Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen im Saarland"
Hilbringen (Stadt
Merzig, Kreis Merzig-Wadern)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Hilbringen bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis 1935/36. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 19. Jahrhunderts
zurück. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts lebten jüdische Personen am Ort
(1693). Zwischen 1779 und 1802 nahm die Zahl der jüdischen Familien am Ort von
drei auf sieben zu.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1823 52 jüdische Einwohner, 1828 38, 1833 52, 1895 36. Das "Statistische
Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes" (Jg. 9 1894 S. 48; Jg. 12
1897 S. 60; Jg. 14 1899 S. 72; Jg. 15 1901 S. 83) nennt jeweils 50
Gemeindeglieder in 15 (1894), 11 (1897/99) bzw. 12 (1900) Familien/Haushaltungen
unter den damaligen Vorstehern H. Kaufmann und R. Kaufmann (1894) bzw. B. Bär
(1897/1901). Religionsunterricht erhielten damals 13 (1894) bzw. 12 (1897/1901)
Kinder der Gemeinde.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge und eine
Religionsschule. Die Toten der Gemeinde wurden zunächst in Freudenburg,
seit 1748 in Merzig beigesetzt. Beim
Friedhofsvertrag 1748 zur Nutzung des Friedhofes in Merzig unterzeichnete
Raphael Rodewelsch, vermutlich der damalige Vorsteher der jüdischen Gemeinde in
Hilbringen.
Die Gemeinde blieb zu klein, um beispielsweise alleine einen eigenen Lehrer und
Vorbeter anstellen zu können. Daher war sie seit 1867 Filialgemeinde zur
jüdischen Gemeinde in Merzig.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Michael Kaufmann
(geb. 12.11.1894 in Hilbringen, vor 1914 in Merzig wohnhaft, gef. 20.8.1915) und
Siegfried Salomon (geb. 21.9.1886 in Hilbringen, vor 1914 in Merzig wohnhaft,
gef. 28.9.1914).
1924 wurden 30 jüdische Einwohner in Hilbringen gezählt, 1932 28. Am
5. Dezember 1932 "starb die älteste Frau des Orts Hilbringen (Saar), Frau Ludwig
Salomon" (CV-Zeitung vom 16.12.1932; nach dem "Israelitischen Familienblatt" vom
12. Mai 1932 konnte Babette Salomon am 19. Mai 1932 noch ihren 82. Geburtstag
feiern).
1935 lebten 31 jüdische Personen in Hilbringen. Nach der Annexion des
Saargebietes an das Deutsche Reich verließen die jüdischen Einwohner den Ort. Die
meisten sind in das Ausland emigriert.
Von den in Hilbringen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Mathilde Adler geb. Herz (1884), Selma Gottlieb geb.
Salomon (1877), Ida Kahn geb. Kaufmann (1878), Friedrich Salomon (1909), Elise
Wallach geb. Herz (1887).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über die sieben Söhne der Witwe Ludwig Salomon (1914)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Juli 1914:
"In der kleinen Gemeinde Hilbringen haben sämtliche 7 Söhne
der Witwe Ludwig Salomon des Kaisers Rock getragen. Der Jüngste wurde
letztes Jahr entlassen. Dieser Fall beweist ebenfalls das Gegenteil von
der Minderwertigkeit der Israeliten als Soldaten." |
|
Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7.
August 1914: "Hilbringen (Bezirk Trier). Sämtliche sieben
Söhne der Witwe Ludwig Salomon haben gedient, müssen also jetzt in den
Krieg." |
Diamantene Hochzeit von Hirsch Kaufmann und Adele geb.
Cohen (1903)
Artikel
im "Israelitischen Familienblatt" vom 29. Januar 1903: "Merzig. Am 3.
dieses Monats (= 3. Januar 1903) feierten die Eheleute Rentier Hirsch
Kaufmann und Adele geb. Cohen in Hilbringen das Fest ihrer
diamantenen Hochzeit. Herr Bürgermeister Frenzer überreichte dem greisen
Jubelpaar die Ehejubiläumsmedaille; der Synagogengemeinde-Vorstand von
Merzig, dem der Jubilar seinerzeit angehörte, und eine Reihe von Verwandten,
Freunden und Bekannten brachten ihre Glückwünsche dar." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Ludwig Salomon (1907)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 1. Juni 1905: "Suche für meinen Sohn,
welcher 3 Jahre Bäckerei lernte, Stellung
als Volontär
in Konditorei, Schabb. und Jontof geschlossen. Zu erfragen bei Ludwig
Salomon, Hilbringen bei Merzig a.d. Saar." |
Anzeige des Bäckermeisters J. (Isidor) Metzger (1907)
Anm. dieselbe Anzeige erschien im Israelitischen Familienblatt vom 29.8. und
12.9.1907. Im Jahr zuvor suchte "Bäcker- und Konditormeister" Isidor
Metzger gleichfalls einen Lehrling nach "Israelitischem Familienblatt" vom
29.11.1906 S. 13.
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 5. September 1907: "Sohn achtbarer
Eltern
kann unter günstigen Bedingungen bei mir in die Lehre treten.
Samstags und Jontof (Feiertag) streng geschlossen.
J. Metzger, Brot- und Feinbäckerei, Hilbringen a. Saar".
|
Anzeige des Metzgermeisters Willi Salomon (1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1928: "Israelitischer
Metzgergeselle,
selbständig arbeitend, per 1. Oktober nach Saarbrücken gesucht.
Ang. mit Zeugnisabschriften und Referenzen an Willi Salomon, Hilbringen
(Saar)." |
Zur Geschichte des Betsaales / der
Synagoge
Zunächst bestand ein Betsaal. Eine
Synagoge (Betsaal) konnte um 1864 eingerichtet werden. Nach Auflösung der
jüdischen Gemeinde 1936 im Jahr nach dem Volksentscheid 1935 (Anschluss
der Saar an das Deutsche Reich) wurde das Gebäude an die politische Gemeinde
verkauft. Das Gebäude stand zunächst leer, binnen kurzer Zeit wurden alle
Fenster eingeworfen. 1936 übernahm die Ortsgemeinde das Gebäude und verwendete
es als Jugendheim.
Nach 1945 wurde das Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut. Seit 1984 ist
eine Gedenktafel angebracht. Die Inschrift lautet: "Zum
Gedenken an das ehrwürdige Gotteshaus der Israelitischen Gemeinde Hilbringen. 2.
Mai 1984 Stadt Merzig Synagogengemeinde Saar."
Standort der Synagoge: Mittelstraße
20
Fotos
Historische
Fotos der Synagoge sind noch nicht vorhanden;
über Hinweise oder
Zusendungen freut sich der Webmaster der Alemannia Judaica; Adresse siehe Eingangsseite |
|
|
|
|
Fotos des
Gebäudes Mittelstraße 20 und der Gedenktafel werden noch erstellt. |
|
|
|
|
Gedenkinschrift |
|
|
|
Gedenkinschrift für die
jüdischen Gemeinden Merzig,
Brotdorf und Hilbringen auf dem 1949 erstellten Denkmal im
jüdischen Friedhof
in Merzig (Foto: Hahn) |
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Wilhelm Laubenthal: Die Synagogengemeinden des
Kreises Merzig. Merzig - Brotdorf - Hilbringen 1648-1942. Saarbrücken
1987. |
| Hans Leisten: Beitrag zur Geschichte der Hilbringer
Juden. In: Hilbringer Heimatbuch. Merzig 1980. S. 141-149. |
| Eva Tigmann: "Was geschah am 9. November
1938?" - Eine Dokumentation über die Verbrechen an der jüdischen
Bevölkerung im Saarland im November 1938. Eine Veröffentlichung des
Adolf-Bender-Zentrums St. Wendel. 1998. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 443 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Edgar Schwer: Den jüdischen Gefallenen des
Saarlandes 1914-1918 zum Gedenken. In: Saarländische Familienkunde Band
12/4. Jahrgang XLVIII 2015 S. 559-600. Online
zugänglich: eingestellt als pdf-Datei. |
|
2019
erschien in der Reihe "Mitteilungen der 'Vereinigung für die
Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V.'" als Sonderband 25:
Hans Peter Klauck: Jüdisches Leben im Landkreis Merzig-Wadern
1650-1940. 594 S., zahlr. Abbildungen, Hardcover-Einband. 2019. Preis: 38 €.
Bestellungen über Vereinigung für die
Heimatkunde im Landkreis Saarlouis e.V. Kaiser-Wilhelm-Str. 4-6
66740 Saarlouis
heimatkunde@vfh-Saarlouis.de
Zu dieser Publikation: Im 17. Jahrhundert sind im Raum Merzig die ersten
jüdischen Familien nachweisbar. 1652 wird in einem Vogteigerichtsprotokoll
ein "Roffel auch Raphael Jud" genannt. Es ist jedoch nicht sicher, ob er
selbst in Merzig wohnte. 1683 wurde erstmals die Familie des Moyses Hanau in
Merzig erwähnt Im 18. Jahrhundert zogen weitere jüdische Familien in Merzig
zu. 1768 und 1782 gab es fünf jüdische Familien in der Stadt, die
überwiegend vom Viehhandel lebten. Drei von ihnen waren allerdings nach
einer Beschreibung von 1782 "bettelarm". In letztgenanntem Jahr zählte die
jüdische Gemeinde, zu der auch die jüdischen Familien in den späteren
Filialgemeinden Brotdorf und Hilbringen gehörten, etwa 12 Familien. Die
Arbeit soll die Entwicklung der jüdischen Gemeinden im Landkreis
Merzig-Wadern über einen Zeitraum ab der Mitte des 17. Jahrhunderts
dokumentieren. Bis zum Jahre 1940 konnten insgesamt 4687 Bewohner jüdischen
Glaubens im Landkreis dokumentieren und in 638 Familien zusammenführen. Die
Geschichte der jüdischen Bevölkerung endete wie im gesamten Saarland am
22.10.1940. An diesem Tag wurden die letzten Juden in das französische Lager
Gurs deportiert. Den Nationalsozialisten war es in kurzer Zeit gelungen ein
gutes und konfliktloses Zusammenleben von Christen und Juden zu zerstören.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hilbringen Saar. Jews
settled in Hilbringen at the beginning of the 18th century, and in 1833 there
were 52 Jews living there. A synagogue was established in 1864 but the community
was not big enough to ne fully independent and in 1867 it was affiliated with
the Merzig synagogue community. By 1895, the number of Jews in Hilbringen
dropped to 36. When the German Reich annexed the Saar in 1935, there were 31
Jews in Hilbringen. They took advantage of the emigration laws during the 1935
transition period and emigrated, mostly abroad. In 1936, there were no longer
any Jews in Hilbringen and that year the synagogue was sold to the town.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|