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Gersheim
(Saar-Pfalz-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Gersheim bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis 1914. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück. Vermutlich waren es die Grafen von der Leyen, die in dieser Zeit die
ersten Juden aufgenommen haben. Eine jüdische Gemeinde soll bereits 1766
gegründet wurden sein, was jedoch unsicher ist. 1782 lebten fünf
jüdische Familien am Ort.
Im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner leicht zu,
doch waren vermutlich zu keiner Zeit mehr als 32 jüdische Einwohner (1900) am
Ort. Bis 1885 gehörten die in Gersheim lebenden jüdischen Familie zur Gemeinde
in Blieskastel. 1885 erhielten sie den Status einer eigenen Kultusgemeinde.
An Einrichtungen war eine
Synagoge (s.u.) sowie eine Religionsschule vorhanden. Die Toten der Gemeinde wurden
auf dem jüdischen Friedhof in
Blieskastel beigesetzt. Zeitweise war zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde ein Lehrer und Vorbeter angestellt (vgl. Ausschreibungen von 1893 und
1894). Nach
1900 ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Ab- und Auswanderung schnell
zurück. 1914 wurde die Gemeinde aufgelöst (siehe Presseartikel unten). 1935 wurden noch
sechs jüdische Einwohner gezählt.
Von den in Gersheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Josef Löb (1883), Simon Löb
(1874), Jules Weill (1887).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1893 /
1894
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1893:
"In der Kultus-Gemeinde Gersheim (Pfalz) ist die Stelle eines
Religionslehrers und Vorbeters mit einem jährlichen Gehalt von Mark 300
und Nebenverdienst, nebst freier Station und Wohnung vakant.
Nur
unverheiratete Bewerber wollen Zeugnisse einsenden an
Joseph Löb,
Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1894:
"Wir suchen zum sofortigen Eintritt einen Kantor, Schächter und
Religionslehrer, der unverheiratet. Der Gehalt beträgt 360 Mark nebst 50
Mark Nebenverdienst bei freier Station und Wohnung. Bewerber wollen ihre
Gesuche nebst Zeugnissen an den Vorstand der Gemeinde sofort einsenden.
Der Vorstand
Joseph Löb,
Gersheim (Pfalz)." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Überlegungen, durch Ansiedlung russischer Juden das
Weiterbestehen der Gemeinde zu sichern (1891)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1891:
"München, im Mai (1891). Als Beitrag zur Beantwortung der in
Nr. 39 und 40 dieses Blattes gestellten Frage: 'Was können wir für
unsere unglücklichen Brüder und Schwestern (in Russland) tun?' wollen
Sie Folgendes veröffentlichen:
In Bayern und wohl auch in den übrigen Ländern des deutschen Reiches existieren
bekanntlich viele kleine jüdische Gemeinden, welche nicht mehr oder kaum
noch die notwendige Minjan-Zahl an Mitgliedern umfassen; z.B. in der
Pfalz: Rodalben, Gersheim und andere. Ferner gibt es an manchen Orten
Synagogen, zu denen leider keine Gemeinde mehr vorhanden ist; z.B. Pfersee
bei Augsburg.
Es sollte sich ein Komitee bilden, das nach erlangter behördlicher
Erlaubnis eine entsprechende Anzahl russischer Familien daselbst
unterbringt; damit würde nach zwei Seiten hin Gutes gestiftet
werden." |
Auflösung der jüdischen Gemeinde Gersheim (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 10. April 1914: "Die israelitische Kultusgemeinde Gersheim
hat sich aufgelöst. Über die künftige Verwendung der Synagoge ist noch
keine Entschließung gefasst". |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über die Diamantenschleiferei des Herrn Dreifuß
(1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1890: "Gersheim,
31. August (1890). An der alten Glan-Strauße, in der nahegelegenen,
ehemaligen Neumühle befindet sich eine ganz interessante, eigenartige
Industrie, meines Wissens einzig in ihrer Art in ganz Bayern. Herr
Dreifuß aus Steinbach am Glan hat in derselben eine Diamantschleiferei
eingerichtet, die jetzt schon etwa dreißig Arbeitern lohnende
Beschäftigung bietet. Hier kann man den Diamanten, d.h. im rohen Zustande
sehen, sowie auch in seiner Pracht und Herrlichkeit, nachdem er den
nötigen 'Schliff' erhalten. Dieser erfolgt auf kreisenden, mit
Diamantenstaub bestreuten Scheiben, deren Drehung um sich selbst eine so
rasche (etwa 3000 Mal in der Minute!) ist, dass sie stille zu stehen
scheinen!" |
Zur Geschichte des Betsaales / der
Synagoge
Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dürfte
ein Betsaal vorhanden gewesen sein. Auch im 19. Jahrhundert gab es bis
zum Bau der Synagoge einen Betsaal, wenngleich die Einrichtungen in Blieskastel
mitbenutzt wurden. 1889/90 wurde unter großem finanziellen Engagement der
wenigen jüdischen Familien am Ort, unterstützt durch Spenden von außerhalb,
eine Synagoge erbaut. Am 13./14. Juni 1890 konnte sie eingeweiht
werden.
Über die Einweihung der Synagoge berichteten die Zeitschriften "Der Israelit"
und die "Allgemeine Zeitung des Judentums". in
ihrer Ausgabe vom 23. Juni 1890:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1890: "Gersheim
(Rheinpfalz), im Ijar. Vorigen Freitag (13.) und Schabbat (14. Juni) fand hier
die feierliche Einweihung der neuerbauten Synagoge statt. Der Bau selbst, eine
Zierde des ganzen Ortes und nach unseren religiösen Vorschriften ausgeführt
und eingerichtet, macht einen überaus freundlichen Eindruck. Durch viele Mühe,
große Opfer und reichliche Spenden eines jeden einzelnen Mitglieds der hiesigen
kleinen Kultusgemeinde und deren Freunde, sowie durch die gütige Förderung
unseres allverehrten königlichen Bezirksamts wurde es möglich, das Werk zu
vollenden, das ein neues Denkmal echter, jüdischer Werktätigkeit ist." |
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. Juli 1890: "In Gersheim (Rheinpfalz) fand am 13.
und 14. Juni die feierliche Einweihung der neu erbauten Synagoge
statt. Der Bau, eine Zierde des ganzen Ortes und nach religiösen
Vorschriften ausgeführ und eingerichtet, macht einen überaus
freundlichen Eindruck." |
Nur 18 Jahre wurde die Synagoge als Gebets- und
Gottesdiensthaus der jüdischen Gemeinde in Gersheim genutzt. Da durch den
Wegzug einiger Familien die Zehnzahl der jüdischen Männer nicht mehr zustande
kam, wurde die Synagoge 1908 geschlossen und nach Auflösung der jüdischen
Gemeinde 1917 verkauft: 1919 übernahm sie ein Maurermeister, der das Gebäude
zu einem Wohnhaus umbaute. Auf Grund älterer Fotos (vor 1965) ist das
ursprüngliche Aussehen des Gebäudes noch vorstellbar. Durch den Umbau 1965
wurden jedoch derart starke bauliche Veränderungen vorgenommen, dass heute nur
noch schwer das ursprüngliche Aussehen nachvollziehbar ist. Dennoch steht das
Gebäude seit 2003 in der Denkmalliste des Saarlandes.
Standort der Synagoge: Ludwigstraße 8
Fotos
Historische
Fotos |
Historische Fotos aus der Zeit
der Nutzung
als Synagoge sind nicht bekannt |
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Das Gebäude vor dem Umbau 1965
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 441) |
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Bereits 1919 wurde
die Synagoge zum Wohnhaus umgebaut |
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Neue Fotos werden noch
ergänzt; über Zusendungen
freut sich der Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 441-442 (mit weiteren Literaturangaben).
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n.e.
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