Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"
Zu den "Synagogen im Kreis
Birkenfeld"
Hottenbach mit
Stipshausen (beide VG Rhaunen),
Bruchweiler, Sensweiler und Wirschweiler (alle VG Herrstein) (Kreis
Birkenfeld)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Im wildgräflichen Amt Wildenburg, das aus den
Dörfern Asbach, Breitenthal, Bruchweiler, Kempfeld, Kirschweiler,
Oberhosenbach, Schauren, Sensweiler, Sonnschied, Veitsrodt und dem wild- und
rheingräflichen Anteil an Hottenbach und Hellertshausen bestand, kommen Juden
zum erstenmal gegen Ende des 16. Jahrhunderts vor. Vor 1700 wohnten sie
ausschließlich in Hottenbach. Um 1754
lebten zwei jüdische Familien am Ort. Außer dem jährlichen
"Judenschutzgeld" hatten die Hottenbacher Juden ihren verschiedenen
Handelszehnten nach Wildenburg zu zahlen. Das Schutzgeld betrug jährlich 25 bis
29 Gulden, für "Stichgeld" und "Fleischaccise" entrichteten
sie drei Gulden pro Jahr. Als Marktgeleitgeld, d.h. für den herrschaftlichen
Schutz, der ihnen beim Besuch der Wildenburger Märkte von Amtswegen zuteil
wurde, hatten die Juden sechs bis acht Gulden zu leisten. 1777 wurden die
Juden Weiß und Lazarus als "ehrnare Handelsjuden" in Hottenbach
aufgenommen. In der Amtsrechnung des Amtes Wildenburg für dieses Jahr sind 25
Gulden Judenschutzgeld verzeichnet. Der Ort Kempfeld
nahm 1786 zwei Handelsjuden auf, die jährlich acht Gulden Schutzgeld
nach Wildenburg und drei Gulden an die Gemeinde entrichten mussten, wofür ihnen
erlaubt war, an amtlich bestimmten Tagen in ausgewiesenen Walddistrikten Stöcke
und Strünke auszumachen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 116 jüdische Einwohner, 1824 161, 1842/43 138 in 29
Familien, 1875 127, 1880 124 (über 17 % der Gesamtbevölkerung), 1895 60, 1907
41. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts bildeten die in Hottenbach und dem
benachbarten Stipshausen eine gemeinsame jüdische Gemeinde.
Auch die in Bruchweiler, Sensweiler
und Wirschweiler lebenden jüdischen
Personen gehörten zur jüdischen Gemeinde in Hottenbach.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Elementar-/Religionsschule, ein rituelles Bad und je einen Friedhof
in Hottenbach und in Stipshausen.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. In der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts war (erstmals nach einem Bericht von 1824) eine
öffentliche jüdische Schule (d.h. zumindest eine Elementarschule) mit einem
Elementar- beziehungsweise jüdischem Volksschullehrer vorhanden. Letztmals
wurde 1862 die Stelle als Elementarlehrerstelle ausgeschrieben (s.u.). Nach 1862
(eventuell bereits auf Grund des Eingreifens von Oberrabbiner Kahn aus Trier
1862, siehe Bericht unten) handelte es sich nur noch um eine Religionsschule.
Unter den Religionslehrern war Nathan Moses, der von 1874/75 bis zu seinem Tod
1882 in Hottenbach unterrichtete; vorher war Nathan Moses Lehrer in Rachtig, von
wo auch seine Frau - Agatha geb. Marx - stammte; mit ihr hatte er zusammen zehn
Kinder. Nach dem Visitationsprotokoll
der Schule von 1830 war ein eigenes Schulgebäude mit einer Lehrerwohnung
vorhanden, in dem damals der jüdische Lehrer mit seinen Eltern und vielen
Geschwistern lebte.
Um 1924, als noch 35
jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden, war Vorsteher der Gemeinde Joseph
Hirsch. 1932 war die jüdische jüdische Gemeinde aufgelöst; die hier
noch lebenden 16 jüdischen Einwohner waren gemeinsam mit denen in Stipshausen
(14 jüdische Einwohner) der Gemeinde in Rhaunen angeschlossen.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: 9 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 wurden noch
sechs jüdische Einwohner gezählt.
Von den in Hottenbach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", überarbeitet und ergänzt
durch Reiner Schmitt, Michael Meyer und zuletzt Hermann Mosel):
Johanna (Billa) Allmeyer geb. Köhler (1880, Ehefrau des Julius), Julius Allmeyer
(1884), Leo (Lazarus) Allmeyer (1888), Ludwig (Louis) Adolf Allmeyer (1897),
Antonia (Toni) Baum geb. Haas (1873), Lina (Helene) Bonem geb. Hirsch (1878), Ruth Fröhlich geb. Haas (1908),
Arthur Haas (1880), Julius Haas (1897), Walter (Walther) Haas (1904), Sybilla (Billa)
Haas geb. geb. Schömann (1902), Norbert Haas (1898) und Martha Haas geb. Levy
(1899) mit den beiden Kindern Edith (1929) und Günter Haas (geb. 1931 nach dem
Wegzug der Familie aus Hottenbach), Wilhelm Levy (1860; wurde weder in
Hottenbach geboren, noch wohnte er dort, allerdings erblickten vier seiner fünf
Kinder im Haus seiner Schwiegereltern in Hottenbach das Licht der Welt:
Henriette, Josef, Moritz und Martha), Josef Levy (1894), Moritz Levy (1897),
Nathalie Levy geb. Hirsch (1893), Emma Rosenthal
geb. Phillip (1885).
Aus der Liste der Opfer von Hottenbach wurden auf Grund neuerer Recherchen
von Hermann Mosel (Mitteilung vom 29.7.2021) herausgenommen: Oskar Mendel Blatt
(1876), Siegmund Braun (1862), Rosa Levi geb. Friesem (1884 in Altena; Bezug
vermutlich zu Hattenbach statt
Hottenbach). Der Familienname Allmeyer schreibt sich häufig auch Allmayer. Es
handelt sich um dieselbe Familie.
Von den in Stipshausen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind umgekommen: Karoline Gottschalk geb.
Levy (1866), Wilhelm Levy (1860), Simon Meyer (1872) Setta (Settchen) Moos geb. Katzenstein (1876).
Die in älteren Listen genannte Rosalie Grünewald geb. Birkenruth (geb.
1899) war zwar im Lager Gurs interniert, überlebte jedoch den Holocaust; sie
blieb bis 1946 und emigrierte dann in die USA (gest. 1979; Auskunft von Werner Besier, Neustadt a.Rbge vom 24.7.2013).
Aus Bruchweiler sind umgekommen: Josefine Gottschalk geb. Levy (1870),
Ella (Ellen) Levy (1890), Johanna Wolf geb. Levy (1901).
Aus Sensweiler sind umgekommen: Bertha Lazarus geb. Levy (1864),
Adele Levy (1930), Else (Elsa) Levy (1932), Emanuel (Emil) Levy (1899), Erich
(Isaak Ernst) Levy (1927), Wilhelm Levy (1862), Wilhelm Levy (1870), Wilhelm
(Willi, Willy) Levy (1894).
Aus Wirschweiler ist umgekommen: Wilhelm (Willi) Hirsch
(1878).
Aus der
Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters /
Schochet 1862 / 1870 / 1886 / 1890 / 1891 / 1893 / 1901 / 1902 / 1903 / 1904 / 1911
Bei anstehenden
Neubesetzungen war die Stelle immer wieder auszuschreiben. Aus verschiedenen
Jahren sind die Ausschreibungstexte erhalten (siehe unten), aus denen teilweise auch die
jeweiligen Vorsteher der Gemeinde vorhergehen. In einer ersten erhaltenen
Anzeige von 1870 wurde kein Lehrer gesucht, vielmehr empfahl sich damals der jüdische
"Lehrer und Kantor" aus Hottenbach Nathan Katz als Vorbeter in
anderen Gemeinden. Dies war sicher möglich, da in Hottenbach selbst zu den
hohen Feiertagen ehrenamtliche Vorbeter die Dienste übernahmen:
Anzeige
in der "allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Februar 1862:
"Die hiesige israelitische Elementarlehrer-, vorsänger- und Schächterstelle,
welche neben freier Wohnung jährlich circa 300 Thaler einträgt, ist
alsbald zu besetzen. Das Nähere, welches für einen tüchtigen Lehrer und
Chasan (Vorbeter) nur vorteilhaft ist und der Gemeinde zu wahrem
Lobe gereicht, teilt auf frankierte Anfragen mit
der Lehrer Rosenhaupt in Hottenbach, Regierungsbezirk
Trier." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1870:
"Als Chasan (Vorbeter) zu den bevorstehenden hohen Feier- und
Festtagen Jamim hanoraim weJom Tow (die zehn erfurchtgebietenden
Tage zwischen dem Neujahrsfest und dem Versöhnungstag) empfiehlt sich der
Unterzeichnete. Über seine Qualifikation und Würdigkeit wird der Herr
Oberrabbiner Dr. Auerbach in Bonn Auskunft zu geben die Güte haben. Nathan
Katz, Lehrer und Cantor in Hottenbach, Regierungsbezirk Trier." |
Nathan Katz hat spätestens 1886 die
Gemeinde verlassen. In diesem Jahr wurde die Stelle durch den damaligen Gemeindevorsteher
Salomon Moos neu ausgeschrieben: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1886:
"Die Stelle als Religionslehrer, Kantor und Schächter ist sofort
oder bis längstens vor Ostern zu besetzen; am liebsten mit einem
Unverheirateten. Salair 600 Mark Fixum nebst Nebenverdiensten.
Reflektanten wollen sich gefälligst an den unterzeichneten Vorstand
wenden.
Hottenbach an der Nahe-Bahn. S. Moos." |
Lange scheint der hierauf gewählte Lehrer
nicht in Hottenbach geblieben zu sein, da vier Jahre später die Stelle
wieder ausgeschrieben wurde. |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Februar 1890:
"Die Stelle als Elementarlehrer, Kantor, musikalisch gebildet, und
Schochet ist zu besetzen bis zum 1. April dieses Jahres mit einem Fixum
von 600 Mark nebst freier Wohnung mit schönem Garten. Ziemliche
Nebenverdienste. Auch verheiratete junge Lehrer sind nicht ausgeschlossen.
Reflektanten wollen sich an den unterzeichneten Vorstand wenden.
S. Moos, Hottenbach bei Fischbach." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1891:
"Wir suchen einen seminaristisch gebildeten Religionslehrer,
Kantor und Schächter zum sofortigen Eintritt. Gehalt 600 Mark
Fixum nebst schönen Nebenverdiensten. Bewerber willen sich an den
unterzeichneten Vorstand wenden.
S. Moos, Hottenbach bei Fischbach,
Rhein-Nahe-Bahn." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1893:
"Vakanz. Gesucht zum sofortigen Eintritt einen
Religionslehrer, Chasan und Schochet. Gehalt 600 Mark nebst freier Wohnung
und Garten. Nebenverdienste 200 Mark. Meldungen erbittet
Michel Burg, Hottenbach bei Fischbach." |
Noch schwieriger war die
Stellenbesetzung offenbar Anfang des 20. Jahrhunderts.
Stellenausschreibungen liegen aus den Jahren 1901, 1902 und 1904
vor: |
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1901:
"Wir suchen einen Religionslehrer verbunden mit Kantor- und
Schächterdienst. Gehalt 600 Mark, exklusive Nebenverdienste, nebst
schöne, neu erbaute freier Wohnung und schönem großen Garten.
Ausländer gänzlich ausgeschlossen.
Der Vorstand:
M. Burg, Hottenbach,
Kreis Bernkastel an der Mosel". |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1901:
"Wir suchen per sofort einen
Religionslehrer, welcher den
Kantor- und Schächterdienst mit zu versehen hat. Gehalt 6-700 Mark,
Nebenverdienst ca. 200 Mark, nebst schöner, neu erbauter Wohnung und schönem,
großen Garten. Ausländer gänzlich ausgeschlossen. Der Vorstand: M.
Burg, Hottenbach, Kreis Bernkastel." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1902:
"Wir suchen einen
Religionslehrer,
der Kantor- und Schächterdienst
mit zu versehen hat. Gehalt 600 Mark, exklusive Nebenverdienste von circa
150-200 Mark, nebst schöner, neuerbauter Wohnung und schönem großen
Garten. Ausländer ausgeschlossen.
Der Vorstand:
M. Burg, Hottenbach, Kreis Bernkastel." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1902:
"Wir suchen per sofort oder auch für später
einen
Religionslehrer,
Vorbeter und Schächter. Gehalt 6-700 Mark nebst schöner, neu
erbauter Wohnung und Garten. Nebenverdienste circa 140-200 Mark. Meldungen
sind zu richten an den
Vorstand der israelitischen Gemeinde Hottenbach (Bezirk Trier).
M. Burg." |
|
Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Mai 1903:
"Hottenbach (bei Trier). Religionslehrer, Vorbeter und
Schächter. 600-700 Mark Gehalt, freie Wohnung und Garten.
Meldungen an den Vorstand." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903:
"Wir suchen per sofort oder auch für später einen Religionslehrer,
welcher auch Vorbeter und Schächter sein muss. Gehalt 8-900 Mark,
Nebenverdienste ca. 150-200 Mark nebst schöner, neu erbauter freier
Wohnung und schönem Garten. Ausländer gänzlich ausgeschlossen.
Hottenbach, Bezirk Trier. Der Vorstand: M. Burg." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1904:
"Wir suchen per sofort, oder auch für später einen Religionslehrer,
welcher auch Vorbeter und Schächter sein muss, Gehalt 750 Mark.
Nebenverdienste circa 150 Mark; nebst schöner, neuerbauter, freier
Wohnung und schönem Garten. Ausländer gänzlich ausgeschlossen.
Hottenbach (Bez. Trier). Der Vorstand: M. Burg".. |
1907 reichten die durch die Abwanderung der
jüdischen Familien knapp gewordenen finanziellen Mittel der Gemeinde
nicht mehr aus, einen geprüften Religionslehrer zu bezahlen. Aus dem Jahr
1911 liegt allerdings ein letztes Mal eine Ausschreibung vor. Ob
die Stelle noch einmal besetzt wurde, ist nicht bekannt. |
Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. November 1911:
"Frankfurt am Main. Vakanzen. - Hottenbach
(Bezirk Trier), Religionslehrer, Vorbeter und Schächter per sofort.
Gehalt 1.200 Mark, freie Wohnung etc.". |
Eine jüdische Elementarschule wird nicht (mehr)
eingerichtet (1862)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Oktober 1862:
Cochem an der Mosel, 28. September (1862). Bei der Offenheit, mit
welcher Herr Oberrabbiner Kahn seine Ansichten in Nr. 40 dieses Blattes
auseinander setzt, wird es in seinem Sinne sein, wenn wir bemerken, dass
er auch faktisch dieselben zu verwirklichen sucht. So bemühte er sich,
die öffentliche Elementarschule der Israelitengemeinde zu Offenbach a.d.
Glan, allerdings vergeblich, zu einer Privatschule umzuwandern; hingegen
gelang es ihn, die Bildung einer öffentlichen Schule für die
israelitische Gemeinde in Hottenbach zu vereiteln." |
Über den tragischen Tod des Lehrers Aron Haas (1913)
Über Lehrer Aaron Haas, der in Rhaunen
unterrichtete (um 1878), wird berichtet (Zitat aus Hilde Weirich/Erich
Stoll: Beiträge zur Geschichte der Juden in Rhaunen. 1991 S.20):
"Über Haas wurde bekannt, dass er unverheiratet war, in Hottenbach
wohnte, ohne eigene Wohnung, und zuletzt in der Hottenbacher Synagoge mit
der Familie Josef Braun zusammen lebte. Über seinen mysteriösen Tod wird
noch von Zeitzeugen berichtet: 'Aron Haas machte Botengänge für
Hottenbacher Leute. So war er zwischen Weihnachten und Neujahr auf dem
Wege nach Rhaunen, um in der Apotheke Arznei zu holen, wie er dies öfter
tat. Unterwegs ist er im Schnee erfroren.' In den Sterbebüchern der
Verbandsgemeinde findet sich folgender Eintrag: 'Haas, Aron, led.
Hottenbach, Lehrer von Beruf, geb. 1833, gest. 20.12.1913, 79 J. Eine
Anzeige der Polizeiverwaltung Rhaunen: Am Nachmittag des 28.12. 5 Uhr
zuletzt gesehen. Am 29.12. tot aufgefunden". |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Januar 1914:
"Im Schneesturm umgekommen ist der Lehrer Aaron von Hottenbach. Er
hatten einen Gang nach Schauren unternommen und war in zwei Meter hohen
Schnee gekommen, in dem er erfroren ist." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine "Judenschule", d.h. eine Synagoge wurde vermutlich 1796 erbaut.
1824 werden in einem Bericht des Bürgermeisters Stumm aus Sulzbach sowohl die Synagoge
wie auch eine jüdische Schule erwähnt.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Synagoge
entweder gründlich renoviert oder neu erbaut (auffallende Ähnlichkeit
mit der um 1832 erbauten Synagoge in
Offenbach am Glan). Zwischen 1913 und
1927 wurde die Synagoge aufgegeben, da nicht mehr genügend jüdische Männer
zur Erreichung der notwendigen Zehnzahl (Minjan) vorhanden waren. Das
Synagogengebäude blieb im Besitz der jüdischen Gemeinde.
Seit November 1937 bemühte sich die politische Gemeinde um einen Erwerb
der Synagoge, Es war zunächst geplant, ein Heim für die Hitler-Jugend und
einen Kindergarten einzurichten. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das
Gebäude durch einheimische SA-Mitglieder demoliert. Die im Giebel befindlichen
Gebotstafeln (vgl. Ansicht unten) wurden zerschlagen, Torarollen und
Gebetbücher geschändet. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude
als Soldatenunterkunft und als Gefangenenlager zweckentfremdet.
Nach 1945 war das Gebäude Notunterkunft für Heimatvertriebene. Das Gebäude
kam wiederum an die jüdische Vermögensverwaltung, die es ihrerseits im
Dezember 1949 an die politische Gemeinde verkaufte, von der es 1951 umgebaut
wurde. 1981 kam das Gebäude in Privatbesitz und wurde erneut umgebaut. Es wird
als Wohnhaus verwendet.
Adresse/Standort der Synagoge: Ringstraße 45
Fotos
(Ansicht 1987: Aus "Landesamt" s.Lit. S. 192;
Ansichtskarte: Sammlung Hahn; Fotos 2009: Otmar Frühauf Breitenthal,
Aufnahmedatum 11.11.2009).
Historische Ansichtskarte
von Hottenbach
(1903 verschickt) |
|
|
|
Ausschnittvergrößerung:
rechts Eingangsbereich
in die
Synagoge mit hohen Rundbogenfenstern und Dreiecksgiebel, links das
Schulgebäude mit Lehrerwohnung. |
|
|
|
Das ehemalige
Synagogengebäude
als Wohnhaus 1987 |
|
|
Das ehemalige Synagogengebäude
1987.
Erkennbar sind Spuren der
Rundbogenfenster. |
|
|
|
|
|
|
Das ehemalige
Synagogengebäude im Herbst 2009 |
|
|
|
|
Perspektive
wie auf historischer Ansichtskarte oben. Der ehemalige Eingangsbereich
der
Synagoge im rechten Teil des Gebäudes mit den hohen Rundbogenfenstern und
dem
Dreiecksgiebel sind beseitigt, die rechte Gebäudehälfte ist der
linken angeglichen. |
Blick auf das Gebäude im
Bereich
der früheren Synagoge
(wie sw-Foto oben) |
|
|
|
|
|
|
|
Rückseite: links der Bereich
der ehemaligen
Synagoge, rechts der ehemaligen Schule |
|
|
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Hilde Weirich: Juden in Hottenbach und Stipshausen -
eine Spurensuche. Laufersweiler: Förderkreis Synagoge Laufersweiler e.V.
1998. |
| Hans-Werner Ziemer: Juden im ehemaligen Amt
Wildenburg. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 7. Jahrgang Ausgabe 2/1997 Heft Nr. 14 S. 40. Online
eingestellt (pdf-Datei). |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 191-192 (mit weiteren Literaturangaben). |
| Axel Redmer: Staatenlos und vogelfrei. Widerstand,
Verweigerung und Verfolgung von Menschen aus dem Bereich der oberen Nahe
1933 bis 1945. 1. Teil. Die Ausgebürgerten. 132 S. Birkenfeld
1993.
|
| Seite des
jüdischen Museums in Steinbach am Glan zum Schicksal der jüdischen Familie
Mann in Steinbach (Ehefrau Elise geb. Allmayer ist 1889 in Hottenbach geboren) |
| Seite
zum Grabstein des Lehrers Joseph Laser in Vöhl/Edersee (geb. 1848 in
Hottenbach, seit 1882 Lehrer in Vöhl, gest. 1906 in Vöhl) |
| Erwähnung
eines Überfalles des "Schinderhannes" auf den Juden Wolf Wiener
in Hottenbach |
| Reiner Schmitt: Gedenkbuch - Die Opfer der nationalsozialistischen
Judenverfolgung aus den Orten des Birkenfelder Landes 1933-1945 (Abentheuer,
Baumholder, Birkenfeld, Bosen, Gonnesweiler, Grumbach, Hoppstädten,
Hottenbach, Idar-Oberstein, Nahbollenbach, Niedereisenbach, Oberreidenbach,
Offenbach, Rhaunen, Ruthweiler, Sensweiler, Sien, Sötern, Stipshausen,
Thallichtenberg, Weierbach). 332 S. 2011.
Hinweis: der genannte Beitrag von Reiner Schmitt ist in der
Stadtbibliothek Trier und im Landeshauptarchiv Koblenz zugänglich. Er ist
nicht im Druck erschienen. Über Fernleihe kann die Publikation aus der
Stadtbibliothek Trier ausgeliehen werden. |
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|