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Cochem-Zell"
Lutzerath (VG
Ulmen, Kreis
Cochem-Zell)
mit Alflen, Bad Bertrich und -Kennfus, Büchel, Gevenich, Ulmen und Urschmitt
(VG Ulmen)
Gillenfeld, Mehren und Strohn (VG Daun, Kreis Vulkaneifel)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Lutzerath bestand eine kleine jüdische
Gemeinde bis Anfang der 1920er-Jahre, zu der zeitweise die in Alfen,
Bertrich, Büchel, Grevenich, Kennfus, Ulmen, Urschmitt, Gillenfeld, Mehren und
Strohn lebenden jüdischen Personen gehörten.
Nachdem 1812 erstmals eine jüdische Familie in Lutzerath
nachzuweisen ist (Mann von Josepha Metzger aus Metz; 1818 hatte seine
Witwe einen Kleinhandel mit Spezereien am Ort), entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
am Ort wie
folgt: in Lutzerath 1817 vier jüdische Einwohner, 1858 13, 1895 elf.
1857 war Samuel Kaufmann Vorsteher der Gemeinde. Er stammte aus einer
Kaufmannsfamilie, die seit 1825 etwa 100 Jahre lang eine wichtige Rolle im Ort
spielte. 1859 richtete er im oberen Stockwerk seines Hauses in der Koblenzer
Straße eine Betstube ein. Sie wurde vermutlich bis Anfang der 1920er-Jahre
genutzt.
In der Gemeinde gab es einen jüdischen Friedhof.
Von den in Lutzerath geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Betty Bachmann geb. Simon
(1914), Judis Bachmann (1942), Samuel Bachmann (1939), Jakob Fernich (1867),
Thekla Heß geb. Kaufmann (1873), Adolf Kahn (1902), Josef Kahn (1896), Klara
Kahn (1906), Felix Lazarus Kaufmann (1867), Susanna Simon geb. Schmitz (1885), Mathilde Schmitz geb. Wolff
(1896).
In Alflen wurden gezählt: 1858 5 jüdische
Einwohner, 1895 13, 1925 5. Dabei handelte es sich um die seit 1841 am Ort
lebende Familie des Salomon Fernich, die am Ort einen Spezereihandel
hatte; der Sohn Jakob Fernich zog 1902 nach Ulmen. Weiter war am Ort der aus
Binningen stammende Josef Schmitz, der mit seiner Frau Rosetta geb.
Fernich im Haus Dorfstraße 15 lebte und hier einen Krämerladen betrieb. Die
beiden hatten vier Kinder. Von ihnen heiratete Sohn Bernhard die Karoline geb.
Wolff; die beiden hatten acht Kinder.
Aus Alflen ist umgekommen: Rosa de Jonge geb. Meyer
(1878), Tony (Tonie) Marcus geb. Meyer (1874), Sofie Mendel geb. Meyer (1881),
Hugo Meyer (1882), Johanna Nussbaum geb. Schmitz (1895), Bertha Schmitz geb.
Schmitz (1854), Heinrich Schmitz (1899), Josef Schmitz (1902), Karl Schmitz
(1893), Berta Seligmann geb. Schmitz (1890).
In Bad Bertrich wurden gezählt: 1858 7
jüdische Einwohner, 1895 0, 1925 4, 1933 8. Dabei handelte es sich um die
Familie Ulmann, die um 1850/69 einen Krämerladen am Ort unterhielt sowie
um Angehörige der aus Bremm zugezogenen Familien der Brüder Samuel und Felix Kaufmann.
Familie Samuel Kaufmann (er selbst starb 1919) hatte in Bad Bertrich bis nach
1933 ein Buch- und Schreibwarengeschäft inne (Kurfürstenstraße 36), Familie
Felix Kaufmann eine Schneiderei (Kurfürstenstraße 42).
Aus Bad Bertrich sind umgekommen: Paula Kaufmann
geb. Aach (1874), Bertha Strauß (1866) und Gustav Ulmann (1863).
In Büchel wurden gezählt: 1858 2 jüdische
Einwohner, 1895 6, 1925 5, 1933 5, 1942 6. Es handelte sich um Familie Leopold
und Bertha Schmitz, die seit 1884 ein Geschäft und eine Gastwirtschaft
in der Dorfstraße 15 innehatten. Sie hatten vier Kinder: Susanna, Ilse, Therese
und Bernhard. Susanna heiratete Moses Simon aus Aach, mit dem sie das
Geschäft der Eltern übernahm. Von deren Kindern Betty, Margot und Walter
heiratete später Margot den aus Karlsruhe stammenden Max Bachmann, mit
dem sie die Kinder Samuel und Judis. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das
Geschäft der Familie Simon - Bachmann durch SA-Leute aus Cochem überfallen und
völlig demoliert. Susanna Simon und die schwangere Betti Bachmann wurden schwer
misshandelt, Moses Simon und Max Bachmann wurden "in Schutzhaft
genommen". Vpn der Deportation 1942 waren vier Generationen der Familie
Schmitz - Simon - Bachmann betroffen, von der 87 Jahre alten Bertha Schmitz geb.
Schmitz bis zum wenige Monate alten Säugling Judis. Das Haus der Familie
Simon wurde 1976 wegen angeblicher Baufälligkeit abgerissen.
Aus Büchel sind umgekommen: Betty Bachmann geb.
Simon (1914), Judis Bachmann (1942), Max Bachmann (1906), Samuel Bachmann
(1939), Henriette Hertz geb. Schmitz (1888), Else Knobel (1922), Johanna Schardt
geb. Schmitz (1896), Bernhard Schmitz (1893), Margot Simon (1922), Moses Simon
(1880), Susanna Simon geb. Schmitz (1885).
In Gevenich wurden gezählt: 1858 4
jüdische Einwohner, 1895 7. Dabei handelte es sich um den Krämer und Wirt
Feist Dahl, dessen 1861 geborener Sohn Isaak Dahl später mit Emma geb. Fernich
verheiratet war (Kinder: Johanna, Siegmund, Felix und Louis). Familie Dahl zog
später nach Cochem, wo Isaak Dahl bis 1933 Vorsteher der dortigen jüdischen
Gemeinde war.
Aus Gevenich (d.h. noch in Gevenich geboren) bzw. dem
späteren Wohnort Cochem sind umgekommen: Felix Dahl (1900), Helene Dahl (1895),
Isaak Dahl (1861).
In Ulmen wurden gezählt: 1895 4 jüdische Einwohner,
1925 4, 1933 5. Dabei handelte es sich um die Familie des Metzgers und Gastwirts
Jakob Fernich (mit Frau Amalie geb. Geisel aus Merl und den drei Kindern
Selma, Louis und Else, Haus Bahnhofstraße 131). Tochter Else heiratete später
Adolf Schmitz (Tochter Helga; die drei wohnten auch Haus Bahnhofstraße
131)
Aus Ulmen sind umgekommen: Sigmund Dahl (1891), Jakob
Fernich (1867), Moritz Fernich (1874), Senta Götzhoff (1929), Elfriede Hein
(1924), Sofie Hein (1865), Heinrich Schmitz (1899).
Die anderen Orte:
Aus Gillenfeld sind umgekommen: Hedwig Adler geb. Kaufmann (1870), Gustav
Kaufmann (1864, siehe Kennkarte unten), Mathilde Kaufmann (1869).
Aus Kennfus sind umgekommen: Isaak Dahl (1861), Elsa Goldschmidt geb.
Kahn (1910), Adolf Kahn (1902), Frieda Kahn (1912), Josef Kahn (1896), Klara
Kahn (1906), Raphael Kahn (1860).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in den
genannten Orten gefunden. |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
des in Gillenfeld
geborenen Gustav Kaufmann |
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Kennkarte (ausgestellt
in Mainz 1939) für Gustav Kaufmann (geb. 7. Januar 18964 in
Gillenfeld),
Privatmann, wohnhaft in Mainz, am 27. September 1942 deportiert ab
Darmstadt in das
Ghetto Theresienstadt, wo er am 28. Oktober 1942 umgekommen
ist |
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Zur Geschichte der Synagoge
1859 richtete Samuel Kaufmann im oberen Stockwerk seines
Hauses in der Koblenzer Straße in Lutzerath eine Betstube ein. Sie wurde vermutlich bis
Anfang der 1920er-Jahre genutzt.
Adresse/Standort der Synagoge: Koblenzer
Straße
Fotos
(Quelle: Schleindl S. 115)
Betsaal der Gemeinde
Lutzerath |
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Der Betsaal befand sich im
oberen Stockwerk dieses Gebäudes |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 241 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Angelika
Schleindl: Spuren der Vergangenheit. Jüdisches Leben im Landkreis
Cochem-Zell. Hg. vom Landkreis Cochem-Zell. Briedel 1996. Insbesondere
Seite
114-115: online einsehbar
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