Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
Zurück zur Übersicht: "Jüdische
Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Sulzburg (Landkreis
Breisgau-Hochschwarzwald)
Jüdische Friedhöfe
(erstellt unter Mitarbeit von Sibylle Höschele,
Sulzburg)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in
Sulzburg (interner Link)
Zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe
(vgl. den in der Literaturliste genannten Beitrag von
Günter Boll)
Ein erster Friedhof der Sulzburger jüdischen Gemeinde wurde vermutlich
im 15. Jahrhunderts angelegt. Er wurde von den in Sulzburg und der weiteren
Umgebung lebenden Juden genutzt. Bald nach dem Tod des 1577 verstorbenen
Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach wurden jedoch die Juden seines Landes
ausgewiesen. Der Friedhof, der in der nächsten Nähe der Grube
"Himmelsehre" lag, verfiel in der Folgezeit.
Nachdem unter der Regierung des Markgrafen Karl Wilhelm Anfang des 18.
Jahrhunderts wiederum eine jüdische Gemeinde in Sulzburg entstehen konnte,
baten die Sulzburger Juden - gemeinsam mit ihren Müllheimer Glaubensgenossen -
den Markgrafen am 1. Juni 1717, ihnen wiederum die Möglichkeit der
Bestattung ihrer Toten auf dem alten Friedhof zu erlauben. Da im Bereich des
alten Friedhofes jedoch ein Bauvorhaben geplant war, wurde der jüdischen
Gemeinde ein ungefähr 300 m vom alten Friedhof entferntes Stück Ödland im
Wert von 40 Gulden zum Kauf angeboten. 1718 wurde der zweite Friedhof
des jüdischen Gemeinde Sulzburg angelegt.
Beide
Friedhöfe, sowohl der alte Friedhof als auch der 1718 angelegte und später
mehrmals erweiterte neue "Judenkirchhof" sind auf einer in die
frühen fünfziger Jahre des 18. Jahrhunderts zu datierenden kolorierten
Bergwerkskarte zu sehen. |
Aus der Zeit der Anlage des Friedhofes stammt die in Fachwerk
gehaltene und bis heute erhaltene kleine Friedhofshalle. Der Friedhof (Fläche
61,84 a), an der Badstraße im sogenannten Berholz gelegen, ist heute teilweise
von einem Campingplatz umgeben. 1970 wurde ein Erinnerungs- und Mahnmal für die
Opfer der Verfolgungszeit 1933 bis 1945 errichtet.
Nach der Dokumentation von Günter Boll (siehe Literatur) sind aus der Zeit vor
der ersten Erweiterung des Friedhofes (1729) keine Grabsteine mehr vorhanden.
Die Inschrift des ältesten der erhalten gebliebenen Steine datiert vom 26.
März 1731 und bezeichnet die Grabstätte des Meyer Zivi von
Müllheim.
Aus der Geschichte des Friedhofes
Spende
für die Instandsetzung des Friedhofes 1911
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Februar 1911: "Sulzburg (Baden),
12. Februar 1911. Herr H. Dukas, der vor ca. 40 Jahren von hier nach
London verzogen ist, bedenkt den ‚Israelitischen Frauenverein’ hier
seit Jahren regelmäßig mit namhaften Beiträgen. Vor einigen Monaten
wurde nun die Renovierung des hiesigen jüdischen Friedhofs beschlossen.
Darauf hat der edle Spender sich bereit erklärt, ganz auf eigene Kosten
die Instandsetzung des Friedhofes durch Bereitstellung eines
entsprechenden Kapitels zu sichern, sofern die Arbeiten nach seinem
Wunsche ausgeführt werden." |
Karten/Pläne
|
|
Grundriss von Sulzburg mit
"Judenkirchhof". Stich von
Matthäus Merian (1643) aus der
Topographia Sueviae.
Der (alte!) "Judenkirchhof" ist am rechten Rand mit
dem
Buchstaben "P" markiert |
Lage des jüdischen Friedhofes Sulzburg
(durch
Pfeil markiert)
(Karte kann durch Anklicken
vergrößert werden)
|
Fotos
Neuere Fotos
Fotos 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 21.03.2007) |
|
|
|
Weg zur Friedhofshalle |
Hinweistafel |
|
|
|
|
|
|
Friedhofshalle |
Gedenkstein (auf der
Rückseite
die Namen der Opfer der Shoa) |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Grabstein für Sophie Levi
geb. Bergheimer (1859-1911) |
Blick vom Friedhof
zur
Friedhofshalle |
|
|
|
|
|
|
Teilansichten |
|
|
|
|
Teilansichten |
|
|
|
|
Grabstein für
Leopold Dukas |
Hugo Bloch (1898-1980),
Gründer
der Anna-Hugo-Bloch-Stiftung war
der bislang letzte Beigesetzte |
|
|
|
|
|
Fotos 2003
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 26.10.2003) |
|
|
|
|
|
Blick auf die Friedhofshalle
mit dem Eingangstor |
Das Eingangstor mit der
Inschrift
"Breite über uns die Hütte des Friedens" |
Hinweistafel |
|
|
|
|
|
|
Erinnerungs- und
Mahnmal von 1970 |
Teilansicht |
|
|
|
|
|
Teilansichten im
unteren, von Raureif überzogenen Teil |
|
|
|
|
Teilansichten |
|
|
|
|
Teilansicht im
oberen Teil
|
Hugo Bloch (1898-1980),
Gründer der
Anna-Hugo-Bloch-Stiftung war der
bislang letzte Beigesetzte |
|
Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)
Anmerkung: leider setzte beim Fototermin starker Schneefall ein, sodass
nur wenige, kaum taugliche Fotos entstanden:
|
|
|
Friedhofshalle vom Anfang des
18. Jahrhunderts (Eingang zum
Friedhof) |
Gedenkstein für die Opfer des
Nationalsozialismus |
Teilansicht des
Friedhofes |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
2013:
Neuerscheinung zum jüdischen Friedhof in Sulzburg |
Initiative Jüdische Spuren in Sulzburg (Hrsg.): Der jüdische Friedhof
im Sulzbachtal. Heft II der Reihe "Jüdische Spuren in Sulzburg". Sulzburg
2013. 82 S. Zahlr. Abbildungen und Pläne.
Presseartikel von Ingeborg Grziwa zur Vorstellung der Publikation:
Ein Zauberwald im Dornröschenschlaf (veröffentlicht am Do, 11. Juli
2013 auf badische-zeitung.de)
Bezug der Publikation (Preis: € 7,50 plus Porto) über Sibylle
Höschele (sibylle.hoeschele[et]t-online.de).
Presseartikel vom 23. August 2013:
Besondere Spurensuche (veröffentlicht am Fr, 23. August 2013 auf
badische-zeitung.de) |
|
Oktober 2020:
Über die jüdischen Friedhöfe in
Kettwig/Ratingen und Sulzburg |
Artikel von Bernd Dröse in "Stadtspiegel
Essen" vom 7. Oktober 2020: "Die jüdischen Friedhöfe in Kettwig/Ratingen
und Sulzburg. Die Besonderheiten alter jüdischer Friedhöfe.
Wegen der Unantastbarkeit der Totenruhe stehen auf jüdischen Friedhöfen sehr
sehr alte Grabsteine. Durch diese und viele andere Besonderheiten, die sich
aus den Gesetzen des Judentums ableiten, geht von den alten jüdischen
Friedhöfen eine besondere Atmosphäre aus. Die uralten Steine erzählen die
Geschichte einer meist verfolgten Glaubensgemeinschaft, ihrer Bräuche und
Religion. Beispielhaft mögen hier der Friedhof der kleinen jüdischen
Gemeinde Kettwig vor der Brücke und die der Juden im Markgräfler Land
(Baden-Württemberg), die meist in dem Bergbaustädtchen Sulzburg bestattet
wurden, stehen.
Bestattungsregeln. Die Erdbestattung ist im Judentum vorgeschrieben.
Ebenso gilt die dauerhafte Totenruhe als verbindlich. Weil im Tode alle
Menschen gleich sind,gab es bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts auch nur
gleichförmige Grabsteine. Im Hinblick auf den Tag der Auferstehung sind alle
Gräber nach Osten ausgerichtet. Wie man auf dem zweiten Foto erkennt, hebt
sich nur ein Grab durch die segnenden Hände von denen der übrigen
Gemeindemitglieder ab. Auch Blumenschmuck wird man auf den Grabstätten
vergeblich suchen, Stattdessen werden von den Besuchern kleine graue Steine
auf das Grab gelegt.Die Gräber selbst lässt man mit Efeu, Gras und Moos
überwachsen.
Der alte Kettwiger jüdische Friedhof. Am Blomericher Weg befindet
sich, heute auf Ratinger Gebiet, der alte jüdische Kettwiger Friedhof. Er
ist umgeben vom Ratinger Forst. Kein Hinweisschild macht auf ihn aufmerksam.
Hier wurden seit 1786 die Mitglieder der kleinen jüdischen Gemeinde aus
Kettwig vor der Brücke bestattet. 44 Grabsteine sind noch erhalten. Die
Unterherrschaft Hugenpoet hatte den armen Landjuden1756 den Schutzbrief für
teuer Geld ausgestellt. Die Juden durften damals weder Land besitzen noch
Ackerbau betreiben. Auch jegliches Handwerk zu betreiben wurde ihnen
untersagt. So blieb ihnen nichts anderes, als sich als Metzger, Viehhändler
oder Kleinhändler mehr schlecht als recht durchzuschlagen. Ihr hartes
Schicksal wird eindrucksvoll festgehalten in dem Buch von Hanna Eggerath und
Helmut Neunzig: Ihr Andenken sei ihnen zum Segen: Der jüdische Friedhof in
Ratingen am Blomericher Weg und die jüdische Gemeinde Kettwig vor der
Brücke. Eine Dokumentation.
Der jüdische Friedhof in Sulzburg . Hier stammen die ältesten
Grabsteine aus dem Jahr 1730. Der Friedhof befindet sich auf einem
terrassierten Waldgelände und von ihm geht eine besondere mystische
Atmosphäre aus. Die Sulzburger Juden lebten fast ausschließlich vom Vieh-
und Weinhandel. Obwohl sie zum Teil ein Drittel der Sulzburger Bevölkerung
stellten, war auch ihnen kein spannungsfreies Leben vergönnt. Vom traurigen
Höhepunkt des Antisemitismus zeugt das 1970 errichtete Mahnmal für die Opfer
der Verfolgungszeit (1933-1945). Im Jahre 1940 wurden die letzten 27
jüdischen Sulzburger deportiert und die vielhundertjährige Geschichte der
Juden fand ihr schreckliches Ende. Außer dem Friedhof kann man in Sulzburg
noch heute die jüdische Synagoge besichtigen.
Über das Schicksal der Sulzburger Juden berichtet eindrucksvoll: Ingeborg
Hecht: "Ich bin doch geborener Sulzburger und Deutscher". Aus der Geschichte
der israelitischen Gemeinde Sulzburg."
Link zum Artikel |
|
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Freie
Künstlergruppe Freiburg (Hg.),
Jiri Kohout (Fotos):
Der jüdische Friedhof in Sulzburg.
Die Frage nach dem deutsch-jüdischen Verhältnis ist noch nicht beantwortet.
Vielleicht kann diese Publikation dazu beitragen, der allzu verbreiteten Verdrängung
ebenso entgegenzuwirken wie der erneuten Ausgrenzung fremder Menschen und
Kulturen. 40 Seiten, broschiert, 30 Abbildungen, € 9,80, SFr 17,70.
ISBN 3-7650-9027-1; Link zum
Verlag |
| Renate Schubert: Durch viele Welten wandern wir: Bilder auf einem
jüdischen Friedhof. Eschbach 1997. |
| Bernd Michaelis: "Wenn wir auch nicht vergessen
können". Aus der Geschichte der Juden von Sulzburg. In: Geschichte der
Stadt Sulzburg. Band 3. Freiburg im Breisgau 2005 S. 163-368; ebd. S.
180-183 (Der jüdische Friedhof von Sulzburg). |
| Volker Dennert: Der Bergbau vom Mittelalter bis
heute. In: Geschichte der Stadt Sulzburg. Band 1. Freiburg im Breisgau 1993.
S. 119-221. |
| Peter Stein: Judenfriedhof Sulzburg. In: Maajan - Die
Quelle. Heft 72 (S. 2388-2392) und Heft 73 (S. 2436-2443). Zürich 2004. |
| Günter Boll: Die ältesten Grabsteine des
jüdischen Friedhofs von Sulzburg. Online
zugänglich als pdf-Datei. |
| Initiative Jüdische Spuren in Sulzburg
(Hrsg.): Der jüdische
Friedhof im Sulzbachtal. Heft II der Reihe "Jüdische Spuren in
Sulzburg". Sulzburg 2013. 82 S. Zahlr. Abbildungen und
Pläne.
Bezug der Publikation (Preis: € 7,50 plus Porto) über Sibylle
Höschele (sibylle.hoeschele[et]t-online.de). |
vorheriger Friedhof zum ersten
Friedhof nächster Friedhof
|