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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Talheim (Landkreis Heilbronn)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Talheim bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1941. Bereits im 15./16. Jahrhundert lebten hier Juden, die
vermutlich aus Heilbronn vertrieben worden
waren. 1491 wird Jud Nathan von Talheim genannt. Weitere Nennungen gibt
es bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 18. Jahrhundert zurück.
1778 wurden vier jüdische Familien und kurz darauf weitere Juden in
Talheim aufgenommen. Sie hatten zuvor in der Horkheimer
Burg gelebt und wurden von Württemberg in dem sogenannten Schmidberg'schen
Schlösschen, dem damals sehr baufälligen westlichen Teil der Talheimer Burg
aufgenommen. Nach 1806 konnten sich Juden auch im Dorf niederlassen und
eigene Häuser erwerben. Bis 1849 war Talheim Filialgemeinde der jüdischen
Gemeinde in Sontheim, danach eine selbständige
Gemeinde.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1806 48 jüdische Einwohner, 1824 63, 1843 78, 1858 122, 1872
105, 1895 93 (7,0 % von insgesamt 1.335 Einwohnern), 1900 85, 1910 77 (5,3 % von
1.465). Die jüdischen Familien lebten im 19. Jahrhundert zum großen Teil vom
Vieh- und Ellenwarenhandel.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Israelitische Elementar- und Religionsschule (1857 Bau des jüdischen
Schulhauses mit Lehrerwohnung in der Langen Gasse 5) sowie ein rituelles Bad.
Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof Affaltrach,
seit 1840/41 in Sontheim beigesetzt. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. unten Ausschreibungen der
Stelle). Unter den Lehrern sind zu nennen (bis nach 1914 Israelitische
Volksschullehrer): Salomon Aron Königsbacher (bis 1836), Isaak Sänger aus Oberdorf
(1836 bis 1857), Israel Friedberger (1857 bis 1860), Emil Marx (1860 bis 1864),
Lehrer Kahn (1864 - ?), Max Haymann (1871 bis 1874), Lehrer Weil (1874 bis
1875), Simon Weinstock (1876), Samuel Löwenstein (1876), Lehrer Pappenheimer
(1879), Bernhard Sahm (1884), Max Eichberg (1885 bis 1887), Lehrer J. Oberndörfer
(1888), Felix Wolff (1889 bis 1890), Lehrer Rosenberger (1890 bis 1894, danach
in Öhringen), Theodor Rothschild (1894), Moses Maier (1895 bis 1897), Berthold
Levi (1897 bis 1898), Hugo Rödelsheimer (1898 bis 1902), Hermann Haymann (1902
bis 1903), Lehrer Jakob Schloss (1903, siehe unten), Milton Sahm (1914), Isak
Straus (1924 bis 1939 Religionslehrer, Berichte siehe unten). Die Gemeinde wurde
1832 dem Rabbinat Lehrensteinsfeld
(seit 1864/67 Heilbronn) zugeteilt.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Moritz Hirschfeld
(geb. 25.6.1890 in Talheim, gef. 18.8.1917) und Gustav Manasse. Der Name des
ersteres findet sich am dem Gefallenendenkmal der Gemeinde.
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden
Handels- und Gewerbebetrieben jüdischer
Eigentümer sind u.a. bekannt: Oel-, Fett-, Woll- und Trikotagenhandel
Josua Hirschfeld (Lange Gasse 1), Manufakturwarengeschäft Ludwig Levi
(Hauptstraße 20), Viehhandlung Berthold Löwenthal (Hauptstraße 39), Metzger
Isaak Manasse (Seligmanns Sohn; Schozacher Straße 2), Vieh- und
Rauchwarenhandlung Isaak Manasse (Abrahams Sohn; Gartenstr.14), Vieh- und
Rauchwarenhandlung Julius Manasse (Gustavs Sohn; Hauptstraße 15), Pferde-,
Vieh- und Rauchwarenhandlung Julius Manasse (Abrahams Sohn; Gartenstraße 12),
Metzgerei und Viehhandlung mit Gastwirtschaft "Löwen" Julius Manasse
(Moses Sohn; Hauptstraße 9, abgebrochen), Weinhandlung Louis Manasse (Bergstraße
4), Viehhandlung Max Manasse (Hauptstr.12), Viehhandlung Moritz Manasse
(Hauptstr.46), Manufakturwarenhandlung Herbert Wertheimer (Hauptstraße 10).
1933 wurden noch 82 jüdische Einwohner gezählt. Auf Grund der
zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verzog ein
Teil von ihnen in den folgenden Jahren in andere Orte oder wanderte aus (bis
1939 mindestens 38 Personen nach den USA, Südafrika, England, Frankreich,
Belgien). 1937 wurde für die nichtjüdischen Talheimer, die noch mit Juden
verkehrten, ein "Judenpranger" eingerichtet. Zu den Ereignissen im
Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 siehe unten (Abschnitt
Synagogengeschichte). Seit Mai 1939 mussten die jüdischen Familien in
bestimmten "Judenhäusern" zusammenziehen. 1940/41 wurden die jüdischen
Talheimer zur Zwangsarbeit verpflichtet (Bau der Straße Flein - Haigern).
Mindestens 31 jüdische Einwohner sind zwischen Dezember 1941 und Dezember 1942
von Talheim aus in drei Transporten deportiert worden.
Von den in Talheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Mathilde Böttigheimer geb. Manasse (1874), Frieda
Hirschfeld (1885), Julius Hirschfeld (1897), Lionel Hirschfeld (1880), Max
Hirschfeld (1894), Moses Hirschfeld (1891), Ludwig Levi (1882), Auguste Löwenthal
geb. Erlebacher (1870), Berthold Löwenthal (1890), Hilda Löwenthal (1896),
Lydia Löwenthal (1899), Rosa Löwenthal (1902), Theo Löwenthal (1913), Alfred
Manasse (1923), Alfred Mannasse (1940), Albert Manasse (1890), Bertha Manasse
(1876), Berta Manasse (1922), Frieda Manasse geb. Manasse (1893), Gitta Manasse
geb. Wollenberger (1895), Hilda Manasse geb. Frank (1895), Irma Manasse (1914),
Ilse Manasse (1922), Isaak Manasse (1868), Isaak Manasse (1879), Johanna Manasse
(1926), Julius Manasse (1879 oder 1886), Louis Manasse (1881), Milian Manasse
(1924), Mina Manasse (1875), Rosa Manasse geb. Manasse (1889), Siegfried Manasse
(1922), Ferdinand Marx (1867), Bela Oberdorfer (1927), Elsa (Elisabetha)
Oberdorfer geb. Finke (1892), Julius Oberdorfer (1921), Karola Oberdorfer
(1925), Siegfried Oberdorfer (1890), Flora Wollenberger (1896).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1878 /
1902
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juli 1878:
"Die israelitische Gemeinde Talheim sucht zum sofortigen Eintritt
einen Elementar- und Religionslehrer, welcher das Vorbeter- und womöglich
auch das Schächteramt versehen kann. Gehalt Mark 700 pro Jahr und freie
Wohnung nebst Nebeneinkünften, die sich auf Mark 200 jährlich belaufen
können. Qualifizierte Bewerber wollen ihre Meldung nebst Zeugnissen
innerhalb 3 Wochen franco an die unterzeichnete Stelle senden.
Thalheim (Württemberg), 8. Juli 1878. Das israelitische
Kirchenvorsteheramt Leopold Marx." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1902:
"Die Elementarlehrerstelle in Talheim, verbunden mit
Schächter und Vorbeterdienst ist mit einem Fixum von 900 Mark und
Nebenverdienste ca. 300 Mark bei freier Wohnung und Heizung per sofort
oder 1. August zu besetzen. Seminaristisch gebildete Bewerber wollen sich
bei der unterfertigten Stelle melden. Bezirksrabbinat Heilbronn am
Neckar." |
Rätsel von Lehrer J. Oberndörfer (1889)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juni
1889: |
Lehrer Jakob Schloß von Talheim wechselt nach Malsch
(1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Dezember
1905: "Karlsruhe: "Das neueste Verordnungsblatt des
Großherzoglichen Oberrates der Israeliten meldet folgende Veränderungen
in der Besetzung der Religionsschullehrerstellen: Jakob Lewin seither in Lorsch
nach Randegg, Sally Rosenfelder in Eubigheim
nach Buchen, Nathan Adler von Külsheim
nach Eubigheim, Kantor Simon Metzger
von Sulzburg nach Bretten,
Samuel Strauß von Berlichingen
nach Sulzburg, Jakob Schloß von
Talheim nach Malsch bei
Ettlingen. Auf Ansuchen wurden von ihren Stellen enthoben: Kantor Weiß in
Gailingen und Religionslehrer Jakob
Lorch in Untergrombach, letzterer
behufs Übernahme der Verwalterstelle der M.A. d. Rothschild'schen
Lungenheilstätte in Nordrach." |
Religionslehrer Straus wechselt von Michelbach a.d.L.
nach Talheim (1924)
Anmerkung: Isaak Straus ist am 12. Juli 1884 in Niederstetten
geboren als Sohn des Lehrers Jakob Straus aus Niederstetten und der Babette geb.
Sahm aus Braunsbach. Er war seit 1910
(Crailsheim) verheiratet verheiratet von Serry geb. Hallheimer, eine am 1.
Dezember 1887 in Crailsheim geborene
Tochter des Albert Hallheimer und der Bertha geb. Pappenheimer. Zwei Kinder sind
noch in Michelbach geboren: Helmut (geb. 18. Mai 1911) und Siegfried (Schmuel,
geb. 24. Oktober 1916). Lehrer Straus war seit 1924 Lehrer in Talheim; am 20.
Februar 1929 ist er mit seiner Familie nach Erez Israel/Palästina
emigriert.
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 15. Oktober
1924: "Der Religionslehrer Strauß in Michelbach
a.d. Lücke ist als ständiger Religionslehrer nach Talheim Oberamt
Heilbronn versetzt worden." |
50. Geburtstag von Oberlehrer Isaak Straus (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August
1934: |
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben
Gottesdienstliche "Reformen" im
Blick auf eine gemeinsame Konfirmation anstelle der Bar Mizwa-Feier stoßen auf
Widerstand (1870)
Anmerkung: 1831 wurde die Konfirmation in den
württembergischen israelitischen Gemeinden nach Vorbild der evangelischen
Konfirmationen eingeführt. Die meisten der jüdischen Landgemeinden
konnten sich damit wenig anfreunden und zogen weiterhin die traditionelle
Bar-Mizwa-Feier vor.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1870:
"Talheim Rabbinats Heilbronn, 20. Mai (1870). Auch hier zeigt sich,
wie am Sitze des Rabbinats, die erste Weigerung, Kinder konfirmieren, das
heißt an dem Weiheakt in der Synagoge teilnehmen zu lassen, nachdem das
Kultusministerium diese Teilnahme nach dem Grundsatze der
Gewissensfreiheit bekanntlich in das Belieben der Eltern gestellt hat. In
Heilbronn schlossen sich am vorigen Sabbat unter 14 Schülern zwei
Mädchen von diesem Akte aus, und hier ist es ein Kind, dessen Eltern
glauben, ohne Konfirmation doch ein guter Jude sein zu können. Die
Rabbiner fürchten mit Recht, die Exempel könnten im folgenden Jahre
größere Nachahmung finden.
Nachträglich erfahren wir, dass auch in Lehrensteinsfeld, dem ehemaligen
diesseitigen Rabbinatssitz, alle Eltern der diesjährigen Konfirmanden
sich weigern, ihre Kindern konfirmieren zu lassen. Im Braunsbacher
Rabbinatssprengel haben sämtliche Gemeinden des Bezirks die Vornahme des Konfirmationsaktes
verweigert bis auf die Stadtgemeinde Crailsheim, wo auch Reformgottesdienst
mit Harmonium eingeführt ist. man sieht hieraus, wie wenig dieses
christliche Institut der Konfirmation in den jüdischen Gemeinden Wurzel
zu fassen vermochte, obgleich es schon seit 1831 zwangsweise in
Württemberg existiert und wie der erste Hauch der Freiheit wegfegt, was
vier Jahrzehnte nur durch kirchliche Gewalt sich zu erhalten
vermochte." |
Meldung aus dem Nachbarort Flein - der evangelische Pfarrer lobt die
Einhaltung des Schabbat (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1924: "Heilbronn,
20. Januar (1924). In dem benachbarten Ort Flein hat der evangelischen
Pfarrer letzten Sonntag im Verlaufe seiner Predigt folgendes ausgeführt:
'Ich habe während des Herbstgeschäftes (Weinlese) leider wahrnehmen
müssen, dass viele Gemeindegenossen den Sonntag entweiht haben. Diese
möglichen sich ein Beispiel nehmen an der Firma J.B.R. in Heilbronn (der
Herr Pfarrer nannte die jüdische Firma bei vollem Namen), diese Firma
hält ihr Geschäft Samstags geschlossen und ist noch dazu gezwungen von
Gesetzeswegen auch Sonntags die Arbeit ruhen zu lassen und ist dabei auch
noch nicht zurückgekommen. Der eine von den Herrn kommt ja viel hierher,
Ihr kennt ihn ja Alle." |
Einweihung der Kriegerdenkmals für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges
(Dezember 1925)
Meldung
in der CV-Zeitung vom 8. Januar 1926: "In Talheim bei Heilbronn wurde
das Kriegerdenkmal unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung
eingeweiht. Außer dem katholischen und evangelischen Pfarrer sprach u.a.
auch Lehrer Straus als Vertreter der israelitischen Gemeinde." |
Frühlingsfeier in der Gemeinde (1926)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April
1926: |
Chanukkafeier für die Schüler der Gemeinde auf
Schloss Stettenfels (1928)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar
1928: |
Theateraufführung mit den Schülern der jüdischen
Gemeinde (1928)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März
1928: |
Wahl zum Israelitischen Vorsteheramt (1930)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August
1930: |
Chanukkafeier der jüdischen Gemeinde und
Einladung der Schüler der Gemeinde auf Schloss Stettenfels (1930/31)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar
1931: |
Chanukkafeier der jüdischen Gemeinde (1932/33)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar
1933: |
Vortragsabende mit Helmut Straus und Oberlehrer Straus
(1934)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November
1934: |
Chanukkafeier mit der Schuljugend und Oberlehrer
Straus (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember
1934: |
"Gemütliches Zusammensein" der Gemeinde mit
einem Vortrag von Oberlehrer Straus (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar
1935: |
Vortragsabend über den Talmud mit Oberlehrer Straus
(1935)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März
1935: |
Vortragsabende in der Gemeinde (1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni
1935: |
Chanukkafeier des jüdischen Jugendbundes (1935/36)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar
1936: |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
80. Geburtstag von Josua Hirschfeld (1926)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober
1926: |
Zum Tod von Josua Hirschfeld (1927)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni
1927: |
Zum Tod des Gemeindevorstands Gustav Manasse (1927)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli
1927: |
85. Geburtstag von Therese Manasse (1928)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar
1928: |
Siegfried Levi (Schloss Stettenfels) wird Ehrenmitglied
der jüdischen Gemeinde (1929)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni
1929: |
80. Geburtstag von Fanny Manasse (1930)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober
1930: |
89. Geburtstag von Therese Manasse (1930)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Dezember
1930: |
75. Geburtstag von Max Wertheimer (1931)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März
1931: |
|
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April
1931: |
70. Geburtstag von Fanny Jordan (1931)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai
1931: |
Zum Tod von Moses Manasse (1932)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai
1932: |
Zum Tod von Vorsteher Max Wertheimer (1932)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai
1932: |
Zum Tod von Julius Max Manasse (1934)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni
1934: |
Helmut Straus - Sohn von Oberlehrer Straus - hat sein Staatsexamen bestanden
(1934)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni
1934: |
Zum Tod von Henriette Manasse (1935)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli
1935: |
80. Geburtstag von Bertha Hirschfeld geb. Löwenthal
(1935)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli
1935: |
85. Geburtstag von Fanny Manasse (1935)
Artikel
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September
1935: |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Moses Königsbacher verkauft eine Torarolle (1858)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Februar 1858:
"Bei dem Unterzeichneten ist eine noch ganz neue, 1 Elle hohe, vorzüglich
schön und korrekt geschriebene Gesetzesrolle, Sefer Tora, zu einem
äußerst billigen Preis zum Verkauf ausgesetzt. Etwaige Liebhaber wollen
sich in portofreien Anfragen wenden an Moses Königsbacher in
Talheim bei Heilbronn, Königreich Württemberg." |
Nach
der Emigration: Hochzeitsanzeige von Moritz Manasse und Leoni geb. Marx (USA,
1942)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 30. Januar 1942: "Statt Karten.
Zu unserer am 1. Februar 1942 stattfindenden Trauung laden herzlich
ein
Moritz Manasse Leoni Manasse geb. Marx
früher Talheim - früher Baisingen
650 W. 177. Str., Apt. 43, N.Y.C.
Trauung Sonntag, 1. Febr., 1:00 Uhr
K'HALL ADATH JESHURUN 90 Bennett Ave., zw. 185. u. 186.
Str." |
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Die 1778 im württembergischen
Teil der Talheimer Burg (seitdem "Judenburg" bzw. "Judenschloss" genannt)
aufgenommenen jüdischen Familien haben sich alsbald einen Betsaal in der Burg
eingerichtet. Seit etwa 1792 hatte die Judenschaft mit Salomon Aron aus Königsbach
(später Salomon Königsbacher) einen Vorsänger und Lehrer. Er betrieb zur
Aufbesserung seiner bescheidenen Einkünfte einen Ellenwarenhandel.
Als die jüdischen Familien 1793 an der Nordwand des
Burghofes ein Back- und Waschhaus erbauen konnten, sollte der Betsaal in dessen
Obergeschoss verlegt werden. Die württembergische Zustimmung hatte hierzu
vorgelegen, dennoch empfanden die Vertreter des Deutschen Ordens, die die Rechte
über den anderen Teil der Talheimer Burg hatten, dies als eine Provokation. Der
deutschordische Amtmann verhinderte zunächst die auf den 4. Januar 1793
geplante Einweihung des Betsaales, indem er die Fenster und Läden des Betsaales
ausheben und die Kultgegenstände konfiszieren ließ. Hierbei sind die Talheimer
Juden weniger Opfer antijüdischer als vielmehr antiwürttembergischer Gefühle
geworden. Nach Auskunft der Juden hatte ihnen damals der deutschordische Beamte
gesagt, dass er ihnen die Einrichtung von drei Synagogen erlaubt hätte, wenn
sie bei ihm um den Schutz gebeten hätten.
Nach den Protokollen des deutschordischen Amtmannes vom
Januar 1793 wurde der damalige Betsaal aus nichtjüdischer Sicht so beschrieben:
"Eine altarartige Gezierte in der Mitte des Zimmers; eine vorn bei den Fenstern
angebrachte halbsteinerne und halbhölzerne Pyramide, die mit einem Vorhang
versehen war, worin hebräische Worte eingenäht waren. Hinter diesem war ein Kästchen,
worin – wie sie sagten – die Zehn Gebote eingelegt würden; ein Lehrstuhl,
geziert und ringsum mit Wachslichtern besteckt in der Mitte des Zimmers, neben
herum Bänke und viele Pulte; verschiedene messingene Kronleuchter, auch
messingene Ampeln von oben herabhängend. Es war auch ein besonderer
Frauenzimmerstand, nach Judenweise, auch beleuchtet, angebracht; dann ein
eisernes an der Wand bei der Türe angebrachtes Opferstöckchen, verschlossen".
Folgende Gegenstände wurden von den Vertretern des Deutschordens beschlagnahmt:
"Ein stoffener Vorhang mit seidenen Quasten, worin sieben Linien hebräische
Buchstaben mit Gold eingestickt waren, mit goldenen Borten eingefasst und von
oben mit goldener Krone und zwei Löwen geziert (es war der Vorhang vor der ‚altarmäßigen
Pyramide’, von Freudental entlehnt), zwei dazu gehörige Kränze, auch von
Stoff, mit gestickten goldenen Borten und seidenen Quasten", "sechs neue Vorhänge
(Umgang vor den Weiberstühlen); die gelb tafetene Pultdecke mit blauen Bändern":
"einen grüntafetenen chorhemdmäßigen Anzug, worauf zwei hebräische
Buchstaben von goldenen Borten angebracht waren"; drei messingene Kronleuchter;
eine große mit Brennöl angefüllt "Schabbesampel"; zwei dicke gelbe und eine
Menge kleinerer Wachskerzen, den Opferstock und zwölf Betstühle.
Ein jahrelanger Streit zwischen Württemberg und dem
Deutschorden war die Folge. Das neu erbaute "Bet-, Wasch- und Backhaus" war drei
Jahre lang dem eindringenden Regen, Sturm und Schnee ausgesetzt. Erst 1796 kam
die Erlaubnis, das Gebäude zu reparieren. Und erst Anfang Dezember 1803 erhielt
die jüdische Gemeinde die 1793 beschlagnahmten Gegenstände zurück.
1836 wurde das "Bet-, Wasch- und Backhaus" völlig
umgebaut. Neben der vergrößerten Synagoge befanden sich nun nach einer
Beschreibung von 1851 im unteren Teil das rituelle Bad sowie die Schule und die
Lehrerwohnung. 1857 erwarb die Gemeinde für die Schule ein eigenes Haus,
nachdem inzwischen schon seit 20 Jahren eine freiwillige israelitische
Konfessionsschule in Talheim bestand. 1870 ist die Synagoge nochmals
umfassend renoviert worden.
Eine wertvolle Stiftung zur Ausschmückung der Synagoge
erhielt die Talheimer Gemeinde im Frühjahr 1929. Der auf Schloss
Stettenfeld (nahe Untergruppenbach) wohnende Siegfried Levi übergab eine aus
kornblauem Samt gearbeitete Synagogengarnitur. Sie bestand aus einem Vorhang für
den Toraschrein, zwei Toramänteln, einer Schulchandecke und drei Decken für
Kanzel und Vorbeterpult. Am 1. Pessach-Tag im Frühjahr 1929 wurden die neuen
Paramente bei einem festlichen Gottesdienst in Anwesenheit des Stifters erstmals
ausgelegt.
In der Pogromnacht am 9./10. November 1938 kam es in
Talheim noch zu keinen Ausschreitungen. Erst in der darauf folgenden Nacht wurde
durch Sontheimer SA-Leute die Synagoge demoliert, Kultgegenstände auf dem
Kelterplatz verbrannt, die jüdischen Wohnungen verwüstet und die Bewohner
misshandelt. Die demolierte Synagoge zerfiel und musste, nachdem sie 1945 noch
durch Kriegseinwirkungen beschädigt wurde und 1952 bei einem Unwetter teilweise
einstürzte, in dem letztgenannten Jahr abgebrochen werden.
Eine Gedenktafel an der Burgmauer erinnert seit 1983
an den Standort der Synagoge.
Nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 konnten die
in Talheim noch verbliebenen Juden bis zu den Deportationen 1941/42 zu
Gottesdiensten noch im jüdischen Gasthaus "Löwen" (Hauptstrasse 9, Haus
besteht nicht mehr) zusammenkommen.
Fotos
Historische Fotos:
|
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|
Historische Aufnahme des
Talheimer Schlosses. Die Synagoge
steht noch: Dach unterhalb des
schlanken
Turmes |
Die Synagoge in Talheim |
Weiteres Foto des
"Judenschlosses", auf
dem das Dach des Synagoge jedoch verdeckt
ist (erhalten von Claire-Lise Rosenfield,
Geneva, NY) |
|
|
Plan:
|
Die Bauphasen der Talheimer Synagoge: der vordere
(linierte) Teil markiert das alte Wasch- und Bethaus von 1793;
- - -
markiert die erweiterte Synagoge von 1836;
- . - . - markiert den
Treppenhausanbau aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Germania Judaica III,2 S. 1448. |
| Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und
Hohenzollern.
1968. S. 173-176. |
| Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in
Kreis und Stadt Heilbronn. 1986. S. 230-235. |
| Theobald Nebel: Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Talheim.
1963. |
| ders./Siegfried Däschler-Seiler: Neubearbeitung von Die Geschichte
der jüdischen Gemeinde in Talheim. 1990. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 92-94. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Talheim. Few Jews resided in Talheim until the
second half of the 18th century, when a few families were allowed to occupy the
demolished western wing of a local castle and erect baking and mikve
facilities. The settlement developed under Wuerttemberg rule after 1806 and
reached a peak population of 122 in 1860, with some emigrating, mainly to the
U.S. Jews were fully integrated in the town's social life but were not active
politically. In 1933, 82 remained (total 1,512). Nazi pressure brought about the
social and economic isolation of the Jews. On 11 Nov. 1938, the day after the Kristallnacht,
SA troops wrecked the synagogue and beat and pillaged Jews in their homes. The
community was subsequently forced to "sell" the synagogue and Jewish
school building to the municipal council at a nominal price. In 1940-41, Jewish
men were put to forced labor paving a street; in 1941 a farm land still in
Jewish hands was impounded. Thirty-eight Jews managed to emigrate, 26 of them to
the U.S. Of the others, 38 perished after expulsion to the east in 1941-42.
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