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Steppach (Stadt
Neusäss, Stadt
Augsburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In dem bis Anfang des 19. Jahrhunderts zur
vorderösterreichischen Markgrafschaft Burgau gehörenden Steppach bestand eine jüdische Gemeinde
bis 1873.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18. Jahrhunderts zurück.
Erstmals sind Juden am Ort 1571 urkundlich bezeugt. Ein Zusammenhang mit
der Vertreibung der Juden aus Augsburg (bereits 1440) lässt sich jedoch nicht
herstellen. Möglich ist eher ein Zusammenhang mit der Vertreibung der Juden aus
dem Herzogtum Bayern (1553) oder anderen Territorien.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1809/10 169 jüdische Einwohner, 1811/12 181, 1832 270, 1871
40.
Um 1840 gehörten die folgenden Häuser am Ort jüdischen Familien
(ein größerer Teil waren "Kommunhäuser": die zwischen mehreren
Familien aufgeteilt waren): Alte Reichsstraße 12 und 18 (Heinrich
Oppenheimer und Isak Veitz), 14 (je 1/4 Johanna Levis, Rebekka Schimmel,
Zacharias Levi und Judita Löwschütz), 16 (Süßmann Silbermann), zwischen
14 und 16a (je 1/4 Moises Lämmle, Klara Bünger, ab 1846 Israel Neuburger,
je 1/8 Samuel Gerstle, Samuel Mayer, Abraham Kahn, Gabriel Löwschütz), 23
(Lämle Löwenstein), 28 (2/3 Samuel Epstein, 1/3 Vögl'sche Relikten), 31
(je 1/3 Barbara Löffel, Heinrich Gerstle, Theresia Veit), 33 (1/2 Joseph
Hirschbaum, 1/2 Moses Hirschbaum, 1/4 Hirsch Kohn'sche Relikten), 51 (1/2
Isak Oppenheimer, 1/2 Raphael Maiersohn), Kreppenweg 3 (je 1/2 Heinrich
Springer und Joseph Springer), 4 und 4a (2/5 Maria Anna Landauer,
Witwe von Salomon Landauer, je 1/5 Bernhard Weis, Alexander Bollack, David
Bollack), Am Dreieck 2 (je 1/4 Raphael Veit, Barbara Goetzl, Mendele
Simon, Mayer Michael Levi), Ulmer Straße 13 (Marx Meyer, Lederhändler),
11 (Isak Löwenstein), 16 (Isak Kahn), 18 (Moses Einstein,
Lederhändler), 19 (Simon Dörle), 21 (Isak Löw Schwarz,
Eisenhändler), 22 (Ascher Hirsch, Seifensieder), 26 (Abraham
Kahn),
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Schule und ein rituelles Bad (seit 1607 genannt). In der
gemeinsamen christlich-israelitischen Elementarschule wurden 1838 46 katholische
und 37 jüdische Kinder unterrichtet. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem
jüdischen Friedhof in Kriegshaber beigesetzt
(erste Namen von Beisetzungen aus Steppach finden sich in einer Liste der Jahre
1646 bis 1678).
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war.
Durch die schnelle Abwanderung - insbesondere nach Augsburg - löste sich die
Gemeinde bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Diese
Abwanderung nach Augsburg hatte bereits um 1810 begonnen. Unter den ersten 13
Matrikelstelleninhaber Augsburgs im November 1814 war Simon Levi, Garkoch
aus Steppach (späterer Name: Simon Levi Löwenthal). 20 Jahre später war einer
der ersten beim Aufbau der Textilindustrie in Augsburg Tuchmachermeister Samuel
Kohn aus Steppach, der in Augsburg am Schwalbeneck Lit. C 37 einen Betrieb
aufgebaut hat. Auch in andere Städte sind die Steppacher Juden verzogen (s.u.
Albrecht Gerstle nach Memmingen, wo er als erfolgreicher Bankier wirkt, siehe
Bericht unten).
1910 wurde kein jüdischer Einwohner mehr in Steppach
gezählt.
Von den in Steppach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Pauline Bollack (1863),
Sara Erlanger geb. Gerstle (1860), Laura Frank geb. Lemle (1862), Minna Grünhut
geb. Veith (1859), Klara Wormser geb. Rothschild (1860).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zur Gewalttat gegen einem jüdischen Handelsmann aus
Steppach (1870)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1870:
"Augsburg, im Januar (1870). Vorige Woche nachmittags 4 Uhr
ging der israelitische Handelsmann G. von Kriegshaber nach Steppach
nach Hause, als er plötzlich von einem vorüberfahrenden Bauern derart
mit der Peitsche geschlagen wurde, dass ihm das Blut übers Gesicht
strömte und der Getroffene in Gefahr war, ein Auge zu verlieren. Der
Täter begleitete seine Heldentat mit den Worten: 'Du S...-Jud' und fuhr
davon. Charakteristisch ist es, dass derselbe Bauer einen, um dieselbe
Zeit vorübergehenden christlichen Schuhmacher ebenso misshandelte, weil
er glaubte, auch dieser sei ein Jude. - Für die Wahrheit dieser Tatsache
wird garantiert. Man sieht übrigens daraus, dass die Volksboten-Lektüre
überall Früchte trägt, und wahrlich, sie können zufrieden sein,
Volksboten-Zander und Vaterland-Sigl mit diesen Früchten, die aus der
blutigen Saat des Religionshasses hervorgehen. Wann wird man dem Treiben
dieser Schandblätter ein Ende machen?!" |
Über Albrecht Gerstle, Bankier in Memmingen
(1842-1921)
Albrecht Gerstle ist am 30. Januar
1842 in Steppach als Sohn der Steppacher, später Augsburger Eheleute
Samuel Gerstle und Therese geb. Ullmann geboren. 1871 errichtete er
gemeinsam mit Heinrich Mayer in Memmingen (Roßmarkt 1) ein Bank- und
Wechselgeschäft, das nach dem Tod Mayers 1888 durch Albrecht und seinen
älteren Bruder Heinrich Gerstle weitergeführt wurde. Das Bankgeschäft
wurde in der Folgezeit mit großem Erfolg betrieben. 1905/06 wurde das
Bankhaus Mayer & Gerstle der neuen Filiale der Bayerischen Handelsbank
einverleibt. Mitglied im Direktorium war seitdem Albrechts Sohn Karl
Gerstle.
Albrecht Gerstle war von 1877 - mit einer Unterbrechung zwischen 1884 und
1889 - bis zum 1. Weltkrieg erster Vorsteher der Israelitischen
Kultusgemeinde Memmingen. Als erster Jude zog Albrecht Gerstle am 2. April
1891 auch ins das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten der Stadt
ein.
Ausführlicher auf einer Seite des Stadtarchivs Memmingen: Albrecht
Gerstle - Lebenslinien eines Juden 1842-1921 (Sonderausstellung, Juli
1997) |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge wurde um 1700 erbaut und 1753
erweitert.
Als sich die Gemeinde Steppach 1873 an die Kultusgemeinde Augsburg
anschloss beziehungsweise angegliedert wurde, ist die Synagoge nicht mehr
genutzt und im Laufe der Jahre verkauft worden. Das Gebäude wurde vermutlich
noch Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: zwischen
Alte Reichsstraße Nr. 14 und 16 (Gartengrundstück)
Fotos
Fotos /
Abbildungen zur jüdischen Geschichte liegen noch nicht vor. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 264-265. 1992² S. 278. |
| Reinhard Hermann Seitz: Die einstige jüdische
Religionsgemeinde zu Steppach. In: Steppach bei Augsburg. Beiträge zur
Ortsgeschichte. Steppach 1978 S. 107-112. |
| Gerhard Hetzer: Anmerkungen zur Geschichte der
Judensiedlungen in Steppach und Schlipsheim. In: Neusäß. Die Geschichte
von acht Dörfern auf dem langen Weg zu einer Stadt. Hg. von Manfred Nozwar,
Walter Pötzl. Neusäß 1988 S. 239-260. |
| Doris Pfister (Bearb.): Dokumentation zur Geschichte
und Kultur der Juden in Schwaben. II. Hausbesitz um 1835/40. Hrsg. von Peter
Fassl. Bezirk Schwaben. Augsburg 1993. S.
181-184.
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n.e.
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