre Dernauer Juden und besuchte das Ahrtal. Dort begab er sich auf Spurensuche nach seinen Ahnen.
Matthias Bertram ist Winzersohn aus Dernau, Unternehmer in Ahrweiler, Heimatforscher, Buchautor. Sein neuestes und damit elftes Werk hat den Titel "Von Abraham Benjamin zu Elchanan Heymann, Geschichte einer jüdischen Gemeinde im Rheinland" und soll im Frühjahr auf den Markt kommen.
Bertram beschäftigt sich mit der Jahrhunderte alten gemeinsamen Geschichte der jüdischen Gemeinden von Dernau und Ahrweiler. Bei seiner Recherche kamen viele Kontakte zustande: mit Nachkommen der jüdischen Familien von der Ahr in Israel, den USA, den Niederlanden, aus Kanada und Argentinien. So kam es zu einem spontanen Besuch im
Ahrtal.
Der 64-jährige Elchanan Heymann ist ein Nachkomme der von etwa 1670 bis 1870 in Dernau ansässigen Familie Heymann und wurde von Matthias Bertram begrüßt. Heiman Isaac, der um 1750 geborene Gründer der Dernauer Synagoge und Förderer des jüdischen Kultus an der Ahr gehört ebenso zu dessen Vorfahren wie der in Dernau geborene Friedrich Wilhelm Heymann, der später an der Niederhutstraße in Ahrweiler wohnte und eine treibende Rolle beim Bau der Ahrweiler Synagoge spielte..."
Link
zum Artikel |
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2016:
Nachkommen der Familie Heymann
aus Australien zu Besuch
Anmerkung: Colin Heymann ist ein Sohn von Fritz/Frank Heyman (geb. 1922
in Euskirchen, gest. 2002 in Australien) und ein Enkel des 1886 in Ahrweiler
geborenen Josef Heymann (nach Deportation ermordet) und seiner aus Arloff
bei Euskirchen stammenden Frau Sibilly geb. Aron. Der Vater Fritz Heymann
ist nach England emigriert und wurde im Sommer 1940 von der englischen
Regierung nach Australien verbracht.
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Artikel in "Blick aktuell - Bad Neuenahr-Ahrweiler Nr. 40/2016":
"Australische Familie auf den Spuren ihrer jüdischen Wurzeln. Besuch aus
Australien im Land der Vorfahren. Familie Heymann lernte ihre unbekannte
Familiengeschichte bei einem Besuch in Ahrweiler und Dernau kennen..."
Zum Lesen Textabbildung anklicken. |
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Juli 2018:
Kontakte mit Nachkommen der
Familie Heymann
Anmerkung: Kurt Heymann ist ein 1927 in Köln-Braunsfeld geborener Sohn des
in Ahrweiler geborenen Leopold (Leo) Heymann und seiner Frau Frieda
beziehungsweise ein Enkel des in Dernau geborenen David
Heymann (geb. 1851, gest. 1926) und seiner Frau Therese geb. Kahn (geb. 1860 in Mobile/Alabama/USA,
gest. 1928;
vgl. eingestelltes Dokument:
The
Kahn Family in Mobile von Matthias Bertram; das Foto links - erhalten
von Matthias Bertram - zeigt David und Therese Heymann; die beiden waren
seit den 1880er-Jahren miteinander verheiratet).
Von den vier Söhnen Davids (Albert, Sally, Max und Leo) kamen die ersten
beiden mit ihren Familien im Holocaust um. Kurt Heymann konnte mit seiner
Familie 1934 über Holland nach Argentinien
emigrieren. Er lebt seit ca. 2003 in einem Altersheim in Nahariya in Israel. |
Artikel von Matthias Bertram im "Mittelahr-Boten" vom 18. Juli 2018: "Eine
unglaubliche Familiengeschichte. Kurt Heymann, Sohn von Leo Heymann
(Ahrweiler) und Enkel von David Heymann (Dernau) in Israel gefunden..."
Zum Lesen Textabbildung anklicken.
Fotos und die Presseinfo vom 21. Juli 2018 von Matthias Bertram siehe
Seite zu Ahrweiler.
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September 2020:
Philatelistisches Dokument zur
Geschichte der Familie Heymann entdeckt |
Dazu
Artikel´in "Blick-Aktuell" vom September 2020: "1862: Brief an einen
jüdischen Kaufmann in Dernau bei Aarweiler. Frankiert mit 6 Kreuzer
Freimarke von Thurn und Taxis.
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Gelegenheiten muss man beim Schopf packen. So
sagte sich Matthias Bertram aus Ahrweiler, als ihm vor kurzem ein
frankierter Brief, der 1862 an Heymann Baer in Dernau bei Aarweiler
geschickt worden war, angeboten wurde. Es war nicht unbedingt die sehr alte
Freimarke des Hauses Thurn und Taxis, die ihn interessierte, sondern der
Brief als Zeitdokument jüdischen Lebens im Ahrtal. Als Autor verschiedener
zeitgeschichtlicher Dokumentationen zu Judentum, Nationalsozialismus und
Zwangsarbeit im Ahrtal und Vorstand des Bürgervereins ehemalige Synagoge
Ahrweiler konnte er sich dieses Dokument nicht entgehen lassen. Der Brief
kam von einem Geschäftspartner Herrn Baers, der in Wiesbaden ein
Rauchwarengeschäft betrieb (Hirsch Baer & Söhne). Wer war nun dieser Heymann
Baer, der 1862 noch in Dernau wohnte, bevor er kurze Zeit später nach
Ahrweiler in die Ahrhut Nr. 43 zog: Heimann, manchmal auch Heymann
geschrieben, kam 1820 in Dernau als Sohn von Moses Baer und Helene Baer geb.
Heymann zur Welt. Seinen Vornamen erhielt er wohl in Anlehnung an den seit
1808 geltenden Familiennamen seiner Mutter. Dieser Name ist entstand aus dem
Hebräischen 'Le Chaim' und steht für Gesundheit/Wohlergehen. Urkundlich
erwähnt wird Heimann in 1850. Er war zu der Zeit als Händler in Rödingen,
Kreis Düren und unterrichtete gegen ein Entgelt die jüdischen Kinder der
Region in der neuen Synagoge des Ortes. Der Landschaftsverband Rheinland
zeigt heute in diesem Haus eine Dauerausstellung zum Thema 'Jüdisches Leben
im Rheinland'. Nach seiner Heirat mit Johanna Abraham/Manes aus Bendorf zog
er zurück nach Dernau, um in den 60iger Jahren, nach der Geburt von vier
Kindern, nach Ahrweiler in die Ahrhutstr. 43 umzuziehen. Als Geschäftsmann
war Heimann gut vernetzt, auch nach dem Umzug nach Ahrweiler saß er als
Verwaltungsrat im Dernauer Creditverein. Noch 1880 beschloss dieser
Creditverein, seine Guthaben bei dem Ahrweiler Kaufmann Baer anlegen zu
lassen. Dies verwundert insofern, da es schon seit 1865 im Kreis eine
öffentliche Sparkasse gab. Neben dem Weinhandel war Herr Baer im Import und
Export von Waren tätig, wie wir in einer Annonce aus dem 1860er Jahren
sehen, die bekannt gibt, dass französischer Roggen feinster Qualität
eingetroffen ist und in Dernau und Marienthal erhältlich ist. Im
Zusammenhang mit Wein warnte der Weinhändler Baer seine jüdischen
Glaubensgenossen in einer anderen Anzeige aus 1868 vor nicht koscheren
Inhaltsstoffen mancher Weine und Schnäpse. Einer seiner Söhne, Abraham Baer,
übernahm später die väterliche Weinhandlung. Abraham war nach dem Wegzug des
Weinhändlers Friedrich Wilhelm Heymann aus der Niederhut (heute Restaurant
La Perla), nach Siegburg, von 1898 bis 1926 Vorsteher der jüdischen Gemeinde
Ahrweiler und als solcher sehr aktiv auch im sozialen Bereich. Im Jahre 1907
und 1910 war er Kassenführer des Komitees zur Errichtung eines
Israelitischen Krankenhauses in Bad Neuenahr. Dieses Krankenhaus wurde in
1910 eingeweiht. Vater Heimann Baer starb in Ahrweiler im Juni 1898. Seine
Grabstelle auf dem Ahrweiler jüdischen Friedhof ist nicht mehr unmittelbar
zu erkennen...".
Link zum Artikel |
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Juli 2023:
Die ehemalige Synagoge in
Dernau (im ehem. Haus Heymann) wird renoviert - Vortrag von Matthias Bertram
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Artikel in "Blick-Aktuell" vom 4. Juli 2023:
"Vortrag zum jüdischen Leben in Dernau/Ahrweiler im Camp der
Jugendbauhütte in Krälingen.
Engagierter Einsatz für das kulturelle Erbe im Ahrtal
Ahrweiler. In der zweiten Woche des Fluthilfecamps der Jugendbauhütte
der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sind weit mehr als 100 freiwillige und
ehrenamtliche Helfer im Ahrtal im Einsatz. Hier werden unter fachlicher
Anleitung traditionelle Handwerkstechniken erlernt. Nach dem Vorbild der
mittelalterlichen Bauhütten wird gemeinsam gearbeitet und in einem Baucamp
gelebt. Eines der zu sanierenden Projekte im Ahrtal ist die ehemalige
Synagoge in Dernau. Seit Wochen sind viele der jungen Leute im Einsatz und
bringen die Sanierung Schritt für Schritt voran. Matthias Bertram aus
Ahrweiler war von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gebeten worden, den
jungen Helfern in ihrem Wohncamp in Krälingen etwas zur Geschichte des
Hauses vorzutragen.
Einleitend ging Bertram auf ein frühes Dokument zu Juden in der Herrschaft
Saffenburg ein (1434), um dann intensiver über die Familie Heymann, die
ehemaligen Eigentümer des Hauses, zu berichten. Die Vorfahren der Heymann
kamen nach mündlichen Überlieferungen, nachdem sie im 15./16. Jahrhundert
aus Spanien/Portugal vertrieben worden waren, über Amsterdam ins Ahrtal. Es
wird berichtet, dass der niederländische Philosoph und Gelehrte Spinoza
(geb. 1632 in Amsterdam), ein Verwandter der Familie gewesen sein soll.
Erste eindeutige schriftliche Nachweise zur Familie gibt es erst aus der
Zeit des 18. Jahrhunderts. Da im 18. Jahrhundert der Bau eines Bethauses in
Ahrweiler nicht gewünscht war, besuchten die Ahrweiler Juden die Betstube im
Hause des Chaim ben Isaac in Dernau. Dieser galt um 1800 als der Kopf des
Judentums im Ahrtal. Mit den Napoleonischen Gesetzen wurden die Juden ab
1808 gezwungen vererbliche Nachnamen anzunehmen. Chaim ben Isaac legte für
sich und damit für seine Familie und Nachkommen fest, dass der zukünftige
Familienname, in Anlehnung an seinen eigenen Vornamen 'Chaim', nun 'Heymann'
sein sollte.
Die jüdischen Bürger besaßen Häuser, Felder, Gärten, aber aus dem Dernauer
Morgenbuch von 1813 wissen wir, dass sie noch 1813 nicht im Besitz von
Weinbergen waren. Dies sollte sich nach der französischen Zeit, nun als
Bürger der preußischen Rheinprovinz, ändern. Einzelne Familienmitglieder
erwarben Weinberge und wurden Weinhändler. Waren um 1850 ca. 5 Prozent der
Einwohner Dernaus jüdischen Glaubens, so reduzierte sich diese Zahl bis 1880
auf ca. 1 Prozent infolge von Umzug und Heirat in andere Ortschaften. Seit
1842 zogen nach und nach alle Mitglieder der Familie Heymann Richtung
Ahrweiler bzw. andere Städte. Nachdem das Familienoberhaupt Marc Heymann im
Jahr 1862 im Alter von 68 Jahren gestorben war, verkaufte seine Witwe
Elisabeth Heymann geb. Wolff im Jahr 1869 das Dernauer Anwesen, welches noch
bis ca. 1860 als Betstube/Synagoge und Schulhaus für die jüdischen Kinder
des Ortes gedient hatte, und zog ebenfalls nach Ahrweiler. Um das Jahr 1900
kam der Hof nach einem weiteren Verkauf in den Besitz der Familie Bernards,
deren Nachkommen die heutigen Besitzer sind.
Das Baujahr des Heymann Hauses in Dernau wurde bisher aufgrund spezifischer
baulicher Eigenheiten (stark ausgeschmückte Kölner Decken in verschiedenen
Räumen, Türen und Treppen, etc.) und auf Grund der Angaben der Besitzerin
Gustel Lindener auf ca. 1700 geschätzt. Nun wurde berichtet, dass
dendrochronologische Untersuchungen auf ein Baujahr um 1692 hinweisen. Auch
die Frage, wo sich in diesem Hause die Mikwe, als notwendiges rituelles Bad,
befunden habe, konnte geklärt werden. Bisher war u.a. vermutet worden, dass
entweder in einem der Keller des Hauses ein solches Bad gewesen wäre oder
aber ein verdeckter Brunnen, der sich im nordöstlichen Flügel des Gebäudes
(heute im Nachbargebäude) befand, habe möglicherweise etwas mit einem
jüdischen Bad zu tun. Nun wurde dieser Brunnen durch die Flut des Jahres
2021 besser freigelegt. Die Tiefe und der Wasserzulauf zu diesem
Schachtbrunnen legen nahe, dass es sich tatsächlich um eine Mikwe gehandelt
haben dürfte. Jedenfalls erklärten jüdische Freunde aus Israel erst vor
wenigen Tagen, dass sie persönlich annehmen, dass dies die Mikwe, das
Tauchbad, der Dernauer Synagoge gewesen sei.
Zur Würdigung des Engagements der jungen Helfer der Deutschen Stiftung
Denkmalschutz überreichte Bertram eine Radierung, die das Gebäude und den
Hof der Familie Heymann zeigt und einen Linoldruck mit der Synagoge in der
Altenbaustrasse in Ahrweiler."
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Links und Literatur
Links:
Quellen/Dokumente
Hinweis auf Dokumente der
Kreisverwaltung Ahrweiler von 1987. Am 27. Juli 1987 gab die Kreisverwaltung
Ahrweiler dem Internationalen Suchdienst in Arolsen Auskünfte über das
Schicksal der jüdischen Opfer der NS-Zeit. Die Dokumente sind eingestellt (pdf-Dateien).
Es empfiehlt sich, diese Angaben zu vergleichen mit den gegebenenfalls
aktuelleren Angaben in den
Listen des
Bundesarchives Berlin.
|
-
Schreiben der
Kreisverwaltung mit Nennung von drei Personen aus Sinzig, je einer Person
aus Heimersheim und Remagen sowie zwei Personen aus Dernau, über
deren weiteres Schicksal der Kreisverwaltung keine schriftlichen
Informationen vorlagen; weiteres Schreiben betreffs dem früheren Schüler
am Gymnasium in Ahrweiler Erich Hertz (Anmerkung: die genannten Personen
werden außer den beiden Personen aus Dernau im Gedenkbuch des
Bundesarchives genannt).
- Anlage von
Anfang 1942: "Aufstellung über die noch hier karteimäßig genannten Juden im
Kreise Ahrweiler". Genannt werden 160 Personen (mit Geburtsdatum,
Geburtsort und derzeitiger Adresse), die damals in Adenau, Ahrweiler, Bad
Neuenahr, Dernau, Gelsdorf, Heimersheim, Königsfeld, Niederbreisig,
Niedermendig, Niederzissen, Nierendorf, Oberzissen, Remagen, Sinzig wohnten.
- Eine vom Kreisarchiv Ahrweiler
1987
zusammengestellte Liste "Opfer des Holocaust" mit Nennung von
Personen aus Adenau, Ahrweiler, Bodendorf, Brohl, Burgbrohl, Dedenbach,
Dernau, Galenberg (sc. falsch für Hallenberg), Gelsdorf,
Heimersheim, Kempenich, Königsfeld, Löhndorf, Neuenahr, Niederbreisig,
Niederzissen, Oberzissen, Oberbreisig, Oberwinter, Remagen, Sinzig, Wehr,
Westum (Namen jeweils aufgeteilt auf Geburtsort und Wohnort). Zusätzlich
eine Liste über die auf dem jüdischen Friedhof in Niederzissen genannten
"Opfer des Holocaust", |
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 135 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Sebastian Wolfgang Schmitz: Zur Geschichte der Juden
in Dernau an der Ahr. Mayschoß 2001. |
| Matthias Bertram: "....in einem anderen
Lande". Geschichte, Leben und Lebenswege von Juden im Rheinland. Verlag
Shaker Media GmbH Aachen 2015. ISBN 978-3-95631-333-2
A 5, 412 S. ca. 300 Abb.
und Tabellen. Vertrieb über den Verlag. Preis 23,90 €. http://www.shaker-media.eu/de/
Weitere Informationen zum Buch auch unter www.ahr-eifel-rhein.de
Im
o.g. Buch geht es nicht nur um jüdische Genealogie, sondern auch um Lebensgeschichten von Juden aus dem rheinischen Raum
(Ahrtal, Rhein-Sieg, Erft, Bonn, Köln, Trier, Koblenz, etc.) wie zum Beispiel:
1. Zu den Anfängen der Dernauer/Ahrweiler Synagogengemeinde im 18. Jahrhundert und dem damit zusammenhängenden Schulwesen.
2. Geschichte von Illa Heli geb. Heymann aus Ahrweiler, die von Siegburg aus ihre Kinder in Sicherheit bringen konnte, bevor sie mit ihrem Mann Max abtransportiert wurde.
3. Geschichte von Malchen Heymann und ihrem Mann Jonas Adler, der als Religionslehrer u.a. in Ahrweiler und Neuenahr arbeitete und lebte, bevor Ihnen Flucht nach Palästina gelang;
incl. eines sehr emotionalen Gedichtes, welches Ihre Gefühle beim Abreisen aus Deutschland wiedergibt.
4. Geschichte von Moritz Heymann, Sohn des Friedrich Wilhelm Heymann aus
Ahrweiler/Dernau), der sich mit Frau und jüngster Tochter durch eine Flucht um die halbe Welt (Siegburg, Moskau, Tokio, San Francisco, Panama, Brasilien, Argentinien) noch geradeso retten konnte.
5. Geschichte des Leo Schweitzer aus Altenahr/Dernau, der sich mit seiner Frau auf einem der letzten Schiffe im Aug. 1939 nach Venezuela retten konnte.
6. Geschichte der Hilde Mayer aus Dernau, die nicht entkommen konnte; ins KZ nach Buchenwald kam obwohl sie mit einem Christen verheiratet war. Sie überlebte das KZ, kam bis 1948 in das DP Camp Deggendorf und reiste dann nach Amerika aus.
7. Die traurige Geschichte von Ernst –Joseph Heymann, Sohn von Moses Heymann aus der
Niederhut, der 1948 als 20-jähriger der Auftrag erhielt, zusammen mit 34 Kollegen, die jüdische Gemeinde in der Altstadt von Jerusalem zu verteidigen; oder
8. Die Geschichte von Lotte Heymann (Schwester von Ernst-Josef), letzte jüdische Schülerin vom Kalvarienberg, die als Biochemikerin am Weizmann Institut in Israel und in Amerika forschte und sehr früh in Israel an Krebs starb.
9. Geschichte aus dem Reisetagebuch des Isaac Löwenstein (von 1820), in welchem Landschaft und das Leben der Bewohner zwischen Bonn und Sinzig ein wenig geschildert werden.
Eingebunden in das Buch sind eine ganze Reihe von lokalen geschichtlichen Ereignissen (Napoleonische Zeit, jüdischer Friedhof, Ahrhochwasser 1804, Nationalsozialismus in der Region und Entnazifizierung, Restitution, etc.) |
|
| Matthias
Bertram: ...mit ihren eigenen Worten. Rheinische Juden erzählen aus
ihrem Leben. Verlag
Shaker Media GmbH Aachen 2017. ISBN 978-3-95631-571-8
108 S. Vertrieb über den Verlag. Preis 9,90 € http://www.shaker-media.eu/de/
Zum Buch: https://www.shaker-media.eu/de/content/Bookshop/index.asp?ID=2&ISBN=978-3-95631-571-8
.
Das vorliegende Buch ist eine weitere Dokumentation von Matthias Bertram
zur regionalen Geschichte des Rheinlandes. Es schildert Lebenssituationen
von Nachkommen rheinischer Juden, die den Holocaust überlebten, mit deren
eigenen Worten. War der Ursprung und das Zuhause der großen Familie Heymann
bis etwa 1865 in Dernau, so zog es die Familienmitglieder danach nach
Ahrweiler, Neuenahr, Siegburg, Euskirchen und andere Orte des Rheinlands.
Fast alle Familienmitglieder spielten in ihren jeweiligen Gemeinden eine
wesentliche, anerkannte Rolle, nicht nur in der jüdischen Gemeinde, sondern
auch im allgemeinen gesellschaftlichen Leben der jeweiligen Städte. Damit
standen sie in der Tradition ihrer Vorfahren Marc Heymann (1794-1862) und
Jacob Heymann (1746-1818). In alten Dokumenten wurde Jacob Heymann (vor
1808: Chaim ben Issac) als Vorsitzender der Dernauer Synagoge und zentrale
Person des Judentums im Ahrtal bezeichnet. Marc und Jacob sind beide auf dem
kleinen Friedhof von Dernau beerdigt. |
| Sebastian Wolfgang Schmitz: Landjuden an der
Mittelahr - Die jüdischen Bewohner der Herrschaft Saffenburg vom 16. bis 18.
Jahrhundert, Mayschoß 2023. |
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