Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
Zurück zur Übersicht: "Jüdische
Friedhöfe in der Region"
Zurück zur Übersicht: "Jüdische Friedhöfe in Hessen"
Zur Übersicht "Jüdische
Friedhöfe im Vogelsbergkreis"
Homberg
/ Ohm (Vogelsbergkreis)
Jüdische Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Homberg
(interner Link)
Zur Geschichte der Friedhöfe
Ein älterer jüdischer Friedhof befand sich in Homberg am Neuen Weg im
Gemarkungsteil "Ziegelhütte". Das Gelände ist heute teilweise überbaut beziehungsweise als Gartengelände verwendet. Ein Grabstein des
Friedhofes befindet sich bereits längere Zeit im Homberger Stadtmuseum im sogenannten
"Brauhaus". Die Lage dieses älterem Friedhofes ist einer Karte im
"Hessischen Städteatlas" zu entnehmen (s. Lit.; Auskünfte von
Christina Heß).
2017 wurden auf dem westlichen Teil des Grundstücks Berliner Straße 4,
das teilweise zum Friedhof gehörte, etliche Grabsteine beziehungsweise
Grabsteinfragmente wiederentdeckt und geborgen. Diese Steine waren während
der NS-Zeit von den Gräbern abgeräumt worden, nachdem der Friedhof ca. 1937 im
Rahmen eines Flurbereinigungsverfahrens an den Eigentümer des Anwesens Berliner
Straße 4 gelangt war. Dort dienten sie teilweise als Baumaterial und als Platten
von Gartenwegen. 2017 gelang es Andreas Schmidt, Mitarbeiter der "Kommission für
die Geschichte der Juden in Hessen", die Steine näher zu untersuchen und zu
fotografieren. Dadurch konnten sie in die Zeit zwischen 1743 und 1842 datiert
werden. Auf Initiative von Andreas Schmidt und nach langwierigen Verhandlungen
mit dem Eigentümer konnten die Steine anschließend aus Mitteln der "Kommission
für die Geschichte der Juden in Hessen" erworben werden. 2018 wurden sie
schließlich in Kooperation mit dem "Landesverband der jüdischen Gemeinden in
Hessen" auf den noch bestehenden (neuen) jüdischen Friedhof überführt und dort
2020 entlang der nördlichen und östlichen Grundstücksgrenzen aufgestellt (siehe
Fotos unten).
Der ältere Friedhof am Neuen Weg und der neuere Friedhof beim allgemeinen Friedhof der Stadt dienten als Begräbnisplatz auch für die in
Niedergemünden und Burggemünden verstorbenen Juden. Bis 1832 wurden auch die Kirtorfer
Juden in Homberg beigesetzt. Die letzte Beerdigung fand 1935 statt (Rickchen Isenberg
geb. Jungheim, gest. 26. Januar 1935). insgesamt sind nach einer neueren
Dokumentation noch 68 erkennbare Gräber vorhanden. Die Friedhofsfläche umfasst
13,90 ar.
Lage der Friedhöfe
Der ältere Friedhof: siehe Beschreibung oben.
Der neuere Friedhof liegt beim allgemeinen Friedhof mitten in der
Stadt (an der Marktstraße).
Fotos
Der alte
Friedhof
(Quelle: Google Earth) |
Das Friedhofsgrundstück
vor der Bebauung 2019 (mit Pfeil markiert) |
|
|
|
|
|
|
|
|
Grabsteine des alten
Friedhofes -
2020 im neuen jüdischen Friedhof aufgestellt
(Fotos erhalten von Andreas Schmidt) |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Der neue
Friedhof im Frühjahr 2008
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 26.3.2008; Anmerkung: die weißen
Punkte/Streifen auf einigen der Fotos sind durch Schneeflocken entstanden)
|
|
|
|
Die beiden
Eingangstore; am Tor rechts mit Hinweistafeln |
Blick über den Friedhof |
|
|
|
|
|
Teilansichten des
Friedhofes |
|
|
|
|
Schwer verwitterter Grabstein;
Fragment
wird durch einen Betonsockel gestützt |
|
Löwe auf Grabstein
|
|
|
|
|
|
|
Grabstein mit
Levitenkanne (für Josef Bar Gerschon HaLevi) |
|
|
|
|
|
|
Grabstein links für Hannchen
Jacob geb. Gutheim aus
Nieder-Gemeinden (1854-1928), rechts für Julius
Jacob
aus Nieder-Gemünden (1875-1935) |
Grabstein links für Thekla
Lamm (1890-1918),
rechts für Lazarus Lamm (1856-1918)
|
Grabstein links für Alfred
Chambré aus Nieder-Gemünden
(1875-1934), rechts für Rickchen Isenberg
geb. Jungheim (1860-1935) |
|
|
|
|
|
|
|
Grabstein für Wolf Jacob aus
Nieder-Gemünden (1841-1911) |
|
Presseberichte zu den
Friedhöfen
November 2009:
Jugendliche auf den Spuren der jüdischen Geschichte |
Artikel im "Gießener Anzeiger" (mli,
Artikel)
vom 11. November 2009:
"Jugendliche erforschten das jüdische Leben in der Ohmstadt
HOMBERG - Zehntklässler der Gesamtschule sprachen mit Zeitzeugen und besuchten jüdischen Friedhof.
(mli). Das jüdische Leben in der Ohmstadt erforschte Christina Heß, Fachbereichsleiterin Geschichte an der Ohmtalschule, mit ihrer Klasse 10G. Pünktlich zum 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, recherchierten die Schülerinnen und Schüler und versuchten unter anderem die Namen der jüdischen Mitbürger herauszufinden und suchten die früheren Anwesen.
Dazu wurden ältere Homberger befragt, die sogar noch einiges zur Aufklärung beitragen konnten. Außerdem besuchten die Jugendlichen den gut erhaltenen Judenfriedhof, der hinter dem Stadtfriedhof liegt. Udo Strauch von der Stadtverwaltung erläuterte die Verhaltensregeln, die beim Besuch des jüdischen Friedhofs eingehalten werden müssen. So sei beispielsweise eine Begehung am Shabbat, vom Sonnenuntergang am Freitagabend bis Sonnenuntergang am Samstagabend, sowie an bestimmten Feiertagen nicht gestattet. Kränze, Blumen und Blumengebinde seien nicht üblich, Besucher würden eine angemessene Kleidung tragen, männliche
Besucher eine Kopfbedeckung, so Strauch.
Christina Heß und Heimatchronist Kurt Linker erläuterten den Schülerinnen und Schülern den Friedhof, auf dem insgesamt 68 Grabstätten erhalten sind. Die Gedenksteine bestehen überwiegend aus Sandstein, die Rohlinge seien aus Miltenberg am Main mit Pferdegespannen geholt und dann von einheimischen Steinmetzen bearbeitet worden. Einige Steine, so erfuhren die Jugendlichen, tragen Ornamente, die auf die Namen der Verstorbenen hinweisen.
Die letzte Beerdigung war 1935. Auf dem Friedhof wurden auch Juden aus Gemünden beerdigt. Ein Vorgängerfriedhof befand sich nahe am Gemarkungsteil "Ziegelhütte" am Neuen Weg. Dort wurden auch Juden aus Gemünden und bis 1832 auch aus Kirtorf beerdigt.
Die Schüler stellten viele Fragen und die jüdische Vergangenheit stieß auf ein reges Interesse. Die Jugendlichen erfuhren, dass sich die Juden zwischen 1935 und 1940 in Homberg abmeldeten und in andere deutsche Städte, nach Holland, in die USA und nach Palästina zogen.
Ein Besuch der Synagoge, die in der Pogromnacht verschont blieb und der Besuch des Museums, in dem sich ein besonders bemerkenswerter Grabstein befindet, sollen noch nachgeholt werden.". |
|
Sommer 2019:
Das Grundstück des Alten
Friedhofes wird bebaut - Entdeckung von Grabsteinen - der Landesverband der
Jüdischen Gemeinden wird in das Baugenehmigungsverfahren zu spät einbezogen
|
Artikel von Joachim Legatis in der "Gießener
Allgemeinen" (lokal: "Alsfelder Allgemeine") vom September 2019: "Grabsteine
vor Hausbau gesichert
Homberg (jol). Ein Stück Gartenland wird bebaut, das ist absolut normal,
und doch gab es im Hintergrund einige Diskussionen um das Grundstück am
Neuen Weg in Homberg, das einstmals ein jüdischer Friedhof war. Oder
eigentlich noch ist, denn in der jüdischen Tradition ist ein Friedhof auf
Ewigkeit angelegt, Gräber dürfen nicht angetastet werden.
Nun entsteht ein größeres Wohnhaus auf einem Teilbereich des Grundstücks. Wo
die Grabstätten waren, ist nicht bekannt. Die Grabsteine mit Jahreszahlen
zwischen 1743 und 1842 sind geborgen und auf dem Gelände des städtischen
Friedhofs gelagert, wie Bürgermeisterin Claudia Blum sagt. Dem Hausbau
vorangegangen ist eine längere Debatte im Stadtparlament, die allerdings
ohne Öffentlichkeit geführt wurde. Denn das Grundstück ist in Privatbesitz
und das Gelände war nicht offiziell als jüdischer Friedhof in behördlichen
Unterlagen klassifiziert.
RP hat keine Unterlagen. So teilte das Regierungspräsidium Gießen auf
Nachfrage mit: "Der erwähnte ältere jüdische Friedhof ist uns nicht bekannt.
Unterlagen über dieses Gelände sind auch nicht vorhanden." Das ist
erstaunlich, weil der Bereich in alten Stadtplänen sehr wohl als Friedhof
markiert war. In Homberg war zudem die Kenntnis über die Geschichte des
Geländes durchaus verbreitet. Eigentlich ist das Land Hessen verpflichtet,
jüdische Friedhöfe zu erhalten, auch wenn sie nicht mehr belegt werden. So
wird der jüdische Friedhof angrenzend an den christlichen Gottesacker von
der Stadt gepflegt, die dafür Landesmittel erhält.
Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen teilte mit, er sei
während des Baugenehmigungsverfahrens weder gehört noch beteiligt worden.
Als dann die Baugenehmigung vorlag, ging es dem Dachverband der jüdischen
Gemeinden 'im Wesentlichen um Schadensminimierung'. Direktor Daniel Neumann
fügt an, 'obwohl wir mit dem Bauvorhaben nicht einverstanden sein können, da
es sich bei dem Gelände nach wie vor um einen jüdischen Friedhof handelt,
hat der Bauherr doch ein hohes Maß an Einsicht und Sensibilität erkennen
lassen, um das Erdreich so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.'"
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Hessischer Städteatlas - Homberg/Ohm. Hrsg. vom
Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde.
2005.
(zur Lage des alten jüdischen Friedhofes) |
vorheriger Friedhof zum ersten
Friedhof nächster Friedhof
|