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Rhoden
mit
Wrexen (Stadt Diemelstadt, Kreis
Waldeck-Frankenberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Rhoden (ehem. Freistaat Waldeck, seit 1928 Regierungsbezirk
Kassel) bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/42. Zu ihr gehörten auch die im benachbarten Wrexen
lebenden jüdischen Einwohner. Die Entstehung der jüdischen Gemeinde geht in
die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück: 1765 erscheint in einer
Schatzungseinnahme- und Ausgabeliste der Stadt Rhoden erstmals die jüdische
Familie des Schmul. Aus dem Jahr 1767 liegt eine Klage der damals
aufgenommenen Schutzjuden Josua Abraham, Josef Abraham und Michael Joseph gegen
den Magistrat der Stadt Rhoden vor wegen Erhebung von Einzugsgeldern,
Bürgergeldern und Feuereimergeldern, ohne dass die Juden Bürgerrechte
erhalten. 1769 wird der "Schutzjuden" Moses genannt. 1802 wurden fünf
jüdische Familien in Rhoden gezählt. Mit dem "Waldeckischen
Organisationsedikt" vom Januar 1814 wurden die Juden den übrigen
Bürgern gleichgestellt.
Für das 19. Jahrhundert liegen folgende Zahlen jüdischer Einwohner in
Rhoden vor: 68 (1826), 70 (1847, in 15 Familien), 48 (1905, dazu 17 aus Wrexen).
Die
jüdische Gemeinde hatte an Einrichtungen ein Synagoge, eine
Religionsschule sowie einen Friedhof.
Für die Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der auch als Schächter und Vorsänger tätig war (siehe
Ausschreibungstexte der Stelle unten). Um 1860 wird ein Lehrer Kolhagen genannt,
1901/02 Lehrer L. Heymann (vgl. unten Aufrufe zu Spenden für die Synagoge).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Karl Levy (geb.
21.11.1893 in Rhoden, gef. 20.10.1918) und
Meyer Goldschmidt (geb. 20.5.1877 in Matfeld, gef. 23.12.1918).
Um 1925, als noch 26 jüdische Einwohner in Rhoden (2,0 % der Gesamtbevölkerung
von 1.276 Einwohnern) sowie 23 in Wrexen zur jüdischen Gemeinde gehörten,
waren die Vorsteher der Gemeinde Aron Stern (Rhoden) und Siegfried Löb (Wrexen).
Aron Stern (Inhaber einer Viehhandlung) blieb auch in den 1930er-Jahren
(letzter) Gemeindevorsteher der jüdischen Gemeinde. An Gewerbebetrieben,
die jüdischen Familien gehörten, ist insbesondere die Mazzenbäckerei der
Familie Lichtenstein und das Gemischtwarengeschäft der Familie Stern in Rhoden sowie die Papierfabrik der Gebrüder Mosheim
in Wrexen zu
nennen.
Nach 1933 ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder (1933: in beiden Orten etwa 60 Personen) auf Grund der
Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im Übergangsjahr 1933
zeigte sich jedoch noch die bisherige völlige Integration der jüdischen
Einwohner: bei der Beisetzung des Josef Stern am 5. April 1933 auf dem
jüdischen Friedhof nahm der "Kriegerverein Rhoden" noch geschlossen
teil und schwenkte die Vereinsfahne über dem offenen Grabe. Beim Novemberpogrom
1938 wurden jüdische Einwohner von SA- und SS-Leuten aus Arolsen in ihren
Wohnungen überfallen und misshandelt, die Synagoge zerstört (s.u.). Das
Gebäude des "Stern'schen Gemischtwarengeschäftes", Landstraße 22)
wurde erheblich beschädigt. Die letzten jüdischen Einwohner wurden 1942
deportiert. Am Tag vor der Deportation - am 30. Mai 1942 - nahmen sich die
Schwestern Anna und Ella Baer gemeinsam das Leben. Sie wurden auf dem jüdischen
Friedhof beigesetzt.
Von den in Rhoden beziehungsweise Wrexen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):
aus Rhoden: Julia (Julie, Lea) Cohn geb. Stern (1919), Pauline Devries
geb. Freund (1884), Rosa Eichengrün geb. Levi (1886), Hedwig Freund geb. Seligmann (1881), Julius
Freund (1880), Rosa Frohsinn geb. Stern (1876), Berta Hecht (1860), Max Hecht (1881), Richard Hecht (1894),
Klärchen (Kläre) Jacob (1929), Louis Jacob (1896), Max Jakob (1926), Rolf Jacob
(1928), Rosel Jacob (1931), Sophie Jacob geb. Goldschmidt (1900), Abraham Levie
(1861), Herbert Levie (1931), Jettchen Lichtenstein geb. Freund (1882), Moses
Lichtenstein (1858), Ruth Lichtenstein (1923), Thekla Mosheim geb. Stern (1875),
Frieda Neuhaus
geb. Hecht (1891), Bertha Polak geb. Lichtenstein (1888), Bertha Schwabacher
geb. Löwenstein (1864), Adele Stern geb. Mosheim (1886), Aron Stern (1874),
Emma (Hanna, Hannchen) Stern (1909), Lia Stern (), Paula Stern ().
Aus Wrexen:
Anna Bär (1875), Ella Bär geb. Schartenberg (1879), Rosa Frohsinn geb. Stern
(1876), Siegfried Katz (1879), Hedwig
Katz geb. Plaut (1888), Hennie Kaufmann geb. Schartenberg (1880), Rudolf
Kaufmann (1878), Frieda Kleeberg geb. Weissenklee (1871), Alice (Liesel) Löb (1923), Arthur Löb (1920),
Hedwig Rosa Löb (1888), Ida Löb (1895), Levy (Levi) Löb (), Liesel Loeb (), Siegfried Löb (1874),
Hermine
Löwenstein geb. Korwitz (1881), Bernhard Löwenstern (1915), Feodora Mosheim geb. Behrendt (1892),
Friedrich (Fritz)
Mosheim (1888), Hermann Mosheim (), Ludwig Mosheim (1891), Thekla Mosheim geb. Stern (1875),
Berta Philipp geb. Löb (1886), Bertha Schönstädt (1914), Lina
Schönstädt geb. Stern (1882), Rudolf Schönstädt (1887), Alwine Stamm geb.
Löb (1882), Arthur Sternberg (1920), Rosalie
Sternberg (1904), Hermann Strauß (1890), Irmgard Straus (1921), Lina Weiler (1889), Paul Weiler
(1907), Albert Weissenklee (1873), Albert Weitzenkorn (1876), Jeanette
Weitzenkorn geb. Weissenklee (1876), Sigmund Weizenkorn (1879), Toni Weizenkorn geb. Freudenstein (1888).
Auf einem Denkmal im jüdischen Friedhof in Rhoden
stehen die Namen von 28 der aus Rhoden und Wrexen ermordeten jüdischen
Personen.
An ehemaligen jüdischen Häusern sind in Rhoden in besonderer
Erinnerung: Haus "Neustadt 3" und vor allem das Haus Landstraße 22
(Haus der Familie Stern, ehemals der Familie Hirsch = "Harsches
Haus"). An letzterem Haus findet sich bis heute eine deutsche und
hebräische Balkeninschrift (deutsch: "Gebaut von Hirsch Stern und Julia
Stern geborene Geldmacher im Jahre 1880" und hebräisch "Aron Levie,
Gittel Tochter von Josef 880". Hirsch Stern betrieb im Haus das bereits
genannte "Stern'sche Gemischtwarengeschäft".
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Allgemeines
Beitrag "Die Juden in Waldeck" (erschien
1929)
Anmerkung: Beitrag zur Geschichte der Juden in Bad
Arolsen, Bad Wildungen, Korbach,
Landau, Mengeringhausen,
Rhoden, Sachsenhausen,
Züschen sowie Eimelrod
und Höringhausen.
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 12. April 1929: "Die Juden in
Waldeck. (Zum Ende des ehemaligen Fürstentums).
Wir entnehmen dem 'Israelitischen Familienblatt' nachstehenden
interessanten Artikel: Am 1. April fand in Arolsen
die feierliche Vereinigung des Freistaates Waldeck mit Preußen statt. Das
kleine Ländchen wird ein Bestandteil der Provinz Hessen-Nassau. Waldeck
zählt unter seinen 58.000 Einwohnern etwa 550 Juden. Aus dem Kreise der
Waldecker Juden der weiteren Welt bekannt geworden ist der Dichter
Heinrich Stieglitz. Seine Werke sind heute vergessen. Seine Frau
Charlotte aber entriss seinen Namen der Vergessenheit. Um ihn der
Schwermut seines Gemüts, das unter seiner dichterischen Schwäche litt,
zu entreißen, und in der Hoffnung, dass ein starker Schmerz heilend und
kräftigend auf sein Gemüt einwirken werde, gab sie sich den Freitod.
Diese Tat, die das damalige 'Junge Deutschland' aufwählte, wurde von
Gutzkow, dem Verfasser des 'Uriel Akosta', behandelt in seinem Roman: 'Walpurg,
die Zweiflerin'.
Die Anzahl der waldeckischen Juden hat sich seit der Freizügigkeit stetig
verringert. Sie wanderten aus, da sie anderwärts bessere
Verdienstmöglichkeiten hatten und nicht so sehr die Zurücksetzung
merkten wie in diesem engen Bezirk, auch durch Bildungsmöglichkeiten
entschädigt wurden. Das religiöse Leben war in Waldeck bis auf einige
Ausnahmen nie sehr rege. In der Hauptstadt Arolsen
konnte es sogar geschehen, dass vor hundert Jahren fast die ganze Gemeinde
dem Taufwasser zum Opfer fiel. Die Nachkommen der damaligen Juden gehören
heute zu den ersten Familien des Landes. Etwas regeres Leben blüht heute
in den beiden Gemeinden Wildungen
und Korbach, wo je ein Lehrer amtiert. Arolsen,
Mengeringhausen, Rhoden
und Sachsenhausen sind kleine
Gemeinden, die infolge ihrer geringen Seelenzahl nur mit großer Mühe
sabbatlichen Gottesdienst abhalten können. Religionsunterricht wird in
diesen Gemeinden nicht erteilt; falsche Sparsamkeit lässt es nicht zu.
Dieser Mangel an Verantwortungsgefühl ist wohl auch die Ursache, dass der
Korbacher Jakob Wittgenstein bei
seinem Tode 1890 sein gesamtes Vermögen von 600.000 Mark seiner
Vaterstadt vermachte, aber der Synagogengemeinde nur einige tausend Mark,
und ihr nicht einmal den geringsten Einfluss auf die Verwaltung des
errichteten Altersheims gestattete. Auch von dieser Familie sind einige
Glieder in der Welt, wenn auch getauft, zu Ansehen gelangt. Soll doch der
erste Bundespräsident von Österreich, Hainisch, von dieser
Familie abstammen. Ferner ist ein Wittgenstein der Begründer der
österreichischen Erzindustrie. Ein anderer, namens Paul, war, trotzdem er
nur den linken Arm hatte, ein so hervorragender Pianist, dass sogar
Richard Strauß für ihn Partituren schrieb. In Sachsenhausen
hat ein nach Amerika ausgewanderter Jude Bloch ein Schwesternheim
errichtet, aber die jüdische Gemeinde übergangen. Welchen Segen hätten
diese beiden Gemeinden mit diesen Legaten für alle Religionen stiften
können!
Die beiden Gemeinden Eimelrod und Höringhausen,
die zu dem nunmehrigen preußischen Verwaltungsgebiet Waldeck kommen,
gehörten bisher zu Hessen-Nassau. In beiden, besonders in
letzterer, |
herrschte
stets ein reges religiöses Leben. Beide bedürfen dringend der Hilfe,
damit ihre Synagogen nicht ganz zerfallen. Eimelrod
hat deshalb vom Landesverband einen sehr reichen Zuschuss erhalten.
Weshalb Höringhausen nicht
bedacht wurde, fragt sich dort jeder. Vielleicht hat der Landesverband
doch noch ein Einsehen und hilft der Gemeinde.
Über die Geschichte der Juden in Waldeck ist wenig bekannt. Die meisten
Nachrichten schlummern noch zerstreut in den Archiven. In früheren Zeiten
durften nur in den Orten Züschen und Landau
Juden wohnen. Die Hauptstadt besteht erst seit zwei Jahrhunderten. Sie ist
die Geburtsstadt des erwähnten Dichters Stieglitz, sowie der berühmten
Ärzte Marcus und Stieglitz. Auch die Nachkommen des Marcus gehören heute
dem Christentums an. In Korbach muss es
schon früh Juden gegeben haben. Darauf weist der Name eines alten Adelsgeschlechts
namens 'Judenhertzog'. 1480 erklärte das 'Freigericht unter der
Windmühle' zu Korbach einen Juden zu
Frankfurt, den Juden dieser Stadt und der Umgebung in die Acht. Sie
sollten mit ihm 'weder essen noch trinken, weder mit ihm gehen noch
stehen, weder mit ihm sprechen noch singen, nicht mit ihm kaufen noch
verkaufen, wuchern oder suchen, keinerlei Verhandlungen mit ihm haben,
weder heimlich noch offenbar, auch nicht mit ihm in die Schule, in die
Synagoge oder Tempel, überhaupt nicht mit ihm in ein Haus gehen.' Ebenso
tat der Freigraf zu Landau alle Juden zu Gelnhausen
in die Acht, 'nach rechtem altem Herkommen der kaiserlichen freien
heiligen und heimlichen Gerichte', weil sie ungehorsam gewesen
wären.
Auch früher schon waren die Juden mit den Femgerichten in Berührung
gekommen. 1738 durften sie nur in Züschen,
und etwas später auch in Arolsen
wohnen. 1788 war aber der Widerstand gegen die Juden so stark geworden,
dass der Fürst den Landständen versprechen musste, einem Juden nicht
eher einen neuen Schutzbrief zu geben, bis die Judenschaft im Lande bis
auf 20 ausgestorben sei. Auch der Judeneid kommt in dieser Zeit in Waldeck
vor. Trotz aller Beschränkungen haben sich die Juden doch in anderen
Orten Wohnrecht erhalten. An den Freiheitskriegen nahmen sie teil. Nachdem
schon 1804 der Leibzoll aufgehoben war, folgte 1814 das sogenannte
Organisationsedikt. In diesem wurden ihnen alle Rechte der übrigen
Staatsbürger zugebilligt. Als sie aber in Korbach
das Bürgerrecht verlangten, erhob sich seitens der Stadt und der
Bürgerschaft ein heftiger Widerstand. Der Fürst Georg Heinrich, ein
vorurteilsloser, gerecht denkender Herr, setzte aber ihre Aufnahme zu
Bürgern durch. Dieser Fürst gab ihnen auch im Jahre 1834 das
Judengesetz, das den etwas merkwürdig anmutenden Titel führt: 'Gesetz
über die Gemeinheiten der Juden'. Es gilt auch heute noch, denn es war in
Waldeck Regierungsgrundsatz, die Juden unbehelligt zu lassen, wenn auch
sie von der Regierung nichts verlangten. Das Gesetz ist aber von Segen
gewesen. Der Austritt aus der Gemeinde ist nur mit einem gleichzeitigen
Austritt aus der Religion möglich. Sonst muss jeder Waldecker Jude einer
Synagogengemeinde angehören. Ein Versuch der jüdischen Gemeinde Korbach,
der Regierung die Lasten der Lehrerbesoldung aufzubürden, scheiterte, da
die Regierung damals sogar mit militärischer Exekution
drohte.
Es ist daher den beiden Gemeinden nicht zu verdenken, wenn sie auf den
Anschluss an Preußen allerlei Hoffnungen setzen und hoffen, dass die
Lasten, die sie bisher allein getragen, etwas erleichtert werden. Mögen
sie in ihren Hoffnungen nicht enttäuscht werden. Max Gottlieb."
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Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1859 / 1866 /
1867 / 1869 /
1891 / 1897 / 1903
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. Juli 1859: "Israelitische Lehrerstelle.
Bei der hiesigen israelitischen Gemeinde wird mit dem 1. September dieses
Jahres die Stelle eines Elementarlehrers, der zugleich den Synagogendienst
sowie die Geschäfte des Schächtens ausüben muss, vakant. Qualifizierte
Bewerber wollen sich baldigst bei dem unterzeichneten Vorstande
melden.
Rhoden, im Fürstentum Waldeck, den 14. Juni 1859. A. Levy. S.
Löwenstein." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1866:
"Die hiesige Religions- und Elementarlehrerstelle, verbunden mit der
Vorsänger- und Schächterstelle, ist am 1. Februar 1866
vakant.
Darauf Reflektierende wollen sich gefälligst an den unterzeichneten
Vorstand wenden.
Rhoden (im Waldeckschen) im Dezember 1865.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. R.S. Löwenstein. Abraham
Hecht." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juli 1867:
"In hiesiger jüdischer Gemeinde ist die Stelle eines Elementar- und Religionslehrers,
verbunden mit der Vorsänger- und Schächterstelle vakant. Der Gehalt
beträgt außer den Nebenakzidenzien 150 Thaler.
Reflektanten wollen sich gefälligst unter Beifügung ihrer Zeugnisse
portofrei an den unterzeichneten Vorstand melden.
Rhoden (Waldeck), den 1. Juli 1867.
Der Vorstand der Israelitischen Gemeinde R.S.
Löwenstein Levy Levy." |
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Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1869: "Anzeige: Die hiesige
Religionslehrer-Stelle verbunden mit Schächter- und Vorsängerdienst, ist auf
sofort oder zu Ostern wieder zu besetzen. Der Gehalt beträgt exklusive
Nebenaccidentien 150 Taler pro anno. Qualifizierte Bewerber wollen sich
portofrei unter Beifügung ihrer Zeugnisse an uns wenden. Rhoden im Fürstentum
Waldeck, im Januar 1869. Löwenstein Levi
Levi." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1891:
"Die Stelle eines Religionslehrers und Vorbeters wird vakant
und soll bis zum 1. Juli dieses Jahres wieder neu besetzt werden.
Meldungen und Zeugnisse sind beim Unterzeichneten
einzureichen.
Rhoden, 13. April 1891. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde: R. S.
Levy." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1897:
"Die hiesige Stelle als Vorbeter, Religionslehrer und Schochet
ist sofort zu besetzen. Gehalt 900 Mark, Nebenverdienste 200 Mark.
Ausländer finden keine Berücksichtigung. Der Vorstand der
israelitischen Gemeinde zu Rhoden in Waldeck." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1903:
"Die Gemeinde Rhoden-Waldeck sucht per 1. April dieses Jahres einen
Religionslehrer,
welcher gleichzeitig als Vorbeter und Schochet fungieren
muss. Das Gehalt beträgt 800 Mark fest und circa 300 Mark Nebenverdienst.
Gleichzeitig kann derselbe in einer nahe liegenden Gemeinde gegen extra
Vergütung Religionsunterricht erteilen. Gefällige Meldungen nimmt
entgegen Der Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. April 1903:
"Wir suchen per sofort einen
Religionslehrer, Vorbeter und
Schochet.
Deutscher Staatsangehöriger. Gehalt 900 Mark und ca. 300
Mark Nebeneinkommen. Meldungen sind zu richten an Herrn
H. Hecht,
Vorstand, Rhoden in Waldeck." |
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Ausschreibung
der Stelle im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15.
Mai 1903: "Rhoden (Waldeck). Gehalt Mark 900.-, Mark
300.- Nebeneinkommen. Meldungen an H. Hecht." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 10. August 1903:
"Die hiesige Gemeinde sucht per 1. September dieses Jahres
einen
Religionslehrer, Schochet und Vorbeter.
Gehalt 900 Mark und ca. 300 Mark Nebeneinkommen.
Rhoden in Waldeck. Der Vorstand: H. Hecht." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1903:
"Einen Vorbeter, Religionslehrer und Schochet
suchen zum
baldigen Eintritt. Gehalt 1.000 Mark und ca. 300 Mark Nebenverdienst.
Seminaristisch gebildete Bewerber wollen sich gefälligst melden bei dem
Vorstand
H. Hecht, Rhoden in Waldeck." |
Lehrer Kolhagen wird gesucht (1864)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 22. November 1864: "Der Lehrer Kolhagen aus Höringhausen
im Darmstädtischen, dermalen Lehrer in Rhoden im Fürstentum
Waldeck, dessen jetziger Aufenthaltsort mir unbekannt ist, wird hiermit
auf diesem Wege aufgefordert, seinen Verpflichtungen gegen mich
nachzukommen. Sollte derselbe dieser Aufforderung keine Folge leisten,
dann werde ich seine Briefe veröffentlichen.
Brilon in Westfalen. A. Friedländer." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Ein jüdischer Seifenhändler wurde aus nichtigem Grund
in "Schutzhaft" genommen (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1934:
"Kassel. Der Landespressedienst des 'DNB' teilt aus Kassel
mit: 'Die Staatspolizei hat einen jüdischen Seifenhändler aus Rhoden
(Kreis Arolsen) in Schutzhaft genommen, weil er erhebliche Unruhe
in die Bevölkerung getragen und die wirtschaftliche Aufbauarbeit des
Staates dadurch gestört hat, dass er zur Steigerung seines Umsatzes
behauptete, die Seifenprodukte würden teurer und schlechter'." |
Zur Geschichte der Synagoge
Über die Geschichte der Synagoge in Rhoden liegen nur wenige Informationen
vor. Sie wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut. Es handelte
sich um einen einfachen Fachwerkbau mit Rundbogenfenstern.
Ende
1901 befand sich die Synagoge in Rhoden in einem baufälligen Zustand.
Der Bau einer neuen Synagoge war dringend nötig. Mit einem Hilferuf wandte sich
die jüdische Gemeinde über Anzeigen in der Zeitschrift "Der
Israelit" an die Öffentlichkeit (mehrfach erschienen, unten die Anzeige im
"Israelit" vom 27. Januar 1902):
"Bitte! Die hiesige, aus 15 Familien bestehende israelitische
Gemeinde sieht sich gezwungen, eine neue Synagoge zu bauen, da die bisherige
einzustürzen droht. Die Gemeinde ist unbemittelt, überdies finanziell schwer
belastet, so werden z.B. etwa 200 % Steuern erhoben. Wir werden uns deshalb im
Vertrauen auf die vielgerühmte jüdische Wohltätigkeit an unsere
Glaubensgenossen mit der ergebenen Bitte, unser Vorhaben zu unterstützen und
das heilige Werk durch eine Spende zu fördern. Jede, auch die kleinste Gabe
wird mit Dank angenommen. Für die gütigen Spender soll an jedem Schabbat beim
Morgengottesdienst ein besonderes deutsches Gebet verrichtet werden.
Gaben nehmen die Unterzeichneten gerne an. Quittungen über eingegangene Gaben
werden in dieser Zeitung veröffentlicht.
Rhoden, Waldeck, 5. Januar 1902. Gezeichnet J. Levie, Schatzmeister und
L.
Heymann, Lehrer". |
Im März 1902 konnte Lehrer Heymann das Ergebnis der Kollekte in der
Zeitschrift der Israelit (Ausgabe vom 17. März 1902) bekannt geben:
"Quittung.
Für unseren Synagogenbau gingen folgende Gelder ein: N.N. in N. 1 Mk., M.
Gerson in Rogasen 5 Mk., L. Goldberg in Madfeld 7,50 Mk., C.S. Osann 5 Mk., L.A.
Weinberg in Herzebrock 3 Mk., Louis Mor in Kassel 2 Mk., S.H. in München 10
Mk., Bertha Niklas in Rydneten 15 Mk., S. Metzger in Schönstadt 10 Mk., Adolf
Zobel in Grossen 3 Mk., W. Dremmen 3 Mk., Sal. Kahn in Düttlenheim 4 Mk., Lehm.
Ullmann in Westernburg 5Mk., M.L. in Tiefenort 10 Mk., N.N. in N. 10,05 Mk., S.
Rosenbaum in Paderborn 10 Mk., M. Hecht in Salzkotten 5 Mk., Sam. Mark in
Senheim 5 Mk., Js. Ury in Esslingen 15 Mk., Marx und Stern in Köln 6 Mk., N.
Nebel in Poremba 3,05 Mk., S.H. in München (II. S.) 15 Mk., J. Bretfelder in
Estenfeld 3 Mk., N.N. in Nieheim 2 Mk., M.ö Reichhart in Wolfhagen 6 Mk., N.N.
z.Zt. B. 5 Mk., M. Leby in Marsberg 1 Mk., A Heß in Franfurt 5 Mk., M.
Rosenbaum in Paderborn 5 Mk., A.R. A. 6,05 Mk., S. Rosenstock durch Frau
Eisemann in Laudenbach ges. 7 Mk., Den gütigen Gebern unsern herzlichsten Dank.
Wir bitten alle unsere Glaubensgenossen, und mich Sch'lach Monoaus am Purimfeste
zu unterstützen. Nicht Gottgefälliger können Sie die Forderung des
Purimfestes erfüllen, als wenn Sie es uns ermöglichen, dem Retter Israels aus
Hamans Hand eine würdige Wohnstätte zu bereiten.
Die Unterzeichneten nehmen jede Gabe dankbar an.
Rhoden (Waldeck) 12. März 1902
Julius Levie
L. Heymann, Lehrer". |
Es ist nicht bekannt, ob die Synagoge damals tatsächlich neu gebaut oder
nochmals renoviert werden konnte.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung
der Synagoge einschließlich der Ritualien durch SA- und SS-Leute aus
Arolsen zerstört. Das Gebäude wurde bis auf die Grundmauern
niedergebrannt.
Eine Gedenktafel ist angebracht (Text siehe unten beim Foto).
Adresse/Standort der Synagoge: an der Landstraße (vor Nr. 23);
ein Zugang zur Synagoge bestand nur von der Straße "Gruland".
Fotos
(zur Verfügung gestellt von Mathias Kern, Diemelstadt-Rhoden, www.diemelstadt-rhoden.de)
Die Synagoge in Rhoden -
historische Aufnahme |
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Blick zur
Synagoge; erkennbar ist die kleine Apsis im Bereich des nach Osten
ausgerichteten Toraschreines
(Bild Mitte Ausschnittsvergrößerung) sowie
die angebaute Wohnung (Bild rechts Ausschnittvergrößerung),
vermutlich
für den Lehrer/Vorbeter der Gemeinde vorgesehen. |
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Gedenken
an die
Synagoge |
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Gedenktafel an der
Mauer unterhalb des Synagogenstandortes mit der Inschrift: "Die
Synagoge. Standort der ehemaligen Synagoge (oberhalb der Mauer).
Spätestens 1820 werden mehrere jüdische Familien bei einer
Einwohnerzählung genannt. Ein Antrage auf Bau eines jüdischen
Gotteshauses wurde bereits 1802 gestellt. Die Synagoge war ein Fachwerkbau
mit einem kleinen anhängenden Wohnteil. Die Kinder gingen in eine
jüdische Schule. Der Friedhof auf dem Heidhüwwel bestand bereits 1821,
er war Begräbnisstätte der jüdischen Familien aus Rhoden, Wrexen,
Dehausen und Ammenhausen. Einen eigenen Rabbiner hatte die Gemeinde nicht.
Am 08.11.1938 wurde die Synagoge geplündert und in Brand gesteckt. Die
bis dahin nicht emigrierten Familien wurden in Konzentrationslager
verschleppt." |
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Andernorts entdeckt - auf
dem
jüdischen Friedhof in Kassel |
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Grabstein für Albert Levie
(1842 in
Rhoden - 1905) und Jenny Levie
geb. Würzburger (1845 Bochum - 1896) |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Bad Arolsen |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Bad Arolsen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365,1 Gräberverzeichnis des
jüdischen Friedhofs Arolsen (Helsen), aufgenommen von dem Lehrer Moritz
Goldwein aus Korbach im Sommer 1938 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5319758
enthält 108 hebräische und deutsche Grabinschriften sowie eine Skizze
zur Lage des jüdischen Friedhofes. Darin auch eine hebräische Inschrift
auf einem Toramäntelchen in Mengeringhausen.
HHStAW 365,2 Personenstandsregister der Juden von
Arolsen 1834 - 1842 (1857-1858) Trauregister 1834 -
1840 Sterberegister 1834 - 1842 - enthält auch Helsen - sowie
Geburtsverzeichnis der Kinder von den Eheleuten Carl Alsberg und Johanna
geb. Baruch aus Arolsen 1857 - 1858 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1030569
HHStAW 365,435 Personenstandsregister der Juden von
Arolsen 1859 - 1866: enthält Geburts- und Sterberegister der Juden
von Helsen, 1859 - 1866, Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von
Mengeringhausen, 1861 - 1866, Geburts-, Trau- und Sterberegister der
Juden von Rhoden, 1859 - 1866, Geburts-, Trau- und Sterberegister der
Juden von Landau, 1859 - 1866, Geburts-, Trau- und Sterberegister
der Juden von Arolsen, 1859 - 1866; Geburtsregister der Juden von Vasbeck,
1861, Geburtsregister der Juden von Helmighausen
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4250801
HHStAW 365,15 Personenstandsregister der Juden von
Arolsen 1859 - 1875: enthält Geburtsregister 1859 - 1875,
Trauregister 1859 - 1875, Sterberegister 1859 - 1875 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289737
HHStAW 365, 16 Personenstandsregister der Juden von
Arolsen 1867 - 1875: enthält Geburts-, Trau- und Sterberegister,
darin auch Helsen, Külte, Landau, Massenhausen, Meineringhausen,
Nieder-Waroldern, Rhoden, Wrexen
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2126643
|
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 222-223. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 213. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 575-576. |
| Geschichte
und Schicksale jüdischer Familien in Wrexen. Hrsg. von Wrexer Heimatverein.
Erschien 2008.
Informationen
zum Erscheinen des Buches auf der Website www.diemelstadt-wrexen.de
|
| Heinrich Friele/Karl Heinemann: Der jüdische Friedhof Rhoden.
Hrsg. vom Waldeckischen Geschichtsverein, Bezirksgruppe Diemelstadt. 2010. 250
S. (siehe Berichte oben). |
| Zu Wrexen: Monica
Kingreen: Die Papierfabrik der Familie Mosheim und weitere jüdische Familien – Spuren jüdischen Lebens in Wrexen, in:
"Auf Omas Geburtstag fahren wir nach P." Die gewaltsame Verschleppung von Juden aus Waldeck-Frankenberg 1941/42. Kassel-Riga, Sobibor/Majdanek und Theresienstadt,
hrsg, von Marion Lilienthal, Karl-Heinz Stadtler und Wilhelm Völcker-Janssen, Korbach 2013, S. 364-383. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Rhoden (now part
of Diemelstadt), Hesse-Nassau. Numbering 70 in 1847, the community was
affiliated with Kassel's rabbinate. The synagogue was burned down on Kristallnacht
(9-10 November 1938) and most of the 34 Jews registered there in 1933 left. Nine
from Rhoden and two from nearby Wrexen were deported in 1942.
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