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Laufenselden mit
Grebenroth (Gemeinde
Heidenrod, Rheingau-Taunus-Kreis)
und Reckenroth (Rhein-Lahn-Kreis, Rheinland-Pfalz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Laufenselden bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts
zurück. Bereits um 1650 lassen sich jüdische Einwohner feststellen (Vorfahren
der Familie Oppenheimer). 1712 und 1724 waren jeweils sechs jüdische Familien
am Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1843 78 jüdische Einwohner, 1871 88 (7,4 % von insgesamt 1.197
Einwohnern), 1885 75 (6,5 % von 1.153), 1895 90 (8,0 % von 1.123), 1905 53 (5,4
% von 984), 1925 53 (6,0 % von 885). Auch die in Grebenroth und Reckenroth
lebenden jüdischen Personen gehörten im 19. Jahrhundert zur Gemeinde
Laufenselden (1843 24 beziehungsweise 4 jüdische Einwohner; 1873 in Reckenroth
7). Die jüdischen Haushaltsvorsteher verdienten ihren Lebensunterhalt als
Viehhändler, Krämer, Metzger; nach der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es auch
einzelne Handwerker.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule,
ein rituelles Bad sowie ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war (vgl. unten Ausschreibungen der Stelle von 1898, 1900, 1901 und 1903). Um 1855/60
waren etwa 20 Kinder an der Religionsschule zu unterrichten, 1864 noch 12 (davon
2 in Grebenroth und 1 Kind in Reckenroth). Die
Gemeinde gehörte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch zum
Bezirksrabbinat Langenschwalbach, dann zum Bezirksrabbinat in Wiesbaden.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Max Lebrecht (geb.
8.11.1891 in Laufenselden, gef. 29.1.1915). Sein Name steht auf dem
Gefallenendenkmal der Gemeinde im kommunalen Friedhof (siehe Foto unten).
Um 1924, als noch 56 jüdische Personen am Ort lebten, waren die Vorsteher
der jüdischen Gemeinde Salli Oppenheimer, Simon Löwensberg und Siegmund
Ehrenfeld. Den Religionsunterricht der jüdischen Kinder erteilte damals Lehrer
Levy Spier aus Langenschwalbach (Bad
Schwalbach). 1932 waren die Gemeindevorsteher weiterhin Salli Oppenheimer
(1. Vors., Hauptstraße 4), Simon Löwensberg (2. Vors., Hauptstraße 6) und
Sigmund Ehrenfeld (3. Vors., Hauptstraße 9). Damals erhielten noch acht Kinder
der jüdischen Gemeinde Religionsunterricht.
1933 lebten noch 34 jüdische Personen in Laufenselden (in 12 Familien;
3,0 % von insgesamt 900 Einwohnern). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Auch der letzte
Vorsitzende der Gemeinde - Alfred Löwenstein - ist emigriert (nach Brasilien).
Beim Novemberpogrom 1938 (nach Arnsberg erst am 12. November 1938) wurde
die Synagoge niedergebrannt (s.u.); randalierende SA-Leute gingen auch gegen
jüdische Wohnungen und Geschäfte vor. Dabei wurde ein Schaden von 6.370 RM
angerichtet, den die jüdischen Familien zu bezahlen hatten. Nach dem November 1938 beziehungsweise 1939
lebten keine jüdischen Personen mehr in Laufenselden.
Von den in Laufenselden geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Emma Brück geb.
Hermann (1880), Emma Ehrenfeld (1895), Josef Ehrenfeld (1893), Julius Ehrenfeld
(1872), Siegmund Ehrenfeld (1865), Emma Geiringer geb. Heymann (1874), Melina
Hahn geb. Frank (1884), Selma Heching geb. Frank (1891), Betty Hermann (1887),
Rosa Hermann (1889), Leon Heymann (1863), Lina Lambert geb. Löwensberg (1882),
Albert Lebrecht (1886), Minna Liebmann geb. Ehrenfeld (1898), David Löwensberg
(1888), Julius Löwensberg (1890), Benjamin Willy Löwenstein (1876), Hannelore
Löwenstein (1924), David Rosenthal (1869), Paula Schwab geb. Löwensberg
(1896), Mina Seckbach geb. Rosenthal (1867), Gertrud Stein (1890), Heinrich
Stein (1884), Isidor Stein (1881), Karoline (Lina) Stein (1887), Betty Stern
geb. Oppenheimer (1877), Emilie Stern (1866), Moritz Stern (1863), Nelly Ketti
Stern (1895), Alfred Ullmann (1897), Manfred Ullmann
(1929).
Aus Grebenroth sind umgekommen: Emilia Loew geb. Stern (1879), Lina Stern
(1893), Lisette Stern (1889). Alle drei sind in Grebenroth geboren und waren
später in Köln wohnhaft, von wo sie deportiert wurden.
Aus Reckenroth sind umgekommen: Therese Cohn geb. Grünebaum (1880),
Klothilde Dilsheimer geb. Grünebaum (1887), Markus Grünebaum (1878), Anna
Mayer geb. Grünebaum (1883).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeine
Gemeindebeschreibung (1936!)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom
Juli 1936: "Laufenselden, 375 m hoch; sehr altes Dorf; schickt
seit altersher seine Kinder als Kellner in alle Welt. Bis vor kurzem
kleine, aber besonders lebenskräftige jüdische Gemeinde, heute in
Auflösung begriffen. Stattliche Synagoge, 1861 gebaut, Chewra-kadischa
1762 gegründet, auch für Holzhausen a.d.H. und Kemel, die ebenso am
Laufenseldener Friedhof teilhatten. - Von der Straße nach Berndroth bald
links abbiegend, auf schönem Waldpfad in gut 1 Stunde zum Römerkastelle
(gelber Punkt), dann nach links (roter Punkt) den römischen Pfahlgraben
entlang in kaum einer Stunde nach Holzhausen a.d. Heide. Bis vor kurzem
kleine, aber lebenskräftige Gemeinde mit eigener Synagoge." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1898 / 1900 /
1901 / 1902 / 1903
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1898:
"Die israelitische Kultusgemeinde Laufenselden
(Rabbinatsbezirk Wiesbaden), sucht zum 1. Oktober laufenden Jahres
einen Religionslehrer, Kantor und Schächter. Gehalt Mark 600,
nebst 150-200 Mark Ertrag der Schechita. Nur wer von Herrn
Bezirks-Rabbiner Dr. Silberstein approbiert wird, kann angestellt werden.
Meldungen nebst Zeugnissen sind zu richten an
Theodor Hirsch, Vorsteher." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1900:
"Die israelitische Gemeinde Laufenselden sucht per 1. März einen
Vorbeter, Lehrer und Schochet. Gehalt 700 Mark. Nebenverdienst ca. 200
Mark. Nur seminaristisch ausgebildete Lehrer können berücksichtigt
werden, am liebsten ganz junger Mann. Anmeldung bei Kultusvorsteher
S. Frank." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1901:
"Die hiesige Lehrerstelle
ist vakant und soll durch einen jungen, nur seminaristisch gebildeten
Religionslehrer, Vorbeter und Schochet besetzt werden. Gehalt
800 Mark. Nebenverdienst ca. 300 Mark steigend. Bewerbungen nebst
Zeugnisabschriften, sind an den unterzeichneten Vorstand zu senden;
Reisekosten werden dem Gewählten vergütet.
Laufenselden bei Bad Schwalbach.
Der Vorstand:
Salomon Frank." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 27. Oktober 1902: "Die hiesige Lehrerstelle
ist vakant und soll durch einen jungen, seminaristisch gebildeten Religionslehrer,
Vorbeter und Schochet besetzt werden. Gehalt 900 Mark nebst
freier Wohnung und 300 Mark Nebenverdienst. Bewerbungen nebst Zeugnissen
sind an den unterzeichneten Vorstand zu senden; Reisekosten werden dem
Gewählten vergütet.
Der Vorstand: Salomon Frank,
Laufenselden bei Bad Schwalbach." |
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Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juni 1903:
"Laufenselden bei Bad Schwalbach. Lehrer, Vorbeter und
Schächter. Gehalt Mark 900, freie Wohnung und Mark 300
Nebeneinkommen." |
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Ausschreibung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. November 1903: "Laufenselden bei Langenschwalbach. Lehrer, Vorbeter und
Schächter. Gehalt 900 Mark, freie Wohnung und
Nebenverdienst." |
Auszeichnung für den Lehrer Nathan Burger (1891)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1891:
"Aus Nassau, 11. Oktober (1891). Wie sehr unsere jüdischen
Religionsschulen sich der Anerkennung der höchsten Behörden erfreuen,
bekundet eine Auszeichnung, die einem unserer verdienteren Religionslehrer
in diesen Tagen geworden ist. Infolge eines darauf bezüglichen Antrages
des Herrn Bezirksrabbiners Dr. Silberstein in Wiesbaden wurde nämlich dem
israelitischen Religionslehrer und Vorsänger, Herrn Nathan Burger in
Laufenselden, Rabbinatsbezirks Wiesbaden, aus Anlass seines
fünfzigjährigen Amtsjubiläums von Seiner Majestät dem Kaiser und
König der Adler der Inhaber des Königlichen Hausordens von Hohenzollern
mit der Zahl 50 allergnädigst verliehen." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Robert Löwenstein wird als Kriegsteilnehmer mit dem
Eisernen Kreuz ausgezeichnet (Oktober 1914)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Oktober
1914: "Laufenselden. Robert Löwenstein, Sohn des Metzgers Wilhelm
Löwenstein, erhielt wegen besonderer Tapferkeit und für Lösung
schwieriger Aufgaben das Eiserne Kreuz und wurde zum Unteroffizier
befördert. Außerdem stehen noch 3 Brüder desselben im
Felde." |
Alfred Löwenstein wird als Kriegsteilnehmer mit dem
Eisernen Kreuz ausgezeichnet (Dezember 1914)
Artikel
im Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Dezember 1914:
"Laufenselden. Alfred Löwenstein, Sohn des Metzgers Wilhelm
Löwenstein, erhielt das Eiserne Kreuz. Ein Bruder desselben,
Vizefeldwebel R. Löwenstein, verdiente sich im September schon die hohe
Auszeichnung". |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
für den in Laufenselden
geborenen Louis Hermann |
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Kennkarte (ausgestellt in
Mainz 1939) für Louis Hermann, geb. 1. Mai 1878 in Laufenselden,
Metzgermeister. |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal beziehungsweise eine erste
Synagoge in einem jüdischen Privathaus vorhanden. 1842 wurde eine aus 41
Paragraphen bestehende Gottesdienstordnung erlassen, die der damalige Rabbiner
Dr. Wormser (Langenschwalbach) unterzeichnet hatte. Darin wurde festgelegt, dass
für die Gottesdienstzeit in der Gemeinde der Frankfurter jüdische Kalender
maßgebend war.
1860/61 konnte eine neue Synagoge erbaut und eingeweiht werden. Zur
Finanzierung der Synagoge (es entstanden Kosten in Höhe von etwa 6.000 Gulden)
wurden 1861 und 1862 Kollekten veranstaltet; die Regierung des Herzogtums Nassau
genehmigte ein Darlehen in Höhe von 2.000 Gulden. Die im August 1861
eingeweihte Synagoge hatte 65 Plätze für Männer und 32 Plätze auf einer
Empore für Frauen, dazu 20 Plätze für Kinder.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
vollständig ausgebrannt. Die Ruine blieb nach 1945 stehen, kam 1954 nach
Abschluss des Restitutionsverfahrens in Privatbesitz und wurde schließlich
abgebrochen. An Stelle der ehemaligen Synagoge steht heute ein Wohnhaus.
Adresse/Standort der Synagoge: Kastellstraße 10
Fotos
(Quelle: Synagogenruine aus Arnsberg Bilder S. 132;
neuere Fotos: Hahn, Aufnahmen vom 21.6.2016)
Die Synagogenruine nach der
Zerstörung beim Novemberpogrom 1938 |
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Rekonstruktion der
Synagoge auf Titelbild
zu einer Publikation (s.u.) |
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Das Gebäude Kastellstraße
10
(Quelle: Literatur s.u.: Die Synagoge in Laufenselden) |
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das an Stelle der Synagoge
erbaute Wohnhaus Kastellstraße 10 |
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Gedenkstein für die
frühere jüdische Gemeinde |
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Der Gedenkstein
liegt gegenüber dem kommunalen Friedhof an der Berndrother Straße;
Inschrift: "Zum Gedenken an die Jüdischen Mitbürger, die von
1664-1938 die Geschichte unseres Dorfes mitgeprägt haben. 9. November
1988. Die Bürger der Gemeinde". |
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Oben: Denkmal für den
Krieg 1870/71
an der Kirche |
Unter den Namen
der Mitglieder des Kriegervereins finden sich auch u.a. die Namen
der
jüdischen Gemeindeglieder Siegmund Ehrenfeld und David Ullmann |
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Rechts: Denkmal für die
Gefallenen der Weltkriege
auf dem kommunalen Friedhof |
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Blick auf das Denkmal
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Unter den Gefallenen wird auch
Max Lebrecht
aus der jüdischen Gemeinde genannt |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
April 2012:
"Stolperstein"-Verlegung für Manfred
Ullmann in Wiesbaden
Anmerkung: für Manfred Ullmann, dessen Großeltern David und Karoline
Ullmann bis November 1938 in Laufenselden wohnten, wurde am 2. Mai 2012
ein "Stolperstein" in Wiesbaden, Emser Straße 5 verlegt.
Manfred Ulmmann wurde 1943 nach Sobibor deportiert und
ermordet. |
Artikel im "Wiesbadener Tagblatt"
(Lokalausgabe) vom 24. April 2012: "Heidenrod. Stolperstein für
Ullmann..."
Stolperstein für Ullmann (Wiesbadener Tagblatt, 24.04.2012) |
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Mai 2014:
Nachkommen der Löwenstein (Laufenselden) auf
Spurensuche |
Artikel von Robin Klöppel in der "Nassauischen
Neuen Presse" vom 20. Mai 2014: "Spurensuche in Mensfelden.
Yaron Arieli war zwar schon öfter in Deutschland, Mensfelden hat er aber nun zum ersten Mal besucht. Dort steht das Elternhaus seiner Großmutter. Gemeinsam mit seiner Frau Osnat war er jetzt aus Israel gekommen, um sich auf Spurensuche zu begeben..."
Link
zum Artikel |
Anmerkung: die Großmutter Minna
Seemann wuchs zusammen mit ihrem Bruder Arthur in einem Haus in
der Hehnerstraße (früher Neustraße, in der NS-Zeit
Adolf-Hitler-Straße) in Mensfelden
auf; ihre Eltern waren Israel und Amalie Seemann (Israel war
in Mensfelden als Viehhändler tätig, Amalie hatte ein
Manufakturwarengeschäft; Israel starb nach der Deportation über das
Ghetto Theresienstadt im Vernichtungslager Treblinka; Amalie starb an
Suizid 1940). Minna heiratete Max Löwenstein aus Laufenselden
(im Zusammenhang mit einem NS-Prozess gegen ihn 1935
"gestorben") mit dem sie in Laufenselden lebte und drei
Kinder hatte: Elsbeth (1920), Hannelore (1924) und Uri Kurt (1927). Minna
Löwenstein geb. Seemann wurde 1942 in das Ghetto Theresienstadt
deportiert. Sie ist umgekommen. Tochter Elsbeth lebte Ende der
1930er-Jahre in England, von dort kehrte sie zu ihrer Mutter zurück, die
zwischenzeitlich nach Frankfurt umgezogen war, bis ihr (Elsbeth) die
Ausreise in die USA gelang (gest. 1995 als Elsie Dola); ihre Geschwister Hannelore und
Kurt konnten nach Holland emigrieren, von
wo Hannelore später auch deportiert und 1943 in Sobibor ermordet wurde; Kurt
konnte nach Palästina emigrieren. Minnas Bruder Arthur,
ebenfalls aus Mensfelden, konnte mit seiner Frau in die USA emigrieren. |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 480-481. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 132. |
| Keine Artikel bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 298. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 491. |
|
Eva Göbel/Ruth Hengstenberg: Die
Synagoge in Laufenselden. Hrsg. Forschungsgemeinschaft Jüdische Geschichte
im Heimatverein Heidenrod. Heidenrod
2008.
Presseartikel
zum Erscheinen der o.g. Broschüre von Eva Göbel und Ruth Hengstenberg
Artikel im "Wiesbadener Tagblatt" www.wiesbadener-tagblatt.de
vom 30.8.2008 von Thorsten Stötzer:
Synagoge ging in Flammen auf - Broschüre über die Geschichte des jüdischen Sakralbaus in Laufenselden
LAUFENSELDEN "Nichts im ganzen Ort deutet darauf hin, dass in der Kastellstraße eine kleine, aber durchaus stattliche Synagoge stand", schreiben Eva Göbel und Ruth Hengstenberg in einer Broschüre, die jetzt die "Forschungsgemeinschaft Jüdische Geschichte" im Heimatverein Heidenrod herausgegeben hat.
Nicht einmal ein Bild existiere aus der Zeit, als der Sakralbau noch intakt war. Dafür gelingt es den Autorinnen, vor allem die Baugeschichte der Laufenseldener Synagoge zu rekonstruieren. Viele Zeichnungen und Faksimiles historischer Schriftstücke illustrieren in ihrem 30-seitigen Werk die Erläuterungen im Text. In den Jahren 1860 und 1861 ließ demnach die israelitische Kultusgemeinde das Gebäude errichten.
Die Grundfläche entsprach mit gut 100 Quadratmetern etwa der eines modernen Wohnhauses. Laut den erhaltenen Entwürfen besaß die Synagoge eine Empore, insgesamt bot sie 97 Sitzplätze. Die Baukosten werden auf 5000 Gulden beziffert, weitgehend sicherten Kredite die Finanzierung.
Auszüge aus einer Schulchronik informieren über die Einweihung mit dem zuständigen Bezirksrabbiner, Musik und "deutschem Festgesang". "Die Festveranstaltung wird mit derselben Sympathie beschrieben wie zum Beispiel eine
Fahlerkerb. Offensichtlich konnte man sich gegenseitig respektieren", folgern Göbel und
Hengstenberg. Zudem macht ihre Arbeit alte Namen lebendig. Ruben Heymann, Salomon Rosenthal und Mayer Löwenstein hießen führende Männer der jüdischen Gemeinde
Laufenseldens, als Bürgermeister amtierte ein Einwohner namens Seibel.
Im Nationalsozialismus setzte dennoch bald organisierte Diskriminierung ein. Die Verfasserinnen belegen dies am Schicksal des Arztes Dr. Alfred Goldschmidt, der 1935 Wohnung und Beruf verlor und Notizen über einen "judenfreien Markt" in
Laufenselden. Die Synagoge in der Kastellstraße wurde am 10. oder am 12. November 1938 in Brand gesteckt. 1949 fällte das Landgericht Wiesbaden darüber ein Strafurteil, die betreffende Akte ist aber nach Archivauskünften nicht mehr vorhanden. 1954 ging die ausgebrannte Synagoge endgültig in Privatbesitz über.
Eine Sanierung erwog nach Erkenntnis der Autorinnen wohl niemand, heute steht an der Stelle ein Wohnhaus. |
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Laufenselden (now part of
Heidenrod) Hesse-Nassau. Established around 1712, the community opened a
synagogue in 1861. There were 90 Jews (8 % of the total) in 1895. Affiliated
with the Wiesbaden rabbinate, the community dwindled to 34 in 1933. The
synagogue was destroyed on Kristallnacht (9-10 November 1938), and by
April 1939 all the Jews had left.
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