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Baden-Württemberg
Ittlingen (Landkreis Heilbronn)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem reichsritterschaftlichen Ort Ittlingen bestand eine
jüdische Gemeinde bis 1937. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17.
Jahrhunderts zurück. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden durch die Herren
von Gemmingen und die Familie Greck von Kochendorf Juden aufgenommen. Erstmals
wird 1663/64 Jud Marx am Ort genannt. 1697 gab es acht jüdische Haushaltungen
am Ort. Die jüdischen
Familien lebten zunächst vor allem vom Handel mit Vieh und Waren aller Ort. Im
18. Jahrhundert war im Erdgeschoss des Rathauses (Vorgängerbau des Alten
Rathauses bis 1816) eine "Metz" eingerichtet, die nur Juden zustand,
die damals die einzigen gewerblichen Metzger in Ittlingen waren.
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert
wie folgt: 1825 86 jüdische Einwohner (7,4 % von insgesamt 1.157), um 1858 179,
1871 139, 1875 124 (8,6 % von 1.443), 1887 158, 1900 113 (8,1 % von 1.393),
1910 77 (5,6 % von 1.364).
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule
(die Kinder besuchten ansonsten die evangelische Schule), ein rituelles Bad und
seit 1887 ein eigener Friedhof. Seit 1827
bestand eine jüdische Speisewirtschaft, die später unter dem Inhaber Max Weil
die Bezeichnung "Zum Deutschen Kaiser" erhielt (Hauptstraße). Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt,
der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. In der 2. Hälfte des 19.
Jahrhundert waren u.a. Lehrer Michael Rothschild (bis 1850, siehe Mitteilung
unten), Lehrer David Keller (vermutlich bis 1894) in der Gemeinde tätig
(vgl. Bericht über eine Auszeichnung 1885 unten), danach Josef Herz, der
mindestens bis um 1925 in der Gemeinde wirkte. Nach ihm wurde die Stelle auf
Grund der nur noch geringen Zahl der jüdischen Kinder nicht mehr besetzt.
Bereits seit 1827 gehörte die Gemeinde zum Bezirksrabbinat
Bretten.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde sechs Männer:
Unteroffizier Ferdinand Ladenburger (geb. 17.2.1893 in Ittlingen, gef.
25.9.1916), Joseph Wimpfheimer (geb. 16.9.1897 in Ittlingen, vor 1914 in
Bruchsal wohnhaft, gef. 5.9.1917), Wilhelm Weil (geb. 20.1.1881 in Ittlingen,
vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 23.12.1914), Julius Karlsruher (geb.
2.6.1883 in Ittlingen, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 18.10.1918), O.
Herz.
Ihre Namen stehen auf dem Gefallenendenkmal auf dem kommunalen Friedhof;
zusätzlich ist der Name des aus Berwangen
stammenden, 1914 jedoch in Gernsbach
wohnhaften Julius Falk eingetragen. Außerdem ist gefallen: Alfred Bonnheim
(geb. 22.11.1881 in Ittlingen, vor 1914 in Duisburg wohnhaft, gef.
15.8.1917).
Um 1925
(damals noch 50
jüdische Gemeindeglieder, d.h. 3,6 % der Gesamtbevölkerung von etwa 1.400
Personen) bildeten den Vorstand der Synagogengemeinde die Herren Siegmund
Wimpfheimer, Markus Eichtersheimer und Ludwig Ladenburger. Als Lehrer war der
bereits genannte Josef
Herz tätig. Er erteilte auch den zwei schulpflichtigen jüdischen Kindern des
Ortes Religionsunterricht. 1932 waren die Gemeindevorsteher Louis Orbeck (1.
Vorsitzender), Jacob Wimpfheimer (2. Vorsitzender) und Leopold Wimpfheimer (3.
Vorsitzender und Schriftführer). Inzwischen kam als Lehrer und Schochet Lehrer
Leo Aach aus Bretten regelmäßig nach Ittlingen.
Bis in die 1930er-Jahre gab es an Ladengeschäften und Handelsbetrieben,
die jüdischen Familien gehörten: Viehhandlung, Häute, Fell- und Tabakhandlung
Arthur Ladenburger; Öl- und Fetthandlung Leon Orbeck; Textil- und
Manufakturwarengeschäft Julius Wimpfheimer; Landesproduktenhandlung Fa. Isaak
Wimpfheimer OHG, Teilh. Leopold und Max Wimpfheimer; Hausschuhhandel Moritz
Wimpfheimer; Getreide-, Mehl- und Altmaterialiengeschäft Siegmund Wimpfheimer.
1933 gehörten der jüdischen Gemeinde in Ittlingen noch etwa 40 Personen an.
Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien
und der Entrechtung ist ein Teil von ihnen in den folgenden Jahren ausgewandert
oder in andere Orte verzogen. Den jüdischen Hausierern wurden 1937 die
Wandergewerbescheine eingezogen. 1938 mussten die jüdischen Ladengeschäfte
schließen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört. Zwischen 1935
und 1938 sind insgesamt 19 jüdische Personen in die USA emigriert. Die Familie
Orbeck emigrierte nach Frankreich. Die letzten acht jüdischen Einwohner wurden
am 22. Oktober 1940 in das südfranzösische KZ Gurs deportiert. Drei von ihnen
starben dort an Hunger und Krankheiten, drei wurden später von Gurs nach
Auschwitz deportiert und ermordet. Nur Erwin Wimpfheimer überlebte Gurs; er
blieb nach 1945 in Frankreich.
Von den in
Ittlingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Samuel Eichtersheimer
(1860), Ricka Erlebacher geb. Eichtersheimer (1862), Nanette Groß geb.
Ladenburger (1889), Berta Grünebaum geb. Ladenburger (1885), Lina Heß geb.
Wimpfheimer (1889), Adolf Ladenburger (1892), Ferdinand Ladenburger (1877),
Frieda Ladenburger (1886), Josef Ladenburger (1883), Karl Ladenburger (1879), Sophie Ladenburger geb. Herz (1888), Emilie Maier geb. Ladenburger
(1881), Louis
Orbeck (1917), Rosa Rosenberg geb. Wimpfheimer (1891), Elise Sturm geb. Weil
(1867), Gustav Weil (1890), Sally Siegfried Weil (1888), Siegmund Weil (1873), Johanna
(Hannchen) Weinschenk geb. Wimpfheimer (1886), Emma Wimpfheimer geb. Wimpfheimer (1896),
Max Wimpfheimer (1879), Moritz Wimpfheimer (1884), Rudolfine Wimpfheimer (1884),
Therese Wimpfheimer geb. Weil (1855), Emmy Würzweiler geb. Karlsruher (1887).
Persönlichkeiten: Aus
Ittlingen stammt Dr. Kurt Wimpfheimer (in den USA: Wimer; geb. 1915 in
Ittlingen: 1936-38 Kantor und Lehrer der jüdischen Gemeinde in Worms,
1938 in die USA; als Rabbiner in East Stroudsburg, Pennsylvania, später auch als Universitätsprofessor in
Pennsylvania tätig. Lebt (2011) im Ruhestand in Stroudsburg.
Nicht zu verwechseln mit Kurt Wimpfheimer (geb. 1913, gest. 2005 in New
York)
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers und
Vorsängers (1836 / 1843 / 1845 / 1850)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" von 1836 S. 937 (Quelle: Stadtarchiv
Donaueschingen): "Erledigte Stelle. Bei der
israelitischen Gemeinde Ittlingen ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht
der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 50 Gulden nebst freier Kost und Wohnung
sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen
verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter
höherer Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunden und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirks-Synagoge Schmieheim zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch
Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener
Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden.
Simsheim, den 10. Oktober 1836.
Großherzogliche Bezirks-Synagoge." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 8. Dezember 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Sinsheim. [Dienstantrag]. Bei der israelitischen Gemeinde
Ittlingen ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 510 fl., nebst freier Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Sinsheim zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Sinsheim, den 27. Januar 1843. Großherzogliche Bezirkssynagoge." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 23. August 1845 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Sinsheim.
[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde Ittlingen ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 150 fl., nebst freier Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Sinsheim zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 11. Mai 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die mit einem festen Gehalte von
150 fl. und einem
jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule
besuchende Kind, und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen
Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Ittlingen,
Synagogenbezirks Sinsheim, ist zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats bei der Bezirks-Synagoge Sinsheim sich zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."
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Lehrer Michael Rothschild wechselt
von Ittlingen nach Hemsbach (1850)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 13. März 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die
durch die Berufung des Hauptlehrers Moses Adler in Hemsbach an die
öffentliche israelitische Schulstelle in Rust erledigte gleiche Stelle in
Hemsbach wurde dem Schulkandidaten Michael Rothschild von Sennfeld,
bisherigen Religionsschullehrer und Vorsänger bei der israelitischen
Gemeinde Ittlingen, übertragen". |
Ausschreibung der Stelle eines Hilfsvorbeters 1891 / 1893
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1891: "Wir suchen für
die ehrfurchtgebietenden Tage
(sc. zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur) einen bewährten Vorbeter.
Ittlingen.
Der Vorstand: Simon Ladenburger." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1893: "Wir suchen einen
ordentlichen Hilfsvorbeter für die ehrfurchtgebietenden
Tage.
Ittlingen. Der Vorstand. S. Ladenburger." |
Ordensauszeichnung für Religionslehrer Keller aus
Anlass der Vermählung des Erbgroßherzogs mit der Prinzessin Hilda von Nassau
(1885)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 13. Oktober 1885: "Aus Baden, 5. Oktober (1885).
Anlässlich der Vermählung unseres Erbgroßherzogs mit der Prinzessin
Hilda von Nassau wurden von Großherzog Friedrich viele Beförderungen
vollzogen und eine Reihe von Ordensauszeichnungen und Medaillen verliehen.
Von unserem Landesfürsten erwartet niemand anderes, als dass dabei nach
höchster Gerechtigkeit und echter Humanität verfahren wurde. Als
besonders bemerkenswert erscheint uns aber, in der amtlichen Liste
folgenden Namen zu begegnen: Befordert wurde zum Regierungsrat der
Regierungsassessor Dr. David Meyer beim Verwaltungshof. (Derselbe ist auch
Mitglied des Großherzoglichen Oberrats der Israeliten). Ausgezeichnet
wurden: Oberrat Benjamin Willstätter in Karlsruhe
mit dem Eichenlaub zum innehabenden Ritterkreuz erster Klasse des
Zähringer Löwenordens; der Vorsitzende des Synagogenrates in Mannheim,
David Feist Aberle, mit dem Ritterkreuz zweiter Klasse des Zähringer
Löwenordens; der israelitische Religionslehrer David Keller in
Ittlingen mit der kleinen goldenen Verdienstmedaille. Erwägt man,
dass vor wenigen Monaten auch dem israelitischen Hauptlehrer Samuel
Heimberger in Königsbach die
kleine goldene Verdienstmedaille, im vorigen Jahre dem Bezirksrabbiner Dr.
Sondheimer in Heidelberg das
Ritterkreuz erster Klasse des Zähringer Löwenordens, und dem
israelitischen Hauptlehrer Mayer Friedmann in Hoffenheim
gleichfalls die kleine goldene Verdienstmedaille verliehen wurde, so sehen
wir neben anderen auf weltlichen Gebieten wirkenden Glaubensgenossen in
kurzer Zeit eine stattliche Zahl von Männern dekoriert, welche durchaus
oder in hervorragender Weise auf jüdisch-religiösem Gebiete zu wirken
berufen sind. Diese Wahrnehmung wird innerhalb unseres Landes ermutigend
und fördernd wirken auf alle, welche in erster Reihe für die Pflege der
religiösen Interessen der Gesamtheit einzutreten haben, ohne Zweifel aber
wird sie auch in weiteren Kreisen als erfreuliche und erhebende Tatsache
begrüßt werden.
Von dem erbgroßherzoglichen Paare sind unter vielen Deputationen auch
Vertreter der badischen israelitischen Religionsgenossenschaft, nämlich
die Herren Oberrat Willstätter, Dr. Mayer, Stadtrabbiner Dr. SChwarz und
Stadtrat Bielefeld in Karlsruhe, zur Beglückwünschung huldvollst
empfangen worden". |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1886: (aus
einem längeren Abschnitt mit Meldungen aus Baden): "...So
wurden auch jüngst wieder durch seine Königliche Hoheit ausgezeichnet:
Oberrat Willstätter in Karlsruhe durch Verleihung des Eichenlaubes zum
innehabenden Ritterorden 1. Klasse des Zähringer Löwenordens, Vorstand
Aberle in Mannheim, durch den Ritterorden II. Klasse und der Religionslehrer
Keller in Ittlingen durch die goldene Verdienstmedaille. Durch diese
allerhöchsten Auszeichnungen, sind nicht nur die Betreffenden, sondern
mit ihnen die ganze badische Judenheit geehrt...". |
Lehrer Josef Herz empfiehlt die von ihm angefertigten
Wimpel (1901)
Anmerkung: zur Sache siehe den Wikipedia-Artikel
"Mapa"
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1901:
"Im Anfertigen von Wimpeln, schön gezeichnet, empfiehlt
sich
Jos. Herz, Lehrer, Ittlingen, Baden." |
25-jähriges Ortsjubiläum des Lehrers Josef Herz (1919)
Artikel
aus der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juli 1919:
"Ittlingen (Baden), 4. Juli. Aus Anlass seiner 25jährigen
Amtstätigkeit als Lehrer der hiesigen israelitischen Gemeinde
veranstaltete diese ihrem Lehrer Josef Herz und dessen Ehefrau ein Fest,
das in würdiger Weise gefeiert wurde. Die Synagoge insbesondere das
Betpult des Jubilars, sowie der Platz seiner Ehegattin wurden sinnig
geschmückt. In feierlicher Ansprache gedachte ein früherer Schüler,
Herr Kaufmann Ludwig Ladenburger, der hervorragenden Verdienste des
Jubilars. Auch die gegenwärtigen Schüler ehren den Jubilar durch Vortrag
von passenden Gedichten. Der Vorsitzende des Synagogenrats, Herr Max
Eichtersheimer, überreichte als äußeres Zeichen der Dankbarkeit namens
der hiesigen Gemeinde und der früheren, jetzt auswärts wohnenden
Schüler ein sinniges Geschenk. Der Jubilar dankte gerührt in
gehaltvoller Rede für diese Ovation, mit dem Gelöbnis, auch fernerhin
der israelitischen Gemeinde Ittlingen seine ganze Kraft zu widmen. Auch
die politische Gemeinde nahm Anteil an diesem Ereignis und überbrachte
ihre Glückwünsche." |
Zum Tod von Hanna Weil (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1885: "Nekrolog.
Ittlingen (Baden). Die fromme Hanna
ist nicht mehr. Montag, 22. Aw
ging die sehr religiöse, fromme Hanna Weil Witwe dahier, in dem hohen und
seltenen Alter von 91 Jahren, in das bessere Jenseits über, nachdem ihr
edler Gatte – er ruhe in Frieden
– vor 45 Jahren und ein Sohn im besten Mannesalter (Familienvater) vor 2
Jahren ihr im Tode vorangegangen. Hanna
Weil war im schönsten Sinne des Wortes eine wackere
Frau. Die Erfüllung der göttlichen Gebote war ihr Herzensfreude; der
Gang zum Gotteshause ihr größtes Vergnügen. Nicht minder war ihre
Freude, wenn sie Gelegenheit fand, ja sie strebte danach, die Pflichten
gegen ihre Nebenmenschen auszuüben. Gerechtigkeit
und Wohltätigkeit hatte sie
sich zur Aufgabe gemacht; mit Recht kann man sagen: 'es
stirbt ihre Seele den Tod der Aufrechten'. Ihre Kinder, die nach dem
Hinscheiden des Vaters teilweise noch unerzogen waren, erzog sie zur
wahren Gottesfurcht und zu edlen Menschen. Sie hinterließ noch einen
Sohn, 3 Töchter, 24 Enkel und 34 Urenkel, welche um die edle Mutter, Groß-
und Urgrossmutter seufzen und weinen. An ihrer Bahre hielt Herr Eichstädter,
Lehrer von Eppingen, eine geistreiche, herzergreifende Ansprache und
ermahnte die Hinterbliebenen, in den Fußstapfen der Verblichenen zu
wandeln. So wird sie denn im Jenseits den Lohn empfangen für ihre edlen
Taten, die sie auf Erde ausgeübt hat.
Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. E.G." |
Zum Tod von Jendle Eichtersheimer geb. Heinsheimer (1893)
Anmerkung: Jette Eichtersheimer geb. Heinsheimer
wurde im jüdischen Friedhof in Ittlingen beigesetzt. Sie starb nach dem
Bestattungsregister am 5. Kislew 5654.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1893: "Ittlingen bei
Eppingen. Am 8. Kislew wurde
Frau Jendle Eichtersheimer geb. Heinsheimer, welche ein Alter von 82
Jahren erreichte, unter überaus zahlreicher Begleitung, wobei auch viele
Christen waren, dem Schoße der Erde übergeben. 62 Jahre lebte sie in glücklicher
Ehe mit ihrem hoch betagten Gatten Feiber Eichtersheimer, welcher mit den
beiden Söhnen, 3 Töchtern, Enkel und Urenkel den herben Verlust beweint.
Herr Rabbiner Schlesinger von Bretten hielt am Grabe eine tief empfundene
Trauerrede und betont namentlich, wie sie eine wackere
Frau im wahren Sinne des Wortes, ihre Frömmigkeit, ihr Wohl tun an
Armen ohnegleichen, ihre Leutseligkeit, ihre Bescheidenheit, verbunden mit
hohem Gottvertrauen, mustergültig gewesen.
Alsdann gab Herr Salomon Siegel aus Straßburg, der Schwager der
Verblichenen, seinen schmerzlichen Gefühlen in von Herzen kommenden und
zu Herzen dringenden Worten beredten Ausdruck; sie habe ihre Wohnung zu
einem Tempel Gottes gemacht, ihre Kinder zur Frömmigkeit erzogen, ihr
ganzes Leben wäre eine Kette des Wohltuns gewesen.
Kein Auge blieb tränenleer. Nicht unerwähnt soll hier bleiben, dass die
unvergessliche Heimgegangene einen von eigener Hand geschriebenen letzten
Willen hinterlassen hat, worin sie ihre Kinder zur Frömmigkeit und
Gottesfurcht ermahnt und der Waisenanstalt Bruchsal und der Talmudschule
in Jerusalem je 200 Mark vermachte. Hundert Mark bestimmte sie zur
Verteilung an Ortsarme ohne Unterschied der Konfession. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Feiber Eichtersheimer (1901)
Anmerkung: Feiber Eichtersheimer (Jecheskel bar Aharon) ist am
1. Dezember 1905 geboren. Er starb am 25. Mai 1901 im 96. Lebensjahr und wurde
im jüdischen Friedhof in Ittlingen beigesetzt.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1901: "Ittlingen (Baden),
20. Juni. Einen herben Verlust hat unsere Gemeinde am 2. Tag Schowuaus (2.
Tag des Wochenfestes) erlitten. Herr Feiber Eichtersheimer weilt nicht
mehr unter uns. Er erreichte das seltene Alter von 96 Jahren. Am Grabe
hielten Herr Lehrer Herz und Herr Salomon Siegel aus Straßburg
im Elsass,
Schwager des Verstorbenen, tief empfundene Reden, in denen sie mit
beredten Worten die hohen und seltenen Tugenden des teuren Entschlafenen
schilderten, mit welcher Hingabe und Gewissenhaftigkeit er das Amt als
Vorsteher und Bal Thokea verwaltete. Es war ihm vergönnt, das Glück
seiner Kinder zu gründen und Urenkel zu schauen. Die überaus zahlreiche
Leichenbegleitung aus allen Ständen und Konfessionen legte beredtes
Zeugnis davon ab, wie beliebt und hoch geachtet er im Leben war." |
Auszeichnung des Großherzoglichen Oberrates für den
Bezirksältesten Gabriel Karlsruher (1913)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. Januar 1913: "Karlsruhe. Vom Großherzoglichen
Oberrat wurden folgenden Damen aus der Michel Weil-Stiftung Tugendpreise
von je 400 Mark verliehen: Maier Auerbacher Witwe in Kippenheim,
der Witwe von Religionslehrer Hermann Berg in Diersburg
und der Witwe von Siegmund Bloch in Gailingen.
Ferner wurden für zwei Witwen die Kosten der mehrwöchigen Unterbringung
je eines Kindes im Friedrich-Luisen-Hospiz
in Bad Dürrheim übernommen.
Bezirksältester Gabriel Karlsruher in Ittlingen erhielt den
Verdienstorden des Zähringer Löwen und Synagogenrat Salomon Rosenstiel
in Schmieheim das Verdienstkreuz vom
Zähringer Löwen in Gold." |
Ernennung vom Max Eichtersheimer zum Bezirksältesten im Synagogenbezirk (1913)
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. Oktober
1913: "Ittlingen. Max Eichtersheimer ist zum Bezirksältesten für
den Synagogenbezirk Bretten - Eppingen ernannt worden." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Julius Wimpfheimer (1889)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 23. Mai 1889: "Suche für mein Mädchen von 17 Jahren bei
ordentlicher religiöser Familie Stelle, wo solche, verbunden mit
häuslicher Arbeit, Gelegenheit hat, kochen zu lernen. Reflektiere weniger
auf Lohn, als gute Behandlung.
Julius Wimpfheimer, Ittlingen." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Marx
Wimpfheimer aus Ittlingen (1821-1887)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
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Grabstein
für
"Marx Wimpfheimer
Born Ittlingen Baden
March 4,1821
Died Dec. 17, 1889" |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Postkarte
von
Mayer Eichtersheimer (1881) |
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Die Postkarte
wurde von Mayer Eichtersheimer nach Stuttgart am 27. Oktober 1881
versandt.
Text der Karte: "Ittlingen 26. Oktober 1881. Im Besitze der mir gesandten Leder bedauere solche wegen zu hoch berechneten Preis
nicht gebrauchen zu können und wenn Sie mir nicht einen bedeutenden Rabatt geben
muss ich Ihnen solche retourieren. Ihre umgehende Nachricht erwartend Achtungsvoll - M. Eichtersheimer"
|
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Bereits 1686 wird in einer Klage
des Ortspfarrers Johann Jakob Mayer eine "Schul und Synagoge"
genannt, was für den Pfarrer allerdings "gar zu ärgerlich" war. Er beschwerte
sich außerdem darüber, dass Juden vor christlichen Predigten an Buß-, Bet-
und Feiertagen "allerhand Gaukelei und Getümmel" trieben und "fremde Juden in
großer Anzahl zum Pracht und Übermut" in den Ort einluden.
1709 wird mit Moses ein Judenschulmeister genannt. Er wird
später auch als Rabbi bezeichnet. 1759 wurde ein "hoch studierter" Sohn eines
Ittlinger Rabbiners in Heinsheim begraben. Vielleicht war es der Sohn des 1762
genannten Rabbi Abraham, dessen Name unter den damals 16 ortsansässigen jüdischen
Familien genannt wird. Einige Jahre später (1771) berief die Herrschaft
Gemmingen den Richener Rabbiner Marx Aaron als Oberrabbiner für Ittlingen
(zugleich auch für Gemmingen), um "vielfältige Zwistigkeiten, Zank und Streit"
zu beenden und um vor allem eine Autorität zur Schlichtung von Streitigkeiten
aus dem Bereich jüdischer Zeremonien zu haben. Nachfolger von Marx Aaron wurde
1782 Isaac Veit aus Flehingen.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts befand sich die Synagoge
(Betsaal) in einem nahe beim Rathaus gelegenen Haus, das Samuel, einem Sohn des
kurz vor 1700 nach Richen gezogenen Gerson, gehörte. Sie war von Samuels Witwe
gestiftet worden. Dieses Haus wurde
1757 von den Erben des Samuel an Marum und seinen Schwiegersohn Joseph verkauft,
die die Synagoge daraufhin als ihr Eigentum ansahen und allein über die Stände
(Plätze) in der Synagoge verfügen wollten. Darüber kam es 1765 zu einem
Streit innerhalb der jüdischen Gemeinde, den die Herrschaft von Gemmingen
zugunsten von Marum und Joseph entschied. Zu einem weiteren Streit um diese
Synagoge kam es 1799, als eine Synagogenerweiterung erörtert wurde. Elf jüdische
Familien befürworteten die Erweiterung. Vier, darunter der Hauseigentümer
Joseph Moses, sprachen sich dagegen aus. Als daraufhin die Mehrzahl der Juden
von Wilhelm Wolf einen Bauplatz für einen Synagogenbau erwarb, erhob die bürgerliche
Gemeinde Protest. Dabei kam es auch zu Drohungen, nach Baubeginn nachts
dasjenige zu zerstören, was tagsüber gebaut werde, worauf die Juden, die ohne "weitläufige
Streitigkeiten" mit den übrigen Ittlinger Bürgern leben wollten, sich um eine
Auflösung des bereits abgeschlossenen Vertrages über den Bauplatzkauf bemühten.
Dies wiederum veranlasste den gemmingischen Amtmann, der im Zuge des
Bauplatzverkaufs einen Hauskauf des Bauplatzverkäufers und damit stattliche
Einnahmen durch eine vorgeschriebene Abgabe erwartete, den Juden "furchtsame Gefälligkeit"
gegenüber der Bürgerschaft und dieser Republikanismus, Egoismus, Prozesslust
sowie Geringschätzung herrschaftlicher Befehle vorzuwerfen. Auf
herrschaftlichen Befehl durften die Juden nicht vom Kauf des Bauplatzes zurücktreten,
auf dem dann 1805 ein Synagogenneubau in der Mühlgasse erstellt
wurde (Untere Mühlgasse; Lagebuch Nr. 519 Ortsetter Hofreite, Grundstück von
0,92 ar).
Die Ittlinger Synagoge blieb bis in die 1930er-Jahre
Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens. Nur wenige Ereignisse sind aus der
Synagogengeschichte überliefert. Ende des 19. Jahrhunderts gab es einen 12
Jahre dauernden Streit zwischen zwei nichtjüdischen Ittlingern und der jüdischen
Gemeinde. Ludwig Ziegler und Martin Arbeiter beschwerten sich im September 1888
beim Bezirksamt über zwei Treppenstufen der Synagoge, die in den Gehweg
hineinreichten. Dadurch bestünde die Gefahr, dass Personen vor allem des Nachts
stürzen könnten. Das Bezirksamt war der Meinung, dass dieser Zustand schon über
80 Jahre bestehe und in dieser Zeit nie etwas passiert sei. Daher sei kein
Handlungsbedarf gegeben. Ziegler und Arbeiter gab jedoch nicht nach und
versuchten in den folgenden Jahren regelmäßig, sich bei den Behörden über
diese Treppe der Synagoge zu beschweren. Anfang 1900 erreichten sie sogar ein
Einschreiten der örtlichen Polizeibehörde, die der jüdischen Gemeinde bei
Strafandrohung einen Termin zur Zurückverlegung der Treppe setzte. Daraufhin
beschwerte sich auch die jüdische Gemeinde bei den Behörden. Schließlich
beendete das badische Ministerium des Inneren mit einem Brief vom 23. April 1900
den Streit, indem es das Vorgehen der Polizeibehörde, das "sich nicht
rechtfertigen ließe" schwer rügte und auch seinerseits darauf hinwies, dass
kein Handlungsbedarf bestünde, wenn ein baulicher Zustand schon fast 100 Jahre
ohne größere Probleme bestünde.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Synagoge zerstört. Nach einem Schreiben der Gemeinde Ittlingen an das
Justizministerium Baden-Württemberg vom 20. Oktober 1967 wurde die Synagoge
noch im November 1938 abgebrochen, wobei der genaue Zeitpunkt des Abbruchs nicht
mehr bekannt ist. Das Grundstück wird seither als Garten genutzt.
Seit
November
1988 erinnert eine Hinweistafel (gegenüber dem Synagogengrundstück in der
Mühlgasse aufgestellt)
an die Geschichte des Gebäudes. Über die Aufstellung durch den Heimatvereines
Kraichgau berichtete am 10. November 1988 die "Heilbronner Stimme"
(siehe links).
Die um 2005 einige Zeit verschwundene Hinweistafel wurde wieder angebracht
(vgl. Fotos unten). |
Fotos
Historisches Foto |
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Die Synagoge in Ittlingen
nach den Zerstörungen beim Novemberpogrom 1938.
Das Gebäude wurde nach Angaben der Gemeinde noch im November
1938 abgebrochen. |
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Synagogenstandort und
Hinweistafel
(Fotos: Joachim Maier, Schriesheim,
April 2007) |
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Das Grundstück der
ehemaligen
Synagoge |
Hinweistafel |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 141-142. |
| Gustav Neuwirth: Geschichte der Gemeinde Ittlingen. 1981. |
| Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinde in
Kreis und Stadt Heilbronn. 1986. S. 115-121. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 235-237. |
| Presseartikel Heilbronner Stimme vom 10. November 1988:
"Synagogen-Stein ist enthüllt. Initiative Ittlinger Mitglieder des
Heimatvereins Kraichgau". |
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Wolfgang Schönfeld: Ittlingen: Spuren jüdischen Lebens -
Familienschicksale. Verlag Alte Uni Eppingen 2023. ISBN: 9 783926 315632.
360 Seiten mit 132 Abb., ausführliches Stichwortregister. 18,- € im
Buchhandel bzw. zuzüglich Versandkosten beim Autor W. Schönfeld, E-Mail
w-schoenfeld@t-online.de.
Zu diesem Buch: Die vorliegende Dokumentation zur ehemaligen
jüdischen Gemeinde in Ittlingen hat sich zum Ziel gesetzt, dem im Verlauf
der Zeit immer mehr zunehmenden Vergessen der Erinnerung an das früher
existierende jüdische Leben im Ort entgegenzuwirken. Durch Archiv-Recherchen
und Originaldokumente ist es möglich geworden, etliche Familien und Personen
und ihr Leben und Wirken im Ort darzustellen. In nicht unbeträchtlichem
Ausmaß haben sie das wirtschaftliche und auch das Gemeindeleben mit geprägt
und ihre Spuren hinterlassen. Der Einbruch der nationalsozialistischen
Barbarei in die Ortsgeschichte und das gesellschaftliche und politische
Leben der Gemeinde hat all das zum Erliegen gebracht, so dass in Ittlingen
wie in den anderen israelitischen Gemeinden das jüdische Leben ausgelöscht
wurde. Etliche Familien konnten ihre Auswanderung in Angriff nehmen, anderen
gelang ein Entkommen nicht. Sie fanden den Tod im Holocaust. Nur noch wenige
Spuren des jüdischen Lebens sind im Ort noch sichtbar. Außer noch
existierenden Gebäuden ehemaliger jüdischer Einwohner besteht als
Kulturdenkmal noch der israelitische Friedhof, dem in dieser Dokumentation
besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Vielzahl der noch vorhandenen
Dokumente und Hinweise erforderte eine Beschränkung der Darstellung auf
wenige Familien, so dass genügend Raum bleibt für spätere Ausarbeitungen und
Ergänzungen. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Ittlingen Baden.
Jews first settled after the Thirty Years War (1618-48) and were present in
small numbers in the 18th century. The community began to develop after the
annexation to Baden in 1806, reaching a population of 158 in 1887 (around 9 % of
the total). In 1933, 37 remained. Under Nazi rule from 1933, Jewish livelihoods
were undermined by the economic boycott. The synagogue was destroyed on Kristallnacht
(9-10 November 1938). In all, 11 Jews emigrated from Germany and 11 moved to
other cities. The last eight were deported to the Gurs concentration camp on 22
October 1940.
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