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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Nussloch (Rhein-Neckar-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden
Nussloch bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die
Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1712 Juden am Ort genannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt:
1825 51 jüdische Einwohner (2,9 % von insgesamt 1.770 Einwohnern), höchste Zahl
um 1871 mit 68 Personen, 1875 65 (2,3 % von 2.766), 1900 41 (1,3 % von
3.100), 1910 37 (1,1 % von 3.324).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad. In der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts bestand vermutlich ein jüdischer Friedhof am Ort, dessen genaue
Lage nicht mehr bekannt ist. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden die Toten der
Gemeinde in Heidelberg oder Wiesloch beigesetzt. Zur Besorgung religiöser
Aufgaben in der Gemeinde war zeitweise im 19. Jahrhundert ein eigener Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorsänger tätig war (siehe Ausschreibungen der
Stelle unten). Die Gemeinde gehörte seit 1827 zum Rabbinatsbezirk Heidelberg.
Um 1925 waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Albert
Mayer und Julius W. Bernheim. Damals war nur noch ein schulpflichtiges
jüdisches Kind am Ort, das Religionsunterricht in Wiesloch erhielt. Zur
jüdischen Gemeinde in Nussloch gehörten inzwischen auch die in Leimen noch
lebenden jüdischen Personen (1925: 6). 1932 war Gemeindevorsteher
Siegfried Mayer. Als Schatzmeister ist Julius W. Bernheim eingetragen.
1933, als noch 21 jüdische Personen
am Ort lebten, gehörten jüdischen Familien u.a. noch die folgenden
Gewerbebetriebe: Schuhhandlung und Damenschneiderei der Familie Adler
(Hauptstraße 61), Gasthaus "Zum Adler" der Familie Bernheim
(Hauptstraße 56, Gasthaus nur bis um 1915); Bäckerei und Viehhandlung der
Familie Bierig (Sinsheimer Straße 19), Hopfenhandlung und Rohtabakfermentationsbetrieb Gebr. Ehrmann
(Hauptstraße 88), Kaufmann Mayer (Friedrichstraße 6), Pferdehandlung und Textilwarengeschäft
der Familie Neumann (Hauptstraße 60). Die Gastwirtschaft "Mayerhof" (bis heute bestehend) verdankt ihren Namen dem früheren jüdischen Besitzer Ludwig Mayer
(Loppengasse 14).
Von den in Nussloch geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julius Bernheim (1857),
Selma Bierig (1908), Emma Blum geb. Strauß (1865), Karl Freund (1882), Fanny
Kolinski geb. Neumann (1895), Elsa Meyer (1890), Gertrud (Guta) Mayer
(1896), Hugo Mayer (1864), Karoline Mayer geb. Bierig (1879), Walter Mayer
(1890), Fanny Neumann (1866), Berta Rothschild geb. Bernheim (1890), Adelheid
Schloßstein geb. Strauß (1859, siehe Kennkarte unten), Rudolf Weiss (1905).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers und
Vorsängers (1843 / 1845 / 1849 / 1850)
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 14. Januar 1843 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Heidelberg.
[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde zu Nußloch ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 130 fl., nebst freier Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich anher zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden.
Heidelberg, den 29. Dezember 1842. Großherzogliche Bezirkssynagoge." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 30. Juli 1845 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Heidelberg.
[Bekanntmachung.]. Bei der israelitischen Gemeinde zu Nußloch ist die
Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein
Gehalt von 130 fl., nebst freier Wohnung, sowie der
Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist,
erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer
Genehmigung zu besetzen.
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert,
unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren
sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen sich bei der
Bezirkssynagoge Heidelberg zu melden.
Auch wird bemerkt, dass im Falle sich weder Schul- noch
Rabbinatskandidaten melden, andere inländische Subjekte, nach
erstandener Prüfung bei dem Rabbiner, zur Bewerbung zugelassen
werden." |
|
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 29. Dezember 1849 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Die mit einem festen Gehalte von 130
fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die
Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen
Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Nußloch
ist zu besetzen.
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren
Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über
ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des
betreffenden Bezirksrabbinats sich anher zu melden.
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können
auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung
bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden." |
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Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den
See-Kreis" vom 23. Februar 1850 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bei den israelitischen Gemeinden Nußloch, Wiesloch
und Lützelsachsen sind die
Vereinigten Religionsschul- und Vorsängerstellen zu besetzen.
Mit jeder dieser vereinigten Stellen ist ein Gehalt von 135 fl., ein jährliches
Schulgeld von 48 kr. und die von dem Vorsängerdienste abhängigen
Gefällen verbunden.
Die Bewerber haben sich unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der
Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen sechs
Wochen mittelst der betreffenden Rabbinaten anher zu melden.
Bei dem Nichtbewerben von Schul- oder Rabbinatskandidaten werden auch
andere Inländer nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zu
diesen Stellen zugelassen." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Der Taglöhner Jakob Reiß in Nußloch
wird ausgezeichnet (1837)
Anzeige
im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis"
von 1837 S. 330 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):
"Bekanntmachung.
Die Verteilung von Prämien an israelitische Ackerbauer, Handwerker und
Taglöhner.
In Bezug auf das Ausschreiben vom 18. Juli vorigen Jahres wird hiermit zur
öffentlichen Kenntnis gebracht, dass durch Beschluss der hierzu besonders
gewählten Kommission vom 13. vorigen Monats
1) die für einen Ackerbauer bestimmte Prämie dem Bürger und Bauer Wolf
Moses Wolf in Königsbach, Amts
Durlach,
2) die für einen Handwerker bestimmte Prämie dem Bürger und
Messerschmied Isaak Hirsch dahier, und
3) die für einen Taglöhner bestimmte Prämie dem Bürger Jakob Reiß in
Nußloch, Amts Wiesloch, zuerkannt wurde.
Das Ausschreiben der Prämien für 1837 wird seinerzeit erfolgen.
Karlsruhe, den 27. März
1837.
Der Verein zur Verbesserung der bürgerlichen Verhältnisse der Juden in
Baden." |
Bericht über die Feier zum 25-jährigen Bestehen der
Zigarrenfabrik S. Simon und Cie. (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1891: "Nußloch
(Baden). Am Sonntag, den 24. Mai wurde hier ein sehr schönes Fest
gefeiert, nämlich das Jubiläum des 25-jährigen Bestehens der
Zigarrenfabrik der Herren S. Simon und Cie. in Mannheim und zugleich die
Einweihung ihres Fabrik-Neubaues. An diesem Feste nahmen außer den Herren
Inhabern der Firma, das Büro- und Werkführerpersonal, der hiesige
Gemeinderat, die Geistlichkeit, der Landtagsabgeordnete des Bezirks,
verschiedene eingeladene Ehrengäste und ca. 300 Arbeiter teil. Kurz vor
11 Uhr bewegte sich der Zug vom Fabrikgebäude aus in die prachtvoll
dekorierten Räume des Gasthofes zur 'Sonne', wo um 11 Uhr mit einer
Begrüßungsansprache des Herrn Simon sen. die Festfeier begann. Nach
derselben wurden die Arbeiter, welche schon 25 Jahre in der Fabrik
genannter Firma tätig waren, mit Diplomen in schöner Widmung und je 50
Mark in Gold neuester Prägung in einem Etuis seitens ihrer Herrn
beschenkt. Herr Verwalter Sauer hielt alsdann die Festrede und
überreichte dieser am Schlusse das Geschenk der Arbeiter: die Photographien
derselben in 5 Gruppen auf einem Gesamtbilde in prachtvoller Einrahmung.
Die Gemeinde Nußloch wollte mit ihrem Dank gegen die Firma nicht
zurückbleiben und ließ den Herrn S. Simon und H. Willstätter durch
Herrn Ratschreiber Leonhard die Urkunden, laut welchen beide Herren als
Ehrenbürger der Gemeinde Nußloch aufgenommen wurden, feierlichst
überreichen, welcher schönen Aufgabe sich Herr Leonhard mit einer
trefflichen Rede, in welcher er die Verdienste der Firma um das
Emporblühen und den Wohlstand unter der Arbeiterbevölkerung in hiesiger
Gemeinde hervorhob, entledigte. Herr Willstätter dankte tief gerührt
über die empfangene Ehre, die ihnen von allen Seiten entgegengebracht
wurde. Ein Arbeiterjubilar sprach dann zum Schlusse den Herren
Arbeitsgebern namens der Arbeiter in kurzem Vortrage seinen Dank für die
reichen Geschenke aus. Bei dem Bankett, an welchem 250 Arbeiter
teilnahmen, reihte sich ein Trinkspruch an den andern. Herr J.
Willstätter toastierte auf den Großherzog, Herr Hauptlehrer zuerst auf
die Groß- |
herzogin,
dabei herrschte ein wirklich herzlicher Verkehr zwischen Arbeitgebern und
Arbeitnehmern, der auf die eingeladenen Gäste den wohltuendsten Eindruck
macht. Herr Hauptlehrer Hurst verlas dann eine Depesche, welche an Seine
Königliche Hoheit abgeschickt wurde mit folgendem Wortlaut:
'Der Gemeinderat in Nußloch, welcher heute die Inhaber der Firma S. Simon
und Sie., die Herren S. Simon und J. Willstätter in Mannheim, zu
Ehrenbürgern ernannte, erlaubt sich in Gemeinschaft mit dieser Firma und
300 Arbeitern, worunter zahlreiche ausgezeichnete Jubilare anlässlich der
Feier des 25jährigen Bestehens ihrer hiesigen Zigarrenfabrik Eurer
Königlichen Hoheit, unsern allerdurchlauchtigsten Landesfürsten, dem
erhabenen Beschützer und Förderer des Handels und der Industrie,
ehrfurchtsvoll seine tief gefühlte Huldigung darzubringen. Rausch,
Bürgermeister.'
Des anderen Tages traf folgendes huldvolle Telegramm ein. An den
Bürgermeister Rausch in Nußloch! Ihre Mitteilungen haben mich herzlich
erfreut und ich nehme lebhaften Anteil an der Jubelfeier, welche Sie in
Anerkennung der Mir bezeichneten Firma und der daselbst zahlreich
beschäftigten Arbeiter begangen haben. Friedrich,
Großherzog.'
Das ganze Dorf nahm an der Feier teil und wünscht der Firma ferneres
Wachstum, Blühen und Gedeihen." |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
der in Nussloch geborenen
Adelheid Schloßstein geb. Strauß |
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Kennkarte (Frankfurt
1939) für Adelheid Schloßstein geb. Strauß (geb. 27. November
1859 in Nussloch),
wohnhaft in Frankfurt, am 18. August 1942 deportiert ab Frankfurt in
das Ghetto Theresienstadt,
wo sie am 14. Dezember 1942 umgekommen ist |
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Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Bereits in der Mitte des 18.
Jahrhunderts bestand ein von dem damaligen Vorsteher Manis eingerichteter Betsaal
in Nussloch. 1749 ist als Vorsänger Neta ben Elias aus Crailsheim genannt, der
36 Jahre in Nussloch wirkte und damals auf Kosten des Vorstehers Manis ein
Memorbuch anfertigen ließ.
Um 1760/70 (vielleicht nach dem Tod des Vorstehers
Manis 1773) konnte der Betsaal in dem der jüdischen Familie Maier gehörenden
Haus eingerichtet werden. Nach einem Bericht von 1834 befand er sich hierin
jedenfalls "schon seit 70 Jahren".
Bis 1828 musste die jüdische Gemeinde in Nussloch nicht einmal Miete für
die Benutzung dieses Saales bezahlen, was als "Güte" des 1828
verstorbenen Salomon Maier in Erinnerung blieb. Der seit 1828 in dem Haus
lebenden Familie Josef Maier bezahlte man eine jährliche Miete von 15 Gulden,
da diese Familie darauf angewiesen war. Neben dem Haus befand sich auch ein
kleines Badhaus, in dem in früheren Jahren ein rituelles Bad war, das
jedoch zugeschüttet wurde, nachdem man an anderer Stelle ein Bad eingerichtet
hatte. 1834 konnte die jüdische Gemeinde das Haus mit dem Betsaal zu
einem Gesamtbetrag von 700 Gulden erwerben, von denen man 100 Gulden bar sofort
bezahlen konnte. Den Restbetrag wollte man zuzüglich Zinsen nach einem Jahr
begleichen. Im Laufe der folgenden Monate musste die Gemeinde die nachträgliche
Genehmigung des Kaufes durch die Behörden einholen, was nicht ganz einfach war,
zumal man im folgenden Jahr für die zu begleichende Restsumme ein Kapital von
400 Gulden aufnehmen musste. Die Wiederherstellung des rituellen Bades, der
Wasserleitung und die Anschaffung eines dazugehörigen Warmwasserkessels hatten
zusätzlich 100 Gulden gekostet. Kleinere Reparaturen schlugen mit 50 Gulden zu
Buch. Die Behörden gaben jedoch bis zum Sommer 1835 ihre Zustimmung unter der
Voraussetzung, dass der Kredit nach zehn Jahren getilgt sein müsse.
Erst 1878 erfährt man wieder von der Nusslocher
Synagoge. Es gab Schwierigkeiten, da sich im selben Haus des Betsaales auch eine
Gastwirtschaft befand. Falls es sich um dasselbe Haus wie um 1834/35 gehandelt
hat, wird die jüdische Gemeinde den Hausanteil ohne den Betsaal inzwischen
wieder verkauft haben. Mit dem Gastwirt Baust gab es damals Probleme, da dieser
einige der jüdischen Gemeinde gehörenden Plätze beim Haus ohne deren
Erlaubnis benutzte. Nachdem es darüber
sogar zu einem Prozess kam, der zugunsten der israelitischen Gemeinde ausging,
hat Gastwirt Baust den ihm gehörenden Eingang des Hauses für die jüdische
Gemeinde gesperrt, sodass diese im Juni 1878 nicht mehr zum Betsaal gelangen
konnte. Die Gemeinde musste daraufhin eine Treppe zu dem im Obergeschoss
liegenden Betsaal anlegen lassen. Das Gebäude dieses Betsaales befand sich mit
dem Badhäuschen auf dem heutigen Grundstück Friedrichstraße 1.
Das Grundstück mit dem Gebäude des Betsaales wurde am 22.
Juli 1938 an Privatleute verkauft. Nach völligem Abriss der
Synagogenruine erbauten die Käufer auf dem Grundstück ein Wohnhaus.
Fotos
Historische Pläne:
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Front- und
Seitenansicht der ehemaligen Synagoge in Nussloch
(Quelle: HStAS EA 99/001 Fotosammlung Bü 305 Fotos 1326-27) |
Historische Fotos sind nicht bekannt,
Hinweise bitte an den
Webmaster von "Alemannia Judaica",
E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Foto um 1985
(Foto: Hahn) |
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Wohnhaus auf dem
ehemaligen Synagogengrundstück Friedrichstraße 1 |
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Ein neues Foto des
Synagogengrundstückes wird bei Gelegenheit erstellt |
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Das Gursdenkmal
(Foto von Michael Ohmsen;
Fotoseite von M. Ohmsen mit
Seite zu Nußloch) |
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Das Denkmal zur Erinnerung an
die Deportation von Juden aus Nußloch
wurde 2008 von Jugendlichen der Nußlocher Kirchengemeinden
angefertigt und am 9. November 2008 aufgestellt.
Ende Oktober 2012 wurde es mutwillig beschädigt, konnte jedoch
wieder auf- beziehungsweise hergestellt werden. |
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Der Gedenkstein aus
Nußloch
in Neckarzimmern
(Fotos: Heinrich Müller, Nußloch) |
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Der zweite
Gedenkstein für die Deportation der Nußlocher Juden wurde am
19. Oktober 2008 in der zentralen Gedenkstätte für deportierte Juden
aus
Baden in Neckarzimmern aufgestellt. Quelle der Fotos: Bericht in der
Website
der Evangelischen Kirchengemeinde Nußloch. |
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Berichte
November 2012: Aufruf der Polizei
nach mutwilliger Beschädigung des Gurs-Gedenksteines
Aus dem Polizeibericht der
Polizeidirektion Heidelberg - 2.11.2012: "Nußloch: Namentlich noch nicht bekannte Täter zerstörten – nach ersten Erkenntnissen zwischen dem 26. und
29. Oktober – im Park Hauptstraße/Ecke Burgstraße das Mahnmal, das Jugendliche der Nußlocher Kirchengemeinden im Jahr 2009 zur Erinnerung an die Deportation von Juden aus Nußloch ins Internierungslager nach
Gurs/Frankreich aufgestellt hatten. Die Beschädigungen lassen darauf schließen, dass das aus mehreren Betonsteinen gemauerte Mahnmal umgetreten worden war; es soll bis zum
9. November wieder hergestellt und an gleicher Stelle aufgebaut werden. Sachdienliche Hinweise nimmt das Polizeirevier Wiesloch unter 06222/5709-0 entgegen." |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 217-218. |
| Heimatbuch Nussloch. 1966 S. 103. |
| Leopold Löwenstein: Geschichte der Juden in der Kurpfalz. 1895 S.
162. |
| Karl Günther: Manis aus Nussloch. Zur Geschichte der Juden in der
Kurpfalz, in: Heidelberger Apokryphen. 1990. S. 72-86.
|
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 415-416. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Nussloch Baden. The
first three Jewish families arrived in 1743. Anti-Jewish riots broke out during
the 1848 revolution. In 1866, Jews set up a cigarette factory that employed 300
by the end of the century. The Jewish population numbered 65 in 1875 (total
2,766) but declined steadily thereafter to 21 in 1933. In the Nazi era, 11
emigrated and five left for other German cities. The last four Jews were
deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940.
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|