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Engelberg (Kanton
Obwalden, OW, Schweiz)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Engelberg
In Engelberg fanden sich seit der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts - als sich der Ort zu einem internationalen Tourismusort
entwickelte - auch jüdische Erholungssuchende ein.
Es gab am Ort auch jüdische Pensionen beziehungsweise Hotels, seit Anfang
des 20. Jahrhunderts die Pension Hirsch, später das streng rituell geführte "Reislers Hotel". Dieses
wurde 1926 in der bisherigen Villa Felsenburg (an der Terracestraße) als
Pension für jüdische Gäste eingerichtet. Hier fanden in den 1930er-Jahren
auch Jugendfreizeiten zionistischer und anderer Gruppen statt (siehe Bericht
unten von 1936). Die zuletzt unter dem Namen
"Pension Reisler" unter jüdischen Touristen bekannte Einrichtung
wurde 1956 aufgegeben.
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Engelberg
Anzeigen jüdischer
Gewerbebetriebe
Anzeige der Pension Hirsch (1907)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 14. Juni 1907: "Streng koscher - Engelberg
(Schweiz)
Pension Hirsch mit großem Restaurant und Speisesaal für
100 Personen.
Ganz neu, nur erstklassig und modern eingerichtet.
Allseitig anerkannte, hochfeine und sehr abwechslungsreiche Küche.
Pension inklusive Zimmer und Beleuchtung von Frs. 10 bis Frs. 12. Table
d'hôte für aus dem Hause wohnende Gäste. - Familien-Arrangements.
-
Der Besitzer: A. Hirsch, vormals Davos und St. Moritz.
Die Aufsicht über das 'Kaschrus' untersteht dem von orthodoxen Rabbinern
anerkannten Herrn Hauskind aus
Zürich". |
Anzeige von Reislers Hotel (1934)
Anmerkung: das Symbol links des Wortes "Erholung" weist das Hotel
als streng rituell geführtes Hotel aus.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1934:
"Erholung in Reislers Hotel in Engelberg (1100-1800 m.ü.M.).
Beliebtester Sommerkurort der Zentralschweiz. Alle Zimmer mit fließendem
Wasser. Erstklassige Wiener Küche. Eröffnung Ende Mai. Tel. 64. Unser
Haus in Montreux bleibt bis Ende
Mai geöffnet." |
Jüdische Jugendfreizeiten in
Engelberg
Über eine Freizeit im Beth Jakob-Heim, Villa
Felsenburg in Engelberg (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15.
Oktober 1936: "Aus der Agudas Jisroel-Bewegung. Beth Jakob
in Engelberg.
Eine ansehnliche Schar wissbegieriger Mädels aus der Schweiz und dem
Elsass hatte sich in Engelberg zusammengefunden, um in gemeinsamer Arbeit
die verschiedensten jüdischen Fragen zu besprechen, in regem
Gedankenaustausch aktuelle Probleme zu behandeln und von den bewährten
Führern des Kurses Anweisungen und Anregungen fürs Leben mitzunehmen. Der
12-tägige Kurs wollte aber nicht ein Maximum von Schiurim und Lehrstoff
erreichen, oder, wie die anderen Ferienlager, nur einen schönen
Kuraufenthalt bieten. Er wollte vielmehr in alle Herzen den Keim
einpflanzen, der später lebendige Früchte zum Segen des Judentums
treiben soll. Und das ist uns, dank des harmonischen Zusammenwirkens der
verehrten Leiter einerseits und der Teilnehmerinnen andererseits,
vollkommen gelungen.
Der Geist, von dem die große Familie durchdrungen war, war gekennzeichnet
durch die besonders schöne jüdische Stimmung, die im Beth-Jakob-Heim,
Villa Felsenburg, herrschte, Etwas ganz neues war es, dass sich eine
große Anzahl Mädels zusammenfand, um sich in die jüdische Lehre zu
vertiefen - sei es durch Einführungen in die Propheten, wie sie Herr Rabbiner
Dr. Munk, Ansbach uns bot, sei es
durch die lebendige Darlegung der Psalmen durch Herrn Rabbiner Brom,
der es meisterhaft verstand, die Fülle der Erlebnisse König Davids in
die heutige Zeit einzupassen.
Des weiteren wurde durch mehrere lehrreiche Vorträge ein
Überblick gegeben über die verschiedenen Gebiete, die jüdisches Denken
beschäftigen und beherrschen.
In einem ausführlichen Vortrag über das Wesen des Mussar vermochte es
Herr Rabbiner Brom zwingend darzustellen, wie sehr der jüdische
Mensch in seinem ganzen Leben von den ethischen Gedanken des Mussar
durchdrungen sein soll. Ferner sprach Herr Rabbiner Brom über die
Offenbarung Gottes. Dieser Vortrag, der von einer besonders lebhaften
Aussprache gefolgt war, gab allen neues Verständnis für die sichtbare
göttliche Waltung in der Welt und eine Stärkung in Emunoh und
Gottvertrauen.
In einem auf freiem Felde abgehaltenen Vortrag gab Herr Rabbiner Dr.
Munk die Bedeutung der Mizwot (religiösen Vorschriften) zu verstehen.
Inmitten der lebendigen Natur schilderte er die Bedeutung, die den Mizwot
in unserem Leben zukommt, wie sie uns Halt und Stütze auf dem Lebensweg
sein müssen, und endlich auch selbst Weg und leuchtendes Ziel. Vor einem
größeren Kreise sprach Herr Rabbiner Dr. Munk über den Begriff der
Natur im Judentum und zeigte auf, wie wir in jedem Teilchen der Natur die
Größe Gottes erkennen und auf uns einwirken lassen können. - Weiter
sprach er über jüdische Ethik im täglichen Leben und in einem Vortrag
über pädagogische Fragen behandelte er ausführlich die jüdische
Erziehung, die allein den Fortbestand des Judentums
sichert.
Als Höhepunkt und größtes Erlebnis des 12-tätigen Beisammenseins wurde
wohl der Schabbos empfunden, zu dem jede mit vollem Herzen und
innerer Freude ihr Bestes beitrug, um ihn schöner und würdiger zu
gestalten. In dem mit Blumen festlich geschmückten Raum richtete
Freitagabend Herr Rabbiner Brom seine eindringlichen Worte an uns.
Schabbosvormittag bot Herr Rabbiner Dr. Jung einige jüdische Gedanken,
ausgehend von einem Possuk der Sidron, den er an Hand eines Midrasch in
sinnigen Erklärungen auslegte. Am Nachmittag wurde von Herrn Rabbiner
Brom die Sidroh vorgelernt. Daraufhin folgte ein Referat von Herrn
Rabbiner Dr. Munk über jüdische Ethik.
Es würde zu weit führen, alle Vorträge, und besonders auch den ganzen Schabbos,
einzeln zu besprechen, denn die Fülle des Gebotenen lässt sch nicht
einfach schildern. Bemerken möchten wir nur noch, dass das Gebotene den
meisten etwas ganz Neues war, das im kommenden Jahre zu verwerten und
wirklich auszuführen sich alle fest vorgenommen haben. - Im Laufe der
Woche fanden auch mehrere gemeinsame Ausflüge statt, bei denen in freier
Unterhaltung Gedanken über das Gehörte und innerlich Erlebte
ausgetauscht wurden. - Einige Abende waren der gemütlichen Unterhaltung
gewidmet, die durch allerlei Gesänge, Aufführungen usw. ausgefüllt
waren.
Anlässlich der Schlussfeier am Montagabend, den 10. August, wurden
Vorträge und Referate gehalten von Herrn Rabbiner Brom, Dr. E. Munk,
Rabbiner Dr. L. Jung und Rabbiner Brunschwig, die alle darin ausklagen:
Arbeitet weiter im Sinne des jüdischen Beth-Jakob, entfacht den
entzündenden Funken zur |
lodernden
Flamme und haltet hoch die Fahne Beth-Jakobs! - Vieles, gar vieles haben
die Mädchen gelernt, und mit großer, sehr großer Begeisterung haben sie
dies nun ins Leben mitgenommen. Der Beth Jakob-Geist lebt nun in uns
allen; wir werden weiter für ihn werben und wirken.' Mirjam
Botschko." |
Fotos
Es liegen noch
keine Fotos zur jüdischen Geschichte in Engelberg vor. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Informationsblatt der Gemeinde Engelberg 1/99. Online
zugänglich. Darin kurze Information zur "Pension Reisler" im
Beitrag: "Die Quartiere Grüss - Fellenrüti - Zelgli -
Mühlematt" S. 27-30. |
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