Zur jüdischen Geschichte in Regensburg und
zu aktuellen Berichten aus der Jüdischen Gemeinde siehe
vor allem die
Website der Jüdischen Gemeinde Regensburg: www.jg-regensburg.de
Hinweis: zur
jüdischen Geschichte in Regensburg bis zur NS-Zeit siehe weitere
Seite (interner Link)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in
Regensburg nach 1945
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in Regensburg und Umgebung (US-Zone) zahlreiche Überlebende von Konzentrationslagern auf Grund der Genehmigung des amerikanischen Militärverwaltung in DP-Lagern aufgenommen (Lagern von Displaced Persons). Zu ihnen kamen Überlebende aus Polen, die vor neuen Pogromen in Polen geflüchtet waren (1946). 1945 wurde in Regensburg eine jüdische
DP-(Displaced Persons)-Gemeinde (Jewish Community) gegründet, deren Vorsitzende Jakob Gottlieb und Efraim Brenner waren. Die Adressen der Jüdischen DP-Gemeinde waren Pfauengasse 1 (Café Central) und Gabelsbergerstraße 11 (Götz-Villa). Im Regensburger Lager lebten zwischen 600 (November 1945) und 1540 Personen (Januar 1948). Nach Gründung des Staates Israel im Mai 1948 nahm die Zahl der jüdischen Lager-Bewohner schnell ab. Etliche waren inzwischen auch in die USA und nach Kanada sowie in andere Lander ausgewandert.
In der Umgebung Regensburgs gab es weitere Lager für Displaced Persons.
Im Februar 1951 wurden noch 266 Personen im Lager gezählt. Als besondere
Einrichtungen gab es bis dahin im Lager eine Betstube, eine Religionsschule (Talmud-Tora-Schule), eine Volksschule und eine Berufsschule, dazu kamen mehrere Vereine (Sportvereine). Eine jiddische Zeitung wurde im Lager herausgegeben ('Der Najer Moment'). Die religiöse Betreuung der DPs
übernahm seit 30. Mai 1945 Rabbiner Dr. Josef Glatzer. 1949 ist er in die USA emigriert.
Am 1. August 1950 wurde in Regensburg eine Israelitische Kultusgemeinde
gegründet, in der die noch in Regensburg verbliebenen Displaced Persons aufgenommen wurden. Wenige Regensburger aus der Vorkriegsgemeinde waren bis dahin zurückgekommen und gehörten auch zu den Gründern der neuen Gemeinde. Rabbiner war inzwischen Rabbiner Yakob Simcha Avidor geworden. Zur neuen Gemeinde gehörten etwa 350 Personen. Die Gemeinde war orthodox geprägt, der große Teil der Mitglieder hatte polnisch-jüdische Wurzeln.
Dem ersten Gemeindevorstand gehörte an: Max Hirsch, Chaim Schwerdt, Chaim Pommeranz, Dr. Martin Rottenberg, Josef Ciesierski und Markus Kalfus.
Die Gemeinde konnte 1951 einen eigenen jüdischen Kindergarten und 1953 eine
hebräische Schule eröffnen.
Quelle: Seite in der Website
after-the-shoah.org . Literatur: Michael Brenner / Renate Höpfinger (Hrsg.): Die Juden in der Oberpfalz. München 2009. Darin: Michael Brenner: Impressionen jüdischen Lebens in der Oberpfalz nach 1945 S. 231-249.
In den 1960er- und 1970er-Jahren ging die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder
zurück. Um 1970 wurden noch 140 Gemeindeglieder gezählt. Nach Rabbiner Avidor wurde die Gemeinde zunächst von Rabbiner Kraus, dann von Rabbiner Nathan
David Liebermann betreut. Letzterer amtierte bis 1969. Danach
gab es längere Jahre keinen Rabbiner in der Stadt.
Prägende Persönlichkeiten im Gemeindeleben waren der langjährige Vorsitzende Otto Schwerdt (gestorben 2007) und Hans Rosengold (gestorben 2011).
Seit Mitte der 1990er-Jahre ist die jüdische Gemeinde in Regensburg stark angewachsen.
1996 wurden ca. 190 Gemeindeglieder gezählt, 1998 fast 400 Personen. Derzeit (2017)
gehören über 1.000 Personen der Gemeinde an. Dazu kommen weitere 200-300
Personen, die auf Grund fehlender Papiere noch keine Anerkennung als Juden
erhalten haben. Gemeindevorsteherin ist Ilse Danziger (Link zu einem
Bericht in der "Mittelbayerischen Zeitung" vom 20. Oktober 2017).
Die Gemeinde wird betreut durch Rabbiner Chaim Bloch.
Nachdem das in den 1960er-Jahren eingerichtete Gemeindezentrum völlig
unzureichend war, wird nach dessen Abbruch seit 2016 ein neues Jüdisches Zentrum mit Synagoge, Kulturräumen und Verwaltungsbüros
am Eck Luzengasse / Brixener Hof und damit auf dem Grundstück der 1938
zerstörten Synagoge gebaut. Zur Unterstützung des Vorhabens wurde im November 2013 ein
Förderverein "Neue Regensburger Synagoge" gegründet. Die Mitglieder des Vereins
setzten sich zum Ziel, dass es mit ihrer Unterstützung gelingt, der Jüdischen Gemeinde Regensburg im Jahr 2019, 500 Jahre nach der Zerstörung der Synagoge am Neupfarrplatz, zu einer neuen Synagoge zu
verhelfen.
Hinweis: 50 nichtjüdische Bürger aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen haben im November 2013 einen Förderverein gegründet, der dabei hilft, den Neubau der Synagoge zu finanzieren. Spendenkonto: Wer den Verein und damit das Bauprojekt unterstützen möchte, kann dies über das Spendenkonto tun. Es ist bei der Sparkasse Regensburg unter der IBAN DE12 7505 0000 0026 5954 39 angelegt..
Ende 2015 wurden archäologische Untersuchungen (Grabungen) auf dem Grundstück durchgeführt. Danach
konnte mit dem Bau begonnen werden.
Am 19. Oktober 2016 war die Grundsteinlegung für die neue Synagoge.
Das Richtfest konnte am 19. Oktober 2017 gefeiert werden; die Einweihung der neuen Synagoge
war am 23. Februar 2019 (siehe Fotos unten).
Quelle: Artikel von Gerhard K. Nagel in haGalil.com vom 14. Dezember 2017: "Die jüdische Gemeinde in Regensburg baut ein neues Gemeindezentrum....
Berichte und Presseartikel zum Neubau der Synagoge 2016 bis 2019
In Regensburg wurde auf dem
Areal der jüdischen Gemeinde am Brixener Hof zwischen 2016 und 2019 ein
neues jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge gebaut. Der Förderverein
"Neue Regensburger Synagoge" sammelt Spenden für den Neubau. Das Spendenkonto: "Neue Regensburger Synagoge e. V.", IBAN DE12
7505 0000 0026 5954 39, Sparkasse Regensburg, BIC BYLADEM1RBG,
Verwendungszweck "Neues Jüdisches Zentrum".
Architekt des neuen Gemeindezentrums ist
Volker Staab.
Januar 2016:
Vorstellung des Entwurfes der neuen Synagoge
Artikel in mittelbayerische.de vom 16.
Januar 2016: "So soll die neue Synagoge aussehen. Für den Neubau
hat die jüdische Gemeinde Regensburg das Berliner Büro Staab gewonnen..." Link
zum Artikel
Weitere Artikel zum Bau der neuen
Synagoge
Artikel im "Wochenblatt" (Regensburg) vom 27. Januar 2016:
"Regensburger Synagogen-Neubau als nationales Projekt des Städtebaus
ausgezeichnet. Wegen seiner besonderen überregionalen Bedeutung und Qualität hat Bundesbauministerin Barbara Hendricks den geplanten Neubau der jüdischen Synagoge in Regensburg als nationales Projekt des Städtebaus ausgezeichnet.
Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer nahm in Berlin eine Urkunde entgegen, die die Einstufung als architektonisches "Premium-Projekt" belegt. 3,3 Millionen Euro wird der Bund im Rahmen der laufenden Förderrunde für nationale Projekte des Städtebaus an Fördermitteln für dieses Bauvorhaben zur Verfügung stellen..." Link
zum Artikel
Oktober 2016:
Grundsteinlegung für die neue
Synagoge
Artikel in der "Abendzeitung" (München) vom
19. Oktober 2016: "In der Altstadt Grundsteinlegung: Neue Synagoge
entsteht in Regensburg
Die jüdische Gemeinde Regensburg ist eine der ältesten und bedeutendsten in
Deutschland. Vor 78 Jahren wurde ihr Gotteshaus von den Nationalsozialisten
zerstört. Jetzt entsteht an selber Stelle eine neue Synagoge.
Regensburg - In der Regensburger Altstadt haben die Bauarbeiten für eine
neue Synagoge begonnen. 'Für uns ist das ein historischer Tag', sagte die
Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Regensburg, Ilse Danziger, am Mittwoch
vor rund 200 geladenen Gästen und vielen Zaungästen. 'Ein Traum wird Realität'. Gemeinsam mit Schauspielerin und
Schirmherrin Adele Neuhauser sowie Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD)
wurde der Grundstein des neuen Gotteshauses für mehr als 1000
Gemeindemitglieder gelegt. Der Neubau entsteht an der Stelle, wo die
Nationalsozialisten im November 1938 die Synagoge zerstörten, etwa 400 Meter
vom Regensburger Dom entfernt. 'Ein Traum wird Realität', sagte der Gründer
und Vorsitzende des Fördervereins Neue Regensburger Synagoge, Dieter Weber,
als unter Glockengeläut der umliegenden Kirchen der Grundstein versenkt
wurde. Über 300 000 Euro Spendengelder hatte sein Verein nicht-jüdischer
Regensburger für den Neubau gesammelt. Er hoffe, dass sich die Synagoge 'als
Leuchtturm für Toleranz und gegen Rassismus in unsere Köpfe und Herzen
einbrennt', sagte Weber. Der Bund und die Stadt Regensburg teilen sich die
Baukosten von fünf Millionen Euro. Für Wolbergs eine Selbstverständlichkeit:
Das sei das Mindeste, was man der jüdischen Gemeinde zurückgeben könne.
Schließlich seien es Regensburger Bürger gewesen, die in der Pogromnacht
1938 die Synagoge zerstört und die Gemeindemitglieder durch die Stadt
gejagt, gedemütigt und in den Tod getrieben hätten. Umso erschreckender sei
für ihn die aktuell zunehmende Fremdenfeindlichkeit. 'Aber wir haben aus der
Geschichte gelernt', sagte Wolbergs. 'Wir stehen zusammen, und wir werden
immer ganz besonders auf unsere jüdischen Mitbürger aufpassen. Bei uns sind
sie sicher.' Bis Ende 2018 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Spätestens im Februar 2019 soll das Gotteshaus eingeweiht werden - exakt 500
Jahre nach der ersten Synagogen-Zerstörung auf Regensburger Boden. Zugleich
wird für 2,5 Millionen Euro das bisherige Gemeindezentrum saniert."
Link zum Artikel
Video bei tvaktuell.com:
https://www.tvaktuell.com/mediathek/video/grundsteinlegung-fuer-die-juedische-synagoge-regensburg/
Dezember 2016:
Modell der Synagoge ist in der Neupfarrkirche zu
sehen
Pressemitteilung vom 21. Dezember 2016: Am Brixener Hof baut die Jüdische Gemeinde eine neue Synagoge – deren Modell ist jetzt in der Neupfarrkirche zu sehen. Mit der Ausstellung, die zunächst im Neuen Rathaus untergebracht war, soll die Öffentlichkeit über die Planungen und den Bau der Synagoge unterrichtet werden. Entsprechende Info – Banner sind deshalb ergänzend neben der Glasvitrine mit dem Synagogenmodell aufgestellt. Geplant ist zudem eine Erweiterung der Ausstellung um einige Vitrinen und Schaubilder zum jüdischen Leben in Regensburg. Dieses ist eng mit dem Neupfarrplatz verbunden, auf dem bis zur Vertreibung der Juden 1519 das jüdische Viertel und die Synagoge standen. Im Gedenkjahr 2019 soll der Neubau der Synagoge eingeweiht werden. Zum neuen Ort der Ausstellung erklärte Ilse Danziger, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, sie sei dankbar für das Zeichen der Gemeinschaft, das sich darin zeige. Die Kirchengemeinde ihrerseits, so Pfarrer Thomas
Koschnitzke, möchte mit ihrem Engagement an ihre spezielle Beziehung zur Jüdischen Gemeinde erinnern – gerade in Zeiten eines neuen Antisemitismus.
Oktober 2017:Unterstützung durch den Förderverein
Artikel von Daniel Geradtz in
mittelbayerische.de vom 17. Oktober 2017: "Jüdische Gemeinde erhält Unterstützung
Der Förderverein zum Bau eines Gemeindezentrums übergab einen Scheck über 60 000 Euro. Das Projekt ist vier Wochen in
Verzug. REGENSBURG. Das Richtfest für den Neubau des neuen jüdischen Gemeindezentrums steht kurz bevor, es findet in der nächsten Woche statt. Am Dienstagvormittag kamen die Holzteile, die zusammengesetzt die rechteckige Kuppel ergeben sollen. Zur gleichen Zeit erhielt die jüdische Gemeinde Regensburg eine Zuwendung: Der Förderverein Neue Regensburger Synagoge überreichte einen Scheck in Höhe von 60 000 Euro. Insgesamt kostet das Projekt acht Millionen Euro. 5,5 Millionen Euro werden für den Neubau des Gemeindezentrums veranschlagt, 2,5 Millionen Euro für die Renovierung des denkmalgeschützten Altbaus.
Ilse Danziger, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, sagt am Dienstag: 'Derzeit gibt es einen großen Bauboom in der Stadt. Das hat die Kosten ein bisschen aus dem Ruder laufen
lassen.' Deswegen seien Zuwendungen wie die des Fördervereins wichtig. Zuletzt teilte der Verein mit, dass noch eine Million Euro fehle, damit die Ausgaben vollständig gedeckt werden. Dieter Weber, Vorsitzender des Vereins, unterstreicht nun:
'Inzwischen ist schon wieder einiges eingegangen.' Der Verein hat das Bauvorhaben schon zum zweiten Mal mit einer Spende über 60 000 Euro bedacht. Auch durch Gerichtszuweisungen erhält die Jüdische Gemeinde Unterstützung bei dem Großprojekt. Eröffnung an symbolischem Tag. Die Regensburger Bürger können dem Förderverein helfen, indem sie beispielsweise einen symbolischen Baustein erwerben. Dieser kostet mindestens 500 Euro. Zudem organisiert der Verein Benefizveranstaltungen, unter anderem ein Konzert. Aber auch losgelöst davon können Interessenten den Synagogenbau unterstützen.
'Die höchsten Spenden von Einzelpersonen lagen im
Einhunderttausenderbereich', sagt Weber. Die Spender wollen unbekannt bleiben, auch den genauen Geldbetrag dürfe er nicht nennen.
Er findet, dass es die Aufgabe der Stadtbevölkerung sei, den Bau des Gemeindezentrums ideell mitzutragen.
'Es waren ja auch die Regensburger, die die Synagoge zerstört haben.' Mit den Trümmern sei die jüdische Gemeinde alleine gelassen worden.
Heute, das sagt der Vorsitzende des Fördervereins, werde des Bürgerprojekt – so nennt er das Bauvorhaben – von vielen Regensburgern als solches verstanden. Es gebe Beispiele von Schulen, deren Schüler und Lehrer unabhängig voneinander einen Spendenbetrag überwiesen hätten.
Weber betonte schließlich, dass die jüdische Gemeinde aus historischen Gründen selbst nicht über große finanzielle Mittel verfüge 3,3 Millionen Euro kommen aus Bundesmitteln (Städtebauförderung), die Stadt Regensburg beteiligt sich mit zwei Millionen Euro an dem Projekt und der Freistaat Bayern steuert 1,25 Millionen Euro bei.
Die offizielle Eröffnung des Gemeindezentrums am Brixener Hof ist für den 23. Februar 2019 geplant. Das Datum ist von symbolischer Bedeutung, denn 500 Jahre zuvor wurden die Juden aus der Stadt vertrieben.
Inzwischen sind die Bauarbeiten in Verzug geraten. Vier Wochen sind sie derzeit hinter dem Zeitplan. Ilse Danziger glaubt dennoch daran, dass die Arbeiten am Gemeindezentrum rechtzeitig abgeschlossen werden können. Damit alles nach Plan abläuft, müssten die Arbeiten im Dezember 2018 beendet werden. Dann könnte zwei Monate später die offizielle Eröffnung stattfinden. Grundsteinlegung vor einem Jahr. Die jüdische Gemeinschaft ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Inzwischen sind über 1000 Gläubige in ihr vereint. Nach der Zerstörung der Synagoge im Dritten Reich gab es in Regensburg keine Synagoge mehr. Deswegen besteht seit vielen Jahren das Ziel, ein modernes jüdisches Zentrum mit einer Synagoge, Kulturräumen und einer Verwaltung zu schaffen.
Den Architektenwettbewerb hatte das Berliner Büro Volker Staab mit einem modernen Entwurf gewonnen. Er sieht im Erdgeschoss einen Gemeinderaum vor, im ersten Stock werden sich die Räumlichkeiten der Synagoge befinden. Die Grundsteinlegung hat am 19. Oktober des vergangenen Jahres stattgefunden. Damals kam die Fernsehschauspielerin Adele Neuhauser, die Schirmherrschaft übernommen hat." Link
zum Artikel
Oktober 2017:
Richtfest am Neubau
Artikel von Thomas Muggenthaler in der
"Jüdischen Allgemeinen" vom 2. November 2017: "REGENSBURG.
Zurück am historischen Ort. Gemeinde feierte Richtfest der neuen Synagoge
Die Kuppel der neuen Regensburger Synagoge ist bereits als Symbol dieses Bethauses mitten in der Altstadt weithin sichtbar. Hier am Brixener Hof entsteht auf dem Areal der jüdischen Gemeinde ein Neubau, der einen Veranstaltungssaal und eine Synagoge beherbergt. Der Rohbau steht und sieht vielversprechend aus. Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, ist geradezu begeistert. Den Ort kenne er natürlich, schließlich sei er vor einem Jahr beim Spatenstich dabei gewesen, aber dass auf dem kleinen Platz ein derart imposanter und ambitionierter Bau entstehen könne, habe er nicht gedacht.
Der Richtkranz hängt über der Baustelle, rund 300 Menschen sind gekommen und drängen sich im künftigen Gemeindesaal.
'Kaum ist der Rohbau fertig, ist das Haus schon zu klein', witzelt Schuster, der der Regensburger Gemeinde und ihrer Vorsitzenden Ilse Danziger zu diesem Projekt gratuliert, das nach vielen Jahren der Planung Gestalt angenommen hat. ARCHITEKTUR Der Gemeindesaal ist auf zwei Seiten geprägt von großen, wandfüllenden Fenstern, die schon eingesetzt sind. Eine Fensterwand gibt den Blick frei in den Innenhof des Areals der Gemeinde. Durch das gegenüberliegende Fenster sieht man auf die Straße. Fußgänger flanieren vorbei oder gehen in das Café gegenüber. Das sei Absicht, betont Ilse Danziger, denn die Gemeinde wolle sich offen zeigen, und dafür steht dieses große Fenster, das die Gemeinde symbolisch zur Stadt hin öffnet.
Der renommierte Berliner Architekt Volker Staab und sein Team realisieren das Projekt. Sie haben den Wettbewerb gewonnen, der hier im Bereich der Altstadt, die durch die UNESCO als Weltkulturerbe geschützt ist, unumgänglich war.
Nachdem ein Tischler den Richtspruch vorträgt, hält es Volker Staab nicht länger. Er klettert über das Gerüst auf das Dach des Neubaus und will die Kuppel aus der Nähe begutachten. Die beiden Teile, aus denen die Kuppel besteht, sind erst hier vor Ort zusammengebaut worden.
'Es passt!', sagt Staab und lächelt zufrieden. Unter der Kuppel ist die Synagoge mit ihrer Frauenempore geplant, im Moment ein hoher betonierter Raum, in den man vom Dach aus hinabblicken kann.
'Das Licht wird von oben kommen', erklärt Staab. Die Fenster, die die Kuppel und das Gebäude verbinden werden, fehlen noch. Die Räume der jüdischen Gemeinde mit ihren rund 1000 Mitgliedern waren viel zu beengt.
'Nie konnten wir alle gemeinsam die Hohen Feiertage begehen', berichtet Ilse Danziger.
'An Pessach mussten die einen an dem einen Tag kommen, die anderen am nächsten Tag. Wir feiern doch beide Sederabende eigentlich gemeinsam.'
Seit die Nazis in der Pogromnacht vom November 1938 die prächtige Synagoge, die 1912 hier an dieser Stelle gebaut worden war, angezündet und später abgerissen hatten, hatte die Jüdische Gemeinde Regensburg keine Synagoge mehr. Insofern ist der Bau einer Synagoge
'überfällig', merkt Josef Schuster an. Bislang gab es einen Mehrzweckraum aus den 60er-Jahren, der jetzt abgerissen wurde, und einen kleinen Gebetsraum im Altbau, der von den Nazis nicht angezündet wurde, weil er sich zu nahe an den anderen Häusern befand. Nachdem die Grundfläche begrenzt war, haben sich Volker Staab und seine Kollegen dazu entschlossen, im Erdgeschoss den Gemeindesaal zu bauen und darüber die Synagoge mit Frauenempore. KOSTEN Der Neubau wird rund 5,5 Millionen Euro kosten. Der Bund unterstützt den Bau mit 3,3 Millionen aus einem
'Programm für nationale Projekte des Städtebaus', erklärt der zuständige Staatssekretär Florian Pronold, der Regensburg gut kennt und weiß, dass hier eine historische Lücke geschlossen wird. Die restlichen gut zwei Millionen Euro übernimmt die Stadt Regensburg. Das ist ungewöhnlich, denn die Stadt unterstützt in der Regel keine religiösen Bauten. Aber hier sieht sich die Kommune in der Pflicht, schließlich waren es Regensburger, die die Synagoge zerstörten, betont Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer in ihrer Rede, und verweist darauf, dass der Stadtrat der Finanzierung ausnahmslos zugestimmt hatte.
Demnach war die einzige Sorge von NS-Oberbürgermeister Schottenheim, dass die Feuerwehr ein Übergreifen des Feuers auf andere Häuser verhindert. Die Nazis steckten aber in der Pogromnacht nicht nur die Synagoge in Brand. In einem
'Schandmarsch', bei dem die Opfer von Passanten bespuckt und mit Steinen beworfen wurden, trieben sie Juden, die sie aus ihren Häusern geholt hatten, über die nahe Maximilianstraße zum Bahnhof. Der junge Paul Oettinger musste damals vorangehen und ein Schild mit der Aufschrift
'Auszug der Juden!' tragen.
Neben dem Rohbau steht noch der Altbau. Das Gebäude ist eingerüstet und wird zurzeit saniert. Die Hälfte der Kosten von 2,5 Millionen übernimmt der Freistaat Bayern. Ein Förderverein hilft, den Rest aufzubringen. 750.000 Euro hat der Förderverein bereits gesammelt...
Mit dem Neubau wird die historische und politische Wunde am Brixener Hof geschlossen. Hier am Sitz der jüdischen Gemeinde entsteht am historischen Ort das neue Gotteshaus.
Schuster würdigt den Bau als ein deutliches Zeichen dafür, 'dass die jüdische Gemeinde ein fester Bestandteil dieser Stadtgesellschaft ist'. Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer sprach von einem historischen Tag und freut sich, dass die jüdische Gemeinde mit diesem Neubau
'wieder mitten in der Gesellschaft sichtbar ist'. " Link
zum Artikel
November 2017:
Beim Neubau entstehen Mehrkosten
Artikel in den "Regensburger
Nachrichten" vom 30. November 2017: "Neubau der Synagoge: Mehrkosten entstanden
Am Dienstagnachmittag übergab der Vorsitzende des Fördervereins Neue Regensburger Synagoge, Dieter Weber, gemeinsam mit Dr. Josef Eckstein, einen Scheck im Wert von 40.000 Euro an Dorina Kuzenko und Ilse Danziger von der Jüdischen Gemeinde Regensburg.
Die großzügige Spende bringt das Projekt Neubau der Regensburger Synagoge einen weiteren wichtigen Schritt voran. Trotzdem wird die Gemeinde wohl auch in Zukunft auf Sponsoren angewiesen sein, denn man rechnet mit Mehrkosten von bis zu 500.000 Euro. Das wären zehn Prozent mehr, als ursprünglich veranschlagt. Der Vorsitzende des Fördervereins ist trotzdem zuversichtlich – und das nicht ohne Grund.
Mit den 40.000 Euro konnte der Verein, der zum Zweck der Unterstützung des Neubaus gegründet wurde, bisher insgesamt 160.000 Euro für das Projekt sammeln. Ein Teil des Geldes wurde über eine Online-Aktion des Fördervereins gesammelt, bei der sich auch viele Regensburger beteiligten. Im Rahmen dieser Online-Aktion können Spendenwillige auf der Internetseite des Fördervereins für 500 Euro einen symbolischen Baustein erwerben. 80 dieser Steine wurden bereits gekauft. Aber auch über kleinere Zuwendungen freut sich Dieter Weber. Und über das große Interesse und die Hilfsbereitschaft mit der die Regensburger das Projekt aufgenommen haben.
Er betont auch, dass die entstandenen Mehrkosten kein Zeichen für eine Verzögerung der Fertigstellung des Baus seien. Zeitlich befinde man sich ganz im geplanten Rahmen. So wird die Synagoge wie geplant 2019 ihre Pforten öffnen. Ein Zeitpunkt, dem die Mitglieder der jüdischen Gemeinde schon freudig entgegenfiebern. Momentan ist das Leben der Glaubensgemeinschaft nämlich stark eingeschränkt, da sie nur zwei Räume des alten Gebäudes nutzen können. Die Gemeinde selbst muss zu dem Projekt 1,25 Millionen Euro Eigenfinanzierung beitragen. Zwar sind diese durch zwei Großspenden im Wert von 500.000 Euro fast gedeckt, aufgrund der Mehrkosten fehlt jedoch immer noch Geld." Link
zum Artikel
Vgl. Artikel von Tino Lex in der "Mittelbayerischen" vom 30.
November 2017: "Synagoge Regensburg - Es fehlt noch Geld..." Link
zum Artikel
Weitere Artikel im November 2017:
- Artikel von Thomas Muggenthaler in der Website des "Bayerischen
Rundfunks" vom 23. November 2011: "Neue Synagoge, alter Ort.
Regensburgs jüdisches Gemeindezentrum entsteht..." Link
zum Artikel
Dezember 2017:Artikel zum Stand des Neubaus
Artikel von Gerhard K. Nagel in haGalil.com
vom 14. Dezember 2017: "Die jüdische Gemeinde in Regensburg baut ein
neues Gemeindezentrum. Ein Gespräch mit der Gemeindevorsitzenden Ilse
Danziger..." Link zum Artikel
Dezember 2017:
Ein Gedicht von Rose Ausländer wird das Atrium
des Synagogenneubaus zieren
Artikel in der "Mittelbayerischen
Zeitung" vom Dezember 2017: "Ein Gedicht in goldenen Lettern.
Das Werk 'Gemeinsam' der jüdischen Dichterin Rose Ausländer wird das Atrium des Synagogenneubaus zieren. REGENSBURG.'Gemeinsam' heißt das Gedicht der jüdischen Dichterin Rose Ausländer. Es wird, in goldene Lettern gefasst, das Atrium des Synagogenneubaus zieren. Dies hat eine Wettbewerbsjury in insgesamt drei Wertungsrunden kürzlich entschieden.
Der gesamte Wettbewerb, der Entscheidungsprozess und die Jurysitzung wurden vom Büro Dömges Architekten betreut. Als Fachpreisrichter waren die Künstler Ludwig Bäuml, Vorsitzender des Berufsverbands Bildender Künstler Niederbayern/Oberpfalz, Paul Schinner, Jürgen Böhm und Helga von Loewenich sowie Architekt Volker Staab geladen. Die Rolle der Sachpreisrichter erfüllten die Planungs- und Baureferentin Christine Schimpfermann, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Regensburg, Ilse Danziger, der Vorsitzende des Fördervereins Neue Regensburger Synagoge, Dieter Weber, und als Vertreter des Fördermittelgebers Bastian Wahler-Zak. Als sachverständige Berater nahmen Kulturreferent Klemens Unger und Susanne Hauer, stellvertretende Leiterin der Welterbekoordination, teil.
Zur Begründung der einstimmigen Entscheidung für den Entwurf von Künstler Tom Kristen führte das Preisgericht an:
'Das Gedicht von Rose Ausländer spiegelt die jüdische Geschichte wieder und betont die gemeinsame Verantwortung für die Zukunft. Der gewählte Ort ist als Schnittstelle zwischen Stadtgesellschaft und Jüdischer Gemeinde gut gewählt. Die Mehrschichtigkeit der Arbeit bezüglich Symbolkraft und Raumwirkung wird besonders positiv
gesehen.'
Der Wettbewerb 'Kunst am Bau' war ausgelobt worden, um die besondere Qualität des Projekts
'Neubau der jüdischen Synagoge' zu betonen. Nach Abschluss des Bauprojekts wird das Gedicht von Rose Ausländer als dreigängige goldene Spirale in ihrer Handschrift im Patio des Gebäudes hängen. Das Werk ist von außen gut sichtbar und ist für alle zugänglich und erlebbar. Rose Ausländers Worte appellieren an das die Menschen Verbindende, das Unausweichliche und das gemeinsam zu Erreichende und lenken den Blick während des Lesens nach oben in die Transzendenz.
Alle insgesamt acht Wettbewerbsbeiträge der Künstlerinnen und Künstler Oleg Kuzenko, Dietrich Förster, Alois Achatz, Sabine Straub, Alexander Rogl, Christine Sabel und Maria Meier sind ab 23. Januar bis Ende Februar 2018 im Untergeschoss des Besucherzentrums Welterbe im Salzstadel zu sehen." Link
zum Artikel
April 2018:
Weitere Unterstützung durch den Förderverein
Neue Regensburger Synagoge
Artikel von Katia Baierlein in der
"Mittelbayerischen" vom 27. April 2018: "VERANTWORTUNG. Jüdisches Zentrum entsteht.
Der Förderverein 'Neue Regensburger Synagoge' übergibt der jüdischen Gemeinde 50 000 Euro. Das Gebetshaus wird 2019 fertig.
REGENSBURG.'Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung', ist auf dem Blumenkranz zu lesen, der vor der Baustelle der neuen Synagoge am Brixener Hof liegt. Genau das hat sich der Förderverein
'Neue Regensburger Synagoge e.V.' auf die Fahnen geschrieben. Verantwortung übernehmen. Am 12. Januar 1519 wurden die Synagoge auf dem Neupfarrplatz zerstört und die Juden aus Regensburg vertrieben. Eine neue Synagoge wurde erst am 29. August 1912 am Brixener Hof eingeweiht. Unter dem nationalsozialistischen Regime wurde in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 auch diese Synagoge niedergebrannt. Seitdem gab es in Regensburg keine Synagoge mehr.
Der Förderverein Neue Regensburger Synagoge ist ein Bürgerprojekt nicht-jüdischer Regensburger. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, der jüdischen Gemeinde bei der Finanzierung der neuen Synagoge zu helfen.
'Regensburger Bürger haben damals die Synagoge zerstört und müssen heute dafür Verantwortung übernehmen', so Dieter Weber, Vorsitzender des Fördervereins.
Für 500 Euro kann zum Beispiel symbolisch ein Baustein erworben werden. Doch auch über kleinere Geldbeträge freut sich Weber:
'Es gibt Schulen, die die Einnahmen eines Schulfestes spenden oder Rentner, die statt Geburtstagsgeschenken Geld auf unser Konto überweisen
lassen', so Weber. Knapp 800 000 Euro sind durch Spenden schon zusammengekommen.
Die Kosten für die Synagoge setzen sich aus der Renovierung des Altbaus und einem Neubau zusammen. Die Hälfte der Renovierungskosten muss die jüdische Gemeinde selbst tragen. Deshalb ist sie auf Spenden dringend angewiesen.
Der Zugang zum Jüdischen Zentrum erfolgt über einen Innenhof. 'Wir wollten den Eingang so hell und offen wie möglich gestalten, als Symbol dafür, dass die Türen für jeden offen
stehen', so Weber. Die Synagoge befindet sich im ersten Stock des Gebäudes. Im Erdgeschoss ist der Gemeindesaal untergebracht. Neu- und Altbau werden barrierefrei miteinander verbunden. Bei Jahrestag der Zerstörung. Bis Juni diesen Jahres wird die Außenfassade fertig sein. 2019 soll dann die Eröffnungsfeier stattfinden, denn dann jährt sich die Zerstörung der Synagoge auf dem Neupfarrplatz zum 500. Mal." Link
zum Artikel
Februar 2019:Die Einweihung der neuen
Synagoge am 23. Februar 2019
Anmerkung: in zahlreichen Presseartikeln wurde über die Einweihung der neuen
Synagoge und des neuen jüdischen Gemeindezentrums berichtet. Nur auf
einzelne Artikel sei verwiesen.
Artikel von Gabriele Ingenthron im
"Sonntagsblatt" (evangelisch) vom 28. Februar 2019: "Ein neues Gotteshaus
für eine alte Gemeinde. Jüdische Gemeinde feiert die Eröffnung der neuen
Synagoge in Regensburg. Regensburg. Mit Tanz und Gesang feierte die jüdischen Gemeinde in
Regensburg die Einweihung ihrer neuen Synagoge. Männer mit Kippa umarmten
und küssten die Thorarollen, die vom alten Betsaal in das neue Gotteshaus
getragen wurden.
In Festtagsfreude und mit großem Stolz ist am Mittwoch die neue Synagoge in
Regensburg eingeweiht worden. Drei Rabbiner trugen die Thorarollen aus dem
alten Betsaal in den Thoraschrank der neuen Synagoge: Mit diesem
symbolischen Akt sowie fröhlichen Gesängen vollzogen sie die Weihe des neuen
Gotteshauses. 'Mit großer Freude und Erregung geben wir bekannt, dass wir
das wunderbare Ereignis miterleben dürfen, dass die vor 80 Jahren zerstörte
Synagoge wieder aus der Asche auferstanden ist', sagte der Regensburger
Rabbiner Josef Chaim Bloch. Während der Rabbiner seine Segenssprüche singend
vortrug, küssten Männer mit Kippa die Thorarollen zu Klezmer-Musik.
Die jüdische Gemeinde musste lange auf ihre neue Synagoge warten: Der Neubau
erfolgte auf demselben Grundstück, auf dem die Synagoge von 1912 stand, die
von den Nationalsozialisten beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurde. Nach
den Worten von Zentralratspräsident Josef Schuster hat die jüdische Gemeinde
Regensburg 'ihr Herzstück' wieder: 'Nicht der Gemeindesaal, nicht die
Bibliothek, nein: Die Synagoge ist das Zentrum einer Gemeinde.' Ermöglicht
wurde das Neun-Millionen-Projekt nicht nur durch die jüdische Gemeinde. Auch
die Stadt Regensburg, der Freistaat Bayern, der Bund und viele engagierte
Bürger halfen mit, dass Regensburg wieder eine Synagoge bekam.
'Sie setzten damit ein deutliches Zeichen - ein Zeichen für Zusammenhalt,
für Vielfalt und Toleranz', sagte Schuster. Die Eröffnung der neuen Synagoge
stehe sinnbildlich für eine Aufbruchstimmung, die er gerade auch bei den
jüngeren Gemeindemitgliedern verspüre. Der Neubau stehe dafür, dass das
Judentum in dieser Stadt eine Zukunft habe - trotz eines heute wieder zutage
tretenden Antisemitismus. Die Regensburger Vorsitzende der Jüdischen
Gemeinde, Ilse Danziger, betonte, dass sie 'mit Stolz und Genugtuung' die
Eröffnung der Synagoge erlebe. Vier Generationen später könne man endlich
wieder eine Synagoge einweihen, nachdem ihr Vorgängerbau 1938 in Flammen
aufging, in Folge der Terrorkommandos deutscher Nationalsozialisten.
Danziger nannte das neue Gebäude 'ein architektonische Meisterwerk', das in
drei Jahren Bauzeit entstanden sei.
Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hob in seiner
Rede die 'Bedeutung eines blühenden jüdischen Lebens in Bayern' hervor.
Synagogen seien 'Orte der Vielfalt, des Friedens und der Toleranz'. Dass
Regensburg wieder eine Synagoge habe, sei ein Freudentag und Glückstag
'nicht nur für die jüdische Gemeinde, sondern für uns alle in Bayern'. Umso
dankbarer sei man, 'dass trotz der Barbarei und Unmenschlichkeit des
Nationalsozialismus' Juden nach 1945 hier wieder eine Heimat gefunden
hätten. 'Die Shoah ist und bleibt das größte Verbrechen und eine Schande der
deutschen Geschichte.' Der katholische Regensburger Bischof Rudolf
Voderholzer bat um Vergebung für das, was Juden in Deutschland angetan
wurde. 'Es schmerzt uns, dass die Kirche und die Christen sich nicht vor sie
gestellt haben und nicht den Mut hatten, sich mit den jüdischen Bürgern zu
solidarisieren', sagte Voderholzer. Der evangelische Regionalbischof
Hans-Martin Weiss rief die Anwesenden auf 'zur Solidarität mit Juden, die
sie nötig haben und über die wir als Christen überhaupt keine Zweifel mehr
aufkommen lassen wollen', sagte Weiss. Dieter Weber vom Förderverein Neue
Synagoge legte dar, dass die Regensburger versucht hätten, den jüdischen
Bürgern 'Stein für Stein ihr Gotteshaus zurückzugeben', indem sie Spenden
sammelten. Mit 950.000 Euro hätten sie den Bau bislang unterstützen können,
'aber das reicht noch nicht', betonte Weber. Durch den Zuzug aus den
Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion ist die jüdische Gemeinde auf rund
1.000 Mitglieder angewachsen. Als die Räume im alten Gemeindezentrum zu
klein wurden, entschloss sich die jüdische Gemeinde zum Neubau. Unter den 13
jüdischen Gemeinden in Bayern sei Regensburg heute die viertgrößte. Die
Eröffnung der neuen Synagoge erfolgte fast auf den Tag genau 500 Jahre
nachdem Regensburger Bürger die Juden aus der Stadt vertrieben. Damals
wurden mehrere Hundert jüdische Frauen, Männer und Kinder zwangsdeportiert.
Der Holocaust-Überlebende Ernst Grube gab am Rande der Feierlichkeiten
seiner Hoffnung Ausdruck, 'dass die Synagoge immer so voller Menschen sein
mag wie am heutigen Tag'"
Link zum Artikel
Artikel im "Donaukurier" vom 25. Februar
2019: "Ein Gotteshaus gegen das Vergessen..."
Link zum Artikel
Artikel in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 26. Februar 2019: "Regensburg.
Synagoge in engen Gassen..."
Link zum Artikel
Artikel in "br24.de" vom 27. Februar 2019: "Neue Synagoge in Regensburg:
'Zeichen für Vielfalt und Toleranz'..."
Link zum Artikel
Artikel von Christian Eckl mit Video im
"Wochenblatt" (Regensburg) vom 28. Februar 2019: "Synagoge
eingeweiht. Im Herzen Regensburgs steht jetzt ein steinernes Zeichen gegen
den Antisemitismus..." Link
zum Artikel Zahlreiche weitere Presseartikel finden sich durch eine Recherche über
Suchmaschinen.
Video des Bayerischen Rundfunks vom 20.
Februar 2019: "Haus des neuen Anfangs: Die Regensburger Synagoge"
Mai 2019:
Kunstführer zur Synagoge
erschienen
Artikel in der "Mittelbayerischen" vom 10.
Mai 2019: "Regensburg. Jüdischer Gemeinde 3000 Exemplare übergeben
Am Donnerstag überreichte Dr. Albrecht Weiland, Inhaber des Verlags Schnell
& Steiner in Regensburg, die druckfrischen Exemplare des neuen Kunstführers
für die Synagoge in Regensburg.
Regensburg. Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Regensburg, Ilse
Danziger, und Vorstandsmitglieder des Vereins Neue Regensburger Synagoge,
Dieter Weber und Prof. Dr. Josef Eckstein, nahmen diese mit Freude entgegen.
Sie bedankten sich ebenfalls für diesen bedeutenden Beitrag und die
hervorragende Idee. Der Stadtwandel-Verlag ist eine Programmsparte des
Verlags Schnell & Steiner, in der Gedenkorte, moderne Architektur sowie die
Veränderungen der Städte im Fokus stehen. Dr. Albrecht Weiland stellt der
Gemeinde eine 3000er Auflage zur Verfügung. Am kommenden Sonntag, 12. Mai,
feiert die Jüdische Gemeinde in Regensburg den Tag der offenen Tür. Von 10
bis 18 Uhr finden im Halbstundentakt Führungen durch das neue
Gemeindezentrum und die neue Synagoge statt. Kostenlose Eintrittskarten
dafür werden am Eingang zum Jüdischen Gemeindezentrum vergeben. Nachdem vor
500 Jahren die alte Synagoge und vor gut 80 Jahren die Jugendstil-Synagoge
zerstört wurde, fand am 27. Februar 2019 die Eröffnungsfeier der neuen
Synagoge in Regensburg statt. Der Neubau wurde am selben Standort errichtet
wie die 1938 zerstörte alte Synagoge."
Link zum Artikel
Mai 2019:
Großes öffentliches Interesse an
der neuen Synagoge
Artikel von Angelika Lukesch in der
"Mittelbayerischen" vom 13. Mai 2019: "Kultur. Die neue Synagoge war
umschwärmt.
Mehr als tausend Menschen schauten sich das neue jüdische Gemeindezentrum in
Regensburg an. Auch viele Studenten kamen.
Regensburg. Professor Dr. Josef Eckstein verlangte es gestern gegen 13
Uhr dringend nach einem Getränk, vorzugsweise einem warmen Tee, der die
Stimme gut ölt. Eckstein führte am Sonntag viele Interessierte, die zum Tag
der offenen Tür des neuen jüdischen Gemeindezentrums gekommen waren, durch
die Räume. Alle zehn Minuten begann eine neue, halbstündige Führung durch
das Haus, so dass es nicht wundernimmt, dass die Stimmen von Dieter Weber,
Ilse Danziger, Professor Dr. Josef Eckstein und Waltraud Bierwirth im Laufe
des Tages sehr beansprucht wurden. Die vier konnten viel Wissenswertes
berichten über die Geschichte der Juden in Regensburg, über deren Religion,
Tradition und Gebräuche. Der Andrang der Menschen beim Tag der offenen Türe
war riesengroß: Rund tausend Menschen wurden gestern durch das neue jüdische
Gemeindezentrum geführt. Gäste aus der ganzen Region. Vor dem Eingang standen die Leute an, um
kostenlose Eintrittskarten für eine der Führungen, die vom Vormittag bis zum
Abend abgehalten wurden, zu bekommen. Ohne Eintrittskarte konnte man nicht
ins Haus. 'Um 9 Uhr in der Früh sind schon die ersten Leute gekommen, um
sich eine Eintrittskarte zu holen', sagt Dieter Weber, Vorsitzender des
Fördervereins 'Neue Regensburger Synagoge'. Das Interesse sei immens groß,
größer noch, als man es sich gedacht habe. Da der Gebäudekomplex vom
berühmten Architekten Volker Staab entworfen wurde, zog der Tag der offenen
Tür auch viele Architekturstudenten und Architekten aus ganz Bayern, ja aus
ganz Deutschland an. 'Synagogen werden nicht oft gebaut und dann noch dazu
von einem so arrivierten Architekten. Das ist für die einschlägige Fachwelt
natürlich höchst interessant', sagt Weber. Irmgard Wirth ist mit ihrer
Freundin extra aus dem Bayerischen Wald angereist, um sich die neue Synagoge
anzuschauen: 'Das hat uns schon sehr interessiert. Also haben wir uns
gedacht, da gehen wir hin, wenn man da mal rein kann. Schließlich hat man
dazu ja nicht so oft Gelegenheit', sagt die Dame, während sie auf den Beginn
ihrer Führung wartet. 'Von außen schaut es ja wirklich schön aus und es
passt auch gut in die Altstadt. Das ist ja auch wichtig, schließlich ist
Regensburg Welterbestadt.' Auch drei junge Männer warten auf den Beginn der
Führung. 'Wir sind Architekturstudenten aus München und wollten uns
unbedingt dieses Gebäude von Volker Staab anschauen. Wir finden es sehr
gelungen', sagt Stefan Maierhofer. 'Wir sind auch sehr gespannt darauf, wie
es innen aussieht. Der neue Gebetsraum soll ja etwas Besonderes sein', sagt
Christian Kagerer. Ilse Neumann und ihr Mann Herbert aus Amberg kommen
gerade aus dem Gemeindezentrum und haben ihre Führung schon hinter sich. Sie
haben ihren Ausflug nach Regensburg mit dem Besuch des neuen jüdischen
Gemeindezentrums verbunden.
'Wir haben schon so viel davon gehört, dass es uns jetzt schon sehr
interessiert hat. Es war höchst interessant, den alten und den neuen
Gebetsraum zu sehen und zu hören, wie das bei den Juden im Gottesdienst so
abläuft. Auch die geschichtlichen Daten haben uns sehr interessiert,
schließlich weiß man ja vieles noch gar nicht. Das Gebäude gefällt uns
ausgesprochen gut und mich persönlich würde ja auch so ein Gottesdienst bei
den Juden einmal interessieren', sagt die Ambergerin. Sie findet es schön,
dass man dabei einfach dazukommen könne.
Mittlerweile hat Dieter Webers Führung begonnen. Er geleitet seine Gruppe
(jede Führung umfasst 25 Personen) in den Veranstaltungssaal, um den Gästen
einen geschichtlichen Abriss über die jüdische Gemeinde in Regensburg zu
geben. Von diesem Saal, in dem auch nach dem Gottesdienst gegessen wird, hat
man einen Blick hinaus in den Innenhof, der die meiste Zeit völlig
menschenleer ist, bis auf einen schwarz gekleideten Mann mit Kippa, der den
Ausgang bewacht. Selbstverloren schaut er in sein Smartphone und hat für
jede Person, die das jüdische Gemeindezentrum wieder verlässt und diesen Hof
queren muss, ein freundliches Wort. Viele Fragen wurden beantwortet. Vom Veranstaltungssaal aus geht es
eine Treppe hinauf in den alten Gebetsraum, der sich noch im alten,
ebenfalls restaurierten Gebäude befindet. Dieser Saal werde für Unterricht
und dergleichen genutzt, sagt der Vorsitzende des Fördervereins. Nun kommen
allmählich auch Fragen auf nach dem orthodoxen Judentum, beziehungsweise den
liberalen, nach dem siebenarmigen Leuchter, der im Raum steht, auf dem
jedoch nur sechs Kerzen stecken. 'Der leere Kerzenhalter in der Mitte
symbolisiert, dass es in Jerusalem keinen jüdischen Tempel mehr gibt. Er
symbolisiert das Fehlen eines solchen Tempels.'
Vom alten Gebetsraum aus geht es hinauf in das architektonische Prunkstück
des Neubaus: in den neuen Gebetssaal. Die aus spitzen Dreiecken
zusammengesetzte Decke, die nach oben lichter werdende Holzvertäfelung der
Wände und die hoch unter der Decke schwebenden schmalen Lampen ergeben im
Raum eine Lichtkuppel, die nach oben zu saugen scheint. Dieter Weber
erklärt, dass ein jüdischer Gottesdienst auf Hebräisch abgehalten werde und
dass die Männer unten im Raum säßen, die Frauen oben auf der Empore: 'Dort
ist es sogar noch schöner!'"
Link zum Artikel
September 2019:Über die Kuppelkonstruktion der
neuen Synagoge
Artikel von Klaus Siepenkort in
Klempnerhandwerk.de vom 10. September 2019: "Kuppelkonstruktion
für Synagoge in Regensburg
Die Altstadt Regensburgs ist um eine Attraktion reicher. Für die neue
Synagoge gestaltete das bekannte Berliner Planungsbüro Staab Architekten
eine außergewöhnliche Kuppelkonstruktion. Sie bestimmt die Architektur und
sorgt für nachhaltigen Bauwerksschutz.
Im Frühjahr 2015 lobte die jüdische Gemeinde einen Architekturwettbewerb
aus, den das bekannte Architekturbüro Staab Architekten aus Berlin für sich
entschied. Das neu gestaffelte Bauvolumen knüpften die Planer mit seiner
Dachlandschaft architektonisch an die niedrigen trauf- und giebelständigen
Häuser der denkmalgeschützten Altstadt an, die 2006 zum UNESCO-Welterbe
ernannt wurde. Den Synagogenraum überspannt ein quadratisches Kuppeldach mit
einer Metalldachkonstruktion aus industriellen Aluminium-Gleitfalzbahnen.
Bei der Wahl des Dachsystems spielten Nutzungs- und Lebensdauer und der
wartungsarme Betrieb eine bedeutende Rolle. Form und Tragwerk. Der Grundriss der einzigartigen quadratischen
Kuppelkonstruktion ist einer in ein Quadrat eingelassenen Kugel
nachempfunden, die einen Radius von 25 Meter aufweist. Das Holztragwerk der
Kuppel ruht auf vier bogenförmigen ausgebildeten Randträgern und vier
Rundstützen mit einem Durchmesser von 219 mm und einer 20 mm dicken Wandung.
Für das Tragwerk und den Aufbau verwendete man auf der Raumseite eine Lage
aus Furnierschichtholz. Die Besonderheit besteht in den hochkant
angeordneten Furnierlagen, zweiachsig gebogen mit lasierendem Anstrich. Für
die Dachtragschale (Kuppel) kamen 20 zweiachsig gebogene
Brettsperrholzelemente, Dicke 7 x 18 mm = 126 mm, und zwei Lagen 5 m lange
Aussteifungs-Schalung zum Einsatz, die überkreuzt verlegt wurden. Hierauf
liegen radial und quer angeordnete BSH-Sparren. Der Metalldachaufbau ist als
nicht hinterlüftete, wärmegedämmte Konstruktion mit den erforderlichen
Funktionsschichten ausgeführt. Konisch gerundet, wasserdicht verschweißt. Die Wetterschutz- und
Gestaltungsebene der Dachkonstruktion bildet ein in sich homogenes
Metalldachsystem aus Aluminium-Gleitfalzprofilen des Fabrikats Rib-Roof
Evolution. Für die Ausführung dieses Komplettdachsystems erhielt der
autorisierte Fachbetrieb Pichler-Metall aus Regen den Auftrag. Das
mittlerweile 85 Jahre alte Familienunternehmen ist spezialisiert im Bereich
Spenglerarbeiten und Metallbau für Industrie- und Gewerbebauten, Wohn- und
Geschäftshäuser. Die Brüder Josef und Stefan Pichler bilden ein perfektes
Team und haben die Arbeitsbereiche Metallbau und Spenglertechnik
aufgeteilt. Für das Projekt Synagoge Regensburg war Spenglermeister Stefan
Pichler verantwortlich. Im ersten Arbeitsschritt mussten die Spengler etwa
120 konisch gefertigte Profilbahnen entsprechend der Kuppelform vor Ort
bombieren. Zur Verlegung fixierten sie die Bahnen mit den zugehörigen
Systemclips auf dem Untergrund. Auf etwa 2/3 Scharlänge in Richtung
Firstknoten fassten sie drei Schare zu einer Schar zusammen und
verschweißten diese wasserdicht im WIG-Schweißverfahren. Der um 80 mm
erhöhte Knoten besteht aus dreizehn spitz zulaufenden Scharen, die in
handwerklicher Falztechnik miteinander verbunden wurden. Als Grundlage für
das Verlegen und befestigen der konischen Profilbahnen dienten zum System
gehörende projektbezogene Planungsunterlagen einschließlich einer
Material-Stückliste. Licht für die Synagoge. Die quadratische Kuppel überspannt den
Innenraum der Synagoge und ist ähnlich eines Staffelgeschosses auf den
Baukörper aufgesetzt. Dem Inneren der Synagoge geben Fensterelemente
innerhalb der vier bogenförmigen Giebelwände ausreichend Tageslicht. Diese
sind mit lichtdurchlässigem Streckmetall verhüllt, sodass Dach und Wände der
Kuppel als ein homogenes Bauelement erscheinen.
Die Konstruktion und Ausführung erfolgte ebenfalls von der Firma Pichler.
Durch Reflexion und Absorption des Lichts erhalten Dach und Fassade der
Kuppel interessante und lebhafte Strukturen, die sich immer wieder zu einem
harmonischen Gesamteindruck verbinden. Das Bauwerk wurde im Programm
'Nationale Projekte des Städtebaus' und durch Spenden gefördert." Den Artikel in voller Länge im KlempnerMagazin Ausgabe 06/19:
https://www.baufachmedien.de/klempner-magazin.html?_ga=2.207864786.1721246506.1571387553-1078843686.1571387553.
Link zum Artikel oben
September 2019:
Sehr großes Interesse an der
neuen Synagoge
Artikel von Marianne Sperb in der "Mittelbayerischen.de"
vom 10. September 2019: "Synagoge: Besucherstrom reißt nicht ab.
Regensburg kann sich nicht sattsehen am neuen Domizil der jüdischen
Gemeinde. Führung reiht sich an Führung an Führung.
Regensburg. Die Synagoge am Brixener Hof hat sich zum kleinen großen
Star unter Regensburgs Sehenswürdigkeiten entwickelt. Seit Eröffnung des
Domizils der jüdischen Gemeinde reiht sich Führung an Führung an Führung.
Auch nach der leichten Ferien-Delle im August ploppen wieder jede Menge
Anfragen auf dem Bildschirm des PC von Professor Josef Eckstein auf. 'Dass
das Interesse so anhaltend ausfällt: Damit hatten wir nicht gerechnet', sagt
der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins. "
Link zum Artikel
Dezember 2019:
Die Synagoge wird zu einem
Treffpunkt der Begegnung
Artikel von Wolfgang Spornraft in der "Mittelbayerischen.de"
vom 5. Dezember 2019: "Geschichte. Synagoge wird zum Ort der Begegnung
Der Presseclub blickte in das Herz der jüdischen Gemeinde in Regensburg. Ein
Experte erklärte die Geheimnisse des Bauwerks.
Regensburg. Als der Gastgeber an diesem frostigen Abend freundlich
lächelnd die erste Tür der Schleuse aus Panzerglas öffnet, sind die Besucher
froh über den warmen Empfang. Um ins jüdische Gotteshaus zu kommen, muss man
durch eine Sicherheitsschleuse. Wer hier steht, der muss sofort an die Stadt
Halle denken, wo sich vor wenigen Wochen ein Attentat vor einer Synagoge
abspielte. Der Täter hatte gezielt versucht, Juden an ihrem höchsten
Feiertag Jom Kippur zu töten. Josef Eckstein vom Förderverein Neue Synagoge
berichtet den Besuchern des Regensburger Presseclubs, dass das jüdisches
Leben tief verwurzelt ist im Leben der Stadt. Seit 1000 Jahren Teil der Stadt. Bereits um das Jahr 1000 sind Juden
Teil der Bevölkerung. Rund um den Neupfarrplatz entwickelten sich jüdische
Geschäfte, jüdische Schulen, ein jüdisches Krankenhaus. Kein abgeschlossenes
Ghetto sei das gewesen. Einfach ein Teil der Stadt. Bis 1519, als die
mittelalterliche Judenverfolgung auch Regensburg erfasste. Aber jüdisches
Leben kam in der Neuzeit zurück. 1907 kaufte die Gemeinde das Grundstück,
auf dem seit diesem Jahr wieder eine Synagoge steht. Der Jugendstilbau von
1912 brannte unter den Nazis. Die jüdischen Regensburger wurden deportiert
und ermordet. Um die 150 'Displaced Persons' aus dem Osten hätten nach dem
Krieg die schmerzliche Lücke gefüllt, sagt Eckstein. Ab 1950 gab es wieder
eine jüdische Gemeinde. Dank der letzten 'glücklichen Jahre' habe Regensburg
seit diesem Frühling wieder ein jüdisches Gotteshaus.
Streng und zweckmäßig ist der weite Raum unter der eigentlichen Synagoge im
ersten Stock. Die hohen Fenster gehen hinaus auf die belebte Straße. Sie
sind dick, wie die am Eingang. In den hinteren, alten Teil des Anwesens geht
es durch einen schmalen Gang. Die Schildchen an den Türen könnten auch in
einer Schule hängen. Aber an jedem Türrahmen ist eine Mesusa angeschraubt,
eine Kapsel, in der ein Gebet steckt. Der alte Gebetsraum mit seinen
vielfach nachlackierten Fensterrahmen hat im Kontrast zum Neubau etwas
Museales. Original sei hier von der Einrichtung allerdings nur der Boden,
sagt Eckstein. Der Rest wurde herausgerissen, die Torrarollen zerschnitten.
Die Gemeinde, die hier zusammenkommt, sei orthodox ausgerichtet. Jeder
Gläubige sei selbst verantwortlich, wie er seine Religion lebe möchte. In
Regensburg gibt es aktuell 940 jüdische Gemeindemitglieder. Die Lesung
vergleicht Eckstein mit dem lateinischen Kirchenritus. Gut, wenn man ein
Gebetsbuch hat, in dem neben dem Hebräischen Text die Worte in Lautschrift
und daneben die Übersetzung ins Deutsche oder Russische gedruckt stehen. Kosten von 6,7 Millionen Euro. Im ersten Stock wartet der hohe Raum,
auf den sich die Gäste schon im Vorfeld freuten. Die Decke spannt sich 25
Meter in einer Wölbung, ähnlich wie ein Zeltdach. Sie ist das Meisterstück
eines Aichacher Zimmerers. Drei Thorarollen beherbergt der Schrein. Zwei
große Türen, in einer Ebene mit den Paneelen der Wand, verbergen das
Allerheiligste hinter einem schwerer Vorhang. Eckstein hebt für die Gäste
nur eine Seite etwas an, um die Goldverkleidung des Inneren zu zeigen. Mit
rund fünf Millionen Euro war der Bau kalkuliert, die Kosten beliefen sich
aber am Ende auf 6,7 Millionen Euro, weshalb weiter um Spenden gebeten wird.
Rund 8000 Gäste haben die Synagoge seit der feierlichen Einweihung im
Februar bereits besucht. Auch die Mitglieder des Regensburger Presseclubs
zeigten sich nach der Führung beeindruckt von diesem besonderen Ort der
Begegnung mit dem jüdischen Glauben."
Link zum Artikel
Waltraud Bierwirth / Klaus Himmelstein:
Das November-Pogrom und der lange Weg zu einer neuen Synagoge. 132 S. Verlag
Walhallenet Peter Sturm e.K. Regensburg 2013. ISBN
978-3-9814689-4-6.
Das Buch wurde herausgegeben von der IG Metall, der Jüdischen Gemeinde
Regensburg, Pax Christi, Bund der Antifaschisten.
Link zur Buchvorstellung
in der Mittelbayerischen Zeitung vom 7. November 2013.
Weitere Buchvorstellung
in Regensburg Digital
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