Juni 2020:
Aufruf zu einer Spendenaktion
zum Erhalt des jüdischen Friedhofs in Hemsbach
Mitteilung des Fördervereins ehemalige
Synagoge Hemsbach e.V. vom 13. Juni 2020:
"Der jüdische Friedhof in Hemsbach ist seit mehr als 300 Jahren letzte
Ruhestätte für weit über 1000 Juden aus Hemsbach und aus 10 weiteren
jüdischen Gemeinden entlang der Bergstraße. Das unwegsame Gelände
beeindruckt immer wieder Besucher bei Führungen, doch zeigte sich bei den
letzten Stürmen, dass viele Bäume dem Wind nicht mehr standhalten. Dabei
sind schon Gräber und Grabsteine schwer beschädigt worden. Der Friedhof muss
so schnell wie möglich saniert werden, was bedeutet, dass bis zu 300 Bäume
abgeholzt werden müssen. Das ist aber nur unter höchst komplizierten
Bedingungen möglich, da auf manchen Flächen die Grabsteine sehr dicht
nebeneinander stehen. Die Rodung muss von einem Spezialunternehmen
durchgeführt werden. Da die Stadt Hemsbach für den Friedhof verantwortlich
ist, muss sie auch die Kosten von ca. € 100.000.- aufbringen. Der Verein Ehemalige Synagoge Hemsbach sieht sich für den Erhalt des
Friedhofs verantwortlich, zumal die Nachkommen vieler hier begrabener
Menschen vertrieben oder ermordet wurden. Wir wollen die dringend
erforderliche Maßnahme mit einer Spendenaktion unterstützen. Und bitten
alle, denen der Erhalt des jüdischen Erbes in Hemsbach und deutschlandweit
ein Anliegen ist, um eine Spende für die Baumfällaktion. Die Spende ist
steuerabzugsfähig; Sie erhalten ab einer Spende von € 20.- eine
Bescheinigung und – auf Wunsch – auch Informationen zum weiteren Vorgehen
und zum Ergebnis. Der Vorstand steht auch dafür gerade, dass die Gelder dem
genannten Zweck zuverlässig zugeführt werden.
Unsere Kontonummer: Ehemalige Synagoge Hemsbach IBAN DE65 6705
0505 0068 0046 59 BIC: MANSDE66XXX
Verantwortlich: Albrecht Lohrbächer, 1. Vors., Kontakt über website:
www.ehemalige-synagoge-hemsbach.de und über email:
aulohr@t-online.de"
Ein jüdischer Verbandsfriedhof wurde 1674 östlich von Hemsbach am oberen Mühlweg
angelegt (Gewann Teufelsloch, Lgb.Nr.1238, Fläche 142,61 a), auf dem auch die
Verstorbenen einiger umliegender Gemeinden beigesetzt wurden.
1716 schlossen
sich zu einem Begräbnisverein, der für die Unterhaltung des
"Verbandsfriedhofs" und für die Wahrung der Rechte und Pflichten der
einzelnen Gemeinden sorgte, die folgenden Gemeinden zusammen: neben Hemsbach die
Gemeinden (beziehungsweise jüdische Familien in den Orten:) Dossenheim, Feudenheim
(bis zur Anlage eines eigenen Friedhofes 1858), Großsachsen,
Ilvesheim (bis zur Anlage eines eigenen
Friedhofes 1860), Ladenburg (bis zur Anlage
eines eigenen Friedhofes 1848), Laudenbach, Lampertheim, Leutershausen,
Lützelsachsen, Schriesheim
(bis zur Anlage eines eigenen Friedhofes 1874), Viernheim
und Weinheim.
Aus der Geschichte des Friedhofes Vertrag von 1755
(Quelle: Guide to the papers of
Berthold Rosenthal in the Leo Baeck Institute New York; der Vertrag wurde
vermutlich durch Rosenthal abgeschrieben)
Vertrag der Mitglieder
der
Chewra Kaddischa (Beerdigungsbruderschaft)
der zum Hemsbacher Friedhof gehörenden
Verbandsgemeinden
Der Friedhof Mitte
der 1980-Jahre
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)
Oberer Eingang zum jüdischen Friedhof
Teilansichten des Friedhofes
Denkmal für Gefallene
des Ersten Weltkrieges
Segnende Hände der Kohanim
Einzelne Presseartikel zum Friedhof
Dezember 2020:
Spendenaktion für den Friedhof
ist erfolgreich
Artikel von Annette Steininger in der
"Rhein-Neckar-Zeitung" vom 1.Dezember 2020: "Hirschberg. Sensationelles
Ergebnis nach nur vier Wochen
Arbeitskreis Ehemalige Synagoge Leutershausen und Gemeinde übergaben 15.000
Euro für Arbeiten am jüdischen Friedhof Hemsbach Hirschberg. Es ist ein Betrag, der den Hemsbacher Bürgermeister
Jürgen Kirchner erst mal sprachlos zurückließ und den Hirschbergs
Bürgermeister Ralf Gänshirt als 'sensationell' bezeichnete. Insgesamt 15.000
Euro übergaben der Arbeitskreis (AK) Ehemalige Synagoge Leutershausen und
die Gemeinde am Montagvormittag dem Förderverein Ehemalige Synagoge
Hemsbach. In nur vier Wochen kam dieses Geld zusammen, weil der AK um
Spenden für den Erhalt des jüdischen Verbandsfriedhofs bat und die Gemeinde
die so gesammelten 11.000 auf 15.000 Euro aufstockte. Es sei ein trauriger
und freudiger Anlass, warum man sich hier nun zur Spendenübergabe am
Meier-Heller-Platz bei der Alten Synagoge versammelt habe, sagte Gänshirt am
Montag. Traurig, weil der jüdische Verbandsfriedhof durch umstürzende Bäume
gefährdet sei. Und freudig, weil ein solcher Betrag in nur vier Wochen
zusammengekommen ist. Daran könne man sehen, 'dass das jüdische Erbe uns
auch Verpflichtung ist'. 'Wir nehmen unsere Verantwortung gemeinsam wahr',
betonte der Bürgermeister. Auf dem jüdischen Friedhof in Hemsbach sind 132
Menschen aus Leutershausen und 52 aus Großsachsen bestattet. Hemsbachs
Bürgermeister Jürgen Kirchner erläuterte noch einmal, warum das Geld so
dringend benötigt wird. Bis zu 300 Bäume müssen abgeholzt werden, weil sie
sonst bei einem Sturm umstürzen könnten. Der Friedhof ist nicht mehr
verkehrssicher und derzeit für Besucher gesperrt. Die Arbeiten laufen
bereits; einige der Bäume, die auf die Straße zu fallen drohten, sind schon
gefällt. Eventuell müsse sogar ein Hubschrauber für das unwegsame, teils
steile Gelände, eingesetzt werden, fürchtet Kirchner. Das könnte die Kosten,
die mit 130.000 Euro kalkuliert werden, weiter in die Höhe treiben. Aber
Kirchner freut sich, dass 'der Sprengel' hier zusammenhalte und auch andere
Kommunen schon ihre Unterstützung zugesagt haben. Er dankte seinem
Hirschberger Amtskollegen und dem Arbeitskreis Ehemalige Synagoge
Leutershausen für die Unterstützung. Der Vorsitzende des AK, Michael Penk,
wiederum dankte Gänshirt, der sie mit offenen Armen empfangen hätte und
sofort bereit war, die Aktion zu unterstützen. Gut 100 Spenden seien
eingegangen; eine davon seitens der Volksbank Kurpfalz und eine seitens der
Grünen Liste Hirschberg. Der Rest waren private Spender. Darunter befanden
sich auch acht Nachkommen von jüdischen Hirschbergern aus den USA und einem
aus Israel, die insgesamt 2500 Euro spendeten. An den 100 Spenden sehe man,
dass der Friedhof im Ort eine Bedeutung hat, fand Penk. Es seien sogar mehr
Spenden zusammengekommen als damals für das Mahnmal auf dem
Meier-Heller-Platz. Auch Albrecht Lohrbächer, Vorsitzender des Fördervereins
Ehemalige Synagoge Hemsbach, ist den Hirschbergern für die Unterstützung
dankbar. Er erinnerte an die Geschichte des Friedhofs, die mit den ersten
Gräbern 1675/76 begann. Schon damals wurden Juden aus den Nachbarkommunen
dort beigesetzt; die Stadt Hemsbach stellte nur das Land zur Verfügung. 1714
beteiligten sich elf Gemeinden entlang der Bergstraße laut Satzung an einem
Friedhofsverband. Und Lohrbächer weiß schon einen Großteil besagter Kommunen
auf seiner Seite, hatte aber auch gleich diesbezüglich das nächste Gespräch.
Denn aktuell sind trotz einer wahrscheinlichen Unterstützung des Landes und
der großen Spendenbereitschaft erst 40 Prozent der Kosten erreicht. Daher
läuft die Spendenaktion auch weiter. Damit der Friedhof bald wieder
zugänglich ist und ein Ort der Erinnerung bleiben kann. Info: Spenden kann man auf das Konto des Arbeitskreises Ehemalige
Synagoge Leutershausen; Volksbank Kurpfalz eG; IBAN: DE 85.6709.2300.0033
4347 66, überweisen."
Link zum Artikel
Links und Literatur
Quellen/Dokumentation des Friedhofes:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Hemsbach
In der Website des Landesarchivs
Baden-Württemberg (hier Generallandesarchiv Karlsruhe) sind die Personenstandsregister
von Kirchengemeinden und jüdischen Gemeinden einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632
Zu Hemsbach ist vorhanden: J 390 Büschel 5924: Hemsbach,
israelitische Gemeinde. Standesbuch 1810-1869
http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-1225780 In diesem Standesbuch sind auch die in dieser Zeit Verstorbenen der
jüdischen Gemeinde Hemsbach eingetragen.
Hinweis auf
die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des
Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg