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Ochtendung (VG
Maifeld, Kreis
Mayen-Koblenz)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Ochtendung bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück, doch lebten
vermutlich bereits in mittelalterlichen Zeiten im Bereich von Ochtendung jüdische
Personen (dem Ort war 1354 von Karl IV. Frankfurter Stadtrecht verliehen worden).
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1808 24 jüdische Einwohner, 1848 ca. 60 in elf Familien, 1850 63 jüdische
Einwohner, 1858 69, 1860 73, 1895 57.
Die Familiennamen der 1848 in Ochtendung lebenden elf jüdischen Familien waren
Süßmann, Gutmann, Wolff, Faber, Haymann und Levi. Die Familien lebten
überwiegend vom Handel (Vieh- und Pferdehandel, auch Kleinhandel) und lebten in armseligen Verhältnissen.
An Einrichtungen hatte die - streng orthodox geprägte - jüdische Gemeinde (auch
"Synagogen-Gesellschaft" genannt), eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen eigenen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert
zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig
war. Die Gemeinde gehörte zu dem 1900 gegründeten "Provinzialverband
rheinischen Synagogengemeinden".
1925, als zur Gemeinde nach etwa 32 Personen gehörten (0,9 % der
Gesamtbevölkerung von etwa 2.800 Personen), waren die Vorsteher der Gemeinde
Leopold Süßmann, Salomon Wolfs und Jakob Süßmann.
Nach 1933 sind die
meisten der noch am Ort lebenden jüdischen Einwohner (1933: ca. 25 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Die letzte am Ort
verbliebene Familie wurde im Juli 1942 über ein Sammellager in der Reifsmühle
in Mayen deportiert.
Von den in Ochtendung geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Helen Aron geb.
Süssmann (1880), Regina Cahn (Kahn) geb. Levy (1893), Erna Faber geb.
Friedberg (1900), Gustav Faber (1884), Karl Faber (1893), Moses Friedberg
(1873), Ida Guthmann geb.
Wolff (1868), Selma Gutmann (1879), Frieda Haymann (1881), Johanna Josef (1886), Hilda (Hilde) Judas geb. Süssmann (1898), Regina Judas geb. Süßmann (1898), Berta Langstadt
(oder Langstaat) geb. Levy (1888),
Heinrich Levy (1892), Irmgard Karoline Levy geb. Süssmann (1909), Erna Mayer
geb. Süssmann (1895), Karolina
Sperling geb. Wolff (1877), Albert Süssmann (1892), August Süssmann (1874), Helmut Süssmann (1927),
Herbert Hermann Süssmann (1923), Ida Süssmann geb.
Fröhling (1898), Jakob Süßmann (1889), Johanna Süssmann geb. Kallmann (), Leopold Süssmann (1869), Jakob Wolff (1875), Johannetta
Wolff
geb. Mayer (1869).
In Ochtendung wurden am 3. November 2008 erstmals "Stolpersteine"
für umgekommene ehemalige jüdische Einwohner verlegt: in der Straße Am goode
Bur für Albert Süßmann (1892), in der Oberpfortstraße für Leopold Süßmann
(1869) und Amalie (Malchen) Süßmannn geb. Bodenheimer (1878), in der Unteren
Grabenstraße für Bernhardine Süßmann geb. Vollmer (1867), Ida Süßmann (1898)
und Jakob Süßmann (1889); eine weitere Verlegung war am 20. September 2009 in
der Bachstraße für Frieda Haymann (1881), in der Martinstraße für Moses
Friedberg (1873) sowie für Karl Faber (1893) und Erna Faber geb. Friedberg
(1900), in der Plaidter Straße für Thekla Ackermann (1883); eine dritte
Verlegung war am 27. August 2011 in der Unteren Grabenstraße für Johanna
Süssmann geb. Kallmann (1890) und ihren Sohn Helmut Hermann Süssmann (1927).
Zu den "Stolpersteinen in Ochtendung" siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Ochtendung
Berichte
aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte zur jüdischen Geschichte in
Ochtendung konnten in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch
nicht gefunden werden.
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Zur Geschichte der Synagoge
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Gottesdienste in
Privathäusern abgehalten, vermutlich wurde mit der Zeit ein fester Betsaal
eingerichtet. Seit 1860 plante die Gemeinde den Bau einer Synagoge. Ein
Haus wurde erworben, in dem der Betsaal eingerichtet wurde. Dieses Gebäude war
allerdings in baufälligem Zustand und musste 1872 wegen Einsturzgefahr
geschlossen werden.
Nun wurde der Neubau einer Synagoge geplant. Ein Bauplatz war bald gefunden,
doch scheiterte die Verwirklichung aus finanziellen Gründen, auch wenn die
Ortsgemeinde einen Zuschuss von 600 Mark für den auf auf 6.984,48 Mark
kalkulierten Neubau in Aussicht stellte. Erst 1882 konnte der Neubau der
Synagoge verwirklicht werden, die feierliche Einweihung der Synagoge war am
25. August 1882.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde von auswärtigen SA-Leuten die Synagoge
angezündet. Die Feuerwehr beschränkte sich auf den Schutz der Nachbargebäude.
Den Schutt und die Trümmer der Synagoge mussten jüdische Gemeindeglieder
beseitigen. Die Ruine blieb über die Kriegszeit stehen und wurde Anfang der
1950er-Jahre abgebrochen. Seit dem 9. November 1988 ist gegenüber dem
Standort der Synagoge ein Gedenkstein vorhanden.
Adresse/Standort der Synagoge: Kastorstraße
Fotos
(Historische Aufnahmen aus: Landesamt s. Lit. S. 299; Fotos des
Gedenksteines für die Synagoge: Hahn, Aufnahmedatum 24.08.2009; Foto des
Gedenksteines auf dem Friedhof: Günther Gries, Heimatverein Ochtendung)
Die Synagoge vor 1938 |
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Die ehemalige
Synagoge, von Osten gesehen |
Rekonstruktion der Synagoge |
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Die zerstörte
Synagoge |
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Die Synagogenruine um 1950.
Die Aufnahme zeigt ein Eingangsportal mit g
roßem Hufeisenbogen
(neuorientalischer Stil) |
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Gedenkstein gegenüber dem
Synagogengrundstück |
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Blick in die Kastorstraße
(Gedenkstein rechts,
Synagogengrundstück links) |
Inschrift:
"Zur Erinnerung an die 'Reichskristallnacht' am 9. November 1938, als
durch nationalsozialistische Gewalttäter die in dieser Straße stehende
Synagoge
unserer jüdischen Mitbürger zerstört wurde." |
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Gedenkstein auf dem
jüdischen Friedhof |
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Inschrift: "Zum
Gedenken. Zum Gedenken an die hier ruhenden jüdischen Mitbürger von
Ochtendung und ihre in den Konzentrationslagern
umgekommenen Brüder und
Schwester. Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens." |
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Erinnerung an eines der
jüdischen Geschäfte
(Quelle: Heimatverein s.Lit. S. 32) |
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Metzgerei von
Markus/Marx Süßmann: von links (am Bildrand mit weißer Schürze)
Markus
Süssmann, Auguste Süssmann, Joseph Süssmann, N.N. |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2008:
In Ochtendung werden "Stolpersteine" verlegt |
Kurze Notiz in der "Rhein-Zeitung"
vom 2. November 2008: "Ochtendung - Ehepaar arbeitet jüdische
Schicksale auf"
Link zum Hinweis in der "Rhein-Zeitung" |
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September 2009:
Bericht zur zweiten Verlegung von
"Stolpersteinen" |
Kurze Notiz in der "Rhein-Zeitung"
vom 23. September 2009: "Stolpersteine in Ochtendung
verlegt".
Link zum Hinweis in der "Rhein-Zeitung" |
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November 2023:
Gedenken an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel
von Heinz Israel in der "Rhein-Zeitung" vom 9. November 2023: "Ochtendung
gedenkt ermordeter Juden. Kleine Feierstunde an ehemaliger Synagoge..."
Zum Lesen des Artikel bitte Textabbildung anklicken. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Renate Severin: Verwehte Spuren - die Geschichte der
Ochtendunger Juden. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 299-300 (mit weiteren Literaturangaben).
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| Erschienen
in 2007 in der Reihe "Ochtendunger Heimatblätter", hg. vom
Heimatverein Ochtendung das Heft 12 2007: Verwehte Spuren. Die Geschichte
der Ochtendunger Juden. Beiträge überwiegend von Renate Severin.
Zu beziehen beim Heimatverein Ochtendung e.V. (Herr Günther Gries)
Am Römerhügel 5 56299 Ochtendung. |
n.e.
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