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im Elsass"
Itterswiller (Ittersweiler, Dep.
Bas-Rhin, Alsace, Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Itterswiller bestand eine jüdische
Gemeinde bis in die 1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des
17./18. Jahrhunderts zurück. 1784 wurden 19 jüdische Familien mit zusammen 108
Personen gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1807 110 jüdische Einwohner, 1846 208, 1861 184, 1870 190, 1900 79,
1910 63.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
Unter den Lehrern ist bekannt: um 1887 Lehrer S. Falck.
Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Niedernai. 1854 bis 1867 hatte der
Niedernaier Rabbiner seinen Sitz in Ittersweiler. Danach war der Sitz des
Rabbinates in Obernai (Rabbinat de Niedernai-Itterswiller-Obernai).
1936 lebten noch 19 jüdische Personen in Itterswiller. Diejenigen, die in
den folgenden Jahren Itterswiller nicht verlassen konnten, wurden unter der
deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.
Von den in Itterswiller geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Blanche Guogenheim
geb. Levy (1888), Jeanette Hirschsprung (1872), Gaston Isaac (1902), Gaston Levy
(1897), Elvire Levy geb. Lehmann (1912), Gunda Löb (1879), Edmee Moise geb.
Levy (1899), Meline Rixem geb. Blum (1887), Jacques Weill (1898), Mathilde Weill
(1873), Meyer Weill (1873), Paul Weill (1902).
Nach 1945 kehrten nur wenige der überlebenden
jüdischen Einwohner nach Itterswiller zurück; 1953 wurden neun jüdische
Einwohner gezählt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod der aus Itterweiler stammenden
Frau Levy geb. Cerf (1914 in Barr)
Anmerkung: es handelt sich um Fanny Levy
geb. Cerf, die am 13. November 1840 in Itterswiller geboren ist und mit Jacques
Levy (geb. 27. April 1828 in Bueswiller,
gest. 1901) verheiratet war. Genealogische Informationen - auch zu Vorfahren und
Nachkommen - siehe
https://www.geni.com/people/Fanny-Levy/6000000030968305511.
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 13. Februar 1914: "Barr.
Am vergangenen Freitag wurde Frau Witwe Levy geb. Cerf unter großer
Beteiligung hiesiger und auswärtiger Freunde zu Grabe getragen. Die
Verstorbene – im nahen Ittersweiler geboren – war nach dem vor zwölf
Jahren erfolgten Ableben ihres Mannes von
Buesweiler hierher verzogen,
wohin sich eben ihre Tochter verheiratet hatte. Sie hat sich hier, wie in
ihrer alten Heimat allgemeiner Wertschätzung und Sympathie erfreut. Im Alter
von 73 Jahren ist sie von einem kurzen aber schmerzlichen Leiden durch den
Tod erlöst worden. Ihr Andenken wird ein gesegnetes bleiben." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Aus einer Liste zu den Ergebnissen
einer Spendensammlung (1887)
Anmerkung: Die Sammlung wurde vorgenommen für die slowakische Stadt
Dunajská Streda, wo einstmals eine sehr große jüdische Gemeinde bestand
(2000-3000 Personen). 1887 wurde im Zuge antijüdischer gewalttätiger
Ausschreitungen das jüdische Stadtviertel in Brand gesetzt; mehr als 80 Familien
verloren damals ihre Unterkünfte. Zu ihrer Unterstützung wurde eine große
Spendenaktion ins Leben gerufen. Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde von
Dunajská Streda siehe
https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/m-o/2474-niedermarkt-dunajska-streda-slowakei.
Bericht
in "Der Israelit" vom 1. Dezember 1887: "Ittersweiler. Durch Lehrer
S. Falck: S.F. 1, Jacques Levy 0.40, Moise Wormser 0.50, Meyer Blum 0.50,
Nathan Weill 1, Witwe Leopold Levy 1, Witwe Salomon Levy 1, Michel Netter
0.50, Marx Blum 1, Isaac Weill 0.50, Abraham Blum 0.50, Isaac Frey 0.40,
Marx Meyer 0.50, Joseph Franck 1, Ullmann Jacques 0.30, Salomon Levy 0.60,
aus der israelitischen Gemeindekasse 3, zus. abzüglich Porto 13.50 Mark." |
Zur Geschichte der Synagoge
Bereits im 18. Jahrhundert war - auf Grund der Größe der
jüdischen Gemeinde - ein Betsaal beziehungsweise eine erste Synagoge vorhanden.
1841 wurde eine neue Synagoge erbaut. Fast 100 Jahre war
sie Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Itterswiller. 1894 wurde sie
umfassend renoviert und am 31. August 1894 in Anwesenheit von Rabbiner Dr.
Max Staripolski aus Oberehnheim neu eingeweiht:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1894: "Ittersweiler, 1.
September (1894). Gestern Nachmittag wurde die hiesige Synagoge von Herrn
Rabbiner Dr. Staripolski aus Oberehnheim
neu eingeweiht. An der Feierlichkeit beteiligten sich die Spitzen der
Behörden. Auch Herr Kreisdirektor Pöhlmann aus Schlettstadt hatte sein
Erscheinen zugesagt, wurde jedoch im letzten Augenblick daran gehindert. Die
Festlichkeiten verliefen durchaus imposant und korrekt. Die Renovation ist
seit Ostern im Gange und kostet nahe an 10.000 Mark, wozu die Regierung
2.500 DM beigesteuert hat. Der Rest wurde von der israelitischen Gemeinde
aufgebracht. Nach dem Weihegebet und der Anrede des Rabbiners folgte das
Gebet für seine Majestät und das kaiserliche Haus, worauf die Nationalhymne
angestimmt wurde. Hiermit schloss die erhebende Feierlichkeit.
Die Einweihungsfeier war zugleich der erste Besuch, den der Herr Rabbiner
dieser Gemeinde seines weit ausgedehnten Rabbinatsbezirkes abstattete. Der
Empfang gestaltete sich daher ebenso herzlich wie feierlich. Der Herr
Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, den Herrn Rabbiner persönlich vom
Bahnhof in seinem eigenen Wagen abzuholen, was wohl der beste Beweis sein
dürfte von dem konfessionellen Frieden, welcher unter den verschiedenen
Religionen herrscht. Bei seinem Eintreffen in dem Orte zog ihm die Schule
mit Musik, dem Lehrer an der Spitze entgegen und ein kleines Mädchen
überreichte dem Herrn Rabbiner mit einer entsprechenden Anrede einen
Blumenstrauß, worauf der Herr Rabbiner erwiderte, dass ihm der
Willkommensgruß aus dem Munde eines Kindes besondere Freude mache, da doch 'Aus
dem Munde der Kinder und Säuglinge hast du dir Sieg gegründet' (Psalm
8,2).
In seiner Einweihungsrede entwickelte der Rabbiner anknüpfend an die Worte
des Propheten Haggai bei Einweihung des Zweiten Tempels 'und an
diesem Ort will ich euch Frieden geben...' (Haggai 2,8) den Gedanken,
dass die Synagoge nichts anderes sein und bewirken will als den Frieden, den
Frieden mit der ganzen Welt im Kreise der Menschenliebe." |
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war es kaum noch möglich, auf Grund des
nicht mehr zustandekommenden Minjans
regelmäßige Gottesdienste abzuhalten. Zu den Feiertagen wurden daher
Auswärtige in die Gemeinde eingeladen.
In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude teilweise zerstört. Es
konnte restauriert werden und befindet sich in Privateigentum.
Adresse/Standort der Synagoge: 76 route du
Vin
Fotos
(Quelle der historischen Aufnahmen: Rothè/Warschawski s.
Lit. S. 88)
Historische Aufnahme
der Synagoge |
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Blick auf das Gebäude
mit seinem
charakteristischen Walmdach und
den Rundbogenfenstern |
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Das Synagogengebäude
nach 1945 |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.
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